Mit zahlreichen Ständen, die nicht nur über alternative Kukturprojekte informierten, sondern an einigen Stellen auch zum Mitmachen animierten, konnte der ekze e.V. ein weit vielfältigeres Bild der Stadt zeigen als es viele von Potsdam gewohnt sind. Hier ging es nicht darum, die Stadt für Tourist_innen attraktiver zu machen, sondern für diejenigen Menschen, die die Stadt ausmachen: ihre Bewohner_innen. “Gemeinsam mit der benachbarten Gastronomie und befreundeten Projekten wollten wir zeigen, dass in Potsdams Mitte mehr steckt als nur ein Abbild historischer Großprojekte”, erklärt Sabine Prasse vom ekze e.V.
Der ausgelassenen Stimmung bei abwechslungsreicher Musik, leckerem veganen Kuchenangebot der BerTA und einer durch das konte[:x]t zubereiteten “Küche für Alle” konnte auch der gegen Abend eintretende Wolkenbruch nichts anhaben. Die Ehrenamtlichen des ekze e.V. verlagerten das letzte Konzert kurzerhand in den Theatersaal des KuZe. In Erinnerung wird den Besucher_innen wohl auch das mittlerweile schon traditionelle Kochduell bleiben, bei dem innerhalb von 30 Minuten ein Hauptgericht mit einer geheimen Zutat gezaubert werden muss. “Alle drei Teams haben Köstliches kreiert, aber die Minz-Gemüsepuffer haben die Jury überzeugt”, schwärmte Katja Zschipke.
Dank der ehrenamtlicher Helfer_innen war es ein gelungenes Fest, das vor allem durch seine familiäre Atmosphäre und Vielfalt überzeugte. Den finanziellen Aufwand hätte der ekze e.V. alleine nicht stemmen können: “Wir bedanken uns ganz herzlich beim Studentenwerk Potsdam, beim AStA der Universität Potsdam und beim AStA der FH Potsdam für die finanzielle Unterstützung. Ohne deren nunmehr schon seit Jahren andauernde Förderung hätte das Straßenfest in dieser Form nie stattfinden können”, erklärt Matthias Lehrack, Vorstandsmitglied des ekze e.V.
Aber warum überhaupt, warum jetzt und warum dort? Die meisten von uns wohnen in Berlin oder Potsdam in Vierteln, in denen durch oft Jahrzehnte lange Kämpfe Nazis aus dem Stadtbild gedrängt wurden. Wir können uns aussuchen, ob wir die Konfrontation mit Nazis suchen oder ob wir uns emanzipatorischen Projekten widmen wollen, ohne dass wir uns dabei Sorgen vor Naziübergriffen machen müssen. Einige von uns kennen aus ihrer Jugend aber ein Welt, in der es solche Schutzräume nicht gibt, sie erst aufgebaut oder ständig gegen militante Nazis und die konservative Lokalpolitik verteidigt werden müssen.
Gebiete in denen „normal“ feiern heißt, mit Nazikadern sich den Bierwagen teilen zu müssen. Wo alle, die nicht „deutsch genug“ aussehen, auf die Fresse bekommen. Wo allzu oft Nazis und ihre Ideologie ignoriert und Probleme auf der Ebene von „rivalisierenden Jugendbanden“ entpolitisiert werden. Wo Subkultur nicht nur ein Chick ist, den man sich kauft und nach Belieben an- und wieder abgelegen kann. Mit dieser Tour wollen wir einen Teil zu einer starken antifaschistischen Subkultur in ganz Brandenburg beitragen, die für Viele die einzige Alternative zur bürgerlichen Einöde oder der vermeintlich „unpolitischen“ Rebellion ist.
Von „unpolitischen“ Rebellen, alten und neuen Nazis
Diese „unpolitischen“ Rebellen kauen gerne die staatliche Ideologie der zwei Extreme wieder, nach der Nazis und Antifas doch das gleiche seien. Sie ignorieren dabei die menschenverachtenden Einstellungen der Faschos. Mit dieser Ignoranz kann dann auch ganz „unpolitisch“ gemeinsam Skrewdriver und Landser gehört werden. Nur wegen der Musik – versteht sich – und vielleicht auch noch, weil die mit den zu vielen „Asylanten“ ja doch recht haben. Wir sind der Meinung, dass das, was man hört, auch mit einem etwas macht. Diese „Erlebniswelt“ Rechtsrock muss man sich in Brandenburg aber nicht nur aus der Konserve geben. Zwar ist das Blood & Honor Netzwerk im Jahr 2000 offiziell verboten worden, doch in Brandenburg gibt es weiterhin rund zwei Dutzend gut vernetzte Nazibands. Auftreten können diese regelmäßig auf dem Privatgelände des Die Rechte Landesvorsitzenden Klaus Mann in Finowfurt. Mittlerweile wird aber selbst den staatlichen Institutionen das Treiben dort zu bunt und es kam immer wieder zu Konzertabbrüchen, nachdem indizierte Lieder gespielt wurden. Im Umfeld der Cottbuser Band Frontalkraft gibt es mit Rebel Records und The Devils Right Hand Store auch eine Geschäftsstruktur, die rechtes Gedankengut mit schlechtem Geschmack verbindet: Vom Nach Frankreichen fahren wir nur auf Ketten T‑Shirt von der Nazimarke Ansgar Aryan, Thorshammer mit Skrewdriver Gravur über Ku-Klux-Klan-Button bis zur Reichskriegsfahne.
In Finowfurt konnte die NPD in der Vergangenheit auch ihre Preußentage veranstalten, 2012 kamen dorthin rund 600 Nazis. Manns Partei Die Rechte ist mit der NPD gemeinsam zur Kommunalwahl im Mai 2014 angetreten. Zur Landtagswahl am 14. September 2014 gibt die NPD sich bürgernah und greift das virulente Thema der Polizeireform auf und fordert mehr Polizeiwachen. Bei der Schaffung ihrer „national befreiten Zonen“ ist es ihnen jedoch eigentlich lieber, nicht von den Bullen gestört zu werden. Das alte Märchen von den „Ausländern“, die den „Deutschen“ die Arbeitsplätze wegnehmen, wird auch mal wieder aufgewärmt. Verkannt wird dabei wie immer, dass es z.B. nicht die „heimtückischen“ Saisonarbeiter_innen sind, die unbedingt für unter 3 € die Stunde arbeiten wollen. Es ist der grenzenübergreifende Kapitalismus, der die beschissene Situation dieser Leute ausnutzt und sie knechtet, damit „wir“ billig unsere Deutschen Erdbeeren in den Supermärkten bekommen. In der parlamentarischen Landschaft mischt nun ein weiterer Koch mit, der die alte NPD-Suppe Zurück zur D‑Mark wieder aufwärmt. Nur können sich die gutbürgerlichen mehr oder weniger Neupolitiker der selbsternannten Alternative für Deutschland(AfD) schickere Anzüge leisten. Auch ihre Ausdrucksweise ist gehobener als die der Holocaustleugner von der NPD. Die AfD mit ihren alten und neuen Rechten, verschiebt das von der „bürgerlichen Mitte“ noch sagbare nach rechts. Im Gegensatz zum einstiegen CSU Patriarchen Strauß, ebnet die CDU in Brandenburg den Weg für eine Partei rechts von der CDU indem sie im Elbe-Elster Kreistag eine gemeinsame Fraktion gebildet haben und auch der Spitzenkandidat im CDU Lantagswahlkampf Michael Schierack die Möglichkeit zur Koalition mit der AfD offen hält. Bei der AfD Klientel handelt es sich nicht um militante Nazis, inhaltlich schließen sie aber direkt an diese an. Ihre Panik vor einer „Einwanderung in deutsche Sozialsysteme“ geht davon aus, dass jeder „Kulturkreis“ seinen Platz auf der Welt hat und die Leute ihr Probleme dort doch selber lösen sollen. Wenn irgendwo auf der Welt Krieg herrscht, dann sind da bestimmt keine deutschen Waffen im Spiel und bestimmt auch keine wirtschaftlichen Interessen deutscher Unternehmen. Die Welt ist auch nicht durch Kolonialismus, Imperialismus und Kriege in ein ungleiches Gefüge verschoben worden. Außerdem ist Deutschlands Vormachtstellung in der EU natürlich nur dadurch begründet, dass hier alle so hart arbeiten und anderswo eben nicht.
Ja, ne – is klar!
Wir heißen Refugees willkommen, wo auch immer sie herkommen in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Hier werden sie in Lager gesteckt und können noch nicht mal arbeiten, wenn sie es wollen – was man ihnen dann als Faulheit vorwirft. Wir halten es mit dem Beispiel unserer Genoss_innen aus Hamburg, die nachts die St. Pauli Kirche bewacht haben, damit drinnen die traumatisierten Geflüchteten endlich einmal pennen konnten. Die Wurzeln unserer Subkultur sprengen von sich aus die (neu-)rechte Schönrederei von „Kulturkreisen“. Reggae und Ska und alles was daraus entstanden ist, kann man nicht mit einem Volk oder einer Nation verknüpfen.
Uns ist es egal, ob Bullenreviere dicht gemacht werden, weil die allzu oft bei Nazigewalt weg schauen – was nicht zuletzt der sogenannte „NSU“ gezeigt hat. Antifaschistischer Selbstschutz musste schon immer ohne staatliche Institutionen oder sogar gegen den Widerstand dieser organisiert werden. Dafür brauchen wir selbstverwaltete Räume als Möglichkeit, uns überhaupt organisieren zu können. Wenn in Frankfurt (Oder) die Gerage zum Oktober schließen muss und damit der einzige selbstorganisierte Club in dieser größeren Stadt verschwindet, zeigt uns das einaml mehr auf welchem dünnen Eis wir uns bewegen. Deshalb ist es aber besonders wichtig uns gegenseitig zu vernetzen und zu unterstützen und eben auch mal an Orte zu fahren an denen es etwas unangenehmer werden kann! Deshalb unterstützt uns im August- und September bei unserer kleinen Konzert- und Veranstaltungstour durch Brandenburg und supportet Eure lokalen antifaschistischen Strukturen oder werdet einfach selbst aktiv!
Gemeinsam und solidarisch gegen staatlichen und alltäglichen Rassismus!
Für eine starke antifaschistische Subkultur – für die soziale Revolution!
red and anarchist Skinheads Berlin Brandenburg
August 2014
www.red-skins.de
Warm-up Konzi: 21. August: Schokoladen/ Berlin: 100. RASH-Jubiläums-Tresen mit ContraReal & Kommando Kronstadt
Anlässlich unseres gefühlten einhundertsten RASH-Tresens im Bandito Rosso (die North East Antifascists kamen erst später als Partner_Innen hinzu) möchten wir im Nahe gelegenen Schokoladen eine ordentliche Geburtstagsparty schmeissen! Wir haben zwei sehr sympathische Punkbands eingeladen: ContraReal (Antifascist Riotpunk) aus Hamburg und Kommando Kronstadt (Anarchopolitpunk) aus Leipzig! Im Anschluss an das Konzert werden noch die großartigen Northkorean Rudeboys plus Gäste zum Tanze auflegen! Das Konzert ist ein Soli für von Repression betroffene Genoss_Innen! Kommt zahlreich und lasst uns auf weitere einhundert RASH-/Nea-Tresen feiern! An dieser Stelle möchten wir uns auch noch ganz herzlich bei der sehr liebevollen und manchmal auch sehr stressresistenten Hauscrew des Bandito Rosso bedanken! Schön dass es Euch gibt & hoffentlich existiert Euer wunderbares Hausprojekt trotz der grassierenden Edelgentrifizierung im Prenzlauer Berg noch lange Zeit! Let´s party!
Einlass: 19.00 Uhr – Beginn: Pünktlich 20.00 Uhr! Ab 22.00 Uhr Aftershowparty!
www.schokoladen-mitte.de
ContraReal: https://www.facebook.com/pages/ContraReal/234834016559445?sk=wall&filter=12
Kommando Kronstadt: http://kommandokronstadt.blogsport.de/
Infostände, Vorträge und Konzerte:
23.8.2014: Garage/Frankfurt (Oder) (http://garageffo.blogsport.de/): Antifaschistischer Aktionstag mit Konzert der Toylettes (Punk/Berlin-Potsdam) https://de-de.facebook.com/Toylettes, Kira Kano (Antifascist HC-Punk aus Neuruppin) und den P.I.T.S. (Vorschul-HC/Las Vegas-Potsdam) http://fistfullofnothing.bandcamp.com/
11.9.2014: Quasi Mono/Cottbus (http://www.quasimono.info/): Antifaschistischer Aktionstag mit Infoveranstaltung und anschließendem Konzert des Accoustic Punkliedermachers Hannez übern Zaun (http://uebernzaun.bandcamp.com/)
12.9.2014: Horte/Strausberg (http://www.horte-srb.de/): Antifaschistischer Aktionstag mit Infoveranstaltung und anschließendem Konzert von den Zeckenrapper*innen Refpolk (https://de-de.facebook.com/Refpolk), Daisy Chain (https://el-gr.facebook.com/daisy.chain.731572) & Mis Zebra
13.9.2014: MittenDrinn/Neuruppin (http://jwp-mittendrin.de/blog/): Antifaschistischer Aktionstag mit Infoveranstaltung und anschließendem Konzert von Hannez übern Zaun (http://uebernzaun.bandcamp.com/) und voraussichtlich den Zeckenrappern*innen Waving the Guns (Riotrap aus Rostock: http://wavingtheguns.blogsport.de/), Refpolk (https://de-de.facebook.com/Refpolk), Daisy Chain (https://el-gr.facebook.com/daisy.chain.731572) & Mis Zebra
Die aktualisierte Unterstützer_innenliste sowie aktuelle Infos und Berichte von Aktionen findet Ihr auf red-skins.de. Wenn auch Ihr den Aufruf unterstützen wollt, schickt einfach eine Mail an kontakt@red-skins.de
Unterstützer*innen (Stand: 4.8.2014):
JWP Mittendrin Neuruppin: http://jwp-mittendrin.de/blog/
Red & Anarchist Skinheads Südbrandenburg: http://rashsb.blogsport.de/
Ultrash: http://ultrash.blogsport.eu/
Utopia. e.V.: http://utopiaffo.blogsport.de/
Erneut Nazi-Sportfest in Finowfurt
INFORIOT — Am 26. Juli fand zum dritten Mal auf dem Grundstück der Familie Mann (Die Rechte) in Finowfurt ein Neonazi-Sportfest statt. Unter Aufsicht der Bereitschaftspolizei konnte die Veranstaltung außerhalb der Öffentlichkeit durchgeführt werden. 40 Personen, darunter Kinder, sollen an dem Event in der kleinen Gemeinde im Landkreis Barnim teilgenommen haben, hieß es auf der Facebook-Seite der NPD Oberhavel. Auch eine Hüpfburg und Zuckerwatte sollen bereitgestellt worden sein. Bereits im letzten Jahr veranstaltete die Neonazi-Kameradschaft “Märkische Skinheads 88” aus Oberhavel ein Sportfest mit anschließendem Konzert auf dem Gelände im Finowfurt. Drahtzieher der Kameradschaft ist der Veltener NPD-Stadtverodnete Robert Wolinski.
Die Veranstaltung wurde nicht wie üblich als eine öffentliche Veranstaltung angemeldet, sodass die Behörden und das lokale Bündnis “Finowfurt Nazifrei” im Vorfeld keine Kenntnis hatten und so Gegenaktivitäten ausblieben. In den letzten Jahren formte sich gegen das Treiben auf den Gelände breiter Protest. Erstmals schafften es Demonstrant_innen bei einem Konzert 2013 die Zufahrt zum Gelände zu blockieren, wodurch die anreisenden Neonazis lange Umwege in Kauf nehmen mussten. Der öffentliche Druck gegen die Neonazis brachte außerdem die Behörden zum Handeln: Im Laufe der Zeit hatten diese Auflagen für Veranstaltungen derart hinderlich angesetzt, dass das Gelände der Manns als Ort für Groß-Events mittlerweile nicht mehr attraktiv ist.
Für das nächste Jahr haben die Veranstalter_innen ein weiteres Sportfest angekündigt.
Über 500 Vorfälle
Inforiot — Die Brandenburger “Opferperspektive” hat eine Liste von extrem rechten Aktivitäten im vergangenen Jahr im ganzen Bundesland zusammengestellt und jetzt veröffentlicht. Das Dokument soll ein erster Ausgangspunkt für ein andauerndes Monitoring der rechten Umtriebe darstellen. Das Dokument steht hier als PDF-Datei zur Verfügung.
Begleitend zu diesem Dokument schreibt die Opferperspektive:
In dem hier zur Verfügung gestellten Dokument findet sich auf 45 Seiten mit über 500 Einträgen eine Chronologie rechter Aktivitäten im Land Brandenburg für das Jahr 2013. Die Opferperspektive hat sie erstmalig im Rahmen ihrer Recherchearbeit zusammengestellt und wird das Projekt fortsetzen. Es wurden bewusst alle rechten Aktivitäten aufgenommen, die uns bekannt geworden sind. Angefangen vom in den Schnee getretenen Hakenkreuz über Aufkleberaktionen, Nazikundgebungen bis hin zu rassistischen Pöbeleien und körperlichen Angriffen. So wird deutlich: Rechte Umtriebe sind in Brandenburg nach wie vor tagtägliche Realität. Neben lokalen Medien bezieht die Chronik Rechercheergebnisse unabhängiger lokaler Antifa- und Dokumentationsgruppen ein. Ebenfalls eingeflossen sind Polizeimeldungen und, sofern keine andere Quelle vorhanden ist, Veröffentlichungen des Verfassungsschutzes und Berichte auf Neonaziseiten. Auch wenn eine solche Chronologie niemals vollständig sein wird, bildet sie doch die ganze Bandbreite rechter Aktivitäten in vielen Regionen des Landes Brandenburg ab. Wir hoffen, dass sie lokalen Bündnissen und Einzelaktivist_innen Anregung für konkrete regionale Analysen und vor allem auch Aktionen vor Ort sein wird. Natürlich freuen wir uns ganz besonders, wenn weitere Initiativen zur Dokumentation rechter Ereignisse entstehen! Ergänzungen, Hinweise und Anregungen nehmen wir gern entgegen.
Download: Chronologie rechter Aktivitäten 2013
INFORIOT — In dem Artikel “Schüsse auf Flüchtlingslager in Bestensee” vom 07. Juli 2014 berichtete Inforiot, dass in der Nacht vom 06. auf den 07. Juli auf das Flüchtlingslager in Bestensee/Pätz aus einem Auto heraus vier Schüsse abgegeben worden sind. Am darauffolgenden Montag konnte weder die zuständige Polizei noch das Innenministerium Brandenburg dies bestätigen. Am Dienstag erklärte das Innenministerium dann, dass es laut Wachschutz des Objektes Böllerwürfe gegeben hätte. Die Pressestelle der Polizeidirektion Süd äußerte sich bis heute nicht zu dem Vorfall.
Die Wahrnehmung der Bewohner*Innen des Lagers, dass es zu Schüssen gekommen sein, folgt offensichtlich aus den vorangegangene Einschüchterungen und Übergriffen, die Bewohner*Innen schilderten. Bereits seit Oktober 2013 machen Rassist*Innen mobil gegen das im Februar 2014 neueröffnete Lager. Als BürgerInneninitiative getarnt, jedoch eindeutig von der NPD gesteuert, gab es Demonstrationen im Oktober und Dezember, auch unter großer Beteiligung von AnwohnerInnen. Auf Facebook wurde unverhohlen zu Anschlägen aufgerufen. Seitdem machten Rassist*Innen immer wieder im Umfeld des Lagers auf sich aufmerksam. Bewohner*Innen berichten nicht nur von fotografierenden Personen vor dem Lager, mehrfachen Einschüchterungen und Angriffsversuchen, sondern sogar Bombendrohungen und Verfolgungsjagden.
Jüngst traten Neonazis direkt vor dem Lager in Erscheinung, als sie Hetzflyer am 30. Juni über den Zaun des Geländes warfen und in der Nachbarschaft verteilten. Dabei wurden die polizibekannten Neonazis als TäterInnen von der Polizei gestellt.
Provokation endete mit Rauswurf
Mögliche Propagandaaktionen für TDDZ oder NPD unterbunden
Offenbar hält dies (Neo)nazis aber nicht davon ab, deren Musik zu konsumieren. Gerade die autonomen Querfrontler aus den „Freien Kräfte Neuruppin / Osthavelland“ sind ja dafür bekannt, auch sonderbare Wege zu gehen, um Menschen für ihre wirre Weltanschauung zu agitieren.
Konsequentes Handeln gegen gezielte Provokation
Im Vorfeld wurde deshalb bereits gewitzelt, ob die Neuruppiner (Neo)nazis möglicherweise an der Konzertveranstaltung in Berlin-Spandau teilnehmen würden. Dass sie tatsächlich kamen, verblüffte dann schon. Zumindest diejenigen Fans von „Feine Sahne Fischfilet“ und „Broilers“, die ebenfalls aus Neuruppin angereist waren und sich in ihrer Heimatstadt gegen (neo)nazistische Umtriebe und für eine bunte Stadt engagieren.
Die Verblüffung erstarrte allerdings nicht zur Ohnmacht. Im Gegenteil, sofort wurden Bands und Security verständigt und die (Neo)nazis, darunter auch der Neuruppiner Stadtverordnete Dave Trick (NPD), der Veranstaltung verwiesen. Ein klarer Auswärtssieg für Team bunt.
Das es sich bei der Aktion der (Neo)nazis um eine klare Provokation handelt, wird indes durch ein Statement auf der Internetseite der „Freien Kräfte Neuruppin / Osthavelland“ deutlich. Es sei ihnen nämlich „bewusst, dass manche finanziellen Mittel, die wir beim Kauf der Karten für Oi-Mucke ausgeben direkt in den Kampf gegen uns fließen“, so NFSKN. Dennoch lasse man sich es „nicht nehmen diese [Konzerte] zu besuchen, da dieses Affentheater mit durchgestrichenen Hakenkreuzen und von Freiheit gröhlenden Punks (…) doch irgendwie reizt“, so die (Neo)nazis in ihrer Erklärung weiter. Ferner beabsichtigte NSFKN seinen „ Wirkungskreis“ zu erweitern und sich zu „bespaßen“, wobei mit „Bespaßung“ im (Neo)nazijargon auch die Suche nach gewalttätigen Auseinandersetzungen gemeint sein kann.
Propagandakampagne für TDDZ und NPD
Offenbar nutzt die (Neo)nazigruppe zurzeit jede Gelegenheit, um sich zu profilieren. Schließlich ist NSFKN im nächsten Jahr Ausrichter des so genannten „Tages der deutschen Zukunft“ (TDDZ), einer rassistischen Kampagne deren Höhepunkt in der Vergangenheit immer ein Marsch in einer norddeutschen Großstadt war. Im Jahr 2014 fand die Veranstaltung erstmals im ostdeutschen Raum, in Dresden, statt. Im Juni 2015 soll es dann erstmals in eine Mittelstadt, ins Brandenburgische Neuruppin, gehen.
Dafür wird bereits jetzt kräftig die Werbetrommel gerührt. So fanden beispielsweise bereits Flyeraktionen, Infotische und Kundgebungen zum TDDZ 2015 in Salzwedel (Sachsen-Anhalt), Gera (Thüringen), Premnitz (Brandenburg) und Neuruppin statt.
Auch das Konzert von „Broilers“ und „Feine Sahne Fischfilet“ war somit in Gefahr, als potentielle Propagandabühne für dieses Event oder zum Wohl der NPD, die ja mit Dave Trick, ebenfalls vertreten war, zu werden. Dies wurde aber konsequent verhindert.
Es bleibt zu hoffen, dass es im nächsten Jahr in Neuruppin, anlässlich des von den (Neo)nazis ausgerufenen TDDZs, ebenfalls gelingt, die zu erwartende, große Propagandashow zu unterbinden und den „Tag der deutschen Zukunft“ erstmals scheitern zu lassen. Wir laden jedenfalls alle interessierten Menschen ein, uns dabei im nächsten Jahr zu unterstützen. Näheres folgt.
„Und endlich ist kein andrer Krieg für Preußen-Deutschland mehr möglich als ein Weltkrieg, und zwar ein Weltkrieg von einer bisher nie geahnten Ausdehnung und Heftigkeit. Acht bis zehn Millionen Soldaten werden sich untereinander abwürgen […]. Die Verwüstungen des Dreißigjährigen Kriegs zusammengedrängt in drei bis vier Jahre und über den ganzen Kontinent verbreitet; Hungersnot, Seuchen, allgemeine, durch akute Not hervorgerufene Verwilderung der Heere wie der Volksmassen“. Friedrich Engels 1887
Nahezu 30 Jahre vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges zeigte Friedrich Engels dem Deutschen Reich das Bild seiner eigenen Zukunft. Engels war sicher kein Wahrsager und erst recht kein Prophet. Er verfügte aber über das Werkzeug für eine Analyse kapitalistischer Konkurrenz, imperialer Machtpolitik und der gesellschaftlichen Verhältnisse innerhalb des Deutschen Reiches.
Der bürgerlichen Geschichtswissenschaft hingegen fehlt diese Perspektive. So steht sie staunend vor solchen „Prophezeiungen“, entwickelt immer neue Theorien und kommt letztlich zu dem plumpen Schluss, dass die Gesellschaften in diesen Krieg irgendwie hinein geschlittert wären. Aktuell lässt sich das an der Begeisterung festmachen, welche Christopher Clarkes revisionistisches Buch „Die Schlafwandler – Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ beider Mehrheit der deutschen Journalist_innen auslöst.
Ein Armutszeugnis für das bürgerliche Geschichtsbild und ein Beweis dafür, dass dieser Krieg ohne einen Begriff vom Kapitalismus und der deutschen Misere nicht zu verstehen ist.
Antimilitarismus ist ohne eine radikale Kritik an Staat, Nation und Kapital nicht zu denken. Nicht damals und nicht heute. Und deshalb wollen wir am 4. August denen gedenken, die sich gegen den deutschen Mief und die Volksgenossen ihrer Partei gestellt haben. An diesem Montag jährt sich zum 100. Mal die Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten und zu einem von Deutschland herbeigeführten Krieg. Mit der öffentlich verkündeten Zustimmung der SPD im Deutschen Reichstag wurde der bis zum Ende des Weltkrieges durchgehaltene Burgfriede besiegelt. Diese machtpolitische Entscheidung war der erste Vorbote einer kommenden Volksgemeinschaft. Der Nationalismus innerhalb der Arbeiter_innenklasse wurde von der SPD nicht kritisiert sondern geschürt – zu Gunsten der deutschen Nation und ihrer Eliten. Sie nahm damit Millionen von Toten in Kauf.
Dessen wollen wir mit euch gemeinsam am Montag dem 4. August um 19.00 Uhr in der Hegelallee Ecke H‑Elflein-Straße erinnern.
Vom 30.07. bis 04.08.2014 findet wieder das Linke Camp zur Rechten Zeit auf dem Wukania Projekthof in Biesenthal bei Berlin statt.

Neben langen Abenden am Lagerfeuer und entspannter Abkühlung im nahgelegenen Wukensee soll auch in diesem Jahr wieder viel Zeit und Raum für politische Workshops und Diskussionen zu Themen wie Geschlechterverhältnisse, Critical Whiteness oder der radikalen Demokratisierung aller Lebensverhältnisse bestehen.
Um noch mehr Möglichkeiten zu schaffen, sich unbürokratisch einzubringen, wird das Programm in diesem Jahr von allen gemeinsam organisiert.
Daher wurde eine Organisationsstruktur in Tabellenform geschaffen, die es erlaubt, sich unmittelbar mit dem eigenen Thema für einen Termin deiner Wahl einzutragen. Außerdem besteht die Möglichkeit, bereits im Vorfeld Themen zu sammeln, die wir gerne vor Ort diskutiert werden möchten — auch ohne, dass die eintragende Person sich damit auskennen muss bzw. einen Workshop vorbereiten möchte.
Bis dann auf dem Camp 🙂
Kita jetzt ohne Neonazi-Erzieherin
INFORIOT Die christliche Kita “Hasenbande” in Brück (Potsdam-Mittelmark) hat ihre Erzieherin Nicola Brandstetter mit sofortiger Wirkung vom Dienst freigestellt. Dies teilte die Kita-Leitung am 21. Juli auf ihrer Homepage mit. Brandstetter war bis 2012 als Moderatorin beim “Thiazi.net” aktiv — dem bis dahin bedeutendsten deutschen Neonazi-Internetforum. 2012 war “Thiazi.net” nach Durchsuchungen geschlossen worden, weiterhin laufen bundesweit Ermittlungen.
Nach einem Bericht auf Inforiot über die neonazistischen Aktivitäten Brandstetters hatte sich zunächst die CDU von ihr getrennt, für die sie bis dahin als Kommunalpolitikerin tätig war. Ihre Arbeitgeber bei der Kita hatten sich hingegen zunächst zu ihrer Mitarbeiterin bekannt und ihr das Vertrauen ausgesprochen. In der neuen Erklärung heißt es nun:
Aufgrund der aktuellen Informationen und nach Prüfung aller rechtlichen Belange hat der Verein entschieden, Frau Brandstetter per sofort und bis zum Ausscheiden aus der Kita von allen Diensten freizustellen. ‘Wir waren und sind immer noch schockiert und sehr betroffen, dass unsere Kita einer Situation ausgesetzt wurde, in der man uns mit menschenfeindlichem Gedankengut in Verbindung gebracht hat. Dieses Gedankengut hat nichts mit unseren Leit- und Grundsätzen zu tun’, so Almut Kautz, 1. Vorstandsvorsitzende.

Kein Nazirap in Eberswalde

INFORIOT Ein für den 16. August in Eberswalde geplantes Konzert der Neonazi-Rapper “A3STUS” kann offenbar doch nicht stattfinden. Die Betreiber_innen des Clubs “Omega” in Eberswalde haben die Veranstaltung am Donnerstag abgesagt. Man habe keine Kenntnis über den neonazistischen Hintergrund der Musiker gehabt, hieß es. Erst vor wenigen Tagen hatten die Rapper von “A3STUS” den Live-Aufritt angekündigt.
Das Duo — der Berliner Rapper “Villian051” und der Bernauer “R.A.W.” — treten seit Anfang 2014 gemeinsam auf, und bekamen durch ein provozierendes Video vor der Flüchtlingsunterkunft in Marzahn-Hellersdorf überregionale Aufmerksamkeit. In dem Video treten die Musiker mit Unterstützung von Neonazis der “Barnimer Freundschaft” auf. Erst vergangene Woche waren “A3STUS” und Barnimer Neonazis in Brandenburg unterwegs, um mit Holzkreuzen an “Opfer von Ausländergewalt” zu erinnern.
Ob sie nun nach einem Ersatzort suchen, ist bisher nicht bekannt. Im naheliegenden Finowfurt wurden in der Vergangenheit mehrfahr Konzerte durch antifaschistischen Druck verhindert.
