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Zugang zu unabhängiger Rechtsmittelberatung in Gefahr?

Zugang zu unabhängiger Rechtsmittelberatung in Gefahr? Flüchtlingsrat
Brandenburg kritisiert Pläne des Brandenburger Innenministeriums

Im Innenauss­chuss des Bran­den­burg­er Land­tags ste­ht im Zuge der
Haushaltsver­hand­lun­gen die unab­hängige Geflüchteten­ber­atung in der
Erstauf­nah­meein­rich­tung zur Dis­po­si­tion. Nach Infor­ma­tio­nen des
Flüchtlingsrats soll die erst im let­zten Jahr ange­laufene Beratung nun
mit dem kom­menden Haushalt schon wieder gestrichen werden.

Im aktuellen Haushalt 2019/2020 ist die Beratung mit einem jährlichen
finanziellen Vol­u­men von 180.000€ unter dem Titel “unab­hängige
Geflüchteten­ber­atung” eingestellt. Die Mit­tel wer­den für eine
unab­hängige Rechtsmit­tel­ber­atung in der Erstauf­nah­meein­rich­tung an den
Stan­dorten Eisen­hüt­ten­stadt, Dober­lug-Kirch­hain, Wüns­dorf und
Frankfurt/Oder einge­set­zt. Ini­ti­iert wurde dies vom brandenburgischen
Innen­min­is­teri­um, da der Land­tag eine unab­hängige Beratung für
Geflüchtete forderte.

Durch die Beratung soll Asyl­suchen­den ver­mit­telt wer­den, welche
rechtlichen Möglichkeit­en sie im Fall eines neg­a­tiv­en Beschei­ds haben.
Sollte diese unab­hängige Beratung ersat­z­los weg fall­en, würden
Asyl­suchende keine Unter­stützung beim Ein­le­gen von Rechtsmit­teln und bei
der Rechts­durch­set­zung erhal­ten. Eine solche Beratung ist besonders
auf­grund der kurzen Fris­ten im Asylver­fahren und der qua­si nicht
vorhan­de­nen Alter­na­tiv­en an den Stan­dorten der Erstauf­nahme unabdingbar.
Zudem häufen sich in jüng­ster Zeit in der Bran­den­burg­er Außen­stelle des
Bun­de­samt für Migra­tion und Flüchtlinge (BAMF) in Eisenhüttenstadt
Asy­lentschei­dun­gen, die Anträge auf Schutz fehler­haft als offensichtlich
unbe­grün­det ablehnen. Mit Hil­fe der unab­hängi­gen Rechtsmittelberatung
kon­nten Geflüchtete bere­its mehrfach erfol­gre­ich dage­gen vorgehen.

Wir sehen die mögliche Stre­ichung der unab­hängi­gen Rechtsmittelberatung
mit großer Sorge. Geflüchtete brauchen mehr denn je engagierte
Unter­stützung, um gegen fehler­hafte Beschei­de des Bun­de­samtes rechtlich
vorge­hen zu kön­nen und ihre Rechte im Asylver­fahren wahrnehmen zu
kön­nen“, sagt Ivana Domazet vom Flüchtlingsrat Brandenburg.

Die Begrün­dung des Innen­min­steri­ums, die Rechtsmit­tel­ber­atung könne ab
dem kom­menden Jahr durch das BAMF abgedeckt wer­den, ist fach­lich und
rechtlich falsch. Die Asylver­fahrens­ber­atung des BAMF bein­hal­tet eben
keine indi­vidu­elle Beratung zu möglichen Rechtsmit­teln und unterstützt
nicht im Klagev­er­fahren. Zudem ist es ein Gebot der Sub­sidiar­ität, dass
nicht die selbe Behörde, die eine wom­öglich fehler­hafte Asylentscheidung
trifft, zugle­ich dabei unter­stützen kann, gegen diese Entscheidung
rechtlich vorzugehen.

Nur eine behördlich unab­hängige Beratung ist geeignet, Betroffene
unab­hängig zu möglichen Rechtsmit­teln und zum Klagev­er­fahren zu beraten.
Daher ist die Weit­er­fi­nanzierung der sehr gut nachgefragten
Rechtsmit­tel­ber­atung uner­lässlich.“, so Ivana Domazet.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Gewalt der Vereinigung

Am 2. und 3. Okto­ber 1990 feierten Mil­lio­nen von Men­schen in BRD und DDR die Vere­ini­gung der bei­den deutschen Staat­en. Der 3. Okto­ber wurde zuvor zum Feiertag erk­lärt und wird als solch­er bis heute began­gen. In diesem „Ein­heit­staumel“ zogen am Abend des 2. Okto­ber 1990 bewaffnete Neon­azis und Rechte los und über­fie­len gezielt Linke und beset­zte Häuser sowie Migrant:innen und Vertragsarbeiter:innen und deren Woh­nun­gen. Es gren­zt an ein Wun­der, dass die teils mas­siv­en Angriffe, von denen einige auch noch am 3. Okto­ber stat­tfan­den, keine Todes­opfer forderten. Während ein Großteil der Gesellschaft aus­ge­lassen feierte, kämpften die Ander­sausse­hen­den und Ander­s­denk­enden, vielfach allein­ge­lassen von Gesellschaft und Polizei, um ihre Häuser – und mancherorts auch um ihr Leben.

Angekündigt und absehbar

Die Angriffe vom 2. und 3. Okto­ber 1990 hat­ten sich im Vor­feld ange­bah­nt und waren entsprechend abse­hbar. In den Monat­en zuvor hat­ten Neon­azis am Rande gesellschaftlich­er Großereignisse wie dem Him­melfahrt­stag oder der Fußball-WM immer wieder Linke und Migrant:innen attack­iert. Zudem hat­ten sie für den 2. und 3. Okto­ber 1990 solche Angriffe konkret angekündigt. Sowohl der Staat als auch die Bevölkerung als auch die Presse wussten also davon und kon­nten sich darauf einstellen.

In einem Aufruf vom Sep­tem­ber 1990 zu ein­er anti­na­tion­al­is­tis­chen Demon­stra­tion am 3. Okto­ber wer­den die Absicht­en der Neon­azis von den Organisator:innen der Demon­stra­tion klar benan­nt: „Das ist umso wichtiger, da auch mehrere Faschis­ten-Grup­pen an diesem Tag Aufmärsche pla­nen. Außer­dem wollen sie diejeni­gen über­fall­en, die in ihren Augen ‚undeutsch‘ sind. Aus diesen Grün­den ist am 3. Okto­ber eine Demo zum Alexan­der­platz geplant, der ein Zen­trum dieser Jubelfeiern sein wird. Dort wer­den wir uns auch dem Auf­marsch der Neon­azis ent­ge­gen­stellen.“2

Die Behör­den waren eben­falls informiert, gaben aber zumeist zu ver­ste­hen, dass sie nicht ein­schre­it­en kön­nen oder wer­den. In Berlin wurde eine PDS-Kundge­bung abge­sagt, da „die Partei durch das Innen­min­is­teri­um und Berlin­er Behör­den gewarnt wor­den [sei], daß die Sicher­heit nicht gewährleis­tet wer­den könne.“4 In Jena rieten die Behör­den den Hausbesetzer:innen, ihr Haus aufzugeben, da sie den Schutz nicht gewährleis­ten kön­nten: „Am 2. Okto­ber dann, am Abend vor der deutschen Ein­heit, ver­ließen die ‚Autonomen‘ ihr Dom­izil. Der Dez­er­nent Stephan Dorschn­er riet ihnen dazu, da Mag­is­trat und Polizei erneut Gewalt­tat­en befürchteten.“5 In Zerb­st erk­lärte die Polizei über eine Pressemit­teilung in der Lokalzeitung: „Informiert ist die Volk­spolizei, daß es in der Nacht vom 2. zum 3. Okto­ber zu einem Zusam­men­stoß ein­er großen Anzahl rechts­gerichteter Jugendlich­er aus Zerb­st, Roßlau und Magde­burg mit links­gerichteten Jugendlichen aus Zerb­st in der Kötschauer Müh­le kom­men soll. Das Zerb­ster VPKA sieht sich auf Grund sein­er zur Ver­fü­gung ste­hen­den Kräfte jedoch außer­stande, dort einzu­greifen.“6 In Hoy­er­swer­da war die Polizei eben­falls durch konkrete Dro­hun­gen über die geplanten Über­fälle u.a. auf die Woh­nun­gen der mosam­bikanis­chen Vertragsarbeiter:innen informiert. Diese wur­den schlicht angewiesen, ihre Woh­nun­gen nicht zu ver­lassen.7 In Ros­tock wur­den die poten­ziellen Opfer der Angriffe immer­hin in Sicher­heit gebracht: „Recht­sradikale Über­griffe befürch­t­end, sind bere­its zu Wochen­be­ginn 25 aus­ge­siedelte sow­jetis­che Juden an einen unbekan­nten Aufen­thalt­sort gebracht wor­den.“8

Die so im Vor­feld angekündigte Zurück­hal­tung (im dop­pel­ten Wortsinn) der Polizei und des Staates hat­te eine zweifache Sig­nal­wirkung: Zum einen wurde den Neon­azis zu ver­ste­hen gegeben, dass sie freies Feld haben. Zum anderen wurde den poten­ziellen Opfern der Angriffe klar gemacht, dass sie sich selb­st schützen müssen.

Dementsprechend bere­it­eten sich in beset­zten Häusern in ganz Ost­deutsch­land die Besetzer:innen auf die Angriffe vor: Sie ver­ram­melten und ver­bar­rikadierten ihre Häuser, ver­net­zten, koor­dinierten und bewaffneten sich. In der Ost­see-Zeitung hieß es: „In mehreren beset­zten Häusern in Ost-Berlin wur­den in Erwartung von Auseinan­der­set­zun­gen Türen und Fen­ster ver­nagelt.“10 Für Pots­dam lässt sich nach­le­sen: „In der Nacht zum ‚Tag der Deutschen Ein­heit‘ 1990 erwarteten Hausbesetzer_innen einen Über­fall auf das alter­na­tive Pots­damer Kul­turzen­trum ‚Fab­rik‘. Ein damals Anwe­sender beschreibt die Sit­u­a­tion: ‚Vor dem Tor Wach­posten. […] Auf dem Hof Punks, bewaffnet mit Knüp­peln, mit denen sie kampfes­lustig oder nervös klap­pern. In der Fab­rik gedämpfte Stim­mung. Leise Musik, Grup­pen, die beieinan­der ste­hen oder sitzen.‘“11

Eine Welle von Angriffen und Gewalt

Kon­ser­v­a­tiv geschätzt beteiligten sich min­destens 1000 Neon­azis und Rechte direkt an den Angrif­f­en. In min­destens dreizehn ost­deutschen Städten kam es zu größeren Attacken:

  • In Zerb­st grif­f­en min­destens 200 Neon­azis über mehrere Stun­den und von der Polizei ungestört das beset­zte Haus an. Schließlich set­zten sie das Haus in Brand. Die Besetzer:innen wur­den von der Feuer­wehr in let­zter Minute gerettet. Beim Sprung vom Dach zogen sie sich teils schwere Ver­let­zun­gen zu.
  • In Erfurt grif­f­en 50 Neon­azis das Autonome Jugendzen­trum an. Dabei geri­et das Nach­barhaus in Brand. Die Polizei schritt erst spät ein.
  • In Weimar grif­f­en über 150 Neon­azis das beset­zte Haus in der Ger­ber­straße 3 u.a. mit Molo­tow-Cock­tails an. Die Belagerung dauerte mehrere Stun­den. Dann schritt die Polizei ein.
  • In Jena stürmten und ver­wüsteten Neon­azis das beset­zte Haus in der Karl-Liebknecht-Straße 58. Dabei waren sie von der Polizei ungestört.
  • In Leipzig ran­dalierten 150 Neon­azis in der Innen­stadt, grif­f­en Passant:innen an und ent­glas­ten anschließend das soziokul­turelle Zen­trum „Die Vil­la“. Die Polizei schritt jew­eils am Ende ein.
  • In Halle (Saale) über­fie­len 15 Neon­azis und Hooli­gans drei Mal in Folge das alter­na­tive Café „“ im Reformhaus, dem Haus der Bürg­er­be­we­gun­gen, und ver­wüsteten es. Die Polizei griff danach ein.
  • In Hoy­er­swer­da grif­f­en bis zu 50 Neon­azis ein Wohn­heim mosam­bikanis­ch­er Vertragsarbeiter:innen an. Die Polizei war vor Ort, schritt aber nur halb­herzig ein.
  • In Guben grif­f­en 80 Neon­azis ein Wohn­heim mosam­bikanis­ch­er Vertragsarbeiter:innen an und set­zten einen pol­nis­chen Klein­bus in Brand. Die Polizei schritt spät ein.
  • In Magde­burg ran­dalierten 70 Neon­azis in der Innen­stadt und grif­f­en einen Jugend­club an. Die Polzei griff zu spät ein. In Magde­burg-Olven­st­edt grif­f­en die Neon­azis das Wohn­heim der viet­name­sis­chen Vertragsarbeiter:innen an. Hier war die Polizei vor Ort und hat­te auch ein Schutzkonzept.
  • In Frankfurt/Oder griff eine kleine Gruppe von Neon­azis zwei Busse mit pol­nis­chen Arbeiter:innen an. Die Busse wur­den beschädigt, ein Fahrer wurde verletzt.
  • In Bergen auf Rügen belagerten teils ver­mummte Neon­azis ein Migrant:innenwohnheim. Der Mob wurde später von der Polizei aufgelöst.
  • In Selms­dorf an der ehe­ma­li­gen innerdeutschen Gren­ze zer­störten 50 Neon­azis die Gebäude der Gren­zkon­troll­sta­tion. Die Polizei schritt spät ein.
  • In Schw­erin kam es zu ein­er Straßen­schlacht zwis­chen ins­ge­samt 200 Linken und Neon­azis sowie der Polizei.

Diese größeren Angriffe waren nur die Höhep­unk­te ein­er Welle neon­azis­tis­ch­er Aktio­nen und Gewalt, von der das gesamte Land erfasst wurde: In Riesa ver­prügel­ten Neon­azis die Gäste ein­er Feier13, in Dres­den zogen Neon­azis durch den alter­na­tiv­en Stadt­teil Neustadt14, in Reck­ling­hausen skandierten 70 Neon­azis ras­sis­tis­che Slo­gans15, in Biele­feld pöbel­ten Neon­azis „Aus­län­der“ an16, in Ham­burg ver­sucht­en Neon­azis die beset­zten Häuser der Hafen­straße anzu­greifen17 – um nur einige zu nen­nen. Ins­ge­samt kon­nten bish­er 39 Vor­fälle in Deutsch­land und in der Schweiz ermit­telt werden.

Koor­diniert und organisiert

Bei nahezu allen Vor­fällen waren die Neon­azis schw­er bewaffnet – mit Flaschen, Pflaster­steinen, schw­eren Schrauben, Holzknüp­peln, Base­ballschlägern, Messern, Schreckschusspis­tolen, Pis­tolen mit Reiz­gas, Feuer­w­erk­skör­pern, Kanis­tern, Fack­eln oder Molotow-Cocktails.

Zudem beteiligten sich an den Angrif­f­en oft Neon­azis aus ver­schiede­nen Städten, auch zugereiste aus dem West­en. An den Ran­dalen in der Leipziger Innen­stadt und am Angriff auf „Die Vil­la“ nah­men etwa Mit­glieder der neon­azis­tis­chen „Gesin­nungs­ge­mein­schaft der Neuen Front“ (GdNF) aus Franken teil.19 Unter den Neon­azis, die das beset­zte Haus in Weimar angrif­f­en, befan­den sich laut der Thüringer Lan­deszeitung eben­falls „viele Zugereiste“.20 Das­selbe gilt für den Angriff auf die Kötschauer Müh­le in Zerbst.

Diese bei­den Sachver­halte – die mas­sive Bewaffnung und die oft städteüber­greifende Koor­di­na­tion der Angriffe – lassen darauf schließen, dass die Neon­azis viele der Angriffe im Vor­feld und in hohem Maße geplant und vor­bere­it­et haben.


Bürger:innen und Polizei

In eini­gen Städten beteiligten sich auch Bürger:innen, die nicht Teil der recht­en Szene waren, an den Angrif­f­en der Neon­azis. So beschreibt ein Augen­zeuge den Angriff auf das Wohn­heim viet­name­sis­ch­er Vertragsarbeiter:innen in Magde­burg-Olven­st­edt: „Da wurde halt gle­ich um die Ecke, wo ich gewohnt hab, da war ein Viet­name­sen-Wohn­heim, welch­es dann über­fall­en wurde, was dann nicht nur einge­fleis­chte Nazis waren, son­dern wo das halbe Vier­tel mit­gemacht hat.“21 In Leipzig sol­i­darisierten sich eben­falls Teile der Umste­hen­den mit den Neon­azis, wie eine Zeitung berichtet: „Nach ein­er Ver­fol­ungs­jagd durch den Stadtk­ern kon­nte die Polizei mehrere z.T. mit Messern bewaffnete Jugendliche fes­t­nehmen. Dabei kassierte sie sowohl den Beifall der Schaulusti­gen als auch Rufe wie ‚Rote Schweine‘ und ‚Stasiknechte‘.“22 Auch unter den Angreifer:innen in Zerb­st befan­den sich etliche Jugendliche, die nicht der recht­en Szene angehörten.

In den meis­ten Fällen schritt die Polizei nicht, halb­herzig oder zu spät ein – so wie sie es im Vor­feld in Teilen bere­its angekündigt hatte.

Bemerkenswert­er­weise war die Polizei am 3. Okto­ber 1990 wiederum sehr gut und aus­ge­sprochen offen­siv aufgestellt, als es darum ging, in Berlin gegen die von linken Bewe­gun­gen ini­ti­ierte Demon­stra­tion gegen die Vere­ini­gung der deutschen Staat­en – und die in deren Schat­ten zunehmende neon­azis­tis­che Gewalt – vorzuge­hen, diese schlussendlich aufzulösen und dort etliche Teilnehmer:innen anzu­greifen und festzunehmen. Zu diesem Großein­satz der Polizei waren sog­ar Ein­heit­en aus zahlre­ichen Städten West­deutsch­lands und Hub­schrauber herange­zo­gen worden.

Die Gesamtschau lässt hier kaum einen anderen Schluss zu als den, dass staatlich­er­seits den angekündigten Angrif­f­en von Neon­azis auf Linke und Migrant:innen weniger Aufmerk­samkeit geschenkt wer­den sollte als der Unter­drück­ung der linken Proteste gegen die Vereinigung.

Der Presse und den Medi­en generell waren die Angriffe der Neon­azis rund um den 2. und 3. Okto­ber 1990 nur einige Rand­no­ti­zen wert. Eine The­ma­tisierung oder gar der Ver­such ein­er Einord­nung der Gewalt blieb genau­so aus wie eine The­ma­tisierung oder gar öffentliche Empörung von poli­tis­ch­er Seite. Auch scheinen die Täter:innen kaum strafrechtlich ver­fol­gt wor­den zu sein.


Eine Etappe auf dem Weg zu den Pogromen

Die Gewalt zum Tag der Vere­ini­gung der deutschen Staat­en unter­schei­det sich so von den Pogromen der Jahre 1991 und 1992 in Hoy­er­swer­da24, Mannheim-Schö­nau25, Ros­tock-Licht­en­hagen26 und Quedlin­burg27. Diese wur­den von den Medi­en aktiv begleit­et und in Teilen sog­ar mitin­sze­niert. Ein weit­er­er Unter­schied beste­ht darin, dass die Gewalt vom 2. und 3. Okto­ber 1990 weit­ge­hend von der einiger­maßen klar abgrenzbaren Neon­azi- und Skin­head-Szene aus­ging und sich bre­it­ere Teile der Gesellschaft kaum daran beteiligten.

Insofern lassen sich die Angriffe zum Vere­ini­gungstag einord­nen als einen – bish­er kaum beachteten – vor­läu­fi­gen Höhep­unkt ein­er immer weit­er eskalieren­den recht­en Gewalt, die sich in den Pogromen 1991 und 1992 vol­lends entfesselte.


Auch zwei Terroranschläge

In diese Gewaltwelle ord­nen sich auch zwei Ter­ro­ran­schläge ein. In Bonn verübten Unbekan­nte einen Bran­dan­schlag auf das Stadthaus und hin­ter­ließen ein neon­azis­tis­ches Beken­ner­schreiben.28 In Win­terthur in der deutschsprachi­gen Schweiz verübten drei Neon­azis einen Hand­grana­te­nan­schlag auf die ver­meintliche Woh­nung eines antifaschis­tis­chen Jour­nal­is­ten. Dabei kam aus reinem Glück nie­mand zu Schaden. Jedoch wurde die Woh­nung weit­ge­hend zer­stört.29

Anmerkung der Redaktion: 
Im Online-Artikel ist eine Karte der Fälle, diverse Zeitungsar­tikel und Fotos sowie die Quellen der Fußnoten zu finden

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Antifaschismus

Keine Bühne für geistige Brandstifter!

Am Dien­stag, den 6.10.2020 zieht es wieder rechte BesucherIn­nen ins Restau­rant „Mit­telpunkt der Erde“ in der Mahls­dor­fer Str. 2 in Hönow. Ver­anstal­tet von der AfD Marzahn-Hellers­dorf und der Jun­gen Alter­na­tive Berlin treten dort zwei in recht­en Kreisen hochkarätige Gäste auf: Der soge­nan­nte „Stich­wort­ge­ber“ der Neuen Recht­en Götz Kubitschek und sein Kol­lege Erik Lehn­ert. Bei­de sind die zen­tralen Fig­uren des „Insti­tuts für Staat­spoli­tik“. Dieses span­nt vom Sach­sen-Anhal­tinis­chen Schnell­ro­da aus ein recht­es Netz aus Kon­tak­ten, Ver­anstal­tun­gen und Kon­feren­zen, Buch­pro­jek­ten und Zeitschriften über ganz Deutsch­land. Dabei reichen ihre Verbindun­gen von der recht­skon­ser­v­a­tiv­en Wer­te­u­nion über die AfD und die Iden­titäre Bewe­gung bis hin zu NPD-Kadern. Schluss mit dem braunen Treiben in Hönow! Den recht­en Tre­ff­punkt „Mit­telpunkt der Erde“ endlich dicht­machen! Kein Raum für rechte Hetze!

Kubitschek und Lehn­ert ver­ste­hen sich selb­st als Intellek­tuelle, als Vor­denker und Chef­s­trate­gen. Sie entwick­el­ten zen­trale Inhalte des Konzepts der soge­nan­nten Metapoli­tik von rechts, das die Iden­titäre Bewe­gung dank­end über­nahm. Sie gaben Pegi­da Schützen­hil­fe und unter­stützen mehr oder weniger aus dem Hin­ter­grund den völkischen Flügel der AfD. Dabei wer­den sie unter­stützt und gefeiert von unter­schiedlichen AfD-Ver­bän­den. Hier fall­en der Bezirksver­band Marzahn-Hellers­dorf und der Kreisver­band Märkisch-Oder­land beson­ders auf. Bei­de arbeit­en mit­tler­weile eng zusam­men und kar­rten erst kür­zlich mit Björn Höcke den wohl promi­nen­testen Vertreter völkisch­er Posi­tio­nen nach Hönow.

Das Hönow­er Restau­rant „Mit­telpunkt der Erde“ hat sich der­weil zu einem der wichtig­sten Tre­ff- und Ver­anstal­tung­sorte der Berlin­er und Bran­den­burg­er AfD gemausert. Es ist ein­er der let­zten Orte in Berlin und Umge­bung, wo die AfD über­haupt noch Ver­anstal­tun­gen durch­führen kann. Hier find­en nicht nur große öffentlichkeitswirk­same Ver­anstal­tun­gen wie der Höcke-Vor­trag oder die kom­mende Ver­anstal­tung mit Kubitschek und Lehn­ert statt. Auch der AfD-Bezirksver­band Marzahn-Hellers­dorf trifft sich hier zu inter­nen Sitzun­gen. Nur drei­hun­dert Meter außer­halb von Berlin gele­gen, bietet der „Mit­telpunkt der Erde“ der AfD genau das, was sie suchen: Die Gast­stätte ist für größere Ver­anstal­tun­gen geeignet und heißt die Nazis mit offe­nen Armen willkom­men. Die Betreiber*innen stören sich ganz offen­bar kein biss­chen an den faschis­tis­chen und men­schen­ver­ach­t­en­den Reden, die bei ihnen geschwun­gen werden.

So ist es der AfD gelun­gen, einen Ort zu find­en, den sie auf­grund der Raum­si­t­u­a­tion in Berlin so drin­gend brauchen, denn in Berlin haben wir es mit­tler­weile geschafft, der AfD die aller­meis­ten großen Räum­lichkeit­en stre­it­ig zu machen. Die AfD spekuliert darauf, dass wir es zwis­chen Berlin und Bran­den­burg nicht schaf­fen, den Protest aufrecht zu erhal­ten. Das macht den Protest am Mit­telpunkt der Erde umso wichtiger: Lassen wir nicht zu, dass sich hier vor den Toren Berlins ein extrem rechter Knoten­punkt entwick­elt! Kein Ack­er, kein Raum, keine Bühne der AfD – nirgendwo!

Kommt zur Antifaschis­tis­che Kundge­bung vor dem „Mit­telpunkt der Erde“!
Dien­stag
, 6. Okto­ber | 18 Uhr | Mahls­dor­fer Straße 2, 15366 Hoppe­garten (Hönow)

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Antifaschismus

Protest vor dem „Mittelpunkt der Erde“ in Hönow

Am 11. Sep­tem­ber 2020 fand im Restau­rant „Mit­telpunkt der Erde“ in Hönow/Hoppegarten eine Ver­anstal­tung mit dem Faschis­ten Björn Höcke statt. Organ­isator war der Vor­sitzende der AfD MOL Lars Gün­ther. Offiziell sollte das The­ma die ange­bliche „Coro­na-Hys­terie“ sein, tat­säch­lich sprachen Gün­ther, die AfD-Abge­ord­nete des Bran­den­burg­er Land­tages Bir­git Bessin und auch Björn Höcke über alles Mögliche und nur zum Teil wirk­lich über Corona.
Gegen die Ver­anstal­tung protestierten laut­stark 150 Men­schen direkt auf der gegenüber­liegen­den Straßen­seite. Viele ver­schiedene Organ­i­sa­tio­nen beteiligten sich, neben Antifas aus Berlin und Bran­den­burg waren auch Teil­nehmende vom VVN-BdA, Linkspartei und Grüne aus dem Land­kreis, die Omas gegen Rechts und viele Hönow­er Anwohner*innen mit dabei.
Bis zulet­zt hat­te Gün­ther ver­sucht den Ver­anstal­tung­sort geheim zu hal­ten und war sichtlich ver­stört, dass „die Antifa“ den­noch den Ort her­aus­ge­fun­den und Protest organ­isiert hat­te. Das zeigt, dass wir es dur­chaus geschafft haben, der AfD und den Betreiber*innen des Restau­rants ordentlich den Abend zu vermiesen!

Lars Günther

Lars Gün­ther sprach bei der Ver­anstal­tung und bedank­te sich ganz her­zlich bei den Betreibern des Loakls „Mit­telpunkt der Erde“. Vor einem, dem Video nach zu vernehmen, sichtlich gelang­weil­ten Pub­likum sprach Gün­ther zuerst über die Proteste vor der Tür: „Wir haben in Märisch-Oder­land lei­der eine Vere­insstruk­tur die unter­stützt wird von den Linken, finanziell ver­mut­lich auch, aber das müssen wir halt par­la­men­tarisch erfra­gen. Wo kommt das Geld her.“ Er spricht damit die Ver­schwörungserzäh­lung an, es gäbe einen Antifa e.V. der zen­tral ges­teuert und finanziert wird um der AfD das Leben schw­er zu machen.
Anschließend begin­nt eine Aus­führung über die, wie er er nen­nt, „Coro­na-Hys­terie-Pan­demie“, die „unsere frei­heitlichen rechtlichen ähm Grun­drechte stark gefährdet.“ Dass einem wie Lars Gün­ther das Wort Grun­drechte schw­er über die Lip­pen geht, ist kaum ver­wun­der­lich wenn man sich das Ver­hält­nis der AfD zu Presse- oder Reli­gions­frei­heit ansieht. Weit­er­hin sagt Gün­ter: „unsere Kinder wer­den in Angst ver­set­zt und drangsaliert. Lehrer beflügeln diese ganze Hys­terie.“ Gün­ther zeigt seine Loy­al­ität gegenüber dem Flügel in dem er von der AfD als Bewe­gungspartei spricht und sich darüber freut, dass „die Wes­sis jet­zt auch mal aufgewacht sind“. Dabei geht es ihm um die Zusam­me­nar­beit mit Quer­denken aus Stuttgart und behauptet auf der let­zten Demo in Berlin vielle­icht sog­ar 1 Mil­lio­nen Men­schen waren. Anschließend zitiert Gün­ther Ärzte die Coro­na rel­a­tivieren, der rote Faden in sein­er Rede. Gün­ther spricht auch von seinen Erfahrun­gen bei den ersten soge­nan­nten Hygiene Demos am Berlin­er Rosa-Lux­em­burg Platz und beschw­ert sich über die Polizeige­walt um im sel­ben Atemzug die Polizist*innen zur Dien­stver­weigerung aufzu­rufen. Er ver­sucht die AfD als Law&Order-Partei in Stel­lung zu brin­gen: „Wir wer­den für die tapfer­en Polizis­ten immer da sein und sie schützen vor den linken Parteien. Wir schauen nicht weg und sind nicht leise wenn im Inter­esse der Herrschen­den unrecht und Schika­nen an unseren Mit­men­schen verübt wer­den.” Zum Abschluss muss Herr Gün­ther selb­stver­ständlich über Moria sprechen und beschw­ert sich über die Kosten die bald entste­hen wer­den. Weit­eres ist nicht zu sehen, da das Video plöt­zlich abbricht. Vom Tenor des Abschlusses wäre es nicht ver­wun­der­lich wenn dabei absichtlich strafrechti­ich­es her­aus­geschnit­ten wurde.

Weitere Gäste

Aus Straus­berg waren von Beginn an Rain­er Thiel und Cor­nelia Roswitha Galler vor Ort. Bei­de waren bis zur Ankun­ft von Höcke vor­rangig draußen, begrüßten die Ank­om­menden und hiel­ten einen Schnack mit den Gästen. Tru­gen bei­de zu Beginn der Ver­anstal­tung um 18 Uhr noch Masken, rutscht­en die im Laufe der Zeit immer weit­er nach unten und ver­schwan­den dann ganz. Das Thiel von Beginn an dort war und die Begrüßung auch von Höcke über­nahm, deutet auf seine Involvierung bei der Organ­i­sa­tion der Ver­anstal­tung hin und beweist wiedere­in­mal die Nähe zu Lars Gün­ther. Eben­falls von Beginn vor Ort und Lars Gün­ter nah­este­hend war Flo­ri­an Jach­now. Der in Frank­furt (Oder) wohnende Jach­now ist in der Jun­gen Alter­na­tiv­en aktiv und bestre­it­et den Posten als Botschafter für die Region Märkisch-Oder­land. Er und andere wie Oliv­er Stiffel oder Anna Leis­ten waren nicht das erste Mal in Märkisch-Oder­land. Bere­its im Juni trat die Junge Alter­na­tive bei der Mit­gliederver­samm­lung des Kreisver­ban­des auf. Gün­ther tritt regelmäßig mit Fan-Nick­ie der Jun­gen Alter­na­tiv­en auf. Seine Begeis­terung für die Truppe und das Zutun von Flo­ri­an Jach­now dürften dafür sor­gen, dass die Jun­gen Alter­na­tiv­en zu den regelmäßi­gen Gästen in MOL wer­den. Neben mit­ge­bracht­en Info­ma­te­ri­alien, die an einem Stand aus­gelegt wur­den, senk­te die JA auch den Alters­durch­schnitt erhe­blich. Neben ihnen waren nur eine knappe Hand­voll jün­ger­er Men­schen vor Ort.
Neben den Gästen mit weit­eren Wegen, kamen auch viele Mit­glieder und Anhänger des Kreisver­ban­des MOL zur Ver­anstal­tung. Aus Seelow, waren der Stadtverord­nete Mario Kucz­era in Begleitung von Liana Aroko vor Ort. Sowie der Kreistagsab­ge­ord­nete und Stadtverord­nete Falk Janke. Janke kam allein und mit Akten­tasche, was dafür spricht, dass er ger­ade von seinem Job als Mitar­beit­er des MdB Petr Bystron kam. Aus Rehfelde kamen das Paar Maria und Rein­hold Patzer. Bei­de sind langjährig in der AfD aktiv und sind maßge­blich an Ver­anstal­tun­gen in Rehfelde beteiligt, bei denen auch schon Andreas Kalb­itz sprach. Eben­so vor Ort war der Alter­spräsi­dent des Kreisver­ban­des MOL und Taxi-Unternehmer Man­fred Fen­gler. Und auch aus Wriezen kam eine große Del­e­ga­tion von ins­ge­samt acht Per­so­n­en. Ein­er davon tat sich beson­ders mit seinem „Kraft durch Freunde“-Shirt her­vor. Der Spruch ist an die nation­al­sozial­is­tis­che Losung „Kraft durch Freude“ angelehnt.
Mit Janke, Thiel, Patzer und Frye fan­den sich ins­ge­samt vier der zehn AfD-Kreistagsab­ge­ord­neten in Hoppe­garten ein.

Wir haben der AfD im Steuer­haus und in Hönow gezeigt: Wir lassen euch nicht in Ruhe! Kein Ack­er, kein Hof, kein Raum der AfD!

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Antifaschismus

Der III. Weg” in Brandenburg am 3. Oktober in Berlin

Am 3. Okto­ber 2020 ist es genau 30 Jahre her, dass die Bun­desre­pub­lik Deutsch­land um das Gebi­et der vor­mals aufgelösten DDR erweit­ert wurde. Fünf neue Bun­deslän­der, u.a. Bran­den­burg wur­den Teil eines neuen Deutsch­lands, dass ein­her ging mit einem rapi­den Anstieg an ras­sis­tis­ch­er und neon­azis­tis­ch­er Gewalt dem über 200 Men­schen bis­lang zum Opfer gefall­en sind.

Matthias Fis­ch­er (mitte) zusam­men mit Parteivor­sitzen­den Klaus Arm­stroff (links) und langjährigem Wegge­fährten Tony Gentsch auf ein­er Demon­stra­tion des “III. Weg” am 1. Mai 2019 in Plauen/Vogtland. (Foto: Press­eser­vice Rathenow)

Genau zu diesem Jahrestag ruft die extrem rechte Kle­in­st­partei „Der III. Weg“ zu ein­er großen Demon­stra­tion nach Berlin-Hohen­schön­hausen. Unter dem Mot­to „Ein Volk will Zukun­ft“ soll die eigentlich für den 1. Mai in Erfurt geplante Neon­azi-Demon­stra­tion nachge­holt wer­den, die auf­grund der Pan­demiebes­tim­mungen abge­sagt wer­den musste. Das Pro­gramm des „III. Weg“ sieht eine Lösung der aktuellen Krisen in Deutsch­land in ein­er alten Idee ihrer Vor­bilder. Der Ruf nach einem „deutschen Sozial­is­mus“ als „wirtschaftliche und gesellschaftliche Alter­na­tive“ wie es im Aufruf heißt, meint dabei nichts anderes als den Wun­sch nach Wiedere­in­führung des Nation­al­sozial­is­mus. Für die neon­azis­tis­che Organ­i­sa­tion ist es die erste große Demon­stra­tion in Berlin. Den­noch sind hier keine Unbekan­nten an der Mobil­isierung beteiligt. Schon seit April 2015 gibt es in der Haupt­stadt einen so genan­nten Stützpunkt. Die Aktiv­itäten bewegten sich in den ver­gan­genen Monat­en auf einem kon­stant hohen Niveau. Zahlre­iche Neon­azis aus dem Umfeld des „NW-Berlin“ schlossen sich inzwis­chen der Kader­partei an. Für die Organ­i­sa­tion der Demon­stra­tion Anfang Okto­ber sind die Berlin­er Neon­azis aber auf Unter­stützung von außer­halb angewiesen und diese ist gar nicht so weit entfernt.

Der III. Weg in Brandenburg besonders aktiv

Beson­ders aus dem umliegen­den Bran­den­burg kön­nen die Berlin­er Kamerad_innen mit zahlre­ich­er Unter­stützung rech­nen, befind­en sich doch hier mit den Stützpunk­ten „Potsdam/Mittelmark“ und „Uck­er­mark“ zwei der aktivsten Orts­grup­pen der Neon­azi-Partei. Aber auch der im April 2015 gegrün­dete Berlin­er Stützpunkt ist für Bran­den­burg­er Neon­azis bedeu­tend, umfasst er doch nicht nur die Metro­pole selb­st und dessen direk­tes Umland, son­dern bietet zudem Räum­lichkeit­en für Ver­anstal­tun­gen, die eben­so von diesen genutzt wer­den. Immer wieder wird auf der Home­page des „III. Weg“ von gegen­seit­i­gen Besuchen berichtet.

Zu den regelmäßi­gen Aktiv­itäten der Bran­den­burg­er Ableger gehören indes nicht nur Flug­blat­tak­tio­nen und Infos­tände. Als Partei, der die deutsche Heimatpflege und Iden­tität am Herzen liegt, engagieren sie sich in ihren Regio­nen auch ehre­namtlich, verteilen Spenden an Bedürftige, ver­anstal­ten Kinder­feste, helfen bei Aufräu­mak­tio­nen oder unter­stützen den Tier­schutz. Dass es dabei nur um „deutsche“ Inter­essen geht, zeigen die Berichte dieser Aktiv­itäten auf ihrer Home­page. All­jenige, die in ihren Augen nicht zur Volks­ge­mein­schaft dazu gehören, wer­den bei soge­nan­nten „nationalen Streifen“ drangsaliert oder direkt kör­per­lich ange­grif­f­en. Poli­tis­che Gegner_innen wer­den durch Sprühereien und Stick­er­ak­tio­nen an ihren Wohnorten eingeschüchtert. Abseits der Öffentlichkeit find­en in Bran­den­burg zudem regelmäßig Sport- und soge­nan­nte Wehrübun­gen statt, welche die Neon­azis im Umgang in Kampf­s­port­tech­niken und Waf­fen aus­bilden sollen. Außer­dem sind Bran­den­burg­er Neon­azis des „III. Weg“ bun­desweit auf Parteiver­anstal­tun­gen anzutr­e­f­fen. Wie der Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutz in seinem aktuellen Bericht schreibt: „ver­fügt ‚DER DRITTE WEG‘ über die höch­ste Aktion­sori­en­tierung, die effizien­teste Organ­i­sa­tion und zudem über eine rig­orose nation­al­sozial­is­tis­che Gesin­nung. Insofern ist sie sehr attrak­tiv für aktivis­tisch ori­en­tierte Recht­sex­trem­is­ten.“ Andere extrem rechte Parteien, wie die NPD, spie­len dage­gen nur noch eine unter­ge­ord­nete Rolle für Neon­azis im Bundesland.

Maßge­blich ver­ant­wortlich für diese Aktiv­itäten der sich als elitäre Bewe­gung ver­ste­hen­den Kle­in­st­partei mit nur etwa 40 Mit­gliedern, ist Matthias Fis­ch­er aus Anger­münde (Uck­er­mark).

Matthias Fischer als treibende Kraft der Partei

Fis­ch­er wuchs im uck­er­märkischen Tem­plin auf und zog in den 1990er Jahren nach Nürn­berg, wo er schon früh zu den zen­tralen Fig­uren der dor­ti­gen Neon­aziszene gehörte und bald zu einem der wichtig­sten Kad­er in der Region auf­stieg. Ange­fan­gen bei der „Anti-Antifa Nürn­berg“ und der „Fränkischen Aktions­front“, wech­selte er nach deren Ver­bot 2004 zur NPD und nahm als Kreisvor­sitzen­der in Fürth an Wahlen teil. 2008 ver­ließ er die Partei und grün­dete das „Freie Netz Süd“, welch­es er bis zu dessen Ver­bot 2014 leit­ete. Seit sein­er Rück­kehr in die Uck­er­mark 2014 haben dort die extrem recht­en Aktiv­itäten wieder sprung­haft zugenom­men, obwohl es zunächst schein­bar ruhig um ihn wurde. Doch bere­its im März 2015 trat er als Sprech­er und Leit­er von Kundge­bun­gen und Ver­anstal­tun­gen des „III. Weg“ auf. Inner­halb kürzester Zeit über­nahm er hier Führungspo­si­tio­nen. Fis­ch­er ist nicht nur Vor­sitzen­der des Stützpunk­ts „Uck­er­mark“, deren Aktion­sra­dius über den gle­ich­nami­gen Land­kreis hin­aus reicht. Er ste­ht auch dem so genan­nten „Gebi­etsver­band Mitte“ vor, der alle Ver­bände in den neuen Bun­deslän­dern als über­ge­ord­nete Struk­tur umfasst. Außer­dem ist er noch stel­lvertre­tender Vor­sitzen­der der Gesamt­partei. Das Grund­stück des Mul­ti­funk­tionärs in der Innen­stadt von Anger­münde dient als kleines nationales Zen­trum, wo regelmäßig Feiern und Parteiver­anstal­tun­gen stat­tfind­en. Des Weit­eren ver­fügt Fis­ch­er über beste Kon­tak­te ins Aus­land, die durch gegen­seit­ige Besuche gepflegt wer­den. Das führt Neon­azis aus Ungarn und der Ukraine, wie beispiel­sweise Ange­hörige des berüchtigten „Azov“ –Reg­i­ments, nach Brandenburg.

Schwerpunkt auch im Raum Potsdam

Aber nicht nur im Nor­dosten ist die Neon­azi-Partei stark. Der Stützpunkt „Potsdam/Mittelmark“ fällt eben­so mit ein­er Vielzahl von Aktiv­itäten auf. Das ist nicht ver­wun­der­lich, lassen sich doch die Ursprünge des „III. Weg“ in Bran­den­burg im Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark sowie der Lan­deshaupt­stadt verorten. In den 1990er Jahren bilde­ten sich hier die mil­i­tan­testen Neon­azi-Struk­turen, wie die „Nationale Bewe­gung“, die für eine Vielzahl von Anschläge ver­ant­wortlich waren. Ab 2005 waren es vor allem die „Jun­gen Nation­aldemokrat­en“, die mit Volksver­het­zung und Ras­sis­mus für Auf­se­hen sorgten. Ab 2013 fie­len vor allem die soge­nan­nte „Gefan­genen­hil­fe“ und die Kam­pagne „Ein Licht für Deutsch­land gegen Über­frem­dung“ auf. Let­ztere war eng ver­bun­den mit der 2012 ver­bote­nen Organ­i­sa­tion „Spreelichter“ aus Süd­bran­den­burg, die ihre Aktions­for­men für den Raum Pots­dam kopierten. Alle genan­nten Organ­i­sa­tio­nen ste­hen im unmit­tel­baren Zusam­men­hang mit ein­er Per­son: Maik Eminger. Der Brud­er des NSU-Unter­stützers André Eminger zog 2005 aus dem Erzge­birge nach Bran­den­burg und über­nahm hier schnell Führungspo­si­tio­nen. An der Grün­dung des ersten Bran­den­burg­er Stützpunk­ts 2015 war Eminger maßge­blich beteiligt und baute die ersten Struk­turen des „III. Weg“ im Bun­des­land auf. Fol­gerichtig lassen sich vor allem Neon­azis aus Pots­dam und Umland in den Rei­hen der Partei finden.
Vor etwa vier Jahren hat­te sich Maik Eminger über­raschend aus der Parteiar­beit zurück­ge­zo­gen. Öffentlich aufge­treten ist er seit 2016 nicht mehr. Die führende Rolle des „III. Weg“ in Bran­den­burg hat nun vol­lends Matthias Fis­ch­er über­nom­men. Emingers Grund­stück im Dorf Grabow im südlichen Teil des Land­kreis­es Pots­dam-Mit­tel­mark gilt den­noch weit­er­hin als zen­traler Tre­ff­punkt für Neon­azis und wird ähn­lich wie Fis­ch­ers Anwe­sen in Anger­münde als Fest- und Ver­anstal­tung­sort von der extremen Recht­en regelmäßig genutzt.

Gemein­sam für die Sache: Berlin­er und Bran­den­burg­er Neon­azis der AG-“Körper & Geist” des “III. Weg” beim gemein­samen Kampf­s­port-Train­ing. (Foto: Screen­shot Home­page “Der III. Weg”)

Was ist am 3. Oktober zu erwarten?

Zum „Tag der Deutschen Ein­heit“ ruft die neon­azis­tis­che Partei zur Demon­stra­tion in den Ost­ber­lin­er Stadt­teil Hohen­schön­hausen. Los­ge­hen soll es ab 14 Uhr am S‑Bahnhof Warten­berg. Angemeldet sind offiziell nur 100 Teil­nehmende. Aus der Erfahrung der ver­gan­genen Jahre ist jedoch damit zu rech­nen, dass min­destens 500 Neon­azis anreisen wer­den. Das Plat­ten­bauge­bi­et im Bezirk Licht­en­berg bietet dafür die per­fek­te Kulisse: Bere­its seit den frühen 1990er Jahren wütet hier eine gefes­tigte und gut organ­isierte Neon­aziszene, wie lokale Antifas rück­blick­end in ihrer Broschüre „20 Jahre Antifa Hohen­schön­hausen & Licht­en­berg“ schreiben. Durch die über­re­gionale Mobil­isierung und die zunehmende Bedeu­tung des „III. Weg“ für die gewalt­bere­ite extreme Rechte wer­den die Teil­nehmenden aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et erwartet, die mit einem mar­tialis­chen Auftreten in ein­heitlich­er Klei­dung ihren Führungsanspruch in der Szene unter­stre­ichen wollen. Viele von ihnen wer­den auch aus Bran­den­burg anreisen. Mit dabei wird Matthias Fis­ch­er sein, der sicher­lich an vorder­ster Stelle mit­laufen wird. Es ist nicht auszuschließen, dass sein Haus als Sam­melpunkt für Neon­azis aus dem Nor­den fungiert, von wo aus diese gemein­sam nach Berlin anreisen werden.
Es liegt an den antifaschis­tis­chen Struk­turen aus Berlin und Bran­den­burg hier im Vor­feld die Anreise der Neon­azis zu erschw­eren und Schleusungspunk­te sicht­bar zu machen. Block­aden allein, das zeigt das bru­tale Vorge­hen der Berlin­er Polizei bei ver­gle­ich­baren Aufmärschen der ver­gan­genen Jahre, reichen dafür nicht aus.
„Der III. Weg“, seine Heimat­tümelei und seine völkische Mobil­isierung muss am 3. Okto­ber (und natür­lich auch danach) sabotiert, block­iert und ent­ge­genge­treten werden.

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Antifaschismus Law & Order

Brandenburger Staatskanzlei will Versammlungsrecht aushebeln

Am 3. Okto­ber ist neben den offiziellen Feier­lichkeit­en auch eine Protestkundge­bung in Pla­nung. Die anmeldende Ini­tia­tive “Re:Kapitulation — kein Ende der Geschichte” beklagt nun, dass Ihnen die Anmel­dung der­gle­ichen verun­möglicht wer­den soll.
Bere­its im März hat­te die Gruppe eine Anmel­dung für eine Kundge­bung auf dem Bass­in­platz ein­gere­icht. Dieser Wun­sch wur­den ihnen ver­wehrt mit dem Ver­weis auf den dort in der Peter-Paul-Kirche stat­tfind­en­den Fest­gottes­di­enst. Die Polizei erk­lärt das gesamte Are­al um den Bass­in­platz zum „Sicher­heits­bere­ich“ und unter­sagte eine gle­ichzeit­ige Ver­samm­lung zum Staat­sakt. Als Auswe­i­chort bot die Polizei selb­st den Lust­garten an. Nur ist die ange­botene Fläche Eigen­tum der ProPots­dam, die ihr Ein­ver­ständ­nis bish­er ver­weigert. Der Grund: Es gibt bere­its eine Mieterin – die Staatskan­zlei Bran­den­burg. Die Staatskan­zlei wiederum teilte den Anmelden­den mit, auch alle anderen infrage kom­menden Flächen in der Stadt außer­halb der Sicher­heit­szo­nen angemietet zu haben.

Was hier passiert ist reine Schikane. Das Recht auf freie Mei­n­ungsäußerung ist nicht mal eben mit wegzuwis­chen, indem die Staatskan­zlei über 30 Tage das Haus­recht in der Pots­damer Innen­stadt für sich beansprucht. Wenn sich die Beteiligten weit­er­hin ver­wehren, wer­den wir unser Demon­stra­tionsrecht not­falls gerichtlich durch­set­zen.”, zeigt sich Anmelderin Isabelle Van­dre kämpferisch.
Die Ver­anstal­ter sind opti­mistisch, vor Gericht eine Entschei­dung zu ihren Gun­sten zu erwirken und rech­nen damit, dass die Aus­rich­tung eines Staat­sak­tes und das Agieren der Staatskan­zlei gegen das grun­drechtlich ver­briefte Ver­samm­lungsrecht vor Gericht keine Chance hat.

Unser Protest soll zum Aus­druck brin­gen, dass wir mit dem Ver­lauf der let­zten 30 Jahre nicht zufrieden sind. Beispiele sind die aktuelle Hal­tung Deutsch­lands zur Auf­nahme von Geflüchteten, der Rück­bau des Sozial­staats, die andauern­den Prob­leme mit rechter Gewalt und Anti­semitismus. Es muss Raum für unsere Kri­tik in Sicht-und Hör­weite zum offiziellen Tam­tam geben.“, begrün­det Van­dre das Anliegen der Initiative.

Hin­ter­grund
Neben der Kundge­bung ver­anstal­tet das Bünd­nis einen dre­itägi­gen Kongress unter dem Mot­to „Kein Ende der Geschichte“. Inhaltlich wird es um eine kri­tis­che Auseinan­der­set­zung mit den let­zten 30 Jahren nach der Wiedervere­ini­gung gehen. Der pan­demiebe­d­ingt klein gehal­tene Kongress ist bere­its aus­ge­bucht. Die Ver­anstal­tung find­et auf dem Gelände des frei­Lands Pots­dam statt. Sie wird eben­falls per Livestream über­tra­gen. Näheres zum Pro­gramm unter https://re-kapitulation.org

Kon­tak­t­dat­en für Rückfragen
Mail: info@re-kapitulation.org

Web: https://www.re-kapitulation.org
Face­book: https://www.facebook.com/ReKapitulation
Twit­ter: https://twitter.com/re_kapitulation

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(Anti-)Rassismus Parlamentarismus Sonstiges

Mehr statt keine Fördermittel

Die AfD-Frak­tion im Bran­den­burg­er Land­tag hat am 15. Sep­tem­ber 2020
beantragt, unserem Kinder- und Jugend­ver­band Sozial­is­tis­che Jugend
Deutsch­lands – Die Falken, sowie unser­er Jugend­bil­dungsstätte Kurt Löwen­stein e.V. in Werneuchen, sämtliche öffentlichen För­der­mit­tel zu stre­ichen und die Rück­zahlung bere­its erhal­tener Fördergelder durchzuset­zen. Auch bei der Bun­desregierung und dem Berlin­er Sen­at solle sich die Lan­desregierung dafür ein­set­zen die Falken und ihre Bil­dungsstätte nicht mehr zu unter­stützen. Dieser Antrag rei­ht sich in eine bere­its seit langem ange­wandte Strate­gie der AfD ein,
unseren Ver­band und seine Bil­dungsstät­ten in Par­la­menten anzu­greifen und unsere öffentliche Förderung zu diskreditieren.
Ger­ade die JBS Kurt Löwen­stein wurde bere­its mehrfach Ziel entsprechen­der Anfra­gen und Ver­leum­dun­gen auf Lan­des- und Kreisebene.
Zur Begrün­dung ihres Antrages legt die AfD dem Land­tag diverse Unter­stel­lun­gen vor. „Klare Bezüge zum Link­sex­trem­is­mus“ und „Ver­harm­lo­sung linkster­ror­is­tis­ch­er Ran­dalier­er“ wer­den uns vorgeworfen.
Unser Ziel ein­er herrschafts­freien Gesellschaft sei zudem „im Sinne des Anar­chis­mus“ zu verstehen.
„Es ist kein Zufall, dass die AfD zum wieder­holten Male ver­sucht uns
anzu­greifen“, sagt Flo­ri­an Schwabe, Lan­desvor­sitzen­der der SJD – Die Falken Bran­den­burg. „Als entsch­iedene Demokrat*innen kämpfen wir in unser­er alltäglichen Arbeit gegen Ras­sis­mus, Anti­semitismus, Sex­is­mus, Homo- und Trans­feindlichkeit, sowie gegen jegliche andere Form men­schen­ver­ach­t­en­der Ide­olo­gie. Junge Men­schen, die gegen Aus­beu­tung, Mar­gin­al­isierung und
Diskri­m­inierung kämpfen und sich für eine sol­i­darische Gesellschaft ein­set­zen haben seit jeher den Hass von Nationalist*innen, Recht­sex­tremen und Faschist*innen auf sich gezo­gen. Nicht umson­st wur­den die Falken während der Naz­izeit bru­tal ver­fol­gt und engagierten sich im antifaschis­tis­chen Widerstand.
Nach 1945 gehörten sie zu den ersten, die in Deutsch­land die Kinder- und Jugend­ver­band­sar­beit wieder auf­nah­men und den Deutschen Bun­desju­gen­dring mitgründeten.“
Chris­tine Reich, Geschäfts­führerin der Jugend­bil­dungsstätte Kurt Löwen­stein e.V., fügt hinzu: „Gen­er­a­tio­nen von Kindern und Jugendlichen haben bei den Falken und in unser­er Bil­dungsstätte gel­ernt sich als selb­st­be­wusste Per­sön­lichkeit­en zu
engagieren und Demokratie prak­tisch zu leben. Unsere Zelt­lager, Sem­i­nare und Ver­anstal­tun­gen ste­hen unter dem Zeichen der Selb­stor­gan­i­sa­tion junger Men­schen, die dort gemein­sam ler­nen sich selb­st­ständig zu bilden, miteinan­der zu leben und ihre eige­nen Inter­essen zu vertreten. Wenn die AfD nun ger­ade diese Orte zur Zielscheibe ihrer recht­en Pro­pa­gan­da macht ist dies nicht nur ein
Angriff auf einen linken Jugend­ver­band, son­dern auf alle grundle­gen­den Insti­tu­tio­nen des demokratis­chen Zusam­men­lebens in Deutschland.“

Der bran­den­bur­gis­che Land­tag wird voraus­sichtlich näch­sten Mittwoch, 30.09. über den Antrag der AfD-Frak­tion befind­en. Zeit­gle­ich wer­den die SJD – Die Falken Bran­den­burg eine Kundge­bung unter dem Titel „Mehr statt keine För­der­mit­tel – Ras­sis­mus und Het­zte sind für UNS keine Alter­na­tive!“ in Pots­dam organisieren.
Wir fordern alle demokratis­chen Abge­ord­neten des Bran­den­bur­gis­chen Land­tages auf, sich klar und unmissver­ständlich gegen die Angriffe der AfD auf die Demokratie zu stellen und den Antrag abzulehnen. Alle sind her­zlich dazu ein­ge­laden an unser­er Kundge­bung teilzunehmen, um ein klares Zeichen gegen Hass, Krim­i­nal­isierung und Dif­famierung und für eine plu­ral­is­tis­che, weltof­fene Gesellschaft zu setzen.

Kon­takt:
Sozial­is­tis­che Jugend – Die Falken, Lan­desver­band Brandenburg
Jane Baneth (Geschäfts­führung)
Friedrich-Engels-Str. 22
14473 Potsdam
0331/281296340
sjd@falken-brandenburg.de
Jugend­bil­dungsstätte Kurt Löwenstein
Chris­tine Reich (Geschäfts­führung)
Freien­walder Allee 8–10
16356 Werneuchen, OT Werftpfuhl
033398/899912
c.reich@kurt-loewenstein.de

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(Anti-)Rassismus Law & Order

Rassistischer Angriff in Oranienburg erwiesen

Am 15. und 22. Sep­tem­ber fand ein Prozess am Amts­gericht Oranien­burg statt, bei dem ein ras­sis­tisch motiviert­er Angriff auf einen Paket­boten aus dem Sep­tem­ber ver­gan­genen Jahres ver­han­delt wurde. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die zwei älteren angeklagten Män­ner den jun­gen Berlin­er während sein­er Arbeit im Müh­len­beck­er Land mehrfach ras­sis­tisch belei­digten und ein­er der Angeklagten diesen auch tätlich anging.

Am 24. Sep­tem­ber 2019 lieferte der Paket­bote aus Berlin Pakete im Müh­len­beck­er Land aus und stellte sein Fahrzeug auf einem Gehweg ab. Daraufhin belei­digte ihn ein älter­er Anwohn­er ras­sis­tisch. Nach ein­er ver­balen Auseinan­der­set­zung sprang der Anwohn­er über seinen Zaun und griff den jun­gen Mann anschließend auch kör­per­lich an. Der Betrof­fene kon­nte den Angriff abwehren und blieb bis auf eine kleine Schür­fwunde am Ober­arm unver­let­zt. Ein weit­er­er älteren Mann, der bei dem Täter zu Besuch zu sein schien, beteiligte sich an den ras­sis­tis­chen Beleidigungen.

Mehr auf unser­er Web­seite.

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jüdisches Leben & Antisemitismus Verschwörungsideologie

Fake Facts: Buchvorstellung in Cottbus und Potsdam

Auf­grund der aktuellen Verord­nun­gen zum Schutz vor dem Covid-19-Virus ist eine Anmel­dung zur Ver­anstal­tung oblig­a­torisch und die Platz­zahl begren­zt. Bitte melden Sie sich vorher an unter kontakt@fachstelle-antisemitismus-bb.de

Ein­fache Wahrheit­en über eine kom­plizierte Welt. Coro­na ist eine Erfind­ung der Phar­main­dus­trie! Men­schen, die daran erkranken, müssen so für ihre Sün­den büßen! Oder: Das Virus wurde in chi­ne­sis­chen Geheim­la­boren gezüchtet! Ver­schwörungs­the­o­rien ver­bre­it­en sich nicht nur im Netz wie im Lauf­feuer und sind schon lange kein Rand­phänomen mehr.

Katha­ri­na Nocun und Pia Lam­ber­ty beschreiben, wie sich Men­schen aus der Mitte der Gesellschaft durch Ver­schwörungs­the­o­rien radikalisieren und die Demokratie als Ganzes ablehnen. Welche Rolle spie­len neue Medi­en in diesem Prozess? Wie schnell wird jed­er von uns zu einem Ver­schwörungs­the­o­retik­er? Und wie kön­nen wir ver­drehte Fak­ten aufdeck­en und uns vor Mei­n­ungs­mache schützen?

Pia Lam­ber­ty ist Psy­cholo­gin und Exper­tin im Bere­ich Ver­schwörungside­olo­gien. Ihre Forschung führte sie an die Uni­ver­sitäten in Köln, Mainz und Beer She­va (Israel). Darüber hin­aus ist sie Mit­glied im inter­na­tionalen Fach­net­zw­erk “Com­par­a­tive Analy­sis of Con­spir­a­cy The­o­ries”. Inter­views und Berichte über ihre Forschung sind in zahlre­ichen nationalen und inter­na­tionalen Medi­en erschienen.

Katha­ri­na Nocun ist Wirtschafts- und Poli­tik­wis­senschaft­lerin. Sie leit­et bun­desweit poli­tis­che Kam­pag­nen, u.a. für Mehr Demokratie e.V. und den Ver­braucherzen­trale Bun­desver­band. Ihr erstes Buch „Die Dat­en, die ich rief“ wurde in zahlre­ichen namhaften Medi­en aufgegriffen.

Die Ver­anstal­tung wird aus­gerichtet von der Emil Julius Gum­bel Forschungsstelle am Moses Mendelssohn Zen­trum Pots­dam, der Fach­stelle Anti­semitismus Bran­den­burg und vom Graduiertenkol­leg Gesund­heits- und Sozial­berufe der BTU Cottbus-Senftenberg.

Die Ver­anstal­tenden behal­ten sich vor, von ihrem Haus­recht Gebrauch zu machen und Per­so­n­en, die recht­sex­tremen Parteien oder Organ­i­sa­tio­nen ange­hören, der recht­sex­tremen Szene zuzuord­nen sind oder bere­its in der Ver­gan­gen­heit durch ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che, anti­semi­tis­che oder son­stige men­schen­ver­ach­t­ende Äußerun­gen in Erschei­n­ung getreten sind, den Zutritt zur Ver­anstal­tung zu ver­wehren oder von dieser auszuschließen.

Am Don­ner­stag, 15. Okto­ber 2020 um 19:00 Uhr
BTU Cottbus-Senftenberg
Cam­pus Sachsendorf
Gebäude 10, Raum 112
Lipezk­er Straße 47, 03048 Cot­tbus

mit
· Katha­ri­na Nocun (Ökonomin und Politologin)
· Pia Lam­ber­ty (Sozialpsy­cholo­gin)
Mod­er­a­tion: Prof. Heike Rad­van (Erziehungswis­senschaft­lerin, BTU Cottbus)

und am Don­ner­stag, 22. Okto­ber 2020 um 19:00 Uhr
Haus der Bran­den­bur­gis­chen-Preußis­chen Geschichte
Kutschstall
Am Neuen Markt 9, 14467 Pots­dam

mit
· Katha­ri­na Nocun (Ökonomin und Politologin)
· Pia Lam­ber­ty (Sozialpsy­cholo­gin)
Mod­er­a­tion: Dori­na Feld­mann (Fach­stelle Anti­semitismus Brandenburg)

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(Anti-)Rassismus

Die Mittelmeer-Monologe

Mittwoch, 07. Okto­ber 2020
19.00 Uhr im T‑Werk
Schiff­bauer­gasse 4e, Potsdam

Ein­tritt frei, die Anzahl der Plätze ist auf ca. 40 begrenzt;
Reservierun­gen: s.gruenwald@opferperspektive.de

Mittelmeermonologe

Die Mit­telmeer-Monologe erzählen von den poli­tisch Wider­ständi­gen Naomie aus Kamerun und Yassin aus Libyen, die sich auf einem Boot nach Europa wiederfind­en, von bru­tal­en ‚Küstenwachen’ und zweifel­haften Seenotret­tungsstellen und von Aktivist*innen, die dem Ster­ben auf dem Mit­telmeer etwas ent­ge­gen setzen.

Diese Aktivist*innen überzeu­gen beim ‚Alarm­phone‘ die Küstenwachen, nach Men­schen in Seenot zu suchen oder ler­nen auf der Sea­watch, Men­schen vor dem Ertrinken zu bewahren – kurzum sie tun das eigentlich Selb­stver­ständlich­ste, das im Jahr 2020 alles andere als selb­stver­ständlich ist: men­schlich­es Leben retten!

Die Monologe berühren, schaf­fen Nähe, machen wütend und benen­nen Wege, um sich per­sön­lich zu engagieren. Sie wider­set­zen sich der Ent­men­schlichung der Tragödie.“ Die tageszeitung, taz

Weit­ere Infor­ma­tio­nen zum Stück: www.wort-und-herzschlag.de

Ver­anstal­tet von der Antidiski­minierungs­ber­atung Bran­den­burg / Opfer­per­spek­tive e.V. und Diakonis­ches Werk Pots­dam e.V. – Beratungs­fach­di­enst für MigrantInnen

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Die Ver­anstal­tenden behal­ten sich vor, von ihrem Haus­recht Gebrauch zu machen und Per­so­n­en, die durch demokratie‑, men­schen- oder ver­fas­sungs­feindliche Äußerun­gen oder Hand­lun­gen in Erschei­n­ung getreten sind, den Zutritt zu unseren Ver­anstal­tun­gen zu ver­wehren oder sie von diesen auszuschließen. Hierzu zählen ins­beson­dere Per­so­n­en, die neon­azis­tis­chen oder extrem recht­en oder son­st extrem­istis­chen Parteien oder Organ­i­sa­tio­nen ange­hören, der extrem recht­en oder son­st ein­er extrem­istis­chen Szene zuzuord­nen sind oder bere­its in der Ver­gan­gen­heit durch ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che, anti­semi­tis­che, sex­is­tis­che, homo­sex­uellen- oder trans­feindliche Äußerun­gen oder Hand­lun­gen in Erschei­n­ung getreten sind.

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