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Rassistische Kundgebung in Eisenhüttenstadt angekündigt

INFORIOT Am gestri­gen Mon­tag erre­icht­en ca. 1.000 Geflüchtete Eisen­hüt­ten­stadt um in der Zen­tralen Auf­nahmestelle (ZAST) reg­istri­ert zu wer­den. Sie waren mit mehreren Tausend anderen am ver­gan­genen Woch­enende aus Ungarn aufge­brochen. Der­weil wird zu ein­er ras­sis­tisch-motivierten Kundge­bung in der Nähe der ZAST in der Post­straße für den morgi­gen Mittwoch aufgerufen. Auch Gegen­protest ist angekündigt.
Für Auf­se­hen sorgten ver­gan­ge­nes Woch­enende mehrere selb­stor­gan­isierte Märsche von Geflüchteten, die aus Budapest und anderen Orten Ungar­ns, größ­ten­teils zu Fuß, in Rich­tung der öster­re­ich-ungarischen Gren­ze liefen. Die ungarischen, öster­re­ichis­chen und deutschen Behör­den sahen sich somit gezwun­gen die Dublin-III Verord­nung vorüberge­hend außer Kraft zu set­zen. Über Wien und München gelangten knapp 1.000 Men­schen nach Eisen­hüt­ten­stadt. Nach ein­er medi­zinis­chen Erstver­sorgung wurde der Großteil in die ZAST gebracht. Einige kon­nten nach Berlin weiterfahren.
Auf der Face­book-Seite „Nein zum Heim in Eisen­hüt­ten­stadt“ kur­siert seit gestern Mit­tag ein flüchtlings­feindlich­er Aufruf für eine Kundge­bung am morgi­gen Mittwoch. Mut­maßlich­er Organ­isator ist der Neon­azi Peer Koß. Koß gilt als mut­maßlich­er Admin­is­tra­tor der Face­book Seit­en „Beeskow wehrt sich“ und „Frankfurt(Oder) wehrt sich“ und Ini­tia­tor zahlre­ich­er Aufmärsche und Kundge­bun­gen in den bei­den Städten. Gegen Koß liegt mit­tler­weile eine Anzeige wegen Volksver­het­zung vor.

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Screen­shot von der “Nein zum Heim in Eisen­hüt­ten­stadt” Facebook-Seite

Ras­sis­tis­che Mobil­isierung und Gewalt in Eisenhüttenstadt
Eisen­hüt­ten­stadt und die Bewohner*innen der ZAST standen in der Ver­gan­gen­heit schon des Öfteren im Fokus asylfeindlich­er Grup­pen. Für Auf­se­hen sorgte der Ver­such eine „Bürg­er­wehr“ in der Oder­stadt zu etablieren, der von Neon­azis mitini­ti­iert wurde. Die Partei „der Dritte Weg“ mobil­isierte Ende Feb­ru­ar diesen Jahres zu ein­er Mini-Demo im Eisen­hüt­ten­städter Stadtzen­trum. Der NPD Kreisver­band Oder­land führte 2013 und 2014 mehrere Kundge­bun­gen in direk­ter Nähe zur ZAST durch. Erst im August 2013 grif­f­en mehrere NPD’ler bei ein­er Kundge­bungs­fahrt Gegendemonstrant*innen in Eisen­hüt­ten­stadt an.
An den bish­eri­gen Ver­samm­lun­gen beteiligten sich außer stadt­bekan­nten Neon­azis nur vere­inzelt ras­sis­tis­che Anwohner*innen. Möchte man Aus­sagen auf Face­book glauben, wollen sich am Mittwoch zahlre­iche Eisenhüttenstädter*innen der flüchtlings­feindlichen Kundge­bung anschließen. Die Stim­mung in der Stadt scheint sich der­weil zuzus­pitzen. Erst Son­ntag kam es zu einem gewalt­täti­gen Vor­fall in einem Bistro in der Frö­bel­ring­pas­sage. Laut ein­er Polizeimel­dung griff ein 38-jähriger einen Mitar­beit­er des Bistros an und ver­let­zte ihn so schw­er, dass dieser mit ein­er Kopfwunde ins Kranken­haus ein­geliefert wer­den musste. Später kam der Angreifer zurück und beschimpfte die Gäste mit volksver­het­zerischen Sprüchen.
Gegen­protest angekündigt
Die ras­sis­tis­che Kundge­bung soll laut eige­nen Angaben in der Post­straße in direk­ter Nähe zur ZAST stat­tfind­en. Beginn ist um 19:00 Uhr. Die IG-Met­all ruft zu ein­er Gegen­ver­anstal­tung unter dem Mot­to: “Eisen­hüt­ten­stadt für Tol­er­anz und Men­schlichkeit” an der Freil­fläche Poststraße/Karl Marx Straße auf. Start ist um 18:30 Uhr.
Flyer zur Gegenveranstaltung
Fly­er zur Gegenveranstaltung
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Antifaschismus

Björn Brusak – kein „besorgter Anwohner“ sondern ein Rassist

Björn Brusak bewegt sich in ver­schiede­nen extrem recht­en Strö­mungen: Hier am 1. August 2015 in Dams­dorf bei ein­er Kundge­bung des “III. Weg” als Vertreter der Europäis­chen Aktion. (Quelle: Press­eser­vice Rathenow)

Ein Teil der bun­des­deutschen Bevölkerung zeigt dieser Tage wieder das Gesicht des „besorgten“ Deutschen, der sich um Heim, Fam­i­lie und sein Land sorgt und dabei Hass und Gewalt gegen Geflüchtete und deren Unterstützer*innen richtet. So auch in Frank­furt (Oder), wo die von Neon­azis dominierte Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“ seit Jan­u­ar bere­its vier­mal auf Demon­stra­tio­nen und Kundge­bun­gen gegen deren Unter­bringung in der Stadt auf­marschierte. Ein­er der regelmäßig an diesen Ver­samm­lun­gen teil­nimmt und des öfteren dort als Red­ner auftritt ist der in Brieskow-Finken­heerd wohnende Neon­azi Björn Brusak.
Der Ton macht die Musik
Björn Brusak ist eini­gen Frankfurter*innen eher bekan­nt als Ehre­namtlich­er des Amer­i­can Foot­ball-Vere­ins „Red Cocks“, in dem er bis min­destens 2013, u.a. als Jugend­train­er, aktiv war. Das er sich neben­bei poli­tisch extrem recht ori­en­tierte zeigen seine Aktiv­itäten als Lie­der­ma­ch­er. Zum ersten Mal als solch­er auf­fäl­lig gewor­den ist er am 9. August 2013 in der von Neon­azis beliebten Frank­furter Eck­kneipe „Die Bier­bar“ in der Berlin­er Straße. Dort hat­te er bei einem Geburt­stagsabend volksver­het­zende Lieder, u.a. der als krim­inelle Vere­ini­gung ver­bote­nen Band „Landser“ und des Neon­azi-Lie­der­ma­ch­ers Frank Ren­nicke, gespielt.1 Die daraufhin ein­tr­e­f­fende Polizei unter­sagte das Konz­ert und leit­ete ein Strafver­fahren wegen Ver­stoß des § 130 StGB, sowie wegen Ver­wen­dung von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen gem. § 86a StGB ein. Am 25. Feb­ru­ar 2015 musste er sich deswe­gen vor Gericht ver­ant­worten. Der Prozess wurde gegen eine Zahlung von 1.800 € eingestellt.2 Doch nicht erst seit diesem Abend war bzw. ist der etwa 30jährige Brusak als extrem rechter Lie­der­ma­ch­er aktiv. Unter dem User-Namen „MrBrusi86“ besitzt er seit dem 8. März 2012 einen Youtube-Chan­nel.3 Hier find­en sich drei selb­ster­stellte Videos bzw. Songs von denen zwei auf der von den südafrikanis­chen Buren ver­wen­de­ten Sprache Afrikaans. Das ver­mut­lich selb­stkom­ponierte Lied „Afrikaanse taal is pragtig en mon­u­men­tal“ stammt aus dem eben­falls 2012 in
Seine Liebe zum Aparthei­d­sregime Südafrikas drückt er in diesem Video aus. Sein selb­ster­stelltes Album „Van Frank­furt toe Suid Afri­ka“ erschien 2012. Im Video ist Brusak vor der alten Fahne Südafrikas zu sehen… (Quelle: youtube.com)

Selb­st­pro­duk­tion erschiene­nen Album „Van Frank­furt toe Suid Afri­ka“.4 Das er mit diesem Song bzw. Album Sym­pa­thien zum alten Südafri­ka der Aparthei­ds-Ära hegt zeigt das im Youtube-Video zuse­hende Bild von Brusak mit Gitarre vor der ehe­ma­li­gen Flagge des Lan­des, welche bis zum Ende des ras­sis­tis­chen Regimes 1994 die Nation­al­fahne darstellte. Afrikaans, welch­es heute noch ein­er der Nation­al­sprachen Südafrikas ist, hat­te der selb­st­ständi­ge Ver­sicherungsvertreiber und gel­ernte Beton- und Stahlbe­ton­bauer ver­mut­lich während sein­er Zeit bei der Bun­deswehr gel­ernt, wo er laut eige­nen Aus­sage für die NATO aktiv war. Ein weit­er­er Blick auf die abon­nierten Youtube-Kanäle zeigt seine Vor­liebe für ver­schwörungs­the­o­retis­che und neon­azis­tis­che Beiträge.5
Seit August 2013 trat er bei zahlre­ichen neon­azis­tis­chen Ver­anstal­tun­gen auf. Ob bei Lieder­aben­den der „Kam­er­ad­schaft Kom­man­do Wer­wolf“ oder auf Demon­stra­tio­nen, u.a. bei einem ras­sis­tis­chen Auf­marsch am 16. April 2015 in Nauen.6 Inzwis­chen ist Björn Brusak Gast bei zahlre­ichen Ver­anstal­tun­gen der extrem Rechten.
… hier dazu das Ver­gle­ichs­bild. (Quelle: facebook.com)

Eine beson­dere Verbindung hat er dabei auch zur neon­azis­tis­chen Zeitung „Recht & Wahrheit“.
Mit der Braunen Elite per Du
Etwa zweimal jährlich find­en die soge­nan­nten „Lesertr­e­f­fen“ der neon­azis­tis­chen Zeitschrift „Recht & Wahrheit“ von Meinolf Schön­born statt. Diese Ver­anstal­tung gilt als bun­desweit­er Tre­ff­punkt für neon­azis­tis­che Führungsper­so­n­en und als Schnittstelle der ver­schiede­nen Gen­er­a­tio­nen.7 Zu den regelmäßi­gen Referieren­den gehört u.a. die Holo­caustleugner­in Ursu­la Haver­beck. Die Tagung find­et dabei jew­eils im als bun­desweit bekan­nten Szen­e­tr­e­ff­punkt Hufhaus-Harzhöhe in Harz­tor-Ilfeld statt. Ein weit­er­er regelmäßiger Teil­nehmer ist „Brusi“, der bei den ver­gan­genen „Lesertr­e­f­fen“, zulet­zt vom 17. bis 19. April 2015,8 für die musikalis­che Unter­hal­tung sorgte. Dahin­ter ver­birgt sich, nicht unschw­er zu erah­nen, Björn Brusak. Das er dabei nicht nur als Lie­der­ma­ch­er teil­nahm, ist anzunehmen. Im Som­mer 2014 tauchte die damals aktuelle Aus­gabe von „Recht & Wahrheit“ in vere­inzel­ten Frank­furter Briefkästen auf. Es ist auch hier anzunehmen, dass Björn Brusak dahin­ter steckt. Vom 25. bis zum 27. Sep­tem­ber 2015 find­et das näch­ste „RuW-Lesertr­e­f­fen“ im Harz statt. Auch dies­mal wird „Brusi“ zuge­gen sein.9
In den The­men der „Recht & Wahrheit“ find­en sich immer wieder ver­schwörungs­the­o­retis­che und anti­semi­tis­che Darstel­lun­gen. Diese find­en sich auch in anderen Pub­lika­tio­nen die Brusak gerne zu lesen scheint. Das in der Truther-Szene beliebte Buch „Die Jahrhun­dertlüge, die nur Insid­er ken­nen: erken­nen erwachen verän­dern“ von Heiko Schrang emp­fiehlt Björn Brusak in ein­er Rezen­sion auf amazon.de als „geniales Buch“, welch­es „unbe­d­ingt mehrmals zu lesen und auch zu erleben“ ist.10 Auch eine andere, extrem rechte Grup­pierung, der Brusak nahe ste­ht ver­bre­it­et solche Inhalte.
Vom ver­schwörungs­the­o­retis­chen Com­pactTV des Jür­gen Elsässers bis zu einem Nord­ko­rea-Kanal. Björn Brusak ver­fol­gt ver­schieden­ste Inter­essen auf Youtube. (Quelle: youtube.com)

Von Europäis­ch­er Aktion zum „III. Weg“
Die extrem rechte und anti­semi­tis­che „Europäis­che Aktion“ (EA) ist eine kleine, etwa 2009 gegrün­dete Grup­pierung des Holo­caustleugn­ers Bern­hard Schaub.11Auch in Bran­den­burg gibt es einen kleinen Ableger, der in der Ver­gan­gen­heit jedoch kaum in Erschei­n­ung trat. Aus­nahme bildete die Beteili­gung an den soge­nan­nten Mon­tags­mah­nwachen von Lars Mährholz im ver­gan­genen Jahr in Berlin durch mehr oder weniger bekan­nte Neon­azis aus Bran­den­burg. Zu diesen gehörte auch Björn Brusak. Er baute Anfang 2014 einen Stützpunkt der EA in Frank­furt (Oder) auf und ver­suchte mit­tels klein­er Ver­anstal­tun­gen und Gemein­schaftsaben­den Mit­glieder zu rekru­tieren. Auf der Face­book-Seite des Frank­furter Ablegers wur­den regelmäßig anti­amerikanis­che und anti­semi­tis­che Ver­schwörungs­the­o­rien ver­bre­it­et. Seit Anfang diesen Jahres verze­ich­nete die Seite bis­lang kaum neue Aktivitäten.
Vielmehr scheint sich die wichtig­ste Per­son der Bran­den­burg­er EA Björn Brusak an anderen extrem recht­en Ver­anstal­tun­gen zu beteili­gen. Oft als Red­ner und Liedermacher.
Diese Aktiv­itäten inten­sivierte er seit Anfang diesen Jahres. Bei den neon­azis­tis­chen Aufmärschen der Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ war er im Jan­u­ar, Feb­ru­ar und Juli jew­eils als Red­ner zu Gast.12 Bei Kundge­bun­gen der neon­azis­tis­chen Partei „Der III. Weg“ am 1. August in Zossen und Dams­dorf het­zte er eben­falls gegen Geflüchtete und ver­bre­it­ete seine Ver­schwörungs­the­o­rien.13
Sein eigenes asylfeindlich­es Pro­jekt ver­fol­gt er derzeit in seinem Heima­tort. Am 18. Juli rief er unter dem Mot­to „Finken­heerd sagt Nein“ zu ein­er offe­nen Diskus­sion­srunde. Anlass war die anste­hende Unter­bringung von drei Flüchtlings-Fam­i­lien. Hierzu hat­te er lokale Politiker*innen ein­ge­laden. Diese fol­gten dem Ange­bot jedoch nicht. Dafür sprachen neben Björn Brusak selb­st auch der NPD-Lan­desvor­sitzende Klaus Beier und die NPD-Aktivistin Manuela Kokott aus Mark­graf­pieske (Land­kreis Oder-Spree). Bei­de begrüßte er vor Beginn der Ver­anstal­tung fre­und­schaftlich. Auch zahlre­iche Anwohner*innen Finken­heerds nah­men an der Ver­anstal­tung teil.14
Für den kom­menden Sam­stag, den 5. Sep­tem­ber kündigte der umtriebige Neon­azi Björn Brusak erneut eine offene Diskus­sion­srunde an. So wur­den in Brieskow-Finken­heerd und den umliegen­den Ortschaften Fly­er verteilt die zwar auf den ersten Blick den Ein­druck ver­mit­teln sollen das es sich um eine Kundge­bung für „besorgte Bürger*innen“ han­delt. Jedoch ist auf­grund der Beteili­gung Brusak’s der neon­azis­tis­che Charak­ter nicht von der Hand zu weisen. Auch dies­mal sind Kommunalpolitiker*innen ein­ge­laden und es ist auch dies­mal davon auszuge­hen, dass die NPD ans Mikro­fon treten wird. Obwohl Brusak in der Ver­gan­gen­heit betonte, dass es sich dabei um keine Neon­azi-Ver­anstal­tung han­delt, ist sie genau das: Eine von einem Neon­azi organ­isierte Kundge­bung auf denen Neon­azis sprechen. Der auf Dia­log set­zende Bürg­er­meis­ter Frank Richter ließ bish­er ver­mis­sen sich klar von der ras­sis­tis­chen Ver­anstal­tung zu dis­tanzieren. Er sei dabei bess­er berat­en, wenn er keine Almosen von Befürworter*innen und Tonangeber*innen ras­sis­tis­ch­er Het­ze anzunehmen. Zu diesen gehört in der Region Frank­furt (Oder) und dem Land­kreis Oder-Spree zweifels­frei Björn Brusak.
 
1Vgl. antifaschis­tis­che recherchegruppe frank­furt (oder): Immer Ärg­er mit der Bier­bar, https://recherchegruppe.wordpress.com/2013/09/08/immer-arger-mit-der-bierbar/, 08.09.2013.
2Vgl. BorG Frank­furt (Oder): Doch mehr als ein Geburt­stagsständ­chen, http://utopiaffo.blogsport.de/2015/02/27/doch-mehr-als-ein-geburtstagsstaendchen-rechter-liedermacher-muss-geldstrafe-zahlen/, 27.02.2015, einge­se­hen am 02.09.2015.
3Vgl. https://www.youtube.com/channel/UCIUsbdNOvBwcn_LuibnHjTA, einge­se­hen am 02.09.2015.
4Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=HR487V2-SeA, einge­se­hen am 02.09.2015.
5Vgl. https://www.youtube.com/user/MrBrusi86/channels, einge­se­hen am 02.09.2015.
6Vgl. https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/17171605491/in/album-72157651588058969/, einge­se­hen am 02.09.2015.
7Vgl. Budler, Kai: Meinolf Schön­born bit­tet zum Nazi-Palaver nach Thürin­gen, http://www.publikative.org/2013/02/26/nachdenken-uber-eine-neue-methodik-des-nationalen-widerstandes/, 26.02.2013, einge­se­hen am 02.09.2015.
8Vgl. Blick nach Rechts: Revi­sion­is­ten­tr­e­f­fen im Süd­harz, http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/revisionistentreffen-im-s-dharz (einge­se­hen am 2. Sep­tem­ber 2015). 
9Vgl. Blick nach Rechts: Braunes Meet­ing im Süd­harz, http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/braunes-meeting-im-s-dharz, 2703.2015, einge­se­hen am 02.09.2015.
10Vgl. Kun­den­rezen­sion zu Die Jahrhun­dertlüge, http://www.amazon.de/review/RLO2GRXZUE08T, 22.07.2014, einge­se­hen am 02.09.2015.
11Vgl. Bran­den­bur­gis­che Lan­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung: Europäis­che Aktion, http://www.politische-bildung-brandenburg.de/node/9448, Juli 2013, einge­se­hen am 02.09.2015.
12Vgl. antifaschis­tis­che recherche­gurppe frank­furt (oder): Der Auf­s­tand der Ekel­haften, https://inforiot.de/der-aufstand-der-ekelhaften/, 06.02.2015 und „Frankfurt/Oder wehrt sich“ IV. Akt – inhalt­sleer­er und aggres­siv­er, https://inforiot.de/frankfurtoder-wehrt-sich-iv-akt-inhaltsleerer-und-aggressiver/, 13.08.2015, sowie infori­ot: Schweigsame Neon­azis und laut­starke antifaschis­tis­che Demon­stra­tion, https://inforiot.de/frankfurt-oder-schweigsame-neonazis-und-lautstarke-antifaschistische-demonstration/, 14.02.2015, einge­se­hen am 02.09.2015.
13Vgl. Press­eser­vice Rathenow: Proteste gegen Kundge­bungs­tour des III. Weges, https://inforiot.de/zossendamsdorf-proteste-gegen-kundgebungstour-des-iii-weges/, 01.08.2015, einge­se­hen am 05.08.2015.
14Vgl. invia 1200: Brieskow-Finken­heerd: “Besorgte Bürger*innen” beklatschen Nazis, https://inforiot.de/brieskow-finkenheerd-besorgte-buergerinnen-beklatschen-nazis/, 19.07.2015, einge­se­hen am 02.09.2015.
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Antifaschismus

Auch Beeskow ist kein Ort für Nazis!

Das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ ruft alle sol­i­darischen Men­schen dazu auf, sich an den Protesten der Ini­tia­tive „Beeskow gegen Ras­sis­mus“ gegen eine rechte Kundge­bung, auf der gegen Geflüchtete gehet­zt wer­den soll, am Son­ntag den 6. Sep­tem­ber 2015 ab 9.00 Uhr in Beeskow laut­stark zu beteiligen.
Wie in vie­len Städten Bran­den­burgs kommt es auch in Beeskow zu recht­en Pro­voka­tio­nen und Angrif­f­en. Nun will die rechte und flüchtlings­feindliche Grup­pierung „Beeskow wehrt sich“ am kom­menden Son­ntag ihre ras­sis­tis­chen Parolen auf die Straße tra­gen. Ras­sis­tis­che Vorurteile bilden den Nährbo­den für rechte Gewalt gegen Geflüchtete. Bun­desweit nehmen die Angriffe auf Geflüchtete­nun­terkün­fte und auch kör­per­liche Über­griffe auf Geflüchtete zu. Erst jüngst wurde in Nauen eine Geflüchtete­nun­terkun­ft in Brand geset­zt und in Mas­sow Reiz­gas inner­halb einer
Geflüchtete­nun­terkun­ft ver­sprüht. Geflüchtete sollen nicht in Angst leben, nicht in Beeskow oder andernorts.
Diesen Ras­sis­mus wollen wir auch in Beeskow nicht wider­spruch­s­los hin­nehmen, denn wir sol­i­darisieren uns mit den Betrof­fe­nen ras­sis­tis­ch­er Gewalt und mit den Geflüchteten. Zeigen wir gemein­sam, dass es auch in Beeskow keinen Platz für Nazis und ras­sis­tis­che Het­ze gibt!
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Eine Band-breite an Abstrusität

Etwa 20 Zuschauer_innen waren auf den Platz der Ein­heit gekom­men, um der Ver­anstal­tung der Pots­damer Mon­tags-Mah­nwache — aus­nahm­sweise mal an einem Dien­stag, denn es ist ja deutsch­er Welt­frieden­stag – beizu­wohnen. Mit Blick auf die Pots­damer Niko­laikirche kon­nte man gle­ich zu Beginn in einem Nebenge­spräch, Friedens­be­wegte darüber fach­sim­peln hören, dass diese Kirche doch Ähn­lichkeit mit dem US-Amerikanis­chen Pen­ta­gon habe.
Als ein beson­deres High­light trat die Duis­burg­er „Polit-Pop-Band“ die Band­bre­ite auf.
Seit Wochen wurde die Ver­anstal­tung heute bewor­ben. Es war für viele von uns anstren­gend die Bewer­bungsplakate von den Lat­er­nen zur reißen. 
Doch warum der Aufriss, was nervt uns an der Band­bre­ite und an den Montagsdemos? 
Die deutsche Friedens­be­we­gung war seit den 90er Jahren qua­si in Auflö­sung begrif­f­en. Viele von uns, die sich heute hier gegen diese Ver­anstal­tung aussprechen waren damals ein Teil von ihr. Es war uns wichtig gegen Kriege aufzuste­hen. Seit­dem hat sich vieles geän­dert, anderes nicht, wir sind älter gewor­den, die Bewe­gung auch. Vor allem die Art und Weise und die Inhalte der Friedens­be­we­gung stoßen immer bre­it­er auf Ablehnung und Unverständnis. 
Doch zuerst zur Band „Die Band­bre­ite“. Sie set­zen sich ein gegen Krieg und für den Frieden, sind sog­ar sol­i­darisch mit Flüchtlingen. 
 
Warum also die Ablehnung? 
 
Das Prob­lem sind die Inhalte der Lieder. So singt die Band beispiel­sweise in ihrem Lied „selb­st gemacht“ darüber wie die USA poli­tis­che Ereignisse manip­uliert hät­ten. Vor allem die Anschläge vom 11. Sep­tem­ber seien fin­giert, dazu wer­den alle möglichen schein­baren Fak­ten aufgezählt. Was soll damit bewirkt wer­den? Den Zuhörer_innen kommt der Ver­dacht auf, dass sie/_er in ein­er Schein­welt lebt, die durch die „Män­ner im Hin­terz­im­mer“ ges­teuert wird. Guter Ver­such, doch lei­der voll daneben. Welche sim­ple Vorstel­lung der Ver­hält­nisse. Denn dann müssten wir doch diese Hin­ter­män­ner lediglich abwählen, einsper­ren oder auf eine ein­same Insel ver­ban­nen. So ein­fach ist es aber lei­der nicht. Es gibt nicht ein­fach böse Men­schen, die gemeine Dinge tun um anderen zu Schaden. 
Lei­der haben wohl die älteren der Friedens­fre­unde beim Parteilehr­jahr nicht aufgepasst. 
Deshalb erin­nern wir noch ein­mal daran: 
 
Der Kap­i­tal­is­mus ist keine Erfind­ung der Bilder­berg­er, der Roth­schilds oder irgendwelch­er Echsenmenschen. 
 
Der Kap­i­tal­is­mus beruht auf dem Pri­vateigen­tum an Pro­duk­tion­s­mit­teln und der Aus­beu­tung des Men­schen durch den Men­schen. Wer diese Ver­hält­nisse ändern will, sollte keine Volks- und Friedens­ge­mein­schaften mit Men­schen schließen, die an den Wei­h­nachts­mann oder Wladimir Putin glauben, son­dern sich mit Men­schen zusam­men­schließen, die die Eigen­tums- und Pro­duk­tionsver­hält­nisse verän­dern wollen.
Davon hat die Band­bre­ite bzw. ihr Sänger lei­der keine Ahnung. So äußert er sich in einem Video von 28.8.2015 zur „Flüchtling­sprob­lematik“ wie fol­gt: „dass die Men­schen aus ihren Län­dern flücht­en müssen, dass wir kor­rupte Regime unter­stützen, die dazu führen, dass die Wirtschaft in den entsprechen­den Län­dern nicht funk­tion­iert“. Was ist das für eine Analyse der Gesellschaft? Natür­lich flücht­en auch Men­schen wegen Kriegen aus Län­dern, zum Beispiel aus Syrien. Doch das ist nicht allein der Grund. Die Wirtschaft, die laut dem Sänger von „ Die Band­bre­ite“ ja gut funk­tion­ieren würde, wenn dort kein Krieg wäre, ist eben das Prob­lem! Ger­ade weil die kap­i­tal­is­tis­che Wirtschaft gut funk­tion­iert ver­hungern Men­schen, leben in uner­messlich­er Armut und ster­ben unnötig an Krankheit, weil eben die Geld­schranke Men­schen von Gütern ihres Bedarfs tren­nt. Weil die Wirtschaft ihren Fokus auf die Pro­duk­tion von Tauschw­erten legt und weil es keine geplante Ökonomie gibt, die die Bedürfnis­be­friedi­gung der Men­schen zum Ziel hat. 
Noch tiefer auf dem Niveau-Lim­bo geht es in dem Lied „Anti-Deutsch­er“. Nach schlechter Tra­di­tion wer­den hier Anti­deutsche Antifas als Faschist_innen tit­uliert. Nicht nur, dass dieser Begriff durch den NS in Deutsch­land klar definiert ist und im falschen Gebrauch schlicht ver­harm­losend wirkt, geht er auch an ein­er, dur­chaus berechtigten, Kri­tik an teilen der Linken schlichtweg vor­bei. Nahezu lächer­lich erscheint auch der Vor­wurf der Islam­feindlichkeit vor dem Hin­ter­grund, dass die Band­bre­ite auch auf Mon­tags­demos in Berlin auftritt, bei denen sich neben neuen Recht­en wie Jür­gen Elsäss­er, Ver­schwörungs­the­o­retik­ern vom Kopp-Ver­lag, Chem­trail­gläu­bi­gen und auch der Vor­sitzende der Berlin­er-NPD Sebas­t­ian Schmidtke tum­meln. Wer im Glashaus sitzt… 
Auch äußert sich der Sänger der Band in ver­meintlich­er aufk­lärerisch­er Tra­di­tion gegenüber Gegendemonstrant_innen. So wird dann über die Poli­tik der israelis­chen Regierung „informiert“ oder über die Faschist_innen in der ukrainis­chen Regierung. Klingt ja auf den ersten Blick alles richtig. 
Das Prob­lem an Realpoli­tik ist lei­der, dass es zu den oben genan­nten „Wahrheit­en“ nun mal auch eine Kehr­seite gibt. 
Im Ukraine-Ruß­land-Kon­flikt kämpfen näm­lich auf bei­den Seit­en der Front Faschist_innen. Und Ruß­land ist nicht das gelobte Land und Boll­w­erk gegen den amerikanis­chen Impe­ri­al­is­mus, son­dern wird von einem auf Bären rei­t­en­den Autokrat­en regiert, der sich ger­ade sel­ber daran macht seinen Ein­fluss­bere­ich not­falls auch mit Waf­fenge­walt zu ver­größern. Während er im inneren homo­phobe Geset­ze erlässt, gegen Min­der­heit­en het­zt und Linke und Antirassist_innen dif­famiert und krim­i­nal­isiert, die auf offen­er Straße in Ruß­land ermordet werden. 
Lei­der ver­fällt auch die Friedens­be­we­gung immer wieder in ähn­liche Denkmuster. Nur weil irgen­deine Gruppe gegen die USA oder andere auf­begehren führt dieser Kampf nicht in einen „Vere­in freier Men­schen“ (Marx).
 
Oft­mals hat sich auch in der Friedens­be­we­gung unhin­ter­fragter Etatismus breitgemacht. 
 
So ste­ht zum Beispiel auch im Aufruf zur heuti­gen Ver­anstal­tung „wir Potsdamer_innen appel­lieren an unsere Politiker_innen“ oder auch „wir fordern deshalb von unser­er Regierung…“. Das ist unge­fähr so sin­nvoll wie die Forderung an einen Met­zger keine Tiere mehr zu schlachten. 
Die Regierung ein­er kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft ste­ht für die Gewin­n­max­imierung ihrer nationalen Konz­erne und eine funk­tion­ierende Repro­duk­tion der kap­i­tal­is­tis­chen Gesellschaft und dies um jeden Preis. Auch der Appell für „eine gesam­teu­ropäis­che Sicher­heit­sar­chitek­tur unter dem Dach der OSZE und Uno“ erscheint ger­ade vor der Geschichte der Inter­ven­tio­nen in der UNO in Kam­bod­scha, Ruan­da oder Jugoslaw­ien sinn­los. Was genau soll eigentlich eine Sicher­heit­sar­chitek­tur sein, die ich mir von europäis­chen Staat­en wün­schen würde? Wie Sicher­heit in Europa funk­tion­iert kön­nen wir Tag für Tag am Mit­telmeer sehen, wo Tausende im Wass­er ertrinken. Dafür hat Europa den Frieden­sno­bel­preis bekom­men. Auch der Ver­weis auf Men­schen­rechte oder das Völk­er­recht wirken angesichts ger­ade der Recht­sausle­gung in Deutsch­land müßig an. Das Recht ist das Blatt Papi­er nicht wert auf dem es geschrieben ste­ht. Ger­ade für Men­schen die sich poli­tisch engagieren ist dies alltägliche Real­ität. Repres­sion und Ver­let­zung der Men­schen­rechte sind deutsche Tra­di­tion. Recht und Moral wer­den nicht abgelehnt, son­dern sind Teil der herrschen­den Prinzip­i­en, nur eben kapitalistischer. 
 
Eine Welt in Frieden wird es in ein­er kap­i­tal­is­tis­chen Welt nicht geben. Also hören wir auf darum zu betteln. 
 
Auch wenn die gesellschaftliche Linke hier schwach ist und wir hier kaum Gehör find­en, dür­fen wir uns mit den Zustän­den nicht zufrieden geben. 
Völ­lig zu Recht wird heute am 1. Sep­tem­ber weltweit daran erin­nert, dass Krieg und vor allem der zweite Weltkrieg nicht wieder passieren dür­fen. Aber auch hier muss dif­feren­ziert wer­den. Auf deutsche Städte sind Bomben gefall­en, weil von deutschem Boden ein Ver­nich­tungskrieg von nie dagewe­sen­em Aus­maß aus­ge­gan­gen ist. Deutsche Täter_innen sind keine Opfer! Wenn wir erin­nern wollen, so dann an die Mil­lio­nen Opfer der deutschen Wehrma­cht und ander­er NS-Todess­chwadro­nen, an die Mil­lio­nen Toten in den Lagern der SS, an die vie­len Widerstandskämpfer_innen auf der ganzen Welt, die Nazideutsch­land besiegten und Gefan­gene und Zwangsarbeiter_innen befreiten. 
Eine Friedens­be­we­gung, die diesen Namen ver­di­ent, kann sich nicht als Quer­front-Pro­jekt gegen „die da oben“ oder als Sam­mel­beck­en aller Sys­temgeg­n­er ver­ste­hen. Eine echte Friedens­be­we­gung muss sich von Antisemit_innen und Geschichtsrevisionist_innen abgren­zen, die die Ver­brechen der­jeni­gen rel­a­tivieren, die den 2. Weltkrieg begonnen und die indus­trielle Ver­nich­tung von Jüdin­nen und Juden in ganz Europa angestrebt haben. 
 
Wer Elsäss­er reden lässt, soll vom Frieden schweigen. 
 
Doch so lange die Voraus­set­zun­gen von Kriegen durch kap­i­tal­is­tis­che Konkur­renz und religiösen Wahn weit­er gegeben sind, bleiben diese Appelle in den Wind gesprochen! 
Wie Karl Liebknecht schon 1915 sagte: Der Haupt­feind ste­ht im eige­nen Land! 
Deshalb lasst uns hier die Ver­hält­nisse in Frage stellen, lasst uns gemein­sam ler­nen und kämpfen! 
Schluss mit ober­fläch­lich­er Kapitalismuskritik! 
Schluss mit dem Ver­trauen auf Staat und Parteien! 
Nur eine starke außer­par­la­men­tarische Linke in den Schulen, in den Betrieben und der Druck auf den Straßen macht den Ver­hält­nis­sen Dampf. 
Für eine Gesellschaft jen­seits der Logik von Staat und Kapital. 
Deutsch­land bleibt ein mieses Stück Scheiße! 

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Sonstiges

Havelland/Potsdam/Mittelmark: Hasspropanda, Übergriffe auf Flüchtlinge und Angriffe auf Unterkünfte am vergangenen Wochenende

2015.08.30 Premnitz Aufkleber not Welcome
Am ver­gan­genen Woch­enende wur­den im West­en Bran­den­burgs in mehreren Städten Aktio­nen und Über­griffe gegen Flüchtlinge und deren Unterkün­fte reg­istri­ert. Damit set­zt sich die Eskala­tion ras­sis­tis­ch­er Aktiv­itäten, die in der let­zten Woche mit dem Bran­dan­schlag auf die als Flüchtlingsno­tun­terkun­ft vorge­se­hene Sporthalle in Nauen einen vor­läu­fi­gen Höhep­unkt erre­icht­en, weit­er fort.
Falkensee (Havel­land): Flaschen­würfe auf Gemeinschaftsunterkunft
In Falkensee sollen, laut Infor­ma­tio­nen der MAZ, am frühen Fre­itagabend zunächst Flüchtlinge belei­digt wor­den sein. In der Nacht zu Sam­stag sei es dann zusät­zlich zu Flaschen­wür­fen auf die Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Asyl­suchende und Flüchtlinge gekom­men sein. Dabei wur­den auch Parolen skandiert. Die Polizei ermittelt.
Bran­den­burg an der Hav­el: Pöbeleien an der Notun­terkun­ft in Kirchmöser
Eben­falls in der Nacht von Fre­itag zu Sam­stag sollen, gemäß Angaben von Flüchtlingsunterstützer_innen, mehrere Unbekan­nte vor der erst in der let­zten Woche ein­gerichteten Flüchtlingsno­tun­terkun­ft im Bran­den­burg­er Ort­steil Kirch­mös­er Heimbewohner_innen angepö­belt haben. Es soll bei ver­balen Attack­en geblieben sein.
Bad Belzig (Pots­dam-Mit­tel­mark): Belei­di­gun­gen und Über­griffe auf Flüchtlinge
In Bad Belzig sollen, laut Angaben des Info­cafés „Der Winkel“, am Fre­itagabend Flüchtlinge und Mit­glieder des Belziger Forum e.V. während des Belziger Alt­stadt­som­mer von Neon­azis bedro­ht wor­den sein. Am Sam­stag sei es darüber hin­aus auch zu Belei­di­gun­gen und tätlichen Angrif­f­en auf eine Gruppe Syr­er gekom­men sein. Bei den Täter_innen soll es sich eben­falls um Neon­azis handeln.
Prem­nitz (Havel­land): Pro­pa­gan­daak­tio­nen und Hitlergruß
Im Stadt­ge­bi­et von Prem­nitz, in dem bere­its im Sep­tem­ber 2013 ein Bran­dan­schlag für die damals erst in Pla­nung befind­liche Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Flüchtlinge und Asyl­suchende verübt wurde, hat­ten Unbekan­nte am Woch­enende zahlre­iche Stick­er mit der Auf­schrift „Refugees not wel­come“ ange­bracht. Das Mate­r­i­al ist bei ein­schlägi­gen neon­azis­tis­chen Ver­sand­händlern erhältlich. Am frühen Son­ntag­mor­gen soll zudem ein 21 Jähriger im Rah­men polizeilich­er Maß­nah­men den Hit­ler­gruß gezeigt haben. Zumin­d­est gegen den zur Tatzeit sturz­be­trunk­e­nen wird nun wegen Ver­wen­dung von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen ermittelt.
Pots­dam: Ser­bis­che Fam­i­lie angepö­belt und bedroht
Bere­its am ver­gan­genen Don­ner­sta­gnach­mit­tag war eine ser­bis­che Fam­i­lie, laut Polizeiangaben, im Pots­damer Stadt­teil Wald­stadt von mehreren betrunk­e­nen Män­nern angepö­belt und bedro­ht wor­den. Als die Män­ner began­nen Steine aus dem Gleis­bett aufzunehmen, floh die Fam­i­lie und ver­ständigte die Polizei.

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Antifaschismus

Ostprignitz-Ruppin: Bunter Protest gegen Hetzveranstaltungen der NPD in Wusterhausen/Dosse, Wittstock/Dosse und Rheinsberg

Titel
Neon­azis haben gestern in mehreren Städten im Nor­den Bran­den­burgs erneut Stim­mung gegen die Unter­bringung von Flüchtlin­gen gemacht. In Wusterhausen/Dosse fand deren Ver­samm­lung sog­ar in der Nähe der dor­ti­gen Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Asyl­suchende statt. Auch in Wittstock/Dosse und Rheins­berg, den weit­eren Anlauf­punk­ten der Neon­azis, wer­den zurzeit Flüchtlinge unterge­bracht. Gegen die Ver­samm­lun­gen der NPD fan­den aber auch in allen Städten, trotz kurzfristiger Mobil­isierung, Gegen­proteste statt. In Rheins­berg beteiligten sich sog­ar bis zu 200 Men­schen, darunter ein 80 köp­figes Jaz­zorch­ester, an den Protesten. In Wusterhausen/Dosse protestierte „Neu­rup­pin bleibt bunt“ mit unge­fähr 20 Men­schen, in Wittstock/Dosse „Witt­stock beken­nt Farbe“ mit ca. 10.
Organ­isierte Hetze
Trotz des Bran­dan­schlages auf die Sporthalle im havel­ländis­chen Nauen, welch­er der vor­läu­fige Höhep­unkt ein­er region­al bish­er beispiel­losen, durch Neon­azis und ihren Sympathisant_innen aus­gelösten, Eskala­tion war, set­zte die NPD Prig­nitz-Rup­pin gestern ihre Kam­pagne gegen Flüchtlinge und deren Unter­bringung im Nor­den Bran­den­burgs weit­er fort.
Der Neu­ru­rup­pin­er  NPD Stadtverord­nete Dave Trick drück­te während seines Rede­beitrages bei der Kundge­bung in Wittstock/Dosse zwar seine Bedauerung über die Brand­s­tiftung an der Nauen­er Turn­halle aus sowie seine Hoff­nung auf baldige Ver­haf­tung der Täter_innen, wirk­lich glaub­haft wirk­te er dabei jedoch nicht. Im Feb­ru­ar 2015 war Trick sel­ber an den Tumul­ten bei der Nauen­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung beteiligt, die als Ini­tialzün­dung der momen­ta­nen Eskala­tion gilt. Des Weit­eren nahm er immer wieder an Kundge­bun­gen und Aufmärschen gegen das geplante Flüchtling­sheim in Nauen teil, hielt dort auch Rede­beiträge, die sich gegen die Auf­nahme von Flüchtlin­gen richtete. Und auch heute ging die Het­ze von ihm und seinen Fre­un­den von den „Freien Kräften Neuruppin/Osthavelland“ fröh­lich weit­er. Mar­vin Koch sprach bei seinen Rede­beiträ­gen in Wusterhausen/Dosse und Wittstock/Dosse erneut von „Rassenkrieg“ und beze­ich­nete Asyl­suchende ein­mal mehr als „Pack“ und „Hun­desöhne“. Eine ähn­liche Rede hat­te er bere­its am 10. Juli 2015 während ein­er Kundge­bung der „Freien Kräften Neu­rup­pin / Osthavel­land“, also unge­fähr einen Monat vor dem Bran­dan­schlag, in Nauen gehal­ten. Darüber hin­aus unter­strich er, während den Kundge­bun­gen gestern, seine men­schen­ver­ach­t­ende Gesin­nung durch die T‑Shirt Auf­schrift „HKNKRZ“, ein Kurz­wort für „Hak­enkreuz“. Auch die anderen bei­den Redner_innen der „Freien Kräfte“, Pierre Bod­din und Beat­rice Koch, die während Kundge­bungs­tour sprachen, echauffierten sich über die Auf­nahme von Flüchtlin­gen in der Bundesrepublik.
Die Ver­samm­lun­gen zogen vor allem Neon­azis aus den Land­kreisen Ost­prig­nitz-Rup­pin, Prig­nitz, Havel­land und Ober­hav­el. Eine schwarze Fahne zeigte expliz­it auch den Ort­sna­men „Nauen“.
In Wusterhausen/Dosse und Wittstock/Dosse beteil­gten sich jew­eils unge­fähr 20 Per­so­n­en an den NPD Ver­anstal­tun­gen, in Rheins­berg sog­ar ca. 30.
Bunter Protest, zulet­zt mit viel Musik
Allerd­ings war dort, in der nördlich­sten Stadt der Kundge­bungs­tour durch den Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin, auch der Protest am stärk­sten. Zunächst hat­ten sich unge­fähr 100 Men­schen auf dem Kirch­platz ver­sam­melt. Dann spielte eine Par­ty­band auf und ani­mierte die Leute zu einem fröh­lichen Beisam­men­sein. Es wurde sich einge­hakt und später sog­ar eine Polonäse getanzt, mit Lan­drat Ralf Rein­hardt vorne weg. Wenig später stieß dann noch eine 80 köp­fige Jazz-Com­bo dazu, die zu den Klän­gen von „the saints go march­ing in“, ähn­lich der berühmten Umzüge in New Orleans, ein­mal um den Tri­an­gelplatz, dem Ver­samm­lung­sort der Neon­azis, tanzten und deren düstere, schw­er­met­allis­che Naz­imusik übertön­ten. Mit dieser waren übri­gens um 9.00 Uhr mor­gens auch die Bürger_innen von Wusterhausen/Dosse aus dem Bett gewor­fen wor­den. Eine Anwohner_in rief den Neon­azis dort deshalb aus ihrem Fen­ster zu, dass sie endlich ihre „Scheiß Mucke“ aus­machen soll­ten. Der Auftritt in der Doss­es­tadt war ohne­hin skan­dalös, fand er doch in 200m Ent­fer­nung der dor­ti­gen Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Asyl­suchende statt. Das Bünd­nis „Neu­rup­pin bleibt bunt“ war deshalb zur Gegenkundge­bung auch mit Gießkan­nen und Wasser­schläuchen erschienen, um der geisti­gen Brand­s­tiftung so etwas sym­bol­isch ent­ge­gen­zuset­zen. In Wittstock/Dosse erschien die örtliche Zivilge­sellschaft eben­falls mit Gießkan­nen. Darüber­hin­aus wur­den aber auch Plakate gezeigt, auf denen sich mit Flüchtlin­gen sol­i­darisiert wurde.
Fotos: hier

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Antifaschismus

Antirassistische Demonstration gegen Rassismus und Abschiebung in Hennigsdorf

Am 29.08. lädt die Ini­tia­tive Cora­sol zu ein­er Demon­stra­tion in Hen­nigs­dorf ein um ein deut­lich­es Zeichen gegen Ras­sis­mus und für Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten zu set­zen! Los geht’s um 15 Uhr am Kreisverkehr in der Nähe der Flüchtling­sun­terkun­ft Stolpe Süd.
In der Nacht vom 8. auf den 9. August über­lebten zwei Geflüchtete aus Hen­nigs­dorf, ein Kameruner und ein Soma­lier, knapp einen ras­sis­tis­chen Angriff. Ein Hen­nigs­dor­fer attack­ierte sie mit ein­er abge­broch­enen Flasche und beschimpfte sie ras­sis­tisch. Sie hat­ten tiefe Schnit­twun­den in Gesicht und Hals. Die Halss­chla­gad­er des Soma­liers wurde nur knapp ver­fehlt. Auch die Märkische All­ge­meine Zeitung berichtete über den Vorfall.
Das allein wäre schon Anlass genug. Doch seit Monat­en ist der All­t­ag der Geflüchteten durch tägliche Polizeiein­sätze im Mor­gen­grauen geprägt. Die Bewohner*innen wer­den aus dem Schlaf geris­sen und ohne
Vorankündi­gung abgeschoben. Die zunehmend repres­sive Abschiebungspoli­tik der Bun­desregierung ist auch in Hen­nigs­dorf zu spüren. Neben diesem struk­turellen Ras­sis­mus, kommt nun noch der bru­tale physis­che Ras­sis­mus der Nazis und ander­er unor­gan­isiert­er Rassist_innen hinzu. Fre­ital und Hei­de­nau sind die deut­lich­sten Beispiele dieser Stim­mung, aber sie ist über­all in Deutsch­land präsent.
Zachari aus dem Tschad sagt diesbezüglich:
„Auf­grund dieser ganzen ras­sis­tis­chen Vor­fälle leben wir Geflüchteten in per­ma­nen­ter Angst; der Angst unser Leben zu ver­lieren, nur weil wir Ausländer*innen sind.“
Und Hen­ry aus Kamerun ergänzt:
„Zu der Angst, dass das eigene Asylge­such abgelehnt und man in den Ort abgeschoben wird, aus dem man vor Krieg oder poli­tis­ch­er Ver­fol­gung geflo­hen ist, gesellt sich nach der Attacke des 08. Augusts 2015 die
Angst bei der Rück­kehr vom Super­markt oder einem Spazier­gang in der Stadt ein­fach so das Leben zu ver­lieren. Von diesem Gefühl der per­ma­nen­ten Angst ist unser All­t­ag geprägt.“

Neben diesen ras­sis­tis­chen Entwick­lun­gen beobacht­en wir auch Zeichen der Sol­i­dar­ität gegenüber Geflüchteten. In vie­len Orten grün­den sich Willkom­mensini­tia­tiv­en, die ihre neuen geflüchteten Nachbar*innen ken­nen­ler­nen wollen und sie unterstützen.
Wir rufen dazu auf diese Sol­i­dar­ität auch öffentlich zu zeigen. Kommt am Sam­stag zu unser­er Demon­stra­tion und sagt öffentlich Nein zu Abschiebun­gen, Diskri­m­inierung und Rassismus.
Hen­ry aus Kamerun:
Wir rufen auf zu mehr Tol­er­anz und Akzep­tanz. Nur auf diesem Weg kön­nen wir eine vielfältige und gle­ich­berechigte Gesellschaft aufbauen.“

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Antifaschismus

Beeskow gegen Rassismus – Solidarität mit Geflüchteten

Tagtäglich sehen sich Men­schen gezwun­gen vor Bürg­erkriegen, Unter­drück­ungsreg­i­men oder Hungerkatas­tro­phen in sichere Län­der zu fliehen. Sie wollen so sys­tem­a­tis­ch­er Diskri­m­inierung, wirtschaftlichem Ruin, Gewalt oder Tod in ihren Herkun­ft­slän­dern entkom­men. Diese Men­schen brauchen unsere Solidarität!
Wir als Demokrat_innen müssen Geflüchtete willkom­men heißen und ein­er Ein­teilung unser­er Gesellschaft in ”Deutsche” und ”Nicht-Deutsche” ent­ge­gen­treten. Dabei ist es wichtig, den Kon­takt zu Geflüchteten zu suchen – sei es in der Schule, im Sportvere­in oder ander­swo – und sich für deren gesellschaftliche Teil­habe einzusetzen.
Doch ger­ade in den ver­gan­genen Monat­en mehren sich Aufmärsche Tausender, die gegen Geflüchtete het­zen und eine rigidere Abschiebung­sprax­is fordern. Tief sitzende ras­sis­tis­che Vorurteile wer­den immer vehe­menter geäußert und bilden den Nährbo­den für ver­bale Anfein­dun­gen und kör­per­liche Gewalt gegen Flüchtlinge sowie zulet­zt einen enor­men Anstieg von Anschlä­gen auf Geflüchtete­nun­terkün­fte. Der Ruf nach ein­er Ver­schär­fung des Asyl­rechts wurde in let­zter Zeit immer lauter. Auf par­la­men­tarischem Weg wird solchen Forderun­gen von Pegi­da und Co. ent­ge­gengekom­men. Flucht ist aber kein Ver­brechen! Der Zugang zu Schutz und Sicher­heit ist ein zen­trales Menschenrecht!
Asylfeindliche Stim­mung in Beeskow
Nun ver­sucht für Son­ntag, den 6. Sep­tem­ber, die Grup­pierung ‘Beeskow wehrt sich’ in der Kreis­stadt Beeskow gegen ver­meintlichen ‘Asylmiss­brauch’ zu mobil­isieren. Die Face­book-Gemein­schaft will als Ableger von ‘Frank­furt (Oder) wehrt sich’ Fuß in Beeskow fassen. Als wäre nicht schon der Name Hin­weis genug auf die Verknüp­fung zur Oder­stadt, so han­delt es sich beim Anmelder der Kundge­bung um Peer Koss, der eine der Führungs­fig­uren der neon­azis­tis­chen Frank­furter Grup­pierung ist. Dort stießen die Flüchtlingsgegner_innen zum vierten Mal in diesem Jahr auf den entschlosse­nen Gegen­protest des bre­it­en zivilge­sellschaftlichen Bünd­niss­es ‘Kein Ort für Nazis in Frank­furt Oder’. Nun soll anscheinend das ländliche Beeskow für deren Pro­pa­gan­da als Stan­dort in der Region gewon­nen wer­den. Wehret den Anfängen!
Wir sol­i­darisieren uns mit Geflüchteten und anderen Betrof­fe­nen von ras­sis­tis­ch­er Het­ze und Gewalt
In Beeskow kam es bere­its zu ver­schiede­nen Pro­voka­tio­nen gegenüber Flüchtlin­gen. Erin­nert sei an den Bombe­nalarm Anfang 2015, als ein Mon­i­tor als Bombe­nat­trappe im Innen­hof des Rathaus­es Beeskow mit der Auf­schrift ‘Allah lebt’ die Beeskower_innen ver­mut­lich in Angst vor islamistis­chen Ter­ror ver­set­zen sollte. Des Weit­eren drang am Jahre­san­fang ein Mann mit ein­er Sof­t­air-Waffe in ein Mehrfam­i­lien­haus ein und fragte nach der Woh­nung von Geflüchteten. Auch von Beläs­ti­gun­gen, Beschimp­fun­gen und explodieren­den Böllern in Balko­nen von Flüchtlings­fam­i­lien wurde berichtet.
Laut­stark­er Protest anstatt stummes Wegschauen!
Wir wer­den am 06.09. in der Kreis­stadt unsere Sol­i­dar­ität mit Geflüchteten klar Aus­druck ver­lei­hen. Beeskow muss eine weltof­fene Stadt bleiben und darf Ras­sis­mus keinen Platz geben. Der Aufwind, welchen ras­sis­tis­che Bewe­gun­gen bekom­men, resul­tiert auch aus fehlen­den sicht­baren Gegen­protesten. Wegschauen und Schweigen ist daher keine Strate­gie im Umgang mit ras­sis­tis­ch­er Mobilisierung!
Unsere zivilge­sellschaftliche Ini­tia­tive ‘Beeskow gegen Ras­sis­mus’ ist ein Zusam­men­schluss ver­schieden­er Einzelper­so­n­en aus dem Raum Beeskow. Wir stellen uns gegen Men­schen­ver­ach­tung und jegliche Art von Diskri­m­inierung vom Men­schen auf­grund ihrer Herkun­ft. Etliche pos­i­tive Beispiele zivilge­sellschaftlichen Protestes zeigen, wie Men­schen erfol­gre­ich ein Zeichen gegen Ras­sis­mus set­zen kön­nen. Mit demokratis­chen und human­is­tis­chen Werten wollen wir men­schen­ver­ach­t­en­den Posi­tio­nen und Hass gegenüber Geflüchteten eine klare Absage erteilen und für eine leb­hafte anti­ras­sis­tis­che Kul­tur in Beeskow werben.
Mit diesem Aufruf möcht­en wir alle demokratis­chen Kräfte in Beeskow dazu ein­laden, sich auf vielfältige, entschlossene und friedliche Art und Weise am laut­starken Protest gegen die Ver­anstal­tung der Rassist_innen und Nazis zu beteili­gen. Dabei sind wir sol­i­darisch mit allen, die unser Ziel teilen, sich den ras­sis­tis­chen Aktio­nen entgegenzustellen.
Kein Raum für Ras­sis­mus! Beeskow bleibt bunt!
Beeskow, den 23.08.2015

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Antifaschismus

Nauen: Kundgebung und Spontandemo nach mutmaßlichem Brandanschlag auf Flüchtlingsnotunterkunft

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Nach dem in der Nacht zu Dien­stag eine als Notun­terkun­ft für Flüchtlinge geplante Sporthalle abbran­nte, hat­ten am frühen Abend unge­fähr 350 Men­schen im havel­ländis­chen Nauen Flagge gegen Ras­sis­mus gezeigt. Ab 18.00 Uhr fand dazu zunächst eine Kundge­bung an der Baustelle zum geplanten Flüchtling­sheim am Walde­mar­damm statt. An dieser nah­men zahlre­iche anti­ras­sis­tis­che und antifaschis­tis­che Ini­tia­tiv­en, Poli­tik­er aus dem Bund, Land, Kreis und der Kom­mune sowie Bürger_innen teil. In mehreren Rede­beiträ­gen wurde sich über die offen­sichtliche Brand­s­tiftung entrüstet und zu mehr Tol­er­anz und Weltof­fen­heit aufgerufen. Auch Nauens Bürg­er­meis­ter Detlef Fleis­chmann war unter den Red­nern. Er hat­te bere­its am Vor­mit­tag ein­er Erk­lärung veröf­fentlicht, in dem sich die Stadtver­wal­tung den mut­maßlichen Bran­dan­schlag scharf verurteilt. „Sollte das Feuer tat­säch­lich auf einen mutwilli­gen Bran­dan­schlag zurück­zuführen sein, sprechen wir hier von ein­er feigen und sinnlosen Tat, die an Niederträchtigkeit kaum zu über­bi­eten ist“, so Bürg­er­meis­ter Fleischmann.
Anschließend formierte sich die Kundge­bung zu ein­er spon­ta­nen Demon­stra­tion und zog dann zunächst durch ein Neubauge­bi­et, das von Neon­azis und Rassist_innen in der jüng­sten Ver­gan­gen­heit immer wieder als Auf­marschge­bi­et genutzt wurde. Danach ging es Rich­tung Bahn­hof bis zum Kreisverkehr in der Damm­straße und von dort durch die Altstadt.
Vere­inzelt ließen sich kurzzeit­ig auch Neon­azis am Rande der Demon­stra­tion sehen. Diese zogen es dann aber vor, schnell wieder zu verschwinden.
Zur abge­bran­nten Sporthalle führte die Demon­stra­tion allerd­ings nicht. Die Straße zur Halle war wegen den anhal­tenden Löschar­beit­en voll­ständig gesperrt.
Die Polizei ermit­telt zurzeit zu den genauen Umstän­den des Bran­des. Ein tech­nis­ch­er Defekt wird aber weit­ge­hend aus­geschlossen. Brand­s­tiftung erscheint als die wahrschein­lich­ste Ursache.
Het­zkam­pagne von Neon­azis und Rassist_innen
Der mut­maßliche Bran­dan­schlag auf die geplante Notun­terkun­ft in Nauen ist der trau­rige Höhep­unkt ein­er beispiel­losen Eskala­tion ras­sis­tis­ch­er Stim­mungs­mache im Havel­land. Aus­ge­hend von mas­siv­en Het­zkam­pag­nen lokalen neon­azis­tis­ch­er Organ­i­sa­tio­nen und ras­sis­tisch motiviert­er Bürger_innenvereinigungen im Inter­net, kam es hier bere­its im Feb­ru­ar 2015 zu Tumul­ten bei ein­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung, als über den Verkauf eines Grund­stück­es der Stadt Nauen an den Land­kreis abges­timmt wer­den sollte. Neon­azis und Rassist_innen provozierten den Abbruch der Ver­anstal­tung und kon­nten nur durch den Ein­satz der eiligst her­an­be­orderten Bere­itschaft­spolizei vom Gelände ent­fer­nt und zer­streut werden.
Die Pla­nung der Errich­tung ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft für Flüchtlinge und Asyl­suchende kon­nten die Störer_innen zwar nicht aufhal­ten, führte jedoch in den fol­gen­den Wochen eigene Het­zver­samm­lun­gen durch. Von März bis Juli 2015 fan­den allein sechs der­ar­tige Ver­anstal­tun­gen statt, die wahlweise von Aktivis­ten der NPD, „Freien Kräften“ oder Vere­ini­gun­gen mit ähn­lich­er Inten­sion angemeldet wur­den. Eine beson­dere Rolle spielte u.a. dabei auch der derzeit­ige NPD Stad­trat Maik Schnei­der. Gegen ihn wird zurzeit u.a. wegen der Tumulte bei der Nauen­er Stadtverord­neten­ver­samm­lung ermit­telt. Er soll dort als Rädels­führer aufge­treten sein. Heute war er eben­falls kurzzeit­ig am Rande der Kundge­bung zu sehen.
Unrühm­liche Anschlagsserien
Bere­its in den 1990er Jahren gab es in und um Nauen eine aktive, gewalt­bere­ite Neon­aziszene. Am 3. Sep­tem­ber 1992, weni­gen Tage nach dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen,brannte beispiel­sweise ein bewohntes Asyl­be­wer­ber­heim in Ketzin/Havel, südlich von Nauen,nach einem neon­azis­tis­chen Angriff mit Molo­tow-Cock­tails voll­ständig aus. Wie durch ein Wun­der kam dabei nie­mand ums Leben.
In den 2000er Jahren set­zte die neon­azis­tis­che Ter­rorvere­ini­gung „Freiko­rps Havel­land“ die Spur des Feuers weit­er fort. Die Täter_innen set­zten dabei mehrere Lokale und Imbissstände von Migrant_innen im Osthavel­land in Brand. Der damals gefasste Haupt­täter aus ein­er Gemeinde in der Nähe von Nauen war nach Ver­büßung sein­er Haft­strafe weit­er­hin im Neon­az­im­i­lieu aktiv und nahm an diversen Ver­samm­lun­gen von NPD und „Freien Kräften“ teil. Zudem verkehrte er regelmäßig in einem inzwis­chen geschlosse­nen Szen­e­tr­e­ff­punkt in Nauen.
Auch die aktuelle Anschlagsserie auf Parteibürosin Nauen trägt ein­deutig neon­azis­tis­che Züge. Dabei wur­den mehrfach Ein­rich­tun­gen der Partei DIE.LINKE und der SPD mit neon­azis­tis­ch­er Pro­pa­gan­da bek­lebt, mit Farb­bomben ange­grif­f­en oder die Fen­ster­scheiben eingeschlagen.
weit­ere Fotos: hier

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Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Kein Ende in Sicht

INFORIOT  Am Abend des 25. August haben knapp 350 Men­schen gegen Ras­sis­mus und Neon­azis in Nauen demon­stri­ert. Anlass war der Brand ein­er Turn­halle, die als Notun­terkun­ft für Geflüchtete genutzt wer­den sollte, in der Nacht von Mon­tag zu Dien­stag. Die Unterkun­ft sollte in weni­gen Tagen vorüberge­hend bezo­gen wer­den, da ein Gebäude zur weit­eren Unter­bringung noch errichtet wer­den soll.

350 bei der Mahnwache in Nauen.
350 bei der Mah­nwache in Nauen.

Ras­sis­tis­che Gewalt: Kein Ende in Sicht
Gegen zwei Uhr Nachts bran­nte die Turn­halle bere­its so stark, dass die Feuer­wehr keine Chance hat­te das Gebäude zu ret­ten, berichtet die MAZ. Es bran­nte kom­plett aus. Zu sehen sind nur noch ver­rußte Wände und durchge­bran­nte Über­reste von Kabeln und Verklei­dung. Auch wenn bish­er keine Tatverdächti­gen ermit­telt wur­den, ist mit ziem­lich­er Sicher­heit klar, dass es sich hier um einen ras­sis­tis­chen Anschlag han­delte. Denn der Angriff auf die geplante Notun­terkun­ft in der Kle­in­stadt Nauen kam nicht über Nacht. Er kam qua­si mit Ankündi­gung. Immer wieder waren in Nauen ras­sis­tis­che Vor­fälle bekan­nt gewor­den. Ange­fan­gen bei ein­er Bürger_innenversammlung zum The­ma Unter­bringung im Feb­ru­ar, die von Neon­azis so mas­siv gestört wurde, dass die Ver­anstal­tung abge­brochen wer­den musste. Es fol­gten Kundge­bun­gen gegen Asylpoli­tik u.a. im Mai von der ras­sis­tis­chen Face­bookini­tia­tive „Zukun­ft Nauen“ und durch die NPD im Juli. Im Juni und Juli kam es zu ein­er Serie von Anschlä­gen auf Parteibüros der Linken und der SPD.
Die Turnhalle brannte völlig aus.
Die Turn­halle bran­nte völ­lig aus.

In den let­zten Tagen und Wochen waren es vor allem die säch­sis­chen Städte Fre­ital und Hei­de­nau die durch ras­sis­tis­che Proteste in die Schlagzeilen ger­at­en waren. Doch auch in Bran­den­burg ist die Zahl ras­sis­tis­ch­er Proteste und Gewalt­tat­en alarmierend. Allein in diesem Jahr gab es nach Angaben der Opfer­per­spek­tive 88 rechte Angriffe. Der Großteil davon mit ras­sis­tis­chem Hin­ter­grund. Die Zahl ist umso erschreck­ender, wenn die Vor­jahreszahl von 92 Angrif­f­en in Rela­tion dazu geset­zt wird: Die 88 Angriffe beziehen sich nur auf die erste Jahreshälfte 2015. 92 wur­den im ganzen Jahr 2014 verübt. Der Anschlag in Nauen ist Angriff Num­mer 89.
Politiker_innen im Redeschwall 
Nur wenige Stun­den nach dem Anschlag, hat­te die lokale Ini­tia­tive „Nauen für Men­schlichkeit“ zu ein­er Kundge­bung am Ort der geplanten Unterkun­ft, einige hun­dert Meter von der Turn­halle ent­fer­nt, aufgerufen. Gefol­gt waren dem Aufruf nicht nur engagierte Anwohner_innen, Antifaschist_innen aus Berlin und Bran­den­burg, son­dern auch eine Rei­he von Lan­des- und Kommunalpolitiker_innen, die sich in ihren Reden zu übertr­e­f­fen ver­sucht­en. So forderte beispiel­sweise Klaus Ness, Frak­tionsvor­sitzen­der der SPD im Bran­den­burg­er Land­tag, einen „Auf­s­tand der Anständi­gen“ und „den Anstand der Zuständi­gen“. Ursu­la Non­nen­mach­er, Grü­nen­poli­tik­erin im Land­tag, sah in der AfD die geisti­gen Brand­s­tifter. Der Falkensee Bürg­er­meis­ter war der Ansicht, die Par­al­le­len zu 1933 seien deut­lich: Bei den Neon­azis und ras­sis­tis­chen Angreifern han­dle es sich ähn­lich wie bei der SA um Kampftrup­pen auf der Straße. Als er im Weit­eren davon sprach, dass es sich bei dem Angriff auf die Turn­halle nicht nur um einen Angriff auf Asylbewerber_innen han­dle, son­dern auch auf Deutsch­land, hagelte es Buhrufe. Für Nation­al­staat und deutsche Iden­tität fand er wenig Sym­pa­thie unter den antifaschis­tis­chen Teilnehmer_innen. Eben­so wenig Begeis­terung ern­tete ein­er der nach­fol­gen­den Red­ner, der sich statt über die ras­sis­tis­che Tat, über den Schaden für die Turn­halle als Gebäude aus­ließ. Deut­lichere Worte fand dage­gen ein Antifaschist, der auf den Ras­sis­mus in der Mitte der Gesellschaft hin­wies und auch die CDU als Teil des ras­sis­tis­chen Main­streams ausmachte.
Bürgermeister Detlef Fleischmann (SPD) sprach bei der Auftaktrede, dass die Geflüchteten "jetzt erst recht" in Nauen aufgenommen werden.
Bürg­er­meis­ter Detlef Fleis­chmann (SPD) sprach bei der Auf­tak­trede, dass die Geflüchteten “jet­zt erst recht” in Nauen aufgenom­men werden.

Spon­tandemon­stra­tion durch die Innenstadt
Nach Abschluss der Kundge­bung zogen die Teilnehmer_innen mit ein­er spon­ta­nen Demon­stra­tion durch die Nauen­er Innen­stadt. Laut­stark wur­den anti­ras­sis­tis­che Sprechchöre wie „Say it loud, say it clear: Refugees are wel­come here“ und „No Bor­ders, no nations, stop depor­ta­tion“ geäußert. Als Aufruf an alle Anwohner_innen am Rande der Demon­stra­tion wurde „Vorurteile hin­ter­fra­gen, Ja zu neuen Nach­barn sagen!” gerufen.
Spontandemonstration durch die Innenstadt.
Spon­tandemon­stra­tion durch die Innenstadt.

Ver­suchter Nazian­griff auf Versammlung 
Während der Ver­samm­lung kam es zu zwei Zwis­chen­fällen: Drei Neon­azis ver­sucht­en sich der Kundge­bung zu näh­ern, wur­den jedoch frühzeit­ig fer­nge­hal­ten. Einige Zeit später, taucht­en wiederum acht Neon­azis mit Eisen­stan­gen auf und woll­ten den Spon­tanaufzug angreifen. Dazu kam es dank antifaschis­tis­ch­er Inter­ven­tion jedoch nicht. Auch der Neon­azikad­er und NPD-Stadtverord­nete in Nauen Maik Schnei­der soll sich in der Nähe der Demon­stra­tion aufge­hal­ten haben.
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