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Flucht & Migration Gender & Sexualität

Aram M. will nicht zurück

Aram M.: „Nach Arme­nien zurück­zukehren ist für mich keine Option!“
Während seines 17. Leben­s­jahrs stellte der heute 30-jährige Aram fest, dass er sich von Män­nern ange­zo­gen fühlt. Ein Gefühl, das in seinem Heimat­land Arme­nien unter anderem als Krankheit eingestuft wird. Als er im Jahr 2004 zum Wehr­di­enst einge­zo­gen wer­den soll, weigert er sich diesen anzutreten, denn als Homo­sex­ueller unter Men­schen zu sein, die nicht männlich genug sein kön­nen, ist für ihn undenkbar. Des Weit­eren fürchtet er Über­griffe, soll­ten sie von sein­er Homo­sex­u­al­ität erfahren.
Er wird vom Gericht zu acht Monat­en Gefäng­nis verurteilt. Von August 2004 bis April 2005 muss er ins Gefäng­nis. Dort ist er nicht nur den ver­balen Diskrimnierun­gen der Mithäftlinge und Wärter_innen son­dern auch ihren kör­per­lichen Über­grif­f­en aus­ge­set­zt. Durch die Schläge lei­det er bis heute unter ein­er Tini­tuserkrankung. Nach sein­er Freilas­sung erhält er noch ein Jahr und vier Monate auf Bewährung, Am meis­ten trifft Aram jedoch die Reak­tion sein­er Eltern – sie begeg­nen ihm mit Abnei­gung und erk­lären, er sei eine Schande für die Fam­i­lie. Der Vater schlägt ihm einen Deal vor: wenn Aram sich bemüht, eine Frau zu heirat­en und ein aus sein­er Sicht nor­males Leben zu führen, darf er weit­er­hin im Eltern­haus wohnen. Aram stimmt dem zu. Bis zum Jahr 2010 gibt es keine weit­eren Prob­leme, Aram ver­steckt seine Homo­sex­u­al­ität und macht eine Aus­bil­dun­gen zum Frisör und eine weit­ere zum Floris­ten. Eines Tages kommt jedoch sein Vater uner­wartet nach Hause und trifft dort Aram und einen Fre­und eng umschlun­gen und küssend an. Der Vater ver­weist seinen Sohn der Woh­nung. Dieser lebt for­t­an in ein­er Wohnge­mein­schaft. Jeden Job, den er annimmt, ver­liert er nach nur weni­gen Wochen, da seine Arbeitgeber_innen über seine Homo­sex­u­al­ität informiert wer­den. Aram sieht für sich keine Per­spek­tive in seinem Heimat­land und beschließt im März 2011 dieses zu ver­lassen und in Bel­gien Asyl zu beantra­gen. Nach­dem sein Antrag abgelehnt wird, bleibt ihm nur die Möglichkeit, wieder nach Arme­nien zurückzukehren.
Dort hat sich seine Sit­u­a­tion jedoch nicht verän­dert – die Fam­i­lie wollte weit­er­hin nichts mit ihm zu tun haben, die gefun­dene Arbeit ver­lor er schnell wieder. Nach­dem Aram einige Zeit auf der Straße lebte, entsch­ied der sich zum Jahre­sende 2013 dafür, nach Rus­s­land zu gehen und dort ein neues, ein besseres Leben zu begin­nen. Er fand Arbeit und hat­te eine Woh­nung und fand schnell einen Fre­und. Bei­de entschließen sich zusam­men ein Zim­mer in ein­er 2‑Raum-Woh­nung anzu­mi­eten. Die Ver­mi­eterin, sie wohnt im zweit­en Zim­mer, ahnt nicht, dass die bei­den jun­gen Män­ner ein Paar sind. Doch eines Tages beobachtet sie die bei­den, wie sie sich küssen. Daraufhin ruft sie die Polizei. Aram und sein Lebenspart­ner wer­den ver­haftet und in der Polizeis­ta­tion diskri­m­iniert, geschla­gen. Des wei­eteren wird ihnen sex­u­al­isierte Gewalt ange­dro­ht, nach­dem sie sich weigerten ein Doku­ment zu unterze­ich­nen, in dem sie sich zu ihrer Homo­sex­u­al­ität beken­nen. Als sie wieder freige­lassen wur­den, fan­den sie Unter­schlupf in einem Heim. Dort lebten sie jedoch in getren­nten Räu­men und ver­bar­gen ihre Part­ner­schaft vor den anderen Bewohner_innen.
Am Abend des 30. Mai 2015 trafen sie sich in einem Park, um Zeit gemein­sam zu ver­brin­gen. Eine Gruppe von fünf Män­ner fol­gte ihnen, beschimpfte sie homo­phob und schlug sie anschließend zusam­men. Sowohl Aram und als auch sein Lebens­ge­fährte ver­loren während des Über­griffs das Bewusst­sein. Die bei­den jun­gen Män­ner beschließen, wed­er die Polizei noch ein Kranken­haus aufzusuchen, da sie Angst vor weit­er­er Repres­sion haben. Sie zogen sich anschließend in ihre Zim­mer zurück und warteten bis die Wun­den ver­heil­ten. Im Ver­lauf des Juli bucht­en sie zwei Flugtick­ets nach Istan­bul mit Zwis­chen­stopp in Berlin. Am 29. Juli lan­dete das Paar in Berlin-Tegel und beantragte Asyl. Im soge­nan­nten kleinen Inter­view macht­en sie nicht nur Angaben zu ihrem Reiseweg, son­dern auch über ihre Erfahrun­gen in Rus­s­land und Armenien.
Vom Flughafen wer­den sie in die bran­den­bur­gis­che Erstauf­nahmestelle nach Eisen­hüt­ten­stadt trans­feriert. Dort müssen sie in getren­nten Zel­ten schlafen, da die Lager­leitung die Part­ner­schaft der bei­den Män­ner nicht anerken­nt. Nach zwölf Tagen wird Aram nach Frankfurt/Oder und Vlad nach Bran­den­burg an der Hav­el trans­feriert. Vlad gelingt es, Kon­takt zu lokalen LGBTI-Aktivist_in­nen herzustellen. Gemein­sam set­zen sie sich mit Erfolg für die Zusam­men­führung des Paares ein. Auf­grund der sich langsam zus­pitzen­den Sit­u­a­tion im Heim und der Erfahrung mit ein­er anderen LGBTI-Aktivistin — sie wurde im Heim wegen ihrer sex­uellen Ori­en­tierung ange­grif­f­en — wohnen die bei­den mit einem weit­eren les­bis­chen Paar in ein­er Ver­bund­woh­nung. Während Aram ein Prak­tikum in einem Frisösa­lon macht, geht Vlad zum Deutschkurs. Ende April bekommt Aram einen Brief mit dem Inter­viewter­min, Vlad erhält keinen Brief. Erst nach­dem Unterstützer_innen wieder­holt Druck auf das BAMF aus­geübt hat­ten, erhal­ten bei­de einen gemein­sam Ter­min am 10. Mai. Während sein­er Befra­gung wird der Ver­such Arams, über die Diskri­m­inierung in Arme­nien zu sprechen, vom BAMF-Mitar­beit­er mit der Begrün­dung abgelehnt, dass Aram aus Rus­s­land ein­gereist sei und deswe­gen nur Rus­s­land eine Rolle spielt. In dem am 21. Juni erhal­te­nen Neg­a­tivbescheid wird darauf ver­wiesen, dass Aram in Arme­nien nicht ver­fol­gt wer­den würde und auch keine begrün­dete Furcht vor Ver­fol­gung vorge­bracht hat. Des Weit­eren wird darauf ver­wiesen, dass er Fam­i­lie vor Ort hat und diese ihn unter­stützen kön­nte. Das BAMF gab Aram im Inter­view am 10. Mai wed­er die Möglichkeit über seine Ver­fol­gung in Arme­nien zu bericht­en, noch hat es die Aus­sagen vom 29. Juli 2015 berück­sicht, in denen klar ste­ht, dass Arams Fam­i­lie ihn ver­stoßen hat und er in Arme­nien ver­fol­gt wird. Des Weit­eren wird seine Beziehung zu Vlad nicht anerkannt.
Wir verurteilen die Prax­is des BAMF scharf und fordern die Anerken­nung der Lebenspart­ner­schaft von Vlad und Aram. Des Weit­eren fordern wir eine Neube­w­er­tung seines Antrags unter Berück­sich­ti­gung aller von ihm vorge­bracht­en Fluchtgründe.
Aram und Vlad bleiben hier!

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Flucht & Migration

Ausweitung der Migrationssozialarbeit

Offen­er Brief zur Per­spek­tive der Migra­tionssozialar­beit als Fach­ber­atungs­di­enst in Brandenburg
 
Sehr geehrter Herr Min­is­ter­präsi­dent Dr. Woidke,
sehr geehrte Frau Min­is­terin Golze,
 
wir unter­stützen nach­drück­lich die mit dem Lan­desauf­nah­mege­setz beschlossene Ausweitung der Migra­tionssozialar­beit. Schutz­suchende Men­schen sind in vie­len Lebensla­gen auf eine kom­pe­tente Beratung angewiesen, die sie dabei unter­stützt, ihre Inter­essen und Bedürfnisse durchzuset­zen. Die über­re­gionalen und auch einzelne regionale Flüchtlings­ber­atungsstellen in Bran­den­burg brin­gen diese Kom­pe­ten­zen mit und haben in ihrer langjähri­gen Arbeit eine sehr gute Ver­net­zung vor Ort aufge­baut. Das Lan­desauf­nah­mege­setz übergibt die Bere­it­stel­lung der Migra­tionssozialar­beit als Fach­ber­atungs­di­en­stallerd­ings in die Hände der Land­kreise und kre­is­freien Städte, wom­it aus unser­er Sicht einige Prob­leme ver­bun­den sind.
Die erfol­gre­iche, in vie­len Jahren gewach­sene und vor Ort gut ver­ankerte Arbeit der beste­hen­den unab­hängi­gen und über­re­gion­al arbei­t­en­den Beratungsstellen wird mit der Kann-Bes­tim­mung in § 12 Abs. 2 LAufnG ganz real aufs Spiel geset­zt, wie erste Erfahrun­gen bere­its jet­zt zeigen. Da kein lan­de­sein­heitlich­es Ver­fahren vorge­se­hen ist, dro­ht den beste­hen­den Struk­turen in ersten Land­kreisen die Entziehung ihrer Exis­ten­z­grund­lage – etwa in Ober­hav­el, wo der Land­kreis eine Gesellschaft in eigen­er Träger­schaft gegrün­det hat, ohne das beste­hende Ange­bot zu beacht­en. In anderen Land­kreisen ist eine Über­tra­gung auf Träger erwart­bar, die enge Verbindun­gen zu Poli­tik und Ver­wal­tung pfle­gen und kaum prak­tis­che Erfahrun­gen in der Flüchtlingssozialar­beit vor­weisen – das bish­erige erfol­gre­iche Konzept wird nicht aus­geweit­et, son­dern unterhöhlt.
Wir wollen das an zwei aus­gewählten Punk­ten verdeutlichen:
 
Alles aus ein­er Hand?
Die Land­kreise und kre­is­freien Städte sind neben ihrer Zuständigkeit für die Migra­tionssozialar­beit als Fach­ber­atungs­di­enst häu­fig auch für die Unter­bringung – oft in Gemein­schaft­sun­terkün­ften – und mit den
Aus­län­der­be­hör­den auch für den Vol­lzug des Aus­län­der­rechts zuständig. Beratungsar­beit, die immer die indi­vidu­ellen Bedürfnisse von Rat­suchen­den in den Mit­telpunkt stellt, wird unter den Zweifel gestellt, dass eine – ver­meintliche oder tat­säch­liche – Abhängigkeit der Beratungsstelle vor­liege. Es kann zu Inter­essens- und Loy­al­ität­skon­flik­ten mit dem Arbeit­ge­ber kom­men, ggf. unbe­queme Beratungsar­beit, etwa wo es um das Sozialamt oder die Aus­län­der­be­hörde geht, wird erschw­ert bzw. unmöglich gemacht. Es ist zu erwarten, dass das Ver­trauensver­hält­nis zu Geflüchteten und vielfach auch zu ehre­namtlichen Begleiter_innen, Dolmetscher_innen und anderen Unterstützer_innen auf­grund der Neustruk­turierung maßge­blich und bleibend gestört wird.
Bere­its in ihrem offe­nen Brief vom 14. Dezem­ber 2015, als das LAufnG erst im Entwurf vor­lag, hat­ten die flüchtlingspoli­tis­chen und Willkom­mens-Ini­tia­tiv­en im Land Bran­den­burg dazu geschrieben:
„Unsere Erfahrun­gen mit Ent­las­sun­gen engagiert­er Sozialar­bei­t­erIn­nen und Bera­terIn­nen in den Land­kreisen lassen uns um unab­hängige Beratung fürcht­en. Eine ver­trauenswürdi­ge Beratungsstelle muss auch gegenüber der Prax­is der Aus­län­der­be­hörde kri­tisch sein kön­nen. Wenn sie struk­turell von der Insti­tu­tion abhängig ist, die sie kri­tisieren soll, entste­hen Inter­essenkon­flik­te. Gute Beratung ist unser­er Erfahrung nach eines der häu­fig­sten Bedürfnisse von Geflüchteten. Die gle­iche Erfahrung machen diejeni­gen von uns, die an Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen tätig sind.“

Subsidiarität!

Wir schließen uns der Ein­schätzung der LIGA der freien Wohlfahrt­spflege an, die in der Kann-Regelung eine Abkehr vom Sub­sidiar­ität­sprinzip sieht – der Staat soll erst dann tätig wer­den, wenn in der Vielfalt der Träger­land­schaft nie­mand gefun­den wer­den kann, der/die das Ange­bote ermöglicht. Wir betra­cht­en mit Sorge, wie immer neue Ver­wal­tungsstruk­turen aus dem Boden sprießen, und zwar längst nicht nur in der Beratung von Asyl­suchen­den und Gedulde­ten. Durch die zu befürch­t­ende Umkehr vom Prinzip vielfältiger, freier und vor allem unab­hängiger Pro­file in der Beratungsar­beit wäre ein Qual­itätsver­lust zu befürcht­en, der dem Geist des Grundge­set­zes widerspricht.
 
Beratung im Inter­esse von Asyl­suchen­den und Gedulde­ten: unab­hängig und parteiisch!
Vor diesem Hin­ter­grund wollen wir Sie ein­dringlich darum bit­ten, nicht nur eine ziel­grup­pen­spez­i­fis­che, son­dern vor allem eine ziel­grup­pen­gerechte Migra­tionssozialar­beit als Fach­ber­atungs­di­en­stin Bran­den­burg sicherzustellen. Die „aus ihrer Auf­nahme- und Aufen­thaltssi­t­u­a­tion begrün­de­ten beson­deren Lebensla­gen“ von Asyl­suchen­den und Gedulde­ten machen es ger­adezu erforder­lich, für die in § 12 LAufnG beschriebe­nen Auf­gaben /keine/kommunale Träger­schaft zu ermöglichen, son­st ste­ht nicht nur die langjährige Exper­tise der
bish­eri­gen Berater_innen auf dem Spiel, son­dern der Sinn des ganzen Unter­fan­gens. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Inter­essen von Schutz­suchen­den und kom­mu­nalen Ver­wal­tun­gen nicht zusam­men­fall­en, sich oft sog­ar wider­sprechen. Beratungsar­beit muss stets partei­isch im Sinn der Rat­suchen­den sein.
Diese Beratung muss auch und ger­ade das Recht auf Infor­ma­tion über den Ver­lauf des Asylver­fahrens sowie behördliche Entschei­dun­gen, die die Per­son unmit­tel­bar betr­e­f­fen, umfassen.Dazu gehören aber auch das Recht auf Rechts­be­helfe und unent­geltliche Rechts­ber­atung und ‑vertre­tung in Rechts­be­helfsver­fahren sowie das Recht auf unent­geltliche Erteilung von rechts- und ver­fahren­stech­nis­chen Auskün­ften, das Recht auf Begleitung zu Anhörun­gen beim BAMF durch eine_n Rechtsanwält_in oder „son­sti­gen nach nationalem Recht zuge­lasse­nen oder zuläs­si­gen Rechts­ber­atern“ [1].
Dies ist Schutz­suchen­den in Bran­den­burg nur dann möglich, wenn sie einen Zugang zu ein­er Beratung haben, von der sie nicht nur sachkundig, son­dern auch unab­hängig von Inter­essen Drit­ter – d.h. auch///*weisungsungebunden*/– über ihre Pflicht­en im Asylver­fahren, aber auch über andere sie betr­e­f­fende rechtliche Regelun­gen informiert und berat­en wer­den. Die Wohlfahrtsver­bände in Bran­den­bur­gund freie Träger­bi­eten seit vie­len Jahren eine solche Beratung an, weil ins­beson­dere im ländlichen Raum Fachanwält_innen fehlen. Sie berück­sichti­gen dabei Qual­itäts­stan­dards und die Bes­tim­mungen des
Rechtsdienstleistungsgesetzes.
Wir appel­lieren deswe­gen an Sie, alles Ihnen Mögliche zu tun, um die bish­eri­gen unab­hängi­gen Beratungsstruk­turen in ihrer Exis­tenz zu sich­ern und für die neu aufzubauen­den Struk­turen zu gewährleis­ten, dass konzep­tionell, per­son­ell und insti­tu­tionell /Unabhängigkeit/gegeben ist. Die ausste­hen­den Verord­nun­gen zum LAufnG sollen unter allen Umstän­den dazu genutzt wer­den, die Qual­ität der Beratung sicherzustellen.
Mit fre­undlichen Grüßen
Flüchtlingsrat Brandenburg
 
 
Dieser Brief wird unter­stützt von:
Barn­imer Kam­pagne „Light me Amadeu“, Eberswalde
ESTArup­pin e.V.
Evan­ge­lis­che Jugend Berlin-Bran­den­burg-schle­sis­che Oberlausitz
Far­fal­la, Waßmannsdorf
Flu­Mi­Co – Flucht & Migra­tion Cottbus
Flüchtling­shil­fe Großbeeren e.V.
Hen­nigs­dor­fer Ratschlag
Ini­tia­tive Barn­im für alle
Kon­takt- und Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt, Bernau
Lan­desju­gen­dring Bran­den­burg e.V.
Net­zw­erk Flucht und Migra­tion Stadt Guben
Per­leberg hilft
Vielfalt statt Ein­falt – für ein fre­undlich­es Frank­furt (Oder)
Willkom­men in Fürstenberg
Willkom­mensini­tia­tive Joachimsthal
Willkom­men in Oberhavel
Willkom­men in Oberkrämer, Leege­bruch und Velten
Willkom­men in Oranien­burg e.V.
Willkom­men in Wandlitz/AG Basdorf
Willkom­men in Zehdenick
Pfar­rer Andreas Domke, Vor­sitzen­der der Syn­odalen AG „Flucht und
Migra­tion“ des Kirchenkreis­es Oberes Havelland
Angela Rößler, Potsdam-Konvoi
Annelies Rack­ow, Vere­in zur Förderung der Leben­squal­ität VFL-Bautzen
e.V., Schlieben
Bär­bel Böer, Flüchtlingsnet­zw­erkko­or­di­na­tion, Bran­den­burg an der Havel
Franziska Kusserow, Potsdam-Konvoi
Klaus Kohlen­berg, Freie Asyl­suchen­den-Beratungsstelle in Oranienburg-Lehnitz
Mar­i­anne Strohmey­er, Multitudeinitiative
Math­ias Tretschog, Schluss mit Hass
Rain­er E. Klemke, Willkom­men­steam des Bürg­ervere­ins Groß Schönebeck
Andrea Hons­berg, Eberswalde
Anke Przy­bil­la, Wandlitz
Dr. Dar­ja Bran­den­burg, Ludwigsfelde
Gabriele Jaschke
Lynne Hunger, Potsdam
Dr. Mar­garete Steger
Michael Elte, Oranienburg
[1] Ver­fahren­srichtlin­ie 2013/32/EU, Artikel 19–23, und
Auf­nah­merichtlin­ie 2013/33/EU, Kapi­tel V, Artikel 26, beide
veröf­fentlicht im Amts­blatt der Europäis­chen Union vom 29.06.2013.

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(Anti-)Rassismus Gender & Sexualität Inklusion & Ableism jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Für ein Landesantidiskriminierungsgesetz

Heute haben die Grü­nen auf ihrer Frak­tion­s­pressekon­ferenz erk­lärt, dass sie ein Lan­desan­tidiskri­m­inierungs­ge­setz (LADG) im Land­tag ein­brin­gen wer­den. Der Vere­in Opfer­per­spek­tive fordert ein solch­es schon länger und begrüßt die Geset­zesini­tia­tive, denn diese würde eine wichtige Lücke im Schutz vor Diskri­m­inierung durch staatliche Stellen schliessen.
Im Jahr 2013 hat sich das Land Bran­den­burg die Bekämp­fung von Ras­sis­mus als Staat­sziel in der Lan­desver­fas­sung ver­ankert. Auch europäis­ches Recht und das Grundge­setz verpflicht­en staatliche Stellen, die Bewohner_innen des Lan­des vor Diskri­m­inierun­gen zu schützen. Den­noch gibt es in Bran­den­burg immer noch keinen vollen Rechtss­chutz für Betrof­fene von Diskriminierungen.
Zwar schützt das All­ge­meine Gle­ich­be­hand­lungs­ge­setz (AGG) des Bun­des Betrof­fene auf den Gebi­eten des Arbeits- und Zivil­rechts, die z.B. durch Arbeit­ge­ber oder Ver­mi­eterin­nen diskri­m­iniert wer­den. Doch gegenüber Diskri­m­inierun­gen durch staatliche Stellen, z.B. durch Polizis­ten oder Lehrerin­nen, ist das AGG nicht anwend­bar. Diesen Bere­ich zu regeln ist Auf­gabe der Bundesländer.
Mit der Ein­führung eines LADG würde Bran­den­burg 1.) einen Rechtss­chutz für Betrof­fene von Diskri­m­inierung durch staatlich­es Han­deln ein­führen, 2.) die öffentliche Hand verpflicht­en, konkrete Maß­nah­men gegen Diskri­m­inierung in ihren Insti­tu­tio­nen umzuset­zen und 3.) eine mit umfassenden Kom­pe­ten­zen aus­ges­tat­tete Lan­desan­tidiskri­m­inierungsstelle aufbauen.
Nad­ja Hitzel-Abdel­hamid von der Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg im Vere­in Opfer­per­spek­tive erk­lärt dazu: “Mit einem LADG hört das Land auf, allein von seinen Bürger_innen Fair­ness zu fordern, und fängt vor­bild­haft bei sich selb­st an: Mit einem LADG ver­bi­etet es seinen eige­nen Insti­tu­tio­nen jede Form von Diskri­m­inierung und sorgt damit in den staatlichen Struk­turen dafür, dass alle Men­schen in Bran­den­burg gle­ich behan­delt werden!”
Men­schen, die durch staatliche Insti­tu­tio­nen aus ras­sis­tis­chen Grün­den, wegen ihrer Herkun­ft, Nation­al­ität, Sprache, ihres Geschlechts, ihres Leben­salters, ihrer sex­uellen Iden­tität, religiösen oder weltan­schaulichen Überzeu­gun­gen oder wegen ihres sozialen Sta­tus diskri­m­iniert wer­den, wür­den in ihrer Posi­tion gestärkt, weil ihnen ein Rechtsweg eröffnet würde.
Ein voller Rechtss­chutz ist drin­gend nötig, denn Diskri­m­inierun­gen nehmen in der Gesellschaft ins­ge­samt mas­siv zu. Sie fan­gen an, wenn Witze über Schwule gemacht oder Mus­lime belei­digt wer­den und set­zen sich fort, wenn Polizist_innen Men­schen auf­grund ihrer Haut­farbe als Täter behan­deln oder eine Schü­lerin mit Kopf­tuch bei gle­ich­er Leis­tung schlechtere Noten als ihre Mitschüler_innen erhält. Von Beschw­er­den wegen Diskri­m­inierung prof­i­tiert das Land, denn nur wenn Men­schen sich beschw­eren, wer­den Muster von Diskri­m­inierung sicht­bar und so veränderbar.
Ein LADG sorgt für gle­iche Chan­cen und gle­iche Teil­habe für alle, die in Bran­den­burg leben.

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Antifaschismus

1. Mai in Plauen: „III. Weg“-Aufmarsch mit Frankfurter Beteiligung

Am 1. Mai demon­stri­eren tra­di­tionell extrem rechte Parteien, um den Tag die deutschen Arbeit­er zu feiern, den die Nation­al­sozial­is­ten 1933 als nationalen Feiertag einge­führt haben.[1] Zum diesjähri­gen „Tag der Arbeit“ mobil­isierte u.a. die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ zu einem bun­desweit­en Auf­marsch ins vogtländis­che Plauen. Etwa 1.000 Neon­azis kamen dann auch aus nahezu dem gesamten Bun­des­ge­bi­et nach Sach­sen, um gegen Kap­i­tal­is­mus und für einen deutschen Sozial­is­mus zu demon­stri­eren (dass sich hin­ter diesen Parolen keine emanzi­pa­torischen oder egal­itären Ansätze ver­ber­gen, sollte klar sein).[2] Obwohl die Partei noch recht jung ist und nur wenige hun­dert Mit­glieder bun­desweit besitzt, war der diesjährige Auf­marsch der größte am 1. Mai in 2016. Bere­its im ver­gan­genen Jahr kon­nte „Der III. Weg“ die meis­ten Neon­azis für ihren Auf­marsch in Saalfeld gewin­nen.[3] Angemeldet wurde der Auf­marsch von Tony Gentsch, stel­lvertre­tender Leit­er des Gebi­etsver­band „Mitte“, zu dem, mit Aus­nahme Meck­len­burg-Vor­pom­merns, alle neuen Bun­deslän­dern sowie Berlin gehören.[4] Der im uck­er­märkischen Anger­münde wohnende Matthias Fis­ch­er, Leit­er des sel­bi­gen Gebi­etsver­bands, war die zweite zen­trale Per­son an diesem Tag.
Den eben­falls bun­desweit­en Auf­marsch der NPD in Schw­erin fol­gten lediglich 400 Men­schen.[5] Weit­ere Ver­samm­lun­gen der Partei mit weit weniger Res­o­nanz fan­den in Bochum (180), Wurzen (80) und Berlin (50) statt.[6] Die vor allem in Nor­drhein-West­falen aktive Neon­azi-Partei „Die Rechte“ mobil­isierte in die thüringis­che Lan­deshaupt­stadt Erfurt; dort kamen 250 Neon­azis zusam­men.[7]

Imme den "III. Weg": Peer Koss (mitte) auf der 1. Mai-Demonstration der neonazistischen Kleinstpartei in Plauen. Links von ihm Jessica Kautz (mit Flasche). Rechts seine Frau Franziska (rote Haare). (Photo: Presseservice Rathenow)
Imme den “III. Weg”: Peer Koss (mitte) auf der 1. Mai-Demon­stra­tion der neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei in Plauen. Links von ihm Jes­si­ca Kautz (mit Flasche). Rechts seine Frau Franziska (rote Haare). (Pho­to: Press­eser­vice Rathenow)

 
Frank­furter Neon­azis auch in Plauen
Unter den angereis­ten Neon­azis waren auch auf­fal­l­end viele aus Bran­den­burg.[8] Neben den bei­den Land­kreisen Uck­er­mark und Pots­dam-Mit­tel­mark, in denen „Der III. Weg“ bere­its Stützpunk­te aufge­baut hat, waren auch Anhänger aus anderen Regio­nen erschienen. Darunter waren auch bekan­nte Neon­azis aus Frank­furt (Oder) und dem angren­zen­den Land­kreis Oder-Spree. Laut Beobachter_innen ist von min­destens elf Neon­azis aus der Region Frank­furt (Oder) auszuge­hen, die nach Plauen anreis­ten. Neben Peer und Franziska Koss, bei­de Organ­isatorIn­nen der extrem recht­en Grup­pen „Frankfurt/Oder wehrt“ und „Beeskow wehrt sich“, waren dies vor allem jün­gere Neon­azis. Zu ihnen gehörten Den­nis Kunert, Romano Gos­da, Justin Dominik Klein­ert und Patrick Fer­tig, aber auch der bere­its bei den soge­nan­nten „Autonomen Nation­al­is­ten Oder-Spree“ (ANOS) aktiv gewe­sene Mar­tin Schlechte[9] sowie Jes­si­ca Kautz. Die Fleis­chereiverkäuferin aus Frank­furt (Oder) gehörte beim hiesi­gen Neon­azi­auf­marsch am 1. Novem­ber 2015 zu den Ein­peitscherIn­nen und gab für die Teil­nehmerIn­nen die Parolen vor.[10] Gemein­sam liefen sie im mit­tleren Block zusam­men mit weit­eren Neon­azis aus Bran­den­burg. Gos­da trug zudem eine in neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaften ver­bre­it­ete schwarzen Fahne mit der kleinen Auf­schrift „Frankfurt/O.“, was eine regionale Zuord­nung für Außen­ste­hende deut­lich machte. Allen gemein­sam ist ihre regelmäßige Teil­nahme an den ras­sis­tis­chen Aufmärschen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, die seit Jan­u­ar 2015 ins­ge­samt sieben Mal in der Oder­stadt stat­tfan­den.[11] Dass sie sich nun in größer­er Gruppe an der zen­tralen „III. Weg“-Demonstration beteiligten, ist da nur fol­gerichtig. So gehörte die Neon­azi-Partei, die in Bran­den­burg bis­lang vor allem von Maik Eminger geführt wurde, von Anfang an zu den Unter­stützern der Frank­furter Aufmärsche. Anfangs noch bedeckt, wur­den sie im zunehmenden Maße präsen­ter. Immer wieder reis­ten auch AktivistIn­nen aus dem Stützpunkt Potsdam/Mittelmark an.[12] Zu ihnen gehört auch Pas­cal Stolle. Das ehe­ma­lige NPD-Mit­glied, welch­es Anfang let­zten Jahres zum „III. Weg“ wech­selte, gehört zu den regelmäßi­gen Red­ner­In­nen auf den extrem recht­en Ver­anstal­tun­gen in Frank­furt und ist inzwis­chen auch nach Eisen­hüt­ten­stadt gezo­gen. Auch er war in Plauen anwe­send, lief aber getren­nt von den übri­gen Bran­den­burg­erIn­nen im ersten Block.

 
 
Tatkräftige Hil­fe beim Auf­bau von Strukturen
Die Unter­stützung des „III. Weg“ von Anti-Asyl­protesten, zu dem sie auch einen Leit­faden ver­fasst hat,[13] zielte auch auf eine weit­ere Rekru­tierung von Parteian­hän­gerIn­nen ab. Dies scheint bei den Teil­nehmerIn­nen der Frank­furter und Beeskow­er Aufmärsche Früchte getra­gen zu haben. Seit der ersten großen Kundge­bung der neon­azis­tis­chen Partei am 21. Feb­ru­ar 2015 in Eisen­hüt­ten­stadt nahm Peer Koss regelmäßig an ihren Ver­anstal­tun­gen teil.[14] Er gehörte zu den Teil­nehmerIn­nen der Mobil­isierungsver­anstal­tun­gen in Beelitz und Brück (bei­de Pots­dam-Mit­tel­mark) zum Auf­marsch am 1. Mai;[15] eben­so war er bei der Vorstel­lung des „III. Weg“ durch Matthias Fis­ch­er in Beeskow im März diesen Jahres dabei.[16] Peer und seine Frau Franziska sind inzwis­chen Mit­glieder gewor­den und tru­gen ihre Parteizuge­hörigkeit am 1. Mai in Plauen auch offen zu Schau.

Bald ein neuer Stützpunkt im Oderland?: "III. Weg"-Kader Matthias Fischer stellt die Arbeit seiner Partei im März in Beeskow vor. (Photo: der-dritte-weg.info)
Bald ein neuer Stützpunkt im Oder­land?: “III. Weg”-Kader Matthias Fis­ch­er stellt die Arbeit sein­er Partei im März in Beeskow vor. (Pho­to: der-dritte-weg.info)

Mit dem „III. Weg“-Kader Pas­cal Stolle als regelmäßiger Red­ner und der regelmäßi­gen Teil­nahme des „III. Weg“ an der Neon­azi­aufmärschen in der Region gelangt es der extrem recht­en Partei, neue Anhän­gerIn­nen zu find­en. Mit der Mit­glied­schaft der bei­den Haup­tor­gan­isatorIn­nen der Ver­samm­lun­gen von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ und „Beeskow wehrt sich“ wer­den diese in Zukun­ft noch stärk­er an der Poli­tik der Partei aus­gerichtet sein. Es bleibt nur noch eine Frage der Zeit, bis sich nach den Stützpunk­ten Potsdam/Mittelmark, Mit­tel­mark (Hav­el) und Uck­er­mark ein vierten Stützpunkt auch im Oder­land grün­den wird. Für die immer weit­er schwächel­nden NPD in Bran­den­burg wird sie damit zunehmend zur Gefahr. Dies zeigt sich nicht zulet­zt daran, dass bekan­nte NPD-Kad­er die Teil­nahme an dem parteieige­nen Auf­marsch im näheren Schw­erin der „III. Weg“-Demonstration im fer­nen Plauen vor­zo­gen.[17]
 
 
Quellen

1 Vgl. Gesetz über die Ein­führung eines Feiertags der nationalen Arbeit, http://www.verfassungen.de/de/de33-45/feiertag33.htm, abgerufen am 3. Mai 2016.

2 Vgl. arbeiterkampftag.info, abgerufen am 3. Mai 2016.

3 Vgl. Witz­gall, Thomas: 1.Mai in Saalfeld: Unver­ant­wortliche Polizeis­trate­gie im Umgang mit dem größten Neon­azi-Auf­marsch des Tages. In: End­sta­tion Rechts. Bay­ern, https://www.endstation-rechts-bayern.de/2015/05/1‑mai-in-saalfeld-unverantwortliche-polizeistrategie-im-umgang-mit-dem-groessten-neonazi-aufmarsch-des-tages/, abgerufen am 3. Mai 2016.

4 Vgl. „Der III. Weg“: Gebi­etsver­band „Mitte“ der Partei „Der III. Weg“ gegrün­det!, http://www.der-dritte-weg.info/index.php/menue/1/thema/69/id/6062/akat/1/infotext/Gebietsverband_Mitte_der_Partei_Der_III._Weg_gegruendet/Politik_Gesellschaft_und_Wirtschaft.html, abgerufen am 3. Mai 2016.

5 Vgl. Freiers, Horst: NPD: Bedin­gungslos­er Wahlkampf. In Blick nach Rechts,
http://www.bnr.de/artikel/hintergrund/npd-bedingungsloser-wahlkampf, abgerufen am 3. Mai 2016.

6 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Nach­be­tra­ch­tung des 1.Mai: ??Bran­den­burg­er? ?Neon­azis? zog es vor allem ins säch­sis­che ??Plauen?. In: inforiot.de, https://inforiot.de/nachbetrachtung-des-1-mai-%E2%80%AA%E2%80%8Ebrandenburger%E2%80%AC-%E2%80%AAneonazis%E2%80%AC-zog-es-vor-allem-ins-saechsische-%E2%80%AA%E2%80%8Eplauen%E2%80%AC/, abgerufen am 3. Mai 2016.

7 Eben­da.

8 Eben­da.

9 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder): Neon­azis­tis­che Jugend­kul­tur im Wan­del am Beispiel der “Autonomen Nation­al­is­ten Oder-Spree”, https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2012/05/19/neonazistische-jugendkultur-im-wandel-am-beispiel-der-autonomen-nationalisten-oder-spree/.

10 Vgl. inforiot.de: Braunes Woch­enende in Bran­den­burg, https://inforiot.de/braunes-wochenende-in-brandenburg/, sowie Presse­di­enst Frank­furt (Oder): Bild 19, https://www.flickr.com/photos/pressedienst_frankfurt-oder/22064405754/in/album-72157660679120421/, bei­de abgerufen am 3. Mai 2016.

11 17. Jan­u­ar, 14. Feb­ru­ar, 25. April, 25. Juli, 3. Okto­ber, 1. Novem­ber (alle 2015), sowie am 20. Feb­ru­ar 2016. Vgl. hierzu auch die Artikel auf inforiot.de und recherchegruppeffo.noblogs.org.

12 Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder): „Frank­furt (Oder) wehrt sich“ mit dem „III. Weg“, https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2015/05/21/frankfurt-oder-wehrt-sich-mit-dem-iii-weg/.

13 Vgl. „Der III. Weg“: KEIN ASYLANTENHEIM IN MEINER NACHBARSCHAFT! Wie be- bzw. ver­hin­dere ich die Errich­tung eines Asy­lanten­heims in mein­er Nach­barschaft. Bad Dürkheim, Stand 08/2015.

14 Vgl. Presse­di­enst Rathenow: Eisen­hüt­ten­stadt: Auf­marsch von III. Weg, NPD und „Freien Kräften“, https://inforiot.de/eisenhuettenstadt-militante-neonazis-hetzten-gegen-asylsuchende/, abgerufen am 3. Mai 2016.

15 Vgl. Presse­di­enst Rathenow: Beelitz / Brück: Neon­azis mobil­isierten für Auf­marsch am 1. Mai, https://inforiot.de/beelitz-brueck-neonazis-mobilisierten-fuer-aufmarsch-am-1-mai/, abgerufen am 3. Mai 2016.

16 Vgl. „Der III. Weg“: Parteivorstel­lung im Raum Beeskow, http://www.der-dritte-weg.info/index.php/menue/1/thema/69/id/6279/akat/1/infotext/Parteivorstellung_im_Raum_Beeskow/Politik_Gesellschaft_und_Wirtschaft.html, abgerufen am 3. Mai 2016.

17 Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Nach­be­tra­ch­tung des 1.Mai: ??Bran­den­burg­er? ?Neon­azis? zog es vor allem ins säch­sis­che ??Plauen?. In: inforiot.de, https://inforiot.de/nachbetrachtung-des-1-mai-%E2%80%AA%E2%80%8Ebrandenburger%E2%80%AC-%E2%80%AAneonazis%E2%80%AC-zog-es-vor-allem-ins-saechsische-%E2%80%AA%E2%80%8Eplauen%E2%80%AC/, abgerufen am 3. Mai 2016.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

28. Mai: Antifa-Kaffeefahrt in den Spreewald

Seit Ende Okto­ber let­zten Jahres ver­anstal­tet der rechte Vere­in „Zukun­ft Heimat“ (ZH) im Spree­wald mehrere Demon­stra­tio­nen. Im monatlichen Rhyth­mus demon­stri­erte „ZH“ in Lübben (Dahme-Spree­wald) und Lübbe­nau (Elbe-Elster). Die Demon­stra­tio­nen verze­ich­neten anfangs bis zu 800 Teil­nehmende, während die Zahlen in den let­zten Monat­en rück­läu­fig waren. Zunehmend weichen die Organisator_innen auf weit­ere Städte im Spree­wald aus und bieten damit eine Bühne für nation­al­is­tis­che und ras­sis­tis­che Grup­pierun­gen ver­schieden­ster Spek­tren. Wir wollen das Treiben nicht hin­nehmen und rufen zu ein­er antifaschis­tis­chen Kaf­fee-Fahrt am 28. Mai in den Spree­wald auf!
Who the f*** is „Zukuft Heimat“?
Der Vere­in „ZH“ hat seinen Urspung in der Bürg­erini­tia­tive aus dem Dorf Zützen, einem Ort­steil der Stadt Golßen. Im Som­mer 2015 hat­te „Pro Zützen“ eine Unter­bringung von 100 Geflüchteten in dem 350-Ein­wohn­er-Dorf kri­tisiert, aber nicht grund­sät­zlich abgelehnt. Am 30. Juni fand eine Demon­stra­tion von Zützen nach Golßen unter dem Mot­to „Demokratie wagen“ statt, an der mehr als 150 Men­schen teil­nah­men. „Mehr Bürg­er­beteili­gung“ und eine dezen­trale Unter­bringung von Geflüchteten wurde gefordert. Aus „Pro Zützen“ hat sich dann im August 2015 der einge­tra­gene Vere­in „Zukun­ft Heimat“ entwick­elt. Den Vor­sitz des Vere­ins hat Christoph Berndt inne, der als Vor­sitzen­der des Fakultätsper­son­al­rats an der Berlin­er Char­ité tätig ist. Am 11.04.2016 beobachtete er die Kundge­bung von Bärgi­da am Berlin­er Hauptbahnhof.
Sie sind ja keine Nazis, aber…
Nach außen präsen­tiert sich „ZH“ bürg­er­nah, lehnt formell jegliche Form von soge­nan­nten „Extrem­is­mus“ ab. Allerd­ings offen­baren die Bündnisparter_innen des Vere­ins, zu denen die Bran­den­burg­er AfD, Pegi­da-Ableger aus der Region und die Grup­pierung der Iden­titären gehören, die deut­lich rechts­gerichtete Aus­rich­tung von „ZH“. Schon frühzeit­ig kon­nte „ZH“ eine per­son­elle Verbindung zum ver­bote­nen Spreelichter-Net­zw­erk nachgewiesen wer­den, was das Image ein­er schein­bar harm­losen Protest­be­we­gung schnell bröck­eln ließ. Auch Mit­glieder der JN Bran­den­burg kon­nten die Demon­stra­tio­nen im Spree­wald mobil­isieren. Als Redner_innen bei Demon­stra­tio­nen und Vor­tra­gende bei Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen über die “Heimat” lud man sich Aktivis­ten der neurecht­en Zeitung “Com­pact” ein.
Die Radikalität des Umfeldes von „ZH“ wurde erst vor eini­gen Wochen im Nach­barort Vetschau deut­lich. Unbekan­nte verübten in der Nacht zum 30. April einem Bran­dan­schlag auf eine sym­bol­is­che Protes­tak­tion des „Net­zw­erks für ein tol­er­antes Vetschau“. Das Net­zw­erk hat­te in Zusam­me­nar­beit mit Geflüchteten im Vor­feld der ersten Demon­stra­tion von „ZH“ in Vetschau bunte Luft­bal­lons und Trans­par­ente am Ein­gang zur Stadt befes­tigt, um zu zeigen, dass ras­sis­tis­che Het­ze im Ort nicht erwün­scht ist. Unbekan­nte ver­wüsteten die Protes­tak­tion und set­zten den Maibaum und einen Heuschober in Brand. Zudem wur­den „Nein zum Heim“ Plakate an Ortein­gangss­childern angebracht.
Es gibt kein ruhiges Hinterland!
In Lübben, Lübbe­nau und Vetschau blieben Gegen­proteste zu den Demon­stra­tio­nen von „ZH“ fast gän­zlich aus. Doch so langsam regt sich Wider­stand. Erst im März diesen Jahres grün­dete sich in Lübbe­nau die Ini­tia­tive „Laut für den Spree­wald“ und ver­anstal­tete am 9. April eine erste eigene Demon­stra­tion. Am 28. Mai soll eine weit­ere Demon­stra­tion der Ini­tia­tive fol­gen. Wir rufen auf sich der Demon­stra­tion anzuschließen und die lokalen Akteuer_innen vor Ort zu unterstützen!
Auch wenn es sich um eine eher bürg­er­liche Demon­stra­tion han­delt, sehen wir darin die Chance den recht­en Struk­turen im Spree­wald etwas ent­ge­gen zu set­zen. Über den eige­nen Teller­rand zu schauen und ver­schiedene Men­schen in ihren Kämpfen zu unter­stützen. Lasst uns gemein­sam eine antifaschis­tis­che Kaf­fee-Fahrt in den Spree­wald unternehmen und den anti­ras­sis­tis­chen Wider­stand auf die Straße tragen!

28.05 | 14:00 | Mark­t­platz Lübben | „Laut für den Spreewald“-Demonstration
FB: facebook.com/events/1685565481712188/
 
Gemein­same Anreise:
12:30 | Bhf. Ostkreuz | Gleis 13 | Abfahrt 12:53
 
Infover­anstal­tung:
12.05. | 20:00 | Schreina47 (Schrein­er­straße 47, Berlin)
Web: http://agbrb.blogsport.eu/brandenburg-abend/
FB: facebook.com/events/646489095508614/
 
Mai 2016,
Antifa goes Bran­den­burg [AGB]

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

200 Menschen gedenken und feiern den 8. Mai in Bernau

An die Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus und das Ende des Zweit­en Weltkriegs in Europa gedacht­en etwa 200 Men­schen am Son­ntagabend in Bernau. Der 8. Mai ist fes­ter Bestandteil antifaschis­tis­ch­er Gedenkkul­tur und wurde, wie auch in den Vor­jahren durch das Bernauer Net­zw­erk für Weltof­fen­heit organisiert.
8. Mai in Bernau - Sowjetisches EhrenmalWir als Bernauer Antifaschist_innen erin­nern am 8. Mai an die Opfer der schreck­lichen Tat­en der Nation­al­sozial­is­ten. Der Tag ist eben­so ein Anlass den Frauen und Män­nern der Roten Armee und der alli­ierten Stre­it­macht für die Zer­schla­gung Nazi-Deutsch­lands zu danken und die Befreiung vom deutschen Faschis­mus zu feiern.
Das Gedenken teilete sich in drei Sta­tion: Die erste Kundge­bung begann am Denkmal für die Gefall­en der Roten Armee mit Rede­beiträ­gen des Bürg­er­meis­ters André Stahl (Die Linke) sowie einem Vertreter der rus­sis­chen Botschaft. In der Eröff­nung von Thomas Sohn (Die Linke) wurde deut­lich, dass es nicht an diesem Tag nicht nur um das Erin­nern an die Ver­gan­gen­heit geht, son­dern auch um die heutige poli­tis­che Sit­u­a­tion. Hass und Gewalt gegen Geflüchtete sind dieser Tage mehr denn je präsent. Die Bun­desre­pub­lik Deutsch­land, als eine der größten Waf­fen­ex­porte der Welt, sei mitver­ant­wortlich für die vie­len Mil­lio­nen Men­schen, die auf der Flucht vor Hunger, Gewalt und Ter­ror sind.
8. Mai in Bernau - Blumen
An der zweit­en Sta­tion, dem Deser­teur­denkmal auf der gegenüber­liegen­den Straßen­seite, erin­nerten Mit­glieder der evan­ge­lis­chen Gemeinde an jene Kriegs­di­en­stver­weiger­er, die gefoltert und ermordet wur­den. Sie forderten „Nie wieder Faschis­mus, Nie wieder Krieg!“. Auch an dieser Sta­tion war die aktuelle Politk ein The­ma: Am Rande wur­den Unter­schriften gegen Waf­fen­han­del gesammelt.
Festessen zum Tag der Befreiung
 
Zum Abschluss feierten die Anwe­senden, bei strahlen­dem Son­nen­schein, auf dem Mark­t­platz. Der Jugendtr­e­ff DOSTO lud zum Festessen ein — denn der 8.Mai ist nicht nur ein Tag des Gedenkens, son­dern auch des Feierns.

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Antifaschismus Law & Order

Potsdam, POGIDA, Polizeigewalt!

Seit mehreren Wochen find­en in Pots­dam nun in unregelmäßi­gen Abstän­den Demon­stra­tio­nen der Neon­azis und Rassist_innen um den Pots­damer Pegi­da-Ableger “Pogi­da” statt. Doch nicht nur damit haben Pots­damer Antifaschist_innen zu kämpfen. Bei jedem Auf­marsch hin­ter­lassen auch ca. 1000 Polizist_innen ein Spure der Gewalt und Willkür. So kam es seit den ersten Aufmärschen immer wieder zu mas­siv­en Über­grif­f­en seit­ens der Polizei gegen antifaschis­tis­che Gegendemonstrant_innen. Hier eine, bei weit­em nicht vollständige,
Auflis­tung der let­zten Monate:
Am 13.1. wur­den Sitzblock­aden durch Pfef­fer­sprayein­satz und Schläge mit Fäusten und Ton­fas aufgelöst. Es fan­den kein­er­lei Durch­sagen oder Erk­lärun­gen seit­ens der Polizei vor der Räu­mung statt. Die Gewal­tan­wen­dung war unmit­tel­bar. Mehreren Demonstrant_innen wurde dabei von Polizis­ten an den Po gegrabscht.
Am 20.1. wurde ein Jugendlich­er im Pots­damer Haupt­bahn­hof von Polizist_innen in einem nicht ein­se­hbaren Seit­en­gang zusam­mengeschla­gen. Er erhielt im Anschluss eine Anzeige wegen Wider­standes gegen Voll­streck­ungs­beamte. Ein Gegen­demon­strant wird in Zen­trum Ost ohne Anlass bru­tal zu Boden geris­sen, dabei sein Knie und Rück­en der­art ver­let­zt, dass er sta­tionär behan­delt wer­den musste.
Am 22.1. prügelt die Polizei bei ein­er AfD-Ver­anstal­tung 150 Gegendemonstrant_innen ca. 15m (!) weit­er von einem Ver­anstal­tung­sort, der der Polizei nicht genehm war (nach­dem die Polizei sie vorher durchge­lassen hat­te). 5min (!) nach­dem die Leute weggeprügelt wur­den, wird die Ver­samm­lung der AfD been­det. Polizist_innen die mas­siv zuschlu­gen dreht­en sich danach unter dem Schutz ihrer Kolleg_innen weg um nicht durch ihre Kennze­ich­nung iden­ti­fiziert wer­den zu können.
Am 27.1. wer­den Gegendemonstrant_innen nicht zu genehmigten Ver­samm­lun­gen durchge­lassen. Ein Umstand der in Pots­dam auf­grund weiträu­mi­gen Absper­run­gen zu einem weit­eren trau­rigem Merk­mal der “Pogida”-Aufmärsche wird.
Am 10.2. wird eine Gegen­demon­stra­tion nicht bis zum genehmigten End­punkt gelassen. Einem Gegen­demon­stran­ten wird bei einem Polizeiein­satz die Hand gebrochen, dabei schlägt ein Beamter auf die Hand eines Jugendlichen. Die Folge ist ein offen­er Knochenbruch.
Am 17.2. wird eine friedliche Sitzblock­ade in der Großbeeren­str. nach Beendi­gung des “Pogida”-Aufzuges eingekesselt. Es gelingt jedoch dem Polizeikessel durch Hausaufgänge zu ent­fliehen. Auf dem Rück­weg von den gelun­genen Block­aden in der Großbeeren­str. wer­den willkür­lich Men­schen kon­trol­liert. Diese wer­den abgeschirmt, ED-behan­delt, teil­weise abge­filmt und ihre Per­son­alien fest­gestellt. Im Anschluss stürmten Polizist_innen das Nowawes, eine Kneipe in Babels­berg, ange­blich auf der Suche nach einem Straftäter. Nach­dem die Polizist_innen durch erfol­gre­iche Gegen­wehr der Kneipenbesucher_innen nicht in die Kneipe gelangten, ver­prügel­ten sie, wie auf einem Video gut doku­men­tiert ist, mehrere Men­schen und nehmen offen­sichtlich wahl­los die nächst greif­bare Per­son mit. Obwohl diese seit Beginn der ver­sucht­en Stür­mung ganz vorne ste­ht, machen diese Per­son Beamt_innen anfangs keine Ansätze sie festzunehmen. Offen­bar war das eine willkür­liche Fes­t­nahme für die Statistik.
Die Aus­maße der Polizeige­walt sind sicher­lich viel umfan­gre­ich­er, nur von einem kleinen Teil haben wir mit­bekom­men. Doch was kön­nen wir tun? Auch wenn es jede_r selb­st entschei­den sollte wie damit umzuge­hen ist, rat­en wir davon ab Anzeigen zu stellen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Gege­nanzeigen wegen Wider­standes das Mit­tel der Wahl der hand­grei­flichen Beamt_innen ist. Außer­dem ermit­teln Cops gegen Cops, kein Umstand der großes Ver­trauen in eine wie immer geart­ete Strafver­fol­gung aufkom­men lässt. Hier Gerechtigkeit zu erwarten ist sinnlos.
Daher passt gut aufeinan­der auf, bildet Bezugs­grup­pen, schaut nicht weg bei Polizeige­walt, seid für einan­der da. Meldet dem EA Fes­t­nah­men und auch wenn die Per­son wieder draußen ist. Wen­det euch an die Rote Hil­fe, wenn ihr Post von Polizei, Staat­san­waltschaft oder Amts­gericht bekommt. Besprecht die Vor­fälle gemein­sam und lasst Raum für Äng­ste und Wut holt euch ggf. pro­fes­sionelle Hil­fe. Gemein­sam gegen Ras­sis­mus und Polizeigewalt!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Gute Zeiten, Schlechte Zeiten und noch schlechtere Zeiten

Schon am frühen Nach­mit­tag gab es in Pots­dam ein überdi­men­sion­iertes Polizeiaufge­bot, um am Abend die inzwis­chen schon bekan­nten Pogi­da-Dauer­schleife, vom Haupt­bahn­hof, über die Lange Brücke bis zum Film­mu­se­um, durchzuset­zen. Von den geplanten vier geplanten Gegen­ver­anstal­tun­gen wur­den auf­grund von Polizeiau­fla­gen und Schika­nen nur drei als sin­nvoll erachtet und durchge­führt. Ins­ge­samt nah­men an den Protes­tak­tio­nen etwa 600 Men­schen teil, die die 45 Pogi­da-Anhänger_in­nen lächer­lich wirken ließen.
Auf der Neon­azi­seite lief im Prinzip alles wie immer, nur mit ange­blich neuem Chef. Der nen­nt sich Hol­ger Schmidt und ist haupt­säch­lich dadurch aufge­fall­en, dass er wenig aufge­fall­en ist. Wie immer stand Chris­t­ian Müller im Mit­telpunkt der Ver­anstal­tung und verteilte die Auf­gaben und machte die Ansagen. Chris­t­ian Müller bekun­dete dann auch, dem neuen Ver­anstal­ter gerne unter die Arme gegrif­f­en zu haben und das auch in Zukun­ft tun zu wollen. Laut eigen­er Aus­sage wird er der Press­esprech­er von Pogi­da bleiben. Der bish­erige Press­esprech­er Her­bert Hei­der wurde kurzfristig abge­set­zt und nicht nur das, er wurde vom neuen Ver­anstal­ter des Auf­marsches ver­wiesen. Her­bert Hei­der hat­te in der Ver­gan­gen­heit ver­sucht, Pogi­da aus der ganz recht­en Schmud­d­elecke zu holen. Angesichts der dauer­haft und offen zu Tage getra­ge­nen Neon­azipro­pa­gan­da eine sisy­phusar­tige Auf­gabe. Und nun erfol­gte der Auss­chluss durch Pogi­da. Apro­pos Pogi­da, mit diesem durch die Antifa vergebe­nen Namen, einem „Ehren­ti­tel“, sind die Neon­azis nun auch unzufrieden. Men­sch fragt sich wo all das Gemeckere enden soll, dem­nächst fordern sie noch, dass Merkel abdanken solle.
Der heutige Auf­marsch war wie gewohnt einge­bet­tet in Deutsch­land-Fah­nen, sowie ein­er Fahne der neon­azis­tis­chen und völkischen „Iden­titären Bewe­gung“ getra­gen vom umtriebigem Neon­az­i­Touri Diet­mar Gröper und ein­er Wirmer-Flagge, das wohl bek­nack­teste Sym­bol der Pegi­da-Bewe­gung. Neben Jens Lorek (der ja schon von Pegi­da-Dres­den als Math­ekün­stler bekan­nt ist und heute den Knaller ver­laut­baren ließ, dass Pogi­da mehr Leute auf die Straße bekäme als Nopogi­da) ergrif­f­en auch andere Knallchar­gen das Wort. Ein wüten­der Hertha-Hool empörte sich brül­lend darüber, dass es „Geset­ze braucht was ordentlich funktioniert“(sic). Danach kam ein „Max“ aus Pots­dam. Der beleuchtete den Hin­ter­grund von Pogi­da mehr als ihm lieb gewe­sen sein dürfte. Er verkün­det, er würde nie­man­dem hin­ter­her­laufen und dass ihm, also ihm per­sön­lich ein Asyl­be­wer­berbescheid aus Bad Dober­an zuge­spielt sein soll, laut diesem Bescheid bekäme ein „Mohammed“ 1004€ im Monat vom Staat. Darüber empörte er sich dann minuten­lang. Dumm nur: Das ist uralte Neon­azipro­pa­gan­da aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern, MV-Gida ist darüber gestolpert. Außer­dem meint der gute Max, for­t­an nur noch Ras­sis­ten­Max genan­nt, er könne Asylb­wer­ber an ihrem Ausse­hen erken­nen, Deutsche sind für ihn wahrschein­lich alle­samt so käseweiß wie seine Füße. Rel­a­tiv zügig, da diese keine 500 Meter lange Schleife ja mit­tler­weile einge­spielt ist, ging es dann wieder zurück zum Haupt­bahn­hof. Hier dank­te Müller dem neuen Ver­anstal­ter und schwadronierte das übliche selb­stver­her­rlichende Zeug. Am Ende wurde dann wie immer „Das Lied der Deutschen“ anges­timmt. Putziger­weise wur­den dafür Textzettel verteilt, zum Mitsingen.
Auch heute kam es vere­inzelt zu Fes­t­nah­men und willkür­lich­er Polizeige­walt. Mit über 700 Polizeibeamt_innen, Hub­schraubere­in­satz, Hun­destaffeln, Wasser­w­er­fen und einem Räumpanz­er demon­stri­erte die Polizei ihre Macht und ermöglichte den Marsch der Men­schen­feinde, Rassist_innen und Neonazis.
Der näch­ste Pogi­da-Abendspazier­gang soll nun am 11.5.2016 stat­tfind­en. Mal schauen was die Zer­set­zungser­schei­n­un­gen bis dahin von dem Häufchen Elend, welch­es sich nicht mehr Pogi­da nen­nen möchte, übrig lassen. Wir wer­den weit­er zeigen, was wir von ihrem völkischen und ras­sis­tis­chen Mist hal­ten und entschlossen auf die Straße gehen — gegen diese Neon­azis ohne Namen.
Keinen Fuss­bre­it den Rassist_innen!
Alerta!
Danke Antifa!

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Gemeinsam für Weltoffenheit und ein Klima ohne Hass und Gewalt

Bernau — Die Mit­glieder des Bernauer Net­zw­erks für Weltof­fen­heit verurteilen das Versenden von Has­s­postkarten in Bernau und in anderen Orten. Der auf Spal­tung und Gewalt zie­lende recht­sex­treme Hin­ter­grund der Absenden­den zeugt von ihrem arm­seli­gen ras­sis­tis­chen Welt­bild. Er macht deut­lich, wie wichtig es ist und bleibt, geflüchtete Men­schen willkom­men zu heißen und zu unter­stützen — durch ein Lächeln, einen fre­undlichen Gruß, ein Gespräch, durch Hil­festel­lung und ger­ade auch durch Wider­spruch gegen dumpfe Parolen, gegen Gerüchte und Ablehnung, gegen Hass und Gewalt.
Lassen Sie uns mit bürg­er­schaftlichem Engage­ment gemein­sam aktiv wer­den und entschlossen gegen neon­azis­tis­ches Gedankengut und Han­deln ein­treten. Wehren wir den Anfän­gen – auch in Bernau!
Wir sol­i­darisieren uns mit den per­sön­lich ange­fein­de­ten Men­schen und möcht­en alle Bürg­erin­nen und Bürg­er motivieren, sich für Mit­men­schlichkeit und Demokratie einzusetzen.
Das Bernauer Net­zw­erk für Weltof­fen­heit engagiert sich seit über 15 Jahren ehre­namtlich über Partei- und Glaubens­gren­zen hin­weg für ein lebenswertes Kli­ma ohne Gewalt in Bernau und Umge­bung. Das Net­zw­erk trifft sich wieder am 14. April um 19 Uhr. Wer im Net­zw­erk oder bei “Willkom­men in Bernau” aktiv wer­den möchte, melde sich bitte per Mail unter netzwerk.toleranz@web.de
Bernau am 7. April 2016

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Öffentlicher Brief an den Leiter der Kfz Selbsthilfewerkstatt Potsdam

Auf­grund der andauern­den Bedro­hungssi­t­u­a­tion für Geflüchtete, unter anderem am Schlaatz, ist es uns ein Anliegen die aktuelle Sit­u­a­tion nicht unwider­sprochen hinzunehmen. Ein Aus­gangspunkt für ras­sis­tisch motivierte Aggres­sio­nen und Attack­en ist die Kfz Selb­sthil­few­erk­statt an der Alten Zauche, direkt neben der Geflüchtete­nun­terkun­ft am Schlaatz. In diesem Zusam­men­hang haben wir uns vor zwei Wochen an Hen­ry Koch, den ver­ant­wortlichen Leit­er der Werk­statt, gewandt, um auf struk­turelle Verän­derun­gen in und im Umfeld der Werk­statt hinzuwirken. Diesen Brief möcht­en wir hier dokumentieren:



Umgang der Kfz Selb­sthil­few­erk­statt mit ras­sis­tis­chen Vorfa?llen
Sehr geehrter Herr Koch,
Sie sind Leit­er der Selb­sthil­few­erk­statt am Schlaatz. Wie Sie vielle­icht schon mit­bekom­men haben, ist Ihre Werk­statt in der Ver­gan­gen­heit in den Fokus von Antifaschist_innen gelangt. Dieser Fokus wird sich so schnell nicht verschieben.
Aus­gangspunkt ist die sich vera?ndernde, zunehmend bedrohlich­er wer­dende Stim­mung am Schlaatz. Betrof­fen davon sind hauptsa?chlich Geflu?chtete oder andere Men­schen mit nicht-weißer Haut­farbe. Ihre Werk­statt wurde dabei zu einem Angstort fu?r eben diese Men­schen. Vom Grundstu?ck Ihrer Werk­statt aus kam es zu min­destens einem ras­sis­tis­chen Angriff, bei dem Werkzeuge aus Ihrer Werk­statt Tat­waf­fen waren. Auch wurde uns schon mehrfach von ver­balen Attack­en auf Geflu?chtete berichtet.
Ihre Werk­statt ist nicht nur ein Ort, von dem ras­sis­tis­che Angriffe aus­ge­hen, son­dern auch ein Ort, an den sich beken­nende Neon­azis zuru?ckziehen ko?nnen. Sie mu?ssen sich in Ihrer Werk­statt noch nicht ein­mal die Mu?he machen, ihre Ide­olo­gie zu ver­ber­gen, denn sowohl von Ihnen als auch von den anderen in der Werk­statt Mitar­bei­t­en­den wer­den die neon­azis­tis­chen Sym­bole auf Kleidungsstu?cken toleriert. Dabei leg­en Neon­azis in ihrer Freizeit ihre Ide­olo­gie nicht ein­fach ab. Sie ist weit­er vorhan­den in ihren Ko?pfen und ihren A?ußerungen. Entwed­er nutzen Neon­azis Ihre Werk­statt als willkommene Nebenbu?hne fu?r poli­tis­che Aktivita?ten oder sie nutzen sie um neue Kra?fte zu tanken (und neben­bei die Autos zusam­men zu hal­ten, die sie zu neon­azis­tis­chen Demon­stra­tio­nen bringen).
Obwohl die benan­nten Vorfa?lle bere­its seit einiger Zeit bekan­nt sind, haben Sie daraus keine wahrnehm­baren Kon­se­quen­zen gezo­gen. Das wer­den wir so nicht akzep­tieren. Wir fordern Sie auf, erkennbaren Neon­azis, wie zum Beispiel dem stadt­bekan­nten Tim Borows­ki, sofort Hausver­bote zu erteilen, ras­sis­tis­che U?bergriffe und Po?beleien zu unterbinden und nicht la?nger einen Ru?ckzugsort fu?r Rassist_innen zu bieten. Wir sagen Angstra?umen den Kampf an. Wir dulden wed­er Angstra?ume fu?r Geflu?chtete, noch fu?r andere nicht in das Welt­bild von Neon­azis passende Menschen.
Sie wer­den Hil­fe im Umgang und bei der Umset­zung dieser Stan­dards brauchen. Es gibt Organ­i­sa­tio­nen, die darauf spezial­isiert sind, in solchen Fa?llen zu helfen. Wen­den Sie sich an das „Mobile Beratung­steam Pots­dam“ oder die „Ser­vices­telle Tol­er­antes und Sicheres Pots­dam“. Diese ko?nnen Sie bei der Verbesserung der Sit­u­a­tion fu?r alle Beteiligten vor Ort unterstu?tzen. Vielle­icht wa?re auch ein Inte­gra­tionspro­jekt fu?r Geflu?chtete nach dem Umset­zen der Stan­dards im Rah­men der Selb­sthil­few­erk­statt denkbar.
Wir wer­den diesen Brief, zwei Wochen nach­dem Sie ihn erhal­ten haben, vero?ffentlichen. Damit mo?chten wir Ihnen Zeit zum selbststa?ndigen Han­deln geben.
Mit fre­undlichen Gru?ßen,
Einige Antirassist_innen Potsdam

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