Anlässlich der jüngst verbreiteten Flyer und der Aktivitäten der
neonationalsozialistischen Kleinstpartei „Der III. Weg“ fand am
Dienstag, den 14.08.2018 ein Treffen des Bürgermeisters Frederik Bewer
und dem Bürgerbündnis für eine gewaltfreie, tolerante und weltoffene
Stadt Angermünde mit Vertretern des Staatsschutzes, des
Verfassungsschutzes, der Polizeiinspektion Uckermark, dem
Integrationsbeauftragten des Landkreises Uckermark und dem Mobilen
Beratungsteam statt.
Alle Teilnehmer waren sich in der klaren Ablehnung der Aktivitäten und
der dahinter stehenden Ideologie des „III. Weges“ einig.
Die Aktivitäten und die Ideologie dieser rechtsextremen Partei
orientieren sich fortwährend an der Weltanschauung des Dritten Reiches
und der in dieser Zeit herrschenden Nationalsozialisten.
In diesem Treffen wurden mit den Vertretern der genannten Institutionen
konkrete Maßnahmen vereinbart. Dabei geht es unter anderem um
Möglichkeiten die Menschen der Region Uckermark über diese
Splitterpartei, ihre Ideologie, ihre Aktivitäten und Ziele aufzuklären.
Dazu wurden weitere Treffen in diesem Rahmen verabredet.
Frederik Bewer und Wolfgang Rall für das Bürgerbündnis für eine gewaltfreie, tolerante und weltoffene Stadt Angermünde
Kategorie: Antifaschismus
97 Angriffe zählte die Opferperspektive im ersten Halbjahr 2018 im Land Brandenburg. Mittlerweile (Stand 1. August 2018) sind es über 100 Angriffe, die in diesem Jahr registriert wurden. Zum Vergleich: im ersten Halbjahr 2017 wurden 98 Fälle gezählt, im ganzen Jahr 171. Die weit überwiegende Zahl der Fälle (80) war rassistisch motiviert, herausragender regionaler Schwerpunkt Cottbus (22 Fälle). Angriffe waren zumeist Körperverletzungsdelikte (einfache KV: 46, gefährliche KV: 33). Die Opferperspektive fordert den Schutz der Betroffenen ernstzunehmen und aktiv zu verfolgen.
Fast täglich registrieren die Berater_innen für Betroffene rechter Gewalt des Vereins Opferperspektive neue Fälle. Da ist die Mutter, die mit ihrer Tochter im Supermarkt Persisch spricht und deswegen verbal rassistisch angegangen wird und, als sie sich dies verbittet, geschlagen wird. Da werden Moscheebesucher_innen mit Steinen beworfen. Da ist die schwangere Frau, die mit ihrem Freund von vermummten Rechten angegriffen wird, weil Neonazis glauben, dass sie rechte Aufkleber abgekratzt hätten.
Es muss festgestellt werden, dass es in den letzten Monaten keinen Rückgang rechter Gewalttaten gegeben hat. Das Niveau rassistischer Gewalt bleibt stabil hoch, obwohl viele Gründe, die in den letzten drei Jahren für den Anstieg rechter Gewalttaten herangezogen wurden, derzeit nicht gegeben sind. Weder gibt es in diesem Jahr Landtags- oder Bundestagswahlen, noch kommen derzeit in hoher Zahl Geflüchtete in Brandenburg an. Auch gibt es außerhalb des Cottbusser Großraums derzeit keine starken politischen Aktivitäten rechter Gruppen im öffentlichen Raum. Rassistische Gewalt ist in den letzten drei Jahren für einen Teil der Brandenburger Bevölkerung offenbar zu einer normalen und akzeptierten Handlungsweise im Umgang mit Migrant_innen geworden.
Dabei stellen in Fällen rassistischer Gewalt die registrierten physischen Angriffe nur die Spitze des Erlebens der Betroffenen dar. Neben den physischen Angriffen sind viele von ihnen täglich mit rassistischer Diskriminierung konfrontiert, werden nicht in Sportstudios gelassen, in Läden nicht bedient oder auf der Straße beschimpft. Das Erleben dieser alltäglichen Feindseligkeit in Verbindung mit der ständigen Angst vor Gewalt belastet die Betroffenen psychisch stark. Für einen syrischen Asylbewerber waren diese anhaltenden Anfeindungen und zwei tätliche Angriffe auf ihn in kurzer Zeit Auslöser einen Suizidversuch zu unternehmen.
Hannes Püschel, Berater der Opferperspektive, berichtet: „Wir haben es derzeit mit vielen Betroffenen, die schwerwiegende psychische Folgen davongetragen haben zu tun. Nach unserer Beobachtung sind staatliche Stellen, von der Polizei über die Justiz bis hin zu Ausländer- und Sozialbehörden immer wieder mit der aktuellen von massiver rechter Gewalt geprägten Situation überfordert und stellen kaum eine Hilfe für die Betroffenen dar. Wir müssen erkennen, dass seit drei Jahren anhaltende Hochphase rechter Gewalt kein vorübergehendes kurzfristiges Phänomen ist. Dementsprechend muss auf diese Lage seitens des Landes, der Kommunen und der Zivilgesellschaft reagiert werden und der Schutz der Betroffene höchste Priorität bekommen.“
Sommer, See und Antifa
INFORIOT Tief im Wald versteckt und bei Temperaturen über 30 Grad trafen sich etwa 200 Aktivist_innen vom 26. bis 29. Juli bei Wittstock. Nach dem erfolgreichen Start im letzten Jahr in Cottbus fand nun zum zweiten Mal das “JanzWeitDraussen”-Camp statt. Dort tauschten sich die Teilnehmenden in Workshops und Vorträgen über antifaschistische Politik in Brandenburg aus.
Der Erfolg aus dem letzten Jahr ermutigte die Organisator_innen auch in diesem Jahr ein Antifa-Camp in Brandenburg zu organisieren. Gestützt von verschiedenen Antifagruppen, linken Projekten und Einzelpersonen konnte erneut ein volles Programm auf die Beine gestellt werden, das durch Ideen der Teilnehmenden ergänzt wurde.
Janz Weit Draussen – aber nicht allein
Aus ganz Brandenburg und den benachbarten Bundesländern reisten junge wie ältere Antifas an, die sich vor Ort vernetzten und Erfahrungen austauschten. Gelegenheiten dafür gab es vor Ort reichlich: Neben dem umfangreichen inhaltlichen Programm bot der nahe liegende See ebenso einen Ort um ins Gespräch zu kommen, genauso wie beim Eis-Essen oder abends während der Parties. Das kulturelle Programm durfte somit ebenfalls nicht fehlen. Am Freitag sorgten Entartist, die PC Toys und Lady Lazy sowie Jameric für einen wunderschönen Abend. Am Samstag heizten dann United and Strong sowie die Kaput Krauts auf der Bühne ein, bevor es im sogenannten „Bunker“ mit den FemHoolz, Schnöselpöbel und dem Geheimtipp Rüpelhaft statt Einzelhaft weiterging.
Nicht nur musikalisch haben sich die Organisator_innen etwas einfallen lassen. Am Donnerstag konnten alle in ihren Bezugsgruppen im Antifa Familienduell gegeneinander antreten. Am Freitag wurde mit „Hamburger Gitter“ ein wichtiger Beitrag zu Polizeitaktik während des G20 gezeigt und am Samstag konnten die Kenner_innen der regionalen Neonaziszene ihr Wissen im Nazi-Bingo überprüfen.
Bildet Banden und Reflektionsgruppen
Inhaltlich ging es diesmal verstärkt um die eigene Szene. Selbstkritisch wurde sich in den Workshops mit Hierachien in selbstorganisierten Gruppen auseinander gesetzt und über Antifa und Männlichkeit gesprochen. In den Workshops zu Neuer Rechten, Antisemitismus und Verschwörungstheorien wurden gemeinsame Handlungsmöglichkeiten diskutiert. Natürlich durften trotz der heißen Temperaturen auch praktische Workshops nicht fehlen, bot doch der Sprung in den See danach eine willkommende Abkühlung. Die Ausstellung [Kein schöner Land] der Opferperspektive gab zudem einen Überblick um die mörderischen Ausmaße neonazitischer Gewalt in Brandenburg seit 1990, denen mindestens 22 Menschen zum Opfer gefallen sind.
Alle Angebote hatten natürlich den Fokus auf den Austausch der unterschiedlichen Gruppen und Generationen der Teilnehmenden. Mit Hilfe der F_antifa Brandenburg wurde zusätzlich eine eigene FLTI*-Vernetzung ermöglicht. Der Vernetzungsanspruch scheint durchaus Erfolg gehabt zu haben. Einige ex-Brandenburger_innen trafen hier alte und neue Bekannte aus ihren Heimatstädten wieder. Andere kamen über gemeinsame Erfahrungen ins Gespräch und tauschen Kontaktdaten aus. Besonders für junge Menschen aus der Region um Wittstock bot das Camp zudem die Möglichkeit mit anderen Aktivist_innen in Kontakt zu treten.
Höhepunkte
Neben dem durchweg sommerlichen Wetter, war das Gelände selbst eines der Höhepunkte dieses Wochenendes. Weit entfernt von der nächsten größeren Stadt, gelegen an einem wunderschönen See, konnten sich alle Teilnehmenden hier entspannen und die einzigartige Atmosphäre genießen.
Diesmal Wittstock, nächstes Mal vielleicht in deiner Region
Nachdem das Camp im vergangenen Jahr sich mit Cottbus einen Hotspot der Neonazi-Szene aussuchte, war auch die Entscheidung für die Region in Ostprignitz-Ruppin mit dem Wunsch verbunden, erneut in eine Region zu gehen, wo es in der Vergangenheit immer wieder zu rassistischer Gewalt und Übergriffen durch Neonazis kam; um damit den wenigen Antifas vor Ort zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.
Bereits jetzt steht fest, dass es auch 2019 „Janz weit nach draussen“ gehen wird. Die Organisator_innen überlegen sich bereits, wo das Camp dann seine Zelte aufschlagen wird. Denn wie im letzten Jahr, so stand auch im diesen Jahr das JWD-Camp unter dem Motto: Support your local Antifa.
Mehr Bilder gibt es hier.
Dieses Wir ist natürlich in all den Jahren stets in Veränderung. Immer wieder kommen und kamen neue Menschen, neue Ideen, neue Eindrücke. Eingesessene Menschen bleiben, ziehen weiter, lassen Spuren bei uns, kommen manchmal zurück.
Was uns aber immer verbindet, ist eine Idee von einer linken und gerechten Welt, die wir in unseren vergangenen Häusern und nun im gegenwärtigen Haus täglich versuchen im Kleinen zu verwirklichen. Nun ist es 25 Jahre her, als die Idee von einem selbstverwalteten, linken Hausprojekt in Neuruppin in den Köpfen und Herzen einiger Jugendlicher begann und durch eine Hausbesetzung 1993 umgesetzt wurde. Den Anfang und die gesamte Zeit, die bis heute mit unterschiedlichen theoretischen, politischen, kreativen und liebevollen Inhalten und Aktivitäten gefüllt wurde, wollen wir feiern!
Dafür laden wir euch zu unser Jahresfeier am 24.08 und 25.08 in der Bahnhofstrasse 10a in Neuruppin ein. Das Wochenende wird aus Konzerten, Work-Shops, Lesungen, Nachmittagsangeboten für Kinder, Kicker- und Flunkyballturnieren, Küfa und Sport bestehen.
Die Uhrzeiten und Inhalte der einzelnen Events, das LineUp, weiteres Programm, usw. werden in kommender Zeit noch veröffentlicht. Haltet euch also das Wochenende frei und bringt Freund*innen und gute Laune mit! Wir freuen uns auf euch.
Eure MittenDrin-Crew
Wir möchten uns bedanken bei allen, die das Camp so wundervoll gemacht haben. In erster Linie wollen wir ganz großes Lob an bei den Teilnehmenden aussprechen. Eure Mitwirkung, der respektvolle Umgang miteinander, auf einander aufpassen – es hat einfach alles gepasst. Über euer positives Feedback haben wir uns besonders gefreut und eure Anregungen nehmen wir uns sehr zu Herzen. Dann möchten wir uns natürlich für die vielen Helfer*innen vor Ort und im Vorfeld bedanken, die bei der Planung und der Durchführung des Camps unermüdlichen Einsatz gezeigt haben. Ein weiter Dank geht an die großartige KüFa und die tolle Zusammenarbeit mit dem Koch-Team. Außerdem wollen wir uns bei bei allen Referent*innen für die interessanten Inputs und anregenden Diskussionen bedanken. Ein weiterer Dank geht an die Opferpespektive. Nicht nur die Ausstellung, die an Opfer rechter Gewalt in Brandenburg nach 1990 erinnert, sondern auch die Exkursion nach Wittstock, bei der in einer kleinen Aktion an Kajrat Batesov gedacht wurde, führte uns die Dimension rechter Gewalt vor Augen. Ein weiterer Dank geht an Grandioso-Versand & Textildruck und das PCB – Kollektiv für die Unterstützung, und an Entartist, PC TOYS, Lady Lazy, Jameric, United And Strong, Kaput Krauts, FemHoolz, Schnöselpöbel und Rüpelhaft statt Einzelhaft, die uns die Abende und die Nächte versüßt haben. Und schließlich ein ganz spezieller Dank an die Locals für die tolle Zusammenarbeit und die Bereitstellung des schönen Geländes.
Natürlich ist nicht alles perfekt gelaufen. Im Großen und Ganzen wurden unsere Erwartungen fast schon übertroffen. Wir sind mehr als zufrieden und sehr motiviert das JWD Camp weiter zu führen!
Wir sind sehr gespannt wir ihr das Camp fandet. Falls ihr Lob, Kritik oder Anregungen habt, oder gerne mitmachen wollt, könnt ihr uns gerne über unsere Kontaktadresse kontakt [ät] jwd-camp.org erreichen.
So weit von uns.
Danke noch mal und vielleicht bis zum nächsten Jahr! <3
Erneut mobilisieren Neonazis bundes- und europaweit nach Berlin-Spandau um dem Hitlerstellvertreter Rudolf Heß in Berlin zu gedenken. Der Erfolg
der AfD und die damit verbundenen schlechten Wahlergebnisse vieler Naziparteien, machen Nazigroßevents wie im sächsischen Ostritz zur
logischen Konsequenz für NPD und Co: Für die eigene Finanzierung und den Schulterschluss des militanten Nazispektrums. Der Aufmarsch in Spandau
ist Teil dieser Strategie und steht in einer Linie mit derlei Nazigroßveranstaltungen. Diesem Spektrum bleibt nur das offene
Propagieren und gewalttätige Ausüben ihrer NS-Ideologie, wenn es nicht an Bedeutung verlieren will. Dies birgt eine enorme Gefahr. Schon kurz
nach dem Heß-Aufmarsch 2017 wurde die Mobilisierung in der Naziszene als Erfolg verbucht, da es den Veranstalter*innen gelungen war Parteien wie
Die Rechte, die NPD, den III. Weg und Kameradschaften auf diesem Aufmarsch-Event zu einen. Mit der Wiederbelebung der Heß-Märsche droht
erneut ein neofaschistischer Großaufmarsch zum jährlichen erinnerungspolitischen Ritual der NS-Szene zu werden. Dies müssen wir
verhindern – zusammen und mit unterschiedlichen Mitteln!
Mi. 01. August 2018: 19 Uhr, Horte, Peter-Göring-Str. 25, Strausberg
Do. 09. August 2018: 19 Uhr, La Datscha, Am Babelsberger park 15, Potsdam
Referent*innen:
Bündnis “NS-Verherrlichung stoppen!”
http://nsverherrlichungstoppen.blogsport.eu/
Es sollte die große Abrechnung mit Brandenburgs Sozialministerin Diana Golze (Linke) werden. Offen wurde bereits in der Veranstaltungsankündigung im Internet ihr Rücktritt vom Ministeramt gefordert. Doch in den Redebeiträgen von Christian Kaiser und Elke Metzner, die heute die Hauptredenden bei der Kundgebung des extrem rechten Bürgerbündnisses Havelland waren, blieben die Anfeindungen gegen Golze und andere Politiker – im Vergleich zum üblichen Niveau der Veranstaltungsreihe – eher unspektakulär und marginal. Stattdessen strotzten die Reden vor allem wieder von Anfeindungen u.a. gegen Geflüchtete, „Arbeitsunwillige“ und insbesondere gegen den „linksversifften Multikultistaatsapparat der BRD“, der aus Sicht von Veranstaltungsteilnehmenden keine Politik in ihrem Sinne mache. Entsprechend läge der Fehler schon längst nicht mehr im System – das „System“ sei „der Fehler“, so Kaiser in seinem Redebeitrag.
Für fehlerhaft hielt der Vorsitzende des „Bürgerbündnisses Havelland“ e.V. offenbar auch den Straftatbestand der „Volksverhetzung“ und solidarisierte sich erneut mit der verurteilten Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck. Zudem begrüßte er die „Schutzzonen“-Propaganda der NPD und äußerte sich positiv gegenüber so genannten „Bürgerbewehren“.
Ein anderer Veranstaltungsteilnehmer sah hingegen vor allem anwesende Presse als Feindbild und versuchte auf einen Fotografen loszugehen. Ein Security-Mann verhinderte schließlich Tätlichkeiten.
Trotz geringer Teilnehmendenzahl und politischer Bedeutungslosigkeit geht von einigen Veranstaltungsgästen also nach wie vor eine hohe Aggressivität aus, die möglicherweise aus einer Mixtur aus einem falschen Rechteverständnis und Rechthaberei heraus resultiert.
Zu dem scheinen die Veranstaltenden auch nur bedingt Interesse zu haben, ihre Gäste im Zaum zu halten. Redner, wie Wolfgang Hoppe, scheinen jedenfalls an keiner Deeskalation interessiert zu sein. Er drohte einmal mehr vom Podium aus, gegen einen namentlich genannten Pressevertreter vorzugehen.
Beinahe harmlos wirkte dagegen der letzte Redner Ralf Maasch, der angesichts hoher Temperaturen kurz und knapp alle Zuhörenden aufforderte für „arme Tiere“ ein bisschen Wasser herauszustellen. Für Geflüchtete hat er allerdings kein Mitgefühl, wenn die Botschaft auf seinem T‑Shirt richtig gedeutet wird. Darauf werden sie indirekt als kriminelle Subjekte entmenschlicht, für die „Politiker“ haften würden.
Insgesamt nahmen 20 Personen an der abendlichen Versammlung des „Bürgerbündnisses“ teil.
In der Nacht von Sonntag auf Montag haben Aktivist*innen das Zentrum der rassistischen Mobilmachung und Neonazitreffpunkt in der Mühlenstraße mit Farbe eingedeckt. Hier wollen die AfD zusammen mit der Identitären Bewegung und einprozent, Cottbus zu einer “national befreiten Zone” machen. Somit tragen sie Verantwortung für rechte Gewalt und rassistische Vorherrschaft in der Stadt. Es ist Zeit Hetzer*innen das Handwerk zu legen!
Mit der Aktion haben Aktivist*innen ein deutliches Zeichen gesetzt, um das Schweigen um die Situation zu brechen. Denn die Stadt mit ihren Einwohner*innen muss sich klar gegen den unerträglichen, diskriminierenden Zustand stellen.
Die “Neue Rechte” wird versuchen, sich durch die Aktion als Opfer darzustellen, aber rassistische Täter*innen sind keine Opfer!
Wehret den Anfängen — keine Ruhe für fremdenfeindliche Brandstifter*innen!
Am 20.07.2018 versuchte eine Gruppe von 6 Anhängern der rechtsradikalen Partei “Der 3. Weg” auf dem Marktplatz in Templin mit einem Bollerwagen Unterschriften zu sammeln und wurde daran durch spontanen Protest erfolgreich gehindert.
Die Gruppe um Matthias Fischer und Patrick Krüger versuchte auf dem Templiner Marktplatz Unterschriften für ihre Wahlzulassung zur Europawahl zu erhalten. Die Polizei, die kurzzeitig anwesend war, verwies die Gruppe, von denen mehrere Personen einschlägig rechtsextreme und zum Teil verfassungsfeindliche Tattoos zur Schau stellten, nicht des Platzes. Auch wurde auf Nachfrage im Ordnungsamt der 3. Weg als normale Partei verhandelt und kein Spielraum gesehen, diesen “Infostand” zu unterbinden. So konnte die Gruppe sich also weiterhin mit einheitlichen TShirts, die sie als “National. Revolutionär. Sozialistisch.” auswiesen, Tattooschriftzügen, wie “Wolf’s hook – White Brotherhood” auf Patrick Krügers Hals und “Aryan hope” auf Mattias Fischers Kopf und mit ihrer rassistischen Propaganda auf dem Marktplatz aufhalten.
Daraufhin formierte sich spontan ein Protest für Bewegungsfreiheit von ebenfalls 6 Passantinnen, die die Neo-Nazis mit Diskussionen, Gesang und einem improvisierten Transparent abschirmten, bis diese nach etwa einer Stunde aufgaben und einpackten – ohne gesammelte Unterschriften.
Die Anastasia-Bewegung
Dieser Artikel erschien zuerst im AIB 119 | 2.2018
Auch wenn er lange auf sich warten ließ, der Sommer ist da! Mit ihm auch eine Reihe von esoterischen Terminen, die es sich lohnt zu verpassen, deren Hintergründe jedoch aufhorchen lassen. Wenn auf einem Festival neben Öko-Workshops „arisches Wissen weitergegeben“ wird und zu der deutschen Nationalhymne krude Strophen gedichtet werden, die von Blendung, fremden Mächten und Erwachen handeln, kann es sein, dass man sich auf einem Anastasia-Festival befindet. Mit entsprechendem Programm warb die Anastasia-Bewegung im letzten Jahr für das Festival inThüringen, an dem nach eigenen Angaben rund 550 Personen teilnahmen. Anfang September 2018 soll ein weiteres Festival mit dem Namen „Wiedergeburt“ stattfinden. Zudem organisieren AnhängerInnen der Szene bundesweit Treffen, Vorträge und Siedlerstammtische.
Die Anastasia-Buchreihe als Quelle der Bewegung
Die Anastasia-Bewegung beruht auf der Buchreihe „Die klingenden Zedern Russlands” von Wladimir Megre. Auf einer Geschäftsreise in die russische Taiga traf der 1950 in Russland geborene Megre 1994 angeblich eine Frau namens Anastasia, die einsam in der Wildnis lebt. Über seine Begegnung mit ihr berichtet Megre in insgesamt 10 Bänden, die in den Jahren 1996 bis 2010 auf russisch erschienen sind und mittlerweile auch auf deutsch vorliegen. Laut infoSekta, der schweizerischen Fachstelle für Sektenfragen, ist die Anastasia-Strömung eine „esoterische Bewegung mit einer stark nationalistischen, verschwörungstheoretischen und rechtsesoterischen Ausrichtung“.
Die Grundidee ist simpel: Jede Familie (bestehend aus Mann, Frau und Kindern) soll einen Hektar Land, den sogenannten Familienlandsitz, bewirtschaften und darauf ihr Haus bauen. Wenn alle Menschen diese Idee verfolgen würden, wären angeblich die Probleme dieser Welt gelöst und die Erde ein Paradies. Doch zwischen diesen fantastisch anmutenden Elementen finden sich auch immer wieder antisemitische, rassistische und sexistische Aussagen. Megre zeichnet eine stark vereinfachte Welt, in der böse Mächte und die Technokratisierung schuld an allem Übel sind.
Im ersten Band der Anastasia-Reihe „Tochter der Taiga” wird ausführlich von der Begegnung Megres mit Anastasia berichtet. Neben Ausführungen über ihre Wunderkräfte, die Bedeutung eines eigenen Gartens und von selbstgezogenem Gemüse, finden sich auch zahlreiche Andeutungen über dunkle Mächte, gepaart mit einem ausgeprägten Sexismus: „Zum Beispiel ist es mir unbegreiflich, wie die dunklen Kräfte es schaffen, die Frauen dermaßen zu verdummen, dass sie ahnungslos die Männer mit ihren Reizen anziehen und ihnen somit die richtige Wahl unmöglich machen, die Wahl der Seele.”[1] Während dem Mann die schöpferische Rolle zugeschrieben wird, gesteht Megre der Frau nur die passive Rolle der Muse zu.
In den weiteren Bänden geht es um die Bedeutung von Bäumen und Steinen, um Pädagogik, „die Schöpfung“ und das Wesen der Menschen. Im dritten Band „Raum der Liebe“ wird das Konzept der Schetinin-Schule vorgestellt. Inspiriert von der Anastasia-Lektüre, entwickelte der Lehrer Michail Petrowitsch Schetinin das Konzept, indem davon ausgegangen wird, dass Kinder allwissend sind und nur noch den Zugang zu ihrem Wissen finden müssen. Dann sei die sonst 11-jährige Schulausbildung auch in nur einem Jahr schaffbar. Zusätzlich zu dem Druck, den dieses Grundverständnis auf jedes einzelne Kind ausübt, kommt ein starker Militarismus und Nationalismus in der Ausbildung. Im europäischen Kontext wurde das Prinzip der Lais-‚Schulen‘ (in Wirklichkeit handelt es sich um Lerngruppen, da es keine Schul-Zulassung gibt) entwickelt, dass der Schetinin-Schule ähnelt, aber auch einige Unterschiede aufweist. Der Begriff ‚Lais‘ soll aus dem Gotischen stammen und übersetzt „ich weiß“ heißen.[2]
Vor allem im sechsten Band „Das Wissen der Ahnen” finden sich vermehrt antisemitische und rassistische Aussagen. So seien angeblich alle Jüd*innen von einem dunklen Oberpriester „programmiert“ worden und seitdem willenlose „Roboter“. Dies sei die Erklärung für all das Leid, dass den Jüd*innen in den letzten Jahrtausenden wiederfahren ist: „Da das schon mehr als ein Jahrtausend geschieht, kann man den Schluss ziehen, dass das jüdische Volk vor den Menschen Schulden hat. Aber worin besteht die Schuld? Die Historiker, die alten wie die neuen, sprechen davon, dass sie Verschwörungen gegen die Macht anzettelten. Sie versuchten alle zu betrügen, vom jungen bis zum alten. […] Das bestätigt die Tatsache, dass viele Juden wohlhabend sind und sogar auf die Regierung Einfluss nehmen können.“[3]
Die AnhängerInnen von Megre nutzen die Bücher als Informationsquelle und befolgen die dort gegebenen Anweisungen zum Aufbau von Familienlandsitzen. Wie ernst die Bewegung zu nehmen ist, zeigt auch die Unterstützung durch die russische Regierung: Mehrere Lokalregierungen haben kostenlos Land für die Gründung von Familienlandsitzen zur Verfügung gestellt.
Die Anastasia-Bewegung
In der Familienlandsitz-Bewegung treffen sich Ökos, „Weltverbesserer“, VerschwörungstheoretikerInnen und RassistInnen. Das verdeutlicht nicht zuletzt ein Beispiel aus Brandenburg.
„Solide arisch leben. […] fest verwurzelt – wie die deutsche Eiche. Deswegen, Männer: Baut ein Heim, legt einen Garten an, zeugt einen Sohn und pflanzt eine Eiche.“ — O‑Töne aus einem Video von Frank Willy Ludwig aus dem Juni 2017[4]. Ludwig ist Anastasia-Anhänger, lebt auf seinem Familienlandsitz in Liepe (Brandenburg)[5] und ist Betreiber der Internetseite „Urahnenerbe Germania“. Dort verknüpft Ludwig den Appell, „Familienlandsitze“ nach Anastasia aufzubauen mit Rasseideologien und antisemitischen Verschwörungstheorien.
Frank Willy Ludwig; Quelle: Urahnerbe Germania, 10.05.2018
Er stellt die Schuld Deutschlands am Holocaust in Frage, die die „vorläufigen Sieger […] uns reindrücken“, spricht von einer „Dämonkratie“, in der wir leben, einem „Weltjudentum“ und ersetzt die letzte Silbe von Wörtern wie Revolution und Zivilisation mit „-zion“.[6]
Kleingärtner werden laut Megre die Welt retten, und so erzählt auch Ludwig von sich als Gärtner und Weltretter.
Ähnlich krude und realitätsfern beschäftigt sich Thomas Patock, der 2016 wegen Holocaustleugnung und Volksverhetzung verurteilt wurde[7], mit den Anastasia-Romanen[8]. In reichsideologischer Manier möchte Patock, selbsternannter König von Wedenland, „den Aufbau von Familienlandsitzsiedlungen innerhalb des Deutschen Reiches sowie allen weiteren Königreichen im Staatenbund der Königreiche Wedenland [fördern]“[9]. Auf seiner Webseite heiltheke.de verkauft er Produkte, die aus Holz, Öl oder den Nüssen der Zedern bestehen.
Neben den oben genannten Akteuren spielen Gruppen, die bereits Land für ihre Familienlandsitz-Siedlung gekauft haben und sie nun aufbauen, eine große Rolle. Einerseits sind sie Vorzeigeobjekte in Reportagen und Fernsehsendungen, andererseits dienen bereits gegründete Siedlungen als Szenetreffpunkte. Mittlerweile existieren in Deutschland 12 Familienlandsitze, weitere sind in Planung.
Ein Beispiel ist das Goldene Grabow, eine Familienlandsitz-Siedlung in Brandenburg, auf der 18 Menschen auf bisher 23°ha leben. Dort fand 2015 nicht nur ein Anastasia-Festival statt, sondern laut einem Bericht des „Blick nach rechts“ auch das Sommerlager des rechtslastigen „Sturmvogel – Deutscher Jugendbund“[10]. Die Gruppe der SiedlerInnen lädt regelmäßig zu „volkssportlichen Wettkämpfen“, Festspielen und esoterischen Männer- und Schwesternkreisen ein. Zu den tabak- und alkoholfreien Events im Anastasia-Vorzeigeprojekt sind auch DorfbewohnerInnen herzlich eingeladen.
[1]Megre 2017: „Tochter der Taiga“, S. 66. 13. Taschenbuch-Auflage, Govinda-Verlag
[2]http://www.infosekta.ch/media/pdf/Anastasia-Bewegung_10112016_.pdf
[3]Megre 2016: „Das Wissen der Ahnen“, S.174. 7. Auflage, Verlag “Die Silberschnur”
[4]https://www.youtube.com/watch?v=CgFqrxCfFI0, letzter Aufruf 13.05.2018
[5]http://www.familienlandsitz.com/raum%20der%20liebe.htm
[6]https://www.youtube.com/watch?v=CgFqrxCfFI0, 14:50, letzter Aufruf 13.05.2018
[7]http://api.ning.com/files/V5Rxz5Og90O8SXY*4Q8*DUrOp9WUZrC2MS8XnHmsV7Kqp0T3nDucBs3sxYqjxiNugRi*kT0EbX5Rrrpkajsq4w9QTP8Sy0U6/WarumriskierenSiedasGefngnis.pdf
[8]http://static.woz.ch/1643/was-ist-die-anastasia-bewegung/990–000-jahre-mit-gott-im-paradies
[9]http://www.heiltheke.de/html/Heiltheke/index.php?XTCsid=b05813a33485a0a29d6d679c21ed20e1
[10]https://www.bnr.de/artikel/hintergrund/unter-dem-banner-des-sturmvogels