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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration

Brandenburg kann mehr: Zugangswege öffnen – Flüchtlinge aufnehmen!

Der Flüchtlingsrat Bran­den­burg fordert zum „Tag des Flüchtlings“ von der Lan­desregierung, dass sie mehr Schutz­suchende aufn­immt. Der Flüchtlingsrat weist darauf hin, dass Deutsch­land seine im Sep­tem­ber 2015 auf EU-Ebene gegebe­nen Über­nah­mezusagen für Flüchtlinge aus Ital­ien und Griechen­land bish­er nicht einge­hal­ten hat. Obwohl in bei­den Län­dern hun­dert­tausende Flüchtlinge ohne Aus­sicht auf men­schen­würdi­ge Behand­lung und faire Asylver­fahren – in zahlre­iche Fällen in haftähn­lichen Lagern interniert – fest­sitzen, hat die Bun­desre­pub­lik von den zuge­sagten 27.500 Flüchtlin­gen bish­er ger­ade mal 192 aus Griechen­land und 20 aus Ital­ien tat­säch­lich aufgenom­men. Doch auch diese Vere­in­barung ist völ­lig unzure­ichend und schließt viele Schutz­suchende von vorn­here­in aus.
Die Möglichkeit des Fam­i­li­en­nachzugs zu vie­len in Deutsch­land leben­den Flüchtlin­gen ist fak­tisch nicht mehr gegeben: Seit März 2016 haben Men­schen mit sub­sidiärem Schutz für die näch­sten zwei Jahre keinen Anspruch auf Fam­i­lien­zusam­men­führung. Zugle­ich bekom­men inzwis­chen etwa 70% aller syrischen Flüchtlinge nur noch sub­sidiären statt vollen Flüchtlingss­chutz, ohne dass eine Änderung der Gefährdungslage in Syrien dies recht­fer­ti­gen kön­nte. Ihren Fam­i­lien wird damit die legale und sichere Ein­reise nach Deutsch­land für Jahre ver­wehrt. In anderen Fällen wird der Nachzug von Fam­i­lien auch bei rechtlichem Anspruch über zahlre­iche Zugangs­beschränkun­gen zu den deutschen Aus­landsvertre­tun­gen erschwert.
Das Land Bran­den­burg hat in den let­zten Jahren Unter­bringungsplätze geschaf­fen, die nun leer ste­hen. Statt der Schließung von Unterkün­ften der Erstauf­nah­meein­rich­tung, wie sie derzeit geplant ist, soll­ten bere­it­gestellte Plätze genutzt wer­den, um Men­schen, die in Not sind, aufzunehmen. Die Bemühun­gen der Ini­tia­tive Pots­dam Kon­voi, die sich gemein­sam mit vie­len anderen bun­desweit­en Ini­tia­tiv­en für eine Auf­nahme von Flüchtlin­gen aus griechis­chen Flüchtlingscamps ein­set­zt, doku­men­tiert die Auf­nah­me­bere­itschaft der Bürg­erin­nen und Bürger.
Dass die Anerken­nungsquoten in Deutsch­land sinken und weniger Flüchtlinge nach Deutsch­land und nach Bran­den­burg kom­men, bedeutet nicht, dass Men­schen nicht weit­er­hin auf der Flucht sind und ihre
Sit­u­a­tion bess­er gewor­den ist. Die Men­schen­rechtssi­t­u­a­tion in Syrien, Afghanistan und anderen Herkun­ft­slän­dern ist nach wie vor kri­tisch. Schutz­suchen­den müssen sichere Wege garantiert wer­den, um nach Europa zu kommen.
Der Flüchtlingsrat fordert, dass die Lan­desregierung das heute aus­laufende Lan­desauf­nah­me­pro­gramm für syrische Flüchtlinge und für Fam­i­lien­ange­hörige syrisch­er Flüchtlinge ver­längert und ausweit­et und Kom­munen, die unab­hängig von den Bun­des- und Lan­despro­gram­men dazu bere­it sind, Flüchtlinge aufzunehmen, aktiv unterstützt.

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Patrioten Cottbus“ – Wirr ist das Volk

Für den 15. Okto­ber haben sich für Cot­tbus einige er kurios­es­ten Gestal­ten angekündigt, die die rechte Szene in Deutsch­land momen­tan zu bieten hat. Sie nen­nen sich „Patri­oten Cot­tbus“, obwohl fast nie­mand von ihnen in Cot­tbus lebt. Es han­delt sich dabei um rechte „Promi­nenz“, die vor allem durch ihre Pein­lichkeit­en aus der braunen Masse her­vorsticht. Vom Erich-Käst­ner-Platz wollen sie ab 14 Uhr zu einem „Spazier­gang“ durch die Stadt aufbrechen.
Damit in Cot­tbus endlich mal wieder was stattfindet…
Im Okto­ber und Novem­ber 2015 gab es in Cot­tbus eine Welle ras­sis­tis­ch­er Mobil­isierun­gen. Der Anlass war die Ein­rich­tung ein­er Geflüchteten-Notun­terkun­ft in Cot­tbus Sach­sendorf. Eine erste unor­gan­isierte Spon­tan­ver­samm­lung von Besorgtbürger*innen und Nazis auf dem NOR­MA-Park­platz richtete sich gegen das Willkom­mensfest an der nahegele­ge­nen Unterkun­ft. In den fol­gen­den Wochen ver­sucht­en NPD, AfD und Reichs­bürg­er diesen Protest auf ihre Seite zu ziehen. Teil­weise wur­den par­al­lel Ver­anstal­tun­gen angemeldet und durchge­führt. Die Konkur­renz im recht­en Lager führte bei der Ziel­gruppe zu Irri­ta­tio­nen, wer denn nun genau „Das Volk“ sei. Die Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen schrumpften und wur­den zum Jahreswech­sel fast kom­plett eingestellt. Der Brück­en­schlag von Dres­den nach Berlin war miss­lun­gen, wofür man sich gegen­seit­ig Vor­würfe machte. In einem Mobil­isierungs-Video der „Patri­oten Cot­tbus“ heißt es deswe­gen: „… auch eine patri­o­tis­che Demo, haben wir gedacht ver­anstal­ten wir mal. In Cot­tbus find­et ein­fach gar nichts statt. In Cot­tbus merkt man ein­fach gar nichts vom Widerstand.“
Cot­tbuser Reichs­bürg­er wollte 2016 „voll angreifen“
Der Cot­tbuser Andy Schön­garth stellte sich 2015 am NORMA und später in der Innen­stadt mehrmals als Anmelder für die One-Man-Show seines Reichs­bürg­er-Fre­un­des Rico Hand­ta zur Ver­fü­gung (Bild 1). Auch Schön­garth glaubt fest daran, dass die BRD eigentlich eine GmbH ist. Nach Kri­tik über das wirre Auftreten Hand­tas, kündigte Schön­garth an, sich nach neuen Redner*innen umzuse­hen und 2016 „wieder voll anzu­greifen“. In der recht­en Szene in Cot­tbus suchte er allerd­ings verge­blich nach Mitstreiter*innen. Er stellte Kon­takt zu Chris­t­ian Müller (Bild 7) aus Pots­dam her, um gemein­sam mit ihm eine Demo 5. März 2016 in Cot­tbus durchzuführen. Wegen der zahlre­ichen Ver­fahren, die gegen den POGIDA-„Anführer“ Müller liefen, wurde die geplante Demo in Sach­sendorf aber kurzfristig wieder abge­sagt. Der „Großan­griff“ fiel für ein weit­eres halbes Jahr aus.
Die Anmelder*innen: Fans von Stauf­fen­berg, der AfD und dem Gremi­um MC
Die bei­den Anmelder*innen des Spazier­gangs am 15.10. sind Lutz Mam­carz und Sylvia Fech­n­er aus Berlin. Fech­n­er kommt ursprünglich aus Cot­tbus, Mam­carz aus Rathenow. Bei­de geben bei Face­book umfassenden Ein­blick in ihre vol­lkom­men ver­rück­te Welt. Fech­n­er posiert auf Fotos mit Höcke und Petry (Bild 2) und sol­i­darisiert sich mit der verurteil­ten Holo­causleugner­in Haver­beck. Sie verkün­det außer­dem offen ihre Sym­pa­thie für die Rock­er­gruppe Gremi­um MC. Mam­carz hat gle­ich zwei Pro­file und huldigt dem Hitler-Atten­täter Graf von Stauf­fen­berg. Neben diversen pein­lichen Selb­stin­sze­nierun­gen (Bild 3) hat er auch Gefall­en daran, Klatsch und Tratsch von den inter­nen Grabenkämpfen zu ver­bre­it­en. Er selb­st ist eben­falls immer wieder das Ziel von Hohn und Spott von anderen Recht­en. Beispiel­sweise beze­ich­net ihn der Frank­furter Nazis Peer Koss als „Selb­st­darsteller und Betrüger“ (Bild 4).
Die Teil­nehmer: Frauen­schläger, Wahllis­ten­fälsch­er, Nordkorea-Fan
Obwohl für die Demo in Cot­tbus zu diesem Zeit­punkt bere­its seit einem Monat auf Face­book, YouTube, anderen Demos und mit Handzettel gewor­ben wird, scheint sie bish­er kaum auf Inter­esse zu stoßen. Es gibt nur knapp 20 weit­ere Per­so­n­en, die auf Face­book für die Ver­anstal­tung zuge­sagt haben. Darunter ist Chris­t­ian Müller aus Pots­dam, Stephan Böh­lke aus Berlin und Alexan­der Kurth aus Leipzig. Chris­t­ian Müller prahlte in veröf­fentlicht­en inter­nen Gesprächen mit sein­er Zuhäl­terkar­riere und damit, dass er höch­st­per­sön­lich Osama Bin Laden erschossen hätte (1) . Außer­dem wurde bekan­nt, dass er seine Fre­undin in der Pots­damer Innen­stadt bru­tal mis­shan­delte. Stephan Böh­lke (Bild 5) hat sich zum öffentlichen Gespött gemacht, weil er für die NPD in Friedrichshain-Kreuzberg Wahllis­ten abgegeben hat, auf denen bere­its Ver­stor­bene einge­tra­gen waren (2) . Der Ex-NPDler Alexan­der Kurth ist aktuell als Wan­der­predi­ger („Vertreter von Thügi­da“) auf jed­er Bühne zu sehen, die ihm geboten wird. Dass sein „Patri­o­tismus“ sich nicht nur auf Deutsch­land bezieht, zeigte er am 16.12.2015 in Leipzig, als er mit ein­er Fahne von Nord­ko­rea posierte (Bild 6).
Vom WIR® zur Gewalt
Der recht­en Szene in Cot­tbus wird das Auf­tauchen der „Patri­oten Cot­tbus“ sich­er nichts nützen. Die Organ­isatoren machen sich schon vor der Demo kom­plett lächer­lich indem sie Stre­it­igkeit­en offen über ihren eige­nen Face­bookac­count aus­tra­gen (Bild 8). Der Appell von Mam­carz an das „Wir!!!!“ wirkt bere­its sehr verzweifelt. Möglicher­weise bricht dieser Zusam­men­schluss sog­ar noch zusam­men, bevor sie ihre Ver­anstal­tung in Cot­tbus durch­führen. So sehr diese Ansamm­lung von ver­wirrten Gestal­ten zum Fremd­schä­men anregt, sollte die Sit­u­a­tion in Cot­tbus nicht ver­harm­lost wer­den. Die Cot­tbuser Nazis und Besorgtbürger*innen sind 2016 zwar kaum bei Demon­stra­tio­nen in Erschei­n­ung getreten, doch set­zen sie aktuell ver­stärkt auf direk­te Gewalt im All­t­ag (3) .

01 Schöngarth als Anmelder
01 Schön­garth als Anmelder

02 Fechner mit Höcke
02 Fech­n­er mit Höcke

03 Lutz hat langeweile
03 Lutz hat langeweile

04 Peer Koss über Lutz
04 Peer Koss über Lutz

05 Stephan Böhlke
05 Stephan Böhlke

06 Alexander Kurth mit Nordkorea-Fahne
06 Alexan­der Kurth mit Nordkorea-Fahne

07 Christian Müller
07 Chris­t­ian Müller

08 Patrioten Cottbus
08 Patri­oten Cottbus
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Demonstration gegen Abschiebeabkommen in Frankfurt (Oder)

INFORIOT Am ver­gan­genen Sam­stag fand in Frank­furt (Oder) eine Demon­stra­tion gegen das geplante Abschiebe­abkom­men zwis­chen Deutsch­land und Afghanistan statt. Die Demon­stra­tion wurde organ­isiert von Teilen der afghanis­chen Com­mu­ni­ty. Etwa 100 Men­schen, Geflüchtete sowie deren Unterstützer_innen, beteiligten sich an der Ver­samm­lung, die im Rah­men eines bun­desweit­en Aktion­stags stat­tfand. Am Rande provozierten Neon­azis die Teilnehmenden.
Die Demon­stra­tion startete auf dem Bahn­hofsvor­platz und zog von dort in Rich­tung Innen­stadt bis zum Rathaus. Zu Demon­stra­tions­be­ginn ver­sam­melten sich über 100 Men­schen, größ­ten­teils Geflüchtete aus Afghanistan sowie deren Ange­hörige und Unterstützer_innen. Unter dem Mot­to „Wir sind immer noch nicht sich­er in Afghanistan“ protestierten die Teilnehmer_innen gegen ein geplantes Abkom­men zwis­chen deutsch­er und afghanis­ch­er Regierung, die die Abschiebung in ver­meintlich “sichere Gebi­ete” des seit Jahrzehn­ten von Krieg betrof­fe­nen Lan­des in Zen­tralasien regeln sollte. Auf selb­st­gestal­teten Schildern und Trans­par­enten forderten sie einen Abschiebestopp. Bei ein­er Zwis­chenkundge­bung am Oder­turm wiesen sie die Frank­furter Bevölkerung in deutschen und englis­chen Rede­beiträ­gen darauf hin, welche Fol­gen den von Abschiebung bedro­hen­den Geflüchteten in ihrem Herkun­ft­s­land sie erwarten.

Bun­desweit­er Aktion­stag mit mehreren tausend Teilnehmer_innen

Viele aus Afghanistan geflüchteten Asyl­suchen­den flo­hen nicht nur vor Armut, son­dern vor allem vor der Gewalt und Unter­drück­ung durch die Tal­iban und ander­er islamistis­ch­er Grup­pen, die trotz der mil­itärischen Inter­ven­tion des NATO-Bünd­nis­es vor 15 Jahren, an denen auch Deutsch­land beteiligt war, weit­er­hin starken Ein­fluss haben. Gebi­ete, wie etwa der Nor­den des Lan­des, die von der Bun­deswehr ver­lassen wur­den weil sie als ange­blich sich­er gal­ten, ste­hen teil­weise wieder unter der Kon­trolle der Tal­iban. Genau in diese Gebi­ete will Deutsch­land Geflüchtete abschieben. Ins­ge­samt sind von dem geplanten Abschiebe­abkom­men bis zu 40.000 Asyl­suchende in Deutsch­land betroffen.
Angemeldet wurde die Demon­stra­tion von der „Afghan Youth Asso­ci­a­tion“. Sie fol­gte damit dem Aufruf bun­desweit gegen diese Abschieberegelung auf die Strassen zu gehen. In ganz Deutsch­land demon­stri­erten mehrere tausend Menschen.


Neon­azis ver­sucht­en Demon­stra­tion anzugreifen

Wie bere­its in der Ver­gan­gen­heit ver­sucht­en Neon­azis die anti­ras­sis­tis­che Demon­stra­tion zu provozieren. Etwa sechs Neon­azis, darunter regelmäßige Teilnehmer_innen der neon­azis­tis­chen Aufmärsche von „Frankfurt/Oder wehrt sich“, ver­sam­melten sich in unmit­tel­bar­er Nähe. Bere­its im Bahn­hof­s­ge­bäude ver­fol­gte die selbe Gruppe zwei Antifaschist_innen. Die Polizei ver­wies sie zunächst des Platzes und hielt die Neon­azis unter Beobach­tung. Als sich die Demon­stra­tion in Bewe­gung set­zte, ver­sucht­en die Rassist_innen der Demon­stra­tion zu fol­gen. Doch als diese von der Polizei dran gehin­dert wur­den, mis­sachtete ein­er der Neon­azis die Anweisung und ver­suchte Teilnehmer_innen direkt anzu­greifen. Der Angriff kon­nte ver­hin­dert wer­den. Zudem wurde aus der verbliebe­nen Gruppe her­aus eine Bier­flasche in Rich­tung der Demon­stra­tion gewor­fen. Der Angreifer sowie der Flaschen­wer­fer wur­den von der Polizei anschließend festgenom­men. Möglicher­weise erwartet bei­de nun eine Strafverfahren.

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Antifaschismus

Kein NPD Fest in Finowfurt

INFORIOT — Ein für ver­gan­genen Sam­stag (24. Sep­tem­ber) angekündigtes NPD-Fam­i­lien­fest auf dem Grund­stück des Neon­azis Klaus Mann in Finow­furt (Gemeinde Schorfhei­de) wurde durch die Bauauf­sicht des Land­kreis­es Barn­im unter­bun­den. Das verkün­dete der Lan­desver­band der Bran­den­burg NPD auf Face­book. Ein Ersat­zort sei nicht gesucht wor­den. Die Partei wolle juris­tisch gegen die Entschei­dung vorgehen.

Abgesagt: NPD jammert auf Facebook (Screenshot: inforiot)
Abge­sagt: NPD jam­mert auf Face­book (Screen­shot: inforiot)

Erst im Juni hat­te der Land­kreis Barn­im in ein­er Eilentschei­dung das „Son­nen­tanz-Fes­ti­val“, bei dem diverse neon­azis­tis­che Bands und Red­ner geladen waren, ver­boten. Damit set­zt die Ver­wal­tung ihre klare Lin­ie gegen den extrem recht­en Ver­anstal­tung­sort weit­er fort (Infori­ot und gegenrede.info berichteten). Zulet­zt kon­nte 2013 ein größeres Konz­ert auf dem Gelände stat­tfind­en. Das Bünd­nis Finow­furt Naz­ifrei hat­te mit 1.000 Men­schen die Zufahrtswege block­iert und damit die Anreise der Neon­azis erschw­ert. Bis dahin galt das Grund­stück als zen­traler Ver­anstal­tun­gort für neon­azis­tis­che Großver­anstal­tun­gen in Bran­den­burg, u.a. organ­sierten dort die DVU, später die Rechte sowie die NPD regelmäßig Feste und Konzerte.
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Cottbus: Naziangriff auf das Chekov

Liebe Gäste, liebe Fre­undIn­nen, liebe UnterstützerInnen,
die let­zten Tage waren für uns nicht ein­fach. Wie einige von euch vielle­icht schon durch die Medi­en mit­bekom­men haben, wurde Fre­ita­gnacht unser geliebtes Chekov angegriffen.
Einige Absol­ventIn­nen der Medi­zinis­chen Fach­schule haben bei uns ihren Abschluss gefeiert. Gegen Mit­ter­nacht wurde die Par­ty abrupt unter­brochen. Vom Stadtring aus pöbelte eine Gruppe von etwa 20 ver­mummten jun­gen Män­nern bere­its von Weit­em die Gäste mit Parolen wie “Ihr Scheißzeck­en!” an. Kurz darauf näherten sie sich zügig dem Chekov.
Zu diesem Zeit­punkt befan­den sich vor allem junge Frauen auf dem Außen­gelände, die gar nicht wussten, wie ihnen geschieht. Die Män­ner kamen durch das offene Tor auf die Gäste zu und ver­wick­el­ten sie in Diskus­sio­nen und Pöbeleien. Sie war­fen mit Flaschen und schlu­gen den Anwe­senden die Getränke aus den Hän­den, während ein­er der Män­ner den Zaun neben unserem Ein­gangstor ein­trat. Trau­ri­gen Höhep­unkt des Ganzen stellte der gewalt­tätige Angriff eines rot-weiß mask­ierten Mannes auf eine der jun­gen Frauen dar. Er schlug sie ins Gesicht und sie musste im Nach­hinein noch zur Vor­sorge ins Kranken­haus gebracht werden.
Der Schock über diesen skru­pel­losen Angriff sitzt uns tief in den Knochen. Dieser Über­fall auf das Check­ov war nicht der erste. Es war aber der aggres­sivste der drei Angriffe in den let­zten 12 Monaten.
Seit Jahrzehn­ten set­zten und set­zen sich immer noch viele engagierte Men­schen dafür ein mit dem Vere­in zur Förderung sub­kul­tureller Aktiv­itäten e.V. und damit dem Chekov den Cot­tbuserIn­nen einen Freiraum zu bieten. Für uns ist klar, dass es sich um einen poli­tisch motivierten Angriff von rechts han­delt. Nicht nur die Parolen, welche skandiert wur­den, son­dern auch die mas­sive Flut an “Defend Cot­tbus”- als auch “No Asyl”-Stickern, die in dieser Nacht rund um das Chekov aufge­taucht ist.
Uns ist klar, dass wir mit unseren vielfälti­gen Ange­boten, die allen offen ste­hen, egal woher sie kom­men, welch­es Geschlecht sie haben oder welche Sprache sie sprechen, der recht­en Szene ein Dorn im Auge sind. Jedoch ist uns bewusst, dass unser Ange­bot, welch­es wir genau hier im Chekov schaf­fen, einzi­gar­tig in Cot­tbus ist. Und das unsere Stadt genau ein solch­es Ange­bot weit­er­hin braucht. Wir lassen uns in unser­er Arbeit nicht beir­ren und wer­den auch in Zukun­ft genau an dieser Einzi­gar­tigkeit fes­thal­ten und unseren Weg weit­er ver­fol­gen. Was wir, gemein­sam mit vie­len von euch, hier schaf­fen ist gut und wichtig für Cottbus!
Der Schaden, welch­er in dieser schock­ieren­den Nacht ent­standen ist, ist nicht nur materiell. Jedoch rech­nen wir auch mit Kosten in Höhe von etwa 500€, die nun auf uns zukom­men. Wir engagieren uns hier alle ehre­namtlich und brauchen jet­zt und in Zukun­ft jeden von euch! Unter­stützt uns und kommt vor­bei, lasst uns gemein­sam und sol­i­darisch ein Zeichen set­zen, dass wir uns nicht von Nazis und rechter Gewalt ein­schüchtern lassen! Schaut ein­fach vor­bei, kommt zum Fya­ham­nd oder besucht unsere Soli­par­ty, die dem­nächst ver­anstal­tet wird!
Wir freuen uns über jede Unterstützung!

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Flüchtlingsfeindliche Plakataktionen in mehreren Orten


In ver­schiede­nen Gemein­den im West­en Bran­den­burgs wur­den am Fre­itag­mor­gen mehrere flüchtlings­feindliche Plakate an Ort­sein­gangss­childern fest­gestellt. Schw­er­punk­te, der offen­bar koor­dinierten Aktion waren, soweit bish­er bekan­nt, der Landkreis Prig­nitz und der an Bran­den­burg an der Hav­el und dem Osthavel­land angeren­zende äußer­ste Nor­den von Potsdam-Mittelmark.
Ein Zusam­men­hang mit dem Prozess gegen einen 16-Jähri­gen Flüchtling aus Plat­ten­burg OT Glöwen (Prig­nitz) ist wahrschein­lich. Der Her­anwach­sende wurde am ver­gan­genen Dien­stag vom Amts­gericht Per­leberg, nach Jugen­drecht, wegen mehrfachen Kindesmiss­brauchs zur Ableis­tung von Sozial­stun­den verurteilt (siehe: http://www.maz-online.de/Lokales/Prignitz/Urteil-16-Jaehriger-muss-gemeinnuetzig-arbeiten)
Vor, während und nach dem Prozess wurde das Ver­fahren von Neon­azis aus so genan­nten „Freien Kräften“ the­ma­tisiert. In Glöwen wur­den beispiel­sweise Flug­blät­ter der „Freien Kräfte Neu­rup­pin – Osthavel­land“ verteilt. Für die Fly­er zeigte sich ein namentlich bekan­nter Neon­azi aus Nauen ver­ant­wortlich. Der Mann hat­te bere­its Anfang des Jahres 2016 mehrere Kundge­bun­gen in Glöwen durchgeführt.
In den Nächt­en nach dem Gericht­surteil gegen den 16 jähri­gen Flüchtling wur­den auf den Inter­net­seit­en der „Freien Kräfte Prig­nitz“ und der „Freien Kräften Neu­rup­pin – Osthavel­land“ Fotos von Ban­ner­ak­tio­nen gezeigt, welche die Seitenbetreiber_innen ange­blich erhal­ten haben wollen. Allerd­ings gibt es auch Anhalt­spunk­te dafür, dass bei­de Grup­pierun­gen die Aktio­nen selb­st durchge­führt haben.
Ergänzung (13.03 Uhr):
In Pots­dam, Werder (Hav­el), Schwielowsee und anderen Orten wur­den eben­falls Plakate festgestellt.
Ergänzung (14.13 Uhr):
Wie die PNN berichtet, sollen auch die Land­kreise Ost­prig­nitz-Rup­pin und Havel­land betrof­fen sein. http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/1116126/
Ergänzung (14.14 Uhr):
Auch die Alt­markzeitung im nördlichen Sach­sen-Anhalt berichtet von Plakatierun­gen im Raum Salzwedel und Arend­see. http://www.az-online.de/altmark/salzwedel/fremdenfeindliche-plakate-angebracht-6778422.html

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Antifaschismus Sonstiges

NachtTanzDemo am 08.10.16 in Cottbus — “Nachtaktiv gegen Rassismus”

Gemein­sam haben wir es geschafft, dass der Nazi­auf­marsch am 15. Feb­ru­ar 2016 zu ein­er Mini-Kundge­bung geschrumpft ist. Nur 40 NPDler*innen haben sich ver­sam­melt. Demge­genüber standen hun­derte Gegendemonstrant*innen. Aber trotz­dem gibt es für uns keinen Grund die Füße still zu hal­ten. Rechte Bewe­gun­gen, wie Pegi­da und die AfD, haben in den let­zten Jahren viel Zulauf bekom­men. Ihr aus­gren­zen­des und eng­stirniges Gedankengut ist wieder gesellschafts­fähig gewor­den. Deshalb wollen wir zusam­men mit allen, die sich diesen men­schen­feindlichen Bewe­gun­gen nicht anschließen „NACHTAKTIV GEGEN RASSISMUS!“ wer­den. Für ein gren­zen­los­es Leben ohne Ras­sis­mus machen wir die Straßen der Stadt zu einem leuch­t­en­den Dancefloor.
In Cot­tbus und Umge­bung sind im ver­gan­gen Jahr zahlre­iche Men­schen Opfer ras­sis­tisch motiviert­er Beschimp­fun­gen und Über­griffe gewor­den. So haben sich, laut Opfer­per­spek­tive e.V., in Cot­tbus die Zahlen seit 2012 vervier­facht. Neben aus­ländis­chen Studieren­den an der BTU sind beson­ders in Cot­tbus lebende Geflüchtete Ziel dieser Gewalt. Dies geschieht nicht
nur durch rechte Grup­pierun­gen, son­dern auch durch die Rassist*innen aus der “Mitte der Gesellschaft”. Statt Human­is­mus und Men­schen­würde zu vertei­di­gen gewin­nt die Poli­tik der Aus­gren­zung und Abschot­tung an Stärke. Statt Mauern einzureißen wer­den neue errichtet. Wir sol­i­darisieren uns deswe­gen mit Geflüchteten und allen anderen Men­schen, die von Ras­sis­mus betrof­fen sind.
Wir sagen NEIN zu Abschiebung, Iso­la­tion und Kon­trolle. Wir wollen keine Gren­zen – nicht in den Köpfen und auch son­st nir­gend­wo. Wir wollen die Men­schen zusam­men brin­gen, die keinen Bock auf Ras­sis­mus und Diskri­m­inierung haben. Also, schnappt euch eure Tanzschuhe und lasst uns eine bunte, fröh­liche Demo bilden, die die Straßen von Cot­tbus mit Musik und Wärme füllt! Die tanzende Demon­stra­tion geht kreuz und quer durch die Cot­tbuser Innen­stadt. Der Zug wird von einem Musik-Truck mit DJ ?s
und Per­for­mances sowie von spon­ta­nen Aktio­nen begleit­et. Eigene Ideen sind aus­drück­lich erwünscht!
Weit­ere Infos find­et ihr hier:
www.cottbus-nazifrei.info & www.facebook.com/cottbus.stellt.sich.quer
#ntdcb2016
Schaut hin! Hört zu! Seid laut! Tanzt!

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Antifaschismus

Werder: Da brat mir doch einer ’nen Storch – Kein Raum für Rassismus und AfD!

IMG_74116196.pngWir alle lesen oder hören vom ange­blich unbrems­baren Auf­stieg der AfD. In Meck­len­burg-Vor­pom­mern holte die halb­faschis­tis­che Partei bere­its über 20% der Stim­men. Davon anges­tachelt, ver­sucht die ultra­n­tion­al­is­tis­che Partei in Bran­den­burg an diese Erfolge anzuknüpfen. Ein gewiss­es undurch­sichtiges Poten­zial aus soge­nan­nten Wut­bürg­ern, Rassist_innen gibt es in Bran­den­burg bekan­nter­maßen. Nicht umson­st war es das erste Bun­des­land mit der AfD im Lan­despar­la­ment. Hier kon­nte die AfD erste Erfahrun­gen sam­meln und erst­ma­lig ler­nen wie die par­la­men­tarische Arbeit zu Gun­sten von pop­ulis­tis­chen Gesten liegen gelassen wer­den kann. Trotz­dem fließt die Staatskohle und trotz­dem glauben Men­schen, diese Partei sei ein guter Kan­di­dat, um den alltäglichen Frust über die bun­des­deutsche Poli­tik zu äußern.
Wir waren sehr, sehr erfol­gre­ich in den let­zten Monat­en. Wir haben gemein­sam gegen Pogi­da ges­tanden, gehan­delt und gebrüllt. Früher kämpften wir gegen die NPD, die DVU und die diversen, den Fokus der Öffentlichkeit fürch­t­en­den, Mini-Neon­azi­grup­pierun­gen. Dabei benen­nt unser Antifaschis­mus nicht nur Neon­azis und ihre jew­eil­gen Arbeit­ge­ber (beispiel­sweise: Tony Schmidt bei SNT für o2), son­dern auch die Bere­iche, in denen dunkel­braun und kon­ser­v­a­tiv-bürg­er­lich ineinan­der überge­hen. Wir kön­nen in diesem kurzen Aktion­saufruf keine aus­giebige Analyse des Auf­stiegs der AfD liefern, nur soviel sei gesagt: Die bürg­er­lich-demokratis­chen Kräfte haben ihr Möglich­stes getan, um diesen Auf­stieg nicht zu ver­hin­dern. Das Parteipro­gramm der AfD und der NPD unter­schei­den sich inhaltlich nur um Nuan­cen, das der CSU ist in Migra­tions­fra­gen auf der­sel­ben Lin­ie; ein durch und durch ras­sis­tis­ch­er Sar­razin, der nach wie vor Mit­glied der SPD sein kann und bspw. Lokalzeitun­gen, die noch nicht ein­mal in der Lage sind, die Neon­azis von Pogi­da eben genau so zu benen­nen, son­dern ver­druckst von “Protesten der Islam­feinde” schreiben.
Der Kampf gegen die AfD darf nicht halt machen bei der AfD, einem ras­sis­tis­chen und ultra­na­tion­al­is­tis­chen Gauland oder bei ein­er von Storch, die ihre Knet­birne mit dem braunen Gehirn­schlamm ihrer blaublüti­gen UrU­rUr­großel­tern gefüllt hat. Die Erfolge der AfD sind Aus­druck eines grundle­gen­den gesellschaftlichen Prob­lems und deshalb muss die Antwort darauf auch gesamt­ge­sellschaftlich gegeben wer­den. Doch an diesem Punkt sind wir lei­der noch nicht.
Den ersten kleinen Schritt sind wir aber schon gemein­sam gegan­gen. Wir haben nicht nur Anti-Pogi­da-Proteste zusam­men durchge­zo­gen, son­dern auch der AfD schon mehrfach in die Suppe gespuckt. Mit diesen Protesten kön­nen wir ein­er bish­er rel­a­tiv igno­ran­ten bre­it­en Öffentlichkeit aufzwin­gen, sich dieses The­mas anzunehmen. Und zwar nicht nur in Pots­dam, son­dern auch im Umland. Wir haben keinen Bock auf die biedere Fas­sade der lokalen AfD-Fatzkes, hin­ter der sie ihre men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gie verstecken.
Unser Zorn, unser Ein­fall­sre­ich­tum und unser Aktion­is­mus stoppt nicht bei der AfD, aber irgend­wo muss men­sch ja anfa­gen. Also: auf ins Umland!
Kundge­bung 21. Sep­tem­ber 2016

  • ab 18 Uhr: Ufer­weg 2/3 „Gemein­sam gegen den Ras­sis­mus und den Chau­vin­is­mus der AfD – unsere Alter­na­tive heißt Solidarität“
  • ab 19 Uhr: “Bürg­er­stuben” Werder, Ufer­weg 10: AfD-Ras­sist_in­nen die Show stehlen!
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Bad Belzig: NPD-Mann kandidiert für Bürgermeisteramt

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An ein­er Ver­samm­lung der neon­azis­tis­chen NPD in Bad Belzig nah­men am Vor­mit­tag unge­fähr 15 Per­so­n­en teil. Die Ver­anstal­tung stand im Zusam­men­hang mit der Bürg­er­meis­ter­wahl in der mit­telmärkischen Kreis­stadt. Der NPD Kan­di­dat André Schär hat­te zu der Ver­samm­lung im Inter­net aufgerufen. Ern­sthafte Chan­cen auf das Amt  wer­den ihm jedoch nicht zuge­traut. Selb­st die Teil­nahme an einem möglichen zweit­en Wahl­gang ist mehr als unwahrschein­lich. Neben Schär bewer­ben sich auch Hen­drik Hänig (SPD), Jan Eck­hoff (LINKE), Nor­bert Leisegang (Partei­los), Torsten Slabon (Partei­los) und Mike Küh­n­ert (Pirat­en) für den Posten des Bürgermeisters.
Aus­sicht­slose Kandidatur
Der Aufwand mit dem die NPD den­noch den aus­sicht­slosen Wahlkampf betreibt, deutet hinge­gen auf ein anderes strate­gis­ches Ziel hin. Längst hat ihr näm­lich die recht­spop­ulis­tis­che AfD bun­desweit den Rang abge­laufen. In Sach­sen und jüngst in Meck­len­burg hat die NPD ihre wichti­gen Frak­tio­nen in den Lan­despar­la­menten auch auf­grund des Erstarkens der blauen Rechtspopulist_innen ver­loren. Lediglich im Europa­parla­ment und in eini­gen Region­al­par­la­menten ist die Partei über­haupt noch vertreten. Bad Belzig gehört zu ihren weni­gen Agi­ta­tions- und Aktion­ss­chw­er­punk­ten im West­en Bran­den­burgs. Hier ist die NPD mit André Schär gle­ich in zwei Kom­mu­nal­par­la­menten vertreten, in der Belziger Stadtverord­neten­ver­samm­lung und in der Volksvertre­tung des Land­kreis­es Pots­dam-Mit­tel­mark. Der Ein­fluss der Partei in konkreter Kom­mu­nalpoli­tik geht allerd­ings gegen Null. Den­noch ver­fügt die NPD, möglicher­weise auf­grund des per­sön­lichen Engage­ments einzel­ner Kad­er, über einen gewis­sen gesellschaftlichen Ein­fluss in der extrem recht­en Jugendszene.
Kundge­bung fiel ins Wasser
Die Ver­anstal­tung am heuti­gen Sam­stagvor­mit­tag in Bad Belzig blieb jedoch, trotz großer Ankündi­gung, nur rel­a­tiv beschei­den besucht. Neben Bürg­er­meis­terkan­di­dat André Schär und seinen Jüngern kamen nur einzelne bekan­nte Funk­tionäre aus Pots­dam-Mit­tel­mark und dem Land­kreis Oder-Spree. Die angekündigten Reden fie­len kom­plett aus. Ja, die gesamte Ver­samm­lung sel­ber fand nur am und im Wohn­sitz des Kan­di­dat­en statt und nicht, wie angekündigt, auf dem Mark­t­platz. Stetiger Regen­schauer drück­te zusät­zlich die Stim­mung. Lauf­pub­likum nahm die Ver­samm­lung ohne­hin kaum war.
Kein Ort für Hetze
Auch die vielerorts geführte Flüchtlings­de­bat­te scheint in Bad Belzig, trotz Aus­bau der Unterkun­ftka­paz­itäten für Asyl­suchende im Ort und deut­lich­er Posi­tion­ierung der NPD, bish­er keine Rolle zu spie­len. Die Anschlussfähigkeit extrem rechter Ide­olo­gie beschränkt sich auf das übliche Klien­tel. Eine bre­ite Wirkung flüchtlings­feindlich­er Pro­pa­gan­da in die Mitte der Gesellschaft ist in Bad Belzig jedoch bish­er nicht erkennbar. Stattdessen ist die Belziger Zivilge­sellschaft für ihr Engage­ment gegen Ras­sis­mus sowie ihre ehre­namtliche Inte­gra­tionsar­beit mit geflüchteten Men­schen bekannt.
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Querfront-Fest in Fürstenberg/Havel dieses Wochenende

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Screen­shot der Ver­anstal­tung. Quelle: Facebook.

INFORIOT Vom 16. bis 18. Sep­tem­ber soll in Fürstenberg/Havel das erste sog. “Friedens­fest am See” stat­tfind­en. Es han­delt sich dabei um eine mehrtägige Ver­anstal­tung um das Release-Konz­ert des Duis­burg­er Quer­front-Hiphop-Duos „Die Band­bre­ite“. Auch weit­ere Fig­uren und Musiker_innen der Quer­front- und “Truther”-Szene sowie “Chem­trail-Geg­n­er_in­nen” sollen in Fürsten­berg auftreten. Das Fest wird durch „Lär­mquelle Records“ organ­isiert — einem Musik­la­bel, welch­es vom „Bandbreite“-Sänger und Song­writer Mar­cel „Woj­na“ Woj­narow­icz gegrün­det wurde.
Auf einem Camp­ing­platz in Fürstenberg/Havel soll das Spek­takel statt find­en. Dabei leg­en die Organisator_innen großen Wert darauf, dass der Fes­tort möglichst lange unbekan­nt bleiben soll. Es liegt eine Anmel­dung für den Camp­ing­platz in Zootzen vor. Die genauen Koor­di­nat­en wer­den an die Ticketbesitzer_innen einen Tag vor Beginn des Friedens­festes per E‑Mail zuge­sendet. Die Teilnehmer_innenzahl ist auf 200 begrenzt.
Braune Inhalte hin­ter linkem Etikett 
Auf dem Fest soll das neue Album der „Band­bre­ite“ , die den kon­tro­ver­sen Namen „Der let­zte Linke“ trägt, freigegeben wer­den. Die Band verortet sich selb­st, trotz ihrer ver­schwörungside­ol­o­gis­chen, teils anti­semi­tis­chen Texte und Lobgesän­gen auf Deutsch­land im linken Lager. 2010 lobte die NPD die Band als eine „eine volkssozial­is­tis­che Musik­gruppe“, ihre Lieder wer­den regelmäßig auf ver­schieden­sten recht­en Ver­anstal­tun­gen gespielt. Die „Band­bre­ite“ unter­stützt aktiv die sog. „Friedens­mah­nwachen“ und ist Teil der „Truther-Bewe­gung“. Die sog. „Truther“ glauben, dass sie von Regierung, Behör­den und Massen­me­di­en sys­tem­a­tisch und bewusst fehlin­formiert und bel­o­gen wer­den. Die Band ist bekan­nt für ihre ver­schwörungside­ol­o­gis­chen, anti-amerikanis­chen und anti­semi­tis­chen Inhalte, die sie als „Wahrheit“ deklar­i­eren. So behauptet  „Die Band­bre­ite“ etwa im Song „Selb­st gemacht“, dass die USA selb­st hin­ter den Anschlä­gen vom 11. Sep­tem­ber steck­ten wür­den.
Mit ihren Inhal­ten dockt „Die Band­bre­ite“ beim extrem recht­en Spek­trum an. In der Ver­gan­gen­heit trat die Band in der „Anti Zen­sur Koali­tio­nen“ (AZK) des evan­ge­likalen Sek­ten­grün­ders Ivo Sasek auf. In seinen AZK-Ver­anstal­tun­gen bietet Sasek regelmäßig Holocaustleugner_innen und Geschichtsrevisionst_innen eine Bühne. Im Feb­ru­ar des ver­gan­genen Jahres trat „Die Band­bre­ite“ u.a. bei ein­er Demon­stra­tion der Grup­pierung „Engagierte Demokrat­en gegen die Amerikanisierung Europas“, kurz „EnDgAmE“, in Halle auf. Auch auf weit­eren Ver­anstal­tun­gen der Grup­pierung war “Die Brand­bre­ite” ein gern gese­hen­er Gast. „EnDgAmE“ ist eine extrem rechte Grup­pierung, die aus ein­er Abspal­tung von „PEGIDA“ ent­stand. Inhaltlich geht „EnDgAmE“ sog­ar noch weit­er. In einem Post­ing vom Juni 2015 schrieb die Grup­pierung, dass der rus­sis­che Präsi­dent Wladimir Putin ein würdi­ger „Führer“ sei, der was gegen die USA, die als das Imperi­um der „jüdis­chen Lob­by“ bzw. „USrael“ beze­ich­net wer­den, macht.
Eine Band­bre­ite an Absurdität
Neben der “Band­bre­ite” treten auf dem Friedens­fest weit­ere Musik­er und Per­sön­lichkeit­en der sog. „Friedens­be­we­gung“ auf. Als Sup­port-Act haben sich die Duis­burg­er Rap­per aus der „Truther“-Szene ein­ge­laden, darunter der Öster­re­ich­er Kilez More sowie Pho­ton und weit­ere fünf schillernde Rap-Grup­pen. Weitaus promi­nen­ter beset­zt ist die Podi­ums­diskus­sion bzw. die Rede­beiträge, die laut Ablauf am Sam­stagabend stat­tfind­en sollen. Die Band­bre­ite an Absur­dität ist beset­zt durch:
  • Christoph Hörs­tel: wichtiger Ver­schwörungside­ologe und Bun­desvor­sitzen­der der Partei „Deutsche Mitte“, die ihren Sitz in Nauen hat. Die „Deutsche Mitte“ ist das Nach­fol­ge­pro­jekt Hörs­tels. Bere­its unter den Namen „Neue Mitte“ trat Hörs­tel 2013 in Pots­dam für den Bun­destag an. Er erhielt 0,4% der Stimmen.
  • Lars Mährholz: Ini­tia­tor der Montagsmahnwachen/„Mah­nwachen für Frieden“, die seit März 2014 meist Mon­tags in Deutsch­land, Öster­re­ich und der Schweiz stat­tfan­den. Mährholz lud in der Ver­gan­gen­heit ver­schieden­ste Redner_innen zu den Demon­stra­tio­nen und Mah­nwachen ein. Das Spek­trum reichte von Per­so­n­en wie Jür­gen Elsäss­er, Ken Jeb­sen, Ver­schwörungside­olo­gen wie Andreas Popp bis hin zu Poli­tik­ern der NPD. Inhaltlich wiesen die sog. „Friedens­mah­nwachen“ starke anti­semi­tis­che, anti-amerikanis­che und ver­schwörungs­the­o­retis­che Ten­den­zen auf.
  • Rico Albrecht: Mit­glied der “Wis­sens­man­u­fak­tur” („Insti­tut für Wirtschaft­forschung und Gesellschaft­spoli­tik“). Bei der “Wis­sens­man­u­fak­tur” han­delt es sich um ein inter­net­basiertes Pro­jekt des Ver­schwörungside­olo­gen, “Chem­trail-Geg­n­er” und Reichs­bürg­er Andreas Popp. Ein weit­eres promi­nentes Mit­glied der “Wis­sens­man­u­fak­tur” ist Eva Her­man. Eva Her­man ist bekan­nt für ihre anti-emazi­pa­torischen und rechts-kon­ser­v­a­tiv­en Ansicht­en. Von 2010 bis 2011 war sie „Nachricht­en­sprechere­in“ beim Kopp-Ver­lag, der sich auf die Pub­lika­tio­nen mit dem Schw­er­punkt Ver­schwörungs­the­o­rien, braune Eso­terik und pseudomedi­zinis­che The­men spezial­isiert hat.
  • Owe Schat­tauer: Mitini­tia­tor der Friedens­fahrt Berlin-Moskau im August 2016. [1] Auf Mah­nwachen tritt er auf mit dem Beinah­men „Die Stimme des Zorns“, als Musik­er unter dem Namen „C‑Rebell“ auf und ver­sucht sich wie die „Die Band­bre­ite“ im Sprechge­sang. Im Okto­ber 2014 mod­erierte er die Friedens­de­mo in Karl­sruhe, auf der neben Ken Jeb­sen die bekan­nte Anti­semitin Eve­lyn Hecht-Galin­s­ki auf­trat­en. [2]
  • Lucas Puchal­s­ki: Ist für den Ver­trieb des Mag­a­zins „Free21“ [3] ver­ant­wortlich. „Free21“ beze­ich­net sich selb­st als eine Plat­tform für „nicht embed­de­ten, crowd­fi­nanziertem Jour­nal­is­mus“. Die als PDF erhältlichen Beiträge wer­den vierteljährlich zu einem Heft gedruckt und behan­deln die klas­sis­chen The­men der „Truther-Bewe­gung“, wie aktuell die Ver­schwörungs­the­o­rien um 9/11. Auf der Plat­tform wurde die Friedens­fahrt Berlin-Moskau aus­führlich dokumentiert.

Promi­nente Mod­er­a­tion aus dem extrem recht­en Spektrum
Für die Mod­er­a­tion der Podi­ums­diskus­sion haben sich die Organisator_innen den Pub­lizis­ten und Rechts-Aktivis­ten Michael Vogt ein­ge­laden. Vogt ist Gesellschafter des Schild-Ver­lags aus Elblin­gen, der haupt­säch­lich Pub­lika­tio­nen in den Bere­ichen Ver­schwörungs­the­o­rien, Eso­terik und Impfkri­tik her­aus­bringt. Zudem betreibt er einen eige­nen Inter­net-Sender: Das „Quer-Denken.TV“ gilt als Organ der „Truther-Bewe­gung“.
Für ver­schiedene Auf­tragge­ber, darunter N‑TV und ProSieben pro­duzierte er, neben belan­glos­er Well­ness- und Ernährungs­dokus, umstrit­tene Doku­men­tarfilme. Gemein­sam mit dem Neon­azi Olaf Rose war er an der Pro­duk­tion des geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Doku­men­tarfilms „Geheimak­te Heß“ beteiligt. In dem Film wird der Hitler-Stel­lvertreter Rudolf Hess zum „Friedens­flieger“ verk­lärt, der auf ein­er ange­blichen „Friedens­mis­sion“ des „Drit­ten Reich­es“ befand. Zudem wird sein Selb­st­mord im Kriegsver­brecherge­fäng­nis in Span­dau angezweifelt – eine These, die haupt­säch­lich im neon­azis­tis­chen Spek­trum aufge­grif­f­en wird. Dabei berief sich der Film auf den Aus­führun­gen des dubiosen Autoren Mar­tin Ellen, dessen Pub­lika­tio­nen maßge­blich dafür bekan­nt sind, auf gefälscht­en Doku­menten zu beruhen. Sein Co-Pro­duzent Olaf Rose ist zu dem kein Unbekan­nter. Er arbeit­et seit 2007 bei der NPD und ist seit 2009 Stad­trat für die Neon­azi­partei im säch­sis­chen Pir­na. Seit 2015 ist Olaf Rose Bun­desvor­standsmit­glied der NPD, wo er bere­its zwis­chen 2008 und 2009 tätig war. 2012 nominierte die NPD Rose für die Wahl des deutschen Bundespräsidenten.
2012 ini­ti­ierte Vogt u.a. das Pro­jekt „Auf­bruch Gelb-Rot-Schwarz“ (GRS). Das Pro­jekt hat­te sich zum Ziel geset­zt Grup­pierun­gen, wie etwa die Rechtsbürger_innen zu vere­inen, die die Exis­tenz, Sou­veränität und Legit­i­ma­tion der Bun­desre­pub­lik Deutsch­land bestre­it­en. Im sel­ben Jahr pub­lizierte er in den Burschen­schaftlichen Blät­tern ein Man­i­fest „Weg in die Frei­heit — Deutsch­lands Auf­bruch 2012“. U.a. beschrieb er dort die völkische Def­i­n­i­tion der Zuge­hörigkeit zum deutschen Volk: „‘Nach deutschem und burschen­schaftlichem Ver­ständ­nis’ bemesse sich die Eigen­schaft ‘Deutsch­er’ nach den Kri­te­rien ‘Abstam­mung und Kul­tur’“.
[1] hxxp://www.free21.org/friedensfahrt-berlin-moskau/
[2] hxxps://friedensbewegung-halle.de/2014/10/28/xxl-friedensmahnwache-in-karlsruhe-am-25–10-2014/
[3] hxxps://clausstille.com/2015/08/10/free21-das-magazin-laeuft-eine-begegnung-mit-chefredakteur-tommy-hansen/

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