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Sonstiges

AntifRAKtour 2019 erfolgreich zu Ende

Bei der „Rotzfrechen Asphaltkul­tur“ (kurz RAK) han­delt es sich um ein Net­zw­erk aus anar­chis­tis­chen und linken Straßenkünstler*Innen, das seit den 1970er Jahren beste­ht und auf kreative Art und Weise poli­tis­che Inhalte in die Öffentlichkeit trägt. Die Vielfalt der RAK geht aus den unter­schiedlichen Hin­ter­grün­den der einzel­nen Mit­glieder hervor.

2018 gab es so eine Tour zum ersten Mal, damals durch Sach­sen und Sach­sen-Anhalt. Auf der diesjähri­gen Tour wur­den Greif­swald, Anklam, Use­dom, Dem­min, Wol­gast, Neubran­den­burg, Wittstock/Dosse, Schw­erin und Ros­tock besucht. Die Aktions­for­men reicht­en von Straßen-Per­for­mances über Kundge­bun­gen bis zu Club-Konz­erten und stießen auf viel pos­i­tive Res­o­nanz. Das Net­zw­erk will den öffentlichen Raum, auch in struk­turschwachen Regio­nen, nicht dem neurecht­en Gedankengut überlassen.

Diese Tour hätte ohne die zahlre­ichen Unter­stützen­den nicht stat­tfind­en kön­nen. Daher bedankt sich die RAK bei allen Beteiligten: Den Leuten, die bei der Crowd­fund­ing-Kam­pagne gespendet haben; den Men­schen, die uns als „Road­ies“ zur Seite standen; den Pro­jek­ten, die uns Unterkun­ft gewährt haben; der KüfA-Gruppe, die uns kuli­nar­isch ver­sorgt hat; dem Filmteam, das unsere Aktio­nen aufgeze­ich­net hat und eine Doku­men­ta­tion erstellen will; den Men­schen und Ini­tia­tiv­en, die die Ver­anstal­tun­gen und Kundge­bun­gen vor Ort organ­isiert haben; und zu guter Let­zt allen Men­schen, die zu unseren Aktio­nen und Konz­erten gekom­men sind. Bleibt kämpferisch!

Diese Welt muss nicht bleiben, wie sie ist.

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Sonstiges

Queerfeminist Holidays | Workshops, Konzert & Party

Wir nehmen uns Raum! Und zwar am 01. Juni im JWP Neu­rup­pin. Weil wir uns aus­tauschen und unsere Erfahrun­gen, Fähigkeit­en und Wis­sen teilen wollen in einem gesicherten Rah­men. Frei von abfäl­li­gen Klugscheißer*innenkommentaren, Macht­demon­stra­tio­nen und Macho-Attitü­den, wollen wir die Möglichkeit geben sich Skills anzueignen im Punk­to Ton­tech­nik und DJ*ing. All das wollen wir dann im Anschluss mit allen feiern!

01.06.2019 | ab 14 Uhr | Soziales Zen­trum (Bahn­hof­s­traße 10A, 16816 Neuruppin)

PROGRAMM
Ab 14 Uhr FLTIQ*-only Workshops
■ Grund­la­gen der Ton­tech­nik m2it den TCX Crew – Tekchix
DJ*ing mit DJ Freshfluke
Außer­dem Graf­fi­ti & veg­anes BBQ

Ab 21 Uhr All-gen­der Konz­ert & Party
■ Finna
■ Lady Lazy
■ Fabb Allstars
■ Joldi

FLTIQ* only meint, dass die Work­shops nur für Per­so­n­en offen sind, die sich als Frauen*, Les­ben, trans‑, intergeschlechtliche sowie Queers Men­schen definieren. Die Kat­e­gorie umfasst darüber hin­aus auch alle Per­so­n­en, die sich nicht als cis-männlich definieren. Cis bedeutet, dass sich die Per­son mit ihrer Geschlecht­si­den­tität iden­ti­fiziert, die ihr bei der Geburt zugewiesen wurde. Please respect!

All-gen­der meint, dass das Konz­ert & die Par­ty für alle offen ist. Trotz­dem gilt: No Mack­er, No Sex­ism, No Bullshit!

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Sonstiges Wohnen & Stadt

Offener Brief an die Partei „Die Linke“ Kreisverband Potsdam

Sehr geehrte Genoss*Innen,
wir wis­sen nicht, ob Ihnen diese Anrede außer­halb der DDR-Geschichte etwas bedeutet und auch nicht, ob Ihnen als „Linke“ die Mei­n­ung ander­er Link­er etwas am Herzen liegt? Wir
ver­suchen es trotzdem…

Zu Uns
Wir sind die Gruppe, die am 21.09.2018, also zwei Tage vor der Bürg­er­meis­ter­wahl in Pots­dam, das Haus in der Guten­bergstraße mit der Num­mer 67 beset­zt hat. Die Besetzung
fand an diesem Tag statt, um kurz vor der Bürg­er­meis­ter­wahl, auch in Verbindung mit der am Tag darauf fol­gen­den „Stadt für Alle“ Demon­stra­tion, eine kleine Kam­pagne gegen die Woh­nungspoli­tik der Stadt Pots­dam zu ini­ti­ieren. Mit ca. 1000 Demonstrant*Innen und durch zeitliche Nähe zur Beset­zung wür­den wir dieses Vorhaben dur­chaus als erfol­gre­ich beze­ich­nen. Die ehe­ma­lige Schule, die wir beset­zten, wird, vielle­icht auch durch unsere Aktion, als feste Schulein­rich­tung geplant und auch die Turn­halle in der Kur­fürsten­straße, die vom Verkauf und Umbau zu Luxus­woh­nun­gen bedro­ht war, bleibt nun in kom­mu­naler Hand und wird als Turn­halle für die Schule in der Guten­bergstraße saniert.

Wir und die „Linkspartei“!
An der Demo nach der Beset­zung, also am 22.09., nahm auch die Bürg­er­meis­terkan­di­datin der „Linken“ Mar­ti­na Trauth mit ein­er Gruppe ander­er Parteim­it­glieder teil. Zu erken­nen waren sie an Fah­nen der „Linkspartei“. Sie wur­den zu beginn der Demon­stra­tion gebeten ihre Fah­nen nicht mitzuführen und kamen der Auf­forderung auch nach. Auch das Mot­to unser­er Demo „Stadt für Alle“ wird von der Linkspartei genutzt und dadurch eine Nähe zu sozialen Bewe­gun­gen in der Stadt sug­geriert, die es unser­er Mei­n­ung nach nicht gibt.
„Die Linke“ als Name beansprucht etwas, das die Real­ität in Pots­dam wider­legt, näm­lich noch ein Gespür für Bewe­gun­gen ausser­halb von Par­la­menten und Gremien zu haben. Die „Linke“, die in Bran­den­burg Polizeige­set­zver­schär­fun­gen mit organ­isiert, die vor zwanzig Jahren undenkbar gewe­sen wären, die den Ver­fas­sungss­chutz mit auf­s­tock­en wird, obwohl
im NSU-Auss­chuß ein Skan­dal nach dem anderen ans Licht kommt, die jedem zwielichti­gen „Investor“ (RAW Gelände, Schwimm­bad, Kramp­nitz) den Roten Tep­pich aus­rollt, diese Linke hat mit unser­er Vorstel­lung von ein­er besseren Welt nichts zu tun. Wir sehen sie, angesichts ihres Han­dels, zuse­hends als Geg­ner­in und immer sel­tener als mögliche Bünd­nis­par­terin. Auch wenn wir uns bei Ver­anstal­tun­gen gegen Nazis, ob Kam­er­ad­schaften oder AFD, meis­tens auf der sel­ben Seite der Block­ade wiederfind­en, hat es sich damit eigentlich schon erledigt. Tak­tier­ereien von Schar­fen­berg um das Schwimm­bad, die Fach­hochschule, Mer­cure und Stau­den­hof wer­den mit großen Worten als his­torisch umschrieben, ändern aber grundle­gend nie etwas an der Ten­denz zu pri­vatisieren, abzureißen oder zu ver­drän­gen. Wir wür­den behaupten, dass die Beset­zung der
Fach­hochschule mehr Ein­fluss auf den Verkauf des Grund­stück­es darunter genom­men hat und die zukün­ftige Sozial­struk­tur mit bee­in­flusst, als irgen­dein­er von den erwäh­n­ten his­torischen Kom­pro­mis­sen. Im Fall Mer­cure wird etwas für sich, also für die Pots­damer Linkspartei, beansprucht, das nur Real­itäten anerken­nt, weil ein Ankauf durch die Stadt wirk­lichkeits­fremd und ein Abriss nicht zu real­isieren gewe­sen wäre. Das Tak­tieren im Zusam­men­hang mit dem Bürg­er­begehren gegen die Gar­nisonkirche kann man dur­chaus als Ver­rat an den Ini­tia­tiv­en inter­pretieren, die das Begehren betrieben haben. Unterm Strich hat die Linkspartei durch ihr Abstim­mungsver­hal­ten eine Bürger*Innenbefragung aktiv ver­hin­dert. Angesichts dieser Fak­ten haben wir wenig Hoff­nung, dass sich an dieser Poli­tik hin­sichtlich der Pläne zum Rechen­zen­trum und Stau­den­hof etwas ändern wird. Die Pots­damer Linkspartei erweckt eher den Ein­druck, als ver­ste­he sie die Äng­ste vor Ver­drän­gung der ärmeren Potsdamer*Innen gar nicht, geschweige denn, dass sie sie über­haupt noch wahrnimmt.

Ihr kön­ntet auch anders!
Es ist kein Geheim­nis, dass die Außer­par­la­men­tarische Linke ihre Sor­gen und Prob­leme mit Macht­struk­turen und Hier­ar­chien in Parteien hat, uns geht es genau­so! Wir sind aber bereit
und dazu in der Lage Bünd­nisse einzuge­hen, zum einen mit bürg­er­licheren Ini­tia­tiv­en, aber auch mit Parteien. Das hal­ten wir angesichts des Recht­srucks in der Poli­tik für geboten. Der kle­in­ste gemein­same Nen­ner darf dabei aber nicht das dif­fuse Gegen­Rechts­Ge­fühl sein. In Berlin ste­ht die „Linke“ offen­sichtlich in direk­terem Aus­tausch mit Grup­pen und Ini­tia­tiv­en in der Stadt. Bürg­er­begehren nehmen dort Ein­fluss auf Stadt­poli­tik, wenn zum Beispiel aktuell vom Sen­at eine Enteig­nung der „Deutsche Wohnen“ in Betra­cht gezo­gen wird und Vorkauf­s­rechte in Anspruch genom­men wer­den um Milieus und Struk­turen vorm Ren­diteausverkauf zu beschützen.
Poli­tik muss sich an Ergeb­nis­sen messen lassen, was natür­lich schwierig ist, wenn unser Kampf gegen Wind­mühlen hier und da nur kleine Erfolge ermöglicht. Wenn mal ein Bürg­er­recht gestärkt oder kom­mu­nales Eigen­tum ver­größert wird, kann der Ein­druck entste­hen, dass alles gut ist oder zumin­d­est bess­er wer­den kön­nte, aber im großen und ganzen wird dabei die Frage nach der Sys­tem­atik sel­ten gestellt. Wir fra­gen uns welche
Utopi­en eine Linkspartei hat, wenn ihr das Wort Sozial­is­mus nicht mehr über die Lip­pen rutscht, außer bei Folk­lorever­anstal­tun­gen wie dem Rosa Lux­em­burg Gedenken. Rosa
Lux­em­burg war Rev­o­lu­tionärin, sie wollte nicht ein Stück der Macht im Kap­i­tal­is­tis­chen Ringel­reien, sie wollte den Kap­i­tal­is­mus zer­stören und als Lehre aus dem Ersten Weltkrieg
etwas anderes erschaf­fen. Dafür wurde sie ermordet! Wenn sie aber als Ikone der Linkspartei her­hal­ten soll, muss sich irgen­det­was von ihren Ideen auch im kle­in­sten Kreisver­band wiederfind­en und das Par­a­dig­ma sein nach der sich linke Poli­tik aus­richtet, auch wenn es nur das Beken­nt­nis ist, Poli­tik für die Opfer dieser Gesellschaft und der
kap­i­tal­is­tis­chen Aus­beu­tung zu machen. Eine Utopie für eine bessere Gesellschaft kommt uns angesichts der realen Ver­hält­nisse zu hochge­grif­f­en vor. Also bleiben wir beim hier und jet­zt: Statt für Speku­lanten lieber mal Poli­tik für Stadt­teilini­tia­tiv­en machen, statt Pri­vatisierung, Rekom­mu­nal­isierung, statt Miete nach oben, Löhne nach oben.
Auf uns bezo­gen heißt das, dass in diesem Jahr Gerichtsver­fahren anste­hen, weil wir uns durch eine Beset­zung in die Stadt­poli­tik eingemis­cht haben. Die Ver­fahren kosten Geld und die öffentliche Wahrnehmung bes­timmt let­z­tendlich den Erfolg von Bewe­gun­gen außer­halb von Parteipoli­tik. Will die Pots­damer Linkspartei in irgen­dein­er Form noch Bezugspunk­te zu dieser Bewe­gung haben, sollte sie Grup­pen wie unsere unter­stützen, Öffentlichkeit schaf­fen und die Stadt Pots­dam auf­fordern, die Anzeigen zurück zu nehmen. Unser
Anliegen endet natür­lich nicht in dem Moment, in dem wir freige­sprochen oder nicht verurteilt wer­den. Wir wer­den weit­er demon­stri­eren, vielle­icht auch wieder beset­zen. Ob es
dabei in irgen­dein­er Weise Sinn macht mit der „Linken“ für eine „Stadt für Alle“ zu demon­stri­eren, hängt auch davon ab, wie sich die Poli­tik der Partei in Zukun­ft gestaltet.
In diesem Sinne

Die Besetzer*Innen der Gubbi67

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Arbeit & Soziales Sonstiges

Zwangsräumung einer 76-jährigen Mieterin in Cottbus

In let­zter Minute haben Mieter der eG Wohnen und Aktivis­ten des Sol­i­dar­ität­snet­zw­erks Cot­tbus am Dien­sta­gnach­mit­tag gegen eine Zwangsräu­mung am Mittwochmor­gen in Cot­tbus-Sach­sendorf protestiert. Eine 76-jährige Rent­ner­in ist die let­zte Bewohner­in des Auf­gangs „Am Stad­trand 15“ und muss diesen entsprechend eines Gerichts­beschlusses aus dem Feb­ru­ar 2019 ver­lassen. Der Block soll abgeris­sen wer­den, ein konkreter Ter­min ist jedoch noch nicht bekannt.

Sie und das Sol­i­dar­ität­snet­zw­erk fordern, das der 76-Jähri­gen als Genossen­schaft­lerin der eG Wohnen zugesicherte lebenslange Wohn­recht müsse gewährleis­tet wer­den und eine adäquate Ersatz­woh­nung gestellt wer­den. „Die heute Betrof­fene ist nicht allein. Bei unser­er Kundge­bung sind trotz extrem kurzfristiger Ein­ladung mehrere weit­ere Betrof­fene aus Sach­sendorf erschienen. Es kann doch nicht sein, dass eine Rent­ner­in mit ein­er Armut­srente von ihrer eige­nen Woh­nungs­baugenossen­schaft ohne Ersatz­woh­nung auf den freien Woh­nungs­markt in Cot­tbus und somit auch in Abhängigkeit von Grund­sicherung gedrängt wird. Die eG Wohnen wird ihrem eige­nen sozialen Anspruch hier abso­lut nicht gerecht.“, so Lisa Pötschke vom Solidaritätsnetzwerk.

20 Per­so­n­en haben den Aktivis­ten zufolge die Forderung nach dem sofor­ti­gen Stopp der Zwangsräu­mung bis zum Umzug in eine „angemessene Ersatz­woh­nung“ bei der Geschäftsstelle der eG Wohnen am Bran­den­burg­er Platz übergeben und diesen danach mit ein­er spon­ta­nen Kundge­bung am Sprem­berg­er Turm Nach­druck verliehen.

Die von der Räu­mung bedro­hte Rent­ner­in geht auch weit­er­hin rechtlich gegen die beschlossene Zwangsräu­mung vor. Noch am Dien­stagabend legte sie erneut Rechtsmit­tel dage­gen ein. Die Beschw­erde ver­weist auf die bish­er erfol­glose Suche nach ein­er adäquat­en Ersatz­woh­nung der Mieterin, obwohl sich diese an das Sozialamt gewen­det habe und argu­men­tiert, der Auf­schub der Zwangsräu­mung sei der eG Wohnen zumut­bar, da der Abriss bish­er noch nicht ter­miniert sei.

Weit­ere Infor­ma­tio­nen und Bild­ma­te­ri­alien zu der Aktion find­en Sie auf: http://soli-net.de/cottbus-solidaritaet-mit-heidemarie-zwangsraeumungen-verhindern/

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus Sonstiges

Todesmärsche sind Verbrechen im Sichtfeld der Bevölkerung

Rede­beitrag des VVN-BdA Potsdam

Danke für euer Kom­men und sol­i­darische sowie antifaschis­tis­che Grüße von der VVN-BdA Pots­dam. Wir haben uns hier in Pots­dam-Drewitz ver­sam­melt, um an den Todes­marsch der fast 2000 aus dem Konzen­tra­tionslager-Außen­lager Lieberose nach Nor­den in Rich­tung Sach­sen­hausen getriebe­nen Häftlinge zu erin­nern. In Lieberose fand Zwangsar­beit und Ver­nich­tung durch schwere Tätigkeit­en im Rah­men des dor­ti­gen SS-Trup­penübungsplatzes „Kur­mark“ statt. Bere­its Ende Jan­u­ar 1945 gab es den Befehl zur Auflö­sung und Besei­t­i­gung des Lagers und den Abtrans­port von rund 600 jun­gen und kranken Häftlin­gen mit dem Zug nach Sach­sen­hausen, wo sie in der Sta­tion Z ermordet wurden.

Am 02. Feb­ru­ar 1945 begann der Todes­marsch der knapp 2000 Häftlinge, die zurück­ge­bliebe­nen 1000 Men­schen, also kranke und marschun­fähige, erschossen die SS-Wach­mannschaften und ver­schar­rten sie anschließend in Gruben. Der Todes­marsch aus Lieberose führte über Goy­atz nach Teupitz und Zossen, weit­er nach Lud­wigs­felde und schließlich am 07. Feb­ru­ar nach Drewitz. Hier über­nachteten sie in ein­er Sche­une auf einem Gut­shof. Am 08. Feb­ru­ar zogen die Häftlinge weit­er durch Pots­dam, mit der Über­nach­tung in ein­er Rei­thalle ein­er Kaserne, bis es nach Falkensee und von wo es hier mit LKW oder S‑Bahn zum Zielort nach Sach­sen­hausen weiterging.

Damit zog dieser Todes­marsch nicht ein­fach nur durch die Stadt Pots­dam, son­dern durch einen Großteil des heuti­gen Land Bran­den­burgs und ver­di­ent deswe­gen unsere Erin­nerung und unser Gedenken. Doch er war nur ein­er von vie­len Todesmärschen, die seit Ende 1944 vor allem im Kernge­bi­et Deutsch­lands durchge­führt wur­den. Es waren nicht viele, die die Todesmärsche über­lebten. Groß war die Zahl der­er, die tot auf dem Weg zurück­blieben. Hunger, Entkräf­tung, Kälte und Frost und nicht zulet­zt die Qualen der sie beglei­t­en­den SS-Mannschaften und ander­er Trup­pen, aber auch Gehil­fen oder Zivil­bevölkerung, waren ihre Begleiter.

Auch hier in Drewitz gab es kurz vor dem Weit­er­marsch nach Pots­dam die Aus­sortierung von soge­nan­nten Marschun­fähi­gen. Die Häftlinge mussten auf Befehl in ein großes Grab steigen und darin niederknien. Es ist kaum vorstell­bar, welche Gefüh­le die Häftlinge in diesem Moment erlebten. Wer nicht mit marschieren kon­nte, den erschoss unter anderem der SS-Rot­ten­führer Erich Schemel.

Die Todesmärsche sind Ver­brechen, die direkt im Sicht­feld der Bevölkerung stat­tfan­den. Und wie es in der Ein­ladung zur heuti­gen Gedenkver­anstal­tung ste­ht, waren die zahlre­ichen Todesmärsche der lei­den­den Häftlinge, die sich durch Dör­fer, aber auch durch Städte wie Pots­dam quäl­ten, mal­trätiert von ihren Peinigern, aber auch geduldet von der Bevölkerung, unüberse­hbar und der let­zte Akt des nation­al­sozial­is­tis­chen Ter­ror­regimes und sein­er bru­tal­en, anti­semi­tis­chen und ras­sis­tis­chen Ideologie.

Und auf einen Punkt will ich noch kurz einge­hen. Lieberose war nicht auss­chließlich Stan­dort eines Außen­lagers des Konzen­tra­tionslagers in Sach­sen­hausen, son­dern in den let­zten Jahren der nation­al­sozial­is­tis­chen Herrschaft wurde daraus das größte Konzen­tra­tionslager im Gebi­et des Deutschen Reichs, das in die Ver­nich­tung der europäis­chen Juden einge­bun­den war. Während vom Herb­st 1943 bis zum Som­mer 1944 vor­wiegend poli­tis­che Häftlinge aus Deutsch­land, Frankre­ich, Nor­we­gen, Polen und der Sow­je­tu­nion aus den Konzen­tra­tionslagern Sach­sen­hausen und Groß-Rosen nach Lieberose gebracht wur­den, änderte sich die Sit­u­a­tion mit der Ankun­ft eines Trans­portes von ungarischen Juden im Juni 1944 aus Auschwitz. Der Anteil der jüdis­chen Häftlinge in Lieberose erhöhte sich auf bis zu 90% und damit wurde das Lager zu einem Teil der Shoa auf deutschem Boden, also ein Ver­nich­tungslager hier im Land Brandenburg.

Been­den möchte ich meinen Rede­beitrag mit dem Gedicht ein­er 16-jähri­gen Schü­lerin und ihren Erfahrun­gen nach dem Besuch des Konzen­tra­tionslagers Sach­sen­hausen, in dem sie die schein­bare Ahnungslosigkeit aller Beteiligten und Nicht-Beteiligten, sowie das Unfass­bare der Ver­nich­tung aber auch gle­ichzeit­ig die Wichtigkeit des heuti­gen Erin­nern und Gedenkens zum Aus­druck bringt:

Ein Baum wird gepflanzt

- die Trauerweide -

Kann nichts fühlen

nichts ver­ste­hen

Doch jedes Blatt

und jed­er Zweig

erzählt ihre Geschichte

Ein Baum wird gepflanzt

- die Trauerweide -

Hörte Schreie

sah die Qualen

Und heut

ver­sucht sie

uns zu zeigen

wie hil­f­los

alle waren

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Antifaschismus Sonstiges

Wir künden Euch von einem Heiland, ähhh …. Gauland

INFORIOT — Sternsin­gen fällt hierzu­lande unter das Brauch­tum und ist damit keine genehmi­gungspflichtige Ver­samm­lung oder ähn­lich­es. Warum, wo, von wem oder was gesun­gen wird, wurde am 06.01. in Pots­dam kreativ­er aus­gelegt — die Tra­di­tion wurde unter dem Mot­to “Es gibt kein ruhiges Win­ter­land!” kurz­er­hand gekapert. Die Aktion fand par­al­lel zum AfD-Lan­despartei in Rangs­dorf statt. Die Stim­men vere­in­ten sich zu einem Protestchor an AfD-bezo­ge­nen Orten in der Stadt mit ins­ge­samt vier Sta­tio­nen, unter anderem dem Wohn­haus von Alexan­der Gauland oder Lokalitäten, die gerne AfD-Ver­anstal­tun­gen in ihren Läden aus­richt­en. Rede­beiträge klären über den jew­eil­gen Kon­text auf und wie es Sternsinger_innen nun ein­mal tun wurde ein “Segensspruch” mit Krei­de hin­ter­lassen: 20*FCK+AFD*19.

Plakat zur VeranstlungNeben dem Protest, der guten Laune und dem Sicht­bar­ma­chen von AfD-rel­e­van­ten Orten wurde mit den Liedern antifaschis­tis­chem Wider­stand und Partisan_innen gedacht. Mit Hil­fe der aus­geteil­ten Lied­hefte kon­nten die Teil­nehmenden die Arbeit­er_in­nen- und Partisan_innenlieder — begleit­et von Gitarre und Trom­mel — schnell mitsin­gen. Zur Stärkung gab es Glüh­wein und Punsch.

Wohl nicht nur weil einige sich auch verklei­det hat­ten kam die Aktion gut an. Zahlre­iche ange­sproch­ene Passant_innen reagierten pos­i­tiv, einige schlossen sich sog­ar zeitweise an und san­gen mit.

Für die, die nicht dabei sein kon­nten und sich fra­gen, wie die Aktion der “Antifaschis­tis­chen Sternsinger_innen” es geschafft hat, den Bogen zu Span­nen zwis­chen Gedenken, Protest, Spaß und Anschlussfähigkeit: hier der Rede­beitrag der “Antifaschis­tis­chen Sternsinger_innen”, der vor dem Wohn­haus von Alexan­der Gauland gehal­ten wurde:

Liebe Fre­undin­nen und Fre­unde, werte Nachbarschaft,

Wir sind die Antifaschis­tis­chen Sternsinger_innen und kün­den Euch von einem Hei­land, ähhh …. Gauland, der sich in dieser Gegend niederge­lassen haben soll.

Die Rede ist von ihrem Nach­barn Alexan­der Gauland, seinesze­ichens Frak­tionsvor­sitzen­der der AfD im Bun­destag. Bekan­nt durch Hun­dekrawat­te, in Aus­nah­me­fälle auch lediglich in Bade­hose anzutreffen.

Er bläst gerne zum Jagen, doch am lieb­sten het­zt er in guter, alter deutsch­er Tradition.

Denn er ist ein „Kon­ser­v­a­tiv­er“ — wie er nicht müde wird, zu beto­nen. Viele sein­er Ansicht­en sind dabei so gut kon­serviert, dass sie glatt aus den 30er Jahren stam­men kön­nten: So dürften ihmzu­folge die Deutschen dur­chaus Stolz empfind­en für die großar­ti­gen Leis­tun­gen der deutschen Sol­dat­en im ersten und zweit­en Weltkrieg. Eine Zeit, die der ältere Herr von Nebe­nan bekan­nter­maßen als „Vogelschiss“ in ver­meintlichen 1000 Jahren deutsch­er Geschichte bezeichnete.

Über­all im achso christlichen Abend­land touren ger­ade als Könige verklei­dete Kinder und Erwach­sene durch die Gegend. In Beru­fung auf kirch­liche Mythen ziehen sie von Haus zu Haus und sam­meln Geld für milde Zwecke. Nach Sternsinger­sitte müssten wir jet­zt eigentlich klin­geln und das Haus seg­nen, doch das ist mit­nicht­en unsere Absicht. Unsere Botschaft lautet vielmehr: Es gibt kein ruhiges Win­ter­land! Nicht beim Baden, nicht in den eige­nen vier Wän­den, nicht beim Ital­iener um die Ecke!

Es mag irri­tieren wie wir uns hier ver­sam­meln, ein paar Lieder trällern und dann doch alles so weit­er­läuft wie bish­er. Unsere Lieder han­deln vom antifaschis­tis­chen Wider­stand früher und heute. Wir gedenken unseren Genossin­nen und Genossen, die in diesen Kämpfen ihr Leben gaben. Sie wur­den für Ihren Ein­satz ver­fol­gt, gefoltert, deportiert, ermordet. Es ste­ht für uns außer Frage, dass wir ihr Gedenken bewahren wollen und nicht das ihrer Mörderin­nen und Mörder.

Die Geschichte hat uns gelehrt, dass es keines bar­barischen Antlitz braucht, um die Bar­barei voranzutreiben. Gauland, von Storch und Co. beto­nen ihre Bürg­er­lichkeit in Auftreten und Stil. Doch dahin­ter steckt die ewig gestrige Botschaft: manche Men­schen seien mehr „wert“ als andere. Sie wollen alles aus­merzen, das ihr Welt­bild ins Wanken bringt. Als geistige Brand­s­tifter für aus­führende Mobs im ganzen Land haben sie sich jet­zt schon schuldig gemacht an feigen Anschlä­gen, Het­z­jag­den und Morden.

Gauland ist wohl grad nicht hier. An diesem Woch­enende find­et im nahen Rangs­dorf der AfD- Lan­desparteitag statt. Dort prügeln sich alte und neue AfDler um die begehrten Lis­ten­plätze zur anste­hen­den Land­tagswahl. Im Nach­barort Mahlow prügel­ten von 22 Jahren ihre Gesin­nungsgenossen Noel Mar­tin fast zu Tode. Im sel­ben Land­kreis gab es erst vor zwei ein­halb Jahren einen Bran­dan­schlag auf eine Geflüchtetenunterkunft.

Die bei­den Fälle illus­tri­eren: ras­sis­tis­che Gewalt ist kein neues Phänomen und wurde auch nicht durch die AfD her­vorge­bracht. Doch sie sichert die Kon­ti­nu­ität des Ras­sis­mus in Deutschland.

Mit Ihr gibt es nun einen par­la­men­tarischen Arm des Bie­der­meier­tums und des bornierten Hasses.

Lasst uns gemein­sam dafür sor­gen, dass die Men­schen­has­s­er — mit und ohne Parteibuch — nicht weit­er Land gewin­nen. Lasst uns gegen sie ansin­gen und ankämpfen. Damit sie eines Tages sang- und klan­g­los unter gehen!

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Sonstiges

Institutioneller Rassismus — benennen, anerkennen, beseitigen”

Impulse und Gespräche mit Sabine Seyb von “Rea­chOut”, Berlin, Augus­to Jone Munjun­ga von Palan­ca e.V., Eber­swalde und Mar­cus Rein­ert vom Vere­in Opfer­per­spek­tive, Pots­dam. Mod­eriert von Sofia Hamaz.
Ort: Mar­tin-Luther-Saal, Kirch­straße 6, 16225 Eberswalde
Tag der Men­schen­rechte, Mon­tag, 10. Dez., 19 Uhr:
Her­zliche Ein­ladung im Rah­men des Gedenkens und Mah­nens anlässlich des 28. Todestages von Amadeu Antonio.
Afrikanis­ch­er Kul­turvere­in Palan­ca e.V.
Barn­imer Kam­pagne “Light me Amadeu”

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Law & Order Sonstiges

Wichtiger denn je – tretet in die Rote Hilfe ein!

Alle Jahre wieder ver­sucht der Staat­sap­pa­rat mit der Forderung des
Ver­bots der Roten Hil­fe und ander­er link­er Organ­i­sa­tio­nen jedes allzu
grundle­gende Auf­begehren gegen die Herrschaft von Kap­i­tal und Staat zu
krim­i­nal­isieren und so im Keim zu erstick­en. Aktuell ist es das
Bun­desin­nen­min­is­teri­um unter Horst See­hofer (CSU), das die Rote Hilfe
e.V. ver­bi­eten möchte.
Ger­ade in Zeit­en, in denen Polizeige­set­ze in allen Bun­deslän­dern und
auch in Bran­den­burg ver­schärft wer­den sollen, Ras­sis­mus und
Frem­den­feindlichkeit wieder wach­sen und linke Struk­turen angegriffen
wer­den, ist Sol­i­dar­ität überlebenswichtig.
Die Rote Hil­fe hat ihre Tra­di­tion im antifaschis­tis­chen Kampf der 1920er
Jahre. Heute hat sie in ihren 43 Orts­grup­pen über 9000 Mit­glieder im
ganzen Land. Durch die Sol­i­dar­itäts- und Öffentlichkeit­sar­beit für
betrof­fene linke Aktivist*innen ist sie mit­tler­weile zur größten linken
Organ­i­sa­tion in Deutsch­land gewor­den, die weit­er­hin Mit­glieder gewinnt.
Die Rote Hil­fe gibt Hil­festel­lung im Fall von Ermit­tlungsver­fahren oder
vor Gericht. Wir organ­isieren Ver­anstal­tun­gen, ver­mit­teln Anwält*innen
oder leis­ten finanzielle Unter­stützung für Aktivist*innen. Ob bei
Anti-Pogi­da-Demos, Haus­be­set­zun­gen in der Pots­damer Innen­stadt oder bei
Aktio­nen gegen die AfD: die Rote Hil­fe unter­stützt die Betroffenen.
Der Angriff auf die Rote Hil­fe ist ein Angriff auf die
außer­par­la­men­tarische linke Arbeit, auf den Anti­ras­sis­mus, den
Antifaschis­mus und den Antikap­i­tal­is­mus. Zeigt euch sol­i­darisch – tretet
in die Rote Hil­fe ein!
Eure Rote Hil­fe Potsdam
& Bran­den­burg Südwest

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Sonstiges

Aufruf zur Demo gegen das Brandenburger Polizeigesetz

Kurz nach­dem in Bay­ern, Baden-Würt­tem­berg und in NRW die schärf­sten deutschen Polizeige­set­ze seit Nazi-Zeit­en ver­ab­schiedet wur­den, will nun auch Bran­den­burg weitre­ichende Maß­nah­men ergreifen und die Bürger*innenrechte einschränken.
Der Feind stand immer links
Die Ver­schär­fung der Polizeige­set­ze ste­ht in alter bun­desre­pub­likanis­ch­er Tra­di­tion. Not­stands­ge­set­ze, Berufsver­bote, Ter­ror­is­mus­para­grafen, Abtrei­bungsver­bote, Schleier­fah­n­dung, Tele­fonüberwachung sind hier nur einige Schlag­worte. In den 50er und 60er Jahren diente die poli­tis­che Repres­sion vor allem dem Kampf gegen Kommunist*innen. In den 70er und 80er Jahren traf es dann die Student*innenbewegung. Die Hausbesetzer*innenbewegung wurde krim­i­nal­isiert und Aktivist*innen der Umwelt­be­we­gung verk­loppt und schikaniert. In den 90er bzw. 2000er Jahren wur­den dann immer wieder antifaschis­tis­che Grup­pen mit Vor­wür­fen und Ankla­gen kon­fron­tiert, krim­inelle oder ter­ror­is­tis­che Vere­ini­gun­gen gegrün­det zu haben.
Alles hat ein Ende nur die Geset­zesver­schär­fung hat keins
Nach­dem schon im Jahr 2006 der Bran­den­burg­er Polizei deut­lich aus­geweit­ete Befug­nisse zur Überwachung zuge­s­tanden wur­den, wird sich dieser Zus­tand mit dem aktuell disku­tierten Polizeige­setz noch ein­mal zus­pitzen. Um ver­schlüs­selte Kom­mu­nika­tion bess­er kon­trol­lieren zu kön­nen, soll es nun möglich sein, in die Woh­nun­gen verdächtigter Per­so­n­en einzu­drin­gen. Sog­ar “präven­tive” Abhör­maß­nah­men sind geplant und bei „Gefahr im Verzug“ kön­nen diese ohne richter­lichen Beschluss erfol­gen. Als „dro­hende Gefahr“ kann prinzip­iell alles uner­wün­schte Ver­hal­ten betitelt wer­den, es braucht keinen konkreten Geset­zesver­stoß mehr, um in den Fokus der Repres­sions­be­hör­den zu ger­at­en. „Zur Abwehr ein­er Gefahr“ darf der Aufen­thalt an „bes­timmten Orten“ oder der „Kon­takt mit bes­timmten Per­so­n­en“ ver­boten wer­den. Die Ausle­gung dieser Geset­ze obliegt jenen Behör­den, die in Pots­dam bere­its linke Haus­pro­jek­te und bspw. eine Ver­fas­sungss­chutz-kri­tis­che Ver­anstal­tung bespitzeln ließen. Der Wahnsinn führt soweit, dass sog­ar für Besuchende ein­er Wei­h­nachts­feier Ein­träge angelegt wur­den. Der VS rauscht nach wie vor an jed­er vom bürg­er­lichen Rechtsstaat propagierten Norm vor­bei. Oder wie es der immer noch amtieren­den VS-Chef Hans Georg Maaßen for­muliert: “Bei uns kann man das machen, was man schon immer machen wollte, nur ist es legal.“
Kon­ter­rev­o­lu­tion ohne Revolution
Aber woher weht der Wind? Warum erleben wir zur Zeit weltweit eine furcht­bare Rolle rück­wärts in der Geschichte? Weltweit, von Trump über Bol­sonaro in Brasilien, Salvi­ni in Ital­ien, Duterte in Indone­sien und von den Australier*innen mit ihren aus­ge­lagerten Elend­slagern für Refugees ganz zu schweigen. Chi­na will bis 2020 ein Sys­tem sozialer Kred­it­punk­te anlegen.
Die weltweite Aufrüs­tung gegen die jew­eils eigene Bevölkerung macht nur da Sinn, wo es eine Bedro­hung gibt, eine angenommene oder eine reale. Aber von wem geht diese Bedro­hung aus? Wer kön­nte all diese Staat­en ins Chaos stürzen, wenn sie nicht von starken Män­nern* mit viel Gewalt zusam­menge­hal­ten wür­den? Die Ursache der Bedro­hung liegt in dem derzeit herrschen­den Wirtschaftssys­tem. Es erweist sich in zunehmenden Maße als dys­funk­tion­al. Ori­en­tiert am Prof­it der jew­eili­gen Unternehmung rauschte es schon immer  an den ele­men­tarsten Bedürfnis­sen der Men­schheit vor­bei und ver­nichtet stattdessen Natur und Gesellschaft. Hinzu kom­men die seit Jahren fal­l­en­den Prof­i­trat­en welche nur durch staatliche Inter­ven­tio­nen wie Dereg­ulierungs­maß­nah­men und Sozial­isierung der Ver­luste gestützt wer­den. Alle Finanzblasen, alle Immo­bilien- und Kred­it­blasen sind in der Ver­gan­gen­heit an irgen­deinem Punkt geplatzt. Sie wer­den es weit­er­hin tun. Die let­zte schwere Wirschaft­skrise von 2007 kon­nte nur durch die mas­sive Ver­staatlichung der Ver­luste der Banken (also die Banken­ret­tung durch Steuergelder) und mil­liar­den­schwere Kon­junk­tur­pro­gramme aufge­fan­gen wer­den. Weltweit kam das Wirtschaftswach­s­tum zum erliegen, bis heute ist keine Erhol­ung in Sicht. Im Gegen­teil: neue Wirtschaft­skrisen dro­hen. Und diese wer­den nicht mehr mit­tels Ver­staatlichung der Ver­luste auf­fang­bar sein. Was bish­er eher im Hin­ter­grund tobte (zumin­d­est für Westeuropäer*innen), sind Verteilungskämpfe. Kämpfe um Wohl­stand, um Nahrungsmit­tel um Zugang zu Wass­er, darum, wer wem bil­lige Elek­trogeräte pro­duziert und wer den Schrott am Ende auswei­den muss. In aller Öffentlichkeit wird das Massen­ster­ben an der europäis­chen See­gren­ze legit­imiert, während die mit­te­lafrikanis­che Wüste durch die Aus­lagerung der europäis­chen Außen­gren­zen bere­its als größeres Mas­sen­grab gilt als das Mit­telmeer. Es wird noch jed­er faschis­toide Massen­mörder unter­stützt, Haupt­sache er tritt mit uns zusam­men nach unten.
Rev­o­lu­tion Chem­nitz und Konsorten
Die AfD hat für solche Prob­leme der Reich­tumsverteilung eine klare Antwort: Kartof­feldeutsche zuerst, auf allen Ebe­nen mit allen Mit­teln. Mit dieser Posi­tion treibt sie andere Parteien vor sich her, vor allem solche, die sich nicht klar und ein­deutig von jed­wed­er Spielart des Ras­sis­mus dis­tanzieren. Kurz gesagt: alle großen „Volksparteien“. Die kon­ser­v­a­tive Adelung der zunehmend faschis­toid auftre­tenden AfD erfol­gt durch die soge­nan­nte „Mitte der Gesellschaft“. Die Nor­mal­isierung der men­schen­ver­ach­t­en­den Posi­tio­nen der AfD, ebnen den Weg zu ein­er autoritären Gesellschaft. Das Ziel der Ein­schüchterungsver­suche ist dabei die ganze Zeit offen­sichtlich. Das kann in Medi­en, bei den Wäh­len­den, am Stammtisch, beim Fam­i­lienge­burt­stag nur überse­hen, wer gar­nicht erst hin­schauen will. Beim Auf­stieg der Neuen Recht­en ist Wider­spruch uner­wün­scht. Antifaschis­tis­ch­er Wider­stand soll weit­ge­hend unter­bun­den wer­den. Gegen­be­we­gun­gen wer­den von vorn here­in krim­i­nal­isiert, eingeschüchtert oder unter­bun­den, indem entsprechende “Exem­pel” sta­tu­iert werden.
Keine Fre­unde – Keine Helfer!
Polizist*innen schauen zu, wenn neben ihnen Hit­ler­grüße gezeigt wer­den, wenn in Chem­nitz der braune Mob Men­schen jagt, die als nicht-deutsch gele­sen wer­den oder wenn in Dort­mund Neon­azis die anti­semi­tis­che Parole “Wer Deutsch­land liebt, ist Anti­semit!” skandieren. Diese Liste ließe sich beliebig lang fort­set­zen. Die im deutschen Staat­sap­pa­rat angestell­ten Naziversteher*innen sind an diesen Tagen weit­ge­hend damit beschäftigt, zivilge­sellschaftlichen Wider­stand präven­tiv zu ersticken.
Ein*e Antifa muss tun was ein*e Antifa tun muss
Es ist drin­gend notwendig dem Nation­al­is­mus den Kampf anzusagen. Unsere Zeit, die rechte Hege­monie aufzuhal­ten, wird knap­per. Autoritäre Regime wie Ungarn, Polen, Türkei, Indone­sien, Brasilien, Chi­na oder Rus­s­land sind keine anachro­nis­tis­chen Aus­lauf­mod­elle. Die Ursachen für Repres­sion und Überwachung müssen in den Wider­sprüchen und Krisen­er­schei­n­un­gen der bürg­er­lich-kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft gesucht werden.
Wir glauben nicht an eine „gute Polizei“ oder an einen pro­gres­siv­en, die Ver­fas­sung schützen­den Ver­fas­sungss­chutz. Unser Ziel kann nicht sein, den Staat­sap­pa­rat men­schen­fre­undlich­er anzupin­seln. Ger­ade in Zeit­en, in denen jedes selb­stor­gan­isierte, pro­gres­sive oder abwe­ichende Han­deln der Ten­denz nach als verdächtig gilt, muss es darum gehen, das Ganze zu ändern. Das Polizeige­setz ver­hin­dern, im Mit­telmeer Ret­tungsak­tio­nen durch­führen, gegen die Nor­mal­isierung der AfD ankämpfen, all das sind kleine Schritte. Aber das ändert nichts daran, dass sie gegan­gen wer­den müssen. Von uns! Gemeinsam!
Deshalb rufen wir euch dazu auf, am 10. Novem­ber 2018 zur Großdemon­stra­tion gegen das neue Bran­den­burg­er Polizeige­setz nach Pots­dam zu kommen.
Aler­ta! Fight control!

EAP — Emanzi­pa­torische Antifa Potsdam

Eine aus­führlichere Fas­sung find­et ihr unter www-e-a‑p.org

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Sonstiges

Termine im Oktober 2018 im KuZe

Fre­itag, 12.10., 20 Uhr: Impropedia
Beschrei­bung: Die Her­aus­forderung ist kom­plex: 3 absolute Spezial­fra­gen, gestellt von einem Experten aus Pots­dam sollen von Improspiel­ernIn­nen beant­wortet wer­den. Was zum Scheit­ern verurteilt scheint, wird durch die Gun­st des Pub­likums möglich. In vergnüglich­er Szenen­folge rin­gen die Impro­visa­teure um Punk­te, mit denelun­gen und Aus­führun­gen einer/s Expert/in. Ein­tritt frei!/ // *n sie sich die Lösun­gen erkaufen kön­nen. Egal wie, am Ende gewin­nt das Pub­likum — einen bun­ten The­at­er­abend, span­nen impro­visiert­er Szenen und Geschicht­en inspiri­ert von den Erzäh­lun­gen und Aus­führun­gen einer/s Expert/in. Ein­tritt frei!
 
Dien­stag, 16.10., 18:30 Uhr: Improvisations-Workshop
Beschrei­bung: Das Ort­sju­gendw­erk Pots­dam lädt zu einem Kennlern-Abend ins KuZe, Her­mann-Elflein-Str. 10 in Pots­dam, ein. Das Ortju­gendw­erk ist ein Zusam­men­schluss junger Men­schen, die sich regelmäßig über poli­tis­che und gesellschaftliche The­men aus­tauschen und vielfältig betäti­gen. ? An diesem Abend laden wir zu einem zwei-stündi­gen Impro­vi­sa­tions-Work­shop ein. Wir wer­den uns zunächst mit Spie­len und Übun­gen eini­gen Tech­niken der Impro­vi­sa­tion auf der Bühne näh­ern und diese im zweit­en Teil in ver­schiede­nen For­mat­en aus­pro­bieren. Dazu braucht ihr keine Vorken­nt­nisse — ein­fach unter ojw.potsdam@gmail.com anmelden, damit wir den Überblick behal­ten. ? Danach kön­nt Ihr uns und das Ort­sju­gendw­erk an der Bar des KuZe näher ken­nen­ler­nen. Ein­tritt frei!
 
Dien­stag, 23.10., 20 Uhr: Refugee-Theater
Beschrei­bung: „Refugees The­ater Groups“ wurde vor 3 Jahren ins Leben gerufen. Wir wollen den Umgang der Europäis­chen Union und beson­ders der deutschen Regierung mit Geflüchteten und Migrant_innen darstellen, anprangern und bekämpfen. Wir schreiben Szenen, die vom realen Leben der Geflüchteten in einem hin­ter­hälti­gen Sys­tem inspiri­ert sind. So zum Beispiel: Der Asy­lantrag | Die Abschiebung | Der unver­ständliche Brief | Fron­tex: Die Mauer | Gren­zen: Die Welt zerteilen | Aus­län­der-behörde | Trau­ma­tisiert vom Sys­tem | Mod­erne Ver­sklavung | Die Geflüchteten haben keine Rechte | Die Gesund­heit­skarte | Warten, Warten, Warten… Wir wollen der Öffentlichkeit und der Welt diese Geschicht­en erzählen. Wir möcht­en einem bre­it­en Pub­likum die schlimme Sit­u­a­tion aufzeigen, in der Geflüchtete und Migrant_innen in Europa und beson­ders in Deutsch­land leben. Die Szenen wer­den auf Franzö­sisch aufge­führt, mit deutschen Unter­titeln. Vor und nach dem The­ater­stück kön­nt ihr gern auf ein Getränk oder Gespräch beim Pangea-Tre­sen vorn in der Kneipe vor­beikom­men! Ein­tritt frei!
 
Fre­itag, 26.10., 19 Uhr: Inter­sex Aware­ness Day — Amnesty Pots­dam lädt ein!
Beschrei­bung: Inter­sex­u­al­ität? Was ist das eigentlich? Was ist das für ein Gesetz zum drit­ten Geschlecht, das Ende des Jahres in Kraft treten soll? Und was hat das Ganze über­haupt mit Amnesty und den Men­schen­recht­en zu tun? All diese Fra­gen und noch viele mehr wollen wir anlässlich des ‘Inter­sex Aware­ness Day’ mit euch bei einem gemein­samen Filmabend klären und disku­tieren! Ab 19 Uhr zeigen wir den neuseeländis­chen Doku­men­tarfilm “Inter­sex­ion” (2012). Im Anschluss wird es eine kurze Ein­führung in das The­ma durch eine/n Inter*Aktivist*in und eine offene Diskus­sion­srunde geben. Ein­tritt frei!
 
Sam­stag, 27.10., 20 Uhr: Schneller Vor­lauf — Fast for­ward — ein inter­na­tionales Jugend-Kunst-Projekt
Beschrei­bung:/ Alles bewegt sich immer schneller. Immer weniger Zeit zum nach­denken. Zum fühlen. Der tech­nol­o­gis­che Fortschritt ist schneller, als viele fol­gen kön­nen, aber was ist mit den Jugendlichen? Wie erleben sie diesen Wirbel­wind? Schaf­fen sie es, einen Moment zu find­en, um ihre Emo­tio­nen anzuschauen — oder gibt es dafür auch keine Zeit? Wie sehen sie sich als Men­schen, wenn sie einen “Zeitraf­fer” ‑Knopf drück­en und die Zukun­ft erre­ichen kön­nten? Dies ist ein Gedanke­naus­tausch, der dritte Teil der Begeg­nung von Jugendlichen zwis­chen 13 und 18 Jahren aus Spanien, Frankre­ich und Deutsch­land. Mit der Sprache des The­aters, mit den Mit­teln des Zirkus, mit Musik, Video und Tanz wer­den wir dem Pub­likum zeigen, was wir in diesem “schnellen Vor­lauf” gefun­den haben. Eine Ver­anstal­tung des Offe­nen Kun­stvere­ins (OKeV). Ein­tritt frei!
 
Dien­stag, 30.10., 20 Uhr: Filmabend „3 Räume der Melan­cholie“ (2004)
Beschrei­bung: Der Fach­schaft­srat Slav­is­tik lädt ein zu Film­schau und Podi­ums­diskus­sion: “3 Räume der Melan­cholie” (2004) von Pir­jo Honkasa­lo Die Repub­lik Tschetsche­nien ist eine autonome Teil­re­pub­lik der Rus­sis­chen Föder­a­tion im nördlichen Kauka­sus. In den 1990er und frühen 2000er Jahren wurde sie Schau­platz zweier ver­heeren­der Kriege, in denen die Moskauer Zen­tral­macht tschetschenis­che Bestre­bun­gen nach Unab­hängigkeit mit Gewalt nieder­schlug. Die außeror­dentliche Bru­tal­ität des Kon­flik­tes und die hohe Zahl zivil­er Opfer führte im In- und Aus­land zu mas­siv­er Kri­tik am Vorge­hen Moskaus. Als es Anfang der 2000er Jahre entsprechend der Dok­trin des “Krieges gegen den Ter­ror” neue Feinde zu bekämpfen galt, gelang es der rus­sis­chen Regierung, ihr Vorge­hen in Tschetsche­nien als ihren Beitrag in dieser Sache umzudeklar­i­eren.  Die Stim­men des Protestes wur­den leis­er. Die Tschetsche­nien-Kriege haben nach­haltige Auswirkung auf die tschetschenis­che- und rus­sis­chsprachige Lit­er­atur. Die Fol­gen für Beteiligte sowie Betrof­fene sind bis heute in Poli­tik, Gesellschaft und Kul­tur spür­bar. In Tschetsche­nien wächst eine Gen­er­a­tion her­an, für die von Geburt an der Krieg All­t­ag bedeutet. Die finnis­che Regis­seurin Pir­jo Honkasa­lo doku­men­tierte in den frühren 2000er Jahren das Her­anwach­sen eben dieser Gen­er­a­tion mit der Kam­era. Ihr Film “3 Räume der Melan­cholie” fol­gt Jun­gen, die in ein­er Kadet­ten­schule nahe Sankt Peters­burg zur neuen mil­itärischen Elite des Lan­des erzo­gen wer­den, und ein­er Tschetschenin, die sich um die ver­wais­ten Kinder der tschetschenis­chen Haupt­stadt Gros­ny bemüht. Da in Deutsch­land nie für den Ver­leih vorge­se­hen, wird der Film in Orig­i­nal­fas­sung mit englis­chen Unter­titeln gezeigt. Begleit­et wird der Abend von einem Gespräch mit Dr. Nina Frieß, ehe­ma­lige Mitar­bei­t­erin am Insti­tut für Slav­is­itk, die die Ver­anstal­tung um eine kul­tur- und lit­er­atur­wis­senschaftliche Per­spek­tive ergänzen wird. Denn Tschetsche­nien ist bei Weit­em nicht erst seit den 1990er Jahren ein wiederkehren­des Motiv der rus­sis­chen Kul­tur. Ein­tritt frei!
 
Alle Ver­anstal­tun­gen find­en statt im:
Stu­den­tis­ches Kul­turzen­trum Pots­dam [KuZe]
Her­mann-Elflein-Str, 10 14467 Potsdam

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