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Solidarische Zukunft statt Kapitalismus

Seit einem Jahr regiert der Beat des Pan­demie­mange­ments unsere Leben im Zwei­wochen­takt. Und trotz­dem: Infek­tions- und Todesrat­en bleiben hoch, wir gehen brav arbeit­en und müssen uns mit starken Beschränkun­gen von Bewe­gungs­frei­heit und Recht­en arrang­ieren. Unsere Belas­tungs­gren­zen sind erre­icht, soziale Beziehun­gen bröck­eln, Fam­i­lien lei­den unter Mehrbe­las­tun­gen. Exis­ten­z­grund­la­gen gehen ver­loren, nicht nur in der Gas­tro- oder Kul­tur­branche. Dabei ist unter dem Bemühen, sich und andere nicht anzusteck­en, so einiges aus dem Blick ger­at­en. Dass das Ansteck­ungsrisiko in unser­er Freizeit größer sein soll als auf Arbeit, ist nur eine Aspekt davon.

Es läuft schlecht.

Und irgend­wie klappt nichts: Finanzielle Hil­fen kom­men viel zu spät und die Impflo­gis­tik ver­sagt. Die Gesund­heit­sämter kön­nen die Auf­gabe der Pan­demiebekämp­fung nicht erfüllen und in den Kranken­häusern man­gelt es an Per­son­al und Ressourcen. Hard­lin­er ein­er repres­siv­en Sicher­heits- und Überwachungspoli­tik nutzen die „Gun­st der Stunde“, um die Befug­nisse von Polizei und Mil­itär auszudehnen. Die halb­herzige Lock­down­poli­tik hat das Infek­tion­s­geschehen außer Kon­trolle ger­at­en lassen, staatliche Insti­tu­tio­nen ver­sagen und nötige grundle­gende Verän­derun­gen wur­den bish­er nicht ange­gan­gen. Den Preis für dieses Ver­sagen zahlen dabei diejeni­gen, denen es wirtschaftich und sozial ohne­hin nicht gut ging. Ger­ade wer wichtige Sorgear­beit leis­tet, für uns Kinder, Kranke und Alte betreut, aber auch prekär Beschäftigte und kleine Selb­st­ständi­ge tra­gen die größten Risiken und die größten Las­ten. Der Applaus für ihre “Sys­tem­rel­e­vanz” zu Beginn der Pan­demie hat sich für die meis­ten der in diesem Bere­ich Beschäftigten nicht aus­gezahlt. Tat­säch­lich ver­lieren ger­ade viele Beschäftigte auf­grund der Schließung von Fir­men und Geschäften Einkom­men und Erspar­nisse, eine Entwick­lung die sich in den näch­sten Monat­en noch ver­schär­fen wird. Für Erwerb­slose und arme Men­schen gibt es kaum Unter­stützung. Wer wenig hat, hat Mühe das Wenige durch die Pan­demie nicht zu ver­lieren. Und wer schon vor der Pan­demie am Rand der Gesellschaft stand, wird noch nicht mal bei ein­fach­sten Infek­tion­ss­chutz­maß­nah­men bedacht, wie die Sit­u­a­tio­nen von Geflüchteten oder Obdachlosen zeigen.

Nicht für alle.

Großun­ternehmen prof­i­tieren hinge­gen von staatlichen Hil­fen, die Gewinne großer Tech-Unternehmen steigen kon­tinuier­lich und je nach Stand der Ver­hand­lun­gen um die Impf­stoffe schießen auch die Börsenkurse in die Höhe. Auch auf dem Immo­bilien­markt sorgt die Pan­demie für sat­te Gewinne. In beein­druck­ender Schnel­ligkeit wur­den Mil­liar­den­hil­fen für die Lufthansa bewil­ligt. Die Ver­mö­gen der Millionär*innen und Milliardär*innen sind 2020 schneller gewach­sen als in den Jahren zuvor. Tat­säch­lich ist es die Umverteilung von Ver­mö­gen von unten nach oben, die durch die Coro­n­apoli­tik einen Boost erfährt.

Und die Zer­störung schre­it­et voran.

Gle­ichzeit­ig stößt uns Coro­na auf ein weit­eres ungelöstes Prob­lem: Die durch die immer weit­er inten­sivierte Aus­beu­tung natür­lich­er Ressourcen zum Zwecke der Prof­it­max­imierung vor­angetriebene Umweltzer­störung trägt dazu bei, dass ver­mehrt neue Viren auf den Men­schen überge­hen. Coro­na ist nicht die erste, und wird nicht die let­zte Pan­demie sein. Die gle­iche Ursache, die unge­hemmte Ver­w­er­tung der Natur zu wirtschaftlichen Zweck­en, treibt den Kli­mawan­del voran, der die Lebensver­hält­nisse auf diesem Plan­eten drastisch zu ver­schlechtern dro­ht. Und wie im Falle der Pan­demie beste­hen die staatlichen Gegen­maß­nah­men aus ein­er Mis­chung aus leeren Ver­sprechun­gen und der Hoff­nung, es würde sich auf wun­der­same Weise eine tech­nis­che Lösung ergeben. Statt inter­na­tionaler Zusam­me­nar­beit und gegen­seit­iger Hil­fe wird der Großteil der Men­schheit vom Zugang zu Impf­stof­fen und Medika­menten aus­geschlossen bzw. mit den Fol­gen des Kli­mawan­dels alleingelassen.

Das Prob­lem heißt Kapitalismus.

Die Prob­leme, deren Auswirkun­gen ger­ade unseren All­t­ag bes­tim­men, existierten auch schon vor Coro­na. In der Pan­demie zeigen sich aber deut­lich die Charak­ter­is­ti­ka dieser Gesellschaft­sor­d­nung, des Kap­i­tal­is­mus. Die Bekämp­fung der Pan­demie scheit­ert so vor sich hin, weil dieses Wirtschaftssys­tem, das auf Prof­it­max­imierung um jeden Preis beruht und die dazuge­hörige poli­tis­che Ord­nung nicht in der Lage sind, dieser etwas effek­tiv ent­ge­gen­zuset­zen. Denn zur Bekämp­fung der Pan­demie wäre Koop­er­a­tion notwendig sowie die Organ­i­sa­tion der Güter­pro­duk­tion und ‑verteilung ent­lang men­schlich­er Bedürfnisse und nicht von Gewin­ner­wartun­gen. Das ist aber nicht vere­in­bar mit den grundle­gen­den Struk­turen unser­er Gesellschaft.

Das Prob­lem heißt Kap­i­tal­is­mus und darüber müssen wir reden. Dass die Coro­n­apoli­tik vor allem Wohlhaben­den und Reichen zugute kommt und für alle anderen nur Trostpflaster vorhält, macht viele wütend. Das ist aber auch ohne Coro­na der kap­i­tal­is­tis­che Nor­malzu­s­tand. Dass Krankenpfleger*innen als “sys­tem­rel­e­vant” beklatscht, aber nicht bess­er bezahlt wer­den, während Milliardär*Innen reich­er wer­den, dass Men­schen um ihre Gesund­heit und ihr Leben fürcht­en, während sich Konz­erne im Tech­nolo­gie,- Medi­zin,- und Finanzsek­tor über das Virus als Wach­s­tums­beschle­u­niger freuen, ist nach den Maßstäben dieser Gesellschaft: nor­mal. Eben­so, dass Deutsch­land durch seinen ökonomis­che und poli­tis­che Macht dazu beiträgt, weltweit Men­schen vom Zugang zu Medi­zin und Impf­stoff auszuschließen. Deshalb ist das kein Nor­malzu­s­tand, zu dem wir zurück­wollen. Allein schon nicht, weil dieser Nor­malzu­s­tand der Pan­demie den Weg ebnete: — schließlich wurde Coro­na erst in Verbindung mit dem kaputtges­parten und pri­vatisierten Gesund­heitssys­tem zur Katas­tro­phe. Die Pan­demie hat so die grundle­gen­den Struk­turen dieser Gesellschaft offen gelegt.

Das gilt es zu ändern. Ein erster Schritt dazu wäre, sich gemein­sam gegen die gegen­wär­ti­gen und kom­menden Zumu­tun­gen zu wehren.

Deswe­gen:
Raus auf die Straße am 24. April 2021, 14 Uhr, Pots­dam Babels­berg Rathauskreuzung.
Kämpferisch und mit Abstand gegen das kap­i­tal­isi­tis­che Pandemiemangement!

 

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(Anti-)Rassismus Antiziganismus Flucht & Migration Gender & Sexualität

Gegen die rassistische und sexuelle Gewalt des Lagersystems!

Internationalen Frauentag: Gegen die rassistische und sexuelle Gewalt des Lagersystems in Zeiten der Pandemie

 

Die Covid 19 Pan­demie ist für die ganze Gesellschaft spür­bar. Ein­er­seits ist es leicht zu ver­all­ge­mein­ern: Es ist ein Virus, mit dem wir alle zu kämpfen haben. Auf der anderen Seite müssen wir real­is­tisch sein: In Iso­la­tion zu leben, ohne Aus­sicht auf einen Aufen­thalt, in der Hoff­nung, dass die Polizei nicht kommt, um die Abschiebung zu erzwin­gen, ist nicht nur stres­sig und trau­ma­tisierend, son­dern ver­stärkt den Stress der Pan­demie. Eliz­a­beth Ngari, Mit­grün­derin von Women in Exile & Friends: „Wir sind nicht nur Zielscheibe des Virus, son­dern auch des alltäglichen Sex­is­mus und Ras­sis­mus, der Migra­tionspoli­tik und Polizeikon­trollen. Es ist zum Beispiel offen­sichtlich­er struk­tureller Ras­sis­mus, wenn in der ehe­ma­li­gen Abschiebe­haf­tanstalt in Eisen­hüt­ten­stadt nur “Men­schen nicht­deutsch­er Herkun­ft” wegen Ver­stoßes gegen Quar­an­täne­maß­nah­men inhaftiert wur­den” (die MAZ berichtete am 10.2.2021).

Eliz­a­beth Ngari: „Die Art und Weise, wie mit der Pan­demie umge­gan­gen wird, ver­schärft unsere struk­turelle und soziale Aus­gren­zung in dieser Gesellschaft.” Für viele ist es ein­fach von zu Hause aus zu arbeit­en, an Online-Meet­ings teilzunehmen, ihre Prob­leme zu disku­tieren und zu ver­suchen, Lösun­gen zu find­en. Ein Jahr der sozialen Dis­tanzierung, der Online-Tre­f­fen und des Tra­gens von Masken hat uns allen gezeigt, wie wichtig Teil­nahme und soziale Kon­tak­te sind. Doch in den isolierten Flüchtlingslagern ist der Zugang zum Inter­net schlecht oder gar nicht vorhan­den. Die Aus­län­der­be­hörde, das BAMF und das Deutsche Rote Kreuz in den Erstauf­nah­men, nur wenige Meter von den Unterkün­ften ent­fer­nt, ver­fü­gen selb­stver­ständlich über gutes Inter­net. „Die dig­i­tale Aus­gren­zung spiegelt nicht nur die räum­liche und soziale wider, son­dern ver­stärkt sie noch.” ergänzt Madeleine Mawam­ba von den Women in Exile & Friends. Viele der Frauen in den Camps sind von dig­i­tal­en Kon­feren­zen und dig­i­taler Organ­isierung und Par­tizipa­tion aus­geschlossen. Neben dem dig­i­tal­en Auss­chluss ist die “soziale Dis­tanzierung ein Priv­i­leg” in den Kan­ti­nen, in denen bis zu 400 Men­schen essen oder Toi­let­ten geteilt werden.

In diesem Jahr erre­icht­en uns Berichte über Verge­wal­ti­gun­gen und sex­uelle Beläs­ti­gun­gen in den Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen Bran­den­burgs gegen Het­ero-Frauen und Les­ben. Wir organ­isierten eine Kundge­bung am 25. Novem­ber 2020, dem “Inter­na­tionalen Tag zur Besei­t­i­gung der Gewalt gegen Frauen” vor dem Lager Eisen­hüt­ten­stadt. Das Lager Eisen­hüt­ten­stadt ist die Erstauf­nah­meein­rich­tung des Lan­des Bran­den­burg. Die sex­u­al­isierten Über­griffe gescha­hen, obwohl das Lager über einen so genan­nten “Schutzhaus”-Block ver­fügt, in dem schutzbedürftige Geflüchtete unterge­bracht wer­den sollen. Eine der betrof­fe­nen Frauen hat sich frei­willig bere­it erk­lärt, ein­er Jour­nal­istin der Taz ein Inter­view über ihre Erfahrun­gen zu geben. Es ist möglich, darüber in unserem Blog zu lesen: Flüchtlings­frauen in Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen: Flucht vor Gewalt in Gewalt ” Women in Exile & Friends (women-in-exile.net).

 

Am 8. März 2021, den „Inter­na­tionalen Frauenkampf­tag” wer­den wir in Cot­tbus — im Gedenken an unsere ermordete Schwest­er Rita — gegen Fem­i­nizide und Lager demonstrieren.

 

Möge Rita Ojunge in Frieden und Kraft ruhen.

Wir wer­den weit­er­hin Gerechtigkeit fordern, auch in Zeit­en der Pandemie!

Wir fordern Gerechtigkeit für die verge­waltigten Frauen!

Wir fordern Gerechtigkeit für unsere ermordete Schwest­er Rita!

Und wir wieder­holen laut und deut­lich: Lager sind kein sicher­er Ort für Frauen und Kinder!

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration Law & Order

Fight for Solidarity

Vor mehr als drei Jahren wurde das Ret­tungss­chiff IUVENTA, von der  deutschen Organ­i­sa­tion Jugend ret­tet, von ital­ienis­chen Behör­den  beschlagnahmt. Gegen zehn Men­schen aus der Crew wurde ermit­telt.  Gestern, am 03.03.2021 hat nun die Staat­san­waltschaft in Tra­pani  Anklage gegen die #IUVENTA10 erhoben. Die Anklage richtet sich gegen  ins­ge­samt 21 Men­schen aus drei Organ­i­sa­tio­nen. Vorge­wor­fen wird ihnen  Bei­hil­fe zur “ille­galen” Ein­reise. Ihnen dro­hen bis zu 20 Jahre  Gefängnis.

Die Anklage ist ganz klar poli­tisch motiviert und soll Sol­i­dar­ität  krim­i­nal­isieren. Über­all in Europa lässt sich dieses Vorge­hen  beobacht­en. Dabei ist es diese Prax­is, die die EU-Außen­gren­ze zu  Mas­sen­gräbern macht und Men­schen in Krisen­ge­bi­ete zurück schiebt. Die  Crew der Iuven­ta ret­tete von 2016 bis 2017 mehr als 14.000 Men­schen  aus Seenot. Sie waren in Seenot, weil es für sie keinen sicheren und  “legalen” Weg gab, in der EU Schutz zu suchen.
Der Hauptzeuge im Prozess gegen die Iuventa10 rud­erte bere­its 2018 mit  seinen Anschuldigun­gen zurück. Kurz danach verkün­dete er aber, dass er  für eine Aus­sage vor Gericht einen Job bei der recht­sradikalen Partei  Lega Nord  ange­boten bekom­men habe.

Sascha Girke, ehem. Head of Mis­sion auf der Iuven­ta: “Obwohl wir  diejeni­gen sind, die angeklagt sind, so kla­gen wir die Europäis­chen  Regierun­gen an. Wir kla­gen sie an für die Ver­weigerung von sicheren  Fluchtwe­gen und das aktive Sterben-Lassen”.
Vor knapp einem Monat bspw. wurde Anklage gegen die Stansted15 ‑eine  Gruppe Aktivist*innen, die einen Abschiebe-Flug aus Groß-Bri­tan­nien  ver­hin­derten- fall­en gelassen und auch die Anklage gegen die  Hil­f­sor­gan­i­sa­tion Cap Anamour endete 2009 mit einem Freispruch.
Dar­iush, Kapitän der Iuven­ta, sagt: “So lange Regierun­gen ihre eige­nen  Geset­ze brechen und inter­na­tionale Kon­ven­tio­nen und das Seerecht  mis­sacht­en, sind alle Anschuldigun­gen wie ein Witz für mich. Es wäre  lustig, wenn das nicht Tod und Elend für Men­schen auf der Flucht  bedeuten würde”.

2019 hat die Stadt Pots­dam den Max-Dor­tu-Preis an die Crew der Iuven­ta  ver­liehen, für ihren Ein­satz für Frei­heit des Indi­vidu­ums und eine  demokratisch ver­fasste Gesellschaft. Wieso also ste­hen diese Leute  jet­zt in Ital­ien vor Gericht?

Wir fordern die Stadt Pots­dam auf, sich sol­i­darisch an die Seite der  krim­i­nal­isierten Seenotretter*innen zu stellen und sich als ” Sicher­er  Hafen” gegen die Abschot­tungs-und Krim­i­nal­isierungspoli­tik der EU zu  positionieren.
Wir, die See­brücke Pots­dam, ste­hen sol­i­darisch mit den Iuventa10! Denn  angeklagt sind sie, gemeint sind wir alle!
Wir laden zu ein­er spon­ta­nen Kundge­bung am Platz der Ein­heit von  16.30–17.30 Uhr.
#Fight­For­Sol­i­dar­i­ty

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Kein Pushback ist Legal!

Bun­desweit­er Aktion­stag am 30.01.2021 der See­brücke und Balkan­brücke — Kein Push­back ist Legal!
Unter dem Mot­to #Kein­Push­back­IstLe­gal rufen wir, die See­brücke Pots­dam, gemein­sam mit vie­len anderen See­brück­en und Balkan­brück­en-Grup­pen am 30.01.2021 zu einem über­re­gionalen Aktion­stag für die Auf­nahme von flüch­t­en­den Men­schen aus Bosnien auf.
Die Potsdamer*innen sind dazu aufgerufen, Schilder und Ban­ner anzufer­ti­gen und kleine dezen­trale Aktio­nen für unsere Forderun­gen durchzuführen. Bilder von den Aktio­nen sollen dann in den sozialen Net­zw­erken veröf­fentlicht und an die See­brücke Pots­dam geschickt werden.
Die soge­nan­nte „neue“ Balka­n­route ver­läuft, seit der Gren­zschließung Ungar­ns und den immer härteren Gren­zregimen in Län­dern wie Ser­bi­en,durch Bosnien-Herze­gow­ina. Dort sitzen Men­schen auf der Flucht unter men­sche­nun­würdi­gen Bedin­gun­gen fest mit dem Zielnach Europa zu gelangen.
Im Herb­st bran­nte das Camp Moria in Griechen­land, jet­zt das Camp Lipa. 
Am 23.12. gab es im Camp im Nord­west­en Bosniens einen großen Brand. Mit einem Schlag ver­loren über 1000 Men­schen ihr let­ztes Dach über dem Kopf und sind somit schut­z­los Schnee und Tem­per­a­turen von bis zu ‑11 Grad Cel­sius ausgeliefert.
Das nehmen wir nicht länger hin! Am 30.01.2021 bün­deln wir unsere Kräfte und sagen laut und klar: Wir wollen Auf­nahme statt Abschottung!
Deshalb fordern wir:
1. Den Sofor­ti­gen Stopp der gewalt­samen ille­galen Push­backs an den europäis­chen Außen­gren­zen. Das Recht aller Men­schen auf Zugang zu einem fairen Asylver­fahren in der EU muss endlich einge­hal­ten wer­den! #Kein­Push­back­istLe­gal 
An der kroat­is­chen Außen­gren­ze zu Bosnien wird Schutz­suchen­den mit allen Mit­teln der Zugang zur EU ver­wehrt. Unter Anwen­dung bru­tal­ster und grausam­ster Meth­o­d­en und Willkür drängt die Gren­zpolizei flüchtende Men­schen sys­tem­a­tisch zurück. Der Ein­satz exzes­siv­er Gewalt in Form von Schlagstöck­en, Elek­troschock­ern und Schuss­waf­fen ist keine Sel­tenheit. Diese Mil­i­tarisierung der Gren­zen zwingt die Men­schen, sich auf immer riskan­tere Routen zu begeben. 
Die sowohl physisch als auch psy­chisch unzu­mut­baren, men­schen­rechtswidrigen Bedin­gun­gen an den EU — Außen­gren­zen müssen sofort been­det wer­den. Wer Asyl sucht, hat das Recht, dieses zubeantra­gen und auch inter­na­tionale Gren­zen zu über­schre­it­en. Die Abschot­tungspoli­tik Europas muss endlich ein Ende find­en und allen Men­schen muss der Zugang zu einem sicheren Zuhause gewährleis­tet wer­den! Auf­nahme statt Abschottung!
2. Des Weit­eren muss die bun­des­deutsche Unter­stützung für die kroat­is­che Gren­zpolizei sofort gestoppt werden. 
Erst im Dezem­ber wur­den dem kroat­is­chen Gren­zschutz 20 Fahrzeuge im Wert von über 800.000 Euro geschenkt.(1) Diese Fahrzeuge hat­ten nicht die Unter­stützung von Men­schen auf der Flucht zum Zweck, son­dern tru­gen zu ein­er noch stärk­eren Abschot­tung der EU und Krim­i­nal­isierung von Flucht bei. Anstatt ein­er weit­eren Finanzierung von Pushbacks, ist es notwendig, dass die Bun­desregierung gewährleis­tet, dass diese Men­schen tat­säch­lich die ihnen zuste­hen­den Rechte nach der Gen­fer Flüchtlingskon­ven­tion in Anspruch nehmen kön­nen und ihnen der nötige Schutz gewährleis­tet wird, den sie benötigen.
Push­backs und die vorsät­zliche Mis­sach­tung von Men­schen­recht­en sind nach wie vor rechtswidrig. Trotz­dem sind es derzeit die Men­schen auf der Flucht, die krim­i­nal­isiert wer­den und nicht die deutsche Bun­desregierung oder die EU
3. Die Bun­desregierung muss sofort han­deln und die Lager evakuieren.In Deutsch­land ste­hen Län­der und Kom­munen zur Auf­nahme bere­it. #Wirhaben­Platz und fordern #Auf­nahmeS­tat­tAb­schot­tung
Um diese Evakuierun­gen durch­führen zu kön­nenist die Umset­zung kom­mu­naler Auf­nah­me­bere­itschaft zwin­gend notwendig! Aktuell haben sich in Deutsch­land 229 (!) Städte und Kom­munen zu einem “Sicheren Hafen” erklärt!(2) Auch die Stadt Pots­dam KANN und MUSS ihren Beitrag dazu leis­ten, Men­schen­rechtsver­let­zun­gen zu ver­hin­dern, indem sie dem Beschluss zum “Sicheren Hafen Pots­dam” endlich aktiv nachkommt! 
Wil­lens­bekun­dun­gen reichen lange nicht mehr aus. Es müssen diesen Bekun­dun­gen Tat­en fol­gen! Die Stadt Pots­dam muss öffentlich für die Seenotret­tung ein­ste­hen, sie muss weit­er­hin aus Seenot gerettete Men­schen direkt aufnehmen. Pots­dam muss außer­dem das Land Bran­den­burg auf­fordern, ein eigen­ständi­ges human­itäres Auf­nah­me­pro­gramm für Flüch­t­ende einzuführen und damit flüch­t­en­den Men­schen die legale Ein­reise nach Deutsch­land und einen legalen Aufen­thalt ermöglichen. Die Men­schen, die ent­lang der Balka­n­route bei Schnee und Minus­graden aushar­ren müssen, müssen SOFORT evakuiert und aufgenom­men werden.
Darüber hin­aus ist es notwendig, ein langfristiges und sicheres Ankom­men zu gewährleis­ten, um eine men­schen­würdi­ge Ver­sorgung, ins­beson­dere in den Bere­ichen Wohnen, medi­zinis­che Ver­sorgung und Bil­dung, sicherzustellen.
Flucht ist KEIN Ver­brechen! Men­schen­rechte aktiv zu brechen ist eins!
Deshalb rufen wir alle Potsdamer*innen dazu auf, sich unserem Protest und unseren Forderun­gen am 30.01.2021 auf kreative Art und Weise anzuschließen! Bastelt Schilder, Ban­ner und gestal­tet andere kreative Dinge. 
Lasst sie aus euren Fen­stern oder an anderen Stellen hän­gen, macht Bilder davon und schickt sie an uns!
Wir bleiben laut und wütend bis alle Lager evakuiert sind! 
Bis Politiker*innen Ver­ant­wor­tung für ihre Tat­en tra­gen und aufhören diese an andere abzugeben! Bis unsere Forderun­gen endlich ern­stgenom­men und umge­set­zt werden!
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Mahnwache zum Gedenken an Phan Văn Toản

Am 31. Jan­u­ar 1997 wird der damals 42-Jährige Phan Văn Toản am S‑Bahnhof Fred­er­s­dorf von zwei Neon­azis bru­tal zusam­mengeschla­gen. Nach einem Über­leben­skampf in der Notauf­nahme wird Phan Văn Toản quer­schnitts­gelähmt in eine Reha­bil­i­ta­tion­sklinik ver­legt. Dort stirbt er drei Monate später an akutem Herzver­sagen als Folge des Angriffs.

Er hin­ter­lässt Freund*innen und Fam­i­lie in Deutsch­land und Viet­nam. Wir kön­nen nur erah­nen, was eine solche Tat für sie bedeutet. Was es für seine Fre­undin beude­tet, die die Tat mit anse­hen musste. Was es bedeutet, dass die Täter einen Tag nach der Tat wie schon zuvor am Bahn­hof rumhin­gen, als sei nichts geschehen. Was es bedeutet, dass trotz ras­sis­tis­ch­er Äußerun­gen des Täters vor dem Gericht Ras­sis­mus als Motivnicht anerkan­nt wurde.

Die Fra­gen kön­nen wir nicht beant­worten, aber wir kön­nen Phan Văn Toản gedenken. Wir kön­nen dafür sor­gen, dass wed­er Phan Văn Toản noch die weit­eren Opfer rechter Gewalt vergessen wer­den. Wir kön­nen unsere Trauer und Wut sicht­bar machen. Und wir kön­nen uns dafür ein­set­zen, dass am S‑Bahnhof Fred­er­s­dorf ein Hin­weis entste­ht, was hier vor 24 Jahren geschehen ist.

Dafür wer­den wir eine (pan­demiebe­d­ingt) sehr kleine Mah­nwache am 31. Jan­u­ar ver­anstal­ten. Diese Mah­nwache soll der Auf­takt für ein jährlich­es Gedenken sein. Wir wollen, dass am S‑Bahnhof Fred­er­s­dorf eine Gedenk­tafel dauer­haft an Phan Văn Toản erin­nert und alle mah­nt, bei ras­sis­tis­chen Hand­lun­gen nicht wegzuschauen, son­dern aktiv einzugreifen!

Wir veröf­fentlichen keine Uhrzeit für die Mah­nwache, son­dern wer­den diese im sehr kleinen Kreis durch­führen. Wer trotz­dem mit ein­er kleinen Geste an Phan Văn Toản erin­nern möchte, den rufen wir dazu auf, auf dem Vor­platz des S‑Bahnhofs Fred­er­s­dorf Blu­men abzule­gen und uns Fotos davon zu schick­en. Näch­stes Jahr kön­nen wir sein­er dann hof­fentlich gemein­sam würdig gedenken.

 

 

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Pressemitteilung zum Internationalen Tag der Menschenrechte

Gefährdetes Leben: Man­gel­hafter Gesund­heitss­chutz für Geflüchtete mit fatal­en Folgen

Anlässlich des Inter­na­tionalen Tages der Men­schen­rechte am 10. Dezem­ber appel­liert der Flüchtlingsrat mit Nach­druck: Das Recht auf kör­per­liche Unversehrtheit ist ein Menschenrecht.

Eine Gesund­heitsver­sorgung zweit­er Klasse für Geflüchtete darf es nicht geben. Es müssen Lehren aus der ersten Coro­na-Welle gezo­gen wer­den: Masse­nun­terkün­fte gefährden die Gesund­heit von Men­schen. Die einzige Lösung ist eine dezen­trale Unterbringung.

DieEmpfehlun­gen des Robert-Koch-Insti­tuts für Asy­lun­terkün­fte <https://www.fr.de/politik/coronavirus-robert-koch-institut-fluechtlingsunterkuenfte-forderungen-aenderungen-abstand-quarataene-alarm-zr-13796943.html?fbclid=IwAR0_hxivq5IIg8ubPCURcQjjGBOmsc7YsXR47fqL9G_XwHxpt2Prs2pZcWE>müssen endlich umge­set­zt wer­den. Das bedeutet unter anderem die frühe Erken­nung und präven­tive getren­nte Unter­bringung von Risikop­er­so­n­en, die Bil­dung klein­er Wohnein­heit­en, um Ansteck­un­gen und län­gere Quar­an­tä­nen für größere Grup­pen zu ver­hin­dern, die aktive Ein­beziehung von Bewohner_innen bei Quar­an­tä­nen zur Ver­mei­dung ein­er Re-Trau­ma­tisierung sowie eine umfassende mehrsprachige Infor­ma­tion der Bewohner_innen Der Flüchtlingsrat zeigt anhand dreier Beispiele aus Bran­den­burg, dass eine Gesund­heits­ge­fährdung durch Masse­nun­ter­bringung wissentlich in Kauf genom­men wird: *Fahrläs­sige Kör­per­ver­let­zung in Nauen* Frau E. ist 74 Jahre alt. Sie lei­det an ein­er schw­eren Herz-Kreis­laufer­krankung und ist damit ein­deutig der Per­so­n­en­gruppe mit erhöhtem Risiko für einen schw­eren Ver­lauf im Falle ein­er Infek­tion mit Covid-19 zuzuord­nen. Deshalb stellte sie Anfang Novem­ber einen Antrag auf geeignete Unter­bringung außer­halb der Sam­melun­terkun­ft in Nauen. Sie lebt dort zwar in einem Einzelz­im­mer, teilt sich aber Bad und Küche mit sechs bis sieben weit­eren Fam­i­lien. Im Juli diesen Jahres hat­te eine Frau, die zur Risiko­gruppe zählt, bere­its die Unter­bringung außer­halb der Sam­melun­terkun­ft in ein­er Woh­nung vor Gericht erstrit­ten <https://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/gericht-stellt-anspruch-auf-wohnraum-mit-alleiniger-nutzung-von-kueche-und-bad-ausserhalb-von-sammelunterkuenften-fest/> (VG Pots­dam vom 03. Juli 2020). Der Auszugsantrag von Frau E. aber wurde mündlich abgelehnt. Das Sozialamt könne die Kosten nicht übernehmen. Der schriftliche Bescheid erre­ichte Frau E., als sie bere­its im Pots­damer Kranken­haus lag – Diag­nose: Coro­na pos­i­tiv. Sie wird dort nun seit drei Wochen behan­delt. „/Sie muss kün­stlich beat­met wer­den. Seit Mon­tag liegt sie auf der Inten­sivs­ta­tion, mit­tler­weile mit inneren Blu­tun­gen. Wir dür­fen sie nicht besuchen und machen uns große Sorgen/“, berichtet die Ehe­frau ihres Enkel­sohns. *Quar­an­täne im Con­tain­er in Eisenhüttenstadt

In der Erstauf­nahme in Eisen­hüt­ten­stadt wer­den alle neuank­om­menden Geflüchteten vor­sor­glich unter Quar­an­täne gestellt, so auch Frau Rasha S. (Name geän­dert) aus Syrien. Selb­st nach zwei neg­a­tiv­en Tests wurde ihre Quar­an­täne nicht been­det. Eine Fam­i­lie in der Con­tainerun­terkun­ft, zu der Frau S. keinen direk­ten Kon­takt gehabt hat­te, war pos­i­tiv auf das Virus getestet wor­den. Bäder und Zim­mer müssen sich die Geflüchteten mit anderen teilen. „Wenn sie uns in Quar­an­täne steck­en, dann doch wenig­stens so, dass wir die Abstand­sregeln ein­hal­ten kön­nen. Wenn ein­er pos­i­tiv ist, ver­längert sich die Quar­an­täne für alle“, so Frau S. Was Frau S. beson­ders belastet, sind die Zustände, die in den Con­tain­ern herrschen. Davon berichtet sie in ein­er E‑Mail an den Flüchtlingsrat

Quar­an­täne im Con­tain­er in Eisenhüttenstadt

In der Erstauf­nahme in Eisen­hüt­ten­stadt wer­den alle neuank­om­menden Geflüchteten vor­sor­glich unter Quar­an­täne gestellt, so auch Frau Rasha S. (Name geän­dert) aus Syrien. Selb­st nach zwei neg­a­tiv­en Tests wurde ihre Quar­an­täne nicht been­det. Eine Fam­i­lie in der Con­tainerun­terkun­ft, zu der Frau S. keinen direk­ten Kon­takt gehabt hat­te, war pos­i­tiv auf das Virus getestet wor­den. Bäder und Zim­mer müssen sich die Geflüchteten mit anderen teilen. „Wenn sie uns in Quar­an­täne steck­en, dann doch wenig­stens so, dass wir die Abstand­sregeln ein­hal­ten kön­nen. Wenn ein­er pos­i­tiv ist, ver­längert sich die Quar­an­täne für alle“, so Frau S. „Was Frau S. beson­ders belastet, sind die Zustände, die in den Con­tain­ern herrschen. Davon berichtet sie in ein­er E‑Mail an den Flüchtlingsrat. Umgeben von einem Bauza­un fühlt sie sich wie im Gefäng­nis. Die Mülleimer quellen über, die Duschen sind dreck­ig und zum Teil kaputt, das Essen spär­lich und schlecht. Es fehlen Desin­fek­tion­s­mit­tel; Toi­let­ten­pa­pi­er und Hand­seife wer­den nur ein Mal in der Woche verteilt. Frau S. schließt sich nachts in ihr Zim­mer ein – wieder­holt wurde ver­sucht, von außen in ihr Zim­mer einzu­drin­gen. Sie erzählt ein­er Fre­undin in Berlin, dass sie Angst habe. Sie fühlt sich allein gelassen von den Sozialar­bei­t­en­den und schlecht informiert. Nach eini­gen Tagen kann sie in eines der Häuser der Erstauf­nahme umziehen. Nun aber ohne Zugang zum Außen­bere­ich. Als sie bit­tet, draußen Luft schnap­pen zu dür­fen, dro­ht ihr eine Sozialar­bei­t­erin, sie mit den pos­i­tiv Getesteten einzuschließen.„Nach neun Tagen in Quar­an­täne erlei­det Rasha S. eine Panikat­tacke. Sie wird ins örtliche Kranken­haus ein­geliefert. Der Arzt emp­fiehlt eine schnell­st­mögliche Ent­las­sung aus der Erstauf­nahme und befürchtet eine Suizidge­fährdung bei län­gerem Aufen­thalt. Nach Rück­kehr in die Erstauf­nahme muss Frau S. für weit­ere drei Tage in Quar­an­täne bleiben. Auch danach darf sie nicht zurück zu ihrem Fre­und ziehen, der in ein­er Woh­nung in Berlin lebt.>. Umgeben von einem Bauza­un fühlt sie sich wie im Gefäng­nis. Die Mülleimer quellen über, die Duschen sind dreck­ig und zum Teil kaputt, das Essen spär­lich und schlecht. Es fehlen Desin­fek­tion­s­mit­tel; Toi­let­ten­pa­pi­er und Hand­seife wer­den nur ein Mal in der Woche verteilt. Frau S. schließt sich nachts in ihr Zim­mer ein – wieder­holt wurde ver­sucht, von außen in ihr Zim­mer einzu­drin­gen. Sie erzählt ein­er Fre­undin in Berlin, dass sie Angst habe. Sie fühlt sich allein gelassen von den Sozialar­bei­t­en­den und schlecht informiert. Nach eini­gen Tagen kann sie in eines der Häuser der Erstauf­nahme umziehen. Nun aber ohne Zugang zum Außen­bere­ich. Als sie bit­tet, draußen Luft schnap­pen zu dür­fen, dro­ht ihr eine Sozialar­bei­t­erin, sie mit den pos­i­tiv Getesteten einzuschließen. Nach neun Tagen in Quar­an­täne erlei­det Rasha S. eine Panikat­tacke. Sie wird ins örtliche Kranken­haus ein­geliefert. Der Arzt emp­fiehlt eine schnell­st­mögliche Ent­las­sung aus der Erstauf­nahme und befürchtet eine Suizidge­fährdung bei län­gerem Aufen­thalt. Nach Rück­kehr in die Erstauf­nahme muss Frau S. für weit­ere drei Tage in Quar­an­täne bleiben. Auch danach darf sie nicht zurück zu ihrem Fre­und ziehen, der in ein­er Woh­nung in Berlin lebt. *Rauss­chmiss aus der Unterkun­ft in Ober­hav­el* Während die Coro­na-Pan­demie tobt, dro­ht die Aus­län­der­be­hörde des Land­kreis­es Ober­hav­el in einem Schreiben von Mitte Novem­ber mit dem Rauss­chmiss aus der Sam­melun­terkun­ft. Beruf­stätige Geflüchtete mit Aufen­thalt­ser­laub­nis sollen die Unterkün­fte inner­halb von drei Monat­en, also bis Mitte Feb­ru­ar, ver­lassen. Der Land­kreis weist darauf hin, dass er zur Unter­bringung dieser Per­so­n­en­gruppe nicht mehr verpflichtet ist. Das ist wahr. Lei­der ist aber auch wahr, dass die 47 betrof­fe­nen Per­so­n­en zum Teil seit Jahren verzweifelt auf Woh­nungssuche in Hen­nigs­dorf, Berlin und teil­weise ganz Bran­den­burg sind. Der Land­kreis appel­liert, sie soll­ten sich im Nor­den des Kreis­es eine Woh­nung suchen. Er verken­nt dabei jedoch, dass von dort Arbeitsstellen in Berlin kaum oder nur mit erhe­blichem finanziellen und zeitlichen Aufwand mit den öffentlichen Verkehrsmit­teln erre­ich­bar sind. Die Betrof­fe­nen wollen die Sam­melun­terkün­fte, in denen sie in Enge und ohne Pri­vat­sphäre leben, unbe­d­ingt ver­lassen, stoßen aber auf­grund des anges­pan­nten Woh­nungs­mark­tes und ras­sis­tis­ch­er Vorurteile immer wieder auf Ablehnung. Zudem fehlt es an Unter­stützungsange­boten bei der Woh­nungssuche. Sie nun vor die Tür zu set­zen, ist zynisch. Die drei Beispiele aus Bran­den­burg zeigen: Geflüchtete sind durch die Coro­na-Pan­demie physisch und psy­chisch stark belastet, ihre Gesund­heit in Sam­melun­terkün­ften beson­ders gefährdet. Soziale Ungle­ich­heit­en ver­schär­fen sich. Die Human­ität eines Staates, eines Bun­des­lan­des und ein­er Gesellschaft muss sich daran messen lassen, inwiefern sie wil­lens und fähig sind, beson­ders gefährdetes Leben zu schützen. Men­schen­rechte sind uni­ver­sal und nicht verhandelbar.

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Flucht & Migration

All Camps Are Bad- Kein weiterer Winter in den Lagern!

Vom 9. bis 13. Dezember findet bundesweit die SEEBRÜCKE-Winterkampagne 
"Wärme für alle" statt. Dazu passend rufen wir, die *SEEBRÜCKE Potsdam*, 
am *13.12.2020 um 16:00* unter dem *Motto "All Camps Are Bad"* zu einer 
*Demonstration vom Platz der Einheit zum Landtag* auf.

*Wir fordern Wärme für alle, kein weiterer Winter in den Lagern!*

Die Brände in Moria und auf Samos, Stürme, bei denen die Zelte der 
Geflüchteten weggespült wurden und Erdbeben im Herbst haben erneut 
dramatisch gezeigt: Die Lager bietenkeinen Schutz.

Mit dem Winter kommen nun nicht nur vermehrt Stürme und Regen, sondern 
vor allem auch noch die zusätzliche Kälte.
Die Situation in den Lagern und an den EU Außengrenzen ist nach wie vor 
menschenunwürdig und lebensgefährlich.
Deshalb fordern wir die sofortige Evakuierung der Lager auf den 
griechischen Inseln und aller anderen Lager an den europäischen 
Außengrenzen!

Wir fordern eine Politik der Solidarität und Aufnahme anstelle eines 
EU-Migrationspaktes, derauf Abschottung und Abschiebungen setzt.
Diese menschenrechtswidrige Politik, die ihre Augen wieder und wieder 
vor dem Leid tausender Menschen verschließt, muss jetzt ein Ende finden.

Wir fordern sichere Fluchtwege und mit ihnen auch eine 
Entkriminalisierung der Seenotrettung. Schluss mit der Blockade von 
Schiffen! Stattdessen brauchen wir eine Migrationspolitik, die endlich 
die Rechte der fliehenden und geflüchteten Menschen an erste Stelle setzt.

Die europäischen Staaten und vor allem Deutschland müssen Verantwortung 
übernehmen und die katastrophalen Lager noch in diesem Winter evakuieren!

Deshalb treffen wir uns am 13.12.2020 am Platz der Einheitundlaufen 
anschließend gemeinsam zum Landtag, wo wir mit Kerzen einen Schriftzug 
bilden wollen, um zu verdeutlichen:*All **C**amps **A**re **B**ad**! 
**Wärme für alle**!****Kein weiterer **Winter in den Lagern! *
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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Keine Abschiebungen während einer Pandemie!

*Mit einem gemeinsamen Aufruf anlässlich der Innenministerkonferenz am
9.-11. Dezember 2020 richten sich mehr als 40 Organisationen und
Verbände an die Innenminister der Länder: Die unterzeichnenden
Organisationen fordern ein bundesweites Abschiebungsmoratorium. *

Während der COVID-19-Pandemie sind Abschiebungen nicht zu verantworten.
Sie setzen das Leben der Abgeschobenen aufs Spiel. Auch das
Begleitpersonal wird unnötig in Gefahr gebracht. Zahlreiche
Herkunftsländer von Asylsuchenden haben marode Gesundheitssysteme und
sind nicht in der Lage, an dem Virus Erkrankte zu versorgen. Auch
Staaten mit einem relativ gut aufgestellten Gesundheitssystem kommen an
ihre Kapazitätsgrenze. Die Zahl der Corona-Infizierten steigt weltweit
dramatisch, ganz zu schweigen von der rasant steigenden Zahl der Toten.
Dennoch werden Menschen in Länder abgeschoben, in denen sich die
Pandemie katastrophal auswirken könnte oder es bereits tut. Das Risiko
für ihre Gesundheit und körperliche Unversehrtheit ist immens.

Die Bundeskanzlerin hat eindringlich dazu aufgerufen, auf überflüssiges
Reisen zu verzichten. Das muss auch für Abschiebungen in Staaten, wie
zum Beispiel Afghanistan, aber auch Überstellungen im Rahmen der
Dublin-III-Verordnung, wie zum Beispiel Italien, gelten. Insbesondere in
den Wintermonaten ist in vielen der besonders von der Pandemie
betroffenen Länder nicht mit einer schnellen Besserung zu rechnen. Die
Unterzeichnenden verweisen auch auf die Reisehinweise des Auswärtigen
Amtes
<https://www.auswaertiges-amt.de/de/ReiseUndSicherheit/10.2.8Reisewarnungen>.
Abschiebungen sollten mindestens bis April 2021 ausgesetzt werden.
/
/
/„Ein Abschiebungsmoratorium könnte Geflüchteten einen Moment der
Sicherheit in unsicheren Zeiten verschaffen. Geflüchteten sind durch das
dauerhaft hohe Infektionsrisiko und die Enge in Sammelunterkünften
ohnehin stark belastet, ihre psychische und physische Gesundheit
besonders gefährdet/“, so Lotta Schwedler vom Flüchtlingsrat Brandenburg.

*Die Lage in Brandenburg und Situation in den Herkunftsländern*
**
Auch in Brandenburg wurden – nach einer kurzen Atempause zu Beginn der
Corona-Pandemie – Abschiebungen wieder aufgenommen. So schob Brandenburg
Anfang September 12 Menschen im Rahmen einer Sammelabschiebung nach
Pakistan ab. 

Geflüchtete in Länder abzuschieben, in denen die realen Auswirkungen der
Pandemie nicht abzuschätzen sind, ist unverantwortlich. Das Auswärtige
Amt warnt aktuell vor Reisen in die meisten Staaten, in die Deutschland
in der Vergangenheit abgeschoben hat. Bei vielen Ländern, darunter
Pakistan, geht das Auswärtige Amt von einer hohen Dunkelziffer
<https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/pakistan-node/pakistansicherheit/204974>bei
den Infektionszahlen aus. Die Situation in den Ländern, so das
Auswärtige Amt, sei angespannter, als es offizielle Berichte vermuten
lassen.

Covid-19 hat in vielen Herkunftsländern zu einer Wirtschaftskrise und
dem zum Zusammenbruch der Gesundheitssysteme geführt. Hungersnöte
drohen. Hinzu kommen bewaffnete Konflikte in Krisenregionen wie Syrien
und Afghanistan. Der Direktor des Welternährungsprogramms der Vereinten
Nationen warnt vor derschlimmsten humanitären Krise
<https://www.deutschlandfunk.de/friedensnobelpreis-fuer-welternaehrungsprogramm-wie-die.724.de.html?dram:article_id=485518>
seit dem Zweiten Weltkrieg.

*Pressekontakt: **
**info@fluechtlingsrat-brandenburg.de*
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Law & Order

Aufruf zur solidarischen Prozessbegleitung

Alter Ter­min: 06.07.20. Neuer Ter­min! Mittwoch, 09.12.20, 10 Uhr im Saal 4 im Amts­gericht Strausberg!

Ab 10 Uhr find­et im Saal 4 am Amts­gericht Straus­berg die Ver­hand­lung gegen Las­z­lo statt. Er soll im „Rah­men ein­er polizeilichen Maß­nahme“ einen tätlichen Angriff auf Bullen verübt haben. Wie bei jedem Prozess will das Gericht das Gewalt­monopol des Staates und der Bullen als seinen ver­längerten Arm zementieren.

 

Ein Para­graph für die Schweine
Wenn bezahlte Schlägertrup­pen bewaffnet losziehen, Men­schen ver­let­zten und töten, dass jedoch für viele ein Teil legit­imer Nor­mal­ität bedeutet, bewe­gen wir uns immer weit­er auf ein autoritäres faschis­tis­ches Regime zu. In diesem Kon­text wer­den natür­lich auch immer mehr Befug­nisse oder Son­der­para­graphen für Bul­len­schweine erfun­den und diese gesellschaftlich wenig hin­ter­fragt. So auch der §114 StGB, um den es unter anderem in der Ver­hand­lung gehen soll.

Dieser soge­nan­nte „Tätliche Angriff auf Voll­streck­ungs­beamte“ stellt ganz expliz­it nur den Angriff „auf Per­so­n­en die Dien­sthand­lun­gen aus­führen“ unter Strafe. Es ist also ein Son­der­para­graph für Bullen und Helfer­shelfer, die Anweisun­gen von oben befol­gen und alles unter­drück­en, wofür eine befre­ite Gesellschaft steht.

Schuld und Unschuld
Las­z­los Prozess fußt, wie jed­er andere, auf dem Kon­strukt von Schuld und Unschuld. Schuld bedeutet, sich den staatlich fest­gelegten Regeln ange­blich wider­set­zt zu haben und ist gesellschaftlich ver­pönt. Unschuld hinge­gen unter­wirft sich dem Gesetz und somit auch dem Staat, was als pos­i­tiv erachtet wird. So tritt der Staat seine eigene Ver­ant­wor­tung ab und schiebt sie den „Schuldigen“ zu, welche dann als Ursprung allen Übels betra­chtet wer­den. Die tat­säch­liche Gewalt, die vom Staat aus­ge­ht, macht dieser damit unsichtbar.

Auch mit dem §114 StGB soll die Gewalt des Staates ver­schleiert wer­den, indem durch den Para­graphen Bullen als ange­bliche Opfer insze­niert und Angeklagte als Schuldige gestem­pelt werden.

Sol­i­dar­ität zeigen!

Unab­hängig der Kon­struk­tion von Schuld und Unschuld ist ein Angriff auf Bullen ein nötiges Mit­tel, um gesellschaftliche und poli­tis­che Kon­flik­te nicht ein­er Horde immer bess­er bewaffneter Lakaien zu über­lassen. Die Repres­sion, die Las­z­lo auf­grund des Vor­wurfs erfahren soll, muss deswe­gen unab­hängig der Kon­struk­te mit unser­er Sol­i­dar­ität beant­wortet werden.

Kommt deswe­gen zum Prozess und lasst uns klar­ma­chen, das Sol­i­dar­ität mehr als nur ein Wort ist und das wir nicht schweigend zuse­hen, wenn Men­schen Repres­sion erfahren! 

Frei­heit für Las­z­lo, Frei­heit für alle!

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Lufthansa, werde #Abschiebefrei!

Mit einer bundesweiten Posteraktion und
einem heute gestarteten Twittersturm geht die Kampagne Lufthansa
#Abschiebefrei in die zweite Runde.  Die Berliner Gruppe "No Border
Assembly" fordert Lufthansaauf, keine Abschiebungen mehr durchzuführen
und sich klar gegen Rassismus zu positionieren. Mehr als 20
Organisationen haben sich bereits zum Kampagnenstart im Juli Lufthansa
#Abschiebefrei angeschlossen. 

Nicht nur mit einem Twittersturm, auch in der Offline-Welt machen
Aktivist*innen in ganz Deutschland auf die rassistische Abschiebepraktik
der Lufthansa aufmerksam. In den letzten Wochenhaben sie den
öffentlichen Raum mit Plakaten verschönert. Am Samstag und Sonntag
werden sie den digitalen Sturm auf Instagram fortsetzen. Ihre Botschaft:
Die Lufthansa profitiert seit Jahren davon, Menschen das Recht auf
Bewegungsfreiheit zu entziehen. Das muss aufhören. 

„Die rassistische Polizeigewalt auf Abschiebeflügen ist symptomatisch
für den neokolonialen Charakter von Abschiebungen", erklärt Nadija
Martin, Sprecherin der Gruppe "No Border Assembly". "Um den Zugang zum
europäischen Reichtum auf die weißen Nachfahren der Kolonialmächte zu
begrenzen, wird Reisefreiheit zum Privileg gemacht, und die zwangsweisen
Abschiebungen mit Gewalt durchgesetzt. Es ist höchste Zeit, dass
Abschiebungen als das anerkannt werden, was sie sind: rassistische
Gewaltakte“, so Martin weiter. 

22.097 Menschen wurden im Jahr 2019 aus Deutschland abgeschoben, unter
ihnen 3.806 Minderjährige. Mit 5.885 führten die Lufthansa und ihre
Tochtergesellschaftenmehr als 25 Prozent allerAbschiebungen durch. Auch
während der Coronapandemie gab es keinen Abschiebestopp: Seit mehreren
Monaten erfolgen wieder Abschiebungen etwa nach Albanien, Pakistan,
Nigeria, Georgien, Serbien oder in die Republik Moldau. Nur auf Bitten
der afghanischen Regierungkonnte eine Sammelabschiebung
insCorona-geplagte Landzu Beginn dieser Woche abgewandt werden. Nach
ihrer Abschiebung sind die Betroffenen damit nicht nur in existenzieller
finanzieller Not und müssen häufig um ihr Leben bangen, sondern auch
durch das Virus besonders gefährdet.

Indes werden immer mehr Abschiebung unter massiver Gewaltanwendung
durchgeführt. Laut einer Anfrage der Linken im Bundestag sind es im Jahr
2019 offiziell 1.764 Personen, gegen die „Hilfsmittel der körperlichen
Gewalt" eingesetzt wurden. Die Dunkelziffer rassistischer Polizeigewalt
bei Abschiebungen dürfte noch signifikant höher sein. Für zwei Menschen
endete die Abschiebung durch Lufthansa tödlich: 1999 erstickte der
Sudanese Aamir Ageeb bei einer Abschiebung in einem Lufthansa-Flugzeug
durch Fesselung der Polizei. Kola Bankole aus Nigeria starb 1993 auf
ähnliche Weise bei einer Lufthansa-Abschiebung.

Dabei istdie Lufthansa keineswegs dazu verpflichtet, Abschiebungen
durchzuführen. Fluggesellschaften haben das Recht, den Verkauf von
Sitzplätzen zu verweigern, wenn dadurch Passagiere gefährdet werden.
Virgin Atlantic verkauft bereits seit 2018 keine Tickets mehr für
Abschiebungen aus Großbritannien und Australien. Im Jahr 2019
informierten sechs US-Fluggesellschaften, darunter United, Delta und
American Airlines, dass sie keine Kinder mehr befördern, die an den
US-Grenzen von ihren Familien getrennt wurden. Pilot*innen der
Lufthansa-Group weigerten sich im Jahr 2019 in 309 Fällen,
Abzuschiebende zu befördern. 

Anlässlich des Kampagnenstart von Lufthansa #Abschiebefrei erklärte die
Fluggesellschaft, dass sie Abschiebungen gegen den Willen der
Betroffenen grundsätzlich ablehne. No Border Assembly bezweifelt, wie
ernst es Lufthansa mit dieser Aussage ist. "Wir wollen keine warmen
Worte mehr, wir wollen Taten sehen", erklärt Martin,"Oder hat die
Lufthansa etwa 9 Milliarden Euro an staatlicher Hilfe bekommen, um
weiter Menschenrechte zu verletzen? Die Lufthansa muss endlich von ihrem
Recht Gebrauch machen, niemand gegen den eigenen Willen zu transportieren". 

Zwar gibt die Bundesregierung inzwischen nicht mehr bekannt, welche
Fluggesellschaften Abschiebungen durchführen. Doch nichts deutet darauf
hin, dass Lufthansa nicht mehr an Abschiebungen beteiligt ist. "Es ist
ein Skandal, dass das Innenminsterium verschleiert, welche
Fluggesellschaften an Abschiebungen beteiligt sind", so Martin, "Solange
wir die genauen Zahlen zu Abschiebungen per Flugzeug aus Deutschland
nicht kennen, werden wir weiterhin davon ausgehen, dass Lufthansa die
meisten von ihnen durchführt."

Lufthansa #Abschiebefrei #LockdownLufthansa
#SayNoToDeportations #AmBodenBleiben 

*Pressekontakt: *
Nadija Martin 
noborderassembly@riseup.net

*Über uns: *
In der Gruppe "No Border Assembly" organisieren sich Menschen für das
Recht auf Bewegungsfreiheit für alle und gegen Abschiebungen. Viele der
Aktivist*innen aus Berlin und Brandenburg kämpfen gegen ihre eigene
Abschiebung.
Mehr Informationen: https://noborderassembly.blackblogs.org/
<https://noborderassembly.blackblogs.org/>
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