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Bürgerlicher Deckmantel und Schmusekurs mit Rechts.

Mit den anste­hen­den Kom­mu­nal- und Europawahlen am 26. Mai diesen Jahres und den darauf fol­gen­den Land­tagswahlen am 1. Sep­tem­ber in Bran­den­burg ist ein weit­er­er par­la­men­tarisch­er Recht­sruck im Land zu erwarten.1 Bere­its bei der ver­gan­genen Kom­mu­nal­wahl 2014 erhielt die AfD 39 Man­date in den vierzehn Kreista­gen und Stadtverord­neten­ver­samm­lun­gen der kre­is­freien Städte Pots­dam, Bran­den­burg, Cot­tbus und Frank­furt (Oder).2
Für die AfD ist die Auf­stel­lung der Kandidat*innen ein Kraftakt, sind doch cir­ca die Hälfte der Mit­glieder neu auf dem poli­tis­chen Par­kett.3 So hieß es, dass die AfD Crashkurse für Kandidat*innen anbi­ete, um diese auf die gewonnenen Sitze in den Kom­mu­nal­par­la­menten, im Europar­la­ment und auch im Land­tag vorzu­bere­it­en.4
Für die Bran­den­burg­er AfD ist der Umstand, dass sich so viele par­la­men­tarische Neulinge um die Man­date bewer­ben, Fluch und Segen zugle­ich: Ein­er­seits kön­nen sie ihren par­la­men­tarischen Ein­fluss enorm ver­stärken, ander­er­seits zeigt sich hier erneut, dass die AfD nicht in der Lage ist, Sach­poli­tik abseits ein­fach­er pop­ulis­tis­ch­er Antworten abzuliefern.5
Die Parteipro­gramme auf Kom­mu­nal- und Europaebene haben lange auf sich warten lassen, das Pro­gramm für die Land­tagswahlen ist zum Zeit­punkt dieser Veröf­fentlichung noch nicht erschienen.
Andreas Kalb­itz, Vor­sitzen­der der AfD Bran­den­burg, rühmt die recht­spop­ulis­tis­che Partei in einem „Bürg­er­dia­log“ in Forst am 17. April für die Auf­stel­lung von 700 Kandidat*innen6, die es ermöglichen sollen, Sach­poli­tik fernab von Ide­olo­gie zu betreiben.7 Die Zahl ist angesichts ein­er Gesamt­mit­gliederzahl der Partei in Bran­den­burg von 1.560 bemerkenswert.8 Kalb­itz und andere AfD-Politiker*innen wieder­holen dabei immer wieder die vielfälti­gen sozialen und beru­flichen Hin­ter­gründe ihrer Kandidat*innen. So scheut sich die AfD Bran­den­burg auch nicht, in pop­ulis­tis­ch­er Manier zu behaupten, dass nur die Men­schen gerechte Poli­tik machen kön­nten, die selb­st gear­beit­et hät­ten.9
Kalb­itz stellt die Koali­tion­swilligkeit auf Kom­mu­nalebene in den Vorder­grund sein­er Pro­gram­matik, denn dort könne man „prak­tisch zusam­me­nar­beit­en“.10 Das Ziel ist dabei klar: Die AfD will in Regierungsver­ant­wor­tung. Waren die Stim­men vor fünf Jahren noch klar für die Oppo­si­tion, strebt die AfD neben Sach­sen auch in Bran­den­burg nach Macht und Stärke in den Kommunalparlamenten.
Die Töne sind zum Teil weniger skan­dal­trächtig, will die AfD doch ihren europäis­chen Vor­bildern nacheifern und ihrem „Schmud­del-Image“ entkom­men.11 So berichtet Kalb­itz von irri­tieren Journalist*innen, die nach sein­er Aus­sage nach Skan­dalen im vor­ab für die Presse vorgestell­ten Land­tagswahl­pro­gramm sucht­en und nicht fündig wur­den.12

Nicht jede_r darf mitbes­tim­men. Ohne Arbeit ist man im Deutsch­land der AfD nicht vollwertig

Die Kom­mu­nal­wahl im Mai soll laut Andreas Kalb­itz eine kon­ser­v­a­tive Graswurzel­rev­o­lu­tion sein, die die Basis für Regierungsver­ant­wor­tung auf Lan­desebene bilden soll.13 Dafür unter­stützt die Lan­des-AfD auf kom­mu­naler Ebene beim Wahlkampf, bei den soge­nan­nten Bürg­er­dialo­gen treten im April fünf­mal ins­beson­dere die Spitzenkan­di­dat­en der Lan­desliste, Andreas Kalb­itz, Bir­git Bessin oder auch Thomas Jung, auf. Let­zter­er zeich­net sich auch ver­ant­wortlich für den Wahlkreis Frank­furt (Oder). Den­noch find­et in Ost­bran­den­burg und dem angren­zen­den Land­kreis Oder-Spree kein­er der Bürg­er­dialoge statt.
Berührungsäng­ste zu weit­er rechts ste­hen­den außer­par­la­men­tarischen Kräften scheut die Parteiführung trotz ihres weniger skan­dal­trächti­gen Auftretens keineswegs. Andreas Kalb­itz und andere führende AfD-Politiker*innen – aus Frank­furt (Oder) beispiel­sweise Wilko Möller14 – beteili­gen sich regelmäßig an den Aufmärschen des extrem recht­en Vere­ins „Zukun­ft Heimat e. V.“. Wie wichtig die Nähe zu diesem ist, zeigt die Rolle des Vere­ins-Vor­sitzen­den Christoph Bernd. Er tritt auf Lis­ten­platz 2 der AfD bei der Land­tagswahl an, ohne selb­st Mit­glied der Partei zu sein.
Kalb­itz betont welch wichtige Rolle „Zukun­ft Heimat“ auf dem Weg zu ein­er Gesellschaft, die ihrer gemein­samen poli­tis­chen Vision entspricht, ein­nimmt. Er wird nicht müde, ihren zen­tralen Auf­marschort Cot­tbus zum Sym­bol der Helden­stadt zu stil­isieren und ver­gle­icht diese mit Leipzig im Wen­de­jahr 1989.15 Bei seinen Kamarad*innen aus der extrem Recht­en schlägt er radikalere Töne als bei den Bürg­er­dialo­gen an und ver­weist auf die Zusam­me­nar­beit mit dem „Zukun­ft Heimat e.V.“ und „Pegi­da Dres­den“ als Part­ner. Man lasse sich nicht auseinan­der­di­vi­dieren, so Kalb­itz.16
Die AfD schafft es, zwei­gleisig zu fahren und ein­er­seits die Verbindung mit extrem recht­en Struk­turen aufrechtzuer­hal­ten, ander­er­seits im bürg­er­lichen Gewand den Ver­such zu unternehmen, par­la­men­tarische Macht zu gewin­nen. Die Botschaft aber ist klar: „Wir wer­den die Wende vol­len­den“17. Gemeint ist damit ein Wan­del, der auf Aus­gren­zung, Aus­beu­tung und sozialer Kälte fußt.

AfD-Wahlkampf auf kom­mu­naler Ebene

Die AfD wirbt neben dem klas­sis­chen Wahlkampf auch mit dem Mit­tel von Social-Media-For­mat­en, ins­beson­dere auf Face­book und Twit­ter. Auf­fäl­lig ist nach wie vor, dass vielfach keine eige­nen Inhalte geschaf­fen wer­den, son­dern immer wieder auf Beiträge ander­er Benutzer*innen zurück­ge­grif­f­en wird, die geteilt wer­den. Wilko Möller nutzt die Seit­en ins­beson­dere auch mit seinem Pri­vat­ac­count, um beispiel­sweise zu ehre­namtlichen Engage­ment aufzu­rufen, das er neu für sich ent­deckt hat.18

10 von 14 Kandidat_innen für die Kom­mu­nal­wahl. Die AfD in Frank­furt (Oder) ist männlich, weiß und in ihren besten Jahren”

Daniel Hoff­mann: Ras­sist mit Schlips und Kragen

Die AfD Frank­furt (Oder) geht mit ins­ge­samt 16 Kandidat*innen in den Wahlkampf:
Wilko Möller (geb. 1966, Bun­de­spolizist) ist das Gesicht der Frank­furter AfD und saß schon in der let­zten Stadtverord­neten­ver­samm­lung für die AfD. Von der nach den Kom­mu­nal­wahlen 2014 ursprünglich fünf Abge­ord­nete umfassenden Frak­tion blieb zum Schluss außer Möller nur Ute Spallek, sodass die AfD ihren Frak­tion­ssta­tus ver­lor. Der Rest ver­ließ nach diversen Kon­tro­ver­sen die Frak­tion.19 Mit Ute Spal­leck hat­te sich Möller nach einem Stre­it zwar wieder ver­tra­gen, für die Kom­mu­nal­wahl 2019 tritt sie aber nicht mehr an.20
Der Fahrlehrer Mein­hard Gutows­ki (geb. 1955) stand in der Ver­gan­gen­heit den recht­en Split­ter­parteien „Pro Deutsch­land“ und der „Schill-Partei“ nahe, von 2010 bis 2014 war er Abge­ord­neter und Mit­glied der CDU-Frak­tion in der Frank­furter Stadtverord­neten­ver­samm­lung. Hans-Peter Hart­mann (Rent­ner, geb. 1943) war von 1995 bis 1998 Mit­glied der PDS-Frak­tion im Deutschen Bundestag.
Daniel Hof­mann (geb. 1974, Geschäfts­führer Oder­landwer­bung, zeitweilig sachkundi­ger Ein­wohn­er im Kul­tur­auss­chuss), Mar­cus Mit­tel­städt (geb. 1981, Polizeivol­lzugsangestell­ter bei der Berlin­er Polizei) und Michael Lau­risch (geb. 1963, Zoll­beamter, bei­de sachkundi­ge Ein­wohn­er im Auss­chuss für Bil­dung, Sport, Gle­ich­stel­lung, Gesund­heit und Soziales) sowie Ingolf Schnei­der (geb. 1970, Instand­hal­tungsmechaniker), und Mein­hard Gutows­ki (bei­de sachkundi­ge Ein­wohn­er im Auss­chuss für Stad­ten­twick­lung, Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Umwelt) haben als sachkundi­ge Ein­wohn­er in diversen Auss­chüssen Erfahrun­gen gesammelt.
Roland War­stat-Lehmann (geb. 1962, KFZ-Ersatzteil­händler), Jür­gen Fritsch (geb. 1957, Buch­druck­er), Hen­drik Gunkel (geb. 1969, Geschäfts­führer Auto­haus & Werk­statt Ser­vice Cen­ter Daske sowie Prokurist bei “Daske Bau e.K.”), Andreas Suchanow (geb. 1971, Polizeibeamter bei der Bun­de­spolizei, 1. stel­lvertre­tender Vor­sitzen­der des Stadtver­bands), Bernd Sales­chke (geb. 1951, Rent­ner), Uwe Roß­mann (geb. 1951, Rent­ner), Den­ny Lehmann ( geb. 1982, Ver­trieb­smi­tar­beit­er), Elke Hof­mann (geb. 1955, Han­delsvertreterin) und Hans Peter Sax (geb. 1941, Rent­ner) kön­nen auf keine par­la­men­tarische Ver­gan­gen­heit zurückblicken.

1Die AfD ist laut Infrat­est dimap drittstärk­ste Partei knapp hin­ter CDU und SPD, vgl.: https://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/brandenburg.htm

2Vgl. https://www.tagesspiegel.de/politik/afd-in-brandenburg-ziemlich-normale-leute-und-zwei-scharfmacher/23852372.html (zulet­zt einge­se­hen am 19.04.2019)

3Vgl. https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/studie-viele-afd-fraktionen-scheuen-sacharbeit-15057846.html

4Vgl. http://www.maz-online.de/Brandenburg/Warum-die-AfD-zur-Kommunalwahl-ein-Personalproblem-bekommen-koennte (zulet­zt einge­se­hen am 19.04.2019)

5Vgl. https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/studie-viele-afd-fraktionen-scheuen-sacharbeit-15057846.html

6Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=FmQ-Dl8AgFA&feature=youtu.be (ab Minute 2:10) (zulet­zt einge­se­hen am 19.04.2019)

7Ebd.

8Vgl. https://www.tagesspiegel.de/politik/afd-in-brandenburg-ziemlich-normale-leute-und-zwei-scharfmacher/23852372.html (zulet­zt einge­se­hen am 19.04.2019)

9Vgl. www.afd-fraktion-brandenburg.de

10Vgl. hierzu Fußnote 4

11Vgl. https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/wie-afd-beobachtung-durch-verfassungsschutz-entgehen-will-15921315-p2.html (zulet­zt 19.04.2019)

12Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=FmQ-Dl8AgFA&feature=youtu.be (ab Minute 9:00) (zulet­zt einge­se­hen am 19.04.2019)

13Rede von Andreas Kalb­itz auf der Zukun­ft Heimat Demon­tra­tion in Cot­tbus: https://www.youtube.com/watch?v=y14WtyuCsZM (ab Minute 18:00) (zulet­zt einge­se­hen am 19.04.2019)

14Vgl. https://twitter.com/OfficeRolando/status/1107003030115889156

15Rede von Andreas Kalb­itz auf der Zukun­ft Heimat Demon­tra­tion in Cot­tbus: https://www.youtube.com/watch?v=y14WtyuCsZM (ab Minute 18:00) (zulet­zt einge­se­hen am 19.04.2019)

16Ebd.

17Ebd.

18Retweet vom 03.04.2019: https://twitter.com/afd_ffo

19Vgl. https://www.moz.de/landkreise/oder-spree/frankfurt-oder/artikel9/dg/0/1/1559857/

20Vgl. https://www.moz.de/landkreise/oder-spree/frankfurt-oder/artikel9/dg/0/1/1569926/

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Neues aus der Anstalt. Das Pamphlet der AfD zur Kommunalwahl 2019 in Frankfurt (Oder)

Ein­leitung: AfD — Alt­bekan­ntes für Deutschland

Das AfD-Wahl­pro­gramm für die Kom­mu­nal­wahl 2019 in Frank­furt (Oder) ist erschienen.1 Auf den ersten Blick wirkt es recht harm­los. Zumin­d­est wenn man die neo­faschis­tis­chen oder recht­sna­tionalen Töne erwartet, die die Partei son­st anschlägt. Statt rein­er faschis­tis­ch­er Ide­olo­gie ist hier die Rede von ein­er sauberen und ordentlichen Stadt, von Blu­men im Park, vie­len Kita- und Hort­plätzen und ein­er flo­ri­eren­den Wirtschaft.
Doch lohnt sich genaues Hin­se­hen. Denn hin­ter den ver­meintlich harm­losen Wun­schträu­men und Forderun­gen ver­birgt sich ein neolib­erales und sozialchau­vin­is­tis­ches Weltbild.

Tat­säch­lich ist das Pro­gramm die Samm­lung eines deutschen Ungeistes, der in der Per­son des Wilko Möller in Law und Order-Men­tal­ität seinen Voll­streck­er für Ord­nung und Sauberkeit in der Oder­stadt gefun­den hat.

Weite Teile des Pro­gramms sind dem Wahl­pro­gramm von 2014 entlehnt oder Absatz für Absatz über­nom­men. Das zeigt ein­er­seits die Faul­heit der lokalen AfD-Kad­er, ander­er­seits wird so die Kon­ti­nu­ität deut­lich, mit der die AfD länger­fristig The­men zu beset­zen ver­sucht, um sich als Akteur im Bere­ich Sicher­heit, Ord­nung und Wirtschaft zu etablieren.

Auf 36 Seit­en fol­gt man dem kru­den Gedanken­strom Wilko Möllers und Kon­sorten, die Frank­furt (Oder) zurück in einen preußisch-prä­faschis­tis­chen Hort der Glück­seligkeit zurück­ver­wan­deln wollen — in eine Zeit, in der noch keine DDR-Plat­ten die schö­nen Kaser­nen erset­zten, die man mit dem Geld des besiegten Frankre­ichs erbaut hat­te. Die Men­schen­feindlichkeit gegenüber Migrant*innen und Geflüchteten ste­ht im neuen Wahl­pro­gramm nicht mehr im Vorder­grund. Stattdessen the­ma­tisiert die AfD andere, weniger auf­se­hen­erre­gende Fragestellungen.

Aus alt mach neu: Das Kom­mu­nal­wahl­pro­gramm der AfD 2019.


Wo sind all die Flüchtlinge hin?

Trotz der vie­len abgeschriebe­nen Pas­sagen stellt sich die Frage: Warum kämpft die AfD nun mehr für deutsche Bäume am Stad­trand als gegen ver­meintliche Nicht-Deutsche im Zentrum?

Die Antwort: Sie will sich noch attrak­tiv­er machen für die “Mitte der Gesellschaft”. Ihr Ras­sis­mus wirkt dabei umso ver­heeren­der, denn angesichts der beiläu­fig geäußerten Ver­ach­tung scheut man schon fast die Mühe zu wider­sprechen. Der Hass ste­ht aber immer am Ende eines Gedankens, den Wilko Möller und Co. in die Tas­tatur häm­mern. Das war schon 2014 so und hat sich im Jahre 2019 nicht geän­dert: Auf jeden ver­mei­dlichen „Verbesserungsvorschlag“ fol­gen Ein­schnitte und Rückschritte – so wirbt man für mehr Zuzug, schließt aber Nicht-Deutsche davon aus, fördert die Kul­tur und will gle­ichzeit­ig die Frei­heit für soge­nan­nte „aggres­sive resp. provozierende Kun­st“ einschränken.

Das neue AfD-Pro­gramm bietet jedoch die Chance, über das Reizthe­ma “Flüchtlinge” hin­aus die Ver­ach­tung zu erken­nen, die die AfD allen Men­schen ent­ge­gen­bringt, die nicht nach ihrer Pfeife tanzen. Es wird deut­lich: Die AfD lässt die Men­schen nicht in Ruhe und will sich auch nicht darum küm­mern, dass alle genü­gend Raum und Geld zum (Über-)Leben in dieser teil­weise erbar­mungslosen Welt haben — sie will stattdessen die Men­schen in ein straff organ­isiertes Sys­tem eingliedern, dessen Stützen Ord­nungsamt, Polizei und Knast auf der einen Seite, der sub­ven­tion­ierte kap­i­tal­is­tis­che Aus­beuter­be­trieb und das paramil­itärische Ehre­namt auf der anderen Seite sind.

Wahrer Staats­di­enst für wahre Män­ner: how to be Wilko Möller

Deutsch, deutsch­er, deutscheste Wirtschaft

Dass Wilko Möller mal bei der FDP war, zeigt nur, wie eng ver­bun­den Kap­i­tal­is­mus und Faschis­mus sind. Ein Beispiel: Um den Wirtschafts­stan­dort Frank­furt (Oder) attrak­tiv zu machen, soll es ein Begrüßungs­geld für Neuge­borene geben, allerd­ings sollen davon auss­chließlich Fam­i­lien “mit min­destens einem deutschen Eltern­teil (Deutsche gemäß Art. 116 Abs. 1 GG)” prof­i­tieren. Was auf gut deutsch nichts anderes heißt als die Sub­ven­tion­ierung von Ari­ern und — immer­hin ein Fortschritt im direk­ten Ver­gle­ich mit dem “Drit­ten Reich” — Halb-Ariern.

Die von der AfD geforderte “starke Ver­wal­tung” hat den alleini­gen Zweck, Reichen den Tep­pich auszurollen. Wenn die AfD “Wirtschafts­förderung” betreiben will, dann denkt sie nicht zuerst an die neuen Angestell­ten, son­dern an die neuen Bosse, die in Zukun­ft auch in Frank­furt (Oder) kräftig Geld schef­feln kön­nen sollen. Den Aus­bau von Kita- und Hort­plätzen fordert die AfD mit dem Ziel, dass die Eltern dann auch schön viel Zeit haben sich aus­beuten zu lassen.

Słu­bice — nos­tal­gisch-revi­sion­is­tisch als “Dammvorstadt” beze­ich­net — ist auf ökonomis­chem Gebi­et fol­gerichtig auch eher ein Konkur­rent denn ein Part­ner. Part­ner­in soll die pol­nis­che Stadt nur bei der Krim­i­nal­itäts­bekämp­fung sein, anson­sten habe die Erfahrung der let­zten Jahre gezeigt, dass von der Eurore­gion lediglich die Stadt jen­seits der Oder prof­i­tiert. Die angestrebte Abschaf­fung des gren­züber­schre­i­t­ende Busses fügt sich in die Klageschrift ein.

Sub­ven­tion­ierte Sicherheitsindustrie

Keineswegs neu, aber in seinem Aus­maß erschreck­end: Die AfD will die Sicher­heitsin­dus­trie über alle Maßen aus­bauen, und das Stadt­bild soll beherrscht wer­den von Kon­trolle: Öffentliche Mit­tel wer­den ein­seit­ig aus­gegeben für mehr Ord­nungsamt-Per­son­al in Polizei­mon­tur, Überwachungs­maß­nah­men im Stadt­ge­bi­et (die AfD nen­nt das “krim­i­nal­itätsab­wehrende Architek­tur”, was soviel heißt wie die Möglichkeit zur Überwachung rund um die Uhr), Sub­ven­tion­ierung ein­er mil­i­taris­tis­chen Aus­bil­dungsstätte der Polizei auf dem Messegelände sowie den Rück­kauf der ehe­ma­li­gen JVA. Dort möchte die AfD abgelehnte Asylbewerber*innen einsper­ren und von dort aus abschieben. An diesem Beispiel wird beson­ders deut­lich, wie die AfD auf zynis­che Art und Weise die durch ihren Druck immer weit­er ver­schärften Asylge­set­ze dafür nutzen will, um mit dem Frei­heit­sentzug und der Abschiebung von Men­schen Geld zu ver­di­enen und die lokale Wirtschaft zu stärken, indem man teil hat an der größer wer­den­den Abschiebeindustrie.

Sauberkeit, Heimat, Tradition

Sauberkeit ist ein weit­er­er wichtiger Punkt im Wahl­pro­gramm und wird immer wieder betont. Ein Heimat­ge­fühl und Iden­tität stiften auch weit­ere Äußer­lichkeit­en des Stadt­bildes, näm­lich die his­torische Architek­tur und die Straßen­bahn. Soweit so langeweilig. Doch im Grunde genom­men soll alles wieder sein wie zu Urgroß­vaters Zeit­en, dafür muss dann auch die DDR-Architek­tur ver­schwinden, die preußis­chen Fas­saden wieder erstrahlen und die Elek­trische aufgew­ertet wer­den. Moder­nität kommt dann ins Spiel, wenn die AfD ver­spricht, den KFZ-Verkehr zu hofieren (z.B. mit dreistündi­gem, kosten­losen Parken in der Innen­stadt) statt umfassend die Rad­wege auszubauen.

Dem Feind­bild “Słub­furt” ist gle­ich ein ganz­er Absatz gewid­met. Auf den Vere­in und seinen Kopf Michael Kurzwelly hat sich die AfD schon seit einiger Zeit beson­ders eingeschossen, verkör­pert der “Słub­furter” doch alles, woge­gen die AfD ihren Hass hegt: Kos­mopolitismus und deutsch-pol­nis­che Part­ner­schaft und ein kün­st­lerisch-linkslib­erales Auftreten. Für die Leute von der AfD geht es denn auch nur ums Gegen­teil: sich einigeln im sauberen, schö­nen deutschen Reich, bis zum Umfall­en ein­er “vernün­fti­gen” Arbeit nachge­hen und am Woch­enende vielle­icht noch ein­mal in den Genuss tra­di­tion­al­is­tis­ch­er Kul­tur kommen.

Schluss: Die Idylle des Hasses

Reißen wir der AfD ihre Maske herunter! Die AfD in Frank­furt (Oder) zeigt sich in ihrem Wahl­pro­gramm als das, was sie ist: eine Partei für die Bosse, Abteilungsleiter*innen und Polizist*innen — als eine Partei für Leute, die andere gerne im Befehlston ansprechen. Migrant*innen und Geflüchtete sind nur ihr erstes Opfer — das gibt sie offen zu: Die AfD “stellt sich gegen die Auf­nahme weit­er­er Trans­fer­leis­tungsempfänger resp. Asy­lanten durch das Land Bran­den­burg.” Alle, die irgend­wann ein­mal arbeit­s­los gewor­den sind oder in Zukun­ft davon bedro­ht wer­den, wer­den von der AfD gehas­st. Respek­t­los redet die AfD von ein­er “Sozial­hil­fein­dus­trie” — als ob das Leben mit Hartz IV ein beson­ders lux­u­riös­es sei.

Die von Blüm­chen umrank­ten Bänke, die sich die AfD für Frank­furts Plätze wün­scht, sind an son­ni­gen Tagen bere­its reserviert: Für all die, die es dor­thin geschafft haben, wo man andere herumkom­mandieren kann.

1Der fol­gende Text bezieht sich auf das Kom­mu­nal­wahl­pro­gramm, erschienen am 14.04.2019
http://s233189129.online.de/afd/afd_kommunalwahlprogramm_ffo_2019.pdf

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freiLand bleibt!


Liebe Freund*innen, Liebe Unterstützer*innen, Liebe Besucher*innen,
die Ver­samm­lung aller freiLand-Nutzer*innen kann euch mit­teilen, das frei­Land bleibt frei­Land – etwas klein­er und auch nur vorerst.
Das frei­Land stand kurz vor dem offiziellen Aus. Bis Don­ner­stag, den 27.09., war vol­lkom­men unklar, ob der Pachtver­trag zwis­chen den Stadtwerken Pots­dam und der frei­Land-Betrieb­s­ge­sellschaft CULTUS UG ab 01.10. fort­ge­set­zt wird. Das gesamte frei­Land-Pro­jekt stand auf der Kippe.
Kein Pachtver­trag hätte für das frei­Land bedeutet: kein gültiger Betreiberin­nen­ver­trag, und damit keine Basis für die Förderung der Stadt. Weit­er­hin hät­ten alle im frei­Land ange­siedel­ten Pro­jek­te keine rechtliche Grund­lage mehr für die von ihnen angemieteten Räum­lichkeit­en gehabt. Also eigentlich das Aus für einen der weni­gen Orte alter­na­tiv­er Kul­tur und par­tizipa­tiv­er Struk­turen in dieser Stadt. Auch nach­dem nun in let­zter Sekunde ein neuer Pachtver­trag unterze­ich­net wurde, befind­en sich die Betrieb­s­ge­sellschaft und die zahlre­ichen im frei­Land ansäs­sige Künstler*innen, Ini­tia­tiv­en, Sport­grup­pen und Vere­ine und deren Ver­anstal­tun­gen in einem nur vorüberge­hend gesichertem Status.
Moment mal, was ist denn jet­zt los? Gab es nicht im Juni 2018 einen Stadtverord­netenbeschluss und einen klaren Auf­trag an die Stadtwerke zur Ver­längerung des beste­hen­den Ver­trages? Hat nicht der schei­dende Ober­bürg­er­meis­ters zuge­sagt, das frei­Land unbe­d­ingt weit­er­führen zu wollen? Ja, das gab es alles. Aber was demokratis­che Absichts­bekun­dun­gen in ein­er Stadt wert sind, deren kom­mu­nale Unternehmen per Satzung auf Gewin­n­max­imierung aus sind und ein­er eige­nen Agen­da fol­gen, wurde hier sehr deutlich.
Kurze Chronolo­gie
2011 eröffnete das frei­Land-Kul­turzen­trum unter der Betrieb­s­ge­sellschaft CULTUS UG als Päch­terin auf dem Gelände der Stadtwerke. Dieser Ort war damals eine der Antworten auf die vie­len Proteste in der soge­nan­nten Jugend­kul­turkrise, die durch etliche Schließun­gen und Abrisse jugend- und soziokul­tureller Orte in Pots­dam aus­gelöst wurde. Zunächst in Koop­er­a­tion mit Stadtwerken und Lan­deshaupt­stadt wurde im frei­Land von vie­len Ini­tia­tiv­en ein flo­ri­eren­des Uni­ver­sum soziokul­tureller Ange­bote geschaf­fen und so dem all­ge­gen­wär­tigem Defiz­it ein kleines
Stück utopis­ch­er Über­schuss entgegengesetzt.
Infolge der Unstim­migkeit­en und Skan­dale bei den Stadtwerken ging die Zusam­me­nar­beit schle­ichend zurück, die Stadtwerke stell­ten sich in der Zwis­chen­zeit mehrmals neu auf. Die Prob­leme nah­men zu. Ab 2017 fol­gt dann der große Umschwung: Sanierungs-Hard­lin­er Horst Müller-Zin­sius will das frei­Land in jedem Fall loswer­den. Im April 2018 kommt diese Posi­tion auch schwarz auf weiß. Vor­bei die Zeit des kon­struk­tiv­en Gesprächs. Die Stadtwerke lassen das frei­Land nun auf ver­wal­tung­stech­nis­chem Wege „aus­bluten“. (Bei einem Unternehmen­sap­pa­rat mit angestell­ten Sachbearbeiter*innen und Rechtsabteilung auf der einen und ein­er größ­ten­teils ehre­namtlichen Betrieb­sstruk­tur auf der anderen Seite kein großes Prob­lem). Auf Briefe und Emails wird nicht geant­wortet, dafür aber mit Nutzung­sun­ter­las­sun­gen gedro­ht, von getrof­fe­nen Absprachen plöt­zlich nichts mehr gewusst, immer neue ver­meintliche Sachzwänge erfun­den usw.
Der lange Arm eines städtis­chen Konzerns
Der Beschluss der Stadtverord­neten­ver­samm­lung, den beste­hen­den Ver­trag zunächst nur um ein Jahr zu ver­längern, sollte für etwas Zeit sor­gen, um eine langfristige Lösun­gen zu find­en. Aber statt dem Auf­trag ihrer Gesellschaf­terin (die Lan­deshaupt­stadt Pots­dam) zu fol­gen, hielt die Geschäfts­führung der Stadtwerke das frei­Land nun 4 Monate mit unzu­mut­baren und kom­plett neuen Forderun­gen hin, bis let­z­tendlich der Pachtver­trag fast aus­ge­laufen war. So wurde durch die Zuständigkeitsver­weigerung der Stadtwerke der rechtliche und offizielle Sta­tus des Kul­turzen­trums aufs Spiel geset­zt. Erst in let­zter Sekunde kon­nte ein Kom­pro­miss gefun­den wer­den. Die Stadt Pots­dam wird Kosten der Stadtwerke für die Gelän­de­un­ter­hal­tung übernehmen, das frei­Land-Gelände wird verklein­ert und Bauanträge kön­nen nun durch die Betrieb­s­ge­sellschaft gestellt werden.
Die frei­Land-Betrieb­s­ge­sellschaft CULTUS UG hat in den zurück­liegen­den Monat­en in einem großen Kraftakt ver­sucht dage­gen zu arbeit­en, Kom­pro­misse zu find­en, alle erden­klichen Gespräche zu suchen und Aufla­gen zu erfüllen. Alles mit den vorhan­de­nen, sehr begren­zten finanziellen und per­son­ellen Ressourcen. Nur diesem Ein­satz ist es zu ver­danken, dass es derzeit so scheint als wenn wenig­stens die beste­hen­den Nutzun­gen im frei­Land gehal­ten wer­den kön­nen. Wir Nutzer*innen möcht­en auch an dieser Stelle nochmals unseren her­zlichen Dank für diese Arbeit aus­drück­en. Respekt!
Und wie nun weiter?
Vielle­icht haben wir uns zu sich­er gewäh­nt in unserem Bemühen der Stadt ihren soziokul­turellen Anspruch zu erfüllen. Aber als Nutzer*innenplenum wer­den wir uns sicher­lich nicht so ein­fach von dem Pro­jekt, für das wir die ver­gan­genen Jahre hart gear­beit­et haben, ver­ab­schieden. Wäre ja noch schön­er! Wir denken, dass Orte wie das frei­Land mit niedrigschwelli­gen Ange­boten, par­tizipa­tiv­er Struk­tur und alter­na­tiv­en Ansätzen unverzicht­bar sind. Wir wer­den kämpfen für diesen Ansatz und wir wer­den damit nicht alleine sein. Egal ob Sport­plätze, Proberäume, Ate­liers, Werk­stät­ten, Gale­rien oder Ver­anstal­tungsräume – von bezahlbaren Woh­nun­gen ganz zu schweigen – von allem ist’s zu wenig! Die Poli­tik in der Stadt muss endlich umdenken und die städtis­chen Unternehmen soll­ten dabei mit­machen. Dort wo jed­er Quadratzen­time­ter Fläche zu Höch­st­preisen verkauft wird, muss sich nie­mand wun­dern wenn der Druck auf Kul­tur­stan­dorte steigt und die sowieso schon zuweni­gen Spiel- und Sport­flächen schrumpfen.
Wir fordern eine langfristige Per­spek­tive für das frei­Land, die Sicherung aller beste­hen­den Nutzun­gen und eine kon­struk­tive Diskus­sion mit der Nutzer*innen-Perspektive im Mittelpunkt.
Wir fordern die Sicherung aller noch vorhan­de­nen Sport‑, Spiel- und Kul­tur­stan­dorte durch Festschrei­bung in den Bebauungsplänen.
Wir fordern den Aus­bau und Pla­nung von neuen öffentlichen Stan­dorten für Kul­tur jen­seits des Kom­merz in der Stadterweiterung.
Nein zum Ausverkauf der Stadt, Nein zum Ein­stampfen kul­tureller Pro­jek­te und Ini­tia­tiv­en. Ja zu ein­er vielfälti­gen Stadt für Alle. Ja zu öffentlichen Räumen.
Bei Fra­gen zu diesem State­ment, kön­nt Ihr uns unter plenum@freiland-potsdam.de erreichen.
Euer freiLand

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Klima & Umwelt Wohnen & Stadt

Hambi-bleibt“ Soli-Aktion !

Wir radeln eine fam­i­lien­fre­undliche angemeldete Route für bessere Fahrrad­wege, Luft zum Atmen, die Verkehr­swende all­ge­mein und nach­haltige Städte ins­beson­dere. Vision: “Pots­dam Aut­ofrei”! Mit Soli-Aktion für den Ham­bach­er Wald #Auf­bäu­men, denn par­al­lel wird im Ham­bi die bis­lang größte Demon­stra­tion stat­tfind­en, organ­isiert von NGOs ein­er­seits (Kundge­bung) und Ende Gelände (Aktion Unter­holz) ander­er­seits. Busse fahren auch ab Pots­dam dor­thin: www.bund.net bzw. ab Berlin www.ende-gelaende.org Hier in Pots­dam sagen wir: #Auf­bäu­men!
Das heißt: Bäume pflanzen, Kohle stop­pen! Schmückt Eure Fahrräder mit Ästen und Zweigen! Bringt etwas zum Pflanzen mit, Spat­en und Gießkan­nen! Mit­ge­brachte Pflänzchen oder Baum-Set­zlinge brin­gen wir unter­wegs in den Boden mit einem “Hambi-bleibt”-Schildchen daran. Der Schutz der Lebens­grund­la­gen Luft und Wald gehören zusam­men! Ziel an einem schö­nen Ort.
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Wohnen & Stadt

Wertgutachten, Höchstgebote, Ignoranz

urz vor der Stich­wahl zum Amt des Ober­bürg­er­meis­ters der Stadt Pots­dam haben sich mehrere Wohn­pro­jek­tini­tia­tiv­en direkt an die bei­den verbliebe­nen Kan­di­datIn­nen gewandt.
Tenor: Sie brauchen drin­gend Unter­stützung, da vor allem die kom­mu­nalen Gesellschaften ProPots­dam und Stadtkon­tor mit allen Mit­teln gegen solche Gemein­schaft­spro­jek­te agieren und ihnen immer neue Hin­dernisse in den Weg legen.
Wir doku­men­tieren hier die wichtig­sten Briefe und Presseerklärungen.
Konkret geht es um drei Objek­te, um die sich konkrete Ini­tia­tiv­en schon länger bemühen:
– Wollestraße 52 in Babels­berg, wo die MieterIn­nen das Haus vom Stadtkon­tor selb­st kaufen wollen und nach jahre­langer Verzögerung ein neues Wertgutacht­en bekom­men haben, was für sie unbezahlbar ist: Pressemit­teilung Wollestraße
– Pots­damer Straße 108 in Born­im, was ger­ade von der ProPots­dam verkauft und aus­geschrieben wird – natür­lich schon wieder nach Höch­st­ge­bot – und für was sich Wohnge­mein­schaftsini­tia­tiv­en interessieren.
– Goethes­trasse 35 – 37 in Babels­berg, was im Feb­ru­ar über die ProPots­dam zum Verkauf stand, wo sich ein große Gemein­schaftsini­tia­tive bewor­ben hat / Mach­barschaften e.V.  und wo es bis heute keine Infos gibt.
Zu all den Prob­le­men hat das Beratungskollek­tiv des Miet­shäuser­syn­dikats eine eigene Pres­se­in­for­ma­tion ver­fasst und sich an die OB – Kan­di­datIn­nen und die Stadtverord­neten gewandt:
PM zu Gemeinschaftsprojekten
Am Fre­itag, den 5. Okto­ber 2018 laden ver­schiedene Ini­tia­tiv­en zu einem „Camp In“ vor das Rathaus Pots­dam ein!
Ab 14.00 Uhr geht es mit Stühlen, Coach, Camp­ingsachen und viel Wut über die Pots­damer Woh­nungspoli­tik um bezahlbaren Wohn­raum, Gemein­schaft­spro­jek­te und vieles mehr:
Camp_in

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Wohnen & Stadt

Erklärung der BesetzerInnen der Gutenbergstraße 67

Mit der Beset­zung der Guten­bergstr. 67 am Abend des 21.09.2018 gelang es uns als Beset­zerIn­nen des Haus­es kurz vor der Bürg­er­meis­ter­wahl ein The­ma auf die Tage­sor­d­nung zu brin­gen, dass in Pots­dam gerne bei­seit­egeschoben wird.
Die am Tag darauf stattge­fun­dene Demon­stra­tion mit um die Tausend Teil­nehmerIn­nen hat ein­drucksvoll gezeigt, dass es einen klaren Wider­spruch zur Stadt­poli­tik gibt, der sich let­z­tendlich am Wahlson­ntag durch das gute Abschnei­den Lutz Boedes als Ober­bürg­er­meis­terkan­di­dat der Frak­tion „Die Andere“ gezeigt hat.
Der jahre­lange Ausverkauf öffentlichen Eigen­tums, ist genau­so wenig akzept­abel, wie die unter­schiedliche Behand­lung kul­tureller Ein­rich­tun­gen und das Rum­tak­tieren, wenn es um Pres­tige­pro­jek­te, wie der Umgestal­tung der Innen­stadt und den Wieder­auf­bau der Gar­nisonkirchenkopie geht. Diesen Wider­spruch auf der einen Seite seit Jahren abzu­tun und kleinzure­den, und auf der anderen Seite Pleit­epro­jek­te, wie den Wieder­auf­bau durch direk­te und indi­rek­te öffentliche Förderung möglich zu machen, zeigt sehr gut den Schw­er­punkt der Stadtpolitik.
Inhaltlich treibt die Men­schen eher die Sorge um, ob sie in eini­gen Jahren noch in Pots­dam leben kön­nen, als eine Stadt­sil­hou­ette aus dem Beginn des zwanzig­sten Jahrhun­derts wiederherzustellen.
Wenn es um die Rekon­struk­tion geht, sitzt das Geld sehr lock­er… Das auf der anderen Seite in städtis­chen Betrieben z. T. keine Tar­i­flöhne bezahlt wer­den, das unsere über­teuerten Mieten bei der ProPots­dam und der Gewinn aus Stadteige­nen Betrieben genutzt wer­den, um komis­che Träume eines Bürg­er­meis­ters und seinem Klien­tel zu finanzieren, macht uns mehr als wütend. Bei all diesen Pro­jek­ten wird kom­mu­nales Eigen­tum pri­vatisiert und z.T. mit Höch­stren­dite ver­mark­tet. Wer, wie am Brauhaus­berg ein Grund­stück für 27 Mil­lio­nen Euro verkaufen will, legt fest welche soziale Gruppe dort wohnen wird. Das ist ein weit­er­er klar­er Ver­such der Vertrei­bung alteinge­sessen­er MieterIn­nen. Neben­bei weiß nie­mand, wer der „Investor“ ist und was er dort bauen will.
Der Höch­st­preis wird in diesem Zusam­men­hang disku­tiert, als müsse das Are­al so ver­mark­tet wer­den, um die Stadtwerke als Besitzer vor der dro­hen­den Pleite zu schützen. Das angesichts dieser Argu­men­ta­tion ern­sthaft darüber disku­tiert wurde und wird, das Mer­cure Hotel für ca. 20 Mil­lio­nen Euro zu kaufen und abzureißen, um eine Wiese anzule­gen, zeigt den Wahnsinn und die Tak­tier­erei der Stadtver­wal­tung und des Rathaus­es. Jedes Argu­ment ist recht um die eige­nen Ziele durchzusetzen.
Dass wir Haus­be­set­zen als Mit­tel der poli­tis­chen Inter­ven­tion nutzen, liegt auch daran, dass poli­tis­che Struk­turen so gestal­tet wer­den, dass Ein­flussnahme fast nicht möglich ist. In den let­zten Jahren hat es eine Rei­he von Bürg­er­beteili­gungs- und Werk­stattver­fahren gegeben, bei denen offen­sichtlich war, dass das Ergeb­nis im Vorhinein schon fest­stand. Dabei wer­den gut­bezahlte Ver­wal­tung­sprofis gegen Bürg­erI­nis und Proteste in Stel­lung gebracht, deren Mit­glieder unbezahlt neben ihrer Arbeit und oft Fam­i­lie Zeit auf­brin­gen, um sich einzu­mis­chen. Im Ergeb­nis bleiben diese Ver­fahren alle­samt nur Ali­biver­anstal­tun­gen für die Lin­ie der Stadt­poli­tik. Als Beispiel stand im Werk­stattver­fahren zum Rechen­zen­trum nie zur Debat­te, das Haus nicht abzureißen, obwohl es die nahe liegend­ste Vari­ante wäre, auch wollte aus Jakobs Umfeld nie jemand darüber disku­tieren, ob der Bau des Gar­nisonkirchen­turms angesichts des Wider­stands gestoppt wer­den müsse. usw. usw
Unsere Mit­tel bleiben Demon­stra­tio­nen, Besuche bei Pres­tigev­er­anstal­tun­gen und Beset­zun­gen. Unser Wider­spruch würde son­st unterge­hen und wir haben neben­bei keine Lust uns in Laber­foren und Ali­bi­gremien an ein­er Stadt­poli­tik abzuar­beit­en, die wir kom­plett ablehnen. Wir wis­sen, dass diese Ablehnung der Stadt­poli­tik in der Bevölkerung präsent ist, ver­schiedene Bürg­er­begehren haben das deut­lich gezeigt. Wir gehören nicht zum reicheren Teil der Stadt­ge­sellschaft und wenn wir es objek­tiv zu betra­cht­en ver­suchen, entspricht der Ausverkauf des öffentlichen Eigen­tums nicht unserem Inter­esse, denn es wird etwas pri­vatisiert, um Mieten möglich zu machen, die wir uns nicht leis­ten wer­den kön­nen. Mit dem Gewinn soll u.A. eine Kirchenkopie wieder­aufge­baut wer­den, die geschichtlich so ein­deutig erzkon­ser­v­a­tiv, mil­i­taris­tisch und nation­al­sozial­is­tisch geprägt ist, dass wir das als AntifaschistIn­nen nur ablehnen können.
Statt das städtis­che Eigen­tum zu ver­zock­en und Fan­tasiepro­jek­te durchzu­drück­en, sollte der städtis­che Woh­nungs­be­stand genutzt wer­den, um die Mieten auf real­is­tis­ches Niveau zu drück­en. Statt Häuser und Grund­stücke an immer diesel­ben Immo­bilien­haie zu verkaufen, müssen in Zukun­ft MieterIn­nen oder Genossen­schaften bevorzugt wer­den. Anstatt den Brauhaus­berg und jede Ein­flussnahme an den näch­sten Inve­storen abzugeben, sollte die Gewo­ba dazu verpflichtet wer­den dort ein lebendi­ges Vier­tel mit bezahlbaren Mieten zu erricht­en. Das Min­sk kön­nen wir uns dort sehr gut als Stadt­teilzen­trum und Kinder­garten vorstellen. Die Stadt muss den Bedürfnis­sen der sie bewohnen­den Men­schen nachkom­men und öffentliche Räume zur Ver­fü­gung stellen, anstatt immer wieder leere Ver­sprechun­gen zu machen, wie beispiel­sweise nach der Schließung der Skate­halle, den mehrma­li­gen Zugeständ­nis­sen für Proberäume, etc. und allen voran, der zulet­zt im Rah­men der Wahl zum neuen Stad­to­ber­haupt plöt­zlich viel propagierten ‚Stadt für alle‘.
Wir sind nicht aus der Welt! Wir wer­den die evtl. anste­hen­den Prozesse wegen der Beset­zung nutzen, um der Stadt­poli­tik weit­er auf den Füßen rumzuste­hen. Auch das Beset­zen sehen wir als adäquates Mit­tel um in den neolib­eralen Ausverkauf zu inter­ve­nieren und Räume zu schaf­fen, in denen wir ergeb­nisof­fen mit allen die es wollen Alter­na­tiv­en disku­tieren und schaf­fen. Wir möcht­en zulet­zt noch allen Unter­stützerIn­nen Vorort und den so zahlre­ich erschiene­nen Teil­nehmerIn­nen der Demo Danke sagen für ihr Engage­ment und ihre Solidarität.
GEGEN DEN WEITEREN AUSVERKAUF DER STADT!
SOFORTIGER STOPP DER PRIVATISIERUNG ÖFFENTLICHEN EIGENTUMS!
WIR WERDEN UNS NEHMEN WAS UNS ALLEN GEHÖRT!
ANTIKAPITALISTISCHE FREIRÄUME ERKÄMPFEN!

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Wohnen & Stadt

Wohnen als Grundrecht – vielleicht auch mal in Potsdam

Am 20. Sep­tem­ber fand in Berlin das Woh­nungspoli­tis­che Forum statt. Gegen die Inter­essen der Immo­bilien­lob­by, die man dur­chaus mit den Inter­essen der bun­des-regieren­den Parteien gle­ich­set­zen kann, wur­den hier Konzepte erar­beit­et, mit denen die Speku­la­tion eingedämmt und das Risiko des Woh­nungsver­lustes gemindert wer­den kann. Ger­ade für Pots­dam wären solche Konzepte hil­fre­ich. Hat sich hier der Effekt des „reichen Nor­dens“ und des „armen Südens“ für dessen Benen­nung sein­erzeit Ober­bürg­er­meis­ter Platzeck schon viel Kri­tik ein­steck­en mußte, unter seinem Nach­fol­ger Jakobs doch poli­tisch gewollt weit­er ver­stärkt und beschleunigt.
Natür­lich hängt vieles an der Geset­zes­lage der Bun­desre­pub­lik und deren kon­se­quenter Umset­zung. Daß Boden ein endlich­es Gut ist und damit nicht als unbe­gren­zte Ware zu behan­deln, wurde höch­strichter­lich bere­its in den 60er Jahren in West­deutsch­land erkan­nt und in den 90ern nochmal bestätigt. Es inter­essiert nur nie­man­den. (In der DDR war Boden kon­se­quent bil­lig, um Stadt­pla­nun­gen nicht an dieser Kom­po­nente auszurichten.)
Wo Preise für Mieten steigen, gibt es höhere Div­i­dende. Und wenn, wie poli­tisch befördert, hohe Mieten zum Hauskauf führen, freut sich auch die Kred­itwirtschaft. In den Jahren 2008/09 führte die geplatzte Immo­bilien­blase weltweit zur Krise in der Banken­wirtschaft. Deutsch­lands Mietwirtschaft war recht gut dage­gen gesichert. Die näch­ste Immo­bilien­blase wer­den wir auch in Deutsch­land spüren.
Nicht alle wollen Speku­la­tion und die Fol­gen als Naturge­setz akzep­tieren und fordern Lösun­gen, die Woh­nungswirtschaft aus dem Sys­tem der Gewin­n­max­imierung her­auszulösen. Was gar nicht so rev­o­lu­tionär ist, weil es das vor eini­gen Jahrzehn­ten in West­deutsch­land noch gab. Wichtig wären heute umfassende Konzepte. Der erkennbare Wille, eine Lösung her­beizuführen, die den Woh­nungs­markt und Mieter entlastet.
Heute kann ein Mietrück­stand durch über­zo­gene Miet­min­derung oder Zahlungsverzug bere­its ohne Mah­nung zur Kündi­gung führen. Gefordert wurde am 20. Sep­tem­ber daher, daß man dem Mieter (wieder!) die Möglichkeit geben muß, dem Kündi­gungs­grund abzuhelfen, wenn ein Gericht das in einem Urteil so bes­timmt. Ähn­lich­es gilt bei Mietverzug. Sind bish­er auch die Job­cen­ter mit ein­er Vorauszahlung einge­sprun­gen, um einen Woh­nungsver­lust zu ver­mei­den, ist diese Art Unter­stützung heute lange keine Garantie mehr, daß die Kündi­gung aufge­hoben wird.
Andere üble Geschicht­en durch weit­ere Teil­nehmer des alter­na­tiv­en Woh­nungs­fo­rums waren schnell zur Hand. Als einzel­ner Mieter ist man oft nur noch den Prof­it­in­ter­essen im Wege, die eine regelmäßige Neu­ver­mi­etung mit entsprechen­der „Mietan­pas­sung“ ermöglicht. Die Ahn­dung von Kleinigkeit­en und über­zo­gene juris­tis­che Prozesse gegen die Mieter wer­den dann zur wirtschaftlichen Notwendigkeit, zer­mür­ben aber den einzelnen.
Die Forderun­gen für poli­tis­che Besserun­gen wur­den in ver­schiede­nen Arbeits­grup­pen ver­faßt, um sie dann vor dem Woh­nungs­gipfel der Bun­desregierung am 21.09.18 als konkrete Vorschläge zu unter­bre­it­en. Natür­lich sind wed­er SPD noch CDU soziale Parteien, die so etwas in ihr Pro­gramm übernehmen wür­den. Doch kön­nte der Druck der Straße etwas gegen die mas­sive Lob­b­yarbeit der Immo­bilien­wirtschaft ausrichten?
Auch die Kom­munen kön­nen dur­chaus ihren Beitrag leis­ten, starke Fehlen­twick­lun­gen lokal zu ver­hin­dern. Hierzu gehört, daß städtis­ch­er Boden nur in Erb­pacht vergeben wird, auf keinen Fall aber verkauft. Es sind nur in dem Fall über­haupt die Grund­stücke der Kom­munen abzugeben, wenn darauf Auf­gaben erfüllt wer­den, zu welchen die Kom­mune sich selb­st nicht in der Lage sieht. Hierzu gehören vor allem soziale Ein­rich­tun­gen. Ein kom­mu­naler Ver­mi­eter hat dämpfend und nicht treibend auf den Miet­spiegel einzuwirken und auf keinen Fall Teile seines Bestandes zu verkaufen. Auch eine wert­er­hal­tende Sanierung, die nicht gle­ich Luxu­s­sanierung mit Luxu­s­preisen bedeutet, ist kom­mu­nalen Ver­mi­etern dur­chaus zuzu­muten. Die Mieter in kom­mu­nalen Ver­mi­etern müssen ein verbindlich­es Mitbes­tim­mungsrecht haben, gle­ichzeit­ig muß die Kom­mune als Eigen­tümer poli­tisch Ein­fluß auf ihr Unternehmen ausüben. Die Kom­mune hat außer­dem neue Grund­stücke, soweit es die Speku­la­tion­spreise sin­nvoll erscheinen lassen, wieder zu erwer­ben. Und wo schon Miet­spiegel sein müssen, sollen Woh­nun­gen aus dem Luxus-Seg­ment keinen Ein­fluß darauf nehmen. Auf die Weise ließen sich schon die größten Preistreiber ausklammern.
In Pots­dam läßt sich beobacht­en, wie es nicht zu sein hat. So gün­stig wie die städtis­chen Filet­grund­stücke am Jungfernsee und ander­swo abgegeben wur­den, wird man sie nicht mehr in die öffentliche Hand bekom­men. Statt dessen wird verkauft, was noch da ist, die Preiss­chraube für Mieter zieht weit­er an, die Spal­tung des Stadt­ge­bi­etes in Arm und Reich geht erkennbar weit­er. Auch in Pots­dam befind­en sich lei­der keine sozialen Parteien in der Regierungsverantwortung.
Was bleibt, sind Mieterini­tia­tiv­en. Und Stiftun­gen, welche die Woh­nun­gen aufkaufen, um sie gemein­sam mit den Mietern zu betreiben und der Prof­itwirtschaft zu entziehen. Auch deren Vertreter waren in Berlin anwe­send. Und auch diese sind bere­its in Pots­dam aktiv. Wo es die Rathausspitze nicht mehr schafft, bezahlbaren Wohn­raum zu erhal­ten, haben sich längst Ini­tia­tiv­en zusam­menge­fun­den, um genau das zu erstreiten.
Grund­sät­zlich wur­den beim alter­na­tiv­en Woh­nungs­fo­rum in Berlin auch die Woh­nungsgenossen­schaften her­vorge­hoben, deren Ziel satzungs­gemäß in der sozialen Pflege und dem Aus­bau ihres Bestandes liegt. Es ist natür­lich schon bekan­nt, daß das Man­age­ment manch­er Genossen­schaften das inzwis­chen anders sieht und dazu überge­ht, „unwirtschaftliche“ Langzeit­mi­eter zu ver­drän­gen. Die satzungs­gemäße Pflicht zur demokratis­chen Beteili­gung der Mieter­schaft in Woh­nungsgenossen­schaften kann bei entsprechen­der Sol­i­darisierung der Genossen­schaftsmit­glieder jedoch vieles verän­dern – auch das Man­age­ment selbst.

  1. Die große Stärke des alter­na­tiv­en Woh­nungs­fo­rums offen­barte auch gle­ichzeit­ig seine Schwächen. Es war eine Leis­tung, bun­desweite Akteure in ein Haus zu bekom­men, von Erfol­gen zu hören und Hand­lungsvorschläge zu erar­beit­en. – Und es ist betrüblich, wenn schon Vertreter der Kreuzberg­er Ini­tia­tive nicht von Pots­dam wis­sen und entsprechend Vorschläge mit auf den Heimweg gaben, die alle­samt schon längst ver­wirk­licht sind. (Ein­bindung von Kun­st, alter­na­tive Medi­en abseits der offiziellen Jubel­presse, inten­sive Ver­net­zung ver­schieden­ster stadt­poli­tis­ch­er Akteure etc.) Nicht über­all hat der öffentliche Druck den gle­ichen Erfolg. Und in Pots­dam bedarf es noch sehr viel mehr Anstren­gun­gen, um das zu erre­ichen, was gegen unbe­stre­it­bare Wider­stände in Ham­burg, München und Kreuzberg bere­its geglückt ist. So zeigte der 20. Sep­tem­ber in Berlin, was in Pots­dam eigentlich schon alles auf die Beine gestellt wurde. Und wie viel noch zu tun ist, um die berechtigten Belange der Bürg­er auf die Agen­da der Rathaus­poli­tik und der bei­den Tageszeitun­gen zu heben. Daß der Ober­bürg­er­meis­ter Jakobs nun nicht mehr Teil der Alther­ren­riege zusam­men mit Sem­mel­haack, dem GEWO­BA-Chef, dem Stadtwerkechef, dem Luftschiffhafen-Chef und ähn­lichen ist, die in Hin­terz­im­mern Demokratie simulieren, stimmt opti­mistisch. Tat­säch­lich fand zulet­zt nur noch die Gewo­ba dankbare Worte für den schei­den­den Ober­bürg­er­meis­ter. Sie hat ihn auf die Titel­seite ihrer Mieterzeitung geset­zt und sog­ar eigens für ihn den Jann-Jakobs-Preis erfun­den und ihm ver­liehen. Es bleibt jedoch auch ohne ihn noch harte Arbeit, aus Pots­dam eine Stadt zu machen, in der das Wohnen wieder Grun­drecht ist und kein teur­er Luxus-Artikel.
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Wohnen & Stadt

Freiräume erkämpfen, Utopien diskutieren

Wir haben am 21.09.18 das Haus in der Guten­bergstr. Ecke, Hebbel­str. besetzt!

Wir protestieren damit gegen die Umstruk­turierungspoli­tik der Stadt Pots­dam der let­zten fast 30 Jahre, die in ihrer Folge die
Reichen immer reich­er, und die Sit­u­a­tion der Ärmeren in der Stadt immer schwieriger gemacht hat. Während die
Stadtregierung mit dem FH-Abriss sämtliche Ideen für einen unkom­merziellen Kul­tur- und Begeg­nung­sort zer­stört hat,
eröffnet die Beset­zung einen Freiraum in der Innen­stadt, der sich gegen den rabi­at­en Kahlschlag und Ausverkauf stellt. Das
beset­zte Haus kann ein Ort der Möglichkeit­en sein, der fern von Prof­it­gi­er und Barock­fan­tasien die rel­e­van­ten Bedürfnisse der
Men­schen in den Mit­telpunkt stellt. Es braucht keine detail­lierte Umfrage, um zu wis­sen, was in dieser (Innen)-stadt fehlt
(Wohnen, selb­stver­wal­tete Kul­tur, Begeg­nung­sorte, Band­proberäume usw.). Das beset­zte Gebäude kann zeigen, dass die
kom­merzielle Ver­w­er­tung und die Entwick­lung zur toten Pup­pen­stadt nicht alter­na­tiv­los ist! Auch wenn’s der Stadtregierung
nicht passt: Wir reden nicht nur von einem bun­ten und tol­er­an­ten Pots­dam – wir fordern es ein und leben es! Und wenn es sein
muss, kämpfen wir um jeden Zen­time­ter Freiraum!
Der Wohlfühlfak­tor der Reichen

Im Gegen­satz zum ver­meintlichen Wohlfühlfak­tor (siehe PNN..), gibt es keine Erhe­bun­gen darüber, wie viele PotsdamerInnen
in den let­zten Jahren die Stadt ver­lassen haben, weil sie sich die Miete nicht mehr leis­ten kon­nten. Dage­gen ist der Zuzug z. B.
aus Berlin unbe­strit­ten. Oft sind es die Reichen, denen Berlin zu unüber­sichtlich gewor­den ist, um sich einen Platz am See zu
sich­ern– Vor dem Hin­ter­grund des maßlosen Luxus‘ wer­den aus 10–15 Euro Kalt­mi­ete schnell mal eine absurde Idee für
bezahlbare Mieten. Weit­ere absurde Ideen, wie ein ver­meintlich schönes Pots­dam auszuse­hen hat, kön­nen wir uns aktuell an
ver­schiede­nen Stellen zu Gemüte führen; Neo­barock, wenn wir es wohlwol­lend so nen­nen wollen, Beton­klötze mit
vorge­bauter his­torisieren­der Fas­sade trifft aber eher den Kern der Sache. Die Reichen bauen sich ihre Stadt ohne Rück­sicht auf
Ver­luste. Kahlschlag und das His­torisieren ein­er Innen­stadt gehören zu der vorherrschen­den Leitidee, die für andere Ideen
keinen Platz mehr lassen.
Als hätte es den 2. Weltkrieg nicht gegeben…

Diese Umstruk­turierung ist in zweier­lei Beziehung sehr frag­würdig, bzw. geschicht­s­los. Es tilgt nicht nur eine Baue­poche aus
der Innen­stadt, die fra­g­los einen Bruch mit dem preußisch Barock­en Stil vorgenom­men hat, sie tut auch so, als habe es den
Krieg und Hitler nicht gegeben. Bei der Gar­nisonkirche ist der Spa­gat mit dem eine Kriegs- und Nazikirche zum Tem­pel des
Friedens umgewid­met wer­den soll offen­sichtlich­er. Die neuen Innen­stadtquartiere stellen qua­si einen Vorkriegszu­s­tand wieder
her, als habe es die geschichtlichen Brüche, vom deutschen Größen­wahn, über Bombe­nan­griff, bis zur sozial­is­tis­chen Moderne
nicht gegeben. Argu­men­tiert wird dabei von der Wieder­auf­baufrak­tion mit gewach­se­nen Stadt­struk­turen, gold­en­em Schnitt und
Wun­den, die geheilt wer­den müssten. Dass dafür andere Wun­den geris­sen wer­den, und vor allem an anderen Stellen, wenn
Sem­mel­haak und Co neu bauen, gold­en­er Schnitt und der Rest keine Rolle spie­len, macht nur offen­sichtlich worum es
eigentlich geht – einen Traum Wirk­lichkeit wer­den zu lassen, der öffentlichen Raum pri­vatisiert und den Reichen „Inve­storen“
ihre gold­e­nen Ärsche noch gold­en­er wer­den lässt. Das Vier­tel, das ger­ade rund um den Bahn­hof entste­ht zeigt das ziemlich
deut­lich, dort wächst nichts außer der Ren­dite, gold­en­er Schnitt ist für die Pla­nung ein Fremd­wort und zum Schluss wird es ein
leblos­es Wohn­quarti­er, ohne Kul­tur, Kneipe oder Infra­struk­tur, an dem sich die Inve­storen­fre­unde des Bürg­er­meis­ters fett
gemacht haben wer­den, neben­bei an Hässlichkeit nicht mehr zu übertr­e­f­fen. Diese Par­al­le­len­twick­lung ent­larvt jedes
Argu­ment, das für die his­torisierende Innen­stadt vorge­bracht wurde als Lüge und kommt neben­bei in
geschicht­sre­vi­sion­is­tis­ch­er Manier daher, dass einem schlecht wer­den mag.
Alles ganz demokratisch

Demokratie erhält ihre Legit­im­ität aus Mehrheit­en, was also, wenn eine Mehrheit sich entschei­det, gar nicht mehr an dem
Rit­u­al der Wahl teilzunehmen? Wie legit­im sind dann eigentlich noch Entschei­dun­gen, die von Mehrheit­en gefällt wer­den, die
im End­ef­fekt aber nur von ein­er Min­der­heit zu soge­nan­nten VolksvertreterIn­nen ernan­nt wur­den? Kurz vor dem Ende der DDR
am 6. Mai 1990 war die Wahlbeteili­gung bei Kom­mu­nal­wahlen in Pots­dam mit 74,4 Prozent unge­fähr auf dem Niveau von
Bun­destagswahlen. Demokratie wurde hoff­nungsvoll aufgenom­men. Nach der „Selb­st­be­freiung“ von der Dik­tatur war es eine
Frage der Ehre wählen zu gehen. Die Werte der Wahlbeteili­gung zu Kom­mu­nal- und Bürg­er­meis­ter­wahlen sanken seitdem
kon­tinuier­lich (1993: 62,8%, 2008:51,7%) auf aktuell etwas unter 50%. Wir inter­pretieren das als eine Reak­tion auf Poli­tik, à
la „die da oben machen doch eh , was sie wollen…“. Und na klar, wer sich in Pots­dam in den let­zten fast dreißig Jahren um
Beteili­gung am poli­tis­chen Prozess bemüht hat ist entwed­er desil­lu­sion­iert, in ein­er der Parteien gelandet, die den Ausverkauf
mit organ­isiert hat, oder bei­des auf ein­mal. Außer­halb dieser Struk­turen, also bei Protesten gegen Gar­nisonkirche, Abris­sen und
Auf­bau, Ausverkauf und teure Mieten ste­ht man schnell im kalten Wind der Macht. Krim­i­nal­isierung, Polizeige­walt und
Bespitzelung sind die Mit­tel, mit denen gegen Kri­tik­erIn­nen vorge­gan­gen wird, schöne Grüße aus dem let­zten Jahr, von der
FH-Beset­zung. Eine Woche nach dem G20 Gipfel stand die Beset­zung ganz im Zeichen des Polizeis­taates. Fast ausschließlich
ver­mummte PolizistIn­nen haben die Lösung des Prob­lems der Stadt­poli­tik über­nom­men, Gewalt war keine Randerscheinung,
son­dern omnipräsent. Schläge mit Quarzhand­schuhen, Schika­nen gegen eine angemeldete Ver­anstal­tung und Bedrohung
einzel­ner Teil­nehmerIn­nen bleiben den betrof­fe­nen in Erin­nerung. Als Reak­tion auf den Ver­such, einen kleinen Teil des,
inzwis­chen abgeris­se­nen, FH-Gebäudes mit orig­i­nal Farbton zu stre­ichen, hagelte es Schläge und Anzeigen. Willkom­men in
der Stadt der Bürgerbeteiligung.…
Demokratie nicht verstanden

Von Hüneke bis Jakobs geiferte es, wir hät­ten die Demokratie nicht ver­standen, schließlich hätte man ja schon vor zwanzig
Jahren Beschlüsse gefasst. Ein PNN-Jour­nal­ist ver­stieg sich in der The­o­rie, die Beset­zerIn­nen seien nicht bess­er, als Nazis, die
in ein­er KZ-Gedenkstätte für deren Abriss demon­stri­eren. Als dann bei ein­er Mitteschön­freuden­ver­anstal­tung zwei Wochen­später auf dem Alten Markt zwanzig geis­ter­hafte Gestal­ten gegen den Abriss der FH schweigend demon­stri­erten, war der Mob
von der Leine. Man solle sie ver­gasen, war die schlimm­ste Reak­tion, ange­dro­hte Schläge und Beschimp­fun­gen nor­maler Ton.
Von CDU, über GRÜNE und SPD, bis hin zu einzel­nen AFD Leuten war die ver­meintliche demokratis­che Stadtgesellschaft
dort vertreten, sie kan­nten keine Parteien mehr, son­dern nur noch eine Idee, den bedin­gungslosen Wiederaufbau.
Nest­beschmutzerIn­nen müssen dementsprechend ihre Art von Demokratie nicht ver­standen haben. Soll heißen,
Bürg­er­begehren zuzu­lassen, um sie dann zu ver­bi­eten, sie mit Tricks aus zu hebeln oder wie bei der Befra­gung zum
Schwimm­bad ein­fach zu ignori­eren. Der SPD- Bürg­er­meis­terkan­di­dat Mike Schu­bert hat sich in drei Wahlgän­gen zum
Sozialdez­er­nent wählen lassen und auch die Abstim­mung zum Bebau­ungs­plan des Stadtschloss­es brauchte drei Anläufe. Die
Liste ließe sich ver­längern.… Ja, wir haben Demokratie nicht verstanden!!
Wie eine piefige West­deutsche Kleinstadt

Jan Jakobs begann seine Kar­riere in Pots­dam als Sozialdez­er­nent u.A. im August 1997 mit der Räu­mung des Archivs. Es
wurde später zurück­gegeben, vielle­icht auch weil sein Büro als Reak­tion darauf ver­wüstet und Teile davon aus dem Fenster
gewor­fen wur­den. Haus­be­set­zun­gen begleit­eten seinen Weg, unvergessen­er Moment, als er zum Beispiel 2008 die Besetzung
der Stadtverord­neten­ver­samm­lung als Reak­tion auf eine sehr gewalt­tätige Räu­mung der dama­li­gen Skater­halle nutzte, um die
Jun­gen Leute mit SA-Hor­den gleichzusetzen.
Beset­zte Häuser und Pro­jek­te, die daraus ent­standen sind, beka­men immer den beson­deren Druck der Stadtver­wal­tung ab.
Scheiß Pacht- oder Mietverträge, Aufla­gen vom Bauamt, der Feuer­wehr usw. usf. Ohne die Haus­be­set­zun­gen der letzten
dreißig Jahre, wäre Pots­dam eine so piefige Kle­in­stadt, wie das Nest aus dem Jakobs hier­hergekom­men ist. Ohne
Haus­be­set­zun­gen gäbe es keine Tanz­fab­rik, kein Waschhaus, wahrschein­lich nicht die Schiff­bauer­gasse in ihrer jet­zi­gen Form,
kein Archiv, keine alter­na­tiv­en Lebens­for­men, wie Haus­pro­jek­te oder Wagen­bur­gen; und ohne Jugend­be­we­gung 2008 und der
schon erwäh­n­ten Beset­zung der Skater­halle, aber auch der seit zehn Jahren beset­zten „La Datscha“, wahrschein­lich kein
Freilandgelände.
— Sem­mel­haak kaufte unge­fähr im sel­ben Zeitraum 100 Häuser zum Vorteil­pauschal­preis, die er nach Ablauf der 10 Jahres
Speku­la­tion­sklausel zum Teil zum dop­pel­ten Preis weit­er­verkaufte, während die linke Szene und viele Kul­turein­rich­tun­gen um
jeden Cent und jeden Zen­time­ter kämpfen musste.
— Kirsch machte es gle­ich. Sein „Imperi­um“ fußt offen­sichtlich auss­chließlich auf seinem dama­li­gen Parteibuch, denn als er
sich im Ufer­wegstre­it gegen die Ver­wal­tung stellte und seine eigene Mini­partei grün­dete, war es vor­bei mit exk­lu­siv­en Käufen.
— Der neue Besitzer des alten Land­tages, des „Kreml“, ver­mi­etete das Gebäude nach Ver­tragsab­schluss für anderthalb
Mil­lio­nen im Jahr auf vier Jahre an die Stadt als Flüchtling­sun­terkun­ft und hat­te den Kauf­preis schnell wieder drin. Das der
neue Besitzer als Auch-Eigen­tümer der KÖPI, ein ehe­mals beset­ztes Haus in Berlin, in den Fokus ger­at­en ist, weil er mit
zwielichti­gen Mit­teln ver­sucht hat gel­tende Geset­ze auszuhe­beln, egal. Er soll wegen Betrugs und Urkundenfälschung
vorbe­straft sein.
Auch diese Liste ließe sich verlängern…
Häuser besetzen—immer wieder…
Na klar, wir tun es wieder, was soll schon sein? Irgend­wie gibt uns die Geschichte Recht, wenn es z.B. in Berlin als
All­ge­mein­wis­sen gilt, dass die Haus­be­set­zerIn­nen in den 80er Jahren Alt­stadtvier­tel vor dem Abriss und Kiezstruk­turen vor der
Vertrei­bung bewahrt haben. Wir ste­hen in der Tra­di­tion der Beset­zer­be­we­gung in Pots­dam, die deut­liche Spuren hinterlassen
hat, wir müssen uns für nix schämen.
Das uns trotz­dem nie­mand Richtig gut find­et, liegt wohl an einem Prinzip, das wir in Frage stellen und die eigentliche
Grund­lage unser­er Gesellschaft darstellt, der Besitz. Den gilt es zu schützen, denn wenn er nichts mehr gilt, ist ein Preis nichts
mehr wert und das kap­i­tal­is­tis­che Kaufen-Verkaufen-Prinzip funk­tion­iert nicht mehr. Dass die Arm-Reich-Schere auseinander
geht, dass die 60 Reich­sten soviel haben, wie das ärm­ste drit­tel der Welt­bevölkerung, das zer­stört und aus­ge­beutet wird, um die
Reichen noch Reich­er zu machen, ist bekan­nt. Das daraus aber fol­gert, dass an dieser Gesellschaft etwas nicht stimmt, ist
mit­nicht­en die logis­che Schlussfol­gerung. Kap­i­tal­is­mus gilt als das Ende der Geschichte, jed­er der ihn in Frage stellt, gilt
schnell als Anti­demokrat. Aus dieser Per­spek­tive ist es nicht „unmoralisch“, MieterIn­nen aus Woh­nun­gen rauszu­mobben, oder
ganz aus Städten zu vertreiben, um Mieten zu ver­lan­gen, die vor zehn Jahren noch als Frech­heit gegolten hätten
Unsere Prob­leme wer­den klein, wenn wir ver­suchen, die glob­alen Zusam­men­hänge zu betra­cht­en. Das selbe kapitalistische
Prinzip – nicht diesel­ben Kap­i­tal­is­ten – vertreibt Men­schen durch seine Gier sog­ar aus Län­dern. Nicht wir zetteln Kriege an,
um noch mehr Kohle zu schef­feln, nicht wir zer­stören das Kli­ma, weil sich damit Geld ver­di­enen lässt. Es ist ein Prinzip, das
so verin­ner­licht wurde, dass Alter­na­tiv­en zu disku­tieren schon als Angriff auf unsere Gesellschaft begrif­f­en wer­den. Was aber
soll schlechter an ein­er Gesellschafts­form sein, die die Ver­sorgung aller Men­schen und nicht den Gewinn einiger Weniger in
den Mit­telpunkt stellt. Darum geht es uns aber, anhand von Inter­ven­tio­nen wie dieser Beset­zung Utopi­en ins Spiel zu bringen
und zu disku­tieren, die das basis­demokratis­che Miteinan­der und eine sol­i­darische Gesellschaft zum Ziel hat und nicht das
Aus­beuten und Unter­drück­en von Men­schen durch andere Menschen.
Macht mal nen Punkt – Freiraum in der Innenstadt!
Wieder run­tergeschraubt auf Pots­dam heißt das, Investor ist für uns ein Schimpf­wort, Neue Wohn­quartiere ein Angst­fak­tor und
der Gewinn der Immo­bilien­mafia ist uns scheiße­gal… Wer so brachial alles ver­zockt und unsere Umwelt zur Ware werden
lässt, soll uns nicht damit kom­men, dass Haus Beset­zen ille­gal sei. Demokratie wurde mit Bar­rikaden erkämpft, Despoten
dadurch ver­trieben und Macht in Frage gestellt. Demokratis­che Struk­turen wer­den nicht vertei­digt oder zurücker­obert, indem
man sich an die Regeln der­er hält, die sich mit Hil­fe dieser Regeln an der Macht fes­thal­ten. Schon Berthold Brecht fragte, wer
der größere Ver­brech­er sei, der­jenige der die Bank grün­det, oder diejenige Per­son, die sie überfällt.… ?
FREIRÄUME ERKÄMPFEN! UTOPIEN DISKUTIEREN! SOLIDARISCHE GESELLSCHAFT SCHAFFEN!

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Keine großen Konfrontationen auf Stadtfest

Rathenow — Auf dem Rathenow­er Stadt­fest ist bish­er zu keinen größeren Kon­fronta­tion zwis­chen Per­so­n­en­grup­pen kom­men. Dies kann nach ein­er ersten Auswer­tung des gestri­gen Abends resümiert wer­den. Auch am Fre­itagabend wurde keine größeren Auseinan­der­set­zun­gen bekan­nt. Zu mehreren kurzen Polizeiein­sätzen, die sich gegen einzelne Per­so­n­en richteten, kam es ledig im Bere­ich der Jugend­bühne. Dort wur­den min­destens zwei – augen­schein­liche – Jugendliche in Polizeige­wahrsam genommen.
Rechte Szene wollte Sig­nal setzen
Im Vor­feld des Rathenow­er Stadt­festes hat­te es mehrere weitläu­fige Hin­weise gegeben, dass die rechte Szene ein Sig­nal set­zen wolle. Als Hin­ter­grund wird eine Auseinan­der­set­zung am Him­melfahrt­stag 2018 ange­se­hen. Dort kam es zu ein­er Schlägerei zwis­chen jugendlichen Geflüchteten auf der einen Seite und deutschen Män­nern, darunter Ange­hörige des neon­azis­tis­chen Milieus, auf der anderen Seite. Des Weit­eren soll die rechte Szene wegen der tödlichen Auseinan­der­set­zung in Chem­nitz zusät­zlich sen­si­bil­isiert sein.
Stadt und Polizei sollen jedoch auf alle eventuellen Sit­u­a­tio­nen vor­bere­it­et gewe­sen sein und zuvor ein Sicher­heit­skonzept ver­fasst haben. Tat­säch­lich war am Woch­enende Bere­itschaft­spolizei vor Ort und zusät­zlich auch noch pri­vate Secu­ri­ty im Einsatz.
Bere­ich Jugend­bühne unter Beobachtung
Da das Rathenow­er Stadt­fest am Fre­itag vor­wiegend auf dem über­wiegend umschlosse­nen und damit gut kon­trol­lier­baren Optik­parkgelände am Schwe­den­damm stat­tfand und dort bere­its im Vor­feld nicht mit größeren Auseinan­der­set­zun­gen zu rech­nen war, richtete sich das Haup­tau­gen­merk vor allem auf Sam­stag. An diesem Tag weit­ete sich die Fes­tiv­ität bis in den Kern der Neustadt aus.
Sen­si­bel­ster Ort des Stadt­festes am Sam­stagabend war dann vor allem die Jugend­bühne auf dem August-Bebel-Platz. Unge­fähr 200–300 Men­schen hiel­ten sich dort zeitweise auf. Auf­grund ihrer weltof­fe­nen Aus­rich­tung war sie vor allem ein Anziehungspunkt für alter­na­tive Jugendliche sowie Geflüchtete und damit auch im Fokus der recht­en Szene.
46 Män­nern und Frauen des neon­azis­tis­chen Milieus fre­quen­tierten u.a. den Bere­ich Jugend­bühne. Diese trat­en allerd­ings nicht als geschlossen­er Block auf, son­dern wur­den als Kle­in­grup­pen von zwei bis zehn Per­so­n­en wahrgenom­men. Zudem waren die Neon­azis und ihre Bezugsper­so­n­en nur sehr vere­inzelt offen erkennbar. Lediglich drei Per­so­n­en tru­gen szene­typ­is­che Klei­dung (T‑Shirts von Recht­srock Bands). Vierzehn Neon­azis waren als gewalt­bere­it bekan­nt oder erkennbar, zwei davon saßen in der Ver­gan­gen­heit mehrfach wegen Gewalt­de­lik­ten im Gefängnis.
Mehrfache Polizeiein­sätze gegen Einzelpersonen
Die Polizei war mit mehreren Ein­satzkräften der Bere­itschaft­spolizei im Ein­satz. Gemäß Beobach­tung des Press­eser­vice Rathenow gab es im Bere­ich der Jugend­bühne drei Einsätze.
Der erste Ein­satz richtete sich gegen mehrere Jugendliche hin­ter einem Wohnge­bäude in der Berlin­er Straße. Die Polizei nahm anschließend von min­destens zwei Per­so­n­en Höhe Volks­bank die Per­son­alien auf. Ein Anlass der Auseinan­der­set­zung war nicht erkennbar, Ver­let­zte gab es offen­bar auch nicht.
Im zweit­en Fall hat­te ein Mitar­beit­er des Bier­standes die Polizei ange­fordert, weil mehrere erkennbare Sym­pa­thisierende der recht­en Szene auf­fäl­lig wur­den. Der Polizeiein­satz endete aber ohne erkennbare Maß­nah­men gegen diese Per­so­n­en. Die Sit­u­a­tion galt dann allerd­ings auch als entschärft.
Der dritte Ein­satz richtete sich gegen einzelne Jugendliche, die laut Auskun­ft eines DJs im Bere­ich der Bühne ran­dalierten. Min­destens zwei Per­so­n­en wur­den in Polizeige­wahrsam genommen.
Weit­ere Fälle wur­den bis Son­ntag 01.30 Uhr nicht bekannt.
Weit­ere Fotos hier: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/albums/72157699547131451

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Wohnen & Stadt

Wohnpolitisches Forum in Potsdam

Pots­dam ist eine der teuer­sten Städte in den neuen Bun­deslän­dern. Pots­dam ist eine ges­pal­tene Stadt. In Pots­dam kön­nen immer mehr Men­schen die steigen­den Mieten nicht mehr bezahlen. Freiräume ver­schwinden und wer­den abgeris­sen, Men­schen wer­den ver­drängt. Zwei Tage lang zeigt das Bünd­nis „Stadt für alle“, wie Stad­ten­twick­lung anders geht. Steigende Mieten, Luxus­baupro­jek­te, Ver­drän­gung und Gen­tri­fizierung sind kein Naturge­setz, son­dern das Ergeb­nis neolib­eraler Stadtpolitik.
Wir wer­den an diesen Tagen Konzepte, Pro­jek­te und Aktions­for­men vorstellen und disku­tieren, wie Stadt anders gestal­tet wer­den kann:
Sozial, sol­i­darisch und selbstbestimmt.
Ter­mine und Orte:
Fre­itag, den 22. Juni 2018 ab 18.00 Uhr: Film – und Diskus­sion­s­abend im Kino Thalia:
u.a. mit dem Film „Bye, Bye St. Pauli“ und dem Stadt­sozi­olo­gen Andrej Holm
Sam­stag, den 23. Juni 2018 ab 10.00 Uhr: Vorträge, Work­shops im Kul­turzen­trum „frei­land“ :
u.a. zu The­men wie Wohnge­mein­nützigkeit, Milieuschutzsatzun­gen, sozialen Kämpfen, Mietenvolksentscheid
Weit­ere Infor­ma­tio­nen find­et Ihr unter:
www.potsdam-stadtfueralle.de
Anmel­dun­gen und alle Eure Nachfragen:
wohnforum@potsdam-stadtfueralle.de

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