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Nazis als Bannerträger

Immer wieder Ost­deutsch­land: Ende Dezem­ber ver­gan­genen Jahres eskalierten Anti-Coro­na-Demos in Magde­burg und Bautzen, wie schon zuvor über Monate im säch­sis­chen Zwönitz. Auch die Angriffe auf Polizei und Pres­sev­ertreter nehmen an Umfang und Inten­sität zu. Nach ein­er Phase der Beruhi­gung im ver­gan­genen Som­mer sind die Anti-Coro­na-Proteste seit dem Spätherb­st wieder aufge­flammt. Im Zen­trum der medi­alen Aufmerk­samkeit ste­hen Sach­sen, Thürin­gen, Bran­den­burg und Sachsen-Anhalt.

Tat­säch­lich gibt es seit 2014, seit dem Beginn von Pegi­da, immer wieder Mobil­isierun­gen eines autoritär eingestell­ten poli­tis­chen Milieus speziell in Ost­deutsch­land. Zu den Ursachen gehört ein starkes Anti-Estab­lish­ment-Ressen­ti­ment, dem unter­schiedliche, aus­tauschbare ide­ol­o­gis­che Untertöne beigemis­cht sind. Mal geht es um Flüchtlinge und den Islam, mal um die Ukraine und Putin. Jet­zt, im Kon­text von Coro­na, erleben wir einen enor­men Auf­schwung an Aufzü­gen, zu denen im Wesentlichen die gle­ichen Leute mobil­isieren wie bere­its 2013 oder 2015 zu Beginn der »großen Flucht«. Auch wenn die Demon­stran­ten natür­lich nicht kom­plett iden­tisch sind, gibt es eine große Schnittmenge.

DER AUTOR
David Begrich, geboren 1972 in Erfurt, ist Mitar­beit­er der Arbeitsstelle Recht­sex­trem­is­mus bei Miteinan­der e. V. in Magde­burg. Der Beitrag erschien zuerst in der poli­tis­chen Monat­szeitschrift »Blät­ter für deutsche und inter­na­tionale Poli­tik« 2/2022. www.blaetter.de
Ganz anders ist die Lage im West­en. Dort bele­gen Unter­suchun­gen, dass jet­zt, anders als 2015, eher Leute demon­stri­eren, die früher dur­chaus in linksalter­na­tiv­en Milieus zu Hause waren. Bere­its zu Beginn der »Querdenken«-Proteste fan­den sich dort Argu­men­ta­tion­s­mo­tive der Eso­terik, der Anthro­poso­phie und der soge­nan­nten alter­na­tiv­en Medi­zin. Ihr gemein­samer Nen­ner lautet, das Virus könne gän­zlich ohne phar­mazeutis­che Mit­tel mit Hil­fe der kör­pereige­nen Immunreak­tion abgewehrt werden.1

Dieses Milieu spielt in Ost­deutsch­land keine tra­gende Rolle. Es existiert nur in Spurenele­menten, in weni­gen Städten. Dafür wer­den ganz andere Kon­ti­nu­itäten sicht­bar: Jene, die in den frühen 1990er Jahren recht­sradikal sozial­isiert wur­den, sind fast alle wieder da. Allerorten sind auf den Demos die früheren Führungsleute der recht­sex­tremen Szene zu sehen. Sie sind heute Mitte vierzig, Anfang fün­fzig — und merken, dass ihre Zeit gekom­men ist. Das Momen­tum ist auf ihrer Seite, ähn­lich wie in den 90er Jahren. Das liegt nicht zulet­zt daran, dass ihrem Agieren noch immer keine Gren­zen geset­zt werden.

Patien­ten wichtiger als Spritzen
Impf­pflicht im Gesund­heits­bere­ich: Sach­sen öffnet eine Hin­tertür / Bun­desweite Debat­te um Umsetzung
Eine entschei­dende Rolle spie­len dabei die »Freien Sach­sen« — ein Zusam­men­schluss recht­sex­tremer Grup­pen in Sach­sen mit ein­er Ausstrahlung bis weit in angren­zende Bun­deslän­der. Kopf der »Freie Sach­sen« ist der Chem­nitzer Recht­san­walt Mar­tin Kohlmann. Er sitzt für die recht­sex­treme Frak­tion »Pro Chem­nitz« im Stadt­par­la­ment und spielte bere­its bei den radikalen Auss­chre­itun­gen 2018 in Chem­nitz eine Schlüsselrolle.

In dem von »Freie Sach­sen« betriebe­nen Telegram-Kanal wird der säch­sis­che Min­is­ter­präsi­dent Michael Kretschmer als »Pumuck­el« tit­uliert, die Polizei als »Kretschmer Milizen« beze­ich­net. Kohlmanns Rhetorik erge­ht sich in Gewal­tal­le­gorien, juris­tisch zwar nicht angreif­bar, aber mit deut­lich­er Botschaft an seine Anhänger­schaft. So verkün­dete er im ver­gan­genen Dezem­ber via Telegram einen »Wei­h­nachts­frieden« mit der säch­sis­chen Regierung und Polizei, um wenig später eine »Wei­h­nacht­sof­fen­sive« des Protests zu verkün­den. Diesen Tri­umphal­is­mus als bloßes Maul­helden­tum abzu­tun, greift viel zu kurz. Die Rhetorik der »Freie Sach­sen« bedi­ent sich ganz bewusst der Sprach­bilder des Bürg­erkriegs und des Vigilantismus.2

Eine Polizei im Rückwärtsgang
Inner­halb des Protests spielt die AfD die Rolle eines poli­tis­chen Mul­ti­p­lika­tors. Sie trägt die The­sen der Coro­naleugn­er und Impfgeg­n­er in die Par­la­mente und agiert so als deren par­la­men­tarisch­er Arm. In Cot­tbus betätigt sich der lokale AfD-Chef, Jean Pas­cal Hohm, als Organ­isator der Proteste, an denen auch Neon­azis und gewalt­bere­ite Hooli­gans teilnehmen.

Und auch in Magde­burg haben recht­sex­treme Hooli­gans eine unangemeldete Demo von mehr als 3000 Leuten ange­führt. Während also Per­so­n­en mit expliziter Gewal­ter­fahrung die ersten Rei­hen der Demon­stra­tio­nen bilden, fil­men rechte Youtu­ber das Geschehen und brin­gen anschließend die Videos in sozialen Net­zw­erken in Umlauf. Dass jede dieser Aktio­nen gefilmt und anschließend ins Netz gestellt wird, erzeugt einen immensen Mul­ti­p­lika­tion­sef­fekt, nach dem Mot­to: »Was in Ort X geht, machen wir bei uns in Y auch!«

Auf diese Weise testen die Recht­en aus, wie weit sie gehen kön­nen. Und das ist fataler­weise sehr weit. Denn ihnen ste­ht — zumin­d­est in den ver­gan­genen Monat­en — eine Polizei gegenüber, die im Rück­wärts­gang agiert. Mehrfach wieder­holte sich das Geschehen vom Novem­ber 2020 in Leipzig, als recht­sex­treme Hooli­gans die Polizei ein­fach zur Seite drück­ten. Inzwis­chen gibt es end­los viele Videoschnipsel im Netz, die zeigen, dass die Polizei in der Regel nachgibt — eine ermuti­gende Botschaft an diese Szene.

Dabei spielt jen­seits der neuen sozialen Medi­en das Hören­sagen noch immer eine wichtige Rolle. Wenn tagsüber ein­er zu seinem Kol­le­gen sagt, »ich hab gehört, heute Abend soll auf dem Dom­platz was los sein. Lass uns da mal hinge­hen«, kann das schnell dazu führen, dass der Platz sich füllt — und zwar, das ist das Beson­dere, mit höchst diversen Teil­nehmern aus der mit­tleren und älteren Gen­er­a­tion bis hin zu Fam­i­lien mit Kindern. Das allein führt aber noch nicht dazu, dass diese Leute auch »Wider­stand« rufend durch die Straßen ziehen. Dazu braucht es pro­test­er­fahrene Akteure, die wis­sen, wie man eine solche Demon­stra­tion anmeldet — oder eben auch nicht und trotz­dem zusam­menkommt. Organ­isatoren, die Flug­blät­ter, Mega­fone, pro­fes­sionelle Trans­par­ente mit­brin­gen, die über poli­tis­ches Bewusst­sein und Ziel­stre­bigkeit ver­fü­gen und die auch wis­sen, wie man eine Polizeikette bei­seiteschiebt. Diese Leute kom­men speziell in Ost­deutsch­land aus der recht­sex­tremen Szene, aber sie senden bewusst in die bre­it­ere Bewe­gung aus.

Wenn man die recht­en Telegram-Kanäle durchge­ht, sieht man nicht nur einen enor­men Radikalisierung­sprozess — in ein­er Telegram-Gruppe wurde dezi­diert die Ermor­dung Michael Kretschmers geplant -, son­dern, dass die Teil­nehmer sich gegen­seit­ig auf ein­er poli­tisch-emo­tionalen Ebene unter­stützen. Das schafft eine Atmo­sphäre der poli­tis­chen Selb­st­wirk­samkeit, ein Gefühl, gemein­sam etwas bewe­gen zu kön­nen. Wenn dieses Gefühl nicht mehr aktiviert wer­den kann, wird weit­er eskaliert — etwa dadurch, dass die ver­meintlich Ver­ant­wortlichen für die gegen­wär­tige Sit­u­a­tion konkret und per­sön­lich in ihrem Leben­sum­feld aufge­spürt und ange­gan­gen wer­den. Beleg dafür sind die Aufzüge vor den Pri­vathäusern der Min­is­ter­präsi­dentin von Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Manuela Schwe­sig, und der säch­sis­chen Sozialmin­is­terin Petra Köpping.

Die Stufe der Bedro­hung im pri­vat­en Umfeld ist nicht erst seit den Coro­na-Protesten erre­icht. Viele Bürg­er­meis­ter, Kom­mu­nalpoli­tik­er und Land­tagsab­ge­ord­nete wer­den seit langem bedro­ht und konkret in ihrem pri­vat­en Umfeld ange­grif­f­en. Aber natür­lich erzeugt es weit mehr öffentliche Empörung, wenn das ein­er Min­is­terin geschieht und nicht nur einem Ortsbürgermeister.

Poli­tis­che Reak­tio­nen ohne Plan
Fataler­weise hat die Polizei große Schwierigkeit­en, Leute einzuord­nen, die nicht ihrem klas­sis­chen Feind­bil­draster entsprechen. Polizeiführer sind es gewohnt, nach Delin­quenz Auss­chau zu hal­ten, also nach Extrem­is­ten und Straftätern. Die Sach­lage ist klar, wenn irgend­wo Müll­ton­nen auf die Straße geschoben und angezün­det wer­den. Wenn aber wie bei den derzeit­i­gen Protesten »nur« in erster Rei­he die Hooli­gans laufen, aber in der Mitte die Vierzigjähri­gen in bürg­er­lich­er Klei­dung und dahin­ter die Müt­ter mit Kinder­wa­gen und min­der­jähri­gen Kindern, dann lässt man die Demon­stran­ten trotz Ver­bots oft ein­fach laufen. Dass im bürg­er­lichen Habi­tus auftre­tende Demon­stran­ten sich eskala­tiv ver­hal­ten und zur Gewalt neigen, scheint in der öffentlichen Debat­te unbegriffen.

Ein weit­er­er Grund dafür: In Stil und Inhalt bedi­enen sich die Demon­stri­eren­den mitunter bei der links-alter­na­tiv­en Bewe­gung. Die Organ­isatoren der Proteste sind inzwis­chen dazu überge­gan­gen, ihre Ver­samm­lun­gen nicht mehr anzumelden, son­dern als »Spazier­gang« zu apos­tro­phieren, um auf diese Weise das Ver­samm­lungsrecht zu unter­laufen. Diese poli­tis­che Mimikry-Übung dient auch dem Zweck, Men­schen für die Proteste zu mobil­isieren, die sich selb­st gar nicht als poli­tisch begreifen. Der Begriff »Spazier­gang« knüpft dabei bewusst an die Protest­geschichte bei­der deutsch­er Staat­en an, von ’68 über die Ökolo­giebe­we­gung in West (zu Baustellen von Atom­kraftwerken) und Ost (ent­lang ver­schmutzter Flüsse) bis hin zu ’89.

Wie schon bei Pegi­da ist die rhetorische Bezug­nahme auf den Herb­st 1989 in der DDR all­ge­gen­wär­tig. Die viel beschworene »Coro­na-Dik­tatur« werde bin­nen kurzem in sich zusam­men­brechen, schallt es aus den Rei­hen der Demon­stri­eren­den, wenn man jet­zt Druck auf­baue. Zudem gibt es bei den Aufmärschen den per­ma­nen­ten Appell an die Polizei, sich auf die Seite der Demon­stri­eren­den zu stellen — »solange dafür noch Zeit ist«. Das ist die gle­iche Rhetorik, wie wir sie 1989 erlebt haben. Allerd­ings mit kon­trär­er Bedeu­tung: Denn hin­ter dem »solange dafür noch Zeit ist« steckt im Grunde eine Dro­hung. Ihr Sub­text: Wenn wir an die Macht kom­men, werdet ihr zur Rechen­schaft gezogen.

Doch trotz dieser Dro­hung hält sich die Polizei in erstaunlich­er Weise zurück. Angesichts der Tat­sache, dass die Ver­samm­lun­gen nicht angemeldet sind, die Teil­nehmenden bewusst gegen die Coro­na-Maß­nah­men ver­stoßen und recht­sex­treme Grup­pen wieder­holt gewalt­tätig die Polizei angreifen, ist dies erklärungsbedürftig.

Grund­sät­zlich entschei­det die Polizei vor Ort eigen­ständig im Rah­men der poli­tis­chen Maß­gaben. Für die Ein­satzs­trate­gie ist sowohl die Lageein­schätzung der örtlichen Polizeiführung als auch die poli­tis­che Richtlin­ie der jew­eili­gen Innen­min­is­te­rien maßgebend. Dabei ist offenkundig, dass die polizeiliche Ein­satz­tak­tik gegenüber den Coro­na-Protesten hin­ter ihren oper­a­tiv­en Hand­lungsmöglichkeit­en zurück­bleibt und damit die Demon­stri­eren­den regel­recht ermutigt.

Stattdessen käme es darauf an, diesen Leuten deut­lich zu machen, wo die Gren­zen der Mei­n­ungs­frei­heit ver­laufen. Um nicht missver­standen zu wer­den: Dafür braucht es wed­er Wasser­w­er­fer noch Schlagstöcke oder Pfef­fer­spray. Im Gegen­teil: Sta­tionäre Kundge­bun­gen und pan­demiekon­forme Demon­stra­tio­nen sind polizeilich durch­set­zbar. Für jene, die als Gewalt­täter bekan­nt sind, sollte die Polizei eine präven­tive Ansprache prüfen, nach dem Mot­to: Wir haben Sie im Blick.

Solche, eigentlich übliche Vorge­hensweisen find­en in Sach­sen und Sach­sen-Anhalt derzeit schlichtweg zu sel­ten und zu spät statt. Die eigentliche Ursache liegt in der poli­tis­chen Führung, denn sie entschei­det über die Grundlin­ie des polizeilichen Han­delns. Gegen die Coro­na-Poli­tik demon­stri­eren aber schließlich poten­zielle Wäh­lerin­nen und Wäh­ler, die ihrer­seits Mul­ti­p­lika­toren sind. Deshalb herrscht in den Innen­min­is­te­rien Zurück­hal­tung. Reich­lich spät kam Ver­fas­sungss­chutzchef Thomas Halden­wang im Jan­u­ar mit der Erken­nt­nis um die Ecke, dass bei den Protesten neue, demokratiege­fährdende Allianzen zu Tage treten.

Inzwis­chen ist unter den Demon­stri­eren­den der Schritt zu man­i­fester Gewalt nicht mehr weit, wie die unzäh­li­gen Telegram-Ein­träge beweisen. Es existiert eine extrem selb­st­be­wusste, gewalt­bere­ite Szene, die sich in hal­böf­fentlichen Kom­mu­nika­tion­sstruk­turen verabre­det. In der Fan­tasie dieser Leute kommt Gewalt also zweifel­los vor. Dass sich Akteure find­en, die diese Fan­tasie in die Tat umset­zen, ist zu befürcht­en. Bere­its jet­zt gibt es Angriffe auf Impfzentren.

Die Schwierigkeit für Poli­tik und Polizei beste­ht darin, die Maul­helden von denen zu unter­schei­den, die wirk­lich zur Gewalt greifen, um etwa ein Zeichen gegen eine all­ge­meine Impf­pflicht zu set­zen. Wer bere­it ist, ein Impfzen­trum anzu­greifen oder den säch­sis­chen Min­is­ter­präsi­den­ten zu ermor­den, den ver­mutete die Polizei bish­er eher im Kon­spir­a­tiv­en, nicht in Foren sozialer Medien.

Wenn Protestierende die Demon­stra­tio­nen nicht mehr als Mit­tel der poli­tis­chen Selb­st­wirk­samkeit erleben, beste­ht dur­chaus die Gefahr, dass sie nach neuen, radikaleren und gewalt­tätigeren Aus­drucks­for­men suchen. Der BKA-Präsi­dent Hol­ger Münch fürchtet daher auch Anschläge auf Per­so­n­en des öffentlichen Lebens, die für die Coro­na-Maß­nah­men stehen.

So akut die Gefahr dieser Angriffe derzeit ist, dür­fen wir eines nicht vergessen: Auch im Osten geht bei weit­em nicht die Mehrheit der Leute auf die Straße. So demon­stri­erten auch in Hochzeit­en in ganz Sach­sen-Anhalt nie mehr als rund acht- bis zehn­tausend Men­schen pro Woche. Zum Ver­gle­ich: Zu den Fußball­spie­len des 1. FC Magde­burg pil­gern zu anderen Zeit­en im Durch­schnitt jede Woche 20 000 Zuschauer.

Kurzum: Diese recht­en Mobil­isierun­gen leben auch davon, dass jede Demo repro­duziert wird, als sei sie eine Massen­ver­anstal­tung — von den Extrem­is­ten selb­st, aber zum Teil auch anschließend von den Medi­en. Dabei sind bei den meis­ten Märschen nur zwis­chen 80 und 350 Teil­nehmer dabei. Die extreme Rechte ver­ste­ht es meis­ter­haft, zu behaupten, sie repräsen­tiere die Mehrheit. Schließlich hat sie die ver­gan­genen bald zehn Jahre, von Pegi­da bis Coro­na, auch in Sachen Selb­stver­mark­tung per­fekt genutzt. In dieser Hin­sicht muss die lib­erale Zivilge­sellschaft zumin­d­est Augen­höhe erre­ichen, um endlich klarzu­machen: Die Mehrheit stellen noch immer und beileibe nicht die Rechten.

1 Oliv­er Nachtwey, Robert Schäfer und Nadine Frei: Poli­tis­che Sozi­olo­gie der Coro­na-Proteste, Basel 2020. Nachtwey u. a. weisen darauf hin, dass ein Großteil der von der Studie befragten Per­so­n­en bei zurück­liegen­den Wahlen eine Präferenz für Grüne und Linke aufwies. Dies spiegele die Tat­sache, dass die Impfskep­sis in post­ma­te­ri­al­is­tis­chen, sich selb­st lebensweltlich links/grün ver­ste­hen­den Milieus ver­ankert sei.

2 Die Frak­tion der Linkspartei im säch­sis­chen Land­tag fordert daher zu Recht ein Ver­bot der »Freien Sachsen«.

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Über die Aufmärsche gegen Corona-Maßnahmen in Frankfurt (O)

Über die Aufmärsche gegen Corona-Maßnahmen in Frankfurt (Oder)

Etwas mehr als ein Jahr lang schafften es die Frankfurt*innen, anders als in anderen Städten, nicht Seite an Seite mit Neon­azis gegen die „Poli­tik“, gegen die Regierun­gen Bran­den­burgs und des Bun­des und deren Anti-Coro­na-Maß­nah­men, auf die Straße zu gehen. Inzwis­chen hat sich das geän­dert. Ange­führt wer­den sie dabei von extrem recht­en Akteur*innen.

Als sich am 28. Novem­ber 2020 etwa 2.500 Men­schen auf ein­er Kundge­bung von „Quer­denken“ um deren Kopf Michael Ball­weg an der Oder ver­sam­melten, kamen viele von ihnen aus ganz Deutsch­land angereist.[1] Schon damals waren neben vie­len Per­so­n­en, die anson­sten eher der sog. „bürg­er­lichen Mitte“ zuzuord­nen waren, auch extrem rechte Akteur*innen mit von der Par­tie. So waren bekan­nte ältere Neon­azis wie Sven Lemke und der Berlin­er ex-NPDler Jens Irgang, aber auch Jün­gere wie Ben­jamin Krüger, Den­nis Kunert, Romano Gos­da und extrem Rechte aus anderen Bun­deslän­dern und Polen vor Ort. Der Frank­furter NPD-Funk­tionär Siegfried „Sig­gy“ Pauly lief gemein­sam mit Andreas Suchanow (AfD) und anderen ein­schlägig bekan­nten Rechten.[2] Trotz­dem schafften es NPD, AfD und weit­ere nicht, an den deutsch­landweit­en Erfolg der Quer­denken-Bewe­gung anzuknüpfen; vielmehr grif­f­en sie auf alt­bekan­nte The­men und Inhalte zurück, um bei Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen im Jahr 2021 Men­schen unter ihrem Schirm zu ver­sam­meln. Bis auf den zahlen­mäßig über­lege­nen Gegen­protest, entsprachen diese Demon­stra­tio­nen nicht den All­macht­sphan­tasien von Massenmobilisierungen.

Mit Einzug der vierten Coro­na-Welle, den Ein­schränkun­gen für Ungeimpfte und ein­er disku­tierten all­ge­meinen Impf­pflicht scheint erneut trock­enes Holz auf die noch ungelöschte Wut-Glut gelegt wor­den zu sein. Los ging es am 05.12.2021 mit ein­er AfD-Demon­stra­tion, dessen The­matik kurz­er­hand um „Kri­tik“ an der „Coro­na-Poli­tik“ ergänzt wurde – obwohl ursprünglich auss­chließlich gegen Migra­tion, in Bezug auf die Sit­u­a­tion an der pol­nisch-belarus­sis­chen Gren­ze, gehet­zt wer­den sollte. Erstaunlicher­weise kon­nte die AfD ihren Zulauf durch diese the­ma­tis­che Ergänzung in etwa ver­dreifachen. Bei der Demon­stra­tion nah­men ca. 100 Per­so­n­en teil. [3] Anfang Novem­ber fol­gten dem Aufruf der extrem recht­en Partei lediglich 30 Per­so­n­en. [4] Anwe­send bei den let­zten AfD-Ver­samm­lun­gen war viel Partei-Promi­nenz aus Bran­den­burg und den benach­barten Bun­deslän­dern. Darunter u.a. Lars Gün­ther, AfD-Land­tagsmit­glied mit Lei­den­schaft für Ver­schwörungside­olo­gien und mit umfan­gre­ichen Kon­tak­ten zur Neon­azi-Szene. [5] Eben­so anwe­send waren Daniel Frei­herr von Lüt­zow, stel­lvertre­tender Lan­desvor­sitzen­der der AfD in Bran­den­burg und Steuer­hin­terzieher, [6] sowie Bir­git Bessin, stel­lvertre­tende Frak­tionsvor­sitzende der AfD in Bran­den­burg und Organ­isatorin von Recht­srock-Konz­erten. [7] Alle drei kön­nen dem sog. völkischen „Flügel“ der AfD zugerech­net wer­den. [8]

Dem Auf­marsch Anfang Dezem­ber 2021 fol­gte eine weit­ere Demon­stra­tion der AfD Frank­furt (Oder) am 19. Dezem­ber gegen eine all­ge­meine Impflicht, gegen Migra­tion und für „Frei­heit“. [9] Diese sollte über die Stadt­brücke nach Polen führen, durfte auf Grund von Coro­na-Bes­tim­mungen allerd­ings nur bis zur Stadt­brücke und musste dort umkehren. Die AfD kon­nte erneut einige dutzend Per­so­n­en für ihre The­matik und Posi­tio­nen begeis­tern. Neben Lars Gün­ther aus MOL war dies­mal ein beson­der­er Gast ganz vorne mit dabei – Andreas Kalb­itz, ein Neon­azi im Par­la­ment, der mit seinen Aus­sagen und sein­er Ide­olo­gie mit­tler­weile deutsch­landweit so bekan­nt ist, dass wir an dieser Stelle nicht näher auf ihn einzuge­hen brauchen.

Dies­mal nah­men auch Frank­furter Neon­azis, wie Sven Lemke und Den­nis Kunert am Auf­marsch teil. Sven Lemke gilt als Kopf der Kam­er­ad­schaft Kom­man­do Wer­wolf und ist u.a. wegen schw­er­er Kör­per­ver­let­zung an einen pol­nis­chen Stu­den­ten im April 1997 vorbe­straft. Aktuell ste­ht er hin­ter dem Tre­sen der Südring Kneipe in der Leipziger Str. 115, 15236 Frank­furt (Oder), ein lokaler Tre­ff­punkt der Neonazi-Szene.
Den­nis Kunert gehört zu ein­er Gruppe junger Neon­azis aus Frank­furt (Oder), die seit 2015 regelmäßig auf extrem recht­en Demon­stra­tio­nen gewalt­bere­it auftritt und gemein­sam zu Neon­azi-Ver­anstal­tun­gen und Demon­stra­tio­nen in ganz Deutsch­land reiste. Zwis­chen­zeitlich nan­nten sie sich „Kam­er­ad­schaft Frank­furt (Oder)“ und „Junge Nation­al­is­ten Frank­furt (Oder)“. Als geschlossene Gruppe treten sie aktuell nicht auf.

Mit dem Zusam­men­wirken dieser Per­so­n­en, die ein Spek­trum von AfD über ältere Kam­er­ad­schaften bis hinzu jün­geren Recht­en abbilden, scheint in Frank­furt ein Brück­en­schlag passiert zu sein. Eine inhaltliche Tren­nung der unter­schiedlichen Akteure wird damit in Zukun­ft noch schwieriger werden.

Neben den bere­its genan­nten AfD-Aufmärschen formieren sich, wie über­all im Land, auch in Frank­furt (Oder) seit weni­gen Wochen soge­nan­nte „Mon­tagss­paziergänge“, die meis­tens um 18 Uhr vom Frank­furter Rathaus aus star­tend. Ange­fan­gen mit nur weni­gen Teil­nehmenden, die leicht mit ein­er Gruppe ein­er Stadtrund­führung ver­wech­selt wer­den kon­nte und ähn­lich unbe­holfen wirk­te, schlossen sich am 20. Dezem­ber 2021 ca. 400 bis 500 Per­so­n­en diesem „Spazier­gang“ an. [10] Der Clou an der Sache, dass „man ja nur spazieren gehe und zufäl­lig mehrere hun­dert andere Men­schen das auch an genau den gle­ichen Orten tun“, find­et durch absolute Nich­tak­tiv­ität der Ord­nungs­be­hör­den, allen voran der nur weni­gen Polizeikräfte, schein­bare Bestä­ti­gung. [11] Durch juris­tis­ches Laien­ver­ständ­nis und Kon­se­quen­zen­frei­heit im Ego gestärkt, laufen die Men­schen – deren Zahl Ende Jan­u­ar 2022 bei etwa 1200 Per­so­n­en lag – seit­dem nicht nur ohne Rück­sicht auf Hygien­ebes­tim­mungen. Sie laufen fern­er auch mit Per­so­n­en, die ein­deutig Neon­azis sind.

Regelmäßige Gäste dieser Mon­tagss­paziergänge sind neben Wilko Möller und Michael Lau­risch (bei­de AfD, let­zter­er ver­bre­it­et während dem „Spazier­gang“ Fake-News) auch Sven Lemke, Den­nis Kunert, Eric Hempel und Siegfried Pauly (NPD und Brud­er­schaft „Wolf­ss­char“); die NPD Frank­furt (Oder) bewirbt die Mon­tagss­paziergänge eben­falls und ist selb­st meis­tens vor Ort vertreten. [12]. Einzelne Demo-Teilnehmer*innen bilden sich ein, dass sie die „Autorität“ hät­ten, etwaige Ein­schlägige vom „Spazier­gang“ auszuschließen, sobald diese offen Wer­bung für ihre rechte Partei oder ihre extrem recht­en Ansicht­en machen. [13] Allerd­ings bleibt schon fraglich, ob das im Sinne der Ver­anstal­tenden wäre, die bis jet­zt noch nicht öffentlich bekan­nt sind. Weit­ere Verbindun­gen zu anderen recht­sex­tremen Struk­turen in der Region sind anzunehmen. So erin­nert ein Video auf dem youtube-Kanal „Spazier­gang Frank­furt Oder“ an die Webauftritte der neon­azis­tis­chen, ver­bote­nen Grup­pierung „Spreelichter“ aus Süd­bran­den­burg. [14]
Das Poten­tial dieser „Spaziergänge“ lässt sich der­weil in ähn­lichen Aktio­nen ander­norts able­sen: Auf ver­gle­ich­baren Demon­stra­tio­nen kommt es immer wieder zu gewalt­täti­gen Eskala­tio­nen, so beispiel­sweise in Cot­tbus, als am 18. Dezem­ber 2021 Journalist*innen und Polizist*innen von Hooli­gans, Neon­azis und anderen extremen Recht­en ange­grif­f­en wur­den. [15] Ob ähn­liche Szenen in Frank­furt (Oder) entste­hen, bleibt abzuwarten – bere­its jet­zt wur­den Journalist*innen nach Abschal­ten ihrer Kam­era von Teil­nehmenden der Frank­furter Mon­tagss­paziergänge bepö­belt und belei­digt. [16] Einige extrem rechte Teilnehmer*innen sind mehrfach vorbe­straft, auch wegen Gewaltdelikten.

Die bürg­er­lichen Anwe­senden soll­ten sich dieser Tat­sache bewusst wer­den. Ihnen sollte klar sein, dass sie keine Revolutionär*innen sind, die in Mauer­fall-Manier auf die Straße gehen und aus­blenden kön­nen, dass sie bere­its durch neon­azis­tis­che und recht­sradikale Kräfte unter­wan­dert wer­den. Sie laufen neben und mit Neon­azis und lassen sich vor den recht­sex­tremen Kar­ren spannen.
Sie kri­tisieren „die da oben“ in Berlin und Pots­dam, die weit weg sind, aber sind blind für die faschis­tis­chen Hetzer*innen der AfD, NPD und neon­azis­tis­ch­er Kam­er­ad­schaften, die direkt vor ihnen „spazieren“ gehen. Die Nor­mal­ität, für die sie vielle­icht meinen aufzuste­hen, wird es mit diesen Leuten nicht geben. Von eben diesen ist eher Gegen­sät­zlich­es zu erwarten: Zum Beispiel die bru­tale Unter­drück­ung jen­er Mei­n­ungs­frei­heit, die auf den „Spaziergän­gen“ so selb­stver­ständlich aus­geübt wird.

[1] Beitrag der Antifaschis­tis­chen Recherchegruppe Frank­furt (Oder): https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2021/03/02/kein-platz-fuer-neonazis-extrem-rechte-beteiligung-auf-frankfurter-querdenken-kundgebung-am-28-november-2020/ (zulet­zt abgerufen am 21.12.2021)
[2] Foto vom Press­eser­vice Rathenow:
https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/50658271381/in/album-72157717086598877/ (zulet­zt abgerufen am 21.12.2021)
[3] Moz-Artikel vom 05.12.2021:
https://www.moz.de/lokales/frankfurt-oder/migration-in-brandenburg-100-anhaenger-der-afd-demonstrieren-in-frankfurt-_oder_-gegen-fluechtlinge-und-impfpflicht-61282237.html (zulet­zt abgerufen am 21.12.2021)
[4] RBB-Artikel vom 07.11.2021:
https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/politik/2021/11/frankfurt-oder-slubice-demo-flucht-gefluechtete-aufnahme-belarus-polen.html (zulet­zt aufgerufen am 21.12.2021)
[5] Beitrag der Antifa Recherche Ostbrandenburg:
https://www.rbb24.de/studiofrankfurt/politik/2021/11/frankfurt-oder-slubice-demo-flucht-gefluechtete-aufnahme-belarus-polen.html (zulet­zt abgerufen am 21.12.2021)
[6] bz-Artikel vom 16.03.2021:
https://www.bz-berlin.de/tatort/menschen-vor-gericht/steuern-hinterzogen-afd-abgeordneter-von-luetzow-gesteht-vor-gericht (zulet­zt abgerufen am 21.12.2021)
[7] Beitrag von Kein Ack­er der AfD:
https://inforiot.de/birgit-bessin-unterschaetzte-rechte-projektmanagerin/ (zulet­zt abgerufen am 21.12.2021)
[8] Infori­ot-Artikel vom 25.11.2021
https://inforiot.de/birgit-bessin-unterschaetzte-rechte-projektmanagerin/
[9] Oder­welle-Artikel vom 19.12.2021:
https://oderwelle.de/afd-will-weiteren-protest-gegen-impfpflicht-und-beschraenkungen/ (zulet­zt abgerufen am 21.12.2021)
[10] Moz-Artikel vom 20.12.2021:
https://www.moz.de/lokales/frankfurt-oder/protest-gegen-corona-regeln-hunderte-bei-telegram-_spaziergang_-in-frankfurt-_oder_-_-polizei-prueft-strafanzeige-61614337.html (zulet­zt abgerufen am 21.12.2021)
[11] Oder­welle-Beitrag auf der Face­book Seite der Oder­welle v. 20.12.2021:
https://www.facebook.com/oderwelle/videos/proteste-in-frankfurt-oder/317566796892236 (zulet­zt abgerufen am 21.12.2021)
[12] Beitrag der Antifaschis­tis­chen Recherchegruppe Frank­furt (Oder):
https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2021/07/11/jugendtrainer-nazi-schlaeger-npd-kader-v-mann-oder-wolfsdompteur-die-verschiedenen-leben-des-siegfried-siggy-pauly/ (zulet­zt abgerufen am 21.12.2021)
[13] Oder­welle-Beitrag auf der Face­book Seite der Oder­welle v. 20.12.2021 a.a.O.
[14]Spaziergang Frank­furt Oder – Kanal Intro: https://www.youtube.com/watch?v=pWiSOLroHMk
[15] rbb-Beitrag vom 18.12.2021:
https://www.rbb24.de/panorama/thema/corona/beitraege/2021/12/brandenburg-berlin-corona-proteste-hennigsdorf-rathenow-cottbus.html (zulet­zt abgerufen am 21.12.2021)
[16] rbb-Beitrag vom 20.12.2021:
https://www.rbb-online.de/brandenburgaktuell/archiv/20211220_1930.html (zulet­zt abgerufen am 21.12.2021)

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

#unteilbarsolidarisch – Frankfurt zeigt Haltung

Mon­tag, 31. Jan­u­ar, ab 16:30 Uhr
● 16:30 Uhr, Marienkirche: Die Kirchen laden ein zum Gedenken und Kerzen anzün­den für die Opfern der Coro­na-Pan­demie und bieten einen Raum für gemein­same Gespräche und Austausch.
● 17:30 Uhr, Brun­nen­platz, Treppe der Demokratie: Kundge­bung „Frank­furt zeigt Hal­tung“ mit Rede­beiträ­gen von Parteien, Vere­inen, Zivilgesellschaft
● ab 18:00 Uhr BLOK O: „Flucht und Pan­demie“ – Lein­wand­col­lage, Musik, Rede­beitrag zu Pan­demie und Flucht

ACHTUNG: Abstands- und Maskenpflicht (FFP2-/OP-Maske) sind bei allen
Ver­anstal­tun­gen zu beachten!

Uns alle beein­trächtigt die Coro­na-Pan­demie, die von uns seit über zwei Jahren erhe­bliche Ein­schränkun­gen im per­sön­lichen und beru­flichen Leben ver­langt. Auch uns belas­ten sich ständig verän­dernde Schutz­maß­nah­men und ‑regeln, auf die wir uns immer wieder neue­in­stellen müssen.
Aber: Die große Mehrheit der Men­schen han­delt ver­ant­wor­tungsvoll. In einem Akt
beispiel­los­er Sol­i­dar­ität nehmen die aller­meis­ten Frankfurter*innen und Słubicer*innen aufeinan­der Rück­sicht, um sich und andere zu schützen. Sie akzep­tieren Ein­schränkun­gen aus sol­i­darisch­er Ver­ant­wor­tung für ihre Fam­i­lien, ihre Fre­un­des- und Bekan­ntenkreise, für ihre Mit­men­schen in der Nach­barschaft und am Arbeit­splatz. Sie üben täglich Sol­i­dar­ität, zeigen Hal­tung und Rück­grat. Das ver­di­ent Dank und Respekt!
Seit Dezem­ber 2021 gibt es jedoch eine kleine Gruppe Frankfurter*innen, die sich zu ange­blich spon­ta­nen, unangemelde­ten Demon­stra­tio­nen („Spaziergän­gen“) gegen die
Coro­na-Maß­nah­men durch die Innen­stadt treffen.
Frank­furt zeigt Haltung!
Wir rufen alle Bürger*innen auf, sich weit­er­hin sol­i­darisch zu ver­hal­ten. Und wir appel­lieren an demokratisch gesin­nte Bürger*innen, die bish­er noch aus Unwis­senheit bei den „Spaziergän­gen“ mit­ge­laufen sind, sich klar von recht­sex­tremen und rechts­gesin­nten Men­schen in diesen Demon­stra­tionszü­gen zu dis­tanzieren. Unter dem Deck­man­tel der Kri­tik an den Schutz­maß­nah­men vor Coro­na ver­suchen ver­mehrt recht­sex­treme, anti­semi­tis­che, ver­schwörungside­ol­o­gis­che und demokratiefeindliche Kräfte, Mis­strauen zu säen und die Gesellschaft zu spal­ten. In Frank­furt (Oder) beteili­gen sich deut­lich sicht­bar Per­so­n­en aus der NPD und der Brud­er­schaft Wolf­ss­char an den unangemelde­ten Demon­stra­tio­nen und nutzen diese Aufzüge für ihre eigene recht­sex­treme Pro­pa­gan­da. Auch die AfD ruft regelmäßig zur
Teil­nahme auf und ver­bre­it­et dort ihren Hass und ihre Het­ze gegen Politiker*innen, Ärzt*innen, Pflegekräfte und zivilge­sellschaftliche Akteure.
Auch einen weit­eren Punkt betra­cht­en wir mit Sorge: Aus tak­tis­chen Grün­den wer­den die „Spaziergänge“ nicht angemeldet, um so Aufla­gen wie Maskenpflicht, Abstand und eine begren­zte Teil­nehmenden­zahl zu umge­hen. In ein­er Zeit, in der die Coro­na-Infek­tion­szahlen durch die hochansteck­ende Omikro­n­va­ri­ante täglich weit­er in die Höhe schnellen, hal­ten wir das für eine gefährliche und unsol­i­darische Aktion – gegenüber Beschäftigten in Kranken­häusern, Arzt­prax­en, Gesund­heit­sämtern und let­ztlich gegen die gesamte Gesellschaft. Auch deshalb wollen wir ein Zeichen der Sol­i­dar­ität setzen!
Hal­tung zeigen heißt aber nicht, dass wir Men­schen „ver­bi­eten“ wollen, ihren Unmut
gegenüber Entschei­dun­gen der Regierung zu äußern. Es geht auch nicht um eine kri­tik­lose Akzep­tanz der Coro­n­apoli­tik. Protest ist und bleibt ein wichtiges Mit­tel der Mei­n­ungsäußerung in Demokratien.

Deshalb rufen wir dazu auf, am 31. Jan­u­ar 2022 mit uns Hal­tung zu zeigen – für ein
sol­i­darisches Miteinan­der, in Gedenken an die Ver­stor­be­nen und gegen rechtsextreme
Pro­pa­gan­da, Hass und Hetze.
Frank­furt zeigt Hal­tung ist eine Ini­tia­tive aus der Frank­furter Zivilge­sellschaft, der z. B. Per­so­n­en aus Parteien, Vere­inen, Gew­erkschaften, Kirchen und Einzelper­so­n­en angehören.

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Dossier zu Demo „Potsdam für eine freie Impfentscheidung”

Pots­dam gegen Impf­pflicht“ aka. „Pots­dam für eine freie Impfentscheidung“

(Quellen und Screen­shots siehe pdf)

Inhalt: Monothe­ma­tisch gegen die Impf­pflicht. Allerd­ings ist das Durch­set­zen der Maskenpflicht und Abstand­sregeln ein Dauer­bren­ner auf den Demon­stra­tio­nen, obwohl die Teil­nehmenden regelmäßig dazu aufge­fordert wer­den, hal­ten sie Abstände nicht ein und Maskenpflicht zu max­i­mal 50% dauer­haft und korrekt.

Demon­stra­tions-Auftreten: Legal­is­tisch, selb­st echte Kerzen (offenes Feuer!) wur­den unter­sagt. Es gab von Anfang an viele Ordner*innen (Warn­west­en). Selb­st bei der ersten Demon­stra­tion am 20.12.2021. Diese war, wenn über­haupt, lediglich online angemeldet, ohne Bestä­ti­gung der Polizei.

Das führte am 20.12.2021 zu län­ger­er Wartezeit auf das Ein­tr­e­f­fen der Polizei und entsprechende Verhandlungen.
(Partei-)Politische State­ments sind nicht gern gese­hen. Anfangs gab es nur ein Front­trans­par­ent und ein paar elek­tro­n­is­che Lichter­ket­ten. Mit­tler­weile wer­den auch (wenige) Papp­schilder getra­gen, es gibt kleine Trom­meln und Trillerpfeifen. Die Außen­wirkung wird durch größ­ten­teils schweigende, bzw. in Pri­vat­ge­spräche ver­tiefte Demon­stra­tionteil­nehmende bes­timmt sowie durch Mega­fon­durch­sagen zur Maskenpflicht. Seit­dem es Protest gegen die Demon­stra­tion gibt, gibt es auch Mega­fon­durch­sagen die sich davon dis­tanzieren, dass in der Demon­stra­tion Nazis mit­laufen würden.

Pub­likum: Im Wan­del. Zu Beginn deut­lich erhöhter Anteil an Frauen*, Kindern, Fam­i­lien. Nur wenige Männer*gruppen mit eher aggres­sivem Auftreten. Mit­tler­weile ver­mehrt PKW-Anreisen aus min­destens dem Pots­damer Umland und Westberliner
Bezirken (Span­dau, Klad­ow etc). Zunehmend mehr Männer*gruppen mit eher aggres­sivem Auftreten, größ­ten­teils eher eine Art „Wei­h­nachts­mark­t­stim­mung“. Bei der let­zten Demo am 10.01.2022 war auch die Neon­azi­grup­pierung „Freies Pots­dam“ anwe­send. Die Neon­azi Kle­in­st­partei war am 3.01.2022 mit dabei.

Kom­mu­nika­tion: Erfol­gt nach Außen haupt­säch­lich über einen Telegram-Chat. Die Inhalte wer­den teil­weise bei Twit­ter und Insta­gram oder in sehr geringem Aus­maß bei Face­book gespiegelt. Während der Demon­stra­tion gibt es ein Front­trans­par­ent mit dem Demon­stra­tions­mot­to und besagteb­Mega­fon­durch­sagen. Ab dem 13.01.2022 wird eine pro­fes­sionelle Soun­dan­lage in Aus­sicht gestellt.

Bis zum 3.Januar erfol­gten Teile der organ­isatorischen Diskus­sion nach Innen eben­falls im Telegram-Chat. Dieser wurde dann ab dem 06.01.2022 zu einem reinen Infor­ma­tion­skanal ohne Diskus­sion­s­möglichkeit, da es den Admins nicht möglich war, den Chat von antisemitischen,
ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Nachricht­en, Links und Videos frei zu hal­ten. Die Schuld dazu wurde der Antifa und der Presse gegeben, diese wür­den entwed­er selb­st der­ar­tige Nachricht­en posten und dann einen Screen­shot als Beweis machen oder seien zumin­d­est schneller darin als die Admins beim Löschen. Auch habe es Anfra­gen und Nach­fra­gen bis in die Nacht hinein gegeben.

Koop­er­a­tio­nen: Keine bekan­nt. Im Gegen­teil, gren­zen sich die Demonstrationsverantwortlichen
sowohl von Neon­azis (III.Weg), als auch von unangemelde­ten „Spaziergän­gen“ ab. Sog­ar Wer­bung für let­ztere war im Telegram-Chat unter­sagt. Hier­bei wird beson­ders das Aus­bleiben von Repres­sion und der Schutz vor „der Antifa“ betont als Argu­mente für die Abgren­zung von anderen
Impfgegner*innen.

Als am 20.12.2021 die unangemeldete Demon­stra­tion auf dem Vor­platz des Riesen­rads endete wur­den die Teil­nehmenden vom Demon­stra­tionsan­melder Sven Haus­dorf per Mega­fon aufge­fordert sich auf die Mark­t­seite des Bass­in­platzes zum Demon­stra­tionsstart­punkt zu begeben. Dort mussten dann einige Durch­sagen erfol­gen, bis endlich alle Teil­nehmenden Masken tru­gen und die Demon­stra­tion starten konnte.

Ver­mis­chun­gen: Durch die öffentliche Abgren­zung von unangemelde­ten „Spaziergän­gen“ bildet die Demon­stra­tion eine Art Rück­zug­sort für Anti-Coro­na-Protest in Pots­dam. So ist schon mehrfach beobachtet wor­den, dass die unangemelde­ten Spaziergänge und die angemeldete Demonstration
sich per­son­ell ver­mis­chen. Dies geht ten­den­ziell von den selb­ster­nan­nten „Spaziergänger*innen“ aus, wird von der angemelde­ten Demon­stra­tion aber nicht zurück­gewiesen. Im Gegen­teil, als am 13.12.2021 sich bei­de Demon­stra­tionszüge ver­mis­cht­en, nah­men auch die Maskenträger*innen der angemelde­ten Demon­stra­tion ihre Masken ab und verblieben mehrheitlich bei der sehr ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Kundge­bung am Film­mu­se­um. Im Nach­gang veröf­fentlichte Teilnehmer*innen und Ver­ant­wortliche der Demon­stra­tion „Pots­dam gegen Impflicht“ Videos vom
vere­in­ten Demon­stra­tionszug und freuten sich über die Menschenmassen.

Strate­gie: Mit ihrer Strate­gie das Coro­na-The­ma nur über die Impf­pflicht anzuge­hen, sind die Veranstalter*innen bis­lang ver­gle­ich­sweise erfol­gre­ich. Es ist eine zunehmende Pro­fes­sion­al­isierung im Auftreten zu beobacht­en. Es wird tech­nis­ches Equip­ment organ­isiert und es sollen zukün­ftig durch die Demon­stra­tion mehr Inhalte nach außen getra­gen wer­den. Hier sind zukün­ftig auch nach außen wahrnehm­bare Ent­gleisun­gen des Pub­likums zu erwarten. Dabei dient die monothe­ma­tis­che Herange­hensweise ein­er besseren, weniger abschreckenden
Außen­wirkung der Demo. Es geht nicht um eine inhaltliche Abgren­zung von Reich­skriegs­flaggen, Masken­ver­weigerung, Impfgeg­n­er­schaft, Anti-Wis­senschaftlichkeit, Ver­schwörungside­olo­gien (Qanon, Gates, Nanopar­tikel), son­dern auss­chließlich um die Außen­wahrnehmung durch Poli­tik, Presse und Öffentlichkeit. Es geht darum möglichst viele Men­schen über die The­matik der freien Impfentschei­dung zu aktivieren, aber möglichst ohne jeman­den vor den Kopf zu stoßen, wed­er diejeni­gen die oben genan­ntem Ver­schwörungs­denken anhän­gen, noch diejeni­gen die diese Ver­schwörungserzäh­lun­gen ablehnen. Eine starke Abgren­zung erfol­gt lediglich auf der legal­is­tis­chen Ebene, hier wird die Strate­gie der angemelde­ten Demon­stra­tion als einzig richtiger Weg dargestellt, mit ein­er starken Abgren­zung zu unangemelde­ten Demon­stra­tio­nen. Diese Idee (der monothe­ma­tis­chen und angemelde­ten Demon­stra­tion) hat der Anmelder Sven Haus­dorf, laut eige­nen Angaben von einem Youtu­ber namens „Agent 00 Biele­feld“, dieser ver­bre­it­et anson­sten ver­schwörungside­ol­o­gis­che Videos, die er vorge­blich „kri­tisch satirisch“ einord­net, eigentlich aber nur ein­er bre­it­eren Öffentlichkeit zugänglich macht.

Da es auf inhaltlich­er Ebene keine poli­tis­che Abgren­zung von den diversen Ver­schwörungside­olo­gien erfol­gte, ist es unter anderem möglich, dass immer wieder aktive Neon­azis an dem Aufzug teil­nehmen (die Kle­in­st­partei „Der 3. Weg“ am 03. Jan­u­ar 2022 und Mit­glieder von „Freies Pots­dam“ am 10. Jan­u­ar 2022). Auch das Chat-Ver­hal­ten des Anmelders ist nicht aus­gerichtet auf inhaltliche Abgren­zung zu neon­azis­tis­chen, ver­schwörungs­the­o­retis­chen Posi­tio­nen, es geht ihm nur darum, diese nicht öffentlich zu artikulieren.

Mitorganisator*innen:
Gun­nar Gast: Gun­nar Gast ist nicht nur Mit­glied des Organ­i­sa­tion­steams, son­dern hier auch tonangebend. Er ist Anhänger divers­er Ver­schwörungs­the­o­rien, (ehe­ma­liger) Mitver­anstal­ter der „Mon­tags­mah­nwachen“ und fleißige Social-Media-Ameise. Er ist nicht nur großer Fan von Trump, son­dern gibt auch den Erk­lär­bär was Polizeitak­tiken bet­rifft. Er ist der Mei­n­ung, dass Coro­na nicht viel schlim­mer sei als eine Grippe bzw. sog­ar weniger schlimm. (s.o.)

Nima: Bis vor kurzem war auch noch ein gewiss­er „Nima“ im Chat aktiv. Dieser scheint eben­falls Anhänger divers­er Ver­schwörungside­olo­gien zu sein, u.a. des „Great Reset“.

Faz­it:
Das Konzept der Demon­stra­tion „Pots­dam gegen Impf­pflicht“ bzw. „Pots­dam für freien
Impfentscheid“ ist auf Wach­s­tum der Teilnehmer*innenzahlen aus­gerichtet. Deshalb erfol­gen die Demon­stra­tio­nen jeden Mon­tag zur gle­ichen Uhrzeit und zukün­ftig wohl mit der immer gle­ichen Route. Dieses Wach­s­tum sehen die Ver­ant­wortlichen gefährdet durch Dis­tanzierun­gen von The­men, die nichts mit dem direk­ten Demon­stra­tions­mot­to zu tun haben. Den Teil­nehmenden wird sog­ar ger­at­en nicht auf Fra­gen durch Journalist*innen einzuge­hen, da den Ver­ant­wortlichen klar ist, wer einen nicht gerin­gen Teil ihres Pub­likums und ihres Organ­i­sa­tion­steams stellt: Men­schen die Ver­schwörungs­glauben anhän­gen oder diese sog­ar aktiv ver­bre­it­en. Somit ist die Pots­damer Demon­stra­tion „Für freien Impfentscheid“ nichts als ein weit­eres U‑Boot, welch­es dur­chaus berechtigte Kri­tik an den Coro­na-Maß­nah­men aufn­immt um eine eigene Agen­da durchzusetzen.

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Corona-Proteste in Märkisch-Oderland — rechtsoffen und gefährlich

Seit Anfang Dezem­ber kommt es auch in Märkisch-Oder­land wieder ver­stärkt zu Protesten gegen die anhal­tenden Coro­na-Maß­nah­men. Dabei trifft sich an Mon­ta­gen, anmaßend angelehnt an die friedliche Rev­o­lu­tion 1989 in der DDR, bun­desweit eine het­ero­gene Mis­chung aus Imp­fun­willi­gen, Corona-Leugner*innen, AfD-Politiker*innen bis hin zu organ­isierten Neon­azis. Ange­facht wur­den diese erneuten Proteste rund um die Debat­ten zur Ein­führung ein­er Impflicht. Allein am ersten Jan­u­ar­woch­enende gin­gen mehrere zehntausend Men­schen bun­desweit auf die Straße. Dabei kam es auch zu gewaltvollen Auseinan­der­set­zun­gen mit der Polizei.

Die selb­ster­nan­nten “Mon­tagss­paziergänge” in unser­er Region find­en in größeren Dimen­sio­nen in Straus­berg, Wriezen, Alt­lands­berg, Bad Freien­walde, Neuen­hagen, Fred­er­s­dorf, Müncheberg, Buck­ow und Seelow statt. Dazu kom­men weit­ere kleinere Spaziergänge in anderen Gemein­den und Dör­fern. Zum Teil kom­men bis zu 300 Per­so­n­en zusam­men, ohne offizielle Anmel­dung bei der Ver­samm­lungs­be­hörde, ohne Beach­tung des Min­destab­stands und ohne Masken. Und das mit­ten in ein­er weltweit­en Pan­demie, die mit der neuen Omikron-Vari­ante nicht als Welle, son­dern beina­he als Mauer zu ras­an­ten Anstiegen der Infek­tion­szahlen führt. Anders als an anderen Orten und auch abwe­ichend von den “Hygien­e­protesten” aus dem Früh­jahr 2021 gibt kein­er­lei poli­tis­chen Aus­druck wie Transparente oder Schilder, selb­st Sprechchöre wer­den nicht angestimmt.

Das es sich aber um poli­tis­che und dur­chaus auch rechte Ver­anstal­tun­gen han­delt, zeigt ein Blick auf die Teil­nehmer*innen der Spaziergänge und den Ton in den entsprechen­den Telegram-Grup­pen. In Straus­berg laufen Mit­glieder der 2005 ver­bote­nen neon­azis­tis­chen Kam­er­ad­schaft ANSDAPO mit, darunter z.B. Falko Hes­sel­barth. Auch der bun­desweit ver­net­zte rechte Kampf­s­portler und Musik­er der Band “Exzess”, Tobias Vogt, war dabei, eben­so Mal­wig Stel­ter und weit­ere Mit­glieder der gewalt­bere­it­en rechte Jugend­gruppe Divi­sion MOL.

Auch jen­seits dieser Beteili­gung durch Neon­azis wird der extrem rechte Charak­ter der Spaziergänge schon deut­lich, wenn man Wort­fet­zen der Teil­nehmenden vor Beginn der “Spaziergänge” auf­schnappt. Beispiel­sweise eine Gruppe bei den Straus­berg Spaziergän­gen, die noch auf “Men­gele” warten soll (ver­mut­lich ein Spitz­name, der sich auf den berüchtigten SS-Arzt in Auschwitz-Birke­nau bezieht).

Anfang Dezem­ber grün­de­ten sich zeit­gle­ich bran­den­burg­weit “Brandenburg_steht_auf”-Telegramgruppen mit jew­eils regionalen Bezü­gen. In Märkisch-Oder­land koor­diniert eine Per­son zen­tral diese Gruppe und führt Buch über die Anwe­sen­heit­en auf den jew­eili­gen Spaziergän­gen. Es wird dazu aufgerufen, antifaschis­tisch Aktive in den Grup­pen an die Mod­er­a­tion zu melden und aus den Grup­pen zu ent­fer­nen. In der Straus­berg-Gruppe kam es zudem im Rah­men des Ange­bots eines Kinder­impf­tages  in der Tage­spflege “Im alten Lokschup­pen” am 15. Jan­u­ar 2022 zu Aufrufen, dort zu protestieren. Es wurde gedro­ht, den*die Impfärzt*in her­auszufind­en und diese per­sön­lich zu besuchen. Solche Dro­hun­gen gegen medi­zinis­ches Fach­per­son­al rei­hen sich ein in eine sich zus­pitzende gesellschaftliche Stim­mung, in der aus Dro­hun­gen auch Gewal­tan­wen­dung wird.

Die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oder­land beobachtet diese Spaziergänge mit Sorge. “Die Weigerung, sich an  Hygien­eregeln zu hal­ten eben­so wie die Selb­stver­ständlichkeit, mit gewalt­bere­it­en Nazis auf die Straße zu gehen, besorgt uns”, so Tom Kurz von der Beratungsstelle. Er befürchtet eine mögliche gewaltätige Zus­pitzung der Proteste, wie es in Süd­bran­den­burg oder Sach­sen der Fall ist. “Zusät­zlich ist ein Tre­f­fen so viel­er Men­schen ohne Maske und Abstand igno­rant und ignori­ert die schnelle Aus­bre­itungsrate der Omikron-Variante.”

Angesichts dieser Entwick­lun­gen kommt uns die Ver­ant­wor­tung zu, den extrem recht­en Charak­ter der Aufzüge zu ent­lar­ven UND gle­ichzeit­ig eine sol­i­darische Kri­tik an den Maß­nah­men zu for­mulieren. Eine linke Stimme ist von Anbe­ginn der Pan­demie viel zu leise, ger­ade vor dem Hin­ter­grund der aktuellen massen­haften “Spaziergänge” wird sie dringlich­er denn je. Die weltweite Pan­demie ist real und hat viele Men­schen das Leben und die Gesund­heit gekostet. Viele weit­ere sind bei ein­er möglichen Infek­tion auf­grund von Vor­ererkrankun­gen von schw­eren Ver­läufen bedro­ht, viele Pfleger*innen und Ärzt*innen in den Kranken­häusern und auf den Inten­sivs­ta­tio­nen an ihren Gren­zen. Lasst uns mit diesen gemein­sam für eine gute medzinis­che Absicherung und bessere Arbeits­be­din­gun­gen kämpfen statt Eigen­in­ter­essen in den Vorder­grund zu stellen. Lasst uns zusam­men ste­hen mit dem Blick auf den Schutz der gesellschaftlich Schwäch­sten. Lasst uns gemein­sam linke, antikap­i­tal­is­tis­che Antworten auf die Coro­na-Krise find­en und uns nicht mit ver­meintlich ein­fachen Antworten aus dem Quer­denken-Spek­trum zufrieden geben. 
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Verschwörungsideologie

Brandenburg – Auf- und Ausbau rechter Strukturen

 Der III.Weg versucht Coronaproteste für sich zu nutzen (Quelle: Presseservice Rathenow)
Der III.Weg ver­sucht Coro­n­aproteste für sich zu nutzen (Quelle: Press­eser­vice Rathenow)

Neben der lei­der im Ver­gle­ich zum Vor­jahr nur in geringem Maße zurück­ge­gan­genen und damit auf einem hohen Niveau verbleiben­den Zahl ras­sis­tis­ch­er, anti­semi­tis­ch­er und rechter Angriffe, waren im Jahr 2021 vor allem Mobil­isierun­gen gegen Men­schen, die migri­ert oder geflo­hen sind, sowie rund um das The­men­feld der Schutz­maß­nah­men gegen die Ver­bre­itung des COVID19-Virus Haupt­betä­ti­gungs­feld von recht­en und ras­sis­tis­chen Einzelper­so­n­en und Organisierungen.
Die Akteurs­land­schaft in Bewe­gung: AfD bleibt stark, Neon­azis bauen Struk­turen aus

Bei der diesjähri­gen Bun­destagswahl erzielte die AfD 18,3 Prozent, 1,1 Prozent weniger als bei den Bun­destagswahlen 2017. Damit schnitt sie in Bran­den­burg weit über dem Bun­des­durch­schnitt ab und ver­schlechterte sich weniger als auf Bun­de­sebene. Sie bleibt knapp hin­ter der CDU drittstärk­ste Partei. Ins­beson­dere in Süd- und Ost­bran­den­burg erzielte sie hohe Ergeb­nisse. In Süd­bran­den­burg stützt sie sich weit­er­hin auf das Milieu, das seit 2015 die ras­sis­tis­chen Proteste gegen die Auf­nahme und Unter­bringung von Asyl­suchen­den trug.

Nach­dem die AfD jahre­lang das rechte Spek­trum parteipoli­tisch zum größten Teil allein abdeck­te, begann sich 2021 die Sit­u­a­tion zu verän­dern. Das Milieu aktivis­tis­ch­er Neon­azis begann wieder ver­stärkt eigene Struk­turen aufzubauen beziehungsweise zu reaktivieren.

Die NPD, die in den let­zten Jahren in Bran­den­burg keine öffentlich wahrnehm­bare Rolle spielte, bemüht sich in Cot­tbus, Königs-Wuster­hausen und Frankfurt/Oder um den Auf­bau lokaler Struk­turen. In Frankfurt/Oder organ­isierte sie in diesem Zusam­men­hang im Früh­jahr eine Kam­pagne gegen einen wegen sex­uellen Miss­brauchs von Kindern verurteil­ten Mann, mit dem Ziel diesen aus der Stadt zu vertreiben. Es gelang ihr, in diesem Zusam­men­hang mehrere Ver­samm­lun­gen durchzuführen, die z.T. durch eine gewalt­bere­ite Teil­nehmer­schaft geprägt waren.

Im Gegen­satz zur NPD ver­fügte der III. Weg in den let­zten Jahren punk­tuell über kon­tinuier­lich aktive Struk­turen in Bran­den­burg. Diese baut er aktuell weit­er aus, wobei er sich u.a. auf ehe­ma­lige Mit­glieder von NPD und Kam­er­ad­schaften stützt. Seit diesem Jahr ver­fügt die Partei auch in der Prig­nitz über aktive Mit­glieder. Grund­lage ihrer poli­tis­chen Tätigkeit ist dabei weit­er­hin vor allem ein vig­i­lan­tis­tis­ch­er Ansatz, den sie in Bran­den­burg in kleinem Rah­men schon in den let­zten Jahren prak­tiziert hat­te. Durch Patrouil­lengänge ver­sucht die Partei sich lokal als Ord­nungs­fak­tor darzustellen und das staatliche Gewalt­monopol auszuhöhlen. Dabei set­zt sie vor allem auf ras­sis­tis­che Mobil­isierun­gen. So patrouil­lierten Aktive des III. Wegs in der nord­bran­den­bur­gis­chen Kle­in­stadt Kyritz, in der es zuvor einige Gewaltvor­fälle unter Beteili­gung tschetschenis­ch­er Jugendlich­er gab.

Auch die im Kreis Märkisch-Oder­land (MOL) aktive Divi­sion MOL steigerte in diesem Jahr ihre Aktiv­itäten. Dabei han­delt es sich um eine Gruppe jugendlich­er Neon­azis im Alter von 15 bis 20 Jahren, deren maßge­bliche Akteur:innen Kinder bekan­nter recht­sradikaler Aktive in der Region sind. Nach­dem sie erst­mals Anfang 2020 mit dem Verkleben von Stick­ern und recht­en Sprühereien auffie­len, nah­men sie in diesem Jahr an mehreren recht­en Aufmärschen in Berlin, Leipzig und Dres­den teil. Dabei fie­len sie auch mit gewalt­täti­gen Aktio­nen auf. Anfang 2021 zer­störten sie den Gedenko­rt für Phan Văn Toản, der 1997 in Fred­er­s­dorf bei Berlin ermordet wor­den war. Sie entwen­de­ten eines der Gedenk-Trans­par­ente und posierten in Hooli­gan-Manier mit dem umge­dreht­en Trans­par­ent. Im Dezem­ber 2021 grif­f­en Mit­glieder der „Divi­sion MOL“ auf ein­er Quer­denker-Demon­stra­tion in Berlin Journalist:innen an.
Vor­bere­itung auf den Tag X: Waf­fen­lager und Schießübungen

Über das Jahr verteilt gab es immer wieder Mel­dun­gen zu aufgedeck­ten Waf­fen­lagern in Bran­den­burg, so etwa in der Prig­nitz und in Märkisch Oder­land. Im August wurde vor dem Landgericht Neu­rup­pin ein Sol­dat aus Hen­nigs­dorf wegen ille­galen Waf­fenbe­sitzes verurteilt, der größere Men­gen an Waf­fen und Muni­tion gehort­et und sich mit anderen zu Schießübun­gen getrof­fen hat­te. Bei der Durch­suchung sein­er Woh­nung war auch eine Hitler­büste gefun­den wor­den. Er selb­st behauptete von sich, auf dem Boden des Grundge­set­zes zu ste­hen und lediglich his­torisch inter­essiert zu sein. Inwiefern die „Waf­fen­lei­den­schaft“ des Mannes einen poli­tis­chen Hin­ter­grund hat, wurde in dem Prozess jedoch nicht gek­lärt. Anfang Dezem­ber fand eine Großrazz­ia in Cot­tbus und Forst sowie bei Bautzen in Sach­sen in mehreren Woh­nun­gen von Mit­gliedern beziehungsweise aus dem Umfeld der neon­azis­tis­chen Vere­ini­gung „Brigade 8“ statt. Dabei fand man u.a. Waf­fen, Elek­troschock­er, einen Teleskop­schlag­stock und Dro­gen. Auch über Razz­ien und Prozesse hin­aus gibt es immer wieder Hin­weise von Anwohner:innen, dass in Bran­den­burgs Wäldern Men­schen mit Schuss­waf­fen und Spreng­mit­teln exper­i­men­tieren – in Einzelfällen bericht­en sie auch, dass es sich dabei um Neon­azis handelt.

Mobil­isierun­gen: Ras­sis­mus und Corona-Leugnung

Die ab Sep­tem­ber 2021 stärk­er wer­dende Diskus­sion über den Umgang mit dem Ver­such von Men­schen aus dem Nahen Osten und Afghanistan, über die Gren­ze zwis­chen Belarus und Polen in die EU einzureisen, wurde von ver­schiede­nen recht­en Akteur:innen in Bran­den­burg für Mobil­isierungsver­suche genutzt.

Die AfD ver­anstal­tete zu dem The­ma zwei Kundge­bun­gen in Frankfurt/Oder und äußerte sich wieder­holt medi­al dazu. Der III. Weg rief am drit­ten Okto­ber­woch­enende zu Patrouillen an der Gren­ze auf. Dabei ori­en­tierte er sich offen­sichtlich am Vor­bild rechter Milizen, die eini­gen Län­dern Osteu­ropas in Gren­znähe Jagd auf Migrant:innen machen. Die Aktion wurde polizeilich unter­bun­den. Dabei wur­den mehr als 50 Rechte aus Bran­den­burg, Sach­sen, Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Berlin und Bay­ern fest­gestellt, die zum Teil mit Pfef­fer­spray, Schlagstöck­en und Stich­waf­fen bewaffnet waren.

Im Wider­stand gegen die Infek­tion­ss­chutz­maß­nah­men während der Coro­na-Pan­demie formierte sich auch in Bran­den­burg ein zum Teil gewalt­bere­ites (beziehungsweise gewalt­tätiges) Milieu. Mit der Zus­pitzung der pan­demis­chen Lage im Herb­st und der daraus resul­tieren­den Ver­schär­fun­gen der Maß­nah­men nah­men auch auch die Aktio­nen dieses Milieues stark zu. In vie­len Städten häuften sich ins­beson­dere gegen Jahre­sende die Demon­stra­tio­nen, soge­nan­nte „Spaziergänge“ und auch mar­tialisch anmu­tende Fack­elmärsche, wie etwa in Oranien­burg, Falkensee, Rathenow, Bernau und Pots­dam. Im Dezem­ber fan­den der­ar­tige Aufmärsche in vie­len bran­den­bur­gis­chen Städten wöchentlich statt.

Auch wenn die Szene het­ero­gen zusam­menge­set­zt ist – unter den Teil­nehmenden an den Protesten befind­en sich etwa auch auch „linke“ Esoteriker:innen – bes­tim­men Neon­azis und Reichsbürger:innen doch zunehmend den Charak­ter der Demonstrationen.

Die AfD war auch im zweit­en Pan­demie-Jahr ein­er der zen­tralen Akteure bei der Mobil­isierung gegen die Infek­tion­ss­chutz­maß­nah­men, um sich diese poli­tisch zu Nutzen zu machen und um die Demon­stri­eren­den zu wer­ben. Neben der Beteili­gung an zahlre­ichen Demon­stra­tio­nen, rief die AfD auch selb­st immer wieder zu Protesten gegen die Coro­na-Aufla­gen auf. Anfang Dezem­ber etwa zu ein­er mehrtägi­gen Mah­nwache gegen die Coro­na-Maß­nah­men vor dem Land­tag in Pots­dam. Im Früh­jahr hat­te die AfD in Bezug auf das geplante Infek­tion­ss­chutzge­setz Ver­gle­iche zur Machter­grei­fung Hitlers im Jahr 1933 gezo­gen und von der Errich­tung eines total­itären Staates gesprochen. Ein Bedro­hungsszenario, das sich in radikalen Coro­na-Leugn­er und soge­nan­nten Quer­denker-Grup­pen großer Beliebtheit erfreut und dort den Ein­druck erweckt, man befinde sich als Teil ein­er Wider­stands­be­we­gung bere­its in ein­er Art Bürg­erkrieg. Auf diese Weise wird in solchen Grup­pen dann auch Gewalt als Mit­tel gegen diese ver­meintliche Bedro­hung legit­imiert und zur Notwehr stilisiert.

Das The­ma Coro­na wird dabei mit klas­sisch recht­en The­men ver­mengt. Beson­ders deut­lich wurde das bei den von der AfD und der recht­en Grup­pierung „Zukun­ft Heimat“ ver­anstal­teten Aufmärschen in Cot­tbus, die von recht­en Hooli­gans ange­führt wur­den, u.a. mit einem Ban­ner, auf dem zu lesen war „Kon­trol­liert eure Gren­zen, nicht euer Volk“. Auch ander­norts mis­chen sich unter Aus­sagen zur Pan­demiepoli­tik immer wieder geflüchteten­feindliche Parolen. In Witt­stock (Ost­pring­niz-Rup­pin) gelang es dem III. Weg etwa 300 Teil­nehmende zu einem Fack­el­marsch gegen die Coro­na-Maß­nah­men zu mobilisieren.

Bei ein­er Demon­stra­tion in Treuen­bri­et­zen (Pots­dam-Mit­tel­mark) wurde der Recht­sex­trem­ist Maik Eminger gesichtet, ehe­ma­liges Mit­glied der Partei „Der III. Weg“ und Brud­er des verurteil­ten NSU-Unter­stützers André Eminger.

An mehreren Orten entlud sich der Wider­stand gegen die Infek­tion­ss­chutz­maß­nah­men dann auch gewalt­sam. So gab es neben mehreren Angrif­f­en auf Mitar­bei­t­ende im Einzel­han­del, die etwa auf die Maskenpflicht hingewiesen hat­ten, Ende Novem­ber einen But­ter­säure­an­schlag auf zwei Testzen­tren in Bran­den­burg an der Hav­el, bei dem glück­licher­weise nie­mand ver­let­zt wurde. Eben­falls Ende Novem­ber bedro­hte ein Mann in der Notauf­nahme eines Kranken­haus­es in Pots­dam einen Mitar­beit­er mit einem Mess­er, nach­dem er auf die Coronaregeln hingewiesen wurde.

Bei einem Anfang Dezem­ber verübten Ver­brechen ist die Rolle, die die Mobil­isierung gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men für dessen Bege­hung spielte, noch genauer zu unter­suchen. In Königs Wuster­hausen erschoss ein Mann seine Frau und die gemein­samen drei Töchter. Durch die zuständi­ge Staat­san­waltschaft Cot­tbus wurde öffentlich bekan­nt gemacht, dass es einen Abschieds­brief gebe. In diesem werde als Motiv der Tat benan­nt, dass die Frau bei ihrem Arbeit­ge­ber einen gefälscht­en Impf­nach­weis vorgelegt habe, was aufge­flo­gen sei. Den gefälscht­en Impf­nach­weis hat­te der Mann besorgt. Aus diesem Grund hät­ten die Eltern eine Inhaftierung und den Entzug ihrer Kinder befürchtet. Diese im Abschieds­brief for­mulierte Begrün­dung lässt befürcht­en, dass die Tathand­lung von poli­tis­chen Ver­schwörungsmythen gelenkt war. Mit­tler­weile wurde auch bekan­nt, dass sich das Paar in regionalen Quer­denkerkreisen bewegt haben soll.

Bemerkenswert ist, dass der recht­en Mobil­isierung gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men von Seit­en der Zivilge­sellschaft, die in den let­zten 20 Jahren die Proteste gegen Nazi­aufmärsche und ras­sis­tis­che Mobil­isierun­gen trug und den Hand­lungsspiel­raum recht­sradikaler Akteure in Bran­den­burg effek­tiv begren­zen kon­nte, nur vere­inzelt etwas ent­ge­genge­set­zt wird. Auch hier­durch ver­stärkt sich der fälschliche und fatale Ein­druck, man habe es mit ein­er wach­senden Massen­be­we­gung zu tun und nicht mit ein­er lauter wer­den­den und sich radikalisieren­den Min­der­heit. Es ist zu befürcht­en, dass sich daraus sub­stantielle poli­tis­che Machtver­schiebun­gen im Land ergeben können.
Gedenken an Opfer rechter Gewalt

Zu Beginn dieses Jahres fand zum ersten Mal ein öffentlich­es Gedenken für Phan Văn Toản statt, der am 31. Jan­u­ar 1997 am S‑Bahnhof Fred­er­s­dorf im Land­kreis Märkisch Oder­land von zwei Neon­azis zusam­mengeschla­gen wurde und drei Monate später im Alter von 42 Jahren an den Fol­gen des Anriffs ver­starb. Organ­isiert wurde die Mah­nwache von der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oder­land und VVN-BdA Märkisch-Oder­land. Das Gedenken soll von nun an jährlich stat­tfind­en und die Organisator:innen set­zen sich dafür ein, dass am S‑Bahnhof Fred­er­s­dorf eine Gedenk­tafel dauer­haft an Phan Văn Toản erinnert.

Zum 25. Jahrestag des Angriffs auf Noël Mar­tin in Mahlow im Land­kreis Tel­tow-Fläming fand in Blanken­felde-Mahlow im Juni eine Aktionswoche gegen Ras­sis­mus statt, an der sich neben vie­len anderen Mitwirk­enden auch die Opfer­per­spek­tive beteiligte. Am 16. Juni 1996 hat­ten Neon­azis in Mahlow einen ras­sis­tis­chen Anschlag auf Noël Mar­tin und seine Kol­le­gen Arthur B. und Mikel R. verübt. Mar­tin über­lebte nur knapp und war seit­dem quer­schnitts­gelähmt. Er lebte mit mas­siv­en kör­per­lichen Ein­schränkun­gen – und ver­starb infolge dieser am 14. Juli 2020 im Alter von 60 Jahren.

In diesem Jahr jährte sich auch der Angriff auf den Punk Sven Beuter zum 25. Mal. Eine Gruppe Aktivist:innen, die schon die ver­gan­genen Gedenkver­anstal­tun­gen organ­isiert hat­te, grün­de­ten zu diesem Anlass die „Ini­tia­tive zum Gedenken an Sven Beuter“ und organ­isierten rund um den Jahrestag ver­schiedene Ver­anstal­tun­gen und eine Demon­stra­tion. Einige der geplanten Ver­anstal­tun­gen kon­nten auf­grund der Pan­demielage allerd­ings nicht stat­tfind­en. Der damals 23-jährige Sven Beuter wurde am 15. Feb­ru­ar 1996 in Bran­den­burg an der Hav­el von einem Neon­azi zusam­mengeschla­gen und erlag fünf Tage später seinen Verletzungen.

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Radikaler Einfluss auf Corona-Proteste in Rathenow

In Rathenow (Land­kreis Havelland/Brandenburg) wird seit Wochen gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men der Bun­desregierung demon­stri­ert. Die Demon­stra­tio­nen scheinen bürg­er­lich. Doch extrem Rechte fachen die Proteste an. Ihr selb­sterk­lärtes Ziel: „Die BRD muss weg“.

Feind­bild Bundesrepublik

Coro­na-Proteste in Rathenow: „Kein­er herrscht, wenn kein­er gehorcht“

Eine größere Gruppe Men­schen: Män­ner, Frauen und Kinder, bürg­er­lich gek­lei­det, vere­inzelt mit Kerzen in der Hand, ver­sam­meln sich am frühen Abend, im Schutze der Dunkel­heit auf dem Märkischen Platz in Rathenow. Aus einem eben noch andächti­gen Tre­f­fen entwick­elt sich dann aber plöt­zlich ein Demon­stra­tionszug, aus dem laut­stark: „Frieden, Frei­heit, keine Dik­tatur“ skandiert wird und der auch recht schnell hand­grei­flich gegen jeden wird, der ver­sucht sich ihm in den Weg zu stellen, auch gegen Polizeibeamte. Trans­par­ente und Plakate gibt es kaum, Reden wer­den keine gehal­ten. Doch Allen ist klar worum es geht: Auflehnen gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men der Bun­desregierung. Denn die Aktion auf der Straße ist eigentlich nur noch der let­zte Schritt im Pro­tokoll der  medi­al stark bee­in­flussten Protestkul­tur der Pan­demie-Ver­harm­losenden. Der entschei­dende Prozess des gegen­seit­i­gen Gedanke­naus­tausches find­et im Social­me­dia statt: oft bei Face­book, jedoch immer öfter bei Telegram. „ Freie Bran­den­burg­er“ nen­nt sich dort beispiel­weise ein bran­den­burg­weites Net­zw­erk von Pan­demiev­er­harm­losern. Die für das havel­ländis­che Rathenow zuständi­ge Net­zw­erk-Unter­sek­tion trägt das Kürzel „HVL“ und hat momen­tan 318 Mit­glieder (Stand: 28.12.2021, 9:30 Uhr). Hier wird – im Gegen­satz zu den Demon­stra­tio­nen auf der der Straße – Klar­text gesprochen, Strate­gien aus­ge­tauscht und Aktio­nen vor­ab geplant. Ein­er der dort aktiv­en Wort­führen­den aus Rathenow ist Chris­t­ian Kaiser. Er bringt es auf den Punkt: „Die BRD muss weg“. Und: „Die Proteste müssen von uns ange­facht wer­den“. Sich sel­ber sieht er dabei als „poli­tisch geschul­ten Deutschen“, dessen Auf­gabe es sei „so viele Land­sleute wie möglich“ in seine Rich­tung zu ziehen.

Chris­t­ian Kaiser fordert in einem Telegram-Kanal, dass die „BRD“ weg müsse.

Der „Dritte Weg“ stellt die Systemfrage

Chris­t­ian Kaiser mit „III. Weg“ Hut (links)

Doch Chris­t­ian Kaiser ist nicht irgendw­er. Der Rathenow­er beken­nt sich seit Monat­en offen zur neon­azis­tis­chen Kader­partei „Der Dritte Weg“. Am 3. Juli 2021 marschierte Kaiser beispiel­sweise, mit einem T‑Shirt der Partei gek­lei­det, beim „Tag der Heimat­treue“ in Olpe (Nor­drhein-West­falen) mit. Bei ein­er Coro­na-Mah­nwache am 26. Novem­ber 2021 in Rathenow trug er außer­dem ein Base­cap des Drit­ten Wegs.  Am 20. Dezem­ber  2021 filmte Kaiser die Coro­na-Proteste in Rathenow mit seinem Handy und veröf­fentlichte das Video unter seinem Namen bei „HVL – Freie Bran­den­burg­er“. Wenige Minuten später veröf­fentlichte „Der dritte Weg“ das­selbe Video inklu­sive Parteil­o­go in seinem Telegram-Kanal für Berlin und Brandenburg.

Kaiser (oben) erstellt uA Pro­pa­gan­davideos für den III. Weg

Die Neon­azi-Partei hat momen­tan ein starkes Inter­esse an die Coro­na-Proteste anzu­dock­en, sieht sie doch darin die Chance einen Wan­del des poli­tis­chen Sys­tems her­beiführen zu kön­nen. Offen wurde bei einem größeren Parteiaufzug am 15. Dezem­ber 2021 in Witt­stock (Dosse) die Sys­tem­frage gestellt. Und auch bei ähn­lich großen Aufzug der Partei am 23. Dezem­ber 2021 in Wit­ten­berge  lautete die Kern­pa­role: „Das Sys­tem ist gefährlich­er als Corona“.

Für die bei­den Aufzüge in Nord­bran­den­burg wur­den übri­gens zeitweise inak­tive extrem rechte Struk­turen wieder zum Leben erweckt. Ähn­lich erscheint dies auch in Rathenow.

Ein Vor­bild für die Coro­na-Proteste in Rathenow: Das Bürg­er­bünd­nis Havelland

Ehe­ma­lige Akteure des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ während der Coro­na-Proteste im Dezem­ber 2021 in Rathenow: Ralf Maasch, Chris­t­ian Kaiser, Wolf­gang H

Chris­t­ian Kaisers poli­tis­che Lauf­bahn begann näm­lich bere­its 2015. Damals war er der Anführer des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“, ein­er ver­meintlich bürg­er­lich aus­gerichteten Ini­tia­tive mit klar flüchtlings­feindlichen Posi­tio­nen, welche sich an den Aufzü­gen der PEGIDA in Dres­den ori­en­tierte und sich wie diese wöchentlich ver­sam­melte. Die regelmäßi­gen Ver­samm­lun­gen in Rathenow zogen damals bis zu 600 Men­schen in ihrer Spitzen­zeit. Ihr Tre­ff­punkt war der Märkische Platz, wo bere­its im Novem­ber 1989 die wöchentlichen Demon­stra­tion des Neuen Forums für Refor­men in der DDR, Proteste gegen Ras­sis­mus im März 2000 oder gegen die Agen­da 2010 im August 2004 stat­tfan­den. „Wir erhoben uns – Gestalt zu sein“ wird der ehe­ma­lige DDR Kul­tur­min­is­ter Johannes R. Bech­er auf dem markan­testen Gebäude am Platz – dem Kul­turhaus – zitiert. Ein Zitat, unter welchem sich viele Protest­be­we­gun­gen gerne zeigen. Doch keine Bewe­gung hat sich dort länger öffentlich präsen­tiert als das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“. Vier Jahre lang, von 2015 bis 2019, wurde sich dort wöchentlich ver­sam­melt und große Teile der Stadt mit dumpfen Ras­sis­mus, Ver­schwörungserzäh­lun­gen und Reichs­bürg­er-The­sen laut­stark beschallt. In dieser Zeit entwick­elte sich das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ von ein­er losen Ini­tia­tive zu einem fes­ten, einge­tra­ge­nen Vere­in. Ab 2017 ord­nete der Ver­fas­sungss­chutz Bran­den­burg den Vere­in in den Phänomen­bere­ich „Recht­sex­trem­is­mus“ ein. Chris­t­ian Kaiser führte das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ bis zur offiziellen Vere­in­sauflö­sung im Jahr 2019 als Vere­insvor­sitzen­der. Im Pro­tokoll der Grün­dungsver­samm­lung des Vere­ines vom 1. Mai 2016 find­en sich neben Kaisers Namen aber auch noch zwei weit­ere Akteure, welche heute bei den Protesten gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men aktiv sind : Wolf­gang H und Ralf Maasch. Während H meist nur zweitrangige Vor­stand­sämter aus­führte und in der Regel nur als ein Art Adju­dant des Vor­sitzen­den wahrnehm­bar war, machte Maasch, der inner­halb des Vere­ins unter anderem für dessen Face­book-Seite (2017) ver­ant­wortlich war, eine nicht unbe­deu­tende Parteikarriere.

Die Rolle der lokalen AfD

Ralf Maasch nahm näm­lich seit spätestens 2016 an Ver­samm­lun­gen der AfD teil. Im Rah­men der Kom­mu­nal­wahlen im Mai 2019 wurde er auf ein­er Wahlliste dieser Partei in die Rathenow­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung (SVV) gewählt. Daraufhin wurde Maasch Vor­sitzen­der des Auss­chuss­es für Kli­maschutz, Umwelt, Ord­nung, Sicher­heit und Brand­schutz. Im Okto­ber 2019 avancierte er sog­ar zum Vor­sitzen­den des AfD Ortsver­ban­des Rathenow.

Doch auch in diesen Ämtern blieb Maasch vor allem eines: ein Straße­nak­tivist. Bere­its bei den ersten Protesten gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men im Mai und Juni 2020 in Rathenow ver­suchte er gemein­sam mit seinem alten Wegge­fährten Chris­t­ian Kaiser  Ein­fluss zu gewin­nen. Die zügi­gen Lockerun­gen der Bun­desregierung ließen die Fre­quen­tierung der lokalen Ver­samm­lun­gen jedoch schnell abebben und bedeu­tungs­los werden.

Erst ab dem 26. Novem­ber 2021 fan­den in Rathenow wieder Proteste gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men statt. Neben Chris­t­ian Kaiser gehörte auch Ralf Maasch zu den ersten Poli­tak­tivis­ten, welche sich in die Ver­anstal­tun­gen ein­rei­ht­en. In den fol­gen­den Wochen mobil­isierte Maasch von seinem pri­vat­en Face­book-Pro­fil aus mehrfach für die stets unangemelde­ten Aufzüge, eben­so wie auch seine  Frak­tion­skol­le­gen  aus der SVV, Dirk Przed­wo­jew­s­ki und Ingo Willimzig. Vere­inzelt flossen in diese zum Teil geteil­ten Aufrufe auch tak­tis­che Über­legun­gen mit ein, wie beispiel­sweise „Polizeikräfte der BRD bun­desweit an so vie­len Punk­ten wie irgend möglich zu binden“. Ein deut­lich­er Hin­weis, dass die lokale AfD bewusst ver­sucht  die öffentliche Ord­nung zu desta­bil­isieren und damit auch radikaleren Kräften, wie dem „Drit­ten Weg“, in die Hände spielt.

Tat­säch­lich nah­men dann auch einige AfD Funk­tionäre an den zuvor bewor­be­nen Ver­anstal­tun­gen teil. Neben Maasch, Przed­wo­jew­s­ki und Willimzig, beteiligten sich unter Anderem auch Dr Uwe Hen­drich (Vor­sitzen­der der AfD Frak­tion in der SVV Rathenow), Ger­ald Hüb­n­er (Vor­sitzen­der der AfD Frak­tion im Kreistag Havel­land), Daniel Dege (Abge­ord­neter der SVV Nauen), Torsten Fis­ch­er (Vor­sitzen­der des AfD Ortsver­ban­des Nauen) sowie Felix Nie­der­mey­er (Beisitzer im Lan­desvor­stand der „Jun­gen Alter­na­tive“) an den unangemelde­ten Demon­stra­tio­nen in Rathenow.

Funk­tionäre der AfD Havel­land bei den Coro­na-Protesten in Rathenow

Proteste gegen Coro­na-Poli­tik der Bun­desregierung seit­ens der AfD oder ihrer Akteure sind übri­gens auch kein lokales Phänomen. Der Lan­desvor­stand der AfD Bran­den­burg führt seit Monat­en beispiel­sweise eine eigene Kam­pagne gegen Corona-Schutzmaßnahmen.

Ein­flussnahme von „Bran­den­burg ste­ht auf“

Über­re­gionale Unter­stützung erfahren die Rathenow­er Proteste gegen die Coro­na-Poli­tik übri­gens auch durch die Ini­tia­tive „Bran­den­burg ste­ht auf“. Die informelle Vere­ini­gung  ist im Novem­ber 2020 aus dem lokalen Quer­denken-Ableger „Quer­denken 338 BRB“ ent­standen und führt vor allem im Stadt­ge­bi­et von Bran­den­burg an der Hav­el regelmäßige Aufzüge gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men durch. Auch Chris­t­ian Kaiser nahm mehrfach an diesen Ver­samm­lun­gen teil.

Akteure von „Bran­den­burg ste­ht auf“ während der Coro­na-Proteste in Rathenow

Bei den Aufzü­gen von „Bran­den­burg ste­ht auf“ kommt es regelmäßig zu Ver­stößen gegen das Ver­samm­lungs­ge­setz sowie gegen die Coro­na-Aufla­gen. Vere­inzelt wur­den bei Spon­tan­märschen auch schon Polizeiket­ten durch­brochen. Wirk­liche Kon­se­quen­zen hat­te dies bish­er jedoch für die beteiligten Akteure noch nicht.

Der Ini­tia­tive ste­ht die AfD de fac­to als Schutz­macht zur Seite. Partei­funk­tionäre, vere­inzelt auch Land­tagsab­ge­ord­nete laufen bei „Bran­den­burg ste­ht auf“ mit. Akteure von „Bran­den­burg ste­ht auf“ find­en sich umkehrt dann auch bei Ver­anstal­tun­gen der AfD in Bran­den­burg an der Hav­el ein.

Im Land­kreis Havel­land ist „Bran­den­burg ste­ht auf“ vor allem durch einzelne Akteure, wie zB durch Mar­tin, Maik und Markus W aus Milow­er Land OT Milow präsent. In dem kleinen Ort bei Rathenow fand am 25. Novem­ber 2021 auch eine kleine Mah­nwache von „Bran­den­burg ste­ht auf“ statt.

In den fol­gen­den Wochen konzen­tri­erte sich die Gruppe aber vor allem aber auf die Proteste in der havel­ländis­chen  Kreis­stadt Rathenow. Neben Mar­tin, Maik und Markus W aus Milow, reis­ten dor­thin auch die Köpfe von „Bran­den­burg ste­ht auf“ aus Bran­den­burg an der Hav­el: Torsten Veit, Jan T sowie Den­nis A und nah­men Ein­fluss auf den Ver­lauf der Proteste. Auf Fotos vom 3. Dezem­ber  2021 sind Jan T und  Den­nis A beispiel­sweise der Spitze ein­er Spon­tandemon­stra­tion zu sehen. Auf einem Video vom sel­ben Tag ist weit­er­hin Markus W zu erken­nen, wie er Teil­nehmende der unangemelde­ten Coro­na-Mah­nwache in Rathenow auf­fordert, sich der Spon­tande­mo anzuschließen und zwar durch eine Polizeikette hin­durch. Sein Han­deln erscheint dabei dur­chaus zielsteuernd.

In der Telegram-Chat­gruppe „HVL – Freie Bran­den­burg­er“ schreibt er später zB in Bezug auf den Umgang mit der Polizei: „Wir müssen jet­zt zeigen das wir viele sind u das wir stärk­er sind“.

Neon­azis­tis­ches Kam­er­ad­schaftsm­i­lieu und NPD eben­falls präsent

In die informelle Allianz radikaler und extrem rechter Grup­pen rei­ht sich darüber hin­aus auch das tra­di­tionelle neon­azis­tis­che Kam­er­ad­schaftsm­i­lieu aus dem Havel­land. Dieses hat­te sich Anfang der 2000er Jahre in den Kam­er­ad­schaften „Hauptvolk“ und „Sturm 27“ zusam­men gefun­den. Bei­de Vere­ini­gun­gen wur­den im April 2005 ver­boten. Die Bestre­bun­gen der Kam­er­ad­schaften richteten sich, laut Ver­botsver­fü­gung, gegen die ver­fas­sungsmäßige Ord­nung. In den Vere­in­spub­lika­tio­nen wur­den der Nation­al­sozial­is­mus und dessen Vertreter glo­ri­fiziert sowie ras­sis­tis­che und anti­semi­tis­che Inhalte ver­bre­it­et. Darüber hin­aus waren Mit­glieder der Kam­er­ad­schaften an diversen Gewalt­tat­en beteiligt.

Trotz des Ver­botes blieben die ehe­ma­li­gen Mit­glieder der aufgelösten Vere­ine als Fre­un­deskreis ver­bun­den. Auch nach 2005 beteiligten sich Akteure der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaften immer wieder an  Aufzü­gen der NPD oder bei Chris­t­ian Kaisers „Bürg­er­bünd­nis Havelland“.

An den Mah­nwachen gegen die Coro­na-Schutz­maß­nah­men ab dem 26. Novem­ber 2021 in Rathenow beteiligten sich unter anderem fol­gende, von den Ver­bots­maß­nah­men 2005 betrof­fene Ex-Kam­er­ad­schaftsmit­glieder: Clau­dia M, Frank Peter F, André K, Mau­rice K,  Jens R, Andreas S,  Mar­i­an S  und Michel Müller.

Akteure der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaften „Hauptvolk“ und „Sturm 27“ während der Coro­na-Proteste in Rathenow

Von diesen hat aktuell aber nur noch Müller ein poli­tis­ches Amt inne. Er zog 2014 über eine NPD Liste in die Rathenow­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung ein und wurde 2019 wiedergewählt. Allerd­ings war Müller nicht der Einzige mit ein­er NPD Biogra­phie bei den Coro­na Mah­nwachen in Rathenow. An den Ver­anstal­tun­gen nah­men auch Mar­cel H  (2005 Vor­sitzen­der des NPD Ortsver­ban­des Rathenow) und Sab­ri­na B (2011 Vor­sitzende des NPD Ortsver­ban­des Rathenow)  teil. Fern­er beteiligten sich weit­er­hin auch  Dave Trick (Ex-Stad­trat der SVV Neu­rup­pin) sowie Partei­funk­tionär Pierre B aus Nauen an den Versammlungen.

Akteure mit NPD Biogra­phie während der Coro­na-Proteste in Rathenow

Die NPD Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Nation­al­is­ten“ (JN) zeigte sich Anfang Dezem­ber erfreut, dass „immer mehr Bürg­er den Mut find­en sich gegen das herrschende Sys­tem zur Wehr zu set­zen“. Unter Ver­wen­dung eines Fotos von den Coro­na-Protesten in Rathenow wurde außer­dem erk­lärt, dass sich auch in Zukun­ft in das bun­desweite Geschehen ein­gerei­ht werde.

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Antifaschismus Verschwörungsideologie

Das hier ist kein Spaß mehr“

In der bran­den­bur­gis­chen Kreis­stadt Eber­swalde rufen QAnon-Aktivist:innen zum Wider­stand und Kampf gegen das Sys­tem auf. Auf der Straße fol­gen dem recht­sex­tremen Net­zw­erk, das neben anony­men Mes­sen­ger­di­en­sten auch mit Fly­ern aber vor allem über eine öffentliche Face­book-Gruppe mobil­isiert, bere­its gut 1.500 Men­schen. Mar­cel Dit­trich alias Timo Tanzt ist Admin dieser recht­sex­tremen und ver­schwörungside­ol­o­gis­chen Face­book-Gruppe “Eber­swalder Wider­stand für DemQkratie und Frei­heit” und auch der Ver­anstal­ter der ver­schwörungside­ol­o­gis­chen und wis­senschaftleug­nen­den Demon­stra­tio­nen in Eber­swalde, vorge­blich gegen die Coro­na­maß­nah­men. Jet­zt fordert er Wider­stand gegen das Sys­tem — bis zum Schluss. Denn da ist viel Hass zwis­chen all den Herzchen…

Der recht­sex­treme Ver­schwörungside­ologe Mar­cel Dit­trich mobil­isiert seit Anfang Dezem­ber 2021 in Eber­swalde zu Demon­stra­tio­nen vorge­blich gegen die Coro­na­maß­nah­men, maßge­blich über seine Face­book-Gruppe „Eber­swalder Wider­stand für DemQkratie und Frei­heit“, für deren Inhalte er als Admin­is­tra­tor unter dem Pseu­do­nym „Timo Tanzt“ ver­ant­wortlich zeich­net. Bere­its der Vor­läufer dieser Face­book-Gruppe „Eber­swalder Ini­tia­tive für DemQkratie und Frei­heit“ find­et im Ver­fas­sungss­chutzbericht des Lan­des Bran­den­burg 2020 Erwäh­nung (Vgl. Presse­fas­sung S. 25f). Nach­dem die alte Face­book-Gruppe mit 670 Mit­gliedern gelöscht wurde, wächst die neue in aller Öffentlichkeit stetig weit­er und hat bere­its wieder über 1.500 Mit­glieder. Neben der Mobil­isierung für die eige­nen regionalen Demon­stra­tio­nen, der bun­desweit­en Ver­net­zung und dem mit­tel­fristi­gen Ziel die Haupt­stadt Berlin mit bun­desweit­en Mobil­isierun­gen wieder stärk­er in den Fokus zu nehmen, wer­den hier wis­senschaft­sleug­nende, ver­schwörungside­ol­o­gis­che und recht­sex­treme Inhalte bzw. Inhalte von eben­solchen Drit­ten geteilt. Demokratis­che Insti­tu­tio­nen, Prozesse und Akteur:innen wer­den eben­so wie die muti­gen antifaschis­tis­chen Inter­ven­tio­nen vor Ort verächtlich gemacht. Es gibt dort auch Tipps zum Ver­hal­ten bei 2‑G-Kon­trollen und was zu tun ist bei Polizeikon­takt auf nicht angemelde­ten Demos. Und alle kön­nen mit­machen beim Fly­er verteilen in der Stadt. Gemein­sam wird sich am social-medi­al insze­nierten bun­desweit­en Quer­denken-Demo-Geschehen berauscht. Die Rede ist vom Great Reset, der NWO und ein­er Dik­tatur gegen die man sich im Wider­stand befinde. Zwis­chen Herzchen und Smi­lies wer­den die gewalt­täti­gen Angriffe der extrem recht­en Querdenker:innen auf die Polizei und der darin zum Aus­druck kom­mende Rück­zug des demokratis­chen Rechtsstaates abge­feiert. Für die Mit­glieder der Face­book-Gruppe „Eber­swalder Wider­stand für DemQkratie und Frei­heit“ liegt völkische Rev­o­lu­tion in der Luft.

Mit dem Bekan­ntwer­den des Lock­down Light in Bran­den­burg ab dem 27.12.2021, ruft der anti­demokratis­che QAnon-Het­zer Mar­cel Dit­trich jet­zt in sein­er Face­book-Gruppe die Eber­swalder „Wider­stand­skämpfer“ zum finalen Kampf gegen das Sys­tem „BIS ZUM SCHLUSS“.

Fatal­is­tisch heißt es in seinem Aufruf: „Wenn wir Jet­zt nach­lassen… Wenn wir uns jet­zt einsper­ren lassen.… Dann ist es vor­bei!!!!!!!!!!!! Dann haben wir ver­loren!!!!!!! Dann war alles umson­st!!!!! WACHT JETZT AUF UND KOMMT RAUS!!! (…) DAS IST DER MOMENT.… JETZT KÖNNEN WIR ES KIPPEN.… JETZT ODER NIE!!!! WENN WIR ES JETZT NICHT TUN, DANN IST ES VORBEI FÜR UNS UND UNSERE KINDER!!!! Ich würde gerne ein­fach so weit­er­ma­chen wie bish­er.… Tolle Stim­mung… Tolle Gespräche.… Aber das reicht nicht mehr!!!!! (…) Das hier ist kein Spaß mehr.… (…) Alles andere ist kein Wider­stand, son­dern gewollt… Vom gle­ichen Sys­tem, welch­es wir bekämpfen!!!!!!!!“ (Mar­cel Dit­trich alias Timo Tanzt)

Cir­ca 1.500 „Wider­stand­skämpfer“ waren am 20.12.2021 in Eber­swalde auf der Straße, zusam­men mit Mar­cel Dit­trich, dem regelmäßi­gen Ver­anstal­ter der mon­täglichen Demo, die angemeldet und behördlich genehmigt wurde und trotz sein­er Vorankündi­gung die Aufla­gen nicht einzuhal­ten quer durch Eber­swalde spazieren durfte, ohne Abstände, ohne Masken, mit wenig Polizei, zu wenig um die Coro­naschutzverord­nung des Lan­des Bran­den­burg durchzuset­zen. Die völkische Quer­front in Eber­swalde reicht dabei von Bürger:innen der soge­nan­nten Mitte über gewal­ter­fahrene Mittvierziger und ‑fün­fziger der Base­ballschläger­jahre, das Café Klein­schmidt, das Glüh­wein an die Quer­front verteilt und demokratis­chen Repräsentant:innen ein Hausver­bot erteilt, bis hin zur recht­sex­tremen AfD, die fleißig mit mobil­isiert und „spaziert“. Nach PEGIDA wit­tert der par­la­men­tarische Arm des Recht­ster­ror­is­mus in Deutsch­land auch in Eber­swalde eine weit­ere Chance, seinen reak­tionären Bürg­erkriegsap­pa­rat gegen die offene und plu­ral­is­tis­che Gesellschaft und die par­la­men­tarische Demokratie in Stel­lung zu bringen.

Und Abgren­zung nach Rechts, daran ist gar­nicht zu denken. Für den mit­laufend­en Teil der Eber­swalder Stadt­ge­sellschaft ist das gemein­same Ziel — die Diskus­sion um eine Ein­führung ein­er all­ge­meinen Impf­pflicht zu ihren Gun­sten zu entschei­den — zumin­d­est eine strate­gis­che Gemein­samkeit, die ein Zweck­bünd­nis mit der organ­isierten extremen Recht­en recht­fer­tigt. Da haben sie alle von PEGIDA gel­ernt: der demokratis­che Staat ist mit völkisch­er Straßenge­walt erpress­bar (gewor­den). Wie in vie­len kleineren und größeren Städten sind Polizei und Innen­min­is­teri­um nicht bere­it die Coro­naschutzverord­nun­gen durchzuset­zen. Ver­hält­nis­mäßigkeit heißt es dann oft, wo der poli­tis­che Wille zur wehrhaften Demokratie bei den Repräsentant:innen ebendieser ver­loren gegan­gen ist. Und wenn dies der Grund für die Arbeitsver­weigerung von Innenminister:innen und Polizeiführer:innen ist und die Zivilge­sellschaft im Lock­down weit­er­hin so ver­s­tummt bleibt, dann sind wir wirk­lich wieder back to the 90s. Dann bleibt als Antwort auf den völkischen Mob nur noch antifaschis­tis­che Mobac­tion. Schade eigentlich. Ich dachte wir wären als Gesellschaft weit­er. Sind wir auch, aber es bleibt sehr zäh.

Darum unter­stützt die pro­gres­siv­en antifaschis­tis­chen Akteur:innen in Eber­swalde und der Prov­inz, ob auf der Straße oder online. Kein Fußbre­it der völkischen Quer­front — Nicht in Eber­swalde, nicht in Bran­den­burg, nicht im Inter­net und auch nicht in unseren Familien!

Zum Hin­ter­grund von QAnon in Deutsch­land: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-content/uploads/2020/11/01-dehate-report-QAnon.pdf

Mar­cel Dit­trich het­zt im RBB (ab Minute 2:19): https://www.ardmediathek.de/video/brandenburg-aktuell/radikalisierte-corona-demos/rbb-fernsehen/Y3JpZDovL3JiYi1vbmxpbmUuZGUvYnJhbmRlbmJ1cmdha3R1ZWxsLzIwMjEtMTItMjBUMTk6MzA6MDBfYTVmYWEzOTItZDE3NC00NmU1LWFjNjEtMzVlYzViZDM3ZmU5L2Nvcm9uYS1kZW1vcw/

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Gemeinsam für ein solidarisches Potsdam!

Am let­zten Mon­tag waren in Pots­dam über 700 Men­schen auf der Straße, ohne sich und andere vor dem Coro­n­avirus zu schützen. Unter den Teilnehmer*innen waren nicht Spaziergänger*innen, son­dern Coronaleugner*innen, Verschwörungs-ideolog*innen, Umsturzphan­tas­ten. AfD und andere Nazis ver­suchen, die Sor­gen und Nöte der Men­schen in der Pan­demie für ihre Zwecke mit Haß und Het­ze zu mißbrauchen.

 

Die Zivilge­sellschaft in unser­er Stadt, die Pogi­da ver­jagt hat, die sich als „sicher­er Hafen” für Geflüchtete ver­ste­ht, die eine Stadt der Wis­senschaft ist und die stolz auf ihre sol­i­darische Stadt­ge­sellschaft und ihre Freiräume ist, wird damit her­aus­ge­fordert, ein Zeichen gegen diesen Spuk aus Igno­ranz, Ego­is­mus, Haß und Wis­senschafts­feindlichkeit zu setzen!

 

Diese „Spaziergänge” sind ein Schlag ins Gesicht der medi­zinis­chen Pflegekräfte, die in den Kranken­häusern am Lim­it arbeit­en. Sie ver­höh­nen alle, die an ein­er Coro­n­aerkrankung ver­stor­ben sind. Sie spal­ten die Gesellschaft, weil sie mit ihrem ego­is­tis­chen Ver­hal­ten auch diejeni­gen unter uns mit­ge­fährden, die sich an Kon­tak­tbeschränkung hal­ten und durch die Imp­fung gegen Coro­na eine Rück­kehr zur Nor­mal­ität wollen. Sie sind zynisch gegenüber allen Men­schen im Einzel­han­del und in der Gas­tronomie, in der Kul­tur, im Sport oder in der Ver­anstal­tungs­branche, die von den notwendi­gen Ein­schränkun­gen exis­ten­tiell bedro­ht sind.

 

Dabei geht es uns nicht um eine kri­tik­lose Akzep­tanz der Coro­n­apoli­tik. Es ist nötig, über die Auswirkun­gen der Ein­schränkun­gen der Frei­heit in unserem Land zu reden. Es ist nötig, Kon­se­quen­zen aus der Wucht zu ziehen, die unser Land durch die Pan­demie erschüt­tert hat. Es wird längst Zeit für einen Per­spek­tivwech­sel, für eine andere Verteilung der Las­ten und Einschränkungen.

Wir treten dafür ein, daß alle Men­schen geschützt wer­den, daß die Men­schen, welche die Haupt­last in der Krise tra­gen, endlich auch die entsprechende Anerken­nung bekommen.

 

Die über­wälti­gende Mehrheit Pots­dams ist sol­i­darisch. Wir meinen, JETZT muss diese Mehrheit dies deut­lich machen und zeigen, daß wir Pots­dam nicht den Egoist*innen und Schwurbler*innen überlassen.

 

Deshalb muss am näch­sten Mon­tag, den 27. Dezem­ber 2021 das sol­i­darische Pots­dam sicht­bar werden.

 

Wir rufen alle Men­schen in der Stadt auf, diesem Spuk am näch­sten Mon­tag etwas ent­ge­gen­zuset­zen! Werdet aktiv, zeigt auf kreative und vielfältige Weise, was wir von Men­schen­ver­ach­tung und Igno­ranz hal­ten. Hängt z.B. Trans­par­ente, bunte Schals, oder Tüch­er aus den Fen­stern. Macht mit Trillerpfeifen, Töpfen und Pfan­nen Musik und Lärm an Fen­stern und Türen. Macht auf den Wegen deut­lich, was ihr von den Egoist*innen und Schwurbler*innen hal­tet. Nehmt Euch die Straßen zurück!

 

u   Infos zu den Kundgebungen 

 

Datum: Mon­tag, 27. Dezem­ber 2021 ab 16:30

 

  • Am Platz der Einheit
  • am Nauen­er Tor
  • am Bran­den­burg­er Tor
  • am Film­mu­se­um Potsdam

 

Und ganz wichtig im Gegen­satz zu den Schwurbler*innen: Hal­tet Abstand, set­zt Masken auf, agiert in

Kle­in­grup­pen, schützt Euch und andere.

 

u  Unterstützer*innen:

 

  • Bünd­nis „Pots­dam beken­nt Farbe”
  • Patient*innen gegen kap­i­tal­is­tis­che Leidkultur
  • Lan­desver­band AndersARTiG
  • la datscha
  • Linke Pots­dam
  • Net­zw­erk „Stadt für alle”
  • GEW Stud­is
  • Utopia e.V. Zep­pelin­straße 26
  • Neue Far­ben e.V. Char­lot­ten­straße 28
  • Die Partei Potsdam
  • VVN-BdA Pots­dam
  • SJ — Die Falken Brandenburg
  • See­brücke Potsdam
  • Polar Pots­dam
  • Tre­ff­punkt Freizeit
  • Emanzi­pa­torische Antifa Pots­dam / EAP
  • Wäh­lerge­mein­schaft DIE aNDERE
  • Linksju­gend [’sol­id] Potsdam
  • Archiv Pots­dam

 

Weit­ere Grup­pen kön­nen sehr gern aufgenom­men werden

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Genug ist Genug – die Brücke bleibt Freiheitssymbol!

Genug ist Genug – die Brücke bleibt europäisches Freiheitssymbol! Keine europäische Festung in Frankfurt, keine Macht der AfD!

Wir stellen uns der AfD am 19. Dezem­ber 2021 ent­ge­gen und treten damit entsch­ieden für Frei­heit, Sol­i­dar­ität und Men­schen­würde ein. Die AfD will an diesem Tag das dritte Mal in sechs Wochen an der Grenzbrücke eine Ver­anstal­tung durch­führen. Die Partei verknüpft eine men­schen­ver­ach­t­ende Migra­tionspoli­tik mit anti­semi­tis­chen Ver­schwörungsmythen in der Coro­n­ade­bat­te und sucht damit Anschluss für ihr aus­gren­zen­des und ras­sis­tis­ches Weltbild.

Am 19. Dezem­ber will die Parteizusam­men mit pol­nis­chen Reak­tionären ver­suchen, die Stadt­brücke zu über­queren und damit dieses Sym­bol für die europäis­che Zusam­me­nar­beit für ihre Poli­tik instru­men­tal­isieren, die europäis­chen Werten wie Frei­heit, Demokratie und Men­schen­recht­en diame­tral ent­ge­gen­ste­ht. Für diese Erzählweise nutzt sie den Kon­flikt an der pol­nisch-belaru­sis­chen Gren­ze und behauptet, dass dort ger­ade Europa vertei­digt wird. Dass jedoch genau mit der Abweisung von Journalist*innen, der Ver­weigerung human­itär­er Hil­fe, der Vernei­n­ung des Rechts auf Asyl europäis­che Werte ver­rat­en und aufgegeben wer­den, stört sie dage­gen nicht. Vielmehr beschwört die AfD nun auch in Frank­furt (Oder) Zustände, die das europäis­che Selb­stver­ständ­nis und Ver­sprechen nicht nur ver­let­zen, son­dern ins Gegen­teil verkehren.

Das kön­nen und wollen wir nicht hin­nehmen! Für uns beste­ht das uni­verselle Recht auf Unversehrtheit, Würde, Glück und Sol­i­dar­ität unab­hängig von der Herkun­ft, Haut­farbe oder Reli­gion der Menschen.

In der Coro­na-Poli­tik leugnet die AfD die Gefahr und ver­bre­it­et stattdessen gemein­sam mit anderen recht­sex­tremen und recht­spop­ulis­tis­chen Kreisen, sowie alter­na­tiv-eso­ter­ischen Milieus anti­semi­tis­che Ver­schwörungsmythen und sozial­dar­win­is­tis­che Posi­tio­nen. Statt gemein­sam und sol­i­darisch die Pan­demie zu bekämpfen, beschwören sie einen kru­den Frei­heits­be­griff, der Frei­heit mit Ego­is­mus ver­wech­selt. Die Covid-19-Pan­demie, die Kli­makrise oder die Migra­tions­be­we­gun­gen seien eine Fort­set­zung ein­er ange­blichen, jüdisch ges­teuerten Ver­schwörung um eine neue Wel­tord­nung zu etablieren.

Dabei set­zten sie sich mit den realen Opfern des Holo­causts gle­ich, und demon­stri­eren nicht um eine Dik­tatur zu ver­hin­dern, son­dern um eine zu erricht­en. Und dies führt zu konkreten Angrif­f­en auf Men­schen: Jüd*innen, Asyl­suchende, Journalist*innen, Deutschtürk*innen, Politiker*innen, Queers oder auch Tankstellenkassierer*innen.

Wir wollen der AfD und ihrer men­schen­ver­ach­t­en­den, ras­sis­tis­chen und anti­semi­tis­chen Poli­tik nicht das Feld über­lassen! Wir schätzen die gesellschaftlichen Fol­gen, der AfD unkom­men­tiert demon­stri­eren zu lassen gefährlich­er ein, als unter Ein­hal­tung der Abstands- und Hygien­eregeln zu ein­er Demon­stra­tion aufzu­rufen. Wir wollen, dass die Frank­furter Stadt­brücke ein Sym­bol der Sol­i­dar­ität und des europäis­chen Zusam­men­halts bleibt.

Deshalb rufen wir alle Demokrat*innen dazu auf, gemein­sam mit uns am 19. Dezem­ber ein klares Zeichen gegen die AfD zu set­zen. Kommt um 12 Uhr auf den Hort­en­vor­platz im Zen­trum!  Zieht euch warme Klei­dung an, vergesst die medi­zinis­che Maske nicht, seid sol­i­darisch, kreativ und wunderbar.

Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder) / No Borderlands

Inforiot