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Weitere Naziveranstaltungen in den nächsten Wochen

INFORIOT In ver­schiede­nen Städten des Lan­des sind in den näch­sten Wochen erneut Neon­azi- und Anti-Asyl-Ver­anstal­tun­gen geplant. Weit­ere Anmel­dun­gen sind nicht auszuschließen. (UPDATE: 28.10.2015)
10. Okto­ber: Anti-Asyl-Aktio­nen in Guben und Wriezen

Veranstaltungsankündigung für Guben am 10.10.
Ver­anstal­tungsankündi­gung für Guben am 10.10.

Für den 10. Okto­ber mobil­isiert die mut­maßlich NPD-ges­teuerte Face­book-Seite „Nein zum Heim in Guben“ zu ein­er Anti-Asyl-Kundge­bung. Die Organ­isatorIn­nen wollen in unmit­tel­bar­er Nähe der Sam­melun­terkun­ft in der Delow­itzer Straße auf­marschieren und fordern dabei u.a. mehr Gren­zkon­trollen. Unter den Mot­to „Schützt eure Heimat — Ost­bran­den­burg erwacht“ wollen Neon­azis und Ras­sistIn­nen eben­falls am 10. Okto­ber in Wriezen auf die Straße gehen. Mit­tler­weile wurde die dazu gehörige Face­book-Ver­anstal­tung jedoch gelöscht.
17. Okto­ber: Sprem­berg und Velten
Am 17. Okto­ber soll indes eine Kundge­bung “Schweigen heißt zus­tim­men — Sprem­berg sagt Nein zum Heim” auf dem Sprem­berg­er Mark­t­platz stat­tfind­en. Die Mobil­isierung läuft über die Face­book-Seite von “Cot­tbus/Spree-Neiße wehrt sich”. In Vel­ten meldete der NPD-Stadtverord­nete Robert Wolin­s­ki von 17–22 Uhr eine Mah­nwache unter den Mot­to “das Boot ist voll” vor dem Vel­tener Rathaus an. Die Ini­tia­tive “Willkom­men in Oberkrämer — Leege­bruch — Vel­ten” meldete eine Gegen­ver­anstal­tung an. Ab 16:30 tre­f­fen sich die Gegendemonstrant_innen eben­falls am Rathaus.
24. Okto­ber: Nazi-Aktion­stag in Neu­rup­pin und NPD-Kundge­bung in Bernau
Zu einem Aktion­stag in Neu­rup­pin unter den Mot­to „Die Gedanken sind frei..!“ rufen die „Freien Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ (NSFKN) am 24. Okto­ber auf. Am Amts­gericht Neu­rup­pin in der Karl-Marx-Straße 18a wollen die Neon­azis auf­marschieren. Ihr Protest richtet sich gegen Para­graphen §86a (Ver­wen­dung von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen) und §130 (Volksver­het­zung). Regelmäßig müssen die Mit­glieder der NSFKN sich u.a. wegen Ver­stöße gegen diese Para­graphen vor Gericht ver­ant­worten. Eben­falls find­et am 05. Novem­ber ein Prozess gegen NSFKN-Anführer Dave Trick am Amts­gericht Neu­rup­pin statt. Trick soll im ver­gan­genen Jahr zusam­men mit Pierre Bod­din, einem weit­eren Anführer der NSFKN, einen 21-jähri­gen Wahlhelfer der Linken ange­grif­f­en haben. Die Staat­san­waltschaft Neu­rup­pin hat wegen Belei­di­gung und Kör­per­ver­let­zung Anklage erhoben.
Facebook-Veranstaltung zum 24.10. in Neuruppin
Face­book-Ver­anstal­tung zum 24.10. in Neuruppin

Eben­falls will die NPD Barn­im-Uck­er­mark am 24. Okto­ber eine Kundge­bung auf den Bahn­hofsvor­platz in Bernau abhal­ten. Die Kundge­bung richtet sich gegen Asyl. Als Red­ner ist die Vor­sitzende der NPD Barn­im-Uck­er­mark, Aileen Rokohl und der Berlin­er NPD-Chef Sebas­t­ian Schmidtke angekündigt.
Ankündigung zur Kundgebung am 24.10. in Bernau. Quelle: Facebook
Ankündi­gung zur Kundge­bung am 24.10. in Bernau. Quelle: Facebook

27. Okto­ber: Rathenow
Das sog. “Bürg­er­bünd­nis Havel­land” ruft zu ein­er Anti-Asyl-Demon­stra­tion am 27. Okto­ber in Rath­now auf. Die Ver­anstal­tung wird von der NPD-nahen Face­book-Seite “Bürg­erini­tia­tive Nein zum Heim in Prem­nitz und Rathenow” bewor­ben. Auf dem Fly­er zur Ver­anstal­tung tritt der Rathenow­er Chris­t­ian Kaiser als “Ver­ant­wortliche im Sinne des Presserechts” (V.i.S.d.P) in Erschei­n­ung. Sein öffentlich ein­se­hbares Face­book-Pro­fil offen­bart seine ein­deutig extrem Rechte Gesin­nung. Seinen “Gefällt mir”-Angaben zu Folge ist er glühen­der PEGI­DA-Anhänger. Zudem weist er eben­so eine Nähe zur NPD und der AfD auf.
Screenshot: Facebook
Screen­shot: Facebook

30. Okto­ber: BraMM-Auf­marsch in Senftenberg
Ankündigung zum BraMM-Aufmarsch am 30.10. in Senftenberg. Quelle: Facebook
Ankündi­gung zum BraMM-Auf­marsch am 30.10. in Sen­ften­berg. Quelle: Facebook

Unter den Mot­to „Es hat sich aus­ge­merkelt“ wollen die „Bran­den­burg­er für Mei­n­ungs­frei­heit und Mitbes­tim­mung“ (BraMM) in Sen­ften­berg auf­marschieren. Nach­dem der inof­fizielle PEGI­DA-Ableger für Bran­den­burg bei seinen Aufmärschen immer weniger Zulauf bekam, wollen die Recht­spop­ulistIn­nen einen weit­eren Anlauf ver­suchen. Als mut­maßlich­er Träger der islam­feindlichen Organ­i­sa­tion tritt der Vere­in „Frei­heitliche Liga e.V.“ (FL) auf, der sich als „Soziales Net­zw­erk für Mei­n­ungs­frei­heit und Patri­o­tismus“ ver­ste­ht. Die FL trat in der Ver­gan­gen­heit bei ver­schieden­sten Anti-Asyl-Demon­stra­tio­nen im ost­deutschen Raum auf und ver­anstal­tete Stammtis­che in Sach­sen-Anhalt und Bran­den­burg. Zulet­zt beteiligten sich FL-Mit­glieder, darunter der Vor­standsvor­sitzende und BraMM-Ober­haupt Heiko Müller, am 03. Okto­ber an dem Bärgi­da-Auf­marsch in Berlin. An der Demon­stra­tion nah­men knapp 200 Men­schen teil, darunter eine Palette von recht­saußen Split­ter­grup­pen wie „Pro Deutsch­land“ oder den „Frei­dens­mah­nwachen“ bin hin zu extrem recht­en “Iden­titären” und dem “NW-Berlin”. Bis Früh­jahr 2015 war Heiko Müller Lan­deschef und Bun­desparteivize der rechts-kon­ser­v­a­tiv­en Partei „Die Repub­likan­er“. Zum 28. Feb­ru­ar legte er alle seine Ämter bei den Repub­likan­ern nieder und wurde Vor­standsvor­sitzende der FL. Auch weit­ere ehe­ma­lige Repub­likan­er fan­den in der FL ihre neue poli­tis­che Heimat. Bis heute ist Müller frak­tion­slos­er Stad­trat in Ludwigsfelde.
Mit der Deutschland Fahne: Heiko Müller bei Bärgida am 03. Oktober in Berlin
Mit der Deutsch­land Fahne: Heiko Müller bei Bärgi­da am 03. Okto­ber in Berlin

30. Okto­ber: Weit­ere Demon­stra­tion in Cottbus
Die Demon­stra­tionsserie in Cot­tbus soll am 30. Okto­ber fort­ge­set­zt wer­den. Am 9. Okto­ber ver­sam­melten sich knapp 400 Ras­sistIn­nen und Neon­azis auf den Nor­ma Park­platz in der Lipez­ker Straße in Cot­tbus-Sach­sendorf. Von dort aus woll­ten sie zur Notun­terkun­ft in der Pozan­er Straße ziehen, wur­den jedoch von der Polizei daran gehin­dert. Eine Woche Später  rief die NPD zu ein­er Demon­stra­tion auf. Zu dem ver­sam­melten sich erneut ca. 400 Ras­sistIn­nen an sel­ber Stelle mit dem sel­ben Ziel zu ein­er nicht-angemelde­ten Ver­samm­lung. Nach etwa ein­er Stunde wurde eine Eil­ver­samm­lung weniger Meter weit­er abge­hal­ten. Etwa die Hälfte der Teil­nehmerIn­nen schlossen sich anschließend der NPD Demon­stra­tion an, die durch das Plat­ten­bauge­bi­et um den Gelsenkirch­en­er Platz führte. An der Demon­stra­tion nah­men 300–400 Ras­sistIn­nen und bekan­nte Neon­azis teil.
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Ras­sis­tis­che Kundge­bungsserie in Bad Freienwalde
Gle­ich mehrere Kundge­bun­gen sollen Ende Okto­ber und Novem­ber in Bad Freien­walde stat­tfind­en. So wird auf der Face­book­seite “Bürg­er­wehr Deutsch­land” mit ein­er Grafik für den 31. Okto­ber eine Kundge­bung “gegen unkon­trol­lierte Massenein­wan­derung” auf dem Mark­t­platz vor dem Rathaus in Bad Freien­walde gewor­ben. Weit­ere Kundge­bun­gen sollen jew­eils am 8. und 21. Okto­ber am sel­ben Ort stat­tfind­en. In einem Fly­er schüren die Organ­isatorIn­nen die Angst gegen den Islam, in dem sie behaupten, dass die Mehrheit der Asyl­suchen­den Mus­lime sei und dass der Islam nicht zu Deutsch­land gehören würde.

31.Oktober: Brandenburg/Havel und Lübbenau
Neben Bad Freien­walde sollen zu dem auch flüchtlings­feindliche Ver­anstal­tun­gen in Brandenburg/Havel und Lübbe­nau stat­tfind­en. In Brandenburg/Havel hat die NPD eine Kundge­bung zwis­chen 11.30 und 13.00 Uhr auf den Neustädtis­chen Markt angemeldet. Als Red­ner wer­den Michel Müller (Kreisvor­stand NPD Hav­el-Nuthe) und Andre Schär (NPD Pots­dam-Mit­tel­mark) angekündigt. Die “AG Antifa” ruft zu Gegen­protesten auf.
Dir Vere­in “Zukun­ft Heimat e.V.” ruft am 31. Okto­ber zur gle­ich­nami­gen Demon­stra­tion in Lübbenau/Spreewald auf. Die grafisch aufwendig gestal­teten Web‑, Face­book- und Twit­ter-Seit­en weisen eine inhaltliche Nähe zur AfD und der Bewe­gung der “Iden­titären” auf.

01. Novem­ber: III. Weg in Frank­furt (Oder)
Für den 01. Novem­ber hat die Face­book-Seite „Frankfurt/Oder wehrt sich“ eine Ver­anstal­tung mit dem Titel „STOPP DEM ASYLWAHN! ! !“ erstellt. Laut dieser will die Grup­pierung in der Wal­ter Kors­ing Straße/Haltestelle Sta­dion auf­marschieren. Das Titel­bild lässt erah­nen, dass der Auf­marsch zur geplanten Asy­lun­terkun­ft am Karl-Rit­ter-Platz ziehen soll. Bere­its im Juli führten die Neon­azis um den Ini­tia­tor der Face­book-Seite Peer Koss dort eine Kundge­bung durch. Bei den Ver­anstal­tun­gen der Grup­pierung trat in der Ver­gan­gen­heit immer wieder die Kleinspartei „Der III.Weg“ als organ­isierende Struk­tur auf, zulet­zt am 03. Okto­ber (Infori­ot berichtete). Der bekan­nte “III.Weg”-Überläufer Pas­call Stolle wirbt kräftig für die Ver­anstal­tung am 01. Novem­ber. So ver­bre­it­et er die Ver­anstal­tung im Netz und postet sie auf diverse Pin­nwände weit­er­er Anti-Asyl-Seit­en, wie beispiel­sweise „Bran­den­burg wehrt sich“ oder „Witt­stock SAGT NEIN zu Asylpoli­tik“. Es ist daher mit einem weit­eren Auftritt der Partei in Frankfurt/Oder zu rechnen.
Mitte: Pascal Stolle und der III. Weg am 03. Oktober in Frankfurt Oder
Mitte: Pas­cal Stolle und der III. Weg am 03. Okto­ber in Frank­furt Oder

Mon­tags­demon­stra­tio­nen in Großräschen
In Großräschen (Spree-Neiße) wollen sich sog. “Mon­tags­demos” etablieren. Bere­its am 19. und 26. Okto­ber fan­den solche mit jew­eils über 100 Teil­nehmerIn­nen statt. Die Kundge­bun­gen richt­en sich, laut eigen­er Angaben, gegen die Bun­desregierung. Ini­tia­tor der Ver­anstal­tun­gen soll der ver­meintliche Reichs­bürg­er Rico Hand­ta sein. Auch in Cot­tbus treibt Hand­ta sein Unwe­sen. So ist er am 16. Okto­ber als Red­ner auf der Eil­ver­samm­lung in der Lipezk­er Straße aufge­treten und rief die Demonstrant_innen dazu auf, sich der NPD Demon­stra­tion in der Gelsenkirch­en­er Alle anzuschließen. Später dis­tanzierte er sich von dieser Aus­sage auf Face­book. Ent­ge­gen der Vere­in­barung zwis­chen der NPD Bran­den­burg und der Organ­isatorIn­nenkreis der Ver­samm­lun­gen auf den Nor­ma-Park­platz in Cot­tbus, rief Hand­ta zu ein­er weit­eren Ver­samm­lung am 23. Okto­ber in der Lipezk­er Straße auf. Laut Angaben von dem Bran­den­burg­er NPD-Vize Ron­ny Zasowk sollte eine zwei­wöchige Demon­stra­tionspause in Cot­tbus ein­gelegt wer­den. Im Anschluss an die Kundge­bung am 23. Okto­ber kam es zu ein­er Het­z­jagt an der BTU Cot­tbus-Sen­ften­berg sowie weit­eren Über­grif­f­en durch ver­meintliche Teil­nehmerIn­nen der Kundge­bung. Bei den Angrif­f­en sollen die TäterIn­nen ein­deutig rechts­gerichtete Parolen gerufen haben sollen.
“Abendspaziergänge” in Ober­hav­el und Rheinsberg
Wie die Face­book-Seite “Nein zum Heim in Oranien­burg” angekündigt hat, sollen am 4. Novem­ber in Oranien­burg, 5. Novem­ber in Vel­ten und am 7. Novem­ber in Rheins­berg asylfeindliche Demon­stra­tio­nen stat­tfind­en. Bere­its fünf sog. “Abendspaziergänge” mit jew­eils durch­schnit­tlich 250 Teil­nehmerIn­nen wur­den in Oranien­burg zwis­chen Dezem­ber 2014 und März 2015 abge­hal­ten. Ein weit­er­er Ableger der Demon­stra­tio­nen fand sich in Zehdenick. Dort fan­den Anfang des Jahres zwei und Anfang Okto­ber ein weit­er­er Auf­marsch statt. Sowohl die Seite “Nein zum Heim in Oranien­burg”, wie auch ein Teil ihrer Ableger und die Demon­stra­tio­nen wer­den durch die örtliche NPD ges­teuert. Um den Ver­anstal­tun­gen einen bürg­er­lichen Anstrich zu ver­lei­hen, wer­den als Anmelder unschein­bare Per­so­n­en vorgeschickt. Der Ord­ner­di­enst, die Tech­nik und ein Teil der Red­ner­In­nen wird jedoch durch die NPD gestemmt.

14. Novem­ber: Anti-Asyl-Demon­stra­tion in Prenzlau
Eine Face­book-Seite „BB.Patrioten“ ruft zu ein­er Demon­stra­tion am 14. Novem­ber in Pren­zlau auf. Ursprünglich sollte die Demon­stra­tion am 21. Novem­ber stat­tfind­en. Die Ver­anstal­ter haben den Ter­min jedoch vorver­legt. Der knappe Aufruf der Demon­stra­tion besitzt wenig lokalen Bezug. Laut Beschrei­bung richtet sich die Demon­stra­tion „gegen geplante Asy­lun­terkün­fte in Bran­den­burg“ und die „gescheit­erte Asylpoli­tik in unserem Land“. Fah­nen aller Bun­deslän­der dür­fen zur Demon­stra­tion mit­ge­bracht wer­den, so die Ver­anstal­ter. Wie das Inter­net­por­tal „gegenrede.info“ berichtet, wurde die Demon­stra­tion durch den Finow­furter Lucas Schmidt angemeldet, der „nicht ger­ade als Szene­größe bekan­nt ist“. Auch wird die Demon­stra­tion bis zum heuti­gen Zeit­punkt nicht von lokalen Neon­azis unterstützt.
Facebook-Veranstaltung zum 21.11. in Prenzlau
Face­book-Ver­anstal­tung zum 21.11. in Prenzlau
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Kein zweites Köln!

Wir kön­nen es nicht fassen! Deut­lich­er kon­nte die Botschaft nicht sein: „zuerst Hen­ri­ette Rek­er dann André Stahl“ stand mit schwarz­er Schrift geschmiert an ein­er Hauswand in Bernau. Eine deut­liche Mord­dro­hung gerichtet an den Bürg­er­meis­ter André Stahl (Die Linke), nach­dem Hen­ri­ette Rek­er, die frischgewählte Ober­bürg­er­meis­terin von Köln, am Sam­stag Opfer eines neon­azis­tis­chen Angriffes gewor­den war.
Wir, die Jugend­bil­dungs- und Freizei­tini­tia­tive Bernau (bif), sind geschockt über diese, ganz offen­sichtlich neon­azis­tis­che Het­ze gegen André Stahl. Als wäre es nicht genug, dass in den let­zten Monat­en fast tagtäglich Neon­azis und Ras­sistIn­nen in Bran­den­burg auf­marschieren und ihre ras­sis­tis­chen Parolen ver­bre­it­en, nun wird André Stahl bedroht.
Wir ken­nen André Stahl als einen engagierten Demokrat­en, der sich ein­set­zt für seine Mit­men­schen. Während auf anderen Seit­en der Poli­tik die Schließung der Gren­zen gefordert wird, zeigt Stahl, wie auch Reker
Men­schlichkeit. Sie ste­hen für Hil­fe geflüchteter Men­schen und für ein friedlich­es und demokratis­ches Zusam­men­leben. Der Mord­ver­such an Rek­er und die Bedro­hung Stahls sind Aus­druck ein­er eng­stirni­gen, welt­frem­den und zu tief­st zu verurteilen­den recht­en Ideologie!
Bernau hat kein Platz für Ras­sistIn­nen und Neon­azis! Der Angriff macht für uns mehr denn je deut­lich, dass eine Sol­i­dar­ität gegenüber Geflüchteten notwendig ist. Wir danken André Stahl für seine
Unter­stützung und wün­schen uns weit­er­hin eine sol­i­darische und an den Bedürfnis­sen der Geflüchteten ori­en­tierten Auf­nahme, Unter­bringung und Begleitung in Bernau!
Jugend­bil­dungs- und Fre­itzei­tini­tia­tive Bernau e.V.
20.10.2015

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Antifaschismus Flucht & Migration

Mindestens 300 RassistInnen in Cottbus vor Asylunterkunft

Infori­ot – 300–400 Ras­sistIn­nen zogen am Fre­itagabend durch den Cot­tbuser Stadt­teil Sach­sendorf. Am kom­menden Fre­itag soll es wieder Proteste geben. Die Demon­stra­tion, die zuvor über Face­book bewor­ben wurde, war nicht angemeldet. Die Polizei wollte die unrecht­mäßige Ver­samm­lung auflösen, war jedoch auf Grund der Men­schen­menge über­lastet. Zwar kon­nte die Polizei ver­hin­dern, dass die Ras­sistIn­nen vor dem Heim sam­meln und ließ sie mit „Aus­län­der raus“ und „Wir sind das Volk“-Rufen durch das Plat­ten­bau­vier­tel ziehen, kon­nte aber eine Auflö­sung nicht unmit­tel­bar durch­set­zten. Daraufhin haben sich selb­st Ein­satzhun­dertschaften aus Berlin nach Cot­tbus begeben. Der aggres­siv­en Mob löste sich nach eini­gen Stun­den auf. Anlass für den ras­sis­tis­chen Protest war ein Willkom­mensfest von Unterstützer_innen der Außen­stelle der Erstauf­nah­meein­rich­tung in der Poz­nan­er Straße.
Sach­sendorf vor 23 Jahren
Die Auss­chre­itun­gen in Cot­tbus-Sach­sendorf sind nicht auf Grund und der Gren­znähe zu Sach­sen (von der Namen­snähe mal abge­se­hen), dem Bun­des­land in dem inzwis­chen beina­he jed­er kleine Ort von ras­sis­tis­chen Auss­chre­itun­gen bekan­nt gewor­den ist, besorgnis­ere­gend, son­dern weil es Erin­nerun­gen an die Krawalle vor 23 Jahren aus­löst. „Drei Nächte voller Feuer, Angst und Gewalt in Cot­tbus“ hat­ten die Lausitzer Rund­schau die ras­sis­tis­chen Pogrome rück­blick­end zusam­menge­fasst. Damals demon­stri­ereten mehrere hun­dert Neon­azis vor der Asy­lun­terkun­ft in Sach­sendorf. Jedoch, anderes als in der ver­gan­genen Nacht, nicht nur pöblend, son­dern bewaffnet mit Steinen und Molo­tow­cock­tails. Eine der damals mit­mis­chen­den Neon­azis war in den let­zten Jahren Stadtverord­neter der NPD in der Cot­tbusser Stadtverord­neten­ver­samm­lung: Frank Hübner.
Näch­sten Fre­itag, gle­iche Zeit
Für kom­menden Fre­itag ist inzwis­chen im Inter­net wieder Ankündi­gun­gen für Proteste aufge­taucht. Am 16.10, um 18:30 Uhr wollen sich wieder Ras­sistIn­nen in Cot­tbus tre­f­fen und gegen Asylpoli­tik und gegen Geflüchtete protestieren. Neben Cot­tbus sind für die kom­menden Tagen in weit­eren Orten in Bran­den­burg, u.a. in Sprem­berg am 17.10. und 30.10. in Sen­ften­berg ras­sis­tis­che Aufmärsche sowie Nazi­ak­tio­nen angekündigt. Auf Infori­ot hal­ten wir über die aktuell­sten Ter­mine auf dem Laufenden.
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Der 3. Oktober in Brandenburg

INFORIOT Für den “Tag der Deutschen Ein­heit” riefen Neon­azis um die NPD-Aktivistin Manuela Kokott zu ein­er lan­desweit angelegten Aktion “über die Partei­gren­zen hin­aus” (Infori­ot berichtete). In ins­ge­samt 17 Städten wur­den Kundge­bun­gen, Mah­nwachen und ein Info­tisch angemeldet, von denen mit Aus­nahme von Pren­zlau alle stattge­fun­den haben. In 13 Städten fan­den Protestver­anstal­tun­gen statt, bei denen sich min­destens ebenso­viele bis deut­lich mehr Men­schen ent­ge­gen gestellt haben.
Deut­lich­er Gegen­wind in Oberhavel
Im Land­kreis Ober­hav­el fand eine Kundge­bung in Fürsteberg/Havel und ein Info­tisch in Hen­nigs­dorf statt. In Hen­nigs­dorf insze­nierte sich der Kreisvor­stand der NPD Ober­hav­el, Burkhard Sah­n­er, zusam­men mit den NPD-Kreistagsverord­neten Thomas Schulz und ein­er weit­eren Per­son auf den Post­platz. Ihnen stell­ten sich ca. 30 Gegendemonstrant*innen entgegen.

NPD Kundgebung zu Beginn der Veranstaltung.
NPD Kundge­bung zu Beginn der Veranstaltung.

In Fürstenberg/Havel nah­men an der NPD Kundge­bung unge­fähr 40 Per­so­n­en teil, darunter viele Bürg­erIn­nen aus der Ortschaft wie auch der NPD Stadtverord­nete Mario Popiela. Die NPDler führten das Trans­par­ent der aktuellen Anti-Asyl Kam­pagne “Asyl­be­trug macht uns arm” mit. Das selbe Trans­par­ent wurde am Vortag beim drit­ten “Abendspazier­gang” in Zehdenick mit­ge­führt.  Die Kundge­bung wurde durch den Vel­tener NPD Stadtverord­neten Robert Wolin­s­ki angemeldet. Unter­stützend zur Durch­führung kam eine ca. fünf-köp­fige Besatzung aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern und stellte die Logis­tik. Der Star­garder NPD Stadtverord­nete Nor­man Runge trat bei der Kundge­bung als Red­ner auf. Auf die Frage warum ein Orts­fremder die Kundge­bung leit­ete, erwiderte Runge, dass die “Asyl­prob­lematik” in Bran­den­burg die gle­iche sei
Gegendemonstrat*innen umstellen die NPD Kundgebung und übertönen sie.
Gegendemonstrant*innen umstellen die NPD Kundge­bung und übertö­nen sie.

wie in Meck­len­burg-Vor­pom­mern und redete Stan­dard­phrasen runter. Per­son­elle Unter­stützung bekam die Kundge­bung außer­dem aus Tem­plin. Dort fand eben­falls eine Kundge­bung statt, die jedoch frühzeit­ig been­det wurde. Einige Neon­azis macht­en sich dann nach Fürsten­berg auf.
Übertönt wurde die NPD Kundge­bung von mehreren Seit­en durch Gegendemonstrant*innen. An den Protest nehmen knapp 70 Per­so­n­en teil. Sichtlich verärg­ert über den Lärm­pegel der Gegenkundge­bung ver­suchte Wolin­s­ki verge­blich die Protestieren­den durch die Polizei von der NPD Kundge­bung wegzube­we­gen. Kleinere Grüp­pchen ließen sich jedoch nicht nehmen in direk­ter Sicht- und Hör­weite ihren Unmut kund zu tun.
Bilder: hier.
Kundge­bung in Frank­furt (Oder)
Auch in Frank­furt (Oder) gab es heute eine Kundge­bung der neon­azis­tis­chen Kam­pagne “Wir sind das Volk”. Angemeldet vom stadt­bekan­nten Neon­azi Peer Koss der Grup­pierung “Frank­furt (Oder) wehrt sich”, ver­sam­melten sich am Haupt­bahn­hof etwa 40 Neon­azis. Koss selb­st war nicht anwe­send. Er hat zur gle­ichen Zeit eine Kundge­bung in sein­er neuen Heimat­stadt Beeskow durchge­führt. Stattdessen war Stef­fi Schnapp, eine Fre­undin des Ehep­aars Koss, für die Durch­führung verantwortlich.
Am Hauptbahnhof demonstrierten über 100 Antifaschist*innen gegen die Neonazis.
Am Haupt­bahn­hof demon­stri­erten über 100 Antifaschist*innen gegen die Neonazis.

Der Großteil der Teil­nehmenden bestand zumeist aus junge Frank­furter Neon­azis. Jedoch reiste auch eine Del­e­ga­tion des neon­azis­tis­chen “III. Weg” aus Pots­dam-Mit­tel­mark an. Pas­cal Stolle war sodann auch der einzige Red­ner in Frank­furt. Am “Tag der deutschen Ein­heit” sprach er davon, dass Deutsch­land vor 25 Jahren nur teil­vere­inigt wurde und die “Heimhol­ung” der fehlen­den Ost-Gebi­ete not­falls selb­st­gemacht wer­den müsste. Natür­lich durfte die immer gle­iche Het­ze gegen Asyl­suchende in Stolles Rede nicht fehlen. Mit der deutschen Nation­al­hymne in allen drei Stro­phen endete die Kundgebung.
Pascal Stolle vom "III. Weg" verbreitet vor etwa 40 Neonazis sein krudes Bild von der "vollkommenden" deutschen Wiedervereinigung.
Pas­cal Stolle vom “III. Weg” ver­bre­it­et vor etwa 40 Neon­azis sein krudes Bild von der “vol­lk­om­menden” deutschen Wiedervereinigung.

Das Bünd­nis “Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)” rief zu Gegen­protesten auf, an denen sich ins­ge­samt 100 Nazigegener*innen beteiligten. Die Polizei war ver­hält­nis­mäßig mit vie­len Ein­satzkräften vor Ort. Die laut­starken Proteste übertön­ten die eher schwache Beschal­lungsan­lage der Neon­azis, so dass diese wenig zu hören waren.
Bilder: hier
Auch in anderen Städten Ost­bran­den­burgs gab es Protest
In der Kreis­stadt Beeskow sowie in Fürsten­walde fan­den eben­falls Neon­azi-Kundge­bun­gen statt. Auch dort organ­isierte sich laut­stark­er Gegen­protest. In Beeskow fan­den sich 70 Antifaschist*innen zusam­men um sich 20 Neon­azis um das Ehep­aar Koss ent­ge­gen­zustellen. In Füsten­walde war das Kräftev­er­hält­nis jedoch sehr aus­geglichen. 25 Neon­azis standen genau­so vie­len Gegendemonstrant*innen gegenüber. Lediglich in Brieskow-Finken­heerd, wo der EA-Aktivist Björn Brusak eine ras­sis­tis­che Kundge­bung angemeldet hat­te, gelang es nicht Antifaschis­tis­chen Protest zu organ­isieren. Hier ver­sam­melten sich aber bis zu 40 Neon­azis und “besorgte BürgerInnen”.
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Keine Eskalation trotz nicht eingehaltener Absprachen

Die Frei­willi­gen­struk­turen in der Außen­stelle des Erstaufnahmelagers
für Geflüchtete in der Hein­rich-Mann-Allee 103 in Pots­dam arbeit­en ohne
Eskala­tion weit­er, obwohl die Absprachen zwis­chen ihnen und der
Auf­nahmestelle in Eisen­hüt­ten­stadt seit­ens Frank Nürn­berg­er, Leit­er der
Zen­tralen Aus­län­der­be­hörde in Bran­den­burg, bezüglich des Trans­portes der
Geflüchteten von Pots­dam nach Eisen­hüt­ten­stadt nicht einge­hal­ten worden
sind.
Die Nachricht, dass die Bewohner_innen des Erstauf­nah­me­lagers in
Pots­dam gesam­melt zur Reg­istrierung nach Eisen­hüt­ten­stadt gebracht
wer­den sollen, traf bei den Frei­willi­gen über­raschend ein. Es folgten
Diskus­sio­nen zwis­chen Frei­willi­gen und DRK, dem Brandenburger
Innen­min­is­ter Karl-Heinz-Schröter (SPD) und Mike Schu­bert, Leit­er des
Refer­ates für Brand‑, Katas­tro­phen­schutz und Mil­itärangele­gen­heit­en im
Min­is­teri­um für Inneres und Kom­mu­nales (SPD), um dieses ineffiziente
und die Verun­sicherung der Geflüchteten ver­stärk­ende Vorhaben zu
ver­hin­dern. Das Büro der Frei­willi­genko­or­di­na­tion kündigte an, seine
Mobil­isierungs­fähigkeit zu nutzen, um den Abtrans­port der Geflüchteten
zu verhindern.
Die Frei­willi­gen drängten auf offizielle Zugeständ­nisse bezüglich der
Bedin­gun­gen, unter denen ein kurzzeit­iger Trans­port der Geflüchteten
nach Eisen­hüt­ten­stadt als Kom­pro­miss akzept­abel schien.
Wir forderten, dass­die Busse nur für die Erstreg­istrierung nach
Eisen­hüt­ten­stadt fahren, in der dor­ti­gen völ­lig über­füll­ten Unterkunft
nicht verbleiben, son­dern gle­ich nach der Reg­istrierung der Geflüchteten
zurück nach Pots­dam fahre­nund­dass alle Geflüchteten, die dies
wollen,nach Pots­dam zurück­kehren können.Die Busse soll­ten von je
einem/einer Übersetzer_in und zwei Ehre­namtlichen begleit­et wer­den. Die
Frei­willi­gen und die Geflüchteten soll­ten genau über das anstehende
Ver­fahren in Eisen­hüt­ten­stadt aufgek­lärt wer­den. Außer­dem solltedie
Aufen­thalts­dauer der Geflüchteten in Eisen­hüt­ten­stadt möglichst kurz
gehal­ten werden.
Die Ver­ant­wortlichen waren von den Frei­willi­gen nicht zu schriftlichen
und offiziellen Abmachun­gen zu bewe­gen. Informellen Zusagenzufolge
soll­ten die Busse durch mehrere Helfer_innen begleit­et wer­den dürfen.
Dies wurde ihnen jedoch gestern ver­wehrt und es wurde lediglich ein_e
Übersetzer_in pro Bus zugelassen.
“Wir sind schw­er ent­täuscht, dass sich Herr Nürn­berg­er nicht auf diese
leicht zu erfül­len­den Bedin­gun­gen ein­ge­lassen hat. Es wäre ein Leichtes
gewe­sen durch die von uns aufgestell­ten Forderun­gen die Verunsicherung
der Men­schen aufzulösen “, beschw­ert sich Ani­ka Friedrich. “Wir haben
uns den­noch dazu entsch­ieden, den Betrieb der Frei­willi­gen in der
Hein­rich-Mann-Allee aufrechtzuer­hal­ten, um die Ange­bote und Betreuung
hier vor Ort durch Frei­willige weit­er gewährleis­ten zu können”.
Es ist allein dem Wider­stand der Ehre­namtlichen zu ver­danken, dass die
Men­schen ’nur’ zur Reg­istrierung nach Eisen­hüt­ten­stadt mussten. Für die
Zukun­ft ist eine genaue Infor­ma­tion der Reisenden nach Eisenhüttenstadt
immens wichtig. “Der gestrige Mor­gen hat gezeigt, dass die Menschen
extrem verun­sichert sind und teil­weise befürchten,zurück nach Ungarn
geschickt zu wer­den. Dies ist unhalt­bar. Allein aus diesem Grund haben
wir eine mehrfachdieBe­treu­ung der Men­schen einge­fordert,” erklärt
Flo­ri­an Rau.
Grund­sät­zlich erwarten wir ein Über­denken der staatlichen
Ver­wal­tungsstruk­turen und die Ent­bürokratisierung der Asylverfahren.
“Nicht erst seit gestern wird das Struk­turver­sagen des deutschen
Asyl­sys­tems sicht­bar. Dass Men­schen in Unsicher­heit quer durch
Bran­den­burg zur Reg­istrierung gefahren werden,weil eine Bundesverwaltung
nicht in der Lage ist einen angemesse­nen Inter­ne­tan­schluss zu
bestel­lenund zeit­gemäße Soft­ware bereitzustellen,zeigt, wie absurd
Asylver­fahren momen­tan laufen.“ärgert sich Franziska Reichen.
Für Rück­fra­gen ste­hen wir Ihnen unter der Rufnum­mer 01573 66 77 936 oder
per eMail an info@hma103.de zur Verfügung.

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Flucht & Migration Law & Order

Syrische Flüchtlinge weiter aufnehmen!

Super­in­ten­dent Thomas Wisch, Vor­sitzen­der des Aktions­bünd­niss­es gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit: “Es gibt Fam­i­lien in den syrischen Bürg­erkriegs­ge­bi­eten, die sofort nach Bran­den­burg kom­men kön­nen. Es gibt Bürg­er bei uns, die auf eigene Kosten diese Men­schen aufnehmen wollen. Dafür muss das Auf­nah­me­pro­gramm sofort ver­längert wer­den, dazu fordere ich die Lan­desregierung nach­drück­lich auf. Das ist ein Gebot der Men­schlichkeit, und die Men­schen in Syrien haben keine Zeit!”
 
Das Lan­desauf­nah­me­pro­gramm ermöglicht den Nachzug syrisch­er Ange­höriger nach Bran­den­burg, wenn ein in Deutsch­land leben­der „Verpflich­tungs­ge­ber“ den Staat von allen Kosten freis­tellt. Am Mittwoch, den 30. Sep­tem­ber, läuft das bran­den­bur­gis­che Pro­gramm aus. Am ver­gan­genen Don­ner­stag hat der Land­tag mit den Stim­men aller Parteien außer der AfD mit einem Beschluss die Lan­desregierung zur Ver­längerung und Verbesserung des Pro­gramms aufgefordert.
 
Innen­min­is­ter Karl-Heinz Schröter (SPD), der die Ver­längerung per Anord­nung auf den Weg brin­gen müsste, sagte vor dem Land­tag, es gebe „rechtliche Prob­leme“ zwis­chen Bund und Län­dern, die erst beseit­igt wer­den müssten. Damit dro­ht eine Aus­set­zung des Pro­gramms auf unbekan­nte Zeit.
 
Mar­tin Keune, der Vor­sitzende des Vere­ins „Flüchtlingspat­en Syrien e. V.”: “Wir kön­nen mehrere Fam­i­lien aus Syrien her­aus­holen, wenn die Lan­desregierung jet­zt han­delt. Die fün­fköp­fige Fam­i­lie H. hat sich in Alep­po unter Granaten­feuer im Flur ihres Haus­es ver­schanzt, ohne Wass­er, ohne Strom und ohne Hoff­nung auf eine Unterkun­ft. Bran­den­burg­er Bürg­er wollen mit uns dafür sor­gen, dass diese Fam­i­lie ohne Belas­tung der Lan­deskasse gerettet wer­den kann. Aber: Ohne die Ver­längerung des Auf­nah­me­pro­gramms gibt es für diese Fam­i­lie — und auch für andere — keine Hoffnung.”
 
Der Vere­in „Flüchtlingspat­en Syrien e. V.” holt im Rah­men des Lan­desauf­nah­me­pro­gramms Men­schen aus dem Krieg in Syrien nach Bran­den­burg – mit Visum, auf eigene Kosten und ohne Schlep­per oder den tödlichen Weg übers Mit­telmeer. Bürg­er finanzieren Woh­nun­gen, zahlen den Leben­sun­ter­halt und geben Spra­chunter­richt. Diese Fam­i­lien­zusam­men­führung ist der let­ztere sichere und legale Weg aus Syrien nach Brandenburg.
 
Weit­ere Infor­ma­tio­nen Anna Span­gen­berg, Aktions­bünd­nis Bran­den­burg: 0331 505824–27 Mar­tin Keune, Flüchtlingspat­en Syrien e.V.: 030 21477700

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Flucht & Migration

Solidarität im Zwiespalt der Realität(en)

Auch wir, das „la datscha“ — Kollek­tiv, haben uns zusam­menge­set­zt und die ersten Tage in der Hein­rich-Mann-Allee 103 fu?r uns aus­gew­ertet und daru?ber disku­tiert. Im Fol­gen­den haben wir ver­sucht unseren Stand­punkt zur derzeit­i­gen Sit­u­a­tion vor Ort
zusam­men­z­u­fassen und hof­fen u?ber einige Punk­te mit euch wei­t­er­disku­tieren zu können.
Seit Mon­tag let­zter Woche wur­den auf dem Min­is­teri­ums­gelände, in ehe­ma­li­gen Bu?rogebäuden, Unterku?nfte fu?r Geflu?chtete eingerichtet.
Da erst am Son­ntagabend klar wurde, dass diese genutzt wer­den kön­nen, wur­den inner­halb ku?rzester Zeit Helfer_innenstrukturen organ­isiert, um dem schlimm­sten Durcheinan­der ent­ge­gen­zuwirken und den Geflu?chteten eine menschenwu?rdige Ankun­ft vorzu­bere­it­en. Es wur­den die Gebäude grundgere­inigt, notdu?rftig möbliert und
Sach­spenden­stellen ein­gerichtet. Viele Frei­willige haben mit angepackt und der Spende­naufruf wurde mit großer Res­o­nanz erwidert. Es ist schön zu sehen, wie viele Leute bere­it sind, Men­schen in Not zu helfen und ihre Freizeit einzubrin­gen, um eben
diesen in Not ger­ate­nen endlich ein Ankom­men möglich zu machen.
Ohne diese Selb­stor­gan­i­sa­tion hätte das pein­liche Ver­sagen des Staates ganz andere Aus­maße angenom­men. Wie in vie­len anderen Städten, hat sich auch das Land Bran­den­burg fast vol­lkom­men auf diese Helfer_innenstrukturen bei der Bewäl­ti­gung der Geflu?chtetenversorgung ver­lassen. Wieder ein­mal haben Frei­willige die defiz­itäre Flu?chtlingspolitik der ver­gan­genen Jahrzehnte kom­pen­siert und fu?r diesen Ein­satz haben sie unsere größte Sol­i­dar­ität und Anerkennung!
Ganz andere Bilder kon­nte men­sch Anfang der Neun­ziger miter­leben, wo Geflu?chtete viel weniger Unterstu?tzung und Sol­i­dar­ität erfahren haben , Helfer_innen sehr alleine waren und oft nicht im Ansatz das Gefu?hl hat­ten, mit dem, was sie tat­en auch nur annährend die Mei­n­ung ein­er Mehrheit zu vertreten. Das ist heute zum Glu?ck anders!!
Was nicht anders gewor­den ist, ist der Staat, der hin­ter allem steckt, der von Krise redet, weil Geflu?chtete eine Dynamik in Gang geset­zt haben, die Gren­zen, staatliche Autoritäten und ein Sys­tem in Frage stellt, was vor zwanzig Jahren, mit der starken Ein­schränkung des §16 des Grundge­set­zes dafu?r sor­gen sollte, dass es nie­mand mehr bis Deutsch­land schaf­fen könnte.
Durch Ver­schär­fun­gen des Asylge­set­ztes, dem mil­lio­nen­schw­eren Aus­bau von Fron­tex und Dublin III wurde diese Abschreck­ungspoli­tik noch weit­er verschärft.
Die Krise, von der sie jet­zt reden, wird fu?r das deutsche Flu?chtlingssystem nur dazu, weil diese Men­schen in Not, die nicht im Ansatz die Bewe­gungs­frei­heit­en haben wie wir (mit deutschem Pass) all die Regeln umgan­gen haben ihre Frei­heit durchsetzen.
Sie u?berschreiten Gren­zen und zwin­gen die Heuch­ler, sich mit ein­er Sit­u­a­tion zu befassen, an der sie nicht unschuldig sind. Alles wird sofort zur Krise stil­isiert und mit dem All­heilmit­tel Geset­zesän­derung “bekämpft”. So geschah es dieses Jahr im Juli mit
der Ver­ab­schiedung des Geset­zes zur Neuregelung des Bleiberechts und Aufenthaltsbedingungen.
Das Gesetz bein­hal­tet neben eini­gen Verbesserun­gen fu?r Asyl­suchende in Deutsch­land, wie zum Beispiel der Ein­schränkung der Res­i­den­zpflicht auch Ver­schär­fun­gen mit erhe­blichen Fol­gen fu?r die Betrof­fe­nen. So sollen als Haftgru?nde „Flucht­ge­fahr vor
Abschiebung“, „erhe­bliche Zahlung von Geld­be­trä­gen an Schleuser“ und „Iden­tität­stäuschung durch Pass­losigkeit“ gel­ten. Der Flu?chtlingsrat Bran­den­burg verurteilte diese Ver­schär­fung in einem offe­nen Brief mit den Worten: “Mit der Prax­is und Rhetorik der Abschiebun­gen wird die Willkom­men­skul­tur in Bran­den­burg unter­graben, die eine große Zahl von Willkom­mensini­tia­tiv­en tagtäglich prak­tizieren.” Eine neue Geset­zesver­schär­fung wird ger­ade disku­tiert. Sie soll u.a. den kom­plet­ten Entzug der Leis­tun­gen fu?r alle soge­nan­nten Dublinflu?chtlinge bein­hal­ten, so dass diesen im End­ef­fekt nichts anderes u?brig bleiben wird, als in der Ille­gal­ität zu leben oder das Land zu verlassen.
Nun zu uns und zu Potsdam.
Die neue Ein­rich­tung in der Hein­rich-Mann-Allee ist als Außen­stelle let­z­tendlich bloß eine kleine Schwest­er der ZAST (Zen­tralen Auf­nahmestelle) in Eisenhu?ttenstadt und das du?rfen wir nicht vergessen.
Die ZAST ist ein Ort, wo ras­sis­tis­che Ein­gangskon­trollen, Repres­sio­nen und Sank­tio­nen durch Sicher­heitsper­son­al, sowie Besucher_innenzeiten und Platzver­weise fu?r Helfer_innen an der Tage­sor­d­nung sind. Wir wollen nicht, dass diese Verhältnisse
irgend­wo, auch nicht in Pots­dam, repro­duziert werden.
Und trotz­dem sollte klar sein, dass, wenn wir ein „Außen­lager“ von Eisenhu?ttenstadt mitor­gan­isieren, doch nur einem Sys­tem zuar­beit­en, das wir ablehnen. Ein Asyl­sys­tem, was Geflu?chtete knas­tar­tig zusam­men­hält, Zäune errichtet und Men­schen „umverteilt“
oder abschiebt.
Dass das Gelände in der Hein­rich-Mann-Allee nur noch durch einen Hauptein­gang zu betreten ist und das Per­son­al Recht­fer­ti­gung dafu?r ver­langt, zeigt in welche Rich­tung sich die Sit­u­a­tion entwick­elt. Es ist nicht in Ord­nung, dass Polizeibeamte in Eigen­er­mäch­ti­gung die Ank­om­menden fil­men und erfassen wollen und der Staat, statt
seine men­schlichen Pflicht­en zu erfu?llen, bloß drangsaliert, kon­trol­liert und nervt. Wir wollen uns vom Staat und dessen Poli­tik nicht vere­in­nah­men lassen und hof­fen die meis­ten anderen auch nicht. Wir wollen hier­mit nicht die Arbeit aller Helfer_innen
kri­tisieren, denn diese Sol­i­dar­ität ist wichtig und nötig. Aber wir fra­gen uns schon, in welche Rich­tung sich das alles entwick­eln wird. Es ist wichtig, auch weit­er­hin Ein­fluss auf die Stim­mung zu nehmen und durch unser Engage­ment Druck auf Polizei und Politik
auszuu?ben.
Wir fordern die Öff­nung des gesamten Gelän­des, also aller Ein- und Aus­gänge, fu?r Geflu?chtete und Helfer_innen, damit es nicht zu einem gefäng­nisähn­lichen Ort wird. Es ist nicht hin­nehm­bar, Men­schen einen Zugang zur Gesellschaft auf­grund ihrer Herkunft
zu ver­wehren und/oder in Lagern oder lagerähn­lichen Orten zusam­men­zupferchen. Offen­heit ist ein Sig­nal in alle Rich­tun­gen, an die Geflo­henen genau­so wie an den Rest der Bevölkerung. Natio­nen und Gren­zen bleiben Kon­struk­te ein­er Weltordnung
ver­gan­gener Tage, die es zu u?berwinden gilt.
Geflu?chteten soll schnell­st­möglich ein Leben zu gle­ichen Bedin­gun­gen wie dem Rest der Bevölkerung möglich sein, sprich, dass sie in Pots­dam oder am Ort ihrer Wahl dezen­tral leben und sich frei bewe­gen können.
Wir lassen uns nicht täuschen von voru?bergehender Willkom­men­skul­tur und wer­den deswe­gen gle­icher­maßen mit aller Hil­fs­bere­itschaft und ver­schärfter Aufmerk­samkeit vor Ort sein, damit hier kein weit­eres repres­sives Lager­sys­tem geschaf­fen wird. Wir mu?ssen, neben der so wichti­gen Arbeit in der Hein­rich-Mann Allee, miteinan­der disku­tieren und definieren, wo wir ste­hen und unser Ver­hält­nis zum deutschen Staat klären.
Dieser hat in den ver­gan­genen Jahren alles Mögliche getan, Willkom­men­skul­tur kön­nen wir darin aber nicht erkennen.
Unsere Sol­i­dar­ität kann und wird immer selb­stor­gan­isiert und unkon­trol­lier­bar fu?r staatliche Stellen sein.
!Refugees wel­come! Free­dom of Movement!

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Flucht & Migration Gender & Sexualität

Nie wieder Angst haben!“

INFORIOT Homo­sex­u­al­ität gilt in Rus­s­land als Tabu-The­ma. Per Geset­zt wer­den LBGTs diskri­m­iniert und entrechtlicht. Mit Inkraft­treten des Geset­zes gegen soge­nan­nte „Homo-Pro­pa­gan­da“ im Juli 2013 wer­den jegliche pos­i­tive Äußerun­gen zu Homo­sex­u­al­ität in Anwe­sen­heit von Min­der­jähri­gen oder in Medi­en sowie dem "Nie wieder Angst haben" - Ein Interview mit Alissa, einer LBGT Aktivistin aus St. Petersburg, die aus Russland nach Deutschland geflüchtet ist und in Brandenburg ihre neue Heimat gefunden hat.Inter­net unter Strafe gestellt. Zudem sind LBGT Aktivist_innen täglich gewalt­täti­gen Angrif­f­en ausgesetzt.
Alis­sa ist LBGT Aktivistin aus St. Peters­burg und musste Rus­s­land ver­lassen auf­grund der unzu­mut­baren Zustände, die es ihr nicht erlaubt haben, sich frei zu ent­fal­ten. In der Bun­desre­pub­lik beantragt sie nun Asyl und wurde dazu im Früh­jahr dieses Jahres der Stadt Brandenburg/Havel zugewiesen. Heute lebt sie in ein­er Woh­nung in ein­er Nach­barstadt. INFORIOT hat ein Inter­view mit Alis­sa geführt.
Alis­sa, was hat dich dazu bewegt Rus­s­land zu ver­lassen und nach Deutsch­land zu flüchten?
Alis­sa: Die Entschei­dung wurde gefällt, eine Stunde nach­dem ich auf meine Fre­unde gewartet habe, welche mir geholfen haben meine Sachen zu pack­en und mich zu ver­steck­en, bis zum Abflug aus St. Peters­burg. Ich kon­nte nicht mehr in Rus­s­land bleiben. Meine Sicher­heit und die Sicher­heit mein­er Fam­i­lie und Fre­unde war nicht mehr gewährleis­tet. In mein­er Heimat­stadt waren über­all Plakate mit meinen Foto drauf, auf denen behauptet wurde, ich sei pädophil. Die rus­sis­chen Massen­me­di­en pro­pa­gandieren täglich Hass und unter­stellen, dass alle Homo­sex­uelle Vergewaltiger_innen und Pädophile seien. Mich haben sie auch dazu gerech­net und stell­ten mich in der ganzen Stadt bloß. Erst kurz zuvor wurde ich Opfer eines Über­griffes. Ich wurde bru­tal zusam­mengeschla­gen. Mir wurde zu ver­ste­hen gegeben, dass ich umge­bracht werde, wenn ich in Rus­s­land bleibe. Ich wusste, dass die Polizei mir nicht helfen wird. So habe ich mich zunächst ver­steckt und bin dann geflohen.
In Deutsch­land angekom­men hast du bere­its neg­a­tive Erfahrun­gen mit den Behör­den machen müssen. Welche Steine haben sie dir in den Weg gelegt?
Alis­sa: Es waren eher Schwierigkeit­en, die mit der Über­set­zung zusam­men­hin­gen. Die Über­set­zerin, welche mir zugewiesen wurde, war mir gegenüber neg­a­tiv eingestellt, nach­dem sie erfahren hat, dass ich les­bisch bin. Sie über­set­zte recht wäh­lerisch und manch­mal ver­weigerte sich ganz die Über­set­zung. Außer­dem erlaubte sie sich aus­fal­l­ende Kom­mentare mir gegenüber hinzufü­gen. Ich weiß von Fällen, bei denen mus­lim­is­che Übersetzer_innen sich weigern das Wort „gay“ zu über­set­zen. Das ist ein großes Problem.
Doch auch in der Sam­melun­terkun­ft in Brandenburg/Havel hat­test du Prob­leme mit anderen Asyl­suchen­den. Schildere uns doch bitte, was dort passiert ist.
Alis­sa: Ich bekam [in der Sam­melun­terkun­ft] Besuch von ein­er tschetschenis­chen Frau, da sie auch aus Rus­s­land kam und wir bei­de die selbe Sprache sprechen. Oft ver­ste­hen die Men­schen nicht, die in den Heimen arbeit­en, dass Rus­s­land ein multi­na­tionaler und mul­ti­kon­fes­sioneller Staat ist. Sie ist mus­lim­isch, ich bin katholisch. Sie war sicher­lich auch nicht davon begeis­tert über die Nach­barschaft mit dem Mäd­chen mit den „rasierten Schläfen”. Eines Mor­gens kamen in mein Zim­mer aggres­siv ges­timmte Mus­li­ma und fin­gen an mich dafür zu belei­di­gen, dass ich eine Kurzhaar­frisur habe und dass ich keine Röcke und kein Kopf­tuch tra­gen würde. Und einige Tage später kam ein­er der Ehemän­ner von ihnen, stürzte sich auf mich mit Fäusten und sagte, dass man solche wie mich (Les­ben) töten müsse. Nach­dem habe ich nicht mehr im Heim gewohnt.
Rel­a­tiv sel­ten ist in den deutschen Medi­en etwas zur Sit­u­a­tion von LBGT Aktivist*innen aus Rus­s­land zuhören, die hier Asyl beantra­gen. Mit den Organ­i­sa­tio­nen von LBGT-Geflüchteten bist du sehr gut ver­net­zt. Wie sieht die Sit­u­a­tion von rus­sis­chen LBGT-Geflüchteten in Deutsch­land aus?
Alis­sa: Im August bekam eine homo­sex­uelle Fam­i­lie (Dima und Wan­ja Tschunusowi) poli­tis­ches Asyl in Deutsch­land. Soweit es mir bekan­nt ist, ist das näm­lich der erste Fall eines poli­tis­chen Asyl. Es gibt einen Fall von sozialem Schutz [bzw. Dul­dung] auf bes­timmte Zeit. Alle anderen Ankömm­linge befind­en sich in der Wartezeit auf das Inter­view [Anm.d.Red: Jede Per­son, die Asyl beantragt, muss sich einem Inter­view durch das Bun­de­samt für Migra­tion und Flüchtlinge stellen, das entschei­dend ist für den Fort­gang des Asylver­fahrens ist]. In der Regel dauert die Wartezeit zwis­chen einem und zwei Jahren. Mit jedem Jahr bit­ten immer mehr Fam­i­lien mit Kindern um Asyl, weil in Rus­s­land ein Gesetz geprüft wird, welch­es erlauben soll, nicht-tra­di­tionellen Fam­i­lien die Kinder wegzunehmen.
Was meinst du, welche konkreten Maß­nah­men wür­den LBGT Men­schen das Leben erle­ichtern, zum Beispiel in den Asylunterkünften?
Alis­sa: Das größte Prob­lem von LBGT-Geflüchteten beste­ht darin, dass, auch wenn wir von Diskri­m­inierung und Hass fliehen, uns dieser Hass in den Heimen wieder begeg­net. Wir wer­den geschla­gen und beschimpft. Weil alle LGBTs in ver­schiedene Bun­deslän­der verteilt wer­den und es keine Möglichkeit gibt sich auszu­tauschen und gegen­seit­ig zu unter­stützen. Ich bin überzeugt, dass LBGT-Geflüchtete zusam­men­leben soll­ten — in eigen­ständi­gen Heimen. Und ich meine nicht nur die rus­sis­chsprachi­gen LBGT-Geflüchteten. Genau­so gibt es ein Prob­lem im Umgang mit den Sozialarbeiter_innen, oft wis­sen sie nicht über die Prob­leme von LBGTs in Rus­s­land und ver­ste­hen nicht die Fluchtgründe.
Was würdest du dir für deine eigene Sit­u­a­tion und die Sit­u­a­tion ander­er LBGT-Geflüchteter wünschen?
Alis­sa: Oh! Hm…ich finde, dass ich sehr großes Glück hat­te heute hier zu sein. Ich habe erstaunliche Men­schen getrof­fen, welche mir sehr viel helfen und wofür ich sehr dankbar bin! In der let­zten Zeit bin ich meine Angst los­ge­wor­den! Ich füh­le mich glück­lich und frei! Ich lerne Deutsch und plane eine Arbeitsstelle zu bekom­men. Ich wün­sche mir, mich schnell einzufind­en und ein geschätztes Mit­glied der deutschen Gesellschaft zu wer­den. Ich möchte in Deutsch­land bleiben und den anderen Geflüchteten helfen, diese schwierige erste Etappe zu meis­tern. Dies wün­sche ich auch den anderen Geflüchteten. Aus der Schale schlüpfen und ein erfülltes Leben anfan­gen. Und keine Angst haben! Nie wieder Angst haben!
Vie­len Dank für das Interview!
Das Inter­view wurde schriftlich in rus­sis­ch­er Sprache geführt und ins Deutsche übersetzt.
 


Ver­anstal­tung­sh­in­weis: Am 22. Sep­tem­ber find­et um 19 Uhr im Bürg­er­haus in der Alt­stadt (Bäck­er­straße 14) in Brandenburg/Havel eine Infor­ma­tionsver­anstal­tung zum The­ma LGBTI (Les­ben, Schwule, Bi‑, Trans- und Inter­sex­uelle) und speziell LGBTI-Geflüchteten statt. Mehr Infos: hier.


 

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Antifaschismus Flucht & Migration

Zur geplanten Verlegung der Geflüchteten aus der Heinrich-Mann-Allee nach Eisenhüttenstadt

Seit Son­ntag war bekan­nt, dass mehrere hun­dert Geflüchtete in Pots­dam in der Hein­rich-Mann-Allee ankom­men wer­den. Seit­dem sind Frei­willige zusam­men mit dem DRK dabei, alles Notwendi­ge zu organ­isieren. Die Ver­sorgung mit Nahrungsmit­teln, der Auf­bau der Schlaf­stät­ten, sowie die Begrüßung der Geflüchteten und die Organ­i­sa­tion der Spenden. Die Möglichkeit Men­schen aufzunehmen und die Her­stel­lung der Arbeits­fähigkeit der neuen Unterkun­ft war nur durch das ehre­namtliche Engage­ment möglich.
Damit übernehmen ehre­namtliche Helfer*innen klas­sis­che Katas­tro­phen­schutza­uf­gaben, es muss von Staatsver­sagen gesprochen werde. 
Die hier inner­halb weniger Tage geschaf­fe­nen ehre­namtlichen Struk­turen ler­nen schnell mit der Sit­u­a­tion umzuge­hen. Aber der Zus­tand, dies im nahezu auss­chließlich im Ehre­namt zu organ­isieren ist auf Dauer nicht halt­bar. Es bedarf eines ver­stärk­ten Engage­ment Seit­ens des Lan­des und der Stadt Pots­dam. Sin­nvoll wäre, die geschaf­fe­nen Struk­turen haup­tamtlich zu unter­stützen, um den Geflüchteten zumin­d­est einen Hauch von Kon­ti­nu­ität und All­t­ag zu bieten zu
können.
Was tun die staatlichen Stellen in dieser Zeit? Sie pla­nen, völ­lig an der Real­ität vor­bei, die Zweig-Erst-Auf­nahmestelle in Pots­dam zu schließen. Die hier willkom­men geheiße­nen Geflüchteten sollen nach Eisen­hüt­ten­stadt in die Erst-Auf­nahmestelle ver­legt wer­den. Das ist nicht nur auf kafkaesker Ebene absurd, son­dern eine absolute Zumu­tung für die Men­schen, die hier zum ersten Mal seit Tagen oder Wochen Ruhe find­en kön­nen. Dem Min­is­teri­um geht es einzig und allein darum Dinge zu ver­wal­ten, ob es sich dabei um Gehäl­ter, Etats oder Men­schen geht, spielt dabei offenkundig keine Rolle.
Wir möcht­en den hier Zuflucht suchen­den Men­schen auch weit­er­hin eine größt­mögliche Kon­ti­nu­ität bieten, wir möcht­en, dass sie in Deutsch­land ankom­men und endlich ein­mal dur­chat­men können.
Dafür fordern wir, dass die Geflüchteten hier in Pots­dam bleiben kön­nen, bevor sie auf die bran­den­bur­gis­chen Kom­munen und Städte verteilt wer­den! Dazu sagt Lea Michal­s­ki die als Frei­willige vor Ort ist: “Wenn wed­er das BAMF noch das Bun­desin­nen­min­is­teri­um gewährleis­ten kön­nen und wollen, dass mit den Geflüchteten men­schen­würdig umge­gan­gen wird, wer­den wir dafür Sorge tra­gen, das die Men­schen die hier Zuflucht gesucht haben hier zunächst bleiben können”
Pressemit­teilung der Linken Struk­tur Potsdams
unter­stützt u.a. durch: Spar­ta­cus Pots­dam, antifaschis­tis­che linke Pots­dam, ak_antifa_potsdam, Zusam­men­schluss der linken Wohn­pro­jek­te in Pots­dam, Film­stadt­in­fer­no 99

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Flucht & Migration

Keine Verbringung der Geflüchteten nach Eisenhüttenstadt!

Wie wir heute im Laufe des Tages erfahren haben, plant das Bun­de­samt für Migra­tion und Flucht (BAMF) zusam­men mit dem bran­den­bur­gis­chen Innen­min­is­teri­um die in Pots­dam angekomme­nen Geflüchteten in die Erstauf­nahmestelle nach Eisen­hüt­ten­stadt zu ver­brin­gen. Die Men­schen, die hier Zuflucht suchen und erst­ma­lig seit Tagen, Wochen oder Monat­en dur­chat­men kön­nen, sollen eine erneute Reise auf sich nehmen, um sich in Eisen­hüt­ten­stadt reg­istri­eren zu lassen und dort auf ihre spätere Verteilung auf Land­kreise zu warten. Sie sollen dann mehrere Tage oder gar Wochen dort ver­brin­gen, um diese bürokratis­che Proze­dur abzuschließen.
Zu diesem unnöti­gen tech­nokratis­chen Ver­fahren sagen wir ganz klar “Nein!” Und wir wer­den diesem Nein auch Tat­en fol­gen lassen. Wir wer­den nicht zulassen, dass schw­erst trau­ma­tisierte Men­schen ein­mal mehr unnötig hin und her geschickt wer­den. Wir fordern das BAMF auf, die Reg­istrierung in Pots­dam umge­hend zu ermöglichen und war­nen den Bran­den­burg­er Innen­min­is­ter Schröter: Wir wer­den uns allen staatlichen Maß­nah­men ent­ge­gen­stellen, die sich gegen unsere Forderung richten.
Zur Zeit übernehmen und tra­gen wir klar sozial­staatliche Auf­gaben. Die Unterkun­ft in der Hein­rich-Mann-Allee funk­tion­iert und bietet auf­grund unseres Engage­ments eine Her­berge für mehr als 250 Per­so­n­en. Wir wer­den mit allen uns zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­teln durch­set­zen, dass die von staatlich­er Seite als notwendig erachtete Reg­istrierung der Flüchtlinge in Pots­dam erfolgt.
Unsere Struk­turen sind zur Zeit bestens aufgestellt und schnell mobil­isier­bar. Wir war­nen hier­mit alle zuständi­gen Stellen uns herauszufordern!

Inforiot