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Potsdam: Rechtsrock-Konzert in Bornstedt

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Am Sam­stagabend protestierten unge­fähr 50 Men­schen gegen eine Recht­srock-Ver­anstal­tung im Pots­damer Stadt­teil Born­st­edt. Die Protestver­samm­lung richtete sich gegen ein Konz­ert rechter Musik­er in der Gast­stätte „Vik­to­ria Eck“. An der höch­s­tum­strit­te­nen Konz­ertver­anstal­tung nah­men schätzungsweise eben­falls 50 Per­so­n­en teil. Bere­its im Vor­feld sei es laut PNN, die sich auf Polizeiquellen beruft, zu einem Far­ban­schlag auf den Ver­anstal­tung­sort gekom­men sein.
Far­ban­schlag auf Veranstaltungsort 
Gemäß ein­er mut­maßlichen Selb­st­bezich­ti­gung „Pots­damer Antifas“ auf einem freizugänglichen Inter­net­por­tal soll bere­its in der Nacht vom 27. zum 28. April 2017 die Fas­sade des Ver­anstal­tung­sortes „Vik­to­ria Eck“ mit der „braunen Scheiße markiert“ wor­den sein, die „sich hier am Wochenende“treffe. Außer­dem wurde im Beken­ner­schreiben zu weit­eren Aktio­nen „gegen das Recht­srock­konz­ert“ aufgerufen.
Der Far­ban­schlag scheint sich inzwis­chen bestätigt zu haben. Laut Infor­ma­tio­nen der PNN, die sich auf einen Polizeis­prech­er beruft, soll sich der Angriff auf die Gast­stätte am frühen Fre­itag­mor­gen, zwis­chen 00.30 und 01.15 Uhr zuge­tra­gen haben. Dabei sollen eine „hand­voll“ Farbbeu­tel einge­set­zt wor­den sein. Tatverdächtige kon­nte die Polizei jedoch nicht ermit­teln. Die Spuren des mut­maßlichen Anschlags waren am Sam­stagabend noch erkennbar.
Gegenkundge­bung am Samstagabend
In unmit­tel­bar­er Nähe zum Beginn des Recht­srock-Konz­ertes gab es indes eine weit­ere Protes­tak­tion. In der Zeit von 18.45 bis ca. 20.30 Uhr führte die Land­tagsab­ge­ord­nete Isabell Van­dré (LINKE) eine ver­samm­lungsrechtlich angemeldete Kundge­bung in Hör- und Sichtweite zum „Vik­to­ria Eck“ durch. Diese Ver­anstal­tung trug das Mot­to „Recht­srock­ern die Show stehlen“. Bei­de Ver­samm­lun­gen hat­te die Bere­itschaft­spolizei durch Absper­r­git­ter voneinan­der abge­tren­nt. Zu polizeilichen Maß­nah­men kam es jedoch, soweit bekan­nt, nur gegen eine Per­son.  Laut Angaben eines Twit­ter-Tweet des „Tick­er Pots­dam“ soll es sich dabei um einen mut­maßlichen „Neon­azi“ gehan­delt haben. Die Polizei war mit unge­fähr 100 Ein­satzkräften aus Bran­den­burg und Berlin vor Ort.
Konz­ert rechter Mischszene
Die Konz­ertver­anstal­tung fand übri­gens wie geplant in der Gast­stätte „Vik­to­ria Eck“ statt. Haup­tact soll der Tel­tow­er Recht­srock­er Sacha Korn gewe­sen sein. Dieser gibt sich jedoch wesentlich unver­fänglich­er und beze­ich­net seinen Stil sel­ber als „Neue Deutsche Härte“. Seine Lieder waren allerd­ings auch auf ein­er so genan­nten „Schul­hof CD“ der NPD vertreten und unter­mal­ten darüber hin­aus einen Wahlwerbespott dieser Partei. Offiziell dis­tanziert sich der Musik­er jedoch in einem Inter­view auf sein­er Social­me­dia-Seite von „Extrem­is­mus und Gewalt“ sowie „sämtlich­er Ide­olo­gien“. Für die Veröf­fentlichun­gen bei der NPD machte Korn auss­chließlich sein aus­ländis­ches Man­age­ment ver­ant­wortlich. Den­noch sollen weit­er­hin Kon­tak­te zu Fig­uren des extrem recht­en Milieus beste­hen. Am Sam­stagabend reiste zumin­d­est ein ehe­ma­liger Bezirksverord­neter der Berlin­er NPD an. Weit­ere Konz­ert­gäste zeigten sich in recht­en Mode­marken oder milieu­typ­is­ch­er Klei­dung gewan­det. Eine Per­son trug ein Shirt mit einem Slo­gan und dem Sym­bol der extrem recht­en „Iden­titären Bewe­gung“. Andere waren als Rock­er oder Fans eines Berlin­er Fußball­cubs zu erkennen.
Die Ein­nah­men des Konz­ertes von Sacha Korn sollen in Teilen übri­gens an die „Ban­di­dos“ geflossen sein. Ein Sprech­er dieser Rock­ervere­ini­gung teilte allerd­ings den PNN mit, dass das Geld für die Eltern eines im März 2017 ermorde­ten Neun­jähri­gen in Nor­drhein-West­falen bes­timmt sei. Ein Eltern­teil des Ermorde­ten soll Mit­glied der „Ban­di­dos“ sein.
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Potsdam-Babelsberg: Hochrisikofußball mit Hitler-Grüßen und Spielunterbrechungen

Eine Dauerbegleitung während Spiels: „Hitler-Grüße“ von Cottbus Fans
Eine Dauer­be­gleitung während Spiels: „Hitler-Grüße“ von Cot­tbus Fans

Am Fre­itagabend kam es in Pots­dam-Babels­berg anlässlich der Fußball­re­gion­al­li­ga­begeg­nung zwis­chen dem SV Babels­berg 03 und dem FC Energie Cot­tbus zu Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen  den auch poli­tisch kon­trären Fan­grup­pen. Es kam zu Hitler-Grüßen, Böller­wür­fen und einem Platzs­turm. Zweimal musste das Hochrisikospiel auf­grund von Fanauss­chre­itun­gen vom Schied­srichter unter­brochen wer­den. Bei­de mal stand das so genan­nte Bran­den­burg-Der­by kurz vor dem endgülti­gen Spielabbruch.
Aggres­sive Vor­boten im Hinspiel
Bere­its im Hin­spiel im Novem­ber 2016 in Cot­tbus kam es im Rah­men der Begeg­nung zu erhe­blichen Pro­voka­tio­nen sowie sowohl zu Schlagabtäuschen zwis­chen den recht­sori­en­tierten Heim- und den linksori­en­tierten Gäste­fans als auch zwis­chen recht­en, heimis­chen Fans und der Polizei. Damals wurde der Babels­berg­er Fan­block bere­its am Bahn­hof mit anti­semi­tis­chen Schmier­ereien Emp­fan­gen. An ein­er Brücke, kurz vor dem Sta­dion, grif­f­en offen­sichtlich Cot­tbus-Anhänger die Gäste­fans mit Feuer­w­erk­skör­pern an, let­ztere revanchierten sich dafür mit Flaschen­wür­fen. Im Sta­dion blieb es dafür, bis auf die üblen Gesänge und vul­gären Pro­voka­tio­nen seit­ens der Heim­fans, weit­ge­hend friedlich. Erst nach dem Spiel soll wiederum aus den Rei­hen der heimis­chen Fans aus Cot­tbus die kör­per­liche Auseinan­der­set­zung mit den Gästen aus Babels­berg gesucht wor­den sein. Ein mas­sives Polizeiaufge­bot ver­hin­derte dies jedoch offen­bar. Daraufhin soll es zu Schar­mützeln zwis­chen Fan­grup­pen aus Cot­tbus und den Sicher­heit­skräften gekom­men sein.
Hass-Der­by eskaliert
Vermummte Fans des FC Energie Cottbus lieferten sich vor der Babelsberger Nordkurve handgreifliche Auseinandersetzungen mit den Ordnungskräften
Ver­mummte Fans des FC Energie Cot­tbus liefer­ten sich vor der Babels­berg­er Nord­kurve hand­grei­fliche Auseinan­der­set­zun­gen mit den Ordnungskräften

Auch auf­grund der Ereignisse im Hin­spiel wurde die brisante Begeg­nung am Fre­itagabend als Hochrisikospiel eingestuft. Doch trotz der erhöht­en Sicher­heitsvorkehrun­gen kon­nte die Eskala­tion im Bran­den­burg­er Hass-Der­by, ins­beson­dere im Sta­dion, nicht ver­hin­dert werden.
Bere­its lange vor Anpfiff kam es aus den Rei­hen der Gäste­fans, die sich auch durch Sym­pa­thisierende der recht­sori­en­tierten Fan­szene des säch­sis­chen Chem­nitzer FC ver­stärkt hat­ten,  immer wieder zum Zeigen des „Deutschen Grußes“ (umgang­sprach­lich: „Hitler-Gruß“), welch­es sich auch während des Spieles kon­se­quent und ohne Kon­se­quen­zen fort­set­zte. Außer­dem fol­gten Parolen wie „Asy­lanten“ und „Arbeit macht frei – Babels­berg 03“. „Nazis­chweine“ und „Aler­ta Antifascista“ schallte es daraufhin aus Rich­tung der Heimfans.
Kurz vor Spielanpfiff zün­de­ten die Babels­berg­er Ultras dann im Heim­block Nebeltöpfe und Ben­gal­fack­eln. Allerd­ings nicht in Rich­tung Gäste­fans, son­dern offen­sichtlich als Mannschaftssup­port. Den­noch ein Ver­stoß gegen die Sta­dion­verord­nung, die nach dem entsprechen­den Hin­weis des Sta­dion­sprech­ers auch endete.
Wenige Minuten später sucht­en dann die Gäste­fans, die sich inzwis­chen mas­siv ver­mummt hat­ten, wieder die Auseinan­der­set­zung. Nach ein­er Ban­ner­ak­tion gegen Babels­berg, bei dem zwei Tüch­er mit der Auf­schrift „H8 03“ (Kurz­form für „Hate 03“) gezeigt wur­den, zün­de­ten auch die Cot­tbusser Pyrotech­nik, beschränk­ten dies allerd­ings nicht auf ihren Block, son­dern schossen auch gezielt Feuer­w­erk­skör­p­er in Rich­tung Spielfeld und den heimis­chen Null­dreiern. Außer­dem erk­lom­men mehrere Gäste­fans die Spielfeld­be­gren­zungszäune, stürmten in Rich­tung Babels­berg­er Nord­kurve und liefer­ten sich eine hand­grei­fliche Auseinan­der­set­zung mit Ord­nern und Polizei. Nach dem daraufhin auch einige Fans des SV Babels­berg den Rasen erstürmt hat­ten, kam es zu einem größeren Polizeiein­satz sowie zu ein­er ersten Spielunterbrechung.
Nach unge­fähr zehn Minuten wurde die Par­tie jedoch wieder angep­fif­f­en und blieb bis zur Hal­bzeit­pause weit­ge­hend störungs­frei. Zur reg­ulären Spielun­ter­brechung nach 45 Minuten führte die Mannschaft des FC Energie Cot­tbus übri­gens mit einem Tor.
Um weitere Platzstürme zu verhindern, setzte die Polizei auch massiv Pfefferspray gegen die Fans des FC Energie Cottbus ein
Um weit­ere Platzstürme zu ver­hin­dern, set­zte die Polizei auch mas­siv Pfef­fer­spray gegen die Fans des FC Energie Cot­tbus ein

Kurz nach Anpfiff der zweit­en Hal­bzeit begann die Kon­fronta­tion dann erneut. Nach­dem eine Spruch­ban­dak­tion der Gäste­fans sowie der wieder­holte Ein­satz von Rauchtöpfen und Ben­gal­fack­eln bei­der Fan­lager noch weit­ge­hend harm­los blieben, schossen die Sym­pa­thisieren­den des FC Energie aber­mals mit Feuer­w­erk­skör­pern auf den Heim­block und das Spielfeld. Wieder ver­sucht­en die Fans aus der Lausitz das Spielfeld zu stür­men, wur­den aber schon beim Ver­such den Begren­zungsza­un zu über­winden seit­ens der Polizei mit Pfef­fer­spray gestoppt. Aber­mals musste das Spiel für einige Zeit vom Schied­srichter unter­brochen wer­den. Erst jet­zt beruhigte sich die Lage in den Rän­gen, ins­beson­dere im Gäste­block, merklich.
Nach dem Wieder­anpfiff rück­te dann das Fußball­spiel ansich wieder in den Mit­telpunkt des Spielt­ages. Und da legte jet­zt ein­deutig Babels­berg vor. In der 75. Minute glichen die Null­dreier zunächst aus, bevor sie in der 90. Minute mit einem weit­eren Tor den Der­by-Sieg holten. Die schmachvolle Nieder­lage im Hin­spiel in Cot­tbus war damit zumin­d­est spielerisch vergessen.
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RechtsRock-Konzert in Potsdam geplant

Der Recht­sRock­er Sacha Korn kündigt für den 29. April 2017 ein Konz­ert in Pots­dam an – stat­tfind­en soll es im Born­st­edter Restau­rant „Vik­to­ria Eck“. 
„Neue Deutsche Härte“ ist der Begriff, der Sacha Korns Musik, nach eige­nen Aus­sagen, beschreiben soll. Zwis­chen Rock, Met­al und elek­tro­n­is­chen Sam­ples ange­siedelt, tritt der Anfang 40-Jährige mit sein­er gle­ich­nami­gen Band „Sacha Korn“ – auch „SK“ oder „S.Korn“ – seit 2009 in Deutsch­land und im Aus­land auf.
Für kom­menden Sam­stag, den 29. April 2017, kündigt Sacha Korn ein Konz­ert sein­er Band in Pots­dam an.
Als Ver­anstal­tung­sort soll das Born­st­edter Restau­rant „Vik­to­ria Eck“ dienen.
Auftreten sollte zudem, so kur­sierte es in inter­nen Recht­srock-Foren, der Berlin­er Neon­azi-Rap­per Patrick Kil­lat alias Villain051, der sich vor allem mit dem Band-Pro­jekt „A3stus“ durch offen ras­sis­tis­che und neon­azis­tis­che Texte in der extrem recht­en Szene einen Namen gemacht hat. Villain051 bewarb auf sein­er Face­book-Seite ein Konz­ert im Raum Berlin am gle­ichen Datum, löschte jedoch mit­tler­weile den Ein­trag und weist nun auf ein Konz­ert „Anfang Mai in Berlin“ hin.

Der Recht­sRock­er Sacha Korn mit „Fourth Time“ T‑Shirt

Recht­sRock für die NPD
„Wed­er links noch rechts“, dafür „100 % poli­tisch unko­r­rekt“ ist die nach außen for­mulierte poli­tis­che Lin­ie der Band. Ein Blick in die musikalis­che Vita lässt allerd­ings andere Schlüsse zu.
Bere­its 2011 hat­te Sacha Korn ein Konz­ert mit der Beeskow­er NS-Black Met­al Band „Mogon“ in Sach­sen gespielt, trat 2012 zusam­men mit der Bre­mer Neon­azi-Hooli­gan-Band „Kat­e­gorie C“ in Nien­hagen auf und fand sich 2015 auf dem Line-Up für die siebte Aus­gabe des „Tana delle tigri“-Festivals in Rom – organ­isiert von der faschis­tis­chen Organ­i­sa­tion „Cas­a­Pound“. Neben Korn waren auch die Recht­sRock-Bands „ZetaZe­roAl­fa“ und „Bron­son“ angekündigt.
Auf der „Schul­hof-CD“ der NPD Sach­sen-Anhalt wur­den 2011 drei Songs von Sacha Korn veröf­fentlicht. Der Song „Mein Land“ wurde zudem als Hin­ter­grund­musik für einen NPD-Wahlwerbespot im sel­ben Jahr ver­wen­det. Sacha Korn bestritt allerd­ings, dass er die Songs der NPD zur Ver­fü­gung gestellt habe. Stattdessen sei die Entschei­dung dazu durch sein kanadis­ches Man­age­ment getrof­fen worden.
Dass er eben­falls 2011 der NPD-nahen Zeitschrift „Hier & Jet­zt“ ein Inter­view gab, macht die Schuldzuweisung an sein Man­age­ment jedoch offen­sichtlich unglaub­haft. [1]
Hinzu kommt, dass der Bassist der Band der ehe­ma­lige NPDler und Recht­sRock­er Jan Michael Keller ist. Er war 2012 Teil des NPD-Kreisver­bands in Berlin-Licht­en­berg und des Lan­desvor­standes. Keller nahm sowohl davor als auch danach an etlichen Kundge­bun­gen und Infos­tän­den der Partei teil. Fern­er betätigte er sich, bis zur Auflö­sung 2010, in der Berlin­er Recht­sRock-Band „Kahlschlag“. [2]
Korn bedi­ent inhaltlich gängige neon­azis­tis­che Posi­tio­nen und Argu­men­ta­tion­s­muster. Im genan­nten Inter­view der NPD-nahen Zeitschrift „Hier & Jet­zt“ fordert er „die Geschichte der Anne Frank [nicht] zum zig tausend­sten Mal [zu] drama­tisieren“, „Härte und Diszi­plin“ sind für ihn typ­isch preußis­che Prä­gun­gen und „[…] ein inneres Ver­lan­gen. Alles andere wider­strebt uns eigentlich.“
Seine Aufen­thalte in den USA, Polen und Rus­s­land nutzt er dabei als vorge­bliche Beweise, kein Ras­sist sein zu kön­nen und für nation­al­is­tis­che Argu­mente . Nach­dem er, um sich „wieder deutsch zu fühlen“, zwis­chen­zeitlich erneut nach ?ód? in Polen zog, beklagte er: „Wenn ich dann nach Berlin kam, dachte ich, ich wäre irgend­wo in einem Zige­unervier­tel oder im Ori­ent.“ Zusam­men mit dem pol­nis­chen Musik­er Robert Tuta brachte Korn 2005 das Album „Pow­er“ her­aus. Das Band­pro­jekt nan­nte sich „Litz­mannstadt“ – so wurde die Stadt ?ód? 1940 von den deutschen Besatzern umbenannt.
“Man siehts hier [in Polen, Anm. d. Verf.] auch […] an den Großstädten, die sind halt noch nicht so über­fremdet wie zum Beispiel Berlin“ sagt Korn in ein­er selb­st­pro­duzierten „Doku­men­ta­tion“ über sich selb­st aus dem Jahr 2012. Darin, wie auch in anderen State­ments, insze­niert er sich als armer ver­fol­gter Kün­stler gegen das Estab­lish­ment. Passend wählte er den Titel „Treib­jagd“ für den über 20-minüti­gen Film.
Was Musik und Kul­tur ange­ht, nimmt Korn stramm kon­ser­v­a­tive und auch völkische Stand­punk­te ein. Da „Kun­st […] die Speer­spitze der gesellschaftlichen Evo­lu­tion […] sei und diese (die Speer­spitze) „ver­sucht [würde] zu brechen“ begreift er sich als „Wider­stand­skämpfer“. Weit­er beze­ich­net er Tech­no als „rein deutsche Kun­st“ im Gegen­satz zum „uns eigentlich frem­den Hip Hop.“ Den­noch sol­i­darisiert er sich mit der Neon­azi-Musik­erin und Rap­perin Mia Herm, alias Dee­Ex, da ihre Musik „kein lächer­lich­er US-Abklatsch, wie irgendwelche unter­be­lichteten Migranten, die […] nicht mal bis drei zählen kön­nen“, sei.
Ver­net­zun­gen in der über­re­gionalen Neonaziszene

Neon­azi-Rap­per Patrick Kil­lat (links) und Sacha Korn Arm in Arm mit Jonas Schnee­berg­er (3. u. 4. v. links)

Korns Rolle in der Neon­aziszene ist auch in Hin­blick auf Labels und Geschäfte nicht unbe­deu­tend. 2013 trat Korn für die neon­azis­tis­che Bek­lei­dungs­marke „Fourth Time Cloth­ing“ als Mod­el auf. „Fourth Time“ ist in Tel­tow ange­siedelt und hat­te neben Korn auch den Pots­damer Neon­azi Gabor Grett als Mod­el engagiert. [3]
Die bran­den­bur­gis­che Neon­azi-Fir­ma „Erik & Sons“, ein Bek­lei­dungsla­bel aus Königs-Wuster­hausen von Udo Sieg­mund und Rene Koza, vertreibt neben CDs und Mer­chan­dise von Sacha Korn auch Mer­chan­dise der neon­azis­tis­chen Hooli­gan-Band „Kat­e­gorie C“. Kon­tak­te zu „Kat­e­gorie C“ beste­hen seit spätestens 2012, als Sieg­mund in Griechen­land ein Konz­ert der Band im „Skin­house Hel­las“ in Trikala besuchte.
Außer­dem pflegt Korn Kon­tak­te zum Schweiz­er Neon­azi Jonas Schnee­berg­er. In die Schlagzeilen geri­et der Mit­be­grün­der der „Legion Wer­wolf Schweiz“ mit sein­er Grup­pierung wegen Ter­ror-Ermit­tlun­gen und Razz­ien in Nord­deutsch­land, den Nieder­lan­den und der Schweiz. Im März 2015 ver­anstal­tete Schnee­berg­er ein Konz­ert mit „A3stus“ in Fri­bourg. [4]

Der Neon­azi und Tätowier­er von „Ordo-Tat­too“ Nick Lajow

Das Pots­damer Konz­ert am 29. April 2017 wird von „Mauljuck­en“ präsen­tiert, eine Marke von Rene Koza, deren Ziel­gruppe vor­rangig rechte und neon­azis­tis­che Hooli­gans sind – im Impres­sum der Web­site ist Korns Fir­ma „Nok­out Music“ aufgeführt.
Regelmäßig war Korn gemein­sam mit Sieg­mund und Koza bei Spie­len des „BFC Dynamo“ in Berlin zu Gast. Eben­falls ist der „Erik & Sons“-Wegbegleiter Nico Hlawan­ka, der dem Neon­azi-Hooli­gan-Spek­trum des BFC zuge­ord­net wer­den kann, Teil dieser Runde. Zulet­zt war Hlawan­ka, genan­nt „Lawi“, als Darsteller am Set für ein neues Video von Sacha Korn zu sehen, welch­es in Kürze veröf­fentlicht wer­den soll.
Darüber hin­aus spielt auch das Tel­tow­er Tat­too-Stu­dio „Ordo“, betrieben vom langjähri­gen Neon­azi Nick Lajow, eine wichtige Rolle im Bandgeschehen. Lajow, dessen Kör­p­er Hak­enkreuze, wie auch eine SS-Rune und ein Kel­tenkreuz „schmückt“ und der sich gerne mit Schuss­waf­fen präsen­tiert, wirk­te sowohl im Video zum Lied „Feuer“ mit, als auch als Mod­el für Sacha Korns Mer­chan­dise. Lajow, der den Spitz­na­men „Nickinger“ trägt, war Anfang der 1990er Jahre in der Neon­azi-Partei „Nation­al­is­tis­che Front“ organ­isiert, die 1992 ver­boten wurde. [5]

Auch Pots­damer Neon­azis, hier René Fre­itag, Fre­und von Tom Singer, lassen sich bei Lajow tätowieren

Geschäftlich ist Korn, 1975 in Pots­dam geboren, neben sein­er Bandtätigkeit und Chef seines Labels „East-Inter­na­tion­al-Music“ bzw. „Nok­out Music“, auch als „Junior-Chef“ im „Landgasthof Ham­mers“ im Tel­tow­er Ort­steil Ruhls­dorf aktiv. Das Restau­rant und Hotel sind in Besitz und Bewirtschaf­tung sein­er Fam­i­lie. 2015 wurde bekan­nt, dass er sich auch als Land­wirt ver­sucht und in Ruhls­dorf eine Bisonzucht eröff­nen will. [6]
Auf „Berlin recht­saußen“ berichteten Journalist_innen schon ab 2011 über Korn und seine frag­würdi­gen Aktiv­itäten. [7] Den­noch war es der Band immer wieder möglich, sich in Lokalitäten, wie etwa das „Chesters Inn“ in Berlin Kreuzberg im Dezem­ber 2015, ein zu mieten. Organ­isator war dabei der Bre­mer Axel Meese, welch­er den recht­en Ver­sand „Neue Ästhetik“ betreibt. [8] Ein Jahr zuvor fand ein Auftritt in den renom­mierten Hansa-Stu­dios in Berlin-Mitte statt. Korn hat­te dort die CD „Feuer“ aufnehmen kön­nen. Unter den „50 gelade­nen Fre­un­den & Fans“ des Konz­erts befand sich auch Nick Lajow, Udo Sieg­mund und der Neuköll­ner NPD-Poli­tik­er Jan Sturm.

Nick Lajow mit Mer­chan­dise von Sacha Korn

Bere­its 2013 ver­suchte Korn ein Konz­ert im Pots­damer Umland durchzuführen. Die Ver­anstal­tung sollte am 12. Jan­u­ar 2013 im „Rockschup­pen“ in Sed­din stat­tfind­en, wurde zuvor jedoch von der Gemeinde unter­sagt. [9] Im Jahr 2016 kündigte Korn ein Konz­ert in Pots­dam für die erste Jahreshälfte an, später bewarb er für den 25. Juni 2016 ein „Open Air im Süden/Westen von Berlin“.
Jan Michael Keller, Bassist von Sacha Korn, spielte in der Ver­gan­gen­heit mit seinem Neben­pro­jekt „xeX­ex“, eine Met­al-Cov­er-Band, in der auch der Schlagzeuger von Sacha Korn trom­melt, bish­er min­destens fünf Auftritte in Pots­dam oder dem nahen Umland – im Sep­tem­ber 2016 spiel­ten sie im „Vik­to­ria Eck“. Möglicher­weise wur­den so die Kon­tak­te geknüpft, die es nun ermöglichen, dass Korn dort ein Konz­ert gibt. Neon­azis nutzten in der Ver­gan­gen­heit bere­its das Objekt – der NPD-Stadtver­band unter Mar­cel Guse nutzte den Ort, damals „Die Else“ genan­nt, für min­destens einen ihrer Stammtis­che. [10]
Dass es ein Recht­sRock-Konz­ert in Pots­dam geben soll freut selb­stver­ständlich auch die hiesige Neon­aziszene – u.a. hat Dustin Schlem­minger, ein­er der Köpfe hin­ter „Asyl­hütte in Pots­dam? Nein Danke“ und „Freies Pots­dam“, sein Inter­esse bekundet.
[1] Inter­view mit Arne Schim­mer in: „Hier & Jet­zt“ (ab 2005 vom säch­sis­chen Lan­desver­band der „Junge Nation­aldemokrat­en“, ab 2009 vom NPD-nahen „Bil­dungswerk für Heimat und nationale Iden­tität e.V.“ her­aus­gegeben); Alle Zitate, soweit nicht anders angegeben, sind aus diesem Interview
[2] https://www.antifa-berlin.info/news/1318-zapfhahn-88-familienkneipe-mit-nazianhang—pt-2-npd-lichtenberg und https://www.antifa-berlin.info/recherche/144-npd-veranstaltung-in-lichtenberg-15.01.2011; „Fight Back #5 | Neon­azis in Berlin & Bran­den­burg – eine Antifa-Recherche“, April 2013, Seite 14f, 35, 52f; abruf­bar unter https://www.antifa-berlin.info/recherche/229-fight-back-05—april-2013
[3] http://arpu.blogsport.eu/2013/03/13/potsdamer-neonazis-und-die-marke-%e2%80%9efourth-time%e2%80%9c/ und http://arpu.blogsport.eu/2013/03/23/%e2%80%9efourth-time%e2%80%9c-in-der-defensive/; https://www.bnr.de/artikel/hintergrund/von-spartas-koenig-zur-reichsflugscheibe
[4] https://www.antifa.ch/legion-werwolf-schweiz/
[5] „Hin­ter den Kulis­sen… – Faschis­tis­che Aktiv­itäten in Bran­den­burg“, 1994, Seite 25; abruf­bar unter http://apap.blogsport.eu/files/2014/01/hinter_den_kulissen_nummer_1_jahr_1994.pdf
[6] http://www.pnn.de/pm/973268/ und http://www.pnn.de/pm/973027/
[7] http://www.blog.schattenbericht.de/2011/05/patriotischer-pop-rocker/ und http://www.blog.schattenbericht.de/2012/07/%E2%80%9Ees-soll-deutsch-klingen/
[8] http://www.blog.schattenbericht.de/2015/12/neonazi-konzert-in-kreuzberg-leider-kein-einzelfall/
[9] http://www.pnn.de/pm/713718/ und http://www.pnn.de/pm/714022/
[10] http://arpu.blogsport.eu/2011/02/07/stammtisch_wiesenbaude/ und http://www.pnn.de/potsdam/372850/

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Sonstiges

Luckenwalde: III. Weg mobilisierte für Mai-Aufmarsch in Gera

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Im Vor­feld eines geplanten Großauf­marsches Anfang Mai 2017 in Gera (Thürin­gen) führte die neon­azis­tis­che Klein­partei „der III. Weg“ im Laufe des Tages mehrere Mobil­isierungsver­anstal­tun­gen im Bun­des­ge­bi­et durch. Schw­er­punk­te dieses so genan­nten „Antikap­i­tal­is­tis­chen Aktion­stages“ waren dabei die Städte Nürn­berg und Neu­markt in der Oberp­falz (Bay­ern).
In Berlin und Bran­den­burg war der III. Weg an min­destens zwei Orten präsent. Am frühen Mor­gen führte die Partei zunächst am Berlin­er Bahn­hof Licht­en­berg eine Ver­samm­lung durch, bevor sich ein Großteil der dort Teil­nehmenden nach Bran­den­burg begab.
In Luck­en­walde (Land­kreis Tel­tow-Fläming) formierte sich der III. Weg dann zu ein­er erneuten Kundge­bung. Daran nah­men unge­fähr 20 Per­so­n­en teil. Die Ver­samm­lung fand in der Salzu­fler Allee gegenüber der Polizei­in­spek­tion Tel­tow-Fläming statt. Es wur­den Flug­blät­ter aus­gelegt sowie ein Ban­ner und mehrere Flaggen und Plakate gezeigt. Auf einem Plakat wurde mit der Über­schrift: „Arbeit adelt“ gewor­ben. Die Parole ist dem Mot­to des nation­al­sozial­is­tis­chen Reich­sar­beits­di­en­stes (RAD, Ver­bot 1945) „Arbeit für Dein Volk adelt Dich selb­st“ entlehnt. Die Kurz­fas­sung: „Arbeit Adelt“ war u.a. auch in Ehren­dolchen dieser ver­bote­nen Organ­i­sa­tion eingraviert.
Ergänzung vom 24. April 2017:
Laut Polizeiangaben gegenüber den Pots­damer Neuesten Nachricht­en soll es am Sam­stag auch noch eine Farbbeutelat­tacke auf die Kundge­bung des III. Weges durch zwei Nazi-Geg­n­er gegeben haben. Anschließend sei es außer­dem zu „Rangeleien“ gekommen.
Fotos der Kundge­bung: hier

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Gender & Sexualität

Aufruf zur Prozessbeobachtung: Solidarität mit Erich!

Iuli­ia I. ist ein Trans­Mann aus Ruß­land, er selb­st nen­nt sich Erich. In Ruß­land hat sich Erich in ein­er Vere­ini­gung gegen die Diskri­m­inierung nicht-het­ero­sex­ueller Men­schen engagiert, in sozialen Medi­en ist er noch heute als Admin­is­tra­tor tätig. In seinem Heima­tort wurde er von ein­er Gruppe Män­nern ver­prügelt, an seinem Arbeit­splatz gemobbt und er bekam immer wieder Dro­hun­gen. Ein­mal hat er sog­ar ver­sucht, sich das Leben zu nehmen.
Im Okto­ber ver­gan­genen Jahres kam der Lin­guist nach Deutsch­land und beantragte Asyl. Bere­its wenige Tage später fand die Anhörung beim BAMF in Eisen­hüt­ten­stadt statt. Über die Schwu­len­ber­atung Berlin kam Erich dann zu uns nach Bran­den­burg an der Hav­el. Er befind­et sich in psy­chol­o­gis­ch­er Behand­lung und möchte sehr gern eine Hormontherapie
beginnen.
Im Dezem­ber wurde Erich’s Asy­lantrag abgelehnt. Gemein­sam mit ein­er Berlin­er Anwältin haben Erich und unsere Unter­stützer_in­nen-Gruppe Klage gegen diese Entschei­dung beim Ver­wal­tungs­gericht Pots­dam ein­gere­icht. Die Ver­hand­lung find­et dort am 27. April ab 10.45 Uhr statt. Die Ver­hand­lung ist öffentlich, Erich und wir wüden uns sehr darüber freuen, wenn sich Men­schen für eine (unab­hängige) Prozess­beobach­tung an diesem Tag find­en würden.
Wir kämpfen auf jeden Fall weit­er dafür, dass Erich in Deutsch­land bleiben und sich hier ein neues Leben auf­bauen kann!

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Sonstiges

Nauen: Der 20. April und das Problem Rassismus

An ein­er antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion in Nauen beteiligten sich am Don­ner­stagabend bis zu 70 Per­so­n­en. Der Aufzug richtete sich u.a. gegen eine jährlich stat­tfind­ende Mah­nwache von Neon­azis zum 20. April. Die neon­azis­tis­che Ver­samm­lung zog wiederum unge­fähr 20 Per­so­n­en. Darüber hin­aus ver­anstal­tete die Nauen­er Zivilge­sellschaft das eben­falls jährlich stat­tfinde Tol­er­anzfest. Diese Ver­samm­lung zählte, nach Angabe der Ver­anstal­tenden, über den Tag verteilt mehrere hun­dert Teil­nehmende. Ein deut­lich­es Sym­bol gegen die neon­azis­tis­chen Aktiv­itäten in der Stadt, doch für Nauen ausreichend?
Antifa-Demo gegen „Opfer­kult“ und „Naziter­ror“

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Antifa-Demo am 20. April 2017 in Nauen

Die antifaschis­tis­che Demon­stra­tion war von ein­er Einzelper­son für das Bünd­nis „Nauen Naz­ifrei“ unter dem Mot­to: „Wo Turn­hallen bren­nen, bren­nen am Ende auch Men­schen – Gegen Opfer­kult und Naziter­ror“ angemeldet wor­den und führte zunächst von der ÖPNV-Hal­testelle „Nauen, Bahn­hof“ über die Damm­straße, die Oranien­burg­er Straße, den Bre­dow­er Weg, die Karl-Thon-Straße bis in die Straße „Zu den Luchber­gen“. Dort fand in Sichtweite ein­er von Neon­azis im Jahr 2015 niederge­bran­nten, inzwis­chen aber wieder im Auf­bau befind­lichen Sport­stätte eine Zwis­chenkundge­bung statt. In einem Rede­beitrag wur­den dabei noch ein­mal an die Eskala­tion der ras­sis­tisch motivierten Aktiv­itäten im Jahr 2015, von der mas­siv­en Störung der Nauen­er Stadtverord­neten­sitzung, über die Aufmärsche im Stadt­ge­bi­et, den Gewal­tak­tio­nen gegen poli­tis­che Geg­n­er bis hin zum Bran­dan­schlag auf die Turn­halle erinnert.
Die Sport­stätte war vor dem Bran­dan­schlag vom Land­kreis Havel­land näm­lich als Notun­terkun­ft für Geflüchtete vorge­se­hen, kon­nte auf­grund des ver­heeren­den Feuers aber nie als solche genutzt wer­den. Durch die ras­sis­tisch motivierte Brand­s­tiftung ent­stand jedoch ein Mil­lio­nen­schaden. Außer­dem erzeugte die Tat ein bun­desweites öffentlich­es Inter­esse und galt als schw­er­ster extrem rechter Anschlag gegen eine Geflüchtete­nun­terkun­ft in den let­zten Jahren. Die Täter­gruppe, darunter ein NPD Stadtverord­neter aus der havel­ländis­chen Kle­in­stadt, wurde inzwis­chen zum Teil zu  hohen Haft­strafen verurteilt. Allerd­ings kon­nten den Beschuldigten nicht alle Straftat­en, die zur Anklage gekom­men waren, zweifels­frei nachgewiesen wer­den. Nicht ein­mal der Anklagepunkt: „Bil­dung ein­er krim­inellen Vere­ini­gung“ hat­te vor Gericht bestand. Ein Makel dem im der antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion am Don­ner­stagabend weit­ere Vor­würfe zum Gesamtkom­plex Nauen fol­gten. Eine „echte“ Aufar­beitung der Geschehnisse aus dem Jahr 2015 sei dem­nach näm­lich bish­er in der Stadt­ge­sellschaft aus­ge­blieben und über­haupt kön­nten „Nazis“ hier ungestört weiterleben.
Nach Beendi­gung der Zwis­chenkundge­bung führe die Demon­stra­tionsroute dann über die Berlin­er Straße, am Tol­er­anzfest vor­bei, bis in die Ham­burg­er Straße, in Hör- und Sichtweite der dort vorge­blich zum Jahrestag der Bom­bardierung Nauens angemelde­ten neon­azis­tis­chen Mah­nwache. Dort posi­tion­ierten sich die Demon­stri­eren­den noch ein­mal im Sinne ihres Mot­tos: „Gegen Opfer­kult und Naziter­ror“ gegen das jährliche neon­azis­tis­che Gedenkritual.
Neon­azis­tis­che Mah­nwache zum 20. April
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Inszene­nierung oder ern­sthaftes Gedenken? Neon­azis­tis­che Mah­nwache an einem Tag mit dop­peldeutigem Datum

Die neon­azis­tis­che Kundge­bung fand, wie üblich, in Form ein­er Mah­nwache an einem Weltkriegs-Denkmal in unmit­tel­bar­er Nähe zum städtis­chen Fried­hof in der Ham­burg­er Straße statt. Die Ver­samm­lung war zuvor im Inter­net von den „Freien Kräften Neu­rup­pin-Osthavel­land“ unter dem Mot­to: „Gedenken an die Bombenopfer“ bewor­ben wor­den. Vorder­gründig wurde während der Mah­nwache dementsprechend an die Bom­bardierung Nauens während des Zweit­en Weltkrieges, genauer gesagt am 20. April 1945, erin­nert. Ein niedergelegter Kranz mit der Auf­schrift: „Wir gedenken der Nauen­er Bombenopfer“ deutete eben­falls auf eine schein­bar ern­sthafte Absicht des Gedenkens hin.
Doch der Ver­anstal­tung­ster­min bietet jedoch Raum für Speku­la­tio­nen hin­sichtlich der Dop­peldeutigkeit des Datums. Der 20. April ist näm­lich auch der von Neon­azis gerne zele­bri­erte Geburt­stag Adolf Hitlers, im Szene­jar­gon: „Führerge­burt­stag“. Offizielle Ver­anstal­tun­gen zu diesem Anlass wer­den in der Regel allerd­ings durch die Ver­samm­lungs­be­hör­den ver­boten oder durch die Polizei aufgelöst. Die Ver­samm­lung in Nauen war davon bish­er jedoch noch nie betrof­fen, da dort eben offiziell an die Bom­bardierung der Stadt im Jahr 1945 gedacht wird.
Dass es sich bei den meis­ten Ver­anstal­tungs­be­suchen­den aber um Neon­azis han­delt, dürfte jedoch unbe­strit­ten sein. Die Teil­nehmenden Per­so­n­en, die haupt­säch­lich aus dem Land­kreis Havel­land stammten, vere­inzelt aber auch aus den Land­kreisen Ost­prig­nitz-Rup­pin, Prig­nitz, Ober­hav­el sowie aus der kre­is­freien Stadt Bran­den­burg an der Hav­el anreis­ten, gel­ten als Sym­pa­thisierende der neon­azis­tis­chen „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“ und des mit dieser vere­in­sähn­lichen Struk­tur ver­wobe­nen NPD Stadtver­ban­des Nauen. Die Sym­pa­thie zu diesen Organ­i­sa­tio­nen wurde durch entsprechend gezeigte Ban­ner deutlich.
Die Mah­nwache zum 20. April in Nauen ist im Ver­bre­itungs­ge­bi­et der „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“, trotz weit­er­er his­torisch belegter Bombe­nan­griffe an anderen Tagen und in anderen Orten der Region, auch das einzige­Da­tum, das die Neon­azis kon­tinuier­lich für ihr vorge­blich­es „Gedenken“ an die Opfer der­Bom­bardierun­gen des Zweit­en Weltkrieges,  nutzen.
Tol­er­anzfest gegen Rassismus
In Nauen sel­ber hat es, seit der ersten Mah­nwache der „Freien Kräften Neu­rup­pin – Osthavel­land“ im Jahre 2010, auch seit­ens der Zivilge­sellschaft Bestre­bun­gen gegeben, die Rolle Nauens in der NS Zeit aufzuar­beit­en. Dazu fan­den in den ver­gan­genen Jahren immer wieder his­torische Work­shops und Diskus­sion­srun­den mit Zeitzeu­gen statt, bei denen sowohl der Bombe­nan­griff am 20. April 1945 als auch das frühe SA-Konzen­tra­tionslager im heuti­gen Nauen­er Ort­steil Bör­nicke ein The­ma waren.
Darüber hin­aus ver­anstal­tet der „Human­is­tis­che Frei­denker­bund“ in Zusam­me­nar­beit mit weit­eren zivilge­sellschaftlichen Organ­i­sa­tio­nen seit 2012 auch ein Tol­er­anzfest „für ein friedlich­es und buntes Nauen“. Laut Aufruf für die Ver­anstal­tung am 20. April 2017,die übri­gens unter Schirmherrschaft des Nauenes Bürg­er­meis­ters stand, woll­ten sich die Organ­isieren­den mit dem Fest ins­beson­dere „gegen Gewalt, Ras­sis­mus und Aus­län­der­feindlichkeit“ posi­tion­ieren und gle­ichzeit­ig ein Beispiel für „Lebens­freude und kul­turelle Vielfalt“in der Stadt geben.
So wurde den Gästen des „Tol­er­anzfestes“ nicht nur ein buntes Pot­pour­ri von Infor­ma­tion­sstän­den, Imbis­sange­boten und musikalis­ch­er Begleitung geboten, son­dern den „Freien Kräften Neu­rup­pin- Osthavel­land“ gle­ichzeit­ig auch der Ver­anstal­tung­sort für ihre Mah­nwache genom­men. Ursprünglich, das heißt in den Jahren 2010 und 2011, hat­ten die Neon­azis näm­lich die Garten­straße, also genau die Straße in der seit 2012 das „Tol­er­anzfest“ stat­tfind­et, als Stan­dort für ihre Ver­samm­lung genutzt.
Per­spek­tive Nauen
Die Ver­drän­gung der Neon­azis an den städtis­ch­er Rand durch eine ein­mal im Jahr stat­tfind­ende Ver­anstal­tung kann indes jedoch nicht darüber hin­wegtäuschen, dass die ras­sis­tisch motivierten Aktio­nen des Jahres 2015, in denen die Anschläge der inzwis­chen verurteil­ten Neon­azi­gruppe nur eine kleine Episode darstell­ten, dur­chaus auch ein tiefes Prob­lem in der Nauen­er Gesellschaft aufgezeigt haben. Näm­lich das es jen­seits der Tol­er­anzfeste eben auch nicht wenig Zus­pruch für aus­län­der­feindliche Ressen­ti­ments gibt.
Bei den Ver­samm­lun­gen gegen die damals geplante und inzwis­chen in Betrieb befind­liche Geflüchtete­nun­terkun­ft in Nauen posi­tion­ierten sich beispiel­sweise eben nicht nur bekan­nte Neon­azis aus NPD und „Freien Kräften“, son­dern auch Men­schen aus der ver­meintlichen Mitte der Gesellschaft.
Einen wach­senden Ein­fluss in der havel­ländis­chen Kle­in­stadt hat inzwis­chen auch die recht­spop­ulis­tis­che „Alter­na­tive für Deutsch­land“ (AfD). Sie kon­nte hier in der jüng­sten Ver­gan­gen­heit bre­ite Schicht­en Wäh­len­der akquiri­eren und bei den let­zten Abstim­mungen Ergeb­nisse im zweis­tel­li­gen Bere­ich erzie­len. Zulet­zt über­raschte die AfD in Nauen am 10. April 2016, als deren Kan­di­dat für die erst­mals direkt durchge­führte Wahl zum havel­ländis­chen Lan­drat mit 24,82 Prozent nicht nur ein beachtlich­es Resul­tat holte, son­dern gle­ichzeit­ig auch den absoluten Spitzw­ert sein­er Partei in ein­er Kom­mune im gesamten Land­kreis Havel­land erzielte. Mit­tler­weile rech­net sich die „Alter­na­tive für Deutsch­land“ auch gute Chan­cen bei der kom­menden Bürg­er­meis­ter­wahl in Nauen im Sep­tem­ber 2017 aus. Dass die blaue Partei vor Ort bere­its im Jahr 2016 erste Akzente zu lokaler Präsenz und Ein­bindung in den über­re­gionalen Parteiap­pa­rat set­zte, offen­barten größeren Saalver­anstal­tun­gen, an der u.a. auch die momen­tane Bun­desvor­sitzende der AfD und ein EU-Par­la­men­tari­er der recht­spop­ulis­tis­chen „Frei­heitlichen Partei Öster­re­ichs“ (FPÖ) teilnahmen.
Andere Experten, wie beispiel­sweise Dirk Wilk­ing vom Bran­den­bur­gis­chen Insti­tut für Gemein­we­sen­ber­atung – demos, der in Bran­den­burg Kom­munen in der Auseinan­der­set­zung mit der extremen Recht­en berät, sehen das Haupt­prob­lem in der Stadt allerd­ings eher woan­ders. „Das Prob­lem in Nauen sind weniger die Nazis, son­dern dass es lange keine Gegenkräfte gab“, so Wilk­ing jeden­falls gegenüber der Zeitung „Die Welt“ im August 2016. Deut­lich weniger Gegen­demon­stran­ten als bei recht­en Kundge­bun­gen in ver­gle­ich­baren, anderen Städten in Bran­den­burg habe er beobachtet. Zudem machte der Experte für Gemein­we­sen­ber­atung auch die „verkrustete“ Stadt­poli­tik und den noch amtieren­den Bürg­er­meis­ter für Fehler in der Ver­gan­gen­heit ver­ant­wortlich. „Da wur­den die Mit­tel für die Jugen­dar­beit hal­biert und das Prob­lem des Recht­sex­trem­is­mus aus­ge­blendet“, so Wilk­ing gegenüber der „Welt“ weiter.
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(Anti)militarismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Befreiung fortsetzen” in Cottbus

Aktionswochen zum Tag der Befreiung in Cot­tbus am 22. April unter dem Mot­to “Befreiung fortsetzen”.
Am 22. April endete für die Stadt Cot­tbus der Zweite Weltkrieg. Die Mehrheit der 11.000 zurück­ge­bliebe­nen Men­schen waren Zwangsarbeiter*innen. Die Eroberung durch die Rote Armee bedeutete für sie und alle anderen Unter­drück­ten, Ver­fol­gten und Gefan­genen die lang ersehnte Befreiung vom Faschis­mus. Wir wollen diesen Tag zum Anlass nehmen, der Opfer des Nation­al­sozial­is­mus zu gedenken und das Ende der NS-Herrschaft zu feiern.
Ras­sis­tis­che und völkische Ide­olo­gien bekom­men wieder Aufwind. Die Welt rückt nach rechts. Autoritäre Bestre­bun­gen, Krisen und Kriege gefährden unser friedlich­es Zusammenleben.
Damit die Geschichte sich nicht wieder­holt, wollen wir sol­i­darische Net­zw­erke schaf­fen und neue Per­spek­tiv­en entwick­eln. Wie es weit­er geht, liegt auch in unseren Händen.
In den zwei Wochen vom 22. April bis 08. Mai 2017 wird es ver­schiedene Ver­anstal­tun­gen geben. Los geht es mit ein­er Gedenkver­anstal­tung und einem Park­fest am 22. April. Alle weit­eren Ver­anstal­tun­gen find­et ihr weit­er unten.
Seid dabei und lasst uns die Befreiung fortsetzen!

Ver­anstal­tungsüber­sicht — Aktionswochen vom 22.04.–08.05.2017
Sam­stag 22.04., Gedenken und Parkfest
13–17 Uhr, Puschk­in­park Cottbus
Am 22. April 1945 endete für Cot­tbus der Zweite Weltkrieg. Die Mehrheit der 11.000 zurück­ge­bliebe­nen Men­schen waren Zwangsarbeiter*innen. Die Eroberung von Cot­tbus durch die Rote Armee bedeutete für sie und alle anderen Unter­drück­ten, Ver­fol­gten und Gefan­genen die lang ersehnte Befreiung. Um den Opfern zu gedenken, find­et um 13 Uhr eine Kundge­bung am Denkmal für die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus statt. Den­noch war dieser Tag auch ein Tag zum feiern. Deshalb wird es im Anschluss ein kleines Fest am Fam­i­lien­haus geben. Dort wird der Nach­mit­tag mit Musik — und Rede­beiträ­gen sowie Stän­den und Ange­boten ver­schieden­er Vere­ine und Ini­tia­tiv­en gestal­tet. Für Essen und Getränke ist gesorgt.
Sam­stag 22.04.,Film: „Der Kuaför aus der Keupstraße“
19 Uhr, OBENKINO (Straße der Jugend 16, 03046 Cottbus) 
BRD 2015, 92 Min., Sprache: Deutsch/Türkisch
Der Film erzählt die Geschichte des Nagel­bombe­nan­schlags vor einem türkischen Frisör­sa­lon in der Köl­ner Keup­straße am 9. Juni 2004. Er konzen­tri­ert sich dabei auf die Fol­gen für die Opfer und ihre Ange­höri­gen, gegen die als Hauptverdächtige jahre­lang ermit­telt wurde. Der Film rekon­stru­iert die Ermit­tlun­gen der Polizei anhand der Ver­hör­pro­tokolle und es wird deut­lich, dass als Täter für die Polizei vor allem die Opfer in Frage kamen. Ein aus­län­der­feindlich­es Motiv wurde weitest­ge­hend ausgeblendet.
Erst Jahre später wurde der Anschlag dem soge­nan­nten Nation­al­sozial­is­tis­chen Unter­grund (NSU) zugeordnet.
Auf ein­drück­liche Weise zeigt DER KUAFÖR AUS DER KEUPSTRASSE wie tief­greifend der Bombe­nan­schlag, aber auch die Verdäch­ti­gun­gen danach, das Leben im Köl­ner Stadt­teil Mül­heim erschüt­tert haben. So wie in Köln wur­den auch in den anderen Städten, in denen der NSU gemordet hat, zumeist die Ange­höri­gen und ihr Umfeld verdächtigt. Der Film eröffnet die Diskus­sion über die Frage ein­er struk­turellen Frem­den­feindlichkeit in
Deutsch­land auf eine neue Art, näm­lich aus der Per­spek­tive der Betroffenen.
Mon­tag 24.04., KüfA (Küche für Alle) und Diskussionsrunde
17 Uhr, Haus­pro­jekt Zelle79 (Parzel­len­str. 79, 03046 Cottbus) 
Viele von euch ken­nen das The­ma: vor deinen Augen wird ver­bal gehet­zt und du wirst in eine
Diskus­sion ver­strickt. Du kannst gar nicht fassen, was da gelabert wird, aber dir fall­en ein­fach keine Argu­mente mehr ein. Lasst uns gemein­sam dazu aus­tauschen und Fra­gen klären, wie: Was waren unsere Erfahrun­gen in Diskus­sio­nen mit Men­schen mit rechter Ein­stel­lung? Wie kom­men wir in so ein­er Diskus­sion weiter?
Natür­lich gibt es wie jeden Mon­tag ab 19 Uhr ein warmes veg­anes Aben­dessen. Für Getränke wird eben­falls gesorgt sein.
Dien­stag 25.04., Lesung: „Stolper­steine — vom Leben und Ster­ben Cot­tbuser Juden“
18.30 Uhr, Pic­co­lo The­ater (Erich Käst­ner Platz, 03046 Cottbus)
Gelbe Mess­ing­plat­ten unter­brechen das Pflaster Cot­tbuser Straßen und stop­pen unsere Schritte. Es sind Stolper­steine, kleine Mah­n­male für jüdis­che Bürg­er unser­er Stadt, die dem nation­al­sozial­is­tis­chen Rassen­wahn zwis­chen 1933 und 1945 zum Opfer gefall­en sind. Män­ner und Frauen, Kinder und Alte – ihren Mördern kon­nten sie nicht entkom­men. Ihrer Würde beraubt, um ihr Ver­mö­gen gebracht, aus ihren Häusern und Woh­nun­gen ver­trieben, endete ihr sozialer Abstieg schließlich in der Vernichtung.
Eri­ka Pchalek ist den Lebens­geschicht­en nachge­gan­gen. Sie liest aus ihrem Buch kleine Biografien, die von der Unge­heuer­lichkeit des Massen­mordes zeu­gen. Ver­hungert im Ghet­to, gestor­ben im Gefäng­nis, ins Gas getrieben – Mil­lio­nen haben diese Schick­sale erlei­den müssen. Unter ihnen waren Cot­tbuser Bürg­er, häu­fig hoch ange­se­hen, bis der Rassen­wahn regierte.
Die Autorin möchte auch mit ihrem Pub­likum ins Gespräch kom­men. Die Ver­anstal­tung find­et im Rah­men der Aktionswoche „Befreiung fort­set­zen!“ in Koop­er­a­tion zwis­chen Regia-Ver­lag und Rosa-Lux­em­burg-Stiftung Bran­den­burg, Region­al­büro Cot­tbus statt.
Mittwoch, 26.04., Vor­trag: „NSU – Wie klärt Bran­den­burg auf?#2“
19 Uhr, Haus­pro­jekt Zelle79 (Parzel­len­straße 79, 03046 Cottbus) 
Für uns haben (mil­i­tante) Nazis und ras­sis­tis­che Behör­den wenig mit Befreiung zu tun. Deshalb haben wir uns schon 2016 mit der Ter­ror­gruppe Nation­al­sozial­is­tis­ch­er Unter­grund (NSU) beschäftigt. Die Lesung zum Buch „Gen­er­a­tion Hoy­er­swer­da“ und das The­ater­stück „A wie Aufk­lärung“ haben viele Ungereimtheit­en im NSU-Kom­plex offen­bart. Auch das Land Bran­den­burg ist Teil dieser Ungereimtheit­en, will aber gle­ichzeit­ig mit einem 2016
einge­set­zten NSU-Unter­suchungsauss­chuss zur Erhel­lung des Kom­plex­es beitragen.Deshalb wollen wir den Blick schär­fen und schauen: Wie ist es um die Aufk­lärung der NSU- Morde im Land Bran­den­burg bestellt? Gemein­sam mit der Organ­i­sa­tion NSU-Watch Bran­den­burg und einem Mitar­beit­er des Moses Mendelssohn Zen­trums in Potsdam,
möcht­en wir her­aus­find­en, auf welchem Ermit­tlungs­stand der im ver­gan­genen Jahr einge­set­zte NSU-Unter­suchungsauss­chuss des Bran­den­burg­er Land­tag ist. Wie bew­ertet NSU-Watch das Geschehen und welche Fra­gen gilt es evtl. noch zu klären? Die in Pots­dam von 2001 bis 2002 aktive Nationale Bewe­gung, deren Aufdeck­ung mut­maßlich durch den Ver­fas­sungss­chutz behin­dert wurde, wird in diesem Zusam­men­hang ein The­ma des Vor­trages sein.
Don­ner­stag 27.04., Vor­trag „Kap­i­tal­is­mus auf der Ziel­ger­aden? Postkap­i­tal­is­tis­che Per­spek­tiv­en“ mit Raul Zelik
19 Uhr, Muggefug (Papitzer Straße 4, 03046 Cottbus)
Zum ersten Mal in der Geschichte der Men­schheit leben wir in einem echt­en Welt­sys­tem: dem Kap­i­tal­is­mus. Er ist dabei, sich zu Tode zu siegen. Der Ausstieg aus der heißlaufend­en Mas­chine Kap­i­tal­is­mus stellt eine gewaltige Her­aus­forderung dar. Auf der Suche nach gesellschaftlichen Alter­na­tiv­en kom­men wir um die Frage nach dem Gemeineigen­tum nicht herum, meint der Autor Raul Zelik. Das beson­dere an seinen Analy­sen ist, dass er dabei nicht nur beste­hende Ver­hält­nisse kri­tisiert, son­dern auch darauf ver­weist, wo es bere­its keime ein­er zukün­fti­gen – besseren – Gesellschaft geben kann: in Genossen­schaften, selb­st organ­isierten Läden, in den sozialen Bewe­gun­gen, in bei Bewe­gun­gen wie Podemos oder Syriza in Spanien und Griechenland.
Eine Sys­temwende wird nicht ein­fach, doch Zelik macht auch Mut: Schwierig „war der Weg von Aufk­lärung und Emanzi­pa­tion schon immer. In der Ver­gan­gen­heit war er geprägt von Irrtümern, schreck­lichen eige­nen Ver­brechen und bluti­gen Nieder­la­gen. Wie viele Men­schen, die aufrichtig und, ohne einen eige­nen Vorteil zu ver­fol­gen, für bessere gesellschaftliche Ver­hält­nisse ein­trat­en, mussten dafür mit ihrem Leben bezahlen? Ihnen ver­danken wir das, was es heute an — ungenü­gen­den — sozialen und demokratis­chen Recht­en gibt. An sie soll­ten wir denken, wenn wir begreifen, dass der Kap­i­tal­is­mus nicht für die Ewigkeit geschaf­fen ist und in viel­er Hin­sicht heute seine Gren­zen erre­icht. Die Geschichte der Sol­i­dar­ität, der sozialen Befreiung, der Sorge umeinan­der und der Demokratisierung aller Lebens­bere­iche begin­nt nicht erst heute. Sie reicht Jahrhun­derte zurück und war, trotz allen Scheit­erns, nicht folgenlos.“
Die Ver­anstal­tung der Rosa-Lux­em­burg-Stiftung Bran­den­burg, Region­al­büro Cot­tbus, beste­ht aus einem ein­lei­t­en­den Vor­trag und danach ist der Aus­tausch von Ideen erwünscht.
Fre­itag 28.04., Crit­i­cal Mass — Fahrraddemo
16 Uhr, Start: Stadthal­len­vor­platz Cottbus
Auch im April wird es wie gewohnt, am let­zten Fre­itag im Monat, eine Crit­i­cal Mass geben.
Zusam­men mit net­ten Men­schen und Musik wird sich gemein­sam mit dem Fahrrad für den
Umweltschutz einge­set­zt. End­punkt der Fahrrad­de­mo ist das Haus­pro­jekt Zelle79 (Parzel­len­str. 79, Cot­tbus). Hier wartet veg­ane Lasagne auf euch.
Mon­tag 01.05., Inter­na­tionaler Kampf­tag der Arbeiter*innen
An diesem Tag gib es genug Ange­bote, nicht nur in Cot­tbus. Informiert euch und find­et für euch die passende Veranstaltung.
Don­ner­stag 04.05., Vor­trag und Gespräch: „Aktu­al­ität“ bei Wal­ter Ben­jamin und das Zurechtfind­en in der „Katas­tro­phe als Nor­malzu­s­tand“ mit Dr. Gerd-Rüdi­ger Hoff­mann (Philosoph)
19 Uhr, qua­si­Mono (Erich-Wein­ert-Str. 2, 03046 Cottbus)
Es find­en sich im umfan­gre­ichen Werk von Wal­ter Ben­jamin (1892 — 1940) Zitate, die sofort einen aktuellen Bezug zur Beschrei­bung und Kri­tik heutiger rechter Bewe­gun­gen her­stellen. In einem von der Rosa-Lux­em­burg-Stiftung in Cot­tbus ver­anstal­teten Vor­trag mit anschließen­der Diskus­sion wird nachge­fragt, ob die Aktu­al­ität Ben­jamins wirk­lich so direkt herzustellen ist.
Erstens ist es ganz im Sinne Ben­jamins, eben nicht bloß mit passenden Zitat­en oder das ein­fache Rückbesin­nen auf ver­gan­gene gute Gedanken auf heute „auf­blitzende Gefahren“ zu reagieren – und lediglich das Ver­mit­tlungs­man­age­ment oder auch das Erschei­n­ungs­bild auf Web­seit­en, Plakat­en sowie im Wahlkampf zu erneuern.
Zweit­ens schließlich geht es dann auch um die Frage, inwiefern die Antworten Ben­jamins noch heute aktuell sind. Ein Ver­di­enst des kri­tis­chen Denkens bei Ben­jamin dürfte sein, dass er angesichts der faschis­tis­chen Gefahr einen Per­spek­tiven­wech­sel auf den „Aus­nah­mezu­s­tand“ oder eine immer mal aufgerufene „Katas­tro­phe“ der Gesellschaft ermöglicht und diese als Nor­malzu­s­tand der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft beschreibt.
Alter­na­tiv­en im Denken und Han­deln müssen das bedenken, um eine genaue Zus­tands­beschrei­bung zu ermöglichen und die Logik von Fortschritt genau dieser beste­hen­den Gesellschaft zu verlassen.
Fre­itag 05.05., Film: „Das Schick­sal der Kinder von Aleppo“ 
18 Uhr, Kreis­geschäftsstelle „Die Linke“ (Straße der Jugend 114, 03046 Cottbus) 
Zum Film: Sara wurde in Alep­po geboren und ver­brachte die ersten fünf Jahre ihres Lebens dort. Ein Reporter begleit­ete sie und ihre Fam­i­lie im Kriegsall­t­ag in der syrischen Stadt Alep­po, ihre Flucht nach und Ankun­ft in Deutsch­land. Nach dem Film find­et eine Diskus­sion mit syrischen Geflüchteten statt.
Sam­stag 06.05., Fahrt zur Gedenkstätte Sachsenhausen 
8:30 Uhr, Cot­tbuser Hauptbahnhof
Sowie die Stadt Cot­tbus wurde auch das Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen am 22. April 1945 durch sow­jetis­che und pol­nis­che Sol­dat­en befreit.
Bei Oranien­burg wurde 1936 das KZ errichtet. Zwis­chen 1936 und 1945 waren in Sach­sen­hausen mehr als 200 000 Men­schen inhaftiert. Vor Kriegs­be­ginn wur­den v.a. Juden und poli­tis­che Geg­n­er aus Berlin und dem Berlin­er Umland dort gefan­gen gehal­ten und mis­shan­delt. Die Gefan­genen arbeit­eten für die Fir­men Heinkel, Siemens und AEG. Auch für die Reichshaupt­stadt Ger­ma­nia wurde dort Mate­r­i­al durch Zwangsar­beit gewon­nen. Es fan­den Exper­i­mente an den Inhaftierten statt. Der Stan­dort nimmt eine Son­der­rolle ein, da er als Mod­ell- und Schu­lungslager für die SS diente. 1938 wurde diese Rolle unter­strichen, als die Zen­tralver­wal­tung der KZ nach Oranien­burg ver­legt wurde.
Es wird eine Führung durch die Gedenkstätte geben.
Diese Exkur­sion soll uns allen verdeut­lichen, wozu Faschis­mus führen kann. .
Son­ntag 07.05., Brunch „Wer nicht bruncht hat verloren“
10 Uhr, Haus­pro­jekt Zelle79 (Parzel­len­str. 79, 03046 Cottbus)
Zum Abschluss der Ver­anstal­tungswochen wollen wir alle bei einem entspan­nten Früh­lings­brunch zusam­men sitzen. Lasst uns über unsere Erleb­nisse und Gedanken der let­zten Wochen reden oder ein­fach nur leck­er in „befre­it­er“ Gesellschaft essen. Gerne kön­nt ihr etwas veg­anes zu Essen mit­brin­gen. Bei Son­nen­schein und Vogelge­sang find­et der Brunch draußen statt.
Mon­tag 08.05., BefreiungsKü­fA (Küche für Alle) und Film
19 Uhr, Haus­pro­jekt Zelle79 (Parzel­len­str. 79, 03046 Cottbus)
Hey Hey, heute gibt es veg­a­nen Dön­er –> Vöner!
Auch cool: Jede_r kann sich seine_n Vön­er sel­ber zusammenstellen.
Im Anschluss zeigen wir den Film “ID with­out col­ors”. Es ist ein Doku­men­tarfilm über Racial Pro­fil­ing sowie diskri­m­inieren­des und ras­sis­tis­ches Vorge­hen der Polizei in Deutsch­land. Der Film wurde pro­duziert von der Koop­er­a­tive für Opfer von Polizeigewalt.

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Protest gegen AfD-Landesparteitag

Bünd­nis “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder) protestierte gegen den AfD-Landesparteitag
Etwa 80 Men­schen waren am heuti­gen Sam­stag dem Aufruf des zivilge­sellschaftlichen Bünd­niss­es gefol­gt und protestierten ab 10 Uhr gegen den Lan­desparteitag der Bran­den­burg­er AfD, der an diesem Woch­enende in der Bran­den­burghalle stattfindet.
“Wofür ste­ht die AfD?”, fragte Janek Las­sau, Sprech­er des Bünd­niss­es, in sein­er Rede. “Die AfD ste­ht für eine Gesellschaft der sozialen Kälte und der Aus­gren­zung, sie befördert eine ras­sis­tis­che Poli­tik gegen Geflüchtete, ver­tritt ein antiquiertes Geschlechter­bild und Geschicht­sre­vi­sion­is­mus. “Wir aber wollen in ein­er Gesellschaft leben, in der Men­schen unter­schiedlich­er Herkun­ft, Reli­gion oder sex­ueller Ori­en­tierung zusam­men­leben kön­nen. Wir set­zen uns ein gegen ein kap­i­tal­is­tis­ches Sys­tem, das soziale Ungle­ich­heit­en schafft.”
Auch wenn die Frank­furter Stadt­frak­tion ger­ade zer­brochen sei und sich der Ver­band nicht kom­mu­nalpoli­tisch pro­fil­ieren könne, werde das wahrschein­lich keine Auswirkun­gen auf das Wahlergeb­nis haben, so Las­sau weit­er. “Es sind die recht­spop­ulis­tis­chen Parolen, die ankommen.”
An der Kundge­bung beteiligten sich auch der DGB Ost­bran­den­burg, die Gründe Jugend und ihr Lan­desver­band, Die Partei, DIE LINKE, sowie das Aktions­bünd­nis Bran­den­burg gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Fremdenfeindlichkeit.

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Sonstiges

Rathenow: Anführer der “Patrioten Cottbus“ nach Randale kurzzeitig in Klinik eingewiesen

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Lutz M. während ein­er extrem recht­en Ver­samm­lung am 4. März 2017 in Berlin

Bei dem Mann der am gestri­gen Vor­mit­tag nach ein­er Ran­dale im Rathenow­er Möwen­steig zunächst von der Polizei in Gewahrsam und anschließend kurzzeit­ig in eine Klinik eingewiesen wurde, soll es sich um den mut­maßlichen Anführer der „Patri­oten Cot­tbus“, Lutz M, han­deln. Dies berichtet zumin­d­est die Social­me­dia-Seite „Fra­gen an besorgte Bürg­er“ unter Beru­fung auf ver­trauliche Hin­weise. M, der anscheinend wieder auf freiem Fuß ist, soll dies über ein Zweit­pro­fil in einem sozialen Net­zw­erk inzwis­chen indi­rekt eben­falls bestätigt haben.
Ran­dale im elter­lichen Wohnhaus 
Das Rathenow­er News­portal „Rathenow24“ hat­te zuvor berichtet, das ein 28 Jähriger im Wohn­haus sein­er Eltern ran­daliert und Inven­tar beschädigt haben soll. Schließlich war die Polizei gerufen wor­den. Diese nahm den Mann in Gewahrsam. Dabei soll dieser sich so zu Wehr geset­zt, um sich getreten und geschla­gen haben, dass die Beamten leichte Ver­let­zun­gen erlit­ten. Erst nach dem Ein­satz von Pfef­fer­spray sei es den Polizis­ten offen­bar gelun­gen, dem offen­bar aggres­siv­en Mann Hand­fes­seln anzule­gen. Er soll dann in die Ret­tungsstelle gebracht und anschließend in eine Fachk­linik eingewiesen wor­den sein.
Poli­tis­ch­er Wirrkopf am recht­en Rand
Lutz M war zuvor, ins­beson­dere in den Jahren 2015 und 2016, immer wieder bei PEGI­DA-ähn­lichen, recht­en Ver­anstal­tun­gen, beispiel­sweise beim „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ in Rathenow, bei der „Bürg­er­be­we­gung Alt­mark“ in Sten­dal, „POGIDA“ in Pots­dam und bei „BÄRGIDA“ sowie bei „Wir für Deutsch­land“ in Berlin durch sein auf­fäl­liges, aggres­sives Ver­hal­ten hervorgetreten.
Am 15. Okto­ber 2016 organ­isierte der beken­nende Energie-Cot­tbus-Fan unter dem Label „Patri­oten Cot­tbus“ dann eine erste eigene Ver­samm­lung in Cot­tbus. Diese war allerd­ings mit nur 34 Teil­nehmenden ein Flop. Weit­ere Ver­anstal­tun­gen fol­gten bis­lang auch nicht.
Allerd­ings sollen M und eine Sym­pa­thisierende Anfang Feb­ru­ar 2017 in Rathenow (nach Angaben der „Patri­oten Cot­tbus“ in Cot­tbus-Sandow) wieder ein „Zeichen“ geset­zt haben. In einem unfrei­willig komis­chen Video, dass aus der Täter­per­spek­tive gedreht wurde und auf der Social­me­dia-Seite der „Patri­oten Cot­tbus“ nach wie vor ein­se­hbar ist, soll M zu sehen sein, als er ger­ade eine Parole an eine Mauer neben dem Rathaus sprühte. In dem Kurz­film unter­hal­ten sich die Tat­beteiligten u.a. über die richtige Schreib­weise des Buch­staben „G“.
Darüber hin­aus fiel M in let­zter Zeit auch immer wieder durch beden­kliche Aktiv­itäten im Social­me­dia auf. Mal präsen­tierte er sich bedrohlich mit Schuss­waffe, ein anderes mal legte er in skur­rilen Live-Schal­tun­gen sein äußerst bizarres Welt­bild offen. In einem vor kurzem erschienen Video soll M außer­dem eine ver­botene NS-Parole skandiert haben.
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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

In Frankfurt (O.) ist die Kacke am Dampfen

In Frank­furt (Oder) ist die Kacke am Dampfen: Und zwar nicht erst am 08. April, dem Tag, an dem der Lan­desver­band der soge­nan­nten Alter­na­tive für Deutsch­land ihren Lan­desparteitag in der Oder­stadt abhal­ten will. Nein, denn Braun statt Blau war auch das Mot­to der heuti­gen Nacht: Mit der passenden Farbe ver­passten wir dem Werbeschild des Wahlkreis­büros der recht­spop­ulis­tis­chen Partei einen neuen Anstrich.
So ist nun gle­ich von vorn­here­in klar, für welche Alter­na­tive sich hier aus­ge­sprochen wird. Alles andere ist schließlich Augen­wis­cherei. Auch das Frank­furter Rathaus erhielt in der let­zten Nacht einen neuen Anstrich: Zwar zer­set­zte sich die AfD-Frak­tion in der hiesi­gen Stadtverord­neten­ver­samm­lung auf­grund akuter Unfähigkeit und offen­sichtlich­er Inkom­pe­tenz inner­halb kürzester Zeit selb­st. Der Kopf des AfD-Stadtver­ban­des, Wilko Möller, ist jedoch nach wie vor Teil der SVV und hält das blaue Fäh­nchen hoch. Darauf weist nun ein in wun­der­schönem hell­braun gehal­tener Schriftzug unmissver­ständlich hin.
Ihre Alter­na­tive zu Deutschland

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