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PREMIERE „Die Wüste lebt“

PREMIERE „Die Wüste lebt“

Cottbuser Corona-Song mit Infektionspotential

Clubs zu, Anlage an! Auch die Cot­tbuser Clubs, Bars und Kneipen haben seit drei Wochen die Türen zu. Doch jet­zt lädt die Szene am Son­ntag zu einem Wieder­hören ein. Pünktlich 20.30 Uhr präsen­tiert sie den Song WO zur Coro­n­azeit “Die Wüste lebt“und meldet sich zurück, wenn auch zunächst auf virtuell-akustis­ch­er Bühne. Bere­its seit Beginn der Ein­schränkun­gen arbeit­en die Kul­turschaf­fend­en eng zusam­men und entwick­eln gemein­same Strate­gien zum Über­leben. Die erste Aktion läuft seit dem 3. April. Bei ein­er Kam­pagne aller beteil­gter Clubs, Bars und Gale­rien über Start­next kön­nen die Cottbuser*innen+ dabei helfen, dass es auch nach Coro­n­akrise ein buntes Nachtleben in der Stadt gibt. Bei dieser Crowd­fundin­gak­tion wer­den beispiel­sweise Ein­trittskarten für die kom­menden Par­ties, T‑Shirts, lustig bedruck­te Jute­beu­tel, ein Schnaps mit Frieder oder ein Glas Fan­gosand ange­boten oder es kann ein­fach Geld gespendet werden.

Der neueste Coup der Club Kom­mis­sion Cot­tbus e.V.i.G. ist ein gemein­schaftlich geschriebenes und pro­duziertes Lied für alle Musik- und Tanzbegeis­terten. Dieses greift feinfühlig The­men wie Iso­la­tion, Per­spek­tivlosigkeit, Job­ver­lust, Über­ar­beitung, aber auch das zunehmende Gemein­schafts- und Solidaritätsgefühl auf. Es set­zt das Geschehen musikalisch um und blickt beja­hend in die Zukun­ft. “Die Ohrwur­m­melodie steigt schnell zu Kopf und ist ansteck­ender als Covid-19, während die gefühlvolle Instru­men­tierung die Herzen im Sturm erswingt.”, schwärmt Lud­wig Dom­rös vom Fes­ti­val­team Stuss am Fluss über das Werk. “Wir wollen mit dem Lied Aufmerk­samkeit für unsere Sit­u­a­tion schaf­fen und den Leuten ein Dankeschön für die Spenden unser­er Crowd­fundin­gak­tion zurückzugeben. Da im Arbeit­sum­feld der Clubs kreative Köpfe ver­schieden­ster Art zu find­en sind, war eine Beset­zung schnell zusam­mengestellt. Ein Lied zu schreiben war eine Möglichkeit, proak­tiv und pos­ti­tiv mit dem The­ma umzuge­hen, statt sich nur zu beklagen.”

Das Betrieb­sver­bot für die kul­turellen Tre­ff­punk­te bedeutet in Cot­tbus für die weni­gen Orte der Sub­kul­tur eine hohe Anstren­gung ums Über­leben. Dort, wo ohne­hin sel­ten ein Fördergeldtropfen hin­fällt, sind die Rücklagen sehr beschei­den. Die aktuelle Sit­u­a­tion bedeutet daher: keine Ein­nah­men bei laufend­en Kosten und ver­schwindend kleinen Pol­stern. “Auch wenn staatliche Hil­fen ‘erste Löch­er’ schließen, sind sie langfristig nicht exis­ten­zsich­ernd.” David Kop­sch, Besitzer vom Faulen August, trifft die Schließung seines Musik­clubs hart: “Wir alle mussten viele schon gebuchte Konz­erte oder Par­ties absagen und wis­sen nicht, wie alle anderen auch, ab wann wir pla­nen kön­nen. Das ist schon ein zermürbender Zus­tand. Sollte die Club­szene in Cot­tbus ein­brechen, wäre dies ein fataler Schlag für das kul­turelle Leben der Stadt.”

Aber es gibt auch Pos­i­tives in dieser Zeit. “Das Beson­dere an diesem Krisen­modus ist, dass wir alle ein biss­chen näher zusammenrücken. Ich bin total begeis­tert, dass diese
unter­schiedlichen kreativ­en Men­schen so eng kooperieren”, Philipp Gärt­ner, Chef des Clubs Scan­dale, sieht opti­mistisch in die Zukun­ft. “Nicht nur, dass wir uns neuen Organ­sa­tions- und Kom­mu­nika­tions­for­men stellen müssen, diese Zeit bringt völ­lig neue Möglichkeit­en und Konzepte hervor.”

Ein gutes Beispiel ist eben “Die Wüste lebt”, der Song, bei dem gle­ich 13 Musiker*innen an den Auf­nah­men beteiligt waren, hin­ter dessen Kulis­sen jedoch noch viele weit­ere aus dem Cot­tbuser Nachtleben mitwirk­ten. Er erscheint mit einem Video, bei­des unter erschw­erten Bedin­gun­gen und unter Ein­hal­tung der Coro­na-Anord­nun­gen einge­spielt und gedreht. Doch nun kann das Mach­w­erk endlich präsen­tiert wer­den und der Name ist für die Cot­tbuser Nachtschwärmer*innen hof­fentlich Pro­gramm: Die Wüste lebt!

Zu sehen und zu hören:

https://www.clubkommissioncottbus.de
https://de.facebook.com/clubkommissioncottbus/
https://www.youtube.com/channel/UC8b0QCv64PVmdRHEumebGwA

Wer die Cot­tbuser Club­szene unterstützen will, kann dies hier tun: https://www.startnext.com/rette-die-cottbuser-subkultur oder spendet auf das Projektkonto:
IBAN DE 1805 0000 0190 0853 80, Kul­tur­fo­rum Cot­tbus e.V./Club Kom­mis­sion Cottbus.

Der Song “Die Wüste lebt”
Gesang — Mario Heß
Gitarre — Lud­wig Domrös
Bass — Matthias Joppe
Schlagzeug — Emanuel Muckow
Hen­ri Kun­ze — Klavier
Vio­line — Franziska Radtke
Trompete — Günter Friedersdorf
Back­ground Gesang — Lau­ra Maria Hänsel

Text – Matthias Heine, Lud­wig Dom­rös, Philipp Gärtner
Pro­duk­tion — Philipp Gärt­ner, Tom Reiß­mann, Lud­wig Domrös
Mas­ter — Michael Schlottke

Hintergrund…und wer ist die Club Kom­mis­sion Cot­tbus überhaupt?

Wir sind eine offene Plat­tform für Kul­turschaf­fende aus Cot­tbus mit dem Ziel sich untere­inan­der zu ver­net­zen. Das
Anliegen ist es, eine gemein­same, geschlossene Stimme für die Sub­kul­tur in der Stadt zu sein. Sich ein­brin­gen und das
Ganze mit­gestal­ten darf wer will: Das Spek­trum der bish­eri­gen Mitwirk­enden reicht von selb­st­ständi­gen Künstler*innen
als Einzelper­so­n­en über Vere­ins­basierte Clubs sowie kom­merzielle Läden. Der Grundgedanke ist sim­pel: “Allein machen Sie dich ein” (Rio Reis­er) und miteinan­der reden hat noch nie jeman­dem geschadet! Die Idee dazu ent­stand bere­its Anfang des Jahres, also noch vor Aus­bruch der Coro­na-Epi­demie. Den­noch bietet let­ztere natürlich akut einen zusät­zlichen Anlass das Anliegen weit­er zu ver­fol­gen und zu ver­tiefen, denn wie bekan­nt, trifft sel­bige den Kul­tursek­tor mit den ihr – sin­nvoller­weise! – fol­gen­den Ein­schränkun­gen massiv.
Auf der Seite www.clubkommissioncottbus.de wird über die Akteure und aktuelle Aktio­nen informiert. Seit dem 03. April
läuft die gemein­same Spendenkam­pagne “Ret­tet die Cot­tbuser Sub­kul­tur — Crowd­fund­ing für Cot­tbuser Clubs und
Läden” auf Start­next https://www.startnext.com/rette-die-cottbuser-subkultur
.
Zur ClubKom­mi­sion­Cot­tbus gehören: Bebel, Chekov, Ess­co­bar, Fan­go, Seit­en­sprung, Scan­dale, Pri­ma Wet­ter, Unbelehrbar, Sarah “Far­tu­u­na” Heinze, Marie 23, Muggefug
Kon­takt: medien@clubkommissioncottbus.de

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Sonstiges

Cottbuser Subkultur rückt zusammen

Nicht nur zu Coro­na-Zeit­en hat die Cot­tbuser Club­szene ein vielschichtiges Prob­lem! Mal zu laut, mal zu wenig Gäste, mal nicht die richtige Genehmi­gung, kaum Förderung, meist finanziell “auf Kante”… Doch seit dem berechtigten Shut­down und der damit ver­bun­de­nen Schließung der Kul­tur- und Gast­stät­ten­be­triebe wegen der Covid-19 Pan­demie ist der Kampf ums Über­leben in eine weit­ere schwierige Runde gegangen.

Dass gemein­sames Inter­agieren den besseren Effekt bringt, ist den Betreibern der sub­kul­turellen Läden schon länger klar. So wurde aus der Idee ein­er gemein­samen Plat­tform bere­its im Jan­u­ar 2020 ein reales Pro­jekt. Es trafen sich Protagonist*innen viel­er Clubs, Bars und Kneipen, um einen Vere­in zu gründen: die Club Kom­mis­sion Cot­tbus e.V.i.G. Erk­lärtes Ziel ist dabei, mit vere­in­ten Kräften die unter­schiedlich­sten Poten­tiale zu bündeln und in kul­turelle Ange­bote für die ganze Stadt zu gießen. Zu den Mit­gliedern gehören die Teams vom Bebel, Chekov, Ess­co­bar, Fan­go, Seit­en­sprung, Scan­dale, Pri­ma Wet­ter, Unbelehrbar, Marie 23 und dem Muggefug.

Geplant sind für die Zukun­ft unter anderem die Anschaf­fung von flex­i­bler Bühnentechnik, um in allen Stadt­teilen mit Konz­erten und Fes­ten aktiv zu wer­den und die Attrak­tiv­ität der Stadt für Bewohner*innen, Student*innen und (zum Beispiel im Zuge des Struk­tur­wan­dels) Zuziehende und Rückkehrer*innen zu erhöhen. Darüber hin­aus soll der Vere­in auch im poli­tis­chen Sinne für die Belange eines großs­tadtverdächti­gen Nachtlebens wirken.

Während die Vor­bere­itung auf Hoch­touren liefen, kam der Club Kom­mis­sion Cot­tbus e.V.i.G., wie vie­len anderen, der Coro­na-Virus in die Quere. Aber es zeigt sich, dass die ersten gesponnenen Net­ze bere­its pos­i­tive Wirkung haben. Unter Nutzung neuer
Organ­i­sa­tions- und Kom­mu­nika­tion­swege find­en sich die Akteure regelmäßig zusam­men und spin­nen Pro­jek­te und Konzepte. Dass es derzeit eher um Über­leben­skonzepte geht, ver­ste­ht sich von selb­st. So läuft seit 03. April eine Crowd­fund­ing Kam­pagne mit dem Titel „Ret­tet die Cot­tbuser Sub­kul­tur“ über die Plat­tform Start­next. Hier wer­den Tick­ets für Clubs, T‑Shirts, bedruck­te Beu­tel, imag­inäres Trinken oder ein Glas des legendären
Fan­go-Sandes angeboten.

https://www.startnext.com/rette-die-cottbuser-subkultur

Im April bedank­ten sich die Cot­tbuser Kul­turschaf­fend­en, die eng mit der hiesi­gen Musik­szene „ver­bän­delt“ sind, mit einem Song und einem Video. Unter erschw­erten Abstand­sregeln und hygien­is­chen Stan­dards spiel­ten gle­ich 10 Musiker*innen Instru­mente und Gesang ein und noch viel mehr „Laienschauspieler*innen“ dreht­en Sequen­zen für das
dazuge­hörige Video.

Mit der ihr eige­nen Kreativ­ität trotzen die Cot­tbuser Sub­Kul­tis der Krise. Auf der Inter­net­seite www.clubkommissioncottbus.de wer­den die beteiligten Clubs vorgestellt und ständig Infos über kom­mende Aktio­nen veröf­fentlicht: Tre­sentalk, DJ-Sets im Stream, Presseartikel und vieles mehr. Auch der Song und das Video sind hier zu finden.

Kon­takt: medien@clubkommissioncottbus.de

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Bildung & Kultur Gender & Sexualität Inklusion & Ableism

Neue Welten schaffen

Das Gelände der Quecke befind­et sich neben einem Wald, war früher Gut­shaus und Inter­nat und soll jet­zt als Sem­i­narhaus mit Schw­er­punkt Antidiskri­m­inierung dienen. Das Kollek­tiv, welch­es das Pro­jekt auf­baut, beste­ht aus mehrheitlich queer­fem­i­nis­tis­chen Aktivist*innen.

Ste­ht Inter­sek­tion­al­ität für euch im Mittelpunkt?
Kar­la: Selb­stver­ständlich. Die Quecke ist vieles, weil wir vielfältige Men­schen sind. Es ist nicht nur ein queer­er oder fem­i­nis­tis­ch­er Raum, son­dern ein Sem­i­nar- und Gäste­haus, das sich auf Dekolo­nial­isierung und Antidiskri­m­inierung konzen­tri­ert. Wir kämpfen gegen jede Form von Ras­sis­mus oder Anti­semitismus und wollen eine Alter­na­tive zur patri­ar­chalis­chen, kap­i­tal­is­tis­chen, behin­derten­feindlichen und ras­sis­tis­chen Gesellschaft schaffen.

Wo liegt die Quecke genau?
K: Eine Stunde von Berlin ent­fer­nt, umgeben von Wäldern und Seen in der Nähe von Falken­berg (Mark). Es ist der per­fek­te Ort für Men­schen, die nahe an Berlin sein wollen, aber nicht im Chaos der Stadt! Wir wollen ein Zeichen gegen Ras­sis­mus und Frem­den­feindlichkeit im ländlichen Raum set­zen, und zwar für alle Men­schen, die entwed­er von Diskri­m­inierung betrof­fen sind oder sich dage­gen einsetzen. 

Ein wichtiger Bestandteil eur­er poli­tis­chen Arbeit sollte das Work­shop-Ange­bot sein, das während der Coro­na-Krise früh­estens ab Herb­st wird stat­tfind­en dür­fen. Wie geht ihr damit um?
Puma: Wir hät­ten am 1. April öff­nen kön­nen, aber dann kam Coro­na. Acht Jahre haben wir auf die Bauab­nahme gewartet, doch dieses Virus hat uns die Show gestohlen. Mit dem Sem­i­narhaus woll­ten wir Leute ein­laden und Work­shops anbi­eten. Das wäre ein wichtiges Einkom­men für uns gewe­sen. Jet­zt, wo es fehlt, brauchen wir drin­gend Geld, damit wir weit­er­ma­chen können.
K: Wegen der aktuellen Lage ist alles auf Still­stand. Wir kön­nen wed­er die Eröff­nung feiern noch Leute ein­laden. Trotz­dem freuen wir uns, dass eine große Hürde mit der Bauab­nahme jet­zt vor­bei ist, und wir hof­fen, alle bald im Sem­i­narhaus willkom­men heißen zu können!

Was gibt es noch zu tun?
K: Wir wollen unsere Web­site erneuern, die Räum­lichkeit­en möblieren und alles so bar­ri­ere­frei wie möglich gestal­ten. Wir leg­en viel Wert darauf, dass alle Gäste unab­hängig von Behin­derung, wie z. B. Rollstuhlfahrer*innen oder seh- bzw. hör­be­hin­derte Men­schen, hier ihren Platz find­en wer­den. Das ist ein laufend­er Prozess.

Mit welchen Vere­inen seid ihr schon in Kon­takt und welche Art von Work­shops hofft ihr in der Zukun­ft anbi­eten zu können?
K: Wir sind mit ver­schiede­nen Grup­pen in Berlin wie Gladt, LesMi­graS, Wel­come Unit­ed und Women in Exile befre­un­det, aber auch mit lokal täti­gen Aktivist*innen vom afrikanis­chen Kul­turvere­in Palan­ca e. V. in Eber­swalde. Darüber hin­aus hof­fen wir auch, dass das näch­ste „In*Vision“-Festival hier stat­tfind­en wird. Unsere näch­sten geplanten Work­shops sollen die Schw­er­punk­te „Crit­i­cal White­ness“ und „Decolo­nial Self-Defense“ haben.

Wie kann die Com­mu­ni­ty euer Pro­jekt unter­stützen, bis alle Kon­tak­tsper­ren endlich aufge­hoben sind?
K: Helft uns wach­sen! Es gibt einige Men­schen, die hier in der Quecke leben, und andere, die von Berlin aus mit­machen. Wer zu uns Kon­takt aufnehmen will, ist her­zlich willkom­men. Wir erstellen einen kosten­losen Newslet­ter mit allen Infos zu unseren geplanten Ver­anstal­tun­gen und wir haben einen großen Garten mit Camp­ing­platz. Nach den vie­len Wochen zu Hause wird es das beste Heilmit­tel gegen Lagerkoller sein, also kommt uns unbe­d­ingt besuchen!
Inter­view: Joe von Hutch

Die Quecke,
Cöthen 8,
16259 Falkenberg

Infos zum Quecke-Newslet­ter und möglichen Spenden unter: quecke.net

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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order Parlamentarismus

Cottbuser Flügelflattern

INFORIOT — Das nun­mehr dritte Jahr in Folge hat die AfD am 1. Mai in der süd­bran­den­bur­gis­chen Großs­tadt Cot­tbus demon­stri­ert. 2018 und 2019 stand die recht­sex­treme Sozialdem­a­gogie im Vorder­grund („Sozial ohne rot zu wer­den“) – dies­mal wurde gegen „Corona“-Wahnsinn mobil gemacht.

Kundgebung an der Stadthalle in Potsdam
Kundge­bung an der Stadthalle in Cottbus

Rund 90 AfDler-Anhän­gerIn­nen und andere Recht­sex­treme waren zu den Aktio­nen zusam­mengekom­men. Um mit dem derzeit­ig eingeschränk­ten Ver­samm­lungsrecht umzuge­hen, wur­den fünf Kundge­bun­gen an Orten in der Cot­tbuser Alt­stadt aus­gerichtet, die von 15 bis 17 Uhr stat­tfan­den. Anmelderin war die AfD­lerin Monique Bud­er, die auch für das recht­sex­treme Bünd­nis „Zukun­ft Heimat“ in Erschei­n­ung tritt und bis vor kurzem als Stadtverord­nete in der hiesi­gen AfD-Frak­tion Mit­glied war.

Eigentümliche Werbung

Flyer für die Kundgebungs-Tour
Fly­er für die Kundgebungs-Tour

Zu den Aktio­nen war eigen­tüm­lich­er Weise fast auss­chließlich und sehr kurzfristig auf inter­nen Kanälen gewor­ben wor­den. Ein Fly­er, der in What­sapp-Grup­pen kur­sierte, erin­nerte optisch ent­fer­nt an „Zukun­ft Heimat“-Werbezettel, doch wed­er dieser Name noch das AfD-Logo waren abge­bildet. Durch diese hastige Mobil­isierung kam nur der engere Kreis des regionalen und Bran­den­burg­er AfD-Milieus zusammen.

Kalbitz trinkt Bier

Star­gast bei den Aktio­nen war der durch seine Neon­azi­ak­tiv­itäten bun­desweit bekan­nte bran­den­bur­gis­che Lan­desvor­sitzende Andreas Kalb­itz. Leg­er plaud­erte er mit seinen Anhän­gerIn­nen, trank Bier, begrüßte Bekan­nte demon­stra­tiv mit Hand­schlag. Fast nie­mand unter den Teil­nehmenden trug Mund­schutz, auf das Hal­ten von Abstand wurde kaum geachtet. Neben Kalb­itz nah­men weit­ere Mit­glieder der Pots­damer AfD-Land­tags­frak­tion an den Aktio­nen teil: Christoph Berndt, Lars Schieske und Daniel Mün­schke – alle­samt durch ihre „Zukun­ft Heimat“-Aktivitäten bekan­nt. Auch dabei war der AfD-Bun­destagsab­ge­ord­nete und Stu­den­ten­verbindungs­mann Stef­fen Kotré.

Rechts-außen: Andreas Kalbitz nippt am Bier
Rechts-außen: Andreas Kalb­itz nippt am Bier

Antisemitische Reden

In den Reden, die gehal­ten wur­den, wurde durchgängig ver­schwörungs­the­o­retisch gegen den „Coro­na-Wahnsinn“ und ange­bliche Inter­essen des Microsoft-Grün­ders Bill Gates gewet­tert. Die Pan­demie wurde herun­terge­spielt und Schutz­maß­nah­men gegen Coro­na als Herrschafts- und Prof­iterzielungs-Instru­mente dargestellt. Die damit ein­herge­hen­den Ein­schränkun­gen der Grun­drechte war allen­falls ein Anlass, keineswegs aber der Kern der AfD-Agi­ta­tion in Cottbus.

Ein Red­ner warnte vor Men­schen „wie George Soros, die da glauben, im Hin­ter­grund ihre Fäden spin­nen zu müssen“. Er war sich sich­er: „Wom­it wir es zu tun haben, ist eine elitäre Clique, die im Hin­ter­grund glaubt, uns seit Jahrtausenden ver­arschen zu können.“

Das ist anti­semi­tis­che Dik­tion wie aus dem Lehrbuch und darf bei ein­er Ver­anstal­tung ein­er Partei wie der bran­den­bur­gis­chen AfD wohl kaum über­raschen. Allerd­ings ist der Wider­spruch zu öffentlichen Bekun­dun­gen der Partei zu Coro­na augen­fäl­lig. Mit Verve hat­te die AfD-Land­tags­frak­tion noch vor weni­gen Wochen die Coro­na-Maß­nah­men der Lan­desregierung als unzure­ichend kri­tisiert. Bran­den­burg sei Schlus­slicht bei den Schulschließun­gen gewe­sen, hat­te Kalb­itz der Lan­desregierung vorge­wor­fen. Auch sei der Gren­zverkehr nach Polen nicht kon­se­quent genug eingeschränkt wor­den, hieß es damals aus der Frak­tion. Lan­des- und auch Bun­desregierung hät­ten „schon viel früher“ auf die Bedro­hungslage reagieren müssen. Die AfD in Bran­den­burg ver­fol­gt in ihrer Coro­na-Poli­tik einen wider­sprüch­lichen Schlingerkurs: Nach innen recht­sex­treme Ver­schwörungsriecherei – nach außen pseu­dosach­liche Kri­tik an den prak­tis­chen Maß­nah­men der Regierung.

Steffen Kotré, Lars Schieske und Andreas Kalbitz im Gespräch
Stef­fen Kotré, Lars Schieske und Andreas Kalb­itz im Gespräch

Neofaschist Hohm tritt wieder im AfD-Kontext in Erscheinung

Bemerkenswert ist, dass als Red­ner in Cot­tbus Jean-Pas­cal Hohm in Erschei­n­ung trat. Der Recht­sex­treme ist seit Jahren in der Bran­den­burg­er AfD aktiv und hat in ver­schiede­nen Posi­tio­nen als Ehre­namtler und bezahlt für die Partei gear­beit­et. Mehrmals schon wurde er von sein­er Partei aus Posten ent­fer­nt, nach­dem immer neue Belege für seine ein­deutig recht­sex­tremen Aktiv­itäten öffentlich bekan­nt und kri­tisiert wur­den. So hat­te er unter anderem an ein­er Reise zu ital­ienis­chen Neo­faschis­ten teilgenom­men, woraufhin er – so wurde offiziell ver­laut­bart – seinen Posten im Vor­stand der Cot­tbuser AfD auf­gab. Mit seinem jet­zi­gen Auftritt in Cot­tbus ste­ht also fest: Da ist er mal wieder.

Rechts im grauen Anzug: Jean-Pascal Hohm.
Rechts im grauen Anzug: Jean-Pas­cal Hohm.

DGB-Banner zerstört

Vor der Kundge­bung auf dem Platz am Stadt­brun­nen wurde ein dort aufge­hängtes Ban­ner des „Deutschen Gew­erkschafts­bun­des“ herun­terg­eris­sen und auf den Boden geworfen.

DGB-Banner auf dem Boden.
DGB-Ban­ner auf dem Boden.

Bei den Kundge­bun­gen flat­terte unter anderem eine Fahne der AfD-Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Alter­na­tive“. Unter den Teil­nehmenden waren zudem einige Per­so­n­en aus der Neon­azi-Szene von Cot­tbus. Unter­wegs war auch der „Identitären“-Aktivist und ehe­ma­lige Land­tags­frak­tion­s­mi­tar­beit­er Paul Meyer.

Junge Alternative Brandenburg auf der Kundgebungs-Tour in Cottbus. Screenshot: Facebook.
Junge Alter­na­tive Bran­den­burg auf der Kundge­bungs-Tour in Cot­tbus. Screen­shot: Facebook.

Hinweise auf Spannungen in der AfD Cottbus

Während die Bran­den­burg­er AfD-Lan­desspitze die Kundge­bun­gen unter­stützte, scheint es in den Niederun­gen der lokalen AfD leichte Bedenken gegen die Demon­stra­tionspoli­tik und die ver­schwörungs­the­o­retis­chen Posi­tio­nen des „Flügel“-treuen Lan­desver­ban­des zu geben. Auf der Face­book­seite der AfD Cot­tbus wur­den die Aktio­nen wed­er bewor­ben noch erwäh­nt. Ein Cot­tbuser AfD-Mit­glied ver­merk­te spitz, dass auch die 1.-Mai-Demonstrationen der Vor­jahre nicht von der Cot­tbuser AfD, son­dern vom Nach­barkreisver­band Spree-Neiße organ­isiert wor­den seien.

Mit Megafon: Monique Buder.
Mit Mega­fon: Monique Buder.

 

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Arbeit & Soziales

Erfolgreiche 1. Mai Demo in Templin

Am 1. Mai zog eine kämpferische Demon­stra­tion der Ini­tia­tive „UMdenken – für eine offene Gesellschaft“ in Tem­plin für die Arbeit­srechte aller Beschäftigten im Gesund­heits- und
Pflege­bere­ich auf die Straße.
Von der Polizei auf 20 Per­so­n­en lim­i­tiert, hiel­ten die Demon­stra­tionsteil­nehmenden Plakate und Ban­ner mit veröf­fentlicht­en Forderun­gen aktiv­er ver.di Mit­gliedern hoch und forderten mit Sprechchören ein Ende der Ökonomisierung des Gesund­heitswe­sens und eine sofor­tige Ent­las­tung für das Kranken­haus- und Pflegeper­son­al bundesweit.
Die Demon­stra­tion zog auch am Sana Kranken­haus Tem­plin vor­bei, wo einige inter­essierte Beschäftigte aus den Fen­stern grüßten. Die Abschlusskundge­bung gegenüber einer
Tage­spflegeein­rich­tung sorgte für viel Auf­se­hen auf den Balko­nen unter Pfleger*innen und Betreuten.

Von den Demon­stri­eren­den wurde unter anderem gefordert:
* eine Verbesserung des Patient*innenschlüssels – mehr Personal!
* Aufhe­bung des Fallpauschalensystems
* sofor­tiger und aus­re­ichen­der Arbeitss­chutz in Pandemiezeiten
* Verkürzung von Arbeit­szeit­en und Ver­längerung von Ruhezeiten
* soziale und mon­etäre Anerken­nung aller Beruf­s­grup­pen in Gesund­heit und Pflege (Tar­ifverträge
für alle, 500 € Gefahrenzulage)
* sowie eine Verge­sellschaftlichung des gesamten Gesund­heitswe­sens anstatt weiterer
Privatisierung

Gesund­heit geht uns alle an und braucht wirk­liche demokratis­che Kon­trolle, um nicht prof­i­to­ri­en­tierten Konz­ern­in­ter­essen geopfert zu werden.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

8. Mai – 75. Jahrestag des Tags der Befreiung vom NS

Der 8. Mai 1945 markiert als „Tag der Befreiung“ das Ende der Gewaltherrschaft der Nation­al­sozial­is­ten und ihres soge­nan­nten Drit­ten Reich­es. „Wir wollen an diesem Tag der Mil­lio­nen Men­schen gedenken, die unter der gnaden­losen Kriegs‑, Besatzungs- und Ver­nich­tungspoli­tik der Nazis lei­den mussten,” ruft das Net­zw­erk zur Teil­nahme auf. Durch den von Deutsch­land aus­ge­hen­den faschis­tis­chen Angriff auf die Men­schlichkeit ver­loren unglaublich viele Kinder, Jugendliche, Erwach­sene und alte Men­schen ihr Leben, ihre Frei­heit, ihre Gesund­heit, ihre Hoff­nung, ihre Lieb­sten. Dieser Tag stellt für Mil­lio­nen von Ver­fol­gten und Opfern die Befreiung von der Bar­barei des Nation­al­sozial­is­mus zwis­chen 1933 und 1945 in Deutsch­land dar.

Das Bernauer Net­zw­erk für Weltof­fen­heit lädt für Fre­itag, den 8. Mai, zum indi­vidu­ellen Gedenken an das Ende des Zweit­en Weltkrieges und der Befreiung vom Hitler­faschis­mus vor 75 Jahren ein.
Tra­di­tionell fand die Gedenkver­anstal­tung des Net­zw­erkes in den let­zten Jahren an drei Orten in der Stadt Bernau statt — am Sow­jetis­chen Ehren­mal, am Deser­teur­denkmal und am Mark­t­plazu bzw. vor der Galerie in der Bürg­er­meis­ter­straße in der Nähe der Stolper­steine. Auf Grund der aktuellen Ereignisse und Ein­schränkun­gen ist in diesem Jahr eine zen­trale Ver­anstal­tung nicht durch­führbar. Deshalb laden wir dazu ein, das Gedenken am 8.Mai 2020 indi­vidu­ell zu bege­hen und auf dem Weg zwis­chen den drei Orten sicht­bare Zeichen des Erin­nerns, gerne auch mit aktuellem Bezug, zu hin­ter­lassen. Dies kann in z.B. in Form von Botschaften, Gedanken, Zitat­en und Anre­gun­gen, aber auch durch Musik­stücke oder andere kün­st­lerische Dar­bi­etun­gen geschehen. Auf die aktuellen Verord­nun­gen hin­sichtlich COVID 19 ist in jedem Fall zu achten.
Für Men­schen, denen es nicht möglich ist, ihre Gedanken per­sön­lich abzule­gen, beste­ht das Ange­bot, diese per Mail an das Net­zw­erk zu schicken. 

Auf zwei Aktio­nen im Rah­men des Gedenkens am 8.Mai sei an dieser Stelle expliz­it hingewiesen:
Die “Gedenk-Plane” am Mark­t­platz — hier kön­nen Gedanken und Erin­nerun­gen ans Kriegsende oder zum The­ma Frieden geschrieben wer­den. Diese Plane kann auch am 8. Mai selb­st genutzt wer­den. Lei­der wird der Edding immer wieder entwen­det, deshalb bitte möglichst selb­st einen mit­brin­gen und auch Anderen anbieten.”
https://www.bernau-bei-berlin.de/de/buergerportal/aktuelles/stadtnachrichten/artikel-erinnern_ans_kriegsende.html

Die Mit­mach-Aktion der Galerie — Eine kollek­tive Plakat­gestal­tung unter dem Mot­to “GIB MIR DEIN WORT FÜR FRIEDEN”. Am 8. Mai führt Kün­st­lerin Jos­si Rück­er die Worte der Teilnehmer*innen gestal­ter­isch zusam­men. Der Regen­bo­gen umspan­nt alles Gesagte und Gezeigte als Sym­bol der Vielfalt und Ver­bun­den­heit. Sie hat auch die ein­drucksvolle Ausstel­lung “Die Kinder der Ora­ma” in der Galerie und das par­al­lel laufende Face­book-Ausstel­lungstage­buch “Hin­ter ver­schlosse­nen Türen” erstellt
(https://www.galerie-bernau.de/veranstaltungen/aktuell.html )

Sor­gen wir gemein­sam dafür, dass in Deutsch­land ein weltof­fenes Kli­ma herrscht und nie wieder Unfrei­heit, Nation­al­sozial­is­mus, Ras­sis­mus und Anti­semitismus den Ton angeben!“, so unser Anliegen auch dieses Jahr. „Alle, die dieses Anliegen unter­stützen wollen, sind her­zlich ein­ge­laden, sich zu beteili­gen, Ihre Gedanken und Botschaften im öffentlichen Raum sicht­bar zu machen, indi­vidu­ell Blu­men oder Gedanken abzule­gen und gern auch die Thüringer Erk­lärung zum 75. Jahrestag der Befreiung von Buchen­wald mit zu unterze­ich­nen. https://www.thueringer-erklaerung.de/erklaerung#top

Bernauer Net­zw­erk für Weltoffenheit

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Sonstiges

Geflüchtete werden zu Straftätern erklärt

Einige Geflüchtete aus dem Barn­im haben Straf­be­fehle bekom­men. Vorge­wor­fen wird ihnen entwed­er “ille­gal” nach Deutsch­land ein­gereist zu sein oder sich “ille­gal” in Deutsch­land aufge­hal­ten zu haben. Die Ini­tia­tive “Barn­im für alle” protestiert dage­gen, dass die Geflüchteten so zu Straftätern erk­lärt wer­den und organ­isiert mit ein­er Spenden­samm­lung Solidarität.

Musa* ist aus dem Sudan geflüchtet, weil er dort poli­tisch gegen die Dik­tatur aktiv war. Ihm wird vorge­wor­fen, dass er wissentlich ohne Papiere von Frankre­ich nach Deutsch­land weit­erg­ereist sei. Er ver­ste­ht nicht warum er krim­i­nal­isiert wird: “Aus mein­er Sicht macht es keinen Sinn, dass ich eine Strafe bekomme, weil ich Asyl beantrage. Ich habe mich doch sel­ber bei der Polizei gemeldet, um Asyl zu beantragen.”

Auch Seyed* wurde als Oppo­si­tioneller im Sudan erfol­gt. Als Stu­dent gelang es ihm ein Visum für eine Kon­ferenz in Deutsch­land zu erhal­ten. In einem Straf­be­fehl wird ihm nun vorge­wor­fen, dass er erst etwa 2 Wochen nach Ablauf des Visums Asyl beantragt hat. Seyed sagt dazu: “Ich bin nach Deutsch­land gekom­men, um Schutz vor dem Staat zu suchen, habe aber stattdessen eine Strafanzeige bekom­men. Woher sollte ich in der ersten Zeit in Deutsch­land die Geset­ze und Ver­fahren ken­nen? Ich brauchte Hil­fe bei der Suche nach Schutz, aber danach wurde es lei­der kompliziert.”

Bei­de haben sich eine Anwältin genom­men und Wider­spruch gegen ihre Straf­be­fehle ein­gere­icht. Sie warten nun auf ihre Gerichtsverfahren.

Die deutschen Behör­den gehen immer mas­siv­er gegen Geflüchtete vor. Statt den hier leben­den Men­schen das Ankom­men zu erle­ichtern, wer­den sie sog­ar zu Straftätern abgestem­pelt!” sagt Thomas Janosch­ka von der
Ini­tia­tive Barn­im für alle. “Geflüchtete soll­ten nicht durch Abschiebung und Krim­i­nal­isierung bedro­ht werden.”

Die Geflüchteten brauchen Geld für Anwalts- und Gericht­skosten und auch das Bezahlen der Strafen ist ihnen aus den Sozialleis­tun­gen die sie bekom­men nicht möglich. Die Ini­tia­tive Barn­im für alle sam­melt deswe­gen für diese und ähn­liche Fälle Spenden, um die Geflüchteten nicht allein zu lassen.

Spendenkon­to
Barn­im für alle
IBAN: DE 78 1705 2000 1110 0262 22
Sparkasse Barnim

Kon­takt: 0151- 456 83 203
http://refugeeswelcomebarnim.blogsport.de/
refugees-welcome@so36.net

* Name geändert

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Zugespitzte Lage in Sammelunterkünften

Die Covid-19 Pan­demie hat uns nicht den ersten Jahrestag des Ver­schwindens unser­er Schwest­er Rita am 7. April und später die Bestä­ti­gung ihres Mordes, vergessen lassen. Rita wurde, während sie in dem Lager in Hohen­leip­isch leben musste, ermordet, was uns in einen großen Schock ver­set­zte. Hier noch weit­ere Infos über Rita:
https://www.women-in-exile.net/…/

Unsere Kam­pagne “Kein Lager für Frauen und Kinder, alle Lager abschaf­fen” ist weit­er­hin brand aktuell. Daher fordern wir gemein­sam mit einem Bünd­nis, das aus mehreren Grup­pen, die zusam­men mit Flüchtlin­gen aus Berlin-Bran­den­burg arbeit­en, beste­ht, die sofor­tige Schließung
aller Lager, ins­beson­dere das über­füllte Erstauf­nah­me­lager in Dober­lug-Kirch­hain. Wir fordern die Betrof­fe­nen in den leer ste­hen­den Hotels, airbnb, Ferien­woh­nun­gen und anderen freien Räum­lichkeit­en unter
zu bringen:
https://www.women-in-exile.net…/

Auch die Lage im Lager in Hen­nings­dorf, im Nor­den Berlins spitzt sich weit­er zu. Die dort leben­den Flüchtlinge sind bere­its mehr als zwei Wochen unter erzwun­gener Quarantäne:
https://www.women-in-exile.net/…

Weit­ere Pressemit­teilun­gen und Artikel, die unsere Forderun­gen und
poli­tis­che Analyse dar leg­en, gibt es hier:
https://www.women-in-exile.net/sammelunterkuenfte-aufloesen-umverteilung-jetzt-bevor-es-zu-spaet-ist/

https://www.women-in-exile.net/menschenleben-schuetzen-massenunterkuenfte-aufloesen-wohnungen-statt-lager/

https://www.women-in-exile.net/weitere-informationen-zu-covid-19/

Auf unser­er Face­book Seite find­et Ihr weit­ere Infor­ma­tio­nen über unseren kon­tinuier­lichen Kampf trotz der Covid-19 Pandemie:
https://www.facebook.com/953605994710745/photos

Während dieser Zeit ist uns bewusst gewor­den, wie wichtig die Zusam­me­nar­beit mit unserem großen Net­zw­erk ist, um unsere poli­tis­chen Stand­punk­te an die Öffentlichkeit zu brin­gen. Aus diesen Grün­den sind wir weit­er­hin auf Ihre und Eure finanzielle Unter­stützung angewiesen und danken Euch, dass ihr an uns und unsere Arbeit glaubt.

Wir wün­schen Ihnen und Euch allen, dass Ihr gesund bleibt oder werdet !
Lasst uns füreinan­der da sein!

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Demo gegen katastrophale Zustände in Sammelunterkünften

Diesen Abstand kön­nen die Bewohner*innen der Erstauf­nahme nicht einhalten!“
20 Per­so­n­en sind zu der Demon­stra­tion gekom­men, zu der die Ini­tia­tive „Busverbindung 571 jet­zt!“ ein­ge­laden hat­te – mehr waren auch nicht erlaubt. Die Ini­tia­tive ist ein Zusam­men­schluss von Aktiv­en der lokalen Ini­tia­tive „DK_Vereint“, Bewohner*innen der Erstauf­nahme-Ein­rich­tung und Aktiv­en des Bran­den­burg-weit­en Net­zw­erks „Wel­come United“.

Auf­grund der Pan­demie und der entsprechen­den Aufla­gen des Gesund­heit­samtes muss peni­bel auf Abstand und Hygiene geachtet wer­den. Die Teil­nehmenden müssen sich je allein auf am Boden markierten, 2×2m großen Quadrat­en posi­tion­ieren und nicht durcheinan­der laufen. Alle, auch die Redner*innen, tra­gen Masken, das Mikro wird mit ein­er Servi­ette abgedeckt. Passant*innen, Schaulustige und Inter­essierte müssen hin­ter Absper­run­gen bleiben und Abstand hal­ten. An den Flat­ter­bän­dern ste­ht: „Diesen Abstand kön­nen die Bewohner*innen der Erstauf­nahme nicht ein­hal­ten!“ Mehrere Redner*innen greifen auf, dass die peniblen Regeln für eine Demo in Coro­na-Zeit­en in absur­dem Gegen­satz zu den Bedin­gun­gen in der Ein­rich­tung ste­hen, in der pro 50 Per­so­n­en eine Küche zur Ver­fü­gung ste­ht, Zim­mer mit Frem­den geteilt wer­den müssen und Flure und Trep­pen­häuser von hun­derten Men­schen genutzt werden.
Etwa die Hälfte der Teil­nehmenden sind Bewohn­er der Erstauf­nahme, drei von ihnen ergreifen das Mikro­fon. „Coro­na ist für alle gle­ich, der Virus trifft uns alle. Warum wird mit uns anders umge­gan­gen? Warum muss ich seit 8 Monat­en im Wald leben? Warum fahren alle anderen Busse und unser Bus nicht? Warum wird bei uns dreimal am Tag Fieber gemessen – und bei den Deutschen nicht?“, fragt ein­er von ihnen die Anwe­senden. „Wenn wir mehr als 4 Stun­den außer­halb des Camps waren, müssen wir für 2 Wochen in Quar­an­täne.“ Der fol­gende Red­ner erk­lärt weit­er: „Wenn eine Per­son im Camp das Virus bekommt, wer­den sich min­destens 10 Per­so­n­en angesteckt haben. Wir ver­suchen uns zu schützen, aber es ist unter den Bedin­gun­gen im Camp nicht möglich.“ Die Ein­stel­lung der Buslin­ie werten alle drei als ras­sis­tis­che Ungle­ich­be­hand­lung. „Warum wer­den wir anders behan­delt? Weil wir dun­klere Haare haben?“
Am Rand ste­hen einige deutsche Män­ner, die ras­sis­tis­che Sprüche machen. Ein­er der Camp-Bewohn­er spricht sie vom Mikro aus an: „Gehören Sie auch zu denen, die glauben, Flüchtlinge wür­den Coro­na übertragen?“

Ein franzö­sisch sprechen­der Mann, der zum Schluss das Mikro ergreift, endet mit den Worten: „Ich möchte Danke sagen, dass ihr alle hier wart und dass ich Teil dieser Bewe­gung sein darf. Ich hoffe wir schaf­fen es gemein­sam, das Virus zu bekämpfen, und Coro­na wird zu Ende sein – für alle Menschen.“
Hintergrund
„Wir kön­nen mit unserem Anliegen nicht warten, bis Demon­stri­eren wieder ein­fach­er ist, denn diese Ungle­ich­be­hand­lung geschieht jet­zt!“, erk­lärt eine der Aktiv­en und meint damit die Ein­stel­lung der Buslin­ie für die Dauer der Coro­na Ein­schränkun­gen, die von der Zen­tralen Aus­län­der­be­hörde Bran­den­burg (ZABH) und der Verkehrs­ge­sellschaft Elbe-Elster beschlossen wurde. „Warum dür­fen alle anderen selb­ständig (mit Abstand­sregeln) einkaufen gehen, warum fahren alle anderen Buslin­ien nach Ferien­fahrplan?“, fragt sie. „Warum wird den Geflüchteten nicht genau wie allen anderen zuge­traut, unnötige Stadt­gänge zu ver­mei­den und sich an die Regeln zu hal­ten, wenn sie in die Stadt gehen?“
Gemein­sam mit vie­len anderen Organ­i­sa­tio­nen fordert die Ini­tia­tive daher die sofor­tige Umverteilung der Masse­nun­terkün­fte in Bran­den­burg. Nur so könne wirk­samer Infek­tion­ss­chutz gewährleis­tet wer­den. „Die Bewohner*innen durch die Ein­stel­lung des Busses zu isolieren ist der falsche Weg, um die Coro­na Aus­bre­itung zu ver­mei­den. Für die Geflüchteten soll­ten diesel­ben Bedin­gun­gen gel­ten wie für alle Men­schen: Kon­tak­te in der Woh­nung ver­mei­den kön­nen, aber auch selb­st­bes­timmt Einkaufen gehen können.“

Eine Woche zuvor war eine Kundge­bung zum gle­ichen The­ma durch das Gesund­heit­samt ver­boten wor­den, auf­grund der Befürch­tung „regen Rei­sev­erkehrs“, weil der Anmelder aus Berlin sei.
Nach­dem die Buslin­ie im März eingestellt wor­den war, hat­ten zunächst zwei ehre­namtliche PKW-Shut­tle-Aktio­nen stattge­fun­den, mit denen Men­schenaus der Erstauf­nahme unter Beach­tung aller Infek­tion­ss­chutzregeln zum Super­markt gefahren wur­den. Bei der zweit­en dieser Aktio­nen wur­den die PKWs durch die Polizei im Auf­trag des Gesund­heit­samtes gestoppt. Den Fahrer*innen wird nun vorge­wor­fen, „keinen trifti­gen Grund“ gehabt zu haben, dort unter­wegs zu sein. Während die Ver­sorgung Hil­febedürftiger all­ge­mein als „triftiger Grund“ ange­se­hen wird, scheinen hier die von der Ver­sorgung abgeschnit­te­nen Geflüchteten nicht als hil­febedürftig genug ange­se­hen zu werden.

Mehr Infos:
Gemein­same Erk­lärung von Flüchtlingsrat Bran­den­burg, Wel­come Unit­ed Berlin-Bran­den­burg, DK-Vere­int und über 30 anderen Organ­i­sa­tio­nen vom 17.04.: Sam­melun­terkün­fte auflösen – Umverteilung jet­zt, bevor es zu spät ist (https://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/sammelunterkuenfte-aufloesen-umverteilung-jetzt-bevor-es-zu-spaet-ist/)

Die Bus-Prob­lematik wird auch in diesem kurzen infor­ma­tiv­en Video dargestellt: https://www.facebook.com/WellComeUnitedBerlinBrandenburg/videos/665284467381981

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Seebrücke Potsdam fordert Evakuierung der Flüchtendenlager

Sofor­tiges Lan­desauf­nah­me­pro­gramm zur Evakuierung der EU-Elendslager!
Sofor­tige dezen­trale Woh­nung­sun­ter­bringung statt „Durch­seuchung“ in Massenquarantänen!

Anlässlich der heuti­gen Land­tags-Son­der­sitzung zum The­ma Coro­na protestieren wir gegen die Igno­ranz und Ver­ant­wor­tungslosigkeit der Bran­den­bur­gis­chen Lan­desregierung gegenüber der exis­ten­ziellen Not der Men­schen, die entwed­er ein­er hohen Infek­tion­s­ge­fahr in engen Sam­melun­terkün­ften in Bran­den­burg aus­ge­set­zt sind oder unter katas­trophalen Bedin­gun­gen in den Flüchtlingslagern an den EU-Gren­zen auch auf Geheiß Deutsch­lands fest­ge­hal­ten werden.

20 Teilnehmer*innen – alle­samt mit Abstand und Mund­schutz – schlossen sich der See­brücke-Ver­samm­lung vor dem Land­tags­ge­bäude auf dem Alten Markt, an, während 20 weit­ere Per­so­n­en als Zuschauer*innen – eben­falls mit Mund­schutz und angemessen­em Abstand – die Ver­samm­lung beobachteten.

Es ist beschä­mend, dass die Regierungs­frak­tio­nen auf die Offe­nen Briefe und Protes­tak­tio­nen der bran­den­bur­gis­chen Flüchtlingsini­tia­tiven¹ wie des Flüchtlingsrats Bran­den­burg und women in exile e.V. bish­er öffentlich kein­er­lei Reak­tion gezeigt haben. Die See­brücke Pots­dam hat die Anliegen vielfach unter­stützt, sowohl auf der Straße als auch online.

Wir fordern ein sofor­tiges Lan­desauf­nah­me­pro­gramm, bevor es zu spät ist!
Die Lan­desregierung hat in ihrem Koali­tionsver­trag die zusät­zliche Auf­nahme von geflüchtete Men­schen im Rah­men eines Lan­desauf­nah­me­pro­gramms fest­geschrieben. Kom­munen wie Pots­dam haben deut­lich sig­nal­isiert, dass sie eben­falls bere­it sind, über den reg­ulären Schlüs­sel hin­aus, flüch­t­ende Men­schen aufzunehmen. Wann, wenn nicht jet­zt, wäre die Umset­zung eines Lan­desauf­nah­me­pro­gramms drin­gen­der denn je? In Griechen­land ste­hen mit­tler­weile Masse­nun­terkün­fte und große Lager mit ins­ge­samt über tausenden von Men­schen kom­plett unter Quar­an­täne – die Men­schen wer­den der soge­nan­nten Durch­seuch­nung freigegeben. Deutsch­land ist mitver­ant­wortlich für die Gesund­heits­ge­fährdung, die diesen Men­schen wider­fährt! Deutsch­lands Block­ade hält die Men­schen in den Lagern von Griechen­land fest.

Wir fordern einen sofor­tige Schließung der Sam­melun­terkün­fte und Erstauf­nah­me­lager und eine dezen­trale Woh­nung­sun­ter­bringung! Die Zeit der Sam­melun­terkün­fte und Zwangs­be­hausun­gen ist für immer vorbei!
Immer mehr Sam­melun­terkün­fte mit hun­derten Men­schen wer­den in Bran­den­burg unter Quar­an­täne geset­zt. Allein in Pots­dam sind es drei Sam­melun­terkün­fte. In Hen­nigs­dorf wurde vor Kurzem eine Unterkun­ft mit mehreren Hun­dert Bewohner*innen unter Quar­an­täne geset­zt. Im Erstauf­nah­me­lager Dober­lug-Kirch­hain wur­den Teile der Unterkun­ft abgeriegelt und der Busverkehr zur Unterkun­ft kom­plett eingestellt.
Die Lan­desregierung in Bran­den­burg zeigt damit: Infek­tion­ss­chutz ist für geflüchtete Men­schen nicht rel­e­vant. Die Men­schen wer­den in der Regel von der Lan­desregierung gezwun­gen auf engem Raum und in Mehrbettz­im­mern unterzukom­men, wo es nicht möglich ist, Abstand zu hal­ten. Die Katas­tro­phe der Massen­quar­an­tä­nen kommt nicht über­raschend. Frühzeit­ig wurde u.a. von Flüchtlingsini­tia­tiv­en davor gewarnt. Auch jet­zt noch wird bloß zuge­se­hen, wie die näch­sten Masse­nun­terkün­fte unter Quar­an­täne geset­zt werden.

Wir sind entset­zt: Eine Lan­desregierung, die sich sozialdemokratisch, nach­haltig und christlich schimpft, schaut zu, wie hier das Men­schen­recht auf Gesund­heit außer Kraft geset­zt wird – obwohl es Alter­na­tiv­en gibt, wie mit der Sit­u­a­tion umge­gan­gen wer­den kann.

Neben der Bewäl­ti­gung der aktuellen Sit­u­a­tion fordern wir einen endgülti­gen Ausstieg aus dem Konzept der Sam­mel- und Masse­nun­terkün­fte. Die Lan­desregierung muss jet­zt anfan­gen, einen Maß­nah­men­plan der sofort zu star­tenden dezen­tralen Woh­nung­sun­ter­bringung sowohl für die Erstauf­nahme als auch für die kom­mu­nale Unter­bringung aufzustellen und umzusetzen.

¹https://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/sammelunterkuenfte-aufloesen-umverteilung-jetzt-bevor-es-zu-spaet-ist/ & https://www.women-in-exile.net/covid-19-ist-nicht-die-einzige-gefahr-in-den-lagern-alle-lager-abschaffen/#more-6369

potsdam@seebruecke.org
https://seebruecke.org/lokalgruppen/seebruecke-potsdam/
https://www.facebook.com/Seebr%C3%BCcke-Potsdam-1850435155011395/
https://www.youtube.com/channel/UC4D4KkImmw-BLq_5eCsz6Iw

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