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Antifaschismus Law & Order

NSU-Untersuchungsausschuss: Zusammenfassung der 2. Sitzung

Bei sein­er zweit­en Sitzung am Fre­itag, dem 9. Sep­tem­ber 2016, tagte der NSU-Unter­suchungsauss­chuss im bran­den­bur­gis­chen Land­tag zum ersten Mal öffentlich. Gehört wur­den zwei Sachver­ständi­ge. Die Pro­fes­soren referierten über die Sicher­heit­sar­chitek­tur und die Rechte und Pflicht­en von Sicher­heits­be­hör­den in Bran­den­burg. Im Land gibt es erhe­blichen Nach­holbe­darf, was die demokratis­che Kon­trolle der Geheim­di­en­ste und die klare Gestal­tung ihrer Befug­nisse ange­ht. Zur Prax­is der Ver­fas­sungss­chutzarbeit kon­nten die Sachver­ständi­gen keine Auskun­ft geben. Die Sitzung fand am Jahrestag des ersten tödlichen NSU-Anschlags gegen Enver ?im?ek vom 9. Sep­tem­ber 2000 in Nürn­berg statt.
Vor­trag von Prof. Alleweldt
Zuerst wurde Prof. Dr. Ralf Alleweldt gehört. Der 55-jährige lehrt Ver­fas­sungs- und Euro­parecht an der Fach­hochschule der Polizei in Oranien­burg. Alle seine bezo­gen sich auf die rechtlichen Grund­la­gen, nicht die tat­säch­lich umge­set­zte Praxis.
Auf­gabe des Ver­fas­sungss­chutzes sei es, Infor­ma­tio­nen über sicher­heits­ge­fährdende poli­tis­che Bestre­bun­gen zu sam­meln – dies bein­hal­tet, geht aber auch über strafrechtliche Aktiv­itäten hin­aus. Die Polizei sei für die Strafver­fol­gung und für die Ver­hin­derung von Straftat­en zuständig. Der Ver­fas­sungss­chutz sei also „Samm­ler, kein Jäger“. Zur Frage, ob der Ver­fas­sungss­chutz Infor­ma­tio­nen über bevorste­hende oder began­gene Straftat­en an die Polizei weit­er­leit­en darf oder muss, stün­den im ver­fas­sungsrechtlichen Rah­men zwei Prinzip­i­en in Konkur­renz. Das infor­ma­tionelle Tren­nung­sprinzip hält fest, dass Polizei und Ver­fas­sungss­chutz unter­schiedliche Auf­gaben haben und deshalb getren­nt zu agieren haben. Der Ver­fas­sungss­chutz samm­le frei und mit niedriger Schwelle sen­si­ble Dat­en – die zur Grun­drechtssicherung nicht ohne weit­eres bei der Polizei lan­den dürften. Dage­gen ste­ht das Prinzip der grun­drechtlichen Schutzpflicht­en: Der Staat sei verpflichtet, die kör­per­liche Unversehrtheit und das Leben sein­er Bürg­er zu schützen. „Quel­len­schutz“ für V‑Leute sei ein legit­imes Anliegen, er dürfe aber kein absolutes Gewicht haben. Spätestens wenn es um Leben­sret­tung gehe, habe der Quel­len­schutz zurück zustehen.
Alleweldt schlägt vor, dass die Weit­er­gabe von Infor­ma­tio­nen durch den Ver­fas­sungss­chutz nicht mehr im Ermessen der Behör­den liegen solle – das Ermessen kön­nte „auf Null“ reduziert werden.
Vor­trag von Prof. Wolff
Nach einem kurzen nicht-öffentlichen Teil der Sitzung fol­gte der Vor­trag von Prof. Dr. Hein­rich Amadeus Wolff. Der 51-jährige lehrt öffentlich­es Recht an der Uni­ver­sität Bayreuth. Er war schon in drei anderen NSU-Unter­suchungsauss­chüssen als Sachver­ständi­ger geladen und ver­tritt den BND und den Ver­fas­sungss­chutz, wenn diese von TKÜ-Betrof­fe­nen verk­lagt wer­den. Auch Wolff betonte die Tren­nung der Auf­gaben­bere­iche von Polizei und Ver­fas­sungss­chutz. Bran­den­burg würde in Bezug auf die par­la­men­tarische Kon­trolle des Ver­fas­sungss­chutzes nicht im Bun­de­strend liegen: „Sie hän­gen hier ein biss­chen hin­ter­her“. Der Ver­fas­sungss­chutz in Bran­den­burg sei – in der The­o­rie – so kon­stru­iert, dass er vor allem Infor­ma­tio­nen beschaf­fen solle und weniger oper­a­tive Befug­nisse habe.
Empfehlun­gen Wolffs bein­hal­ten eine Aktu­al­isierung des bran­den­bur­gis­chen Ver­fas­sungss­chutzge­set­zes. Ins­beson­dere stark ein­greifende oper­a­tive Mit­tel – z.B. langfristige Obser­va­tio­nen oder der langfristige Ein­satz von V‑Leuten – müssen klar geregelt wer­den. Laut Wolff müssen die Befug­nisse des par­la­men­tarischen Kon­troll­gremi­ums drin­gend aus­geweit­et werden.
Fragerun­den
Nach ein­er Mit­tagspause stell­ten die Unter­suchungsauss­chuss­mit­glieder, in drei Fragerun­den, Fra­gen an die Sachver­ständi­gen. Vor allem Grü­nen-Abge­ord­nete Ursu­la Non­nemach­er fiel mit vie­len Fra­gen auf ver­suchte dabei offen­bar auszu­loten, wie die rechtlichen Möglichkeit­en für eine Über­tra­gung der Ver­fas­sungss­chutza­uf­gaben an die Polizei wären.
Volk­mar Schöneb­urg (Linke) fragte zu §138 des Strafge­set­zbuch­es und dessen Ver­hält­nis zum Quel­len­schutz. Auf die Frage, ob Anzeigepflicht auch bei Straftat­en, z.B. schw­er­er Raub, gilt antwortete Alleweldt , dass bei einem schw­eren Raub die Grun­drechte von Per­so­n­en stark ange­grif­f­en wären, die Schutzpflicht des Staates also greifen würde und somit eine Anzeigenpflicht bestünde. Wolff wider­sprach – als Behör­den­mi­tar­beit­er sei man verpflichtet, Infor­ma­tio­nen den inter­nen Regelun­gen gemäß weit­erzu­ver­ar­beit­en und weit­erzugeben. Wenn dadurch zum Beispiel ein schw­er­er Raub nicht ver­hin­dert werde, seien die Infor­ma­tion­sweit­er­gabe-Regeln grun­drechtswidrig, nicht aber das Ver­hal­ten des fraglichen Mitarbeiters.
Ursu­la Non­nemach­er (Grüne) fragte nach dem sehr weit­ge­hen­den Polizeige­setz in Bran­den­burg, dass den Ein­satz von V‑Leuten, verdeck­te Ermit­tlun­gen und vieles mehr erlaube. Sie fragt, ob der Ver­fas­sungss­chutz über andere Instru­mente ver­füge. Alleweldt antwortet, dass der Haup­tun­ter­schied in der Auf­gabenkon­tur liege: Die Ein­satzschwelle für den Ver­fas­sungss­chutz sei niedriger als bei der Polizei – die Mit­tel jedoch fast iden­tisch. Non­nemach­er fragte weit­er, ob die Instru­mente des Ver­fas­sungss­chutzes auf den polizeilichen Staatss­chutz über­tra­gen wer­den kön­nten, was der Staatss­chutz bräuchte, um den Ver­fas­sungss­chutz erset­zen zu kön­nen. Alleweldt antwortet, dass der Staatss­chutz die meis­ten dieser Befug­nisse schon habe – aber eben ein anderes Aufgabenprofil.
Non­nemach­er fragte nach §16 des Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzge­set­zes, der bei der Über­mit­tlung von Infor­ma­tio­nen dem Ver­fas­sungss­chutz einen Ermessensspiel­raum zubil­ligt und wie dieser bess­er kon­trol­liert wer­den könne. Laut Alleweldt habe der Geset­zge­ber diesen Ermessensspiel­raum selb­st zuge­bil­ligt. Das Gesetz könne geän­dert wer­den, wenn seit­ens des Geset­zge­bers Änderungs­be­darf beste­ht. Alleweldt geht davon aus, dass der Ver­fas­sungss­chutz ein internes Regel­w­erk zur Ermessen­sausle­gung habe.
Non­nemach­er fragte, ob bei Erken­nt­nis­sen eines V‑Mannes – konkret Piat­to – über Waf­fen und Über­fälle nicht ein öffentlich­es Inter­esse vorgele­gen haben müsste. Für Alleweldt ist das Kri­teri­um der Erhe­blichkeit dabei erfüllt, ein Ermessensspiel­raum den­noch gegeben. Bei Waf­fen könne man unter­stellen, das Leben gefährdet sein kön­nten, was eine Infor­ma­tion­sweit­er­gabe begrün­den könne. Ob solch eine Entschei­dung zwin­gend gewe­sen wäre, könne er nicht beurteilen. Wolff wird konkreter „wenn es so war, wie sie bericht­en, dann hätte eine Über­mit­tlungspflicht bestanden.“
Zu den Sitzungs­the­men ist jüngst auch ein Gutacht­en des par­la­men­tarischen Beratungs­di­en­stes erschienen. Darin wird kri­tisiert, dass Bran­den­burg in Hin­blick auf eine „Mod­ernisierung der geset­zlichen Grund­la­gen des Ver­fas­sungss­chutzes“ und sein­er „par­la­men­tarischen Kon­trolle“ im bun­desweit­en Ver­gle­ich schlecht abschnei­det. https://www.parlamentsdokumentation.brandenburg.de/parladoku/w6/gu/22.pdf
Die näch­ste Sitzung find­et am 14. Okto­ber 2016 statt.

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Dossier „28. Mai 2016 – Polizeigewalt in Luckenwalde“

155 ver­let­zte Fans, Dutzende Trau­ma­tisierte – die Geschehnisse am Ende des jüng­sten Pokal­fi­nales in Luck­en­walde sind bei vie­len Anhängern des SV Babels­berg 03 unvergesslich. Ihr Team erzielte wun­der­schöne Tore und gewann mit 3:1 gegen den FSV 63 Luck­en­walde. Damit zog der Vere­in erst­mals nach fünf Jahren wieder in den DFB-Pokal ein. Doch die Fans erin­nern sich an diesen Tag vor allem, weil behelmte, größ­ten­teils ver­mummte und teil­weise ungekennze­ich­nete Polizis­ten ihre fröh­liche Feier zer­störten. Sie set­zten mas­siv Pfef­fer­spray ein, trat­en und schlu­gen auf Fans ein. Mit der heuti­gen Vor­lage eines umfassenden Dossiers zu diesem „Polizeiein­satz“ fordern Fan­vertreter endlich die Aufk­lärung und Kon­se­quen­zen aus der exzes­siv­en Gewalt der Beamten am 28. Mai 2016.
„Wir warten bis heute auf die umfassende Aufar­beitung der Vorkomm­nisse“, sagt Max Hen­nig, Mit­glied im Fan­beirat des SV Babels­berg 03. „Vor allem die Betrof­fe­nen, die vie­len ver­let­zten und trau­ma­tisierten Null­drei-Fans haben ein Recht darauf, endlich wahrgenom­men zu wer­den“, erk­lärt Hen­nig weit­er. „Sie wollen, dass den falschen Zahlen und Unwahrheit­en über sie, die seit Monat­en von der Polizei und dem Innen­min­is­teri­um ver­bre­it­et wer­den, endlich wider­sprochen wird“, betont Hen­nig. Deshalb habe sich der Fan­beirat, ein aus der Fan­szene gewähltes Gremi­um, entsch­ieden zusam­men mit dem Net­zw­erk zur Unter­stützung repres­sions­be­trof­fen­er Nulldreier*innen (nur03*) ein Dossier zu den Ereignis­sen zu erstellen.
„Da die Behör­den sich seit Monat­en weigern die unver­hält­nis­mäßige Eskala­tion und die exzes­sive Gewalt gegen Babels­berg-Fans aufzuar­beit­en, sind wir aktiv gewor­den“, ergänzt Hannes Ulk von nur03*. Dazu wur­den Fotos sowie Videos gesichtet und mit Augen­zeu­gen gesprochen. „Es hat sehr viel Kraft gekostet, dieses Mate­r­i­al zu ord­nen und in eine nachvol­lziehbare Form zu brin­gen. Viele von uns waren selb­st Betrof­fene. Deshalb ist es uns nicht leicht gefall­en, das Erlebte durch die Geschicht­en der Betrof­fe­nen und Augen­zeu­gen immer wieder neu durchzu­machen. Aber wir woll­ten die Aufar­beitung aus der Per­spek­tive der Betrof­fe­nen ermöglichen und mit diesem Dossier eine umfassende Doku­men­ta­tion zu den Ereignis­sen in Luck­en­walde vor­legen“, erläutert Ulk die Arbeit. Die Ini­tia­tive nur03* beobachtet bei jedem Spiel des SV Babels­berg 03 das Ver­hal­ten und die Maß­nah­men der Polizei.
Die vor­liegende Chronolo­gie der Ereignisse for­muliert auch Forderun­gen an die Polizei, das Innen­min­is­teri­um des Lan­des Bran­den­burg beziehungsweise den Innen­min­is­ter Karl-Heinz Schröter, den Fußball-Lan­desver­band Bran­den­burg (FLB) sowie die Vere­ine SV Babels­berg 03 und FSV 63 Luck­en­walde. „Wir ver­lan­gen, dass die Ereignisse in Luck­en­walde umfassend aufgear­beit­et wer­den und es Kon­se­quen­zen für die Ein­sat­zleitung und die gewalt­täti­gen Polizeibeamten gibt. Darüber hin­aus erwarten wir eine Entschuldigung der Polizei bei den Betrof­fe­nen und die Klarstel­lung der wahrheitswidri­gen Behaup­tun­gen“, so Hen­nig. „Wir fordern eben­so die strik­te Ein­hal­tung der beste­hen­den Kennze­ich­nungspflicht für Polizeibeamte. Reiz­gas darf nicht länger im Sta­dion oder in anderen großen Men­schen­men­gen einge­set­zt wer­den. Zudem muss endlich eine externe Ver­trauensstelle für Beschw­er­den gegen polizeilich­es Han­deln ein­gerichtet wer­den“, ergänzt Ulk.
Das Dossier kann Online hier nachge­le­sen wer­den: http://nur03.de/dossier-luckenwalde
Der Down­load als pdf-Doku­ment ist hier möglich: http://nur03.de/…/09/Polizeigewalt_in_Luckenwalde_Online.pdf
Eine Videozusam­men­schnitt der Polizeige­walt ist hier zu find­en: http://vimeo.com/182357671
Für Anfra­gen wen­den Sie sich bitte an den Fan­beirat Babels­berg unter fanbeirat_babelsberg [ät] arcor [punkt] de oder an das Net­zw­erk zur Unter­stützung repres­sions­be­trof­fen­er Nulldreier*innen (nur03*) unter info [ät] nur03 [punkt] de.

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Sie sprechen mit Tony Schmidt, wie kann ich Ihnen helfen?“ – Potsdamer Neonazi im Callcenter

Tony Schmidt am 25. Oktober 2014 in Brandenburg/Havel
Tony Schmidt am 25. Okto­ber 2014 in Brandenburg/Havel

Seit spätestens 2014 ist Tony Schmidt in der organ­isierten neon­azis­tis­chen Szene im Pots­damer Umland aktiv.
Er ist sowohl den völkischen Neon­azis der Pots­damer Grup­pierung „Licht und Schat­ten“, Nach­folgestruk­tur von „Freie Kräfte Pots­dam“ (FKP) und „Info­por­tal Pots­dam“ bzw. „Junge Nation­aldemokrat­en“ (JN), als auch der neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ zuzurechnen.
Bei­de, z.T. deck­ungs­gle­ichen, Struk­turen eint eine sich eng am Nation­al­sozial­is­mus ori­en­tierte ide­ol­o­gis­che Sicht auf Poli­tik und Gesellschaft. Dabei ver­ste­ht sich ins­beson­dere der „Der III. Weg“ als elitäre Kaderorganisation.
Beru­flich ist Tony Schmidt in einem Call­cen­ter im Pots­damer Stadt­teil Zen­trum-Ost tätig.
Kundge­bun­gen und Demon­stra­tio­nen – ein klas­sis­ches neon­azis­tis­ches Agi­ta­tions- und Betätigungsfeld
Erst­mals für die Öffentlichkeit wahrnehm­bar war Schmidt am 25. Okto­ber 2014 auf ein­er Kundge­bung der organ­isierten Neon­aziszene in Bran­den­burg (Hav­el). [1]
Bere­its einige Tage bevor diese Ver­samm­lung über die Home­page von „Licht und Schat­ten“ bewor­ben wurde, warb Schmidt über seine pri­vate Face­book-Seite für die Ver­anstal­tung. Er war also in die Vor­bere­itun­gen der Aktion einge­bun­den. Zusam­men mit, dem zu diesem Zeit­punkt eben­falls in Werder wohn­haften, Tim Borows­ki reiste Schmidt gemein­sam mit weit­eren Neon­azis, vom Bahn­hof Werder aus kom­mend, mit dem Zug nach Bran­den­burg (Hav­el). Mit dabei waren unter anderem Mar­tin Klahr, Chris­t­ian Helm­st­edt, Olaf Ernst, Daniel Hintze, Lukas Franz und der mit­tler­weile inhaftierte NPD-Kad­er Maik Schnei­der. Neben dem Haup­tor­gan­isator und ‑red­ner Maik Eminger sprachen auch Pierre Dorn­brach, Vor­sitzen­der der bran­den­bur­gis­chen JN, sowie ein Vertreter von „Der III. Weg“ und der Lan­desvor­sitzende der Berlin­er NPD Sebas­t­ian Schmidtke.
Tony Schmidt (ganz rechts im Hintergrund) hebt zum Ende der Kundgebung am 25. Oktober 2014 in Brandenburg/Havel die Faust und fordert zusammen mit den restlichen Teilnehmer_innen einen „Nationalen Sozialismus“. Vorne am Transparent (mit rotem Pullover) der Neonazi und Totschläger Sascha Lücke.
Tony Schmidt (ganz rechts im Hin­ter­grund) hebt zum Ende der Kundge­bung am 25. Okto­ber 2014 in Brandenburg/Havel die Faust und fordert zusam­men mit den restlichen Teilnehmer_innen einen „Nationalen Sozial­is­mus“. Vorne am Trans­par­ent (mit rotem Pullover) der Neon­azi und Totschläger Sascha Lücke.

Die Kundge­bung mit etwa 80 Teilnehmer_innen auf dem Mark­t­platz wurde von der „Gefan­genen­hil­fe“ organ­isiert, angemeldet wurde sie jedoch vom Kreisver­band Hav­el-Nuthe der NPD. Die „Gefan­genen­hil­fe“ gilt als Nach­folgestruk­tur der 2011 ver­bote­nen „Hil­f­sor­gan­i­sa­tion für nationale poli­tis­che Gefan­gene“ (HNG), auch, wenn dies durch die Ver­ant­wortlichen abgestrit­ten wird. Auf­fäl­lig war, dass sich auss­chließlich Pots­damer Neon­azis, auch Tony Schmidt, und ein Vertreter von „Der III. Weg“ mit T‑Shirts der „Gefan­genen­hil­fe“ präsen­tierten – diese waren offen­bar als Hauptorganisator_innen der Ver­anstal­tung aktiv.
Tony Schmidt forderte am Ende der Ver­anstal­tung u.a. mit dem Red­ner Maik Eminger und allen restlichen Versammlungsteilnehmer_innen mit gestreck­ter rechter Faust den „Nationalen Sozialismus“.
Tim Borowski (mit Fackel), Tony Schmidt und Phillipp Hinzmann (beide am Transparent) auf einer rassistischen Demonstration am 6. Dezember 2014 in Wittstock. Schmidt trägt das Transparent der rassistischen Initiative „Ein Licht für Deutschland“
Tim Borows­ki (mit Fack­el), Tony Schmidt und Phillipp Hinz­mann (bei­de am Trans­par­ent) auf ein­er ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion am 6. Dezem­ber 2014 in Witt­stock. Schmidt trägt das Trans­par­ent der ras­sis­tis­chen Ini­tia­tive „Ein Licht für Deutschland“

Am 6. Dezem­ber 2014 war Tony Schmidt dann, zusam­men mit u.a. Tim Borows­ki und Philipp Hinz­mann, in Witt­stock an zu tre­f­fen. Dort ver­anstal­tete die örtliche Neon­aziszene am Abend einen Fack­el­marsch, der sich gegen Geflüchtete und das Recht auf Asyl richtete. [2] Schmidt trug dabei das Trans­par­ent der Ini­tia­tive „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“. Dieser Zusam­men­schluss gilt als über­re­gion­al aus­gerichtetes Pro­jekt von „Licht und Schat­ten“ und anderen neon­azis­tis­chen Akteur_innen unter der Führung von Maik Eminger.
Auf einem Neon­azi­auf­marsch von „Der III. Weg“ am 21. Feb­ru­ar 2015 in Eisen­hüt­ten­stadt, angemeldet und organ­isiert von Maik Eminger, war Tony Schmidt zudem als Ord­ner aktiv. Das zeigt, dass er spätestens ab Feb­ru­ar 2015 nicht nur „Mitläufer“ bzw. Teil­nehmer bei „Der III. Weg“ ist, son­dern aktiv Aktio­nen mit vor­bere­it­et und begleitet.
An der Demon­stra­tion beteiligten sich außer­dem die Neon­azis Olaf Ernst (mit Ludwigsfelde-„Gaufahne“), Tobias Mark­graf (mit Trans­par­ent von „Der III. Weg“), Tim Borows­ki und Philipp Hinz­mann (bei­de mit Fahne von „Der III. Weg“) sowie Gabor Grett (mit „Gau­fahne“).
Auch am 1. August 2015 beteiligte sich Tony Schmidt in Zossen und Dams­dorf an kleineren Kundge­bun­gen, die von „Der III. Weg“ organ­isiert wur­den und sich gegen lokale Bau­vorhaben für Geflüchtete­nun­terkün­fte richteten. [3] Zu den ras­sis­tis­chen Het­zver­anstal­tun­gen kamen auch hier neben Tony Schmidt der Neon­azikad­er Maik Eminger, Gabor Grett, Maik Schnei­der, Mar­tin Klahr sowie der Recht­sRock­er Patrick Danz.
Tony Schmidt mit Schild von „Der III. Weg“ am 17. Januar 2016 auf einem Neonazi-Aufmarsch in Genthin
Tony Schmidt mit Schild von „Der III. Weg“ am 17. Jan­u­ar 2016 auf einem Neon­azi-Auf­marsch in Genthin

Am 17. Jan­u­ar 2016 nahm Schmidt an einem Neon­azi­auf­marsch in Gen­thin teil. Er und Tim Borows­ki, Philipp Hinz­mann, Patrick Danz und Mar­tin Klahr sowie weit­ere Kad­er von „Der III. Weg“ dominierten mit ihrer Infra­struk­tur und ihren Beiträ­gen die Demon­stra­tion. [4] Auch der Neon­azi Graziani, der sich zulet­zt mit dem Ver­such der Wieder­bele­bung des gescheit­erten ras­sis­tis­chen Demon­stra­tionspro­jekt „Pogi­da“ ver­suchte, war in Gen­thin vor Ort und trat als Red­ner auf. In Pots­dam nan­nte er sich zulet­zt Eric Graziani Grün­wald – Anfang des Jahres jedoch Sebas­tiano Graziani. [5]
Tony Schmidt (r.), als Ordner für den Schutz des Lautsprecherwagens zuständig, auf einer rassistischen Demonstration am 3. September 2016 in Frankfurt/Oder. Am Mikrofon Pascal Stolle, Kader von „Der III. Weg“
Tony Schmidt (r.), als Ord­ner für den Schutz des Laut­sprecher­wa­gens zuständig, auf ein­er ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion am 3. Sep­tem­ber 2016 in Frankfurt/Oder. Am Mikro­fon Pas­cal Stolle, Kad­er von „Der III. Weg“

Neben weit­eren Kundge­bun­gen und Demon­stra­tio­nen beteiligte sich Schmidt zulet­zt am 3. Sep­tem­ber 2016 an ein­er neon­azis­tis­chen Demon­stra­tion in Frankfurt/Oder. Offiziell von der ras­sis­tis­chen Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ ini­ti­iert, wurde die Ver­samm­lung jedoch tat­säch­lich durch die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ organ­isiert. Neon­azis der Partei waren dabei maßge­blich am Ablauf beteiligt. Der Front­block wurde durch Anhänger_innen von „Der III. Weg“ gebildet, die einzi­gen Redner_innen waren eben­so Neon­azis der Partei. Tony Schmidt war als Ord­ner für den Schutz des Laut­sprecher­wa­gens ver­ant­wortlich. [6]
Aktion­is­mus für „Der III. Weg“
Für „Der III. Weg“ ist Tony Schmidt eben­falls abseits von Ver­samm­lun­gen aktiv. Er nimmt an geschlosse­nen Ver­anstal­tun­gen der Partei teil und beteiligt sich an Flug­blatt-Verteilak­tio­nen. Anfang März 2016 verteilte er und weit­ere Neon­azis von „Der III. Weg“ ras­sis­tis­che Flug­blät­ter in Werder (Hav­el). Mit diesen richt­en sie sich gegen eine geplante Unterkun­ft für Geflüchtete in der Stadt. Im dazuge­höri­gen Bericht auf ihrer Web­site beweisen sie eine ekla­tante Bil­dungsre­sistenz und äußern sich unver­hohlen ras­sis­tisch, wenn sie von „volks- und art­frem­den“ Men­schen sprechen – Tony Schmidt teilt dieses Weltbild.
Auch an inter­nen (Bildungs-)Veranstaltungen von „Der III. Weg“ beteiligt sich Schmidt regelmäßig. Beispiel­sweise war er und weit­ere Pots­damer Neon­azis, u.a. Tim Borows­ki, Teil­nehmer an der inter­nen Grün­dungsver­anstal­tung des „Gebi­etsver­band ‚Mitte’“ am 9. Jan­u­ar 2016 in Berlin. Dieser soll als organ­isatorische Dachstruk­tur für die „Stützpunk­te“ der Partei in den Bun­deslän­dern Bran­den­burg, Berlin, Sach­sen, Sach­sen-Anhalt, und Thürin­gen dienen.
Feste Ver­ankerung in der neon­azis­tis­chen Szene – auch privat
Tony Schmidt ist nicht nur auf Kundge­bung und Demon­stra­tio­nen der extremen Recht­en aktiv.
Auch im All­t­ag lebt er seine neon­azis­tis­che Gedanken­welt aus. Er trägt T‑Shirts mit ras­sis­tis­chen und neon­azis­tis­chen Inhal­ten, er ent­fer­nt Aufk­le­ber mit anti­ras­sis­tis­chen und antifaschis­tis­chen Slo­gans und ist in einem stramm neon­azis­tis­chen Szenekreis verankert.
Er ist befre­un­det mit langjährig aktiv­en Neon­azis aus Pots­dam und Umge­bung. Dazu zählen u.a. Gabor Grett, Chris­t­ian Helm­st­edt, Mar­tin Klahr, Chris­t­ian Bushardt, Olaf Ernst und Tim Borows­ki. Außer­dem unter­hält er Kon­tak­te zum Neon­azi Andre Hart­mann, der noch immer für den Fußbal­lvere­in „For­tu­na Babels­berg“ tätig ist. Eben­falls im sportlichen Bere­ich befre­un­det ist Schmidt mit dem Neon­azi Lukas Franz, der für „SG Töplitz 1922 e.V“ Fußball spielte. [8]
Tony Schmidt in der Freizeit
Tony Schmidt in der Freizeit

Sportlich­es Inter­esse hegt Tony Schmidt für Paint­ball und die, zum Teil, neon­azis­tis­chen Hooli­gans des BFC Dynamo, Loko­mo­tive Leipzig sowie Lazio Rom. Darüber hin­aus beken­nt er sich offen zu ras­sis­tis­chen und neon­azis­tis­chen Ini­tia­tiv­en wie „Werder wach auf“ oder „Asyl­hütte in Pots­dam? Nein Danke“. Ver­triebe neon­azis­tis­ch­er Klei­dung, „Thor­shop“ oder „Ans­gar Aryan“, und Recht­sRock, „PC-Records“, gehören eben­so zu Schmidts Inter­esse wie natür­lich seine Partei „Der III. Weg“. Die Aus­prä­gun­gen seines Welt­bildes fasst er selb­st mit einem „Like“ bei „N.S. Jet­zt“ tre­f­fend zusammen.
Tony Schmidt ist ein aktiv­er Neon­azi, der ras­sis­tis­che und völkische Ide­olo­gien nicht nur im Pri­vat­en teilt, son­dern auch auf die Straße trägt. Er ist Teil ein­er Partei, die bewusst faschis­tis­che Sym­bo­l­ik ver­wen­det und eine offen­sichtliche inhaltliche Nähe zur NSDAP sucht. Der Leit­er des „Stützpunk“ von „Der III. Weg“ Maik Eminger, dem Schmidt fol­gt, ist dem Unter­stützer_in­nen-Net­zw­erk des NSU zuzurechnen.
Es stellt sich nun die Frage, ob und wie Tony Schmidt die Wider­sprüche, die sich mit seinem Welt­bild zwangsläu­fig auf­tun, im All­t­ag auflöst. Legt er im Call­cen­ter auf, wenn, in seinen Augen, nicht-Deutsche anrufen? Wie geht er mit, in seinen Augen, nicht-Deutschen Kolleg_innen um? Welchen Zugang zu Dat­en hat er und wie sind Men­schen, die den Call­cen­ter-Ser­vice nutzen und nicht in das men­schen­ver­ach­t­ende Welt­bild Schmidts passen, davor geschützt, dass dieser per­sön­liche Infor­ma­tio­nen ausspäht?
So oder so, ist die Fir­ma, in der er angestellt ist, gut damit berat­en den Neon­azi und Ras­sis­ten Tony Schmidt vor die Tür zu set­zen – auf dass er in Zukun­ft nur noch mit seinen Neonazifreund_innen telefoniert.
 
[1] https://inforiot.de/80-neonazis-jammern-in-brandenburghavel/ und http://apap.blogsport.eu/2015/01/chronik-neonazistischer-und-menschenverachtender-aktivitaeten-in-potsdam-und-umgebung-2014/ und http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/10/26/rechtsextreme-gefangenenhilfe-demonstriert-in-brandenburg-an-der-havel_17355
[2] https://presseservicern.wordpress.com/2014/12/07/wittstockdosse-gespenstischer-fackelmarsch-gegen-asylsuchende-polizei-verhindert-blockaden-proteste-nur-am-rande/
[3] https://presseservicern.wordpress.com/2015/08/01/zossendamsdorf-proteste-gegen-kundgebungstour-des-iii-weges/
[4] https://presseservicern.wordpress.com/2016/01/18/genthin-buergerbuendnis-und-iii-weg-hetzen-gemeinsam-gegen-auslaender/
[5] https://inforiot.de/kein-pogida-comeback/
[6] https://inforiot.de/633429–2/
[7] http://arpu.blogsport.eu/2015/10/13/verstrickungen-ins-neonazistische-milieu-fortuna-babelsberg-bewegt-sich-nicht/ und http://arpu.blogsport.eu/2015/02/25/lukas-franz-organisierter-neonazi-in-der-sportgemeinschaft-toeplitz-1922-e‑v/
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Frankfurt/Oder: 300 Menschen protestierten gegen einen Aufmarsch des Dritten Wegs

Infori­ot – In Frank­furt (Oder) wollte die neon­azis­tis­che Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ durch die Oder­stadt marschieren um erneut gegen Geflüchtete zu demon­stri­eren. Als deutsch-pol­nis­ch­er Aufzug angekündigt, soll­ten sich wie zum let­zten Neon­azi­auf­marsch am 20. Feb­ru­ar diesen Jahres, wieder pol­nis­che Nationalist_innen an der Demon­stra­tion unter dem Mot­to „Gemein­sam sind wir stark“ beteili­gen. Das antifaschis­tis­che Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ und örtliche Antifaschist_innen set­zen sich denen in den Weg.
Antifaschis­tis­che Street­pa­rade und bürg­er­liche Protestkundgebung

Die Antifaschist_nnen forderten: Kein Hufbreit den Rassist_innen.
Die Antifaschist_nnen forderten: Kein Huf­bre­it den Rassist_innen.

Schon bevor der Neon­azi­auf­marsch ab 15 Uhr an der Stadt­brücke begin­nen sollte, ver­sam­melten sich Antifaschist_innen in der Nähe des Haupt­bahn­hofs, um mit ein­er Street­pa­rade in Rich­tung Gren­ze gegen Ras­sis­mus zu demon­stri­eren. Kurz nach 13 Uhr starteten etwa 150 zumeist junge Men­schen eine bunte und laute Demon­stra­tion quer durch das Stadtzen­trum. Unter­malt von wum­mern­den Bässen zeigten sie deut­lich, dass in Frank­furt und ander­swo kein Platz für Neon­azis und Ras­sis­mus, egal auf welch­er Seite der Oder, ist. In den Reden wurde deut­lich gemacht, dass nicht nur die Neon­azis eine Bedro­hung darstellen, son­dern auch die Stadt und der Staat an den ras­sis­tis­chen Zustän­den eine Mitver­ant­wor­tung tra­gen. In der Slu­bicer Strasse wurde die antifaschis­tis­che Street­pa­rade bere­its von der Kun­dege­bung des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ erwartet, an denen sich eben­falls 150 Men­schen beteiligten. Auf der Kundge­bung sprachen u.a. der Ober­bürg­er­meis­ter Mar­tin Wilke, sowie der Präsi­dent der Europa-Uni­ver­sität Viad­ri­na, Prof. Dr. Alexan­der Wöll. Sie sprachen sich gegen Ras­sis­mus und für ein weltof­fenes Frank­furt aus.
Gren­züber­grefende Mobil­isierung gefloppt — Wenig Unter­stützung aus Polen
Nur ca. 100m weit­er, direkt an der Stadt­brücke, ver­sam­melten sich der­weil etwa 100 Neon­azis. Zwis­chen Schwarz-Weiß-Roten, Schwarz-Rot-Gel­ben- und Fan­tasie-Fah­nen ver­sam­melten sich eine Coleur aus unter­schiedlichen Strö­mungen von Rassist_innen, die seit mehr als einem Jahr auf jed­er asyl-feindlichen Demon­stra­tion in Deutsch­land zu find­en sind. Neben den Anhängern von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, beteiligte sich die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ und dies­mal auch die Iden­titäre Bewe­gung an dem Auf­marsch. Aus Berlin waren Rassist_innen von Bärgi­da angereist, u.a. der NPDler Stephan Böh­lke, und sog­ar aus dem säch­sis­chen Chem­nitz sind soge­nan­nte „Freie Patri­oten“ dem Aufruf nach Frank­furt gefol­gt. Aus Polen kamen indes nur eine über­schaubare Gruppe. Etwa fünf Nationalist_innen unter­stützten den gemein­samen Ras­sis­mus. Darunter auch Syl­wia Janu­cik, die Anmelderin der flüchtlings­feindlichen Demon­stra­tion am 7. Mai in der Frank­furter Nach­barstadt Slubice.

Einziger Red­ner am Auf­tak­tort war Pas­cal Stolle vom „Der III. Weg“, die im Habi­tus sein­er Partei vor ein­er Inva­sion von Geflüchteten warnte und zum Kampf und Wider­stand dage­gen aufrief. Mit sein­er War­nung vor der zunehmenden Ein­brüchen in Frank­furt (Oder) und krim­inellen Ban­den aus Osteu­ropa stieß er bei den weni­gen pol­nis­chen Teilnehmer_innen nicht auf offene Ohren.
Het­ze in Dauerschleife
Ob sie wirklich so willkommen waren? Polnische TeilnehmerInnen des Neonaziaufmarschs.
Ob sie wirk­lich so willkom­men waren? Pol­nis­che Teil­nehmerIn­nen des Neonaziaufmarschs.

Generell fiel auf, dass „Der III. Weg“ ein­mal mehr die Durch­führung eines Auf­marsches in Frank­furt (Oder) organ­isierte. Die Anmelderin war dies­mal nicht Peer Koss, Kopf von „Frank­furt (Oder) wehrt sich“, son­dern Ani­ka Wet­zel vom „Der III. Weg“. Auch die einzi­gen Red­ner waren von der Partei. Als die Demon­stra­tion sich auf­stellte bilde­ten die Anhänger des „Der III. Weg“ den ersten Block und dominierten somit die Außen­darstel­lung des Aufzugs. Mit etwas Verzögerung auf­grund von Block­ade­v­er­suchen, zogen die Neon­azis über die Rosa-Lux­em­burg-Straße und Franz-Mehring-Straße ohne Zwis­chenkundge­bun­gen und weit­eren Rede­beiträ­gen zum Haupt­bahn­hof. Dabei brüllte Pas­cal Stolle die immer gle­ichen Parolen und forderte neben krim­inellen Aus­län­dern, auch Poli­tik­er aus Deutsch­land raus. In unmit­tel­bar­er Nähe des Bahn­hofs hiel­ten Stolle und ein weit­er­er Red­ner des „Der III. Weg“ die Abschlussre­den, bevor die Demon­stra­tion aufgelöst wurde.
Zu Zwis­chen­fällen kam es kaum. Die Polizei war, wie bei den ver­gan­genen Aufmärschen, auf die Sit­u­a­tion vor­bere­it­et und kon­nte bei­de Lager weiträu­mig tren­nen. Kleinere Block­ade­v­er­suche wur­den dabei jedoch auch gewalt­sam unterbunden.
Bilder: hier und hier.
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Kundgebung ein Erfolg – Protestierenden wurde Essensausgabe durch Heimbetreiber verweigert

Am 02.09.2016 ver­sam­melten sich etwa 60 Flüchtlinge und Unterstützer_innen zur Kundge­bung „Für Men­schen­würde. Gegen ras­sis­tis­che Gewalt.“ am Bahn­hof in Vetschau. Einige Flüchtlinge berichteten dort öffentlich von ras­sis­tisch motivierten Angrif­f­en auf sie in der Stadt. Ras­sis­tis­che Belei­di­gun­gen bspw. auf dem Weg zum Deutschkurs oder zum Einkaufen in Vetschau wur­den als alltäglich beschrieben. Zudem wurde wieder­holt die Lebenssi­t­u­a­tion im Heim durch die Flüchtlinge als nicht men­schen­würdig kri­tisiert. Während der Kundge­bung sam­melte sich am Rand eine Gruppe von Recht­en, und ver­suchte durch Zwis­chen­rufe zu provozieren. Ihre Anwe­sen­heit machte noch ein­mal deut­lich, welchen ras­sis­tis­chen Anfein­dun­gen die Flüchtlinge in Vetschau in ihrem All­t­ag aus­ge­set­zt sind.
Die Flüchtlinge berichteten weit­er­hin, dass vor dem Besuch der Presse und ein­er erneuten Unter­suchung der Umstände im Heim – nach fast neun­monatigem Betrieb des Heims – nun Verbesserun­gen durch den Betreiber ver­an­lasst wur­den. Dieser ver­fügte allerd­ings, dass im Anschluss an die Kundge­bung keine Besucher_innen mehr die Unterkun­ft betreten durften. Eine Inau­gen­schein­nahme der Sit­u­a­tion vor Ort war daher nicht mehr möglich. Die Flüchtlinge berichteten noch am Abend davon, dass den­jeni­gen, die an der Kundge­bung teilgenom­men hat­ten, die Aus­gabe des Aben­dessens ver­weigert wurde, obwohl sie zur reg­ulären Essen­saus­gabezeit vor Ort waren. Dies zeigt, welch­er Willkür die Flüchtlinge in der Vetschauer Notun­terkun­ft aus­ge­set­zt sind. Das grundge­set­zlich geschützte Recht auf freie Mei­n­ungsäußerung und Ver­samm­lungs­frei­heit gilt selb­stver­ständlich auch für Asyl­suchende, und darf durch den Betreiber nicht sank­tion­iert wer­den. Die Flüchtlinge äußerten noch am Abend, dass sie ihren Protest gegen die Sit­u­a­tion in Vetschau weit­er­führen werden.
Pots­dam, 03. Sep­tem­ber 2016

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Law & Order

Grenzen einreißen, statt sie zu errichten!

Am kom­menden Sam­stag, den 03. Sep­tem­ber, wollen Rassist*innen wieder ein­mal durch Frank­furt marschieren. Wir stellen uns dem entgegen!
“Antifaschis­tisch, laut und entschlossen mit Kreativ­ität, Ein­fall­sre­ich­tum und Tanz wer­den wir klarstellen, für was für eine Gesellschaft wir ste­hen.”, so eine Sprecherin der Street­pa­rade. Wir
wollen, dass Men­schen Schutz suchen kön­nen, ohne im gle­ichen Atemzug entrechtet und stig­ma­tisiert zu wer­den. Wir ste­hen für Mit­ge­fühl, Sol­i­dar­ität und das Recht, den eige­nen Lebensen­twurf selb­st wählen zu kön­nen, statt für Hass und Abschot­tung. “Wir wollen Gren­zen ein­reißen, statt sie zu erricht­en.”, so die Sprecherin weit­er. Die Rassist*innen ste­hen ein­er Gesellschaft, die sich so ver­ste­ht ent­ge­gen — deswe­gen muss ihnen wider­sprochen und Ein­halt geboten werden.
All jene, die sich diesen Gedanken ver­bun­den fühlen, bit­ten wir, sich an unsere Street­pa­rade und anschließen an der Kundge­bung des Bünd­niss­es “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” zu beteiligen.
Start­punkt Street­pa­rade: 13:00 Uhr Bahnhofstr./Spieckerstr. Frank­furt (Oder)
Zugtr­e­ff­punkt in Berlin: 11:45 Alexan­der­platz Gleis 1 — Fahrtzeit ca. 1h Stunde
Außer­dem: Kundge­bung des Bünd­niss­es ?Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” ab 14:00 Uhr an der Slu­bicer Str./Grenzbrücke

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(Anti)militarismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Kein Frieden mit dem Kapitalismus! OSZE? Och Nee!

KRIEG IM SCHAFSPELZ
Pressemit­telung des linken Bünd­nis Pots­dam zur heuti­gen antikap­i­tal­is­tis­chen Demonstration
Über 250 Men­schen ver­sam­melten sich heute in Pots­dam, um gegen das OSZE-Tre­f­fen am morgi­gen 1. Sep­tem­ber zum demon­stri­eren. In ver­lese­nen Rede­beiträ­gen wurde auf den Zusam­men­hang zwis­chen kap­i­tal­is­tis­ch­er Ver­w­er­tungslogik und den aktuellen Kriegen ver­wiesen, auch wurde zu eini­gen Mit­gliedsstaat­en über Waf­fen­ex­porte und herrschende autokratis­che Regime informiert.
Laut­stark lief die Demo in die Nähe des Tagung­sortes, an dem sich mor­gen die Außenminister_innen zu informellen Gesprächen inklu­sive aus­gedehn­tem Freizei­tange­bot tre­f­fen wer­den und wurde dabei von einem unver­hält­nis­mäßig großen Polizeiaufge­bot begleit­et. Inter­esse an unser­er Demon­stra­tion zeigten vor Ort außer­dem Mitarbeiter_innen von Ver­fas­sungs- und Staatss­chutz. Offen­bar soll das ganze Tre­f­fen der OSZE ohne Zwis­chen­fälle oder Kri­tik ablaufen.
Aluhutträger_innen, Pogi­das und andere unan­genehme Gestal­ten zeigten sich auch am Rande, wur­den aber von Demon­stri­eren­den auf Abstand gehalten.
Anna Drey­fuß vom linken Bünd­nis war mit der Demon­stra­tion zufrieden: „Mit dem Mot­to: Kein Frieden mit dem Kap­i­tal­is­mus! haben wir zumin­d­est den Potsdamer_innen eine Kri­tik an herrschen­den Ver­hält­nis­sen und der schein­heili­gen Frieden­srhethorik näher gebracht. Jet­zt wollen wir auch mor­gen noch den Mit­gliedern der OSZE mit vielfälti­gen Aktio­nen zeigen, dass wir ihre Poli­tik der Aus­beu­tung, der Kap­i­tal­in­ter­essen und der Waf­fen­liefer­un­gen in aller Her­ren Län­der scheiße find­en. Es bleibt, darauf hinzuweisen, dass das OSZE-Tre­f­fen in Pots­dam nur die Kennlern­fahrt der Außenminister_innen wird. Am 8. und 9. Dezem­ber trifft sich die gesam­melte G‑20-und-OSZE — Bar­gage in Hamburg…“
Pots­dam, 31.08.2016
 
DER AUFRUF
OSZE
Am 1. Sep­tem­ber 2016, dem in Erin­nerung an den Über­fall der deutschen Wehrma­cht auf Polen 1939 zum inter­na­tionalen Antikriegstag ernan­nten Datum, tre­f­fen sich in Pots­dam die Außen­min­is­ter der OSZE (Organ­i­sa­tion für Sicher­heit und Zusam­me­nar­beit in Europa) um „neue Impulse für eine Friedenssicherung in Europa [zu] setzen.“
Den Frieden in Europa und über­haupt sich­ern, das klingt doch erst­mal gut, warum also Kri­tik daran üben? Ein erster Blick auf die Zusam­menset­zung der OSZE dürfte eigentlich schon reichen. Die drei größten Rüs­tung­sex­por­teure der Welt, die USA, Rus­s­land und Deutsch­land sind Mit­glieder in der OSZE. Län­der, die direkt von kriegerischen Auseinan­der­set­zun­gen prof­i­tieren, daneben Län­der wie die Türkei, die seit Jahren einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung führt. Außer­dem dabei, die Dik­tatur Weißrus­s­land und als Part­ner­land Ägypten, das erst vor kurz­er Zeit einen bluti­gen Mil­itär­putsch hin­ter sich gebracht hat und in dem Men­schen gefoltert werden.
Doch für uns ste­ht eine wesentlichere Frage am Anfang der Kri­tik. Warum gibt es in der Welt Kriege? Nach der Auf­gaben­stel­lung der OSZE liegen die Ursachen für kriegerische Auseinan­der­set­zun­gen vor allem in Kor­rup­tion, Geld­wäsche, Finanzierung des Ter­ror­is­mus, organ­isiert­er Krim­i­nal­ität, sowie Inter­netkrim­i­nal­ität, eth­nis­chen Span­nun­gen und unfreien Wahlen.
Für uns sind es knall­harte Inter­es­sen­ge­gen­sätze. Die inter­na­tionalen Beziehun­gen der Län­der sind geprägt von Konkur­renz: dem Kampf um Ein­flussge­bi­ete, Rohstoffe, Absatz- und Finanzmärk­ten, Han­del­srouten, Mil­itärstützpunk­te, Zugang zu bil­li­gen Arbeit­skräften usw. Danach richtet sich die Außen­poli­tik der Natio­nen, danach wer­den Bünd­nisse geschmiedet und dies sind in let­zter Kon­se­quenz die Gründe, die entschei­den über Krieg und Frieden.
Daher richtet sich unsere Kri­tik auch gegen eine Außen­poli­tik der kap­i­tal­is­tis­chen Ver­w­er­tung und Konkur­renz. Die Gründe für Kon­flik­te liegen nicht in der satanis­chen Boshaftigkeit einzel­ner Herrschen­der. Z.B. sind die Kriege im Nahen Osten immer wieder befeuert durch die Inter­es­sen­ge­gen­sätze von Sau­di Ara­bi­en, der Türkei, den USA und dem Iran. Diese Region ist nicht zu ret­ten durch freie Wahlen oder eine freie Presse, solange Grup­pen mit Kalaschnikow und Panz­ern dort Poli­tik im Inter­esse der regionalen und inter­na­tionalen Mächte machen. Es geht den OSZE-Mit­gliedern eben nicht um Men­schen­rechte und Frieden. Ehe­ma­lige Kolo­nial­län­der, wie Frankre­ich und Großbri­tan­nien haben unzäh­lige Kriege ohne Rück­sicht auf Men­schen­leben geführt. Deutsch­land hat Krieg in Jugoslaw­ien geführt, anschließend ein kor­ruptes Regime im Koso­vo mit aufge­baut, in Afghanistan eine Regierung trotz Wahlbe­trug unter­stützt und die USA führen weltweit als stärk­ste Mil­itär­ma­cht Kriege, auch mit dem Wohlwollen ihrer Verbündeten.
Noch immer ster­ben unzäh­lige Men­schen jedes Jahr wegen Flucht und Vertrei­bung und sind zur Migra­tion gezwun­gen, weil die Lebens­be­din­gun­gen in ihren Län­dern auf­grund von Kriegen, Ver­fol­gung, kor­rupter Regime oder fehlen­der Grund­ver­sorgung sowie Hunger ihnen keine lebenswerte Exis­tenz ermöglicht. Weit­ere Beispiele sparen wir uns an dieser Stelle. Die Kon­se­quenz für uns ist die Erken­nt­nis, dass die Struk­tur des Kap­i­tal­is­mus unabläs­sig Kriege befördert, bed­ingt, ja ger­adezu her­aus­fordert. Eine Organ­i­sa­tion wie die OSZE wird daran nichts ändern!
Nur eine Über­win­dung des Sys­tems Kap­i­tal­is­mus und der Nation kann einen dauer­haften Frieden zwis­chen den Men­schen sich­ern, erst eine weltweite Ver­ständi­gung der Men­schen über gemein­same Inter­essen und gerechte und aus­beu­tungs­freie Pro­duk­tion und Verteilung des gesellschaftlichen Reich­tums kann diesen garantieren!
Kommt zur anti­na­tionalen und antikap­i­tal­is­tis­chen Vor­abend­de­mo am 31.8.2016 um 18.00 Uhr auf dem Luisenplatz!
Krieg dem Kriege!

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Für Menschenwürde. Gegen rassistische Gewalt.

Einige Bewohner_innen aus dem Flüchtlingslager in Vetschau sind ver­gan­gene Woche mit einem Brief an die Öffentlichkeit gegan­gen. Darin beschreiben sie ein Kli­ma in Vetschau, was von All­t­agsras­sis­mus geprägt ist. Flüchtlinge sind ohne ersichtlichen Grund aus dem Super­markt gewor­fen wor­den. Ras­sis­tis­che Belei­di­gun­gen im Ort sind alltäglich. Außer­dem kam es bere­its zu min­destens vier ras­sis­tis­chen Angrif­f­en. Vetschau ist für viele zu einem Angstraum geworden.
Der ehe­ma­lige Gara­genkom­plex am Rand der Stadt wird aktuell von 160 Men­schen bewohnt. Ursprünglich als Notun­terkun­ft ein­gerichtet, dient dieses Lager inzwis­chen zur dauer­haften Unter­bringung von Geflüchteten. Die Flüchtlinge haben in ihrem Brief auf die san­itären und medi­zinis­chen Missstände aufmerk­sam gemacht. Der Land­kreis und der Betreiber haben jedoch bish­er alle Forderun­gen abgewiegelt und bis auf min­i­male Verbesserun­gen nichts unter­nom­men. Für die Flüchtlinge ist klar, dass es so in Vetschau nicht mehr weit­erge­hen kann. Sie wollen in andere Unterkün­fte umverteilt werden.
Zusam­men mit den Geflüchteten und sol­i­darischen Unterstützer_innen rufen die Opfer­per­spek­tive und Flucht und Migra­tion Cot­tbus zu ein­er Kundge­bung am Bahn­hof Vetschau auf. Die Flüchtlinge wollen öffentlich über ihr Leben in Vetschau sprechen. Lasst uns die Ver­ant­wortlichen in die Pflicht nehmen!
Für Menschenwürde.
Gegen ras­sis­tis­che Gewalt.
Kundge­bung in Vetschau [OSL]
Ort: Bahnhof
Fre­itag, 02.09.2016, Beginn 18h (pünk­tlich!)

Vetschau, 30.08.2016

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Rathenow: Auseinandersetzung bei rechter Demo

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Am Rande ein­er Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ ist es am Dien­stagabend zu ein­er Kon­fronta­tion gekom­men. Zwei mut­maßliche Sym­pa­thisan­ten der recht­en Vere­ini­gung hat­ten zunächst den Begleit­er eines Fotografen angepö­belt und sich dann anschließend mit ihm eine hand­feste Auseinan­der­set­zung geliefert. Dabei schlug und trat ein­er der bei­den Angreifer auf den Mann ein. Beamte der Bere­itschaft­spolizei been­de­ten die Kon­fronta­tion und nah­men daraufhin Anzeigen auf. 

Der Begleit­er des Fotografen ist seit Novem­ber 2015 bei nahezu jed­er Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ im Ein­satz, um den aus­gewiese­nen Pres­sev­ertreter vor Angrif­f­en von Bündlern oder deren Sympathisant_innen zu schützen.
Vor dem Über­griff hat­te sich das rechte „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ wieder auf dem Märkischen Platz ver­sam­melt und dort durch sub­jek­tiv gefärbte Rede­beiträge sein­er Sprech­er State­ments zur Kommunal‑, Bun­des- und Welt­poli­tik abgegeben. Wie auch bei ver­gan­genen Ver­anstal­tun­gen, waren die Reden haupt­säch­lich wieder von per­sön­lichen Anfein­dun­gen gegen namentlich benan­nte Poli­tik­er und Pres­sev­ertreter geprägt. Ein Red­ner sprach sich zu dem gegen Gen­der-Main­stream­ing und Homo­sex­u­al­ität aus. Lau­thals wurde vom ca 30-köp­fi­gen Pub­likum die AfD bejubelt.
Anschließend formierte sich das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ zum „Abendspazier­gang“. Kurz nach dessen Beginn kam es in der Berlin­er Straße zum Angriff auf den Begleit­er des Fotografen.
Fotos: hier
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Erneuter Schulterschluss polnischer und deutscher Rassist*Innen am 03. September?

Für den 3. Sep­tem­ber kündi­gen die Rassist*Innen um die Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ eine „län­derüber­greifende“ „Demon­stra­tion an. Nach­dem am 20. Feb­ru­ar diesen Jahres etwa ein Dutzend pol­nis­ch­er Nationalist*Innen an der let­zten asylfeindlichen Demon­stra­tion in Frank­furt (Oder) teil­nah­men, gab es am 7. Mai auch im benach­barten Slu­bice eine von der Face­book­gruppe „Nar­o­dowe Slu­bice“ (Nationales Slu­bice) ini­ti­ierte Demon­stra­tion mit knapp 200 Teil­nehmenden. Dieser blieben jedoch die Frank­furter Neon­azis fern. Ob es am 3. Sep­tem­ber wie angekündigt tat­säch­lich zu einem erneuten Schul­ter­schluss von Rassist*Innen bei­der Seit­en der Oder kommt, scheint unklar. Der­weil kam es in den let­zten Monat­en erneut zu ras­sis­tis­chen Über­grif­f­en in Frank­furt (Oder). Für die Beteili­gung an einem bru­tal­en Über­griff im März ver­gan­genen Jahres muss der Frank­furter Neon­azi Andy Köbke nun wohl hin­ter Gittern.
Unver­hoffte Unter­stützung für Frank­furter Neonazis
Am 20. Feb­ru­ar organ­isierten Neon­azis um die Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ bere­its zum siebten Mal eine Ver­samm­lung in der Gren­zs­tadt. Knapp 120Per­so­n­en nah­men an dem Aufzug teil. Einem pol­nis­chen Aufruf zu der Demon­stra­tion fol­gten 13 Per­so­n­en aus dem benach­barten Slu­bice. Darunter vornehm­lich Unter­stützer des lokalen Fußbal­lvere­ins Polo­nia Slu­bice, als auch der Ini­tia­tor der Face­book­seite „Nar­o­dowe Slu­bice”, Michai? Czer­win­s­ki. Trotz offen­sichtlichen Wider­sprüchen zwis­chen pol­nis­chen Ultranationalist*innen und deutschen Neon­azis war der gemein­same Ras­sis­mus Grund genug, die Dif­feren­zen zumin­d­est vorüberge­hend zu über­winden. Für regionale NPD-Größen wie Manuela Kokott oder Klaus Beier war es dieses Mal jedoch offen­sichtlich ein Anlass, der Ver­samm­lung fernzubleiben. Die Partei der „III. Weg“ lief zwar mit, erwäh­nte jedoch in ihrem Bericht mit keinem Wort die pol­nis­che Beteiligung.
Aus­führlichere Infor­ma­tio­nen zu der Demon­stra­tion am 20. Feb­ru­ar kön­nen unserem Artikel „Alte Feind­schaften, neue Allianzen und schär­fere Töne – Zu den aktuell­sten Entwick­lun­gen der ras­sis­tis­chen Mobil­isierung in Frank­furt (Oder)“ klick­en vom 4. März 2016 ent­nom­men werden.
Fehlende Unter­stützung für pol­nis­che Ultranationalist*Innen
Zu einem Auf­marsch 200 pol­nis­ch­er Nationalist*Innen kam es am 7. Mai diesen Jahres. Zu dem Anlass der Ver­samm­lung äußerte sich Bar­tosz Janow­icz von „Nar­o­dowe Slu­bice“ in einem Inter­view wie fol­gt: „Wir kämpfen gegen die Islamisierung Europas und wollen, dass sich die Kul­turen nicht ver­mis­chen. Polen soll pol­nisch bleiben, die Ukraine ukrainisch, Deutsch­land deutsch“. [1] An dem Auf­marsch beteiligten sich Anhänger*innen der „Allpol­nis­chen Jugend – Lebuser Land“, der bekan­nte pol­nis­che Nation­al­ist und Anti­semit Piotr Rybak4 5sowie der ehe­ma­lige Europa-Abge­ord­neter der nation­al­is­tis­chen katholisch-klerikalen »Liga Pol­nis­ch­er Fam­i­lien« (LPR), Syl­west­er Chruszcz. Inhaltlich wurde gegen eine ver­meintliche Islamisierung, Angela Merkel, die Europäis­che Union und deutsche Hege­mo­ni­al­in­ter­essen mobil gemacht. Trotz der Ankündi­gung auf der Face­book­seite von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, die Aktion in Slu­bice zu unter­stützen, blieb eine Teil­nahme deutsch­er Rassist*Innen aus. Bekan­nte Gesichter um Peer Koss und Romano Gos­da beteiligten sich an diesem Tag lieber an der „Merkel muss weg“-Demonstration in Berlin.
Aus­führlichere Infor­ma­tio­nen zu dem Auf­marsch pol­nis­ch­er Nationalist*innen in Slu­bice am 7. Mai kön­nen unserem Artikel „7. Mai: Zwis­chen Berlin und Slu­bice“ vom 23. Mai 2016 ent­nom­men werden.
Beschränk­ter Nation­al­is­mus ste­ht ras­sis­tis­ch­er Allianz im Weg
Seit dem 12. Juli wird nun auf der Face­book­seite von „Frankfurt/Oder wehrt sich“ zu ein­er „län­derüber­greifend­en Demon­stra­tion“ auf der Grenzbrücke aufgerufen. Unter dem Mot­to „Gren­ze schließen / Asylflut stop­pen“ wird in einem kurzen Ankündi­gung­s­text zwar darauf ver­wiesen, dass nicht jed­er Moslem ein Islamist sei, jedoch der Islam nicht zu Deutsch­land, Polen und Europa gehöre und die Ausweisung ver­meintlich­er Asylschmarotzer und der Aus­tausch von Politiker*Innen gefordert. Mit der­lei Aus­sagen kön­nen sich sicher­lich auch die pol­nis­chen Nationalist*innen iden­ti­fizieren. Jedoch erschien bish­er kein Aufruf auf pol­nisch, wed­er auf der Frank­furter noch auf der Face­book­seite von „Nar­o­dow Slu­bice“. Eine Teil­nahme von Micha? Czer­win­s­ki scheint nahezu aus­geschlossen. So teilte er am 7. August ein Bild, dass einen stolz aufge­plus­terten pol­nis­chen Adler und einen am Boden zer­störten deutschen Adler darstellen soll. Auf ein­er weit­eren von ihm geposteten Grafik sind die vier Viseg­rád-Staat­en Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn ange­bildet, die eine innige Verbindung bilden, während rund­herum hin­ter Stachel­draht die EU, Rus­s­land und der IS nei­d­voll auf die Runde der V4 blicken.
Zu den Per­so­n­en, die auf Face­book ihre Teil­nahme an der Demon­stra­tion zusagen, gehört ein Quer­schnitt der Frank­furter Neon­aziszene. Mal wieder haben viele junge Rassist*innen ihre Teil­nahme angemeldet. Bis jet­zt gibt es keine nennbare Per­so­nen­zahl, die aus Slu­bice teil­nimmt. Den­noch ist die Zusage auf Face­book kein Garant für diejeni­gen, die tat­säch­lich am 03.09. ihren Ras­sis­mus auf die Straße tra­gen wollen. Jedoch scheint eine organ­isierte und bre­ite Teil­nahme pol­nis­ch­er Rassist*Innen unwahrscheinlich.
Das zivilge­sellschaftliche Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ kündigte bere­its Gegen­proteste in der Nähe zur Grenzbrücke ab 14:00 Uhr an und ruft im Falle ein­er ras­sis­tis­chen Demon­stra­tion dazu auf, diese mit­tels Men­schen­block­aden zu ver­hin­dern. Zudem soll ab 13:00 Uhr eine antifaschis­tis­che Street­pa­rade vom Bahn­hof Rich­tung Grenzbrücke ziehen.
Ras­sis­tis­che Gewalt bricht nicht ab – Frank­furter Neon­azi zu Haft­strafe verurteilt
Der­weil kam es in Frank­furt (Oder) in den ver­gan­genen Monat­en erneut zu ras­sis­tis­chen Über­grif­f­en. Beson­dere Aufmerk­samkeit erregte ein Fall am 23. Mai im Stadtzen­trum. Nach­dem drei Män­ner ras­sis­tisch beschimpft und bedrängt wur­den, wurde ein­er Per­son auch kör­per­lich ange­grif­f­en. Als die Betrof­fe­nen fliehen woll­ten kam es unter Beifall und „Sieg-Heil“-Rufen von Passant*innen zu weit­eren tätlichen Angrif­f­en. Bei ein­er Kundge­bung gegen ras­sis­tis­che Gewalt am 03. Juni in der Nähe des Tatortes posi­tion­ierte sich eine 15-köp­fige Gruppe auf der gegenüber­liegen­den Straßen­seite und rief ras­sis­tis­che Parolen. In der Nacht zum 25. Juni wur­den zwei Geflüchtete auf der Franz Mehring Straße von ein­er 10-köp­fi­gen Gruppe erst gestellt und dann laut Polizei „zu Boden gebracht“. Die Betrof­fe­nen erlit­ten Schür­fwun­den, ein­er der Angreifer wurde im Nach­gang von der Polizei festgenommen.
Eine Auflis­tung rechter und ras­sis­tis­ch­er Vor­fälle kann der Chronolo­gie auf unser­er Home­page ent­nom­men werden.
Der ras­sis­tis­che Über­griff auf fünf syrische Geflüchtete in der Nacht vom 20. auf den 21. März hat für den stadt­bekan­nten Neon­azi Andy Köbke nun weitre­ichende Kon­se­quen­zen. Er wurde wegen Volksver­het­zung und des Ver­wen­dens von Kennze­ichen ein­er ehe­ma­li­gen nation­al­sozial­is­tis­chen Organ­i­sa­tion, sowie auf­grund mehrerer Vorstrafen zu zehn Monat­en Haft ohne Bewährung verurteilt. Das Urteil ist jedoch noch nicht recht­skräftig. Köbke befand sich an dem Abend vor dem Über­griff auf fünf syrische Geflüchtete in ein­er Shisha-Bar im Frank­furter Stadt­teil Neu­beresinchen. Laut Zeu­ge­naus­sagen soll er dort weit­ere anwe­sende Per­so­n­en aufges­tachelt und zur Gewalt gegen die eben­falls anwe­senden Syr­er aufge­fordert haben. An dem Über­griff selb­st war Köbke jedoch nicht beteiligt. In der anschließen­den Nacht wur­den die fünf Geflüchteten auf ihrem Weg in die Unterkun­ft „Oder­land­kaserne“ ver­fol­gt und in der August-Bebel Straße mit Trit­ten, Schlä­gen und ein­er Eisen­stange von mehreren Per­so­n­en ver­let­zt. Der Prozess gegen die neun Verdächti­gen ste­ht noch aus. [2]
[1] Vgl. rbb aktuell 07.05.2016: Demo gegen Flüchtlinge, https://www.rbb-online.de/brandenburgaktuell/archiv/20160507_1930/demo‑g…, Minute 0:38, einge­se­hen am 11. Mai 2016.
[2] Vgl. http://www.moz.de/heimat/lokalredaktionen/frankfurt-oder/artikel9/dg/0/1/1494523/, zulet­zt einge­se­hen am 08.08.2016

Führer einer extrem rechten Bewegung: Der Antisemit Piotr Rybak auf dem Lautsprecherwagen, u.a. geschmückt mit dem Fantransparent der örtlichen Fussballmannschaft Polonia S?ubice am 7. Mai in Slubice. (Quelle: slubice24.pl)
Führer ein­er extrem recht­en Bewe­gung: Der Anti­semit Piotr Rybak auf dem Laut­sprecher­wa­gen, u.a. geschmückt mit dem Fantrans­par­ent der örtlichen Fuss­ball­mannschaft Polo­nia Slu­bice am 7. Mai in Slu­bice. (Quelle: slubice24.pl)

Am 7. Mai 2016 marschierten etwa 200 polnische NationalistInnen durch Slubice. (Quelle: slubice24.pl)
Am 7. Mai 2016 marschierten etwa 200 pol­nis­che Nation­al­istIn­nen durch S?ubice. (Quelle: slubice24.pl)

Ungewöhnliche Allianz: Polnische Hooligans am 20. Februar 2016 hinter der Deutschlandfahne auf der letzten asylfeindlichen Demonstration in Frankfurt (Oder). (Quelle: pressedienst frankfurt (oder))
Ungewöhn­liche Allianz: Pol­nis­che Hooli­gans am 20. Feb­ru­ar 2016 hin­ter der Deutsch­land­fahne auf der let­zten asylfeindlichen Demon­stra­tion in Frank­furt (Oder). (Quelle: presse­di­enst frank­furt (oder))
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