Am 4. und 5. Juni finden die vom Utopia e.V. organisierten Aktionstage zum Thema „Rechtsrock“ statt. In deren Mittelpunkt steht die Dokumentation von Thomas Kuban und Peter Ohlendorf „Blut muss fließen“. Gefördert werden die Aktionstage durch die Doris-Wuppermann-Stiftung.
Neben einer nichtöffentliche Vorführung der Dokumentation für Vertreter*innen der Verwaltung und Träger*innen der Jugend‑, Sozial- und Kulturarbeit, findet eine zweite öffentliche Vorführung am Donnerstag, den 5. Juni um 20:00 Uhr im Audimax der Europa-Universität Viadrina (Logenstr. 2) statt, zu der alle interessierten Bürger*innen eingeladen sind. Bei beiden Terminen wird Peter Ohlendorf anwesend sein und sich den Fragen des Publikums stellen.
Über die Vorführungen der Dokumentation hinaus wird am Mittwoch, den 4. Juni um 19:00 Uhr im AM03 der Europa-Universität Viadrina (Logenstr. 2) eine Infoveranstaltung zum Thema „Rechtsrock in der BRD“ mit einem Referenten des apabiz e.V. stattfinden.
„Wir hoffen, mit der Vorführung der Dokumentation von Thomas Kuban einen Beitrag zur Sensibilisierung für die Gefahren, die von rechten Lebenswelten – wie z. B. in der Musik – ausgehen, leisten zu können.Insbesondere haben wir dabei die Verwaltung und all jene, die mit jungenMenschen zu tun haben, im Blick.“ so Janek Lassau für den Utopia e.V.
Inhaltlich dreht sich die Dokumentation „Blut muss fließen“ um rechte Musik als Einstiegsmittel für Jugendliche in die neonazistische Szene: Mit Musik junge Menschen zu ködern und zu radikalisieren – diese „Masche“ zieht. Über Rechtsrock gelangen viele Jugendliche zum ersten Mal in Kontakt mit rechten Ideologien, er ist populär und hat sich zu einem lukrativen Markt entwickelt. Mit selbst produzierten CDs, Merchandise-Artikeln und zahlreichen Konzerten wird Geld für die Expansion der „Bewegung“ generiert. Oftmals ist die Musik indiziert –
das Verbot macht attraktiv.
In Brandenburg, aber auch in Frankfurt (Oder), fanden in der Vergangenheit solche Konzerte statt: So gab es bis Mitte des vergangenen Jahres ein Objekt im Triftweg, der reglmäßig von Neonazis für Konzerte genutzt wurde. An solchen Veranstaltungsorten werden neonazistische Musik, Kleidung und Propaganda-Material verkauft und Jugendliche in die Szene eingeführt.
„Rechte Konzerte dürfen nicht weiter als Anlaufpunkt für junge und etablierte Neonazis dienen. Verwaltung und Zivilgesellschaft müssen wachsam sein und dürfen es nicht zu lassen, dass sich Neonazis Orte schaffen, an denen sie unwidersprochen ihre menschenverachtende Propaganda betreiben können.“ so Janek Lassau für den Utopia e.V..
Frankfurt (Oder), den 29.05.2014
Monat: Mai 2014
Die Angreifer waren nicht vermummt und uns auch nicht als Neonazis bekannt — wir wollen trotzdem nicht ausschließen, dass eine rechte Gesinnung der Grund für den Angriff war.
Aktuell gibt es beim alten Neuruppiner Hauptbahnhof noch eine Baustelle mit Wandergesell_Innen die noch bis Ende Juni geplant ist. Bis dahin wollen wir das Dach des Gebäudes komplett erneuert haben um hier ein dauerhaftes, soziales Zentrum mit überregionalem Wirkungsbereich etablieren zu können.
Wir verurteilen diesen Angriff auf unser Projekt und seine Mitglieder als den Versuch uns davon abzuhalten unsere linksalternativen Visionen von zusammenleben und arbeiten zu verwirklichen. Wir werden jetzt die zivilrechtlichen Spielräume ausnutzen um allen anderen Idioten, die auf solche Ideen kommen zu sagen: An diesem Projekt verbrennt ihr euch die Finger!
Linke Zentren aufbauen und verteidigen!
NPD jetzt in 13 Kreistagen
INFORIOT Die neonazistische NPD hat bei den Kommunalwahlen am Sonntag rund 62.500 Stimmen errungen. Das entspricht 2,2 Prozent der Gesamtstimmen. Sie hat insgesamt 20 Mandate in 12 Landkreisen und der Kreisfreien Stadt Cottbus erlangt. Zuletzt hatte die NPD 16 Mandate in sieben Landkreisen und Cottbus inne, nachdem sie im Jahr 2008 rund 53.000 Stimmen (1,8 Prozent) erzielt hatte.
NPD-Ziel der Mandatsverdopplung knapp gescheitert
Wenn man Ortsbeiräte, Gemeindevertretungen und Stadtparlamente mitzählt, hat sich die Zahl der Kommunalmandate auf 48 erhöht — dies teilt die Partei in einer eigenen Wahlauswertung zumindest selbst mit. Zuvor waren es 27 gewesen. Ihr selbst gestecktes Ziel, die Mandate zu verdoppeln, wurde also knapp verfehlt.
In der Wahlnacht: NPD-Kandidat schlägt Pressefotografen
Noch in der Wahlnacht kam es zu einem Angriff durch einen NPD-Kandidaten: In Bad Belzig attackierte der Kreis- Stadtkandidat Pascal Stolle einen Pressefotografen. Auf Stolle wurde zuvor schon in Medienberichten aufmerksam gemacht: Neben etlichen anderen NPD-Kandidaten auch hat er eine schwerkriminelle Vergangenheit.
Auch der Wahlkampf war flankiert von Gewalt
Auch im Wahlkampf selbst, den die NPD mit massivem Plakateinsatz und zahlreichen Kundgebungen bestritt, war es zu Angriffen von Neonazis gekommen: Unter anderem in Frankfurt/Oder und in Neuruppin, wo nun gegen den am Sonntag ins Stadtparlament gewählten NPD-Kandidaten Dave Trick ermittelt wird.
Antritt in mehr Kreisen
Die NPD hatte mit 67 erheblich mehr KandidatInnen für die Kreistage aufgestellt als bei den letzten Wahlen. Insgesamt nominierte sie 115 KandidatInnen. In den Landkreisen, wo sie bereits 2008 angetreten war, hat sie dabei durchweg Stimmen verloren. Das beste Ergebnisse erzielte die NPD im Landkreis Spree-Neiße, wo sie auf 4,4 Prozent kam und künftig zwei Abgeordnete stellen kann.
Der relative Stimmzuwachs rührt daher, dass sie in mehreren Kreisen antrat, wo sie zuvor nicht präsent war: Barnim, Elbe-Elster, Märkisch-Oderland, Oberspreewald-Lausitz, Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming. In Brandenburg/Havel, Frankfurt/Oder, Potsdam, Ostprignitz-Ruppin und der Prignitz war die NPD nicht zu den Kreiswahlen angetreten.
2008 traten NPD und die damals noch im Landtag vertretene neonazistische DVU auf gemeinsamen Listen an, die Ergebnisse der DVU fallen aus der Zählung raus. Auf Ticket der DVU erlangte der ehemalige Kreisvorsitzender der NPD Barnim Uckermark, Mike Sandow aus Biesental, ein Mandat im Kreistag Barnim und der SVV Biesenthal. Sandow trat später jedoch aus der Partei aus. Der Niedergang der DVU bescherte der NPD auch weitere Mandate: Bärbel Redlhammer-Raback aus Luckenwalde wechselte von DVU zu NPD, wodurch die NPD zwei weitere Kommunalmandate (Kreistag Teltow Fläming, SVV Luckenwalde) bekam
Bei Europawahlen: Landesweit 2,6 Prozent für die NPD
Bei der gleichzeitig zu den Kommunalwahlen stattfindenden Europawahl erzielte die NPD in Brandenburg rund 24.000 Stimmen, was 2,6 Prozent der Stimmen entspricht. Dies ist mehr als doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt (1,0 Prozent).
Landtagseinzug scheint derzeit utopisch
Anbetracht von 2,2 Prozent bei den Kommunalwahlen und 2,6 Prozent bei den Europawahlen: Von ihrem Ziel, bei den Landtagswahlen im September eine Chance auf den Einzug ins Landesparlament zu haben, ist die NPD jedoch derzeit weit entfernt. Und das, obwohl die direkte Konkurrenz durch die DVU mittlerweile weggefallen ist. Vergessen werden darf in diesem Zusammenhang auch nicht, dass gegen die NPD derzeit ein Verbotsverfahren anhängig ist.
Neben der NPD: AfD erringt 39 Kreistagsmandate
Die “Alternative für Deutschland” (AfD) erzielte bei den Europawahlen in Brandenburg 8,5 Prozent der Stimmen – das entspricht rund 79.000 Stimmen. Bei den Kommunalwahlen lag der AfD-Anteil in Brandenburg bei 3,9 Prozent. Die AfD hat insgesamt 39 Kreistagsmandate errungen.
Kommunalwahlen_2014-_Ubersicht_der_NPD_KandidatInnen
Seit März 2014 existiert eine Facebook-Initiative [1], die sich zum Ziel gesetzt hat, als “Bürgerwehr” in der Stadt anerkannt zu werden, um selbst gegen ihrer Meinung nach Kriminelle vorzugehen. Wer jedoch kriminell ist, zeigt sich in zahlreichen Kommentaren und Posts auf der Seite und offenbart die rassistische Motivation hinter der Initiative. Kaum verwunderlich dass auch zahlreiche Neonazis die Initiative unterstützen.
Unterstützt die Stadt bald gewaltbereite Rassist*innen?
Laut “Zeit.de” verhandeln die Initiatoren der Seite, der mittlweile 475 Mitglieder angehören, bereits mit der Bürgermeisterin und der Polizei darüber, ob 50 Ausgewählte durch die Straßen im Rahmen einer sogenannten “Sicherheitspatenschaft” patroullieren dürfen. [2] Offiziell versuchen sich die Admin’s derweil von “menschenfeindlichen Äußerungen” zu distanzieren, dabei geht es jedoch weniger um eine wirkliche Distanzierung von etwa rassistischen Äußerungen und damit verbundenen Gewaltfanatsien. Aus zahlreichen akzeptierten Kommentaren und Posts geht eindeutig hervor, wer laut den Mitgliedern zu den potenziellen Verdächtigen gehört. Dies sind wahlweise “Ausländer”, “Asylanten”, “Drogenabhängige, “Alkoholiker”, “Zigeuner” oder “Rumänen”. Auch die von Mitgliedern vorgeschlagenen Methoden scheinen alles andere als menschenfreundlich. So zieht der Nutzer und Mitinitiator “Don Szett” den Gebrauch von Schusswaffen in Erwägung. Die Nutzerin “Jessica Held” hat Angst vor “Ghettos in Form von Zigeunercamps”. Der stadtbekannte Neonazi Oliver Stöhsel wünscht sich indirekt eine nächtliche Ausgangssperre für Bewohner*innen der ZAST. Desweiteren legitimiert er rassistische Äußerungen im Zusammenhang mit der Kriminalitätslage und sagt es sei “ganz normal, dass Fremdenhass entsteht…”
Screenshots der Kommentare hier und hier
Der ganz normale Wahnsinn: Neonazis in der Mitte der Gesellschaft
Neben Oliver Stöhsel, der zum Umfeld der aufgelösten “Autonomen Nationalisten – Oder Spree” [3] gehörte, findet die Gruppe konsequenterweise auch bei weiteren Neonazis hohen Anklang. Darunter zum Beispiel Michael Meißner – ehemalige Fürhungsfigur der “AN-OS”, sowie Martin Schlechte, ebenfalls ehemaliger “AN-OS’ler” und NPD-Unterstützer. Jüngst bei einer Kundgebung am 1.Mai in direkter Nähe zur ZAST verteilte er NPD-Material an Anwohner*Innen(Bild). Weitere in der Gruppe aktive Neonazis sind unter anderem Henry Benske und Christian Schönfeld. Einer der Mitinitiatoren, der Nutzer “Don Szett”, posiert auf seinem Facebook-Profil mit einem “final solution” (engl.: Endlösung) Tattoo auf seinem Rücken(Bild). Auch Sympathisant*Innen der neurechten Bewegung “die Identitären” befinden sich in der Gruppe. Desweiteren wird die Gruppe von Anwohner*Innen unterstützt, die in der Nähe der zentralen Erstaufnahmestelle wohnen und keinen Hehl aus ihrer Sympathie für die NPD machen.
Seit 2013 mobilisieren Neonazis Hand in Hand mit rassistischen Anwohner*innen bundesweit gegen Geflüchtete. Ausgang dafür waren oft als “Bürger*inneninitiativen” getarnte Facebook-Gruppen, die von organisierten Neonazis – meistens der NPD, losgetreten wurden. Doch anders als in den meisten Fällen stehen hinter der virtuellen “Bürgerwehr Eisenhüttenstadt” keine organsierten Neonazis bzw. NPD-Kader*innen. Trotzdem scheint die NPD-Oderland Interesse an der rassistischen Mobilmachung gefunden zu haben, nicht zuletzt die beiden NPD-Kundgebungsversuche vor der ZAST im August vergangenen Jahres und am 1.Mai diesen Jahres beweisen dies. [4]
Lokalpolitiker geben “Bürgerwehr” Rückenwind
Unter den Mitgliedern der “Bürgerwehr” befinden sich auch Lokalpolitiker. So der in Neißemünde wohnhafte CDU’ler Michael Werner Nickel. In zahlreichen Kommentaren spricht er den Mitgliedern der Bürgerwehr seine Anerkennung aus. Er selbst ist Fan von zahlreichen Burschenschaften, Thilo Sarrazin, sowie einer “nationalen Taskforce gegen Homosexualität in Uganda”. Überraschenderweise gehört auch der Brieskow-Finkenheerder SPD-Lokalpolitiker Lars Wendland zu den Unterstützern der Facebook Gruppe.
Ob und wie Mitglieder der Gruppe ihre Vorhaben bereits in die Tat umgesetzt haben ist derzeit noch unklar. Laut den Admin’s ist in naher Zukunft eine Informationsveranstaltung in der Stadt geplant. Wohin solche Formen von Seblstjustiz hinführen, zeigt beispielhaft ein Vorfall in Kremmen im Mai 2013. Dort verdächtigten Anwohner*innen polnische Erntehelfer*innen des Diebstahls, entführten und fesselten diese für einige Stunden in einer Scheune. [5] Es bleibt zumindestens zu hoffen, dass sich die Verantwortlichen von Stadt und Polizei in Eisenhüttenstadt nicht auf eine Zusammenarbeit mit einer selbsternannten “Bürgerwehr” einlassen.
Quellen:
[1] Vgl. https://www.facebook.com/groups/1470096739874882/.
[2] Vgl. http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014–05/buergerwehr-in-deutschland/seite‑2.
[3] Vgl. https://recherchegruppe.wordpress.com/2012/11/05/anos-am-ende/.
[4] Vgl. https://recherchegruppe.wordpress.com/2014/05/21/die-npd-am-1-mai-in-brandenburg-gewaltbereit-in-den-wahlkampf/.
[5] Vgl. http://www.bz-berlin.de/archiv/selbstjustiz-erntehelfer-entfuehrt-article1680774.html.
Die Familie war im Februar 2013 über Polen nach Deutschland eingereist und hatte hier versucht, einen Asylantrag zu stellen. Zunächst lebte die Familie mit ihren Kindern im Alter von sechs, zweieinhalb und eineinhalb Jahren im Wohnheim an der Alten Zauche in Potsdam. Die älteste Tochter besuchte die Weidenhofgrundschule und den Hort, ihr jüngerer Bruder die Kita Kinderland im Bisamkiez, während die jüngste Tochter noch auf einen Kitaplatz wartete. Anfang dieses Jahres dann durften die Fünf in eine Wohnung am Schlaatz umziehen. Endlich kam Ruhe in die Familie.
Das war dringend notwendig, denn der Familienvater war wegen der Ereignisse in Tschetschenien in psychatrischer Behandlung im Potsdamer Klinikum. Während der gesamten Zeit bereitete das eingeleitete Dublin-Verfahren der Familie große Sorgen. Weil sie, um nach Deutschland zu kommen, durch Polen reisen mussten, forderte Deutschland Polen auf, die Familie zurück zu nehmen und ein Asylverfahren in Polen durchzuführen.
Dabei hätte Deutschland mit Blick auf die familiäre Situation der besonders schutzbedürftigen Flüchtlinge auch selbst den Asylantrag prüfen können. Dass Flüchtlinge in Europa regelmäßig zwischen den Staaten hin- und hergeschoben werden, ohne dass ihre persönlichen Umstände eine Würdigung erfahren, ist unmenschlich und skandalös. Für die Rückschiebung der Familie nach Polen hatte die Ausländerbehörde Gelegenheit bis zum 20. Mai 2014. Nach Ablauf dieser Frist wäre Deutschland automatisch für den Asylantrag zuständig gewesen.
In den frühen Morgenstunden, einen Tag vor Fristablauf, wurde die Familie von der Polizei aus dem Schlaf geholt. Ohne Vorankündigung, ohne die Gelegenheit sich von neuen Nachbarn und Freunden, von Lehrern und Mitschülern zu verabschieden, musste die Familie in aller Eile packen. Der Familie ließ man keine Zeit zur Vorbereitung oder Abwägung, was wichtig sein kann für die nächste, ungewisse Zeit. Ein Gepäckstück pro Person wurde erlaubt, der Kinderwagen für die Jüngste blieb zurück.
Die Nachricht von der Abschiebung der Familie hat mich schockiert. Gerade war eine Ehrenamtlerin gefunden, die der ältesten Tochter regelmäßig Hilfe bei den Hausaufgaben gegeben hätte. Fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor waren sie nach Potsdam gekommen, in der Hoffnung, ihre Geschichte erzählen zu dürfen, ein faires Verfahren zu erhalten und vielleicht am Ende Schutz zugesprochen zu bekommen. Die Willkommensbehörde hat dagegen die Frist zur Abschiebung voll ausgeschöpft. Zurück bleiben Freunde, Lehrer, Ehrenamtler, die nicht verstehen, warum man Menschen hin- und herschiebt und Kinder erneut entwurzelt. Schnell hat sich die Nachricht von der Abschiebung einer Familie im Morgengrauen unter den Flüchtlingen herumgesprochen.
Wie lässt sich das mit Willkommenskultur vereinbaren? Als Ausländerseelsorgerin frage ich, warum diese Familie derart überfallartig aus ihrem Leben in Potsdam gerissen wurde. Welche Bedeutung wird den Integrationsleistungen dieser Menschen beigemessen? Hätte man diese Abschiebung angekündigt, hätten Menschen Solidarität mit der Familie bekundet. Das hätte die Abschiebung vermutlich nicht verhindert, aber die Familie hätte dennoch Unterstützung und Stärkung erfahren. Für Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen, sind solche Zeichen der Solidarität und Mitmenschlichkeit essentiell. Viele Menschen in unserer Stadt wären dazu bereit gewesen. Die Form dieser Abschiebung weiß solches zu verhindern.
FÜR RÜCKFRAGEN STEHE ICH GERN ZUR VERFÜGUNG.: 0179–9136303 MONIQUE TINNEY
Monique Tinney
Ausländerseelsorge
Gemeindepädagogin Evangelische Kirche in Potsdam
Rudolf-Breitscheid-Straße 64
14482 Potsdam
Fon 0331 7046240
Funk 0179 9136303
Fax 0331 2008382
www.evkirchepotsdam.de
Die „Crème de la Crème“ der Brandenburger Rechten
Waren am Morgen in Falkensee gerade einmal 15 Anhänger_innen der NPD erschienen, deren Kundgebung Michel Müller, der Kreisvorsitzende des KV Havel-Nuthe und Mitglied des Landesvorstandes der NPD ist, wegen des lautstarken Protests abbrechen musste, reisten nach Frankfurt (Oder) am Nachmittag etwa 60 Neonazis an. Vor Ort mussten der Landesvorsitzende Klaus Beier, Anmelder der Kundgebung, und sein Vize Ronny Zasowk feststellen, dass durch Gegendemonstrant_innen ihr eigentlich geplanter Kundgebungsort bereits besetzt war. Die Polizei wies ihnen stattdessen ein Stück auf dem Fussgängerweg in der Karl-Marx-Straße zu, wo sie, hinter Bäumen versteckt und vom Protest umringt, kaum wahrnehmbar waren.
Begleitet wurden die beiden NPDler, die für die Kommunalwahlen am 25. Mai sowie die Landtagswahlen im September antreten, von der „Crème de la Crème“ der Brandenburger Neonaziszene: Aus nahezu allen aktiven Ortsverbänden kamen AktivistInnen. Dabei oblag augenscheinlich den Lausitzer_innenn die Organisation. So übernahmen nicht nur Markus Noack und Alexander Bode aus Guben Ordnerfunktionen. Sie fuhren auch den Transporter, der als Lautsprecherwagen diente. Beide sind Neonazis, die durch ihre extreme Gewaltbereitschaft bekannt sind. Alexander Bode hetzte 1999 in Guben einen algerischen Asylbewerber zu Tode [2], Markus Noack war an einem Angriff auf Gegendemonstrant_innen im vergangenen Jahr in Eisenhüttenstadt beteiligt. [3] Begleitet von sehr aggressiv auftretenden Neonazis, wie Benjamin Weise aus Königs Wusterhausen, trafen etwas verspätet auch Aileen und Andreas Rokohl, Maik Schneider, sowie der Spitzenkandidat für die Europawahlen, Udo Voigt, ein. Unter den Anwesenden war auch Christian Schmidt aus Berlin. Als Anti-Antifa-Fotograf seit längerem bekannt, nutzte er auch in Frankfurt seine Kamera, um Neonazi-Gegner_innen zu porträtieren. Robert Gebhardt, Klaus Mann und weitere Kamerad_innen von Die Rechte bzw. KMOB [4] folgten ebenfalls dem Aufruf nach Frankfurt. Dass Die Rechte sich an einer NPD-Kundgebung beteiligte, zeigt, dass die Neonaziszene in Brandenburg zusammenhält, anders als ihre Gesinnungsgenoss_innen in NRW, wo es sogar zu körperlichen Auseinandersetzungen untereinander kommt. [5] Der Großteil der Kundgebungsteilnehmer_innen kam aber aus dem Oderland. Neben altbekannten Gesichtern, wie Frank Odoy und Manuela Kokott (Spreenhagen), Frank Maar (Erkner) und Florian Stein (Schöneiche) waren auch auffallend viele junge Neonazis, vor allem aus dem Umfeld der JN Brandenburg, anwesend. Pierre Dornbrach, Eric Lademann, Marcel Teske und Alexander Kevin Pieper gehörten zu den bekanntesten Gesichtern an diesem Tag.
Wenig Beteiligung von Frankfurter Neonazis
Wie marginalisiert die Frankfurter Neonaziszene zu sein scheint, zeigt ihre Beteiligung an der NPD-Versammlung. Gerade einmal fünf Rechte schafften es zur Kundgebung. 2012, als gleich zweimal Neonazis durch die Stadt marschierten, waren es noch deutlich mehr gewesen. [6][7] Dass diese selbst kaum in organisierten Strukturen integriert sind, zeigt ihre Abwesenheit auf allen sonstigen neonazistischen Auftritten in (Ost-)Brandenburg. Nur bei rechten Ereignissen in der Stadt sind sie anwesend. Lediglich Mario Schreiber beteiligt sich noch gelegentlich an Veranstaltungen außerhalb Frankfurts, wie zuletzt am 16. November 2013 bei einer Kundgebung der Partei Die Rechte in Oderberg. [8] Dennoch waren die Fünf nicht die einzigen Frankfurter Neonazis, die sich an diesem Tag im Umfeld der Kundgebung blicken ließen. Am Rande tauchten vereinzelt Menschen auf, die mit der NPD sympathisierten, aber aufgrund des großen Gegenprotests eingeschüchtert waren. Zu ihnen gehörte auch Robert Krause, in der Vergangenheit zum Umfeld der „Autonomen Nationalisten Oder-Spree“ (ANOS) zu zählen. Er beobachtete das Geschehen aus einigen Metern Entfernung.
Gewaltbereitschaft als Stimmenfänger?
Aufgrund des aktuell drohenden Verbotsverfahrens und den anstehenden Wahlen bemüht sich die NPD auch in Brandenburg um ein bürgerliches Image. Dass sie dieses in keinster Weise schafft, zeigte einmal mehr ihr Auftritt in Frankfurt. Kam es anfangs nur zu verbalen Wortgefechten, versuchten nachkommende Neonazis, wie Benjamin Weise und Christian Schmidt, teilweise bewaffnet mit Fahnenstangen auf Neonazi-Gegner_innen loszugehen. Neonazi-Ordner, wie Markus Noack, versuchten nicht einmal, ihre Kamerad_innen zu besänftigen. Beim Abzug der NPD kam es dann zu einem direkten Angriff auf Antifaschist_innen. Ganz vorne mit dabei waren Benjamin Weise und Pierre Dornbrach. Aber besonders Alexander Kevin Pieper stach bei der gewalttätigen Attacke heraus. Bewaffnet mit einer Latte, schlug er mehrmals auf eine Person ein, sodass die Holzleiste zerbrach. Dabei ließ er sich auch nicht von den anwesenden Polizist_innen und zahlreichen Augenzeug_innen stören. Ganz im Gegenteil: So prahlte er beim anschließenden Rückzug noch vor seinen Gesinnungsgenoss_innen mit seiner Tat. Die betroffene Person musste anschließend kurzzeitig im Krankenhaus behandeln lassen.
Das Bild erinnert dabei an einem ganz ähnlichen Vorfall vor ungefähr einem Jahr. Damals war Pieper, bewaffnet mit einer Fahnenstange, ebenfalls auf Gegendemonstrant_innen losgegangen, die einen Kundgebungsort in Eisenhüttenstadt blockierten. Auch damals musste eine Person aufgrund dessen ins Krankenhaus eingeliefert werden. [9]
Nicht ganz unschuldig an dieser Eskalation war auch die Polizei: Obwohl mit genug Kräften vor Ort, versäumte sie es, die offensichtlich aggressiven Neonazis zu ihren Fahrzeugen zu begleiten.
Brown-Town Eisenhüttenstadt
Die dritte Station an diesem Tag war Eisenhüttenstadt. Dort hielt die NPD ihre Kundgebung in unmittelbarer Nähe zur zentralen Aufnahmestelle für Flüchtlinge (ZAST) ab. Gleich zu Beginn wurde Alexander Kevin Pieper aufgrund der Attacke in Frankfurt in Gewahrsam genommen. Ihm droht nun ein Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung. Andere der Angreifer_innen konnte oder wollte die Polizei zu diesem Zeitpunkt nicht ermitteln. Der Auftritt der Neonazis war sodann auch relativ kurz. Nach nicht einmal einer Stunde und zwei Reden von Klaus Beier und Aileen Rokohl beendeten sie die Versammlung. Nicht wenige der Anwohner_innen zeigten ihre Sympathie für das offen rechte Gedankengut. Am Ende konnte die NPD sogar noch Material an Interessierte verteilen.
Gegenprotest war auf den erstenBlick dagegen nicht wahrzunehmen. Die Polizei wies den etwa 120 Gegendemonstrant_innen einen Platz etwa 100m entfernt zu. Ein Durchkommen näher zur NPD-Versammlung war nicht möglich. Für die Neonazis gab es diese Einschränkungen nicht. Ganz im Gegenteil, konnten sie doch direkt zu den Antifaschist_innen laufen, um diesen zu drohen. Auch Danny Zink, Martin Schlechte – beide ehemals ANOS – sowie weitere örtliche Rechte, die sich zuvor an einer nahen Tankstelle versammelten, beobachteten die Gegenkundgebung und versuchten diese abzufotografieren.
Im weiteren Verlauf kam es aber nicht erneut zum einem Angriff wie in Frankfurt (Oder). Die NPD fuhr lieber nach Guben, um dort eine Spontandemonstration durchzuführen, da sie sich in ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung durch die Landesregierung und „Kriminellen“ eingeschränkt fühlte.
Kein Ende in Sicht
Für die kommenden Monate kündigte die NPD Brandenburg weitere Kundgebungen an. Einige haben in den vergangenen Tagen bereits in den Landkreisen Oberhavel [10], Oder-Spree und Märkisch-Oderland [11] stattgefunden. Bei allen Auftritten standen ihnen dabei Gegendemonstrant_innen gegenüber, die zumeist mehr Teilnehmer_innen mobilisieren konnten. Das setzt die Partei immer weiter unter Druck. Denn ohne öffentliche Wahrnehmung und der zunehmenden Konkurrenz durch die rechtspopulistische AfD wird sie sicher geglaubte Stimmen für die Wahl verlieren. Ihre Antworten darauf sind vermehrt Drohungen bis hin zu gezielten Angriffen. Denn im Gegensatz zu Demonstrationen sind auf den stationären Versammlungen weit weniger Polizist_innen im Einsatz. Die Gefahr ist hier inzwischen besonders hoch, direkt Opfer von neonazistischer Gewalt zu werden. Trotz stagnierenden Zahlen bleibt die Gewaltbereitschaft weiterhin auf hohem Niveau. [12]
Es ist also auch in Zukunft wichtig, den Blick auf die kleineren Kundgebungen zu lenken.
Quellen:
[1] Vgl. http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/05/02/1mainazifrei-eine-zusammenfassung_15928.
[2] Vgl. http://www.re-guben.de/.
[3] Vgl. https://inforiot.de/artikel/npd-mitglieder-greifen-gegendemonstranten.
[4] Ehemals Kameradschaft Märkisch-Oder-Barnim, nun Kreisverband Märkisch-Oderland und Barnim von Die Rechte.
[5] Vgl. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/streit-unter-rechtsextremisten-npd-greift-die-rechte-an-a-893861.html.
[6/7] Vgl. http://recherchegruppe.wordpress.com/2012/11/20/das-kleeblatt-ist-verdorrt/ und http://recherchegruppe.wordpress.com/2012/05/10/das-war-wohl-nichts/.
[8] Vgl. https://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/10888082883/in/set-72157637730787346 (Bildmitte).
[9] Vgl. https://inforiot.de/artikel/npd-mitglieder-greifen-gegendemonstranten.
[10] Vgl. https://inforiot.de/artikel/npd-tour-floppt-oberhavel.
[11] Vgl. https://inforiot.de/artikel/ob-fuerstenwalde-spree-schoeneiche-oder-strausberg-%E2%80%93-kein-ort-fuer-nazis.
[12] Vgl. http://opferperspektive.de/Home/1189.html.
Die „Garage“, eine Räumlichkeit, die wir seit 5 Jahren für Konzerte, Theaterveranstaltungen und Lesungen genutzt haben, wurde uns für den Oktober dieses Jahres gekündigt. Auch der Kontaktladen, der Raum, in welchem sich der Verein organisiert, Ideen entwickelt und Projekte verwirklicht, ist bedroht.
Daher fordern wir einen selbstverwalteten neuen Freiraum, um weiterhin als linker Akteur Teil der Frankfurter Zivilgesellschaft zu bleiben. Schon jetzt haben uns viele Solidaritätsbekundungen erreicht, u.a. des VVN-BdA Frankfurt (Oder), der Grünen-Kreisverbände LOS und Frankfurt (Oder) oder auch des Linken Netzwerks Viadrina.
In den kommenden Wochen wird der Utopia e.V. mit einer Kampagne auf die prekäre Situation aufmerksam machen und weiter um Unterstützung werben.
Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten:
http://linkerfreiraumffo.blogsport.eu/
utopia-ffo@riseup.net
Nationalismus als Alternative zur autoritären EU-Politik? Vielen Dank, dieses Angebot weisen wir entschieden zurück! Stattdessen rufen wir alle, die wie wir keine Lust auf nationalistische Ausgrenzung und autoritäre Politik von oben haben, auf, vor der Europawahl am 25. Mai ein Zeichen gegen Nationalismus, Austeritätspolitik und Wettbewerbsdiktat zu setzen und gegen den rechtspopulistischen Vormarsch aktiv zu werden. Für eine solidarische Perspektive jenseits nationaler Grenzen und kapitalistischer Verwertungszwänge.
Auch in Cottbus versucht die „Alternative für Deutschland“ sich mit ihrem nationalistischen Gedanken Gehör zu verschaffen. Dies weisen wir entschieden zurück. Auch dann, wenn sie am 21. Mai eine Wahlkampfveranstaltung durchführen wollen. Wir werden weder im Februar noch sonst irgendwann Neonazis und rechter Propaganda einen Raum in Cottbus überlassen.
Kommt daher alle am 21. Mai um 18:30 Uhr vor das alte Stadthaus am Altmarkt und widersetzt euch der nationalistischen Hetze von Henkel und Co. Seid bunt, laut und zeigt wie ihr euch eine solidarische Welt jenseits von Ausgrenzung und Ausbeutung vorstellt!
Hier noch einige Links mit Infos über die AfD:
http://www.inventati.org/autonomeantifaf/afd/flyer_a4_sw.pdf
http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Analysen/Analysen_National-konservativ.pdf
http://www.inventati.org/autonomeantifaf/afd/buergerflyer.pdf
Das Entsetzen in der mit 60 Leuten gut besuchten Veranstaltung stand den Besuchern ins Gesicht geschrieben und der Vortragende Dr. Heinrichs erwiderte nach kurzem Schweigen schlicht, in der DDR seien keine Christen vergast worden.
Die BI sieht in der Denkweise, die sich hier kundgibt eine tiefe Beleidigung der Opfer, deren Familien deportiert, eingesperrt und ermordet worden sind und der Gemeinden, deren Synagogen in Brand gesetzt wurden. Aber auch eine quasi-Gleichsetzung der Bürger der DDR und selbst der Funktionäre mit den Schergen und Helfern der Märderdiktatur des Dritten Reiches ist eine bodenlose Unverschämtheit, die an Volksverhetzung grenzt. Wenn das die Art ist, wie die evangelische Kirche ihre Versöhnungsarbeit in der Garnisonkirche gestalten wollen, wird diese scheitern und es werden weitere Gräben sowohl zwischen den Religionen als auch zwischen der evangelischen Kirche und der nicht-kirchlichen Mehrheitsgesellschaft aufgerissen.
Als einige Tage später Verena Hartung von der Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. mit einer Gruppe Studierender auf den Gedenkort kam, war das Sonnensegel samt allen Halterungen weg. Sie sagt: „Ich kann es einfach nicht glauben. Eine beispiellose Respektlosigkeit gegenüber denen, die an diesem Ort inhaftiert waren, die hier ermordet wurden. Diese Tat spielt denen in dieHände, die einen Schlussstrich unter die Geschichte ziehen wollen, die nicht mehr erinnern wollen und die Kontinuitäten verleugnen.”
Als spontane Solidaritätsbekundung gab die Gruppe der Studierenden eine Spende für ein neues Sonnensegel.
Das Segel war im vergangenen Sommer, nur zwei Tage nach der Errichtung, von Unbekannten zerstört worden. Damals hatten die ehemaligen Häftlinge Ilse Heinrich und Charlotte Kroll das Segel eingeweiht.
Seit gut 15 Jahren arbeitet die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. daran, den Ort des Jugendkonzentrationslagers und späterem Vernichtungslagers Uckermark dem Vergessen zu entreißen. Ziel der hauptsächlich durch Spenden finanzierten Arbeit ist es, am historischen Ort die Geschichte sichtbar zu machen und die Öffentlichkeit zu informieren. Die Gestaltung des Geländes soll auch zum Verweilen und Offenen Gedenken einladen. Die freie Zugänglichkeit des Ortes unabhängig vom institutionalisierten Gedenken ist ein großes Anliegen der Initiative.
„Wir werden hier trotz des erneuten Angriffs auf den Gedenkort nicht wieder Zäune und Mauern errichten!“ sagt Verena Hartung. ” Wir werden weiter an unserem Konzept des Offenen Gedenkens festhalten. Wir lassen uns nicht einschüchtern und wir werden weiter für einen würdigen Gedenkort Uckermark kämpfen. Die vielen positiven Rückmeldungen zum Besuch des Gedenkortes und das große Interesse an Rundgängen und Information sind uns ein Ansporn. “