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Antifaschismus

Es ist immer ein Angriff auf uns alle!

Am Dien­stag, den 17.11.2015, kam es in Rathenow im Zuge eines Auf­marsches des ras­sis­tis­chen „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ zu einem Über­griff auf einen befre­un­de­ten Fotografen. Unser Fre­und wurde dabei glück­licher­weise nicht ver­let­zt, allerd­ings ein Teil sein­er Aus­rüs­tung durch die “besorgten Bürg­er” zer­stört. Der Täter kon­nte im Anschluss festgenom­men wer­den und erhielt eine Anzeige.
Wir rufen dazu auf, sich mit allen Betrof­fe­nen, der Über­griffe des recht­en Mobs, zu sol­i­darisieren! Konkret wollen wir eine kleine Spendenkam­pagne starten, damit die zer­störte Aus­rüs­tung nicht nur erset­zt, son­dern eventuell sog­ar erweit­ert wer­den kann! Unser Fre­und macht seit Jahren eine her­vor­ra­gende Arbeit und beg­ibt sich dafür immer wieder in Gefahr. Es ist Zeit, ihm auch dafür zu danken! Bitte spendet an:
JWP-Mit­ten­Drin e.V.
IBAN: DE81 1605 0202 1730 0101 95
BIC: WELADED1OPR
Ver­wen­dung: Unter­stützung Rathenow
Desweit­eren fordern wir die Zivilge­sellschaft in Rathenow auf, endlich Farbe gegen die recht­en Umtriebe in ihrer Stadt zu beken­nen. Es muss Gegen­protest in Sicht- und Hör­weite stat­tfind­en, um zu zeigen, dass es Wider­spruch zu den recht­en Het­z­parolen gibt. Eben­so wer­den wir den Gegen­protest am kom­menden Dien­stag auch per­son­ell unter­stützen und rufen alle Antifaschist_Innen auf, sich eben­falls zu beteili­gen. Weit­ere Infos folgen!
Recht­en Het­zern das Handw­erk legen!
Refugees are wel­come here!
Weit­ere Infos: https://presseservicern.wordpress.com/2015/11/17/rathenow-trauermarsch-mit-ubergriff/
Bilder: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/sets/72157661270189856/with/22705532359/

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Antifaschismus

Rathenow: „Trauermarsch“ mit Übergriff

Titel
Nach dem gestern bere­its die evan­ge­lis­che Kirche, unter Beteili­gung von 200 Men­schen, eine Gedenkz­er­e­monie für die Opfer der heimtück­ischen Anschläge des so genan­nten „Islamis­chen Staates“ durchge­führt hat­te, zog heute das flüchtlings­feindliche „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ mit ein­er eige­nen Ver­anstal­tung nach. An diesem so genan­nten Trauer­marsch beteiligten sich unge­fähr 180 Per­so­n­en. Deut­lich weniger als bei den Ver­anstal­tun­gen an den drei voran gegan­genen Dien­sta­gen. Und klar aggres­siv­er. Nach dem bere­its bei den vor­ange­gan­genen Ver­anstal­tun­gen gegen die ver­meintliche „Lügen­presse“ gehet­zt und seit let­zter Woche konkret auch gegen einen bes­timmten Foto­jour­nal­is­ten Stim­mung gemacht wurde, eskalierte die Sit­u­a­tion heute am Rande. Mehrere Per­so­n­en umringten zunächst den Fotografen, dann griff ein­er nach dessen Tech­nik und zer­störte einen Teil sein­er Aus­rüs­tung. Der mut­maßliche Täter wurde durch die Polizei gestellt und Anzeige wegen Sachbeschädi­gung erstattet.
Gegen den Marsch des „Bürg­er­bünd­niss­es“ gab es auch heute keine Proteste. Lediglich am Märkischen Platz gab es eine Lichtin­stal­la­tion, die darauf hin­wies, dass Anschläge nicht nur in Frankre­ich stat­tfind­en, son­dern beispiel­sweise in Syrien alltäglich und somit Ursache für die Flucht nach Europa sind.
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Antifaschismus

Pritzwalk: Proteste gegen AfD-Versammlung


An ein­er von einem Kreistagsab­ge­ord­neten der recht­spop­ulis­tis­chen „Alter­na­tive für Deutsch­land“ (AfD) angemelde­ten Ver­samm­lung in Pritzwalk (Land­keis Prig­nitz) nah­men am Mon­tagabend unge­fähr 160 Men­schen teil. Die Ver­anstal­tung hat­te das Mot­to „Gegen das Poli­tikver­sagen“ und richtete sich über­wiegend gegen die weit­ere Auf­nahme von Flüchtlin­gen. Die Kundge­bung in der Mark­t­straße wurde zuvor sowohl vom AfD Kreisver­band Prig­nitz, von einem „Prig­nitzer Bürg­erzusam­men­schluss“ und der latent neon­azis­tis­chen Inter­net-Ini­tia­tive „Pritzwalk sagt NEIN zur Asylpoli­tik“ bewor­ben. Zeit­gle­ich zu der flüchtlings­feindlichen Ver­samm­lung fand zwis­chen St. Niko­laikirche und Markt eine Gegen­ver­anstal­tung statt, an der ins­ge­samt 100 Men­schen teilnahmen.
Proteste in Hör- und Sichtweite
Zen­traler Pro­tes­tort war der Platz nördlich der Mark­t­straße, zwis­chen Stadtver­wal­tung und einem Kred­itin­sti­tut. Dort hat­ten sich unge­fähr 50 Men­schen ver­sam­melt und laut­stark ver­sucht, die AfD-Kundge­bung auf der anderen Straßen­seite mit Pfif­f­en und Rufen zu stören. Die Polizei hielt jedoch die Teilnehmer_innen bei­der Ver­anstal­tun­gen weit­ge­hend auf Dis­tanz. Zwis­chen den kon­trären Ver­samm­lun­gen war ein Raum von 15 bis 20m in der Bre­ite, der mit Git­tern abge­tren­nt war. Dort hiel­ten sich auch zusät­zliche Beamt_innen der Bere­itschaft­spolizei, mit Blick­rich­tung Gegen­demon­stra­tion, auf. Der Protest in Hör- und Sichtweite blieb allerd­ings friedlich.
Eine zweite Ver­samm­lung, die eben­falls als Gegenkundge­bung zur AfD-Ver­samm­lung gew­ertet wer­den kann, fand wenige Meter weit­er in um die St. Niko­laikirche statt. Bei dieser Ver­anstal­tung han­delte es sich um ein Friedens­ge­bet. Unge­fähr 50 Men­schen beteiligten sich daran.
AfD-Kundge­bung mit flüchtlings­feindlichem Charakter
Hin­ter­grund der AfD-Ver­samm­lung soll die derzeit­ige „Asylpoli­tik” gewe­sen sein. Anmelder Thomas Schlaf­fke hat­te der Lokalzeitung „Der Prig­nitzer“ gegenüber erwäh­nt, dass sich bei so genan­nten „Bürg­er­stammtis­chen“ sein­er Partei einige Men­schen nicht aus­re­ichend über das The­ma Asyl informiert sahen. Obwohl er als Kreistagsab­ge­ord­neter Zahlen und Fak­ten kenne, sei er trotz­dem um eine Anmel­dung zu ein­er Demon­stra­tion gebeten worden.
Die Gründe hier­für scheinen auf der Hand zu liegen. Flüchtlings­feindliche Ver­samm­lun­gen sind momen­tan pop­ulär und ver­sprechen kün­ftige Wähler_innenstimmen. Momen­tan liegt die momen­tan nicht im Bun­destag vertre­tende AfD, laut For­sa-Umfrage vom 11. Novem­ber 2015, im Bun­de­strend bei stolzen 7 %, bei INSA sog­ar bei 10 % (Umfrage vom 9. Novem­ber 2015).
Bei den let­zten Kom­mu­nal­wahlen im Mai 2014 holte die „Alter­na­tive für Deutsch­land“ im Land­kreis Prig­nitz allerd­ings ger­ade ein­mal 1,0 % der gülti­gen Wähler_innenstimmen und lag damit sog­ar noch unter dem Lan­des­durch­schnitt von 1,3 %. Für das Man­dat von Thomas Schlaf­fke im Land­kreis Prig­nitz reichte es also ger­ade so. Deshalb vielle­icht zur Ver­stärkung, hat­te die AfD am Mon­tagabend mit Andreas Kalb­itz und Stef­fen Königer auch zwei ihrer Land­tagsab­ge­ord­neten zur Kundge­bung nach Pritzwalk entsandt. Ihr The­ma war vor allem die derzeit­ige Flüchtlingssituation.
Kalb­itz, der eine Biografie in der extremen Recht­en hat, beklagte vor allem die, sein­er Mei­n­ung nach, „völ­lig unkon­trol­lierte Zuwan­derung“ und wandte sich gegen den Zuzug von Fam­i­lien­ange­höri­gen von Flüchtlin­gen. Weit­er­hin schürte er Über­frem­dungsäng­ste und warf den „Poli­tik­ern“ im All­ge­meinen den „Ver­rat am deutschen Volk“ vor. Speziell wurde aber auch Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel in sein­er Rede ange­grif­f­en. Weit­er­hin the­ma­tisierte Kalb­itz den demografis­chen Wan­del und präsen­tierte als ein­fach­es Rezept, statt Aus­län­der ins Land zu holen, ein­fach mehr Kinder zu machen. Ähn­lich argu­men­tiert übri­gens auch die extreme Rechte inner­halb ihrer so genan­nten „Volkstod“-Kampagne. Mit „Nazis“ wolle die AfD jedoch nichts zu tun haben. Dies­bezüglich meinte Stef­fen Königer in seinem Rede­beitrag, dass er hier, auf der Kundge­bung, keine Ver­fas­sungs­feinde sehe. Diese ver­mutete er eher im Bun­destag in Berlin. Die Schwarz-weiß-rote Reichs­flagge, die auf der AfD Kundge­bung wehte, war Königer anscheinend nicht aufge­fall­en. Er bejam­merte stattdessen, dass gegen seine Partei immer wieder die „Nazikeule“ geschwun­gen werde. Dies beklagte auch der aus Neu­rup­pin angereiste ehe­ma­lige Vor­sitzen­der des Parteiver­ban­des Ost­prig­nitz-Rup­pin, Klaus Engel­bertz, in seinem Rede­beitrag. Er kri­tisierte vor allem die Gew­erkschaften für deren ver­meintlichen „Goebbels-Jar­gon“ und set­zte die Antifa mit der „SA“ gle­ich. Zu dem deut­lichen Anstieg von Anschlä­gen auf Flüchtling­sun­terkün­fte ver­lor er hinge­gen kein Wort.
Neon­azis auf der AfD-Kundgebung
Trotz der schein­heili­gen Dis­tanzierungsver­suche, scheinen die „Alter­na­tive für Deutsch­land“ und die extreme Rechte zumin­d­est in der Beant­wor­tung der Flüchtlings­frage gemein­same Schnittstellen zu haben. Auch gestern zog es so einige Sympathisant_innen des neon­azis­tis­chen Milieus, es mögen zwis­chen 30 und 40 gewe­sen sein, zu der AfD-Kundge­bung auf den Pritzwalk­er Mark­t­platz. Auch Neon­azis aus lose organ­isierten Grup­pen, wie den „Freien Kräften Prig­nitz“ oder den „Freien Kräften Wittstock/Dosse“ waren anwe­send. Sie waren offen­bar dem Aufruf der latent neon­azis­tis­chen Inter­net-Ini­tia­tive „Pritzwalk sagt NEIN zur Asylpoli­tik“ gefol­gt. Eine deut­liche Dis­tanzierung der AfD zu dieser Seite gab es im Vor­feld nicht. Eben­so wenig erfol­gte der Auss­chluss der Neon­azis von der Ver­samm­lung. Dies wäre übri­gens ohne weit­eres möglich gewe­sen, da der Kundge­bung­sort kom­plett mit Polizeigit­tern abgezäunt war und die Zugänge von Ordner_innen der Ver­samm­lung kon­trol­liert wur­den. Stattdessen wur­den einzelne Neon­azis von den Ord­nungskräften per Hand­schlag per­sön­lich begrüßt.
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Antifaschismus Flucht & Migration

Strausberg bleibt nazifrei!

Für Mon­tag, den 16.11. wird im Inter­net zu ein­er Demon­stra­tion gegen das ange­bliche “Asylchaos” aufgerufen. Wir stellen uns dage­gen und tre­f­fen uns um 19.00 Uhr in der Alt­stadt. Wir wollen in Straus­berg weit­er friedlich zusam­men leben! Gemein­sam gegen Het­ze, Aus­gren­zung, Unmenschlichkeit!
Wer jet­zt den Weg über das Mit­telmeer hier­her schafft, flieht unter Lebens­ge­fahr vor Krieg, aus zer­störten Län­dern, vor unmen­schlichen Zustän­den und Hunger in Flüchtlingslagern. Wenn wir diesen Men­schen ein men­schen­würdi­ges Leben bieten wollen, muss deshalb keine Straus­berg­erin und kein Straus­berg­er sein Zuhause ver­lassen, nie­mand ist dadurch in sein­er Exis­tenz bedro­ht. Viele von uns helfen — beru­flich, ehre­namtlich, pri­vat. Wir wollen hier weit­er friedlich zusam­men leben, egal, wer wo geboren und aufgewach­sen ist.

Kriegs­flüchtlinge, Asyl­be­wer­ber und Migranten sind für die Organ­isatoren solch­er Demon­stra­tio­nen das eigentliche Ziel. Lügen, Ver­drehun­gen, Gerüchte über frei erfun­dene Gewalt­tat­en begleit­en Parolen gegen “Rund­funk-Steuer, Gen­der­wahn, Islamisierung, Gren­zkrim­i­nal­ität, HartzIV-Betrug, Min­dest­lohn­lüge, Inte­gra­tionsin­dus­trie”. Alle sollen sich dahin­ter ver­sam­meln kön­nen, die Unzufriede­nen und die, die schon immer mal um sich schla­gen woll­ten. Organ­isatoren, Mitläuferin­nen und Mitläufer wis­sen und lassen es zu, dass solche Demon­stra­tio­nen zur Zeit die Anschläge auf Unterkün­fte und Men­schen befeuern. Von Anfang an sind recht­sradikale Drahtzieher die Prof­i­teure solch­er Demon­stra­tio­nen und Aktio­nen von Pegi­da und Co. Wer diesen Parolen fol­gt, demon­stri­ert seine Bere­itschaft, Gewalt in den All­t­ag zu tra­gen, Hass zu recht­fer­ti­gen, Gesund­heit und Leben von Men­schen zu beschädigen.
Wir lehnen die Dif­famierung und Aus­gren­zung von Men­schen ab: Es gibt kein einziges Prob­lem, das mit Hass und Gewalt gegen Aus­län­derin­nen und Aus­län­der gelöst wer­den kön­nte, außer unbe­friedigten ras­sis­tis­chen Gewalt­phan­tasien. Wer das bestre­it­et, belügt sich und andere und will mit Ras­sis­mus nach und nach die Grund­la­gen unseres Zusam­men­lebens zerstören.

Stellen Sie sich mit uns dieser rassistischen
Ver­het­zung entgegen!

Mon­tag, 13. Novem­ber, 19 Uhr, Straus­berg, Altstadt.
Bünd­nis „Straus­berg Nazifrei“

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Antifaschismus Flucht & Migration

Cottbus: NPD-Demonstration auf absteigendem Ast

INFORIOT Bere­its zum drit­ten Mal marschierte die NPD unter dem Mot­to “Das Boot ist voll” gegen Geflüchtete in Cot­tbus-Sach­sendorf auf. An der Demon­stra­tion nah­men 150–200 Neon­azis und Ras­sistIn­nen teil. Während sich die NPD bei den ersten Demon­stra­tio­nen noch um ein “bürg­er­lich­es” Auftreten bemüht hat­te, leugnete sie an dem gestri­gen Fre­itag nicht mehr die Parteinähe der Veranstaltung.

Cottbus1
Die Demon­stra­tion in Cot­tbus. Das Front­trans­par­ent: ein Ban­ner der NPD.

Die Demon­stra­tion begann am Zelt auf dem Gelsenkirch­en­er Platz mit ein­er Ansprache von dem Anmelder Oliv­er Schier­ack und der Bran­den­burg­er NPD-Schatzmeis­terin und Vor­sitzende des Kreisver­ban­des Barn­im-Uck­er­mark, Aileen Rokohl. Danach bewegte sich der Aufzug unter Rufen wie “Krim­inelle Aus­län­der Raus” oder “Wie wollen keine Asy­lanten­heime” in die Gelsenkirch­en­er Straße. In Höhe des Lidls, mit­ten im Nichts, hielt die Demon­stra­tion eine Zwis­chenkundge­bung ab, auf der der stel­lvertre­tende Vor­sitzende der NPD Berlin, Ste­fan Lux, der von Oliv­er Schier­ack als “Poli­tik­wis­senschaftler” angekündigt wurde. Ste­fan Lux sprach von ein­er “wahren Sin­n­flut von Frem­den”, die Deutsch­land “über­schwem­men” würde. Er het­zte gegen Geflüchtete und beze­ich­nete sie als “bil­dungs­feindlich”, von der “islamistis­chen Has­side­olo­gie” und “men­schen­ver­ach­t­en­dem Ras­sis­mus” besessen, die nur wegen Sozialleis­tun­gen her kom­men wür­den. Nach ein­er kurzen Ansprache ging die Demon­stra­tion zurück und bog in die Ricar­da-Huch-Straße ein.
Stefan Lux bei der Zwischenkundgebung in der Gelesenkirchener Straße.
Ste­fan Lux bei der Zwis­chenkundge­bung in der Gele­senkirch­en­er Straße.

Im Wohnge­bi­et in der Helene-Weigel-Straße wurde eine weit­ere Zwis­chenkundge­bung abge­hal­ten. Dort hielt der Gör­l­itzer NPD-Funk­tionär Andreas Storr eine län­gere Rede. In sein­er Het­zrede prangerte er die Poli­tik an, die “die Lebensin­ter­essen [des] Volkes Tag täglich ver­rät und ver­let­zt”. Er sprach von “par­a­di­sis­chen Zustän­den” in Cot­tbus, anders als der “vordere Ori­ent in Europa”, wom­it er den Duis­burg­er Stadt­teil “Marxlo­he” (Fehler im Orig­i­nal) meinte. Außer­dem sprach er davon, dass ganze “Völk­er­schaften” nach Deutsch­land kom­men wür­den, die “naturgegeben” unter sich bleiben wollen. Storr prophezeite, dass die Deutschen zu ein­er Min­der­heit wer­den und dass Deutsch­land “Mord und Totschlag” vorherrschen würde.
Von der Helen-Weigel-Straße führte die Demon­stra­tion dann über die Berthold-Brecht-Straße zurück zum Aus­gangspunkt. Ohne ein­er Abschlussrede meldete Oliv­er Schier­ack die Demon­stra­tion ab. Proteste gegen den NPD-Auf­marsch blieben an diesem Tag aus.
NPD kein Zugpferd in Cottbus
Die geringe Teil­nehmerIn­nen­zahl deutet darauf hin, dass die flüchtlings­feindlichen Proteste in Cot­tbus an Antrieb ver­lieren. Am 9. Okto­ber ver­sam­melten sich knapp 40o Men­schen auf den Nor­ma Park­platz in der Lipezk­er Straße zu ein­er unangemelde­ten Ver­samm­lung, um von dort aus zur Notun­terkun­ft in der Pozan­er Straße zu ziehen. Dort fand zeit­gle­ich ein Willkom­mensfest statt (Infori­ot berichtete). Wöchentlich fol­gten Demon­stra­tio­nen von der NPD und durch den mut­maßlichen Reichs­bürg­er Rico Hand­ta.
Wie schon bei den Demon­stra­tio­nen zuvor offen­bart sich, dass die NPD nicht das richtige Zugpferd für die Anti-Asyl-Mobil­isierung in Cot­tbus ist. Mit den abwech­sel­nden Demon­stra­tio­nen der NPD und von Rico Hand­ta im zwei­wöchigem Rhyt­mus split­tet sich inzwis­chen die poten­zielle Teil­nehmerIn­nen­zahl in unter­schiedliche Spek­tren auf.
Bekan­nte NPD-Aktivis­ten geben sich aggressiv
Während Andreas Storr in sein­er Rede betonte, dass in sein­er 30-jähri­gen NPD-Arbeit noch nie Gewalt durch die Partei aus­ging, son­dern nur von den “bezahlten Antifa-Trup­pen”, bewiesen einige NPD Funk­tionäre im Ver­lauf der Demon­stra­tion genau das Gegen­teil. So ver­suchte der Vize-Vor­sitzende des Lausitzer NPD-Kreisver­ban­des, Alexan­der Bode, Pressevertreter_innen einzuschüchtern. Bode gilt als der Haupt­täter der Het­z­jagd von Guben 1999, in Folge dessen der Asyl­suchende Farid Guen­doul ver­starb. Nach Auflö­sung der Demon­stra­tion kam es zu einem ver­sucht­en Über­griff: Mehrere Per­so­n­en, darunter auch der Guben­er NPD-Verord­nete Markus Noack, nah­men Pressevertreter_innen ins Visi­er. Durch die Polizei kon­nte die Eskala­tion jedoch ver­hin­dert werden.
Blaues Cappy am Transparent: Oliver Schierack im Gespräch mit Alexander Bode (rechts)
Blaues Cap­py rechts vom  Trans­par­ent: Oliv­er Schier­ack im Gespräch mit Alexan­der Bode (rechts)

Weit­ere Ver­anstal­tun­gen in Brandenburg
In zwei Wochen will die NPD erneut in Cot­tbus auf­marschieren. Eben­so hat die Alter­na­tive für Deutsch­land für den 25. Novem­ber eine weit­ere Demon­stra­tion mit dem Bran­den­burg­er Parte­ichef Alexan­der Gauland angekündigt.
Auch in weit­eren Städten Bran­den­burgs hält die ras­sis­tis­che Mobil­isierung an. Am Sam­stag, den 14. Novem­ber, wollen die BB.Patrioten eine Demon­stra­tion in Pren­zlau abhal­ten. Für Mon­tag, den 16. Novem­ber, will BraMM eine Kundge­bung in Straus­berg abhal­ten. Eben­falls will die AfD am Mon­tag eine Demon­stra­tion in Pritzwalk abhal­ten. Als Red­ner wer­den die land­tagsab­ge­ord­neten Andreas Kalb­itz und Stef­fen Königer angekündigt. Am Dien­stag, den 17. Novem­ber will das NPD-nahe “Bürg­er­bünd­nis Havel­land” eine dritte Demon­stra­tion in Rathenow abhal­ten. Weit­ere Demon­stra­tio­nen sollen am Fre­itag, den 20. Novem­ber, in Jüter­bog und am 21. Novem­ber in Lin­dow stat­tfind­en. Indes plant die NPD eben­falls am kom­menden Sonnabend eine Kundge­bungs­tour duch Nord­bran­den­burg. In Tem­plin, Anger­münde und Bad Freien­walde wollen sie Halt machen. Als Red­ner der Kundge­bungs­tour sind der Star­garder NPD-Stadtverord­nete Nor­man Runge und der Land­tagsab­ge­ord­nete Michael Andrejew­s­ki aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern angekündigt.
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Antifaschismus

Fighting for 20 years!

Am 7. Novem­ber 1992 wurde Rolf Schulze in Lehnin von drei Neon­azis zusam­mengeschla­gen, ertränkt und verbrannt.

Am 20. Feb­ru­ar 1996 wurde Sven Beuter in Bran­den­burg an der Hav­el von einem Neon­azi zu Tode getreten.

Diese Morde sind nur zwei von über 180 die seit der Wiedervere­ini­gung in der Bun­desre­pub­lik verübt wur­den. Bei­de Fälle eint, dass die Men­schen von beken­nen­den und organ­isierten Neon­azis ermordet wor­den sind. Bei­de Män­ner mussten ster­ben, weil sie „kein Recht, [haben] unter der strahlen­den Sonne zu leben“, wie es ein­er der Mörder von Rolf Schulze während der Gerichtsver­hand­lung ver­laut­en ließ.
Rolf Schulze war zu seinem Todeszeit­punkt im Jahre 1992 woh­nungs­los und schlief häu­fig auf Bahn­höfen. Des Weit­eren ging er kein­er geregel­ten Arbeit nach. Dies allein machte ihn zum poten­tiellen Opfer. Die drei Täter sahen in ihm nur eine Belas­tung für die Gesellschaft und befan­den daher, dass sie im Sinne dieser agieren, wenn sie ihn mis­shan­del­ten und in let­zter Kon­se­quenz töteten. Aus ihrer Ide­olo­gie macht­en sie während der Gerichtsver­hand­lung keinen Hehl. Auch gaben sie offen zu in ver­schieden neon­azis­tis­chen Grup­pierun­gen aktiv zu sein. Dies lässt die Schlussfol­gerung zu, dass ihre Hand­lung nicht im Affekt geschehen ist, son­dern let­z­tendlich die Kon­se­quenz ihrer Weltan­schau­ung ist, in der nur Men­schen ein Recht zu leben haben, die einen Mehrw­ert für die Gesellschaft darstellen
Ähn­lich ver­hält es sich bei dem Mord an dem alter­na­tiv­en Jugendlichen Sven Beuter. Er wurde von dem noch heute in der Neon­aziszene aktiv­en Sascha L. ermordet. Dieser ver­suchte zwar während der Gerichtsver­hand­lung Reue zu zeigen, tat dies nach­weis­lich jedoch nur, um mit ein­er milderen Gefäng­nis­strafe davon zu kom­men. Nach Beendi­gung dieser, machte er da weit­er, wo er vor dem Mord aufge­hört hat­te. Seit diesem im Jahre 1996 gibt es immer wieder Gedenkver­anstal­tun­gen die ver­sucht­en, diesen nicht auf eine Auseinan­der­set­zung von rival­isieren­den Jugend­grup­pen zu reduzieren, son­dern die poli­tis­che Dimen­sion klar zu benen­nen. An diese Tra­di­tion gilt es in diesem Jahr anzuknüpfen, denn solche Morde, als auch die zahlre­ichen Über­griffe auf Geflüchtete und deren Unterkün­fte geschehen nicht von unge­fähr, son­dern sind die logis­che Kon­se­quenz der Ungerechtigkeit des kap­i­tal­is­tis­chen Systems.
Dieses basiert auf der Aus­nutzung von Vor- und Nachteilen. Wer den Vorteil des Reich­tums hat, kann weitest­ge­hend tun und lassen was er_sie will. Wer diesen Vorteil nicht hat, muss sich aus­bilden lassen, um möglichst nüt­zlich zu sein und anschließend hof­fen, dass er_sie irgend­wo benötigt wird. Rand­grup­pen passen nicht in dieses Sys­tem, weil sie kaum Vorteile haben, welche sie zu ihren Gun­sten nutzen kön­nen oder wollen. Der Kap­i­tal­is­mus ken­nt nur zwei Größen: Kap­i­tal und Arbeit, wer das eine nicht hat, muss das andere verkaufen. Woh­nungslose Per­so­n­en haben nur eine sehr kleine Chance sich wieder in die nor­male Gesellschaft zu inte­gri­eren. Rand­grup­pen sind fremd und kaum eine_r möchte frei­willi­gen Kon­takt zum Frem­den. Das Fremde ist unan­genehm, ob es nun LGBTIs, Geflüchtete, Woh­nungslose oder andere sind, sie haben keinen Platz in der Gesellschaft, sie sind nicht präsent, sie haben nur ein kleine oder gar keine Lob­by. So klärt sich auch die Frage wer Schuld an der aktuellen Miss­lage hat. Keine_r übern­immt gern die Ver­ant­wor­tung, also wird sie jenen zugeschoben, welche in der öffentlichen Wahrnehmung nicht präsent sind. Soziale Grup­pen wer­den zu Verursacher_innen stil­isiert. Momen­tan wird dies, ohne zu hin­ter­fra­gen, haupt­säch­lich auf geflüchtete Men­schen angewendet.
Immer wieder bedi­enen sich namen­hafte Politiker_innen der aktuellen Flüchtlings­the­matik um gegen diese oder jene geflüchteten Gruppe mobil zu machen. Es wird ver­sucht zwis­chen diese Men­schen ein Keil zu treiben in dem zwei Grup­pen geschaf­fen wer­den, zum einen die poli­tis­chen Geflüchteten die vor dem Bürg­erkrieg in Syrien, dem Irak und Afghanistan fliehen, und wom­öglich einen Mehrw­ert für unsere Gesellschaft haben, und zum anderen die ökonomis­chen Geflüchteten, die ange­blich nur wegen der wirtschaftlichen Sit­u­a­tion aus den West­balkan­län­dern fliehen. Ganz klar ver­schwiegen wird hier­bei jedoch, dass ger­ade Län­der wie Deutsch­land Fluchtur­sachen wie Krieg und Armut schaf­fen. Dies geschieht durch den Export von Waf­fen, die Unter­stützung von dik­ta­torischen und monar­chis­tis­chen Reg­i­men sowie die hem­mungslose Aus­beu­tung von Rohstof­fen, um nur einige Gründe zu nen­nen. Solange jedoch die ober­ste Maxime ist, unter allen Umstän­den Prof­it zu erwirtschaften, die Men­schen gegeneinan­der auszus­pie­len und die Ver­ant­wor­tung für die eige­nen Hand­lun­gen wegzuschieben, wird sich nichts ändern.
Die aktuelle Sit­u­a­tion lässt sich gut mit den 1990er Jahren ver­gle­ichen als zahlre­iche Men­schen auf der Suche nach Schutz in die Bun­desre­pub­lik kamen. Schnell wurde für schon vorher beste­hende Prob­leme genau diese Men­schen ver­ant­wortlich gemacht. Der Hass entlud sich in Mölln, in Ros­tock-Licht­en­hagen, aber auch in Lehnin und Bran­den­burg an der Hav­el. Die Kon­se­quenz etwa war nicht, die Men­schen vor den Über­grif­f­en zu schützen, son­dern die Asylge­set­ze zu ver­schär­fen und die Polizei bess­er auszurüsten. Ähn­lich­es geschieht ger­ade wieder, denn nahezu täglich bren­nen geplante Geflüchtete­nun­terkün­fte, kommt es zu Über­grif­f­en auf Geflüchtete und ihre Unterstützer_innen. Die Kon­se­quen­zen sind ähn­lich denen in den 1990er Jahren: Ver­schär­fung der Geset­ze, Ausweitung der Liste mit den soge­nan­nten sicheren Herkun­ftsstaat­en, Auf­s­tock­ung der Polizeibe­di­en­steten und die Forderung nach Gren­zkon­trollen und ‑zäunen.
Eben­so ist die antifaschis­tis­che Antwort der der 1990er Jahre nicht unähn­lich. Der antifaschis­tis­chen Reak­tion auf die ras­sis­tis­che Gewalt und Poli­tik wird und wurde stark repres­siv begeg­net. Während in Ros­tock-Licht­en­hagen über mehrere Tage bürg­er­liche Rassist_innen und Neon­azis gemein­sam Unterkün­fte angreifen kon­nten, in denen Asylbewerber_innen und ehe­ma­lige Vertragsarbeiter_innen unterge­bracht waren, war es möglich ein­er antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion sechs Tage später mit 3.000 Polizeibe­di­en­steten zu begeg­nen. Es wur­den Zufahrtswege nach Ros­tock, sowie der Bah­n­verkehr kon­trol­liert und unter­brochen, mehrere Polizei- und Bun­des­gren­zschutzhub­schrauber kreis­ten über Ros­tock, mehrere tausend Demonstrationsteilnehmer_innen kon­nten noch vor Ros­tock fest­ge­hal­ten wer­den. Das heutige Äquiv­a­lent ist nahezu jede Woche zu beobacht­en, regelmäßig bren­nen Asylbewerber_innenunterkünfte, es ist bemerkenswert, dass es noch keine Toten gab. Wie in den 1990er Jahren ist die antifaschis­tis­che Bewe­gung, durch ras­sis­tis­che Gewalt und Repres­sion, zur Reak­tion gezwun­gen. Es gibt keine uni­versell funk­tion­ierende Gegen­strate­gie. Damals wie heute ist man damit beschäftigt die Brände zu löschen und die Mitstreiter_innen gegen Repres­sion zu unterstützen.
Wir wer­den nicht zulassen, dass Sven Beuter, Rolf Schulze und all die anderen Todes­opfer neon­azis­tis­ch­er und kap­i­tal­is­tis­ch­er Weltan­schau­ung vergessen wer­den. Wir wer­den am 20. Feb­ru­ar gemein­sam auf die Straße gehen und zeigen, wohin Neon­azis­mus und Kap­i­tal­is­mus führen – zum Mord an Men­schen. Dies bedeu­tend für uns, dass der antifaschis­tis­che Kampf auch immer ein antikap­i­tal­is­tis­ch­er ist. Solange Men­schen ver­trieben, unter­drückt und ermordet wer­den, gehen wir auf die Straße. Wir kämpfen für eine Welt ohne Gren­zen, in der sich Men­schen frei ent­fal­ten kön­nen. In der Krieg, Unter­drück­ung und Aus­beu­tung der Ver­gan­gen­heit ange­hören. Kommt mit uns am 20. Feb­ru­ar auf die Straße, gedenkt den zahlre­ichen ermorde­ten Men­schen und zeigt deut­lich, dass der Kap­i­tal­is­mus für uns keine Option ist.
Wir wer­den dafür kämpfen, dass den Opfern neon­azis­tis­ch­er und kap­i­tal­is­tis­ch­er Gewalt erin­nert wird, und aus Tat­en Kon­se­quen­zen gezo­gen wer­den. Dies schließt die kri­tis­che Auseinan­der­set­zung, und Bekämp­fung, des kap­i­tal­is­tis­chen Sys­tems ein. Eine Gesellschaft welche aus der Aus­beu­tung der Unter­schiede, vor allem den daraus resul­tieren­den Nachteilen, basiert, wird als Folge unauswe­ich­lich die Gewalt ern­ten, die von den Vertreter_innen des Sys­tems zuvor noch verurteilt wor­den ist. Das antifaschis­tis­che Gedenken und der damit ver­bun­dene Kampf schließt für uns auch die Auseinan­der­set­zung mit der Abschot­tung Europas und die Unter­stützung von Geflüchteten mit ein. Es kann nicht nur eine Spiel­regel des Regel­buchs bekämpft wer­den, die Prob­lematik liegt im Ganzen. Wie in den 1990er Jahren wer­den wir dafür kämpfen, den­noch darf nicht vergessen wer­den, dass wir uns selb­st (weiter-)bilden müssen. Antifaschis­tis­ches Han­deln bedeutet nicht nur, dass man sich durch Klei­dung, Aufnäher und Musik mit ihr iden­ti­fiziert. Sie bedeutet vor allem geistig und kör­per­lich fit zu sein, um auf allen Ebe­nen agieren zu kön­nen. Wir müssen in der Lage sein ras­sis­tis­chen Bürger_innen auch argu­men­ta­tiv ent­ge­gen­zutreten, da diese keine Min­der­heit, son­dern ein Großteil unser­er Gesellschaft sind. Eine gewisse kör­per­liche Fit­ness ist in Zeit­en, in denen ras­sis­tis­che und neon­azis­tis­che Gewaltäter_innen, immer freier agieren kön­nen, unab­d­ing­bar, um sich selb­st und andere zu verteidigen.
Es ist deswe­gen nicht notwendig mit Motor­rad­hel­men auf Demos zu gehen, den­noch kön­nen Aktion und The­o­rie nur funk­tion­ieren, wenn sie kom­biniert werden.
Deshalb:

Organ­isiert euch!
Bildet euch!
Wehrt euch!

– Am 20. Feb­ru­ar 11 Uhr – Antifaschis­tis­che Demon­stra­tion in Bran­den­burg an der Havel –

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Wehret den Anfängen

Die inzwis­chen sech­ste Ver­samm­lung der recht­en Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ fand am Son­ntag, den 01.11.2015 in Frank­furt (Oder) statt. Nach den sink­enden Teilnehmer*innenzahlen der let­zten Ver­anstal­tun­gen kon­nte die neon­azis­tis­che Grup­pierung etwa 100 Neon­azis und soge­nan­nte „Wutbürger*innen“ aus Frank­furt (Oder) und ander­norts um sich scharen. Der von der Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“
organ­isierte Auf­marsch wurde, dieses Mal noch mehr als in der Ver­gan­gen­heit, von auswär­ti­gen Neon­azis unter­stützt. So kamen Del­e­ga­tio­nen divers­er rechter Parteien wie der „NPD“, dem „III.Weg“ und der Partei „Die Rechte“ zur Unter­stützung. Abgeschirmt von der Polizei kon­nten sie ihre Demon­stra­tion vom Stadion
bis zum Bahn­hof durch­führen. Mit den immer gle­ichen stumpf­sin­ni­gen Parolen und Rede­beiträ­gen schienen sich die Neon­azis dieses Mal selb­st gelang­weilt zu haben. Ein großer Teil der Teilnehmer*innen ver­ließ die Zwis­chenkundge­bung im Zen­trum. Die Inhalte waren dann wohl doch zu ermüdend.
Im Vor­feld hat­te das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ erneut zu Block­aden auf der Route des Neon­azi­auf­marsches aufgerufen. Diese waren aus mehreren Grün­den kaum umset­zbar. Zu einen lag dies an der gerin­gen Teilnehmer*innenzahl von 200 Per­so­n­en. Das Prinzip der Block­ade kann nur dann erfol­gre­ich sein, wenn die Anzahl der­er, die den Auf­marsch ver­hin­dern wollen, so hoch ist, dass eine Räu­mung ein­er Block­ade unver­hält­nis­mäßig wäre. Es braucht also mehr Bürger*innen, die sich den Rassist*innen in den Weg stellen.
In der Karl-Marx-Straße auf Höhe des Oder­turms versper­rten allerd­ings weit über 100 Antifaschist*innen erfol­gre­ich den Weg zur geplanten Geflüchtete­nun­terkun­ft am Karl-Rit­ter-Platz. An der Franz-Mehring-Straße kon­nte eine 30-köp­fige Block­ade zeitweilig aufrechter­hal­ten wer­den. Das aggres­sive Auftreten einiger Polizeibeamter tat sein Übriges um Block­aden unmöglich zu machen.
„Trotz der nun­mehr sech­sten neon­azis­tis­chen Ver­samm­lung in diesem Jahr müssen wir zahlre­ich auf die Straße gehen. Um Dres­d­ner oder Cot­tbuser Zustände vorzubeu­gen, braucht es eine demokratis­che Zivilge­sellschaft, die den Nazis keine Räume für ihre Het­ze gibt. Schon an diesem Woch­enende find­et ein erneuter neon­azis­tis­ch­er Auf­marsch in Brieskow-Finken­heerd statt. Auch mit weit­eren Aufmärschen in Frank­furt (Oder) ist zu rech­nen. Diesen recht­en Umtrieben müssen wir uns zahlre­ich und engagiert in den Weg stellen“ so Janek Las­sau, Sprech­er des Bündnisses.
Bun­desweit bren­nen Unterkün­fte von Asylbewerber*innen, gibt es gewalt­tätige Über­griffe auf Geflüchtete und alltäglich­er Ras­sis­mus trägt zu ein­er weit­eren Trau­ma­tisierung der Geflüchteten bei. Seit Anfang der
1990er Jahre gab es nicht mehr einen so hohen Grad an recht­en Demon­stra­tio­nen und mil­i­tan­ten recht­en Aktio­nen. „Wir müssen uns gegen die Nor­mal­isierung von Ras­sis­mus stark machen. Einen Rück­fall in
Zustände der 1990er Jahre gilt es mit­tels antifaschis­tis­chen Engage­ments zu ver­hin­dern.“ so Lassau.
Frank­furt (Oder), den 13.11.2015
Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“

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Neonazis bei der Feuerwehr – auch in Potsdam?

Sascha Li. und Paul Ender­ling in den Rei­hen der Freieil­li­gen Feuer­wehr Fahrland

Als Mitte Sep­tem­ber bekan­nt wurde, dass in der Lan­des­feuer­wehrschule in Eisen­hüt­ten­stadt mehrfach Nazi-Parolen gerufen wor­den sein sollen und wenig später auch Vor­würfe gegen einen Lehrgangsleit­er im Raum standen, ermit­telte bald der polizeiliche Staatss­chutz gegen neun Berufs­feuer­wehrleute. Bei einem Lehrgang sollen diese Recht­sRock abge­spielt und dabei mehrfach „Sieg-Heil“ gerufen haben. [1] Weit­er­hin ist in Ober­hav­el der NPD-nahe Neon­azi Maik Neu­ber in der örtlichen Feuer­wehr Oberkrämer Mar­witz als Ober­feuer­wehrmann aktiv. Dieser war auch Anmelder eines ras­sis­tis­chen „Abendspazier­ganges“ in Vel­ten am 5. Novem­ber diesen Jahres. Neben ihm ist auch der NPD-Anhänger und Neon­azi Marko Fichte in Ober­hav­el als Feuer­wehrmann aktiv. Erst 2014 machte er noch eine Trupp­man­naus­bil­dung bei der Frei­willi­gen Feuer­wehr Borgs­dorf. Eben­so in ein­er Frei­willi­gen Feuer­wehr in Ober­hav­el soll auch der Neon­azi Maik Nau­mann aktiv sein. [2]

Nun wird, wie üblich, mehr oder weniger nach Aufk­lärung und Kon­se­quen­zen ver­langt, doch die grundle­gen­den Prob­leme, die dahin­ter ste­hen, sind an sich keine Neuen. Neon­azis und ihre ide­ol­o­gis­chen Ver­satzstücke sind in sämtlichen gesellschaftlichen Bere­ichen präsent. Warum sie ger­ade nicht in der Feuer­wehr auf­tauchen und aktiv sein sollen, kann nie­mand wirk­lich beant­worten. Ger­ade hier gibt es, z.B. in der Jugend­feuer­wehr, ein Freizei­tange­bot, klare Regeln, männliche Verge­mein­schaf­tung sowie Uni­for­men und Abze­ichen. Alles Dinge von denen sich auch, und vor allem, Neon­azis ange­sprochen fühlen kön­nen. Dazu kommt ein stark­er Korps­geist, in Feuer­wehrkreisen „Kam­er­ad­schaft“ genan­nt, der sich vor allem bei Kri­tik von außen und innen zeigt und sich in dem oben geschilderten Fall an der Lan­des­feuer­wehrschule beispiel­sweise als Mob­bing äußert. [3] Ins­beson­dere die Darstel­lung der eige­nen hero­is­chen Männlichkeit, häu­fige frauen‑, homo- und trans*feindliche Geschlechter­bilder und stark hier­ar­chis­che Struk­turen, die sich nicht nur auf Ein­satzsi­t­u­a­tio­nen beschränken, kön­nen genau­so Anreize für durch­schnit­tliche Mit­glieder wie für Neon­azis sein. Zwar gibt es auch pro­gres­sive Ten­den­zen in Bezug auf Geschlechter­rollen und Leis­tungs­gedanken inner­halb der Feuer­wehr, doch befind­en sich diese noch deut­lich in den Kinder­schuhen. Oft hän­gen emanzi­pa­torische Ansätze in der Aus­bil­dung an der einzel­nen Ausbilder_in oder Jugendfeuerwehrwart_in und deren jew­eili­gen Meth­o­d­en und Schwerpunkten.

Am 14. Novem­ber 2015 soll nun in der Biosphäre in Pots­dam auf der Delegierten­ver­samm­lung des Lan­des­feuer­wehrver­ban­des Bran­den­burg auch sein 25-jähriges Beste­hen gefeiert wer­den und der bran­den­bur­gis­che Innen­min­is­ter Schröter wird ein Gruß­wort hal­ten. Stellt sich die Frage, ob es auch um die Geschehnisse der let­zten Monate gehen wird und wie mögliche Kon­se­quen­zen seit­ens des Feuer­wehrver­ban­des gegen neon­azis­tis­che Ten­den­zen ausse­hen wer­den. Immer­hin bear­beit­en andere offizielle Struk­turen das konkrete Auftreten von Neon­azis in Feuer­wehruni­for­men seit einiger Zeit. So bemerk­te vor ca. fünf Jahren, im Rah­men des Deutschen Feuer­wehrtages in Leipzig, der Lan­desju­gend­feuer­wehrwart aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern: „Man kann es nicht Schönre­den […] Recht­sex­treme Vor­fälle gibt es vielerorts in den Feuer­wehren.“ [4] Eigentlich sollte es an diesem Tag darum gehen, zu zeigen, dass die Feuer­wehr nicht auss­chließlich aus deutschen het­ero­sex­uellen Män­nern beste­ht, doch über­lagerte auch hier das The­ma Neon­azis den eigentlich angedacht­en Diskurs.

Wenn es vielerorts in der Feuer­wehr Neon­azis gibt, stellt sich für Pots­dam schnell die Frage – hier auch?

Neon­azis in Fahrland – Im Jugend­club und in der Feuerwehr
Die Antwort lautet schlicht: Ja – und zwar hin­länglich bekan­nt in Fahrland.
Der Blick nach Pots­dam-Nord beschäftigt Antifaschist_innen in Pots­dam seit über zehn Jahren. Damals sorgte eine Ini­tia­tive von linken Jugendlichen aus Pots­dam und Pots­dam-Nord unter dem Namen „Engagierte Jugend – Pots­damer Umland“ für den Anstoß ein­er länger andauern­den Debat­te um Neon­azis in Pots­dams Nor­den und speziell in Fahrland. Sie verteil­ten Fly­er, schrieben einen offe­nen Brief und gaben ein Pres­sein­ter­view. Der später mit dem „Band für Mut und Ver­ständi­gung“ aus­geze­ich­nete Vere­in „Jugend engagiert in Pots­dam“, der Betrof­fe­nen rechter Gewalt zur Seite stand und ihnen eine Stimme ver­schaffte, organ­isierte eine Ver­anstal­tung zum The­ma rechte Gewalt im örtlichen Jugend­club. [5]
Der Jugend­club „Tre­ff­punkt Fahrland e.V.“ sowie der örtliche Jugendleit­er Thomas Liebe geri­eten in die Kri­tik. Laut den damals von Neon­azige­walt Betrof­fe­nen und ihrem Umfeld hiel­ten sich dort regelmäßig Neon­azis auf und nutzten diesen als ihren Rück­zug­sort. Sie beansprucht­en den Jugend­club und das Dorf als „ihr Ter­ri­to­ri­um“ und gin­gen gegen jede_n vor die_der sich ihnen – aus ihrer Per­spek­tive – in den Weg stellte. [6]

Antifaschis­tis­che Grup­pen ergänzten dieses Bild mit ihren Recherchen und belegten die Berichte der Betrof­fe­nen mit weit­eren Details über die neon­azis­tis­chen Aktiv­itäten und die Organ­isierung der örtlichen Neon­azis. [7] Dabei ging es aber nie nur um die Aktiv­itäten der extremen Recht­en in den Dör­fern, son­dern auch stets um den fatal­en Umgang mit diesen durch Thomas Liebe und andere Ver­ant­wortliche in und um den Jugend­club „Tre­ff­punkt Fahrland e.V.“. Das Konzept der „akzep­tieren­den Jugen­dar­beit“ führte zu ein­er Hege­monie neon­azis­tis­ch­er und men­schen­feindlich­er Jugendlich­er in Pots­dams Nor­den. [8]

Paul Ender­ling, Matthias Wiechert und Tino Nin­delt (v. l. n. r.) im örtlichen Jugend­club in Fahrland

Zu den damals in Pots­dam-Nord aktiv­en Neon­azis gehörten in Fahrland: Ben­jamin Oestre­ich, Tino Nin­delt, Pad­dy Bohm, Matthias Wiechert, Dustin Schlem­minger und Paul Ender­ling; in Neu-Fahrland Jens Zim­mer und in Mar­quardt war es Stef­fen Mey­er. Zu den Pots­damern, die gele­gentlich zu Besuch im Dorf oder im Jugend­club waren, gehörten Manuel Baruth, der ehe­ma­lige Bassist der Recht­sRock­band „Preussen­stolz“, und sein Mitschüler Lasse Risch. In ihrem Umfeld, dass die Neonazifreund_innen tolerierte und mitunter selb­st „Thor Steinar“ und andere Neon­azik­lei­dung trug, zählten u.a. Per­so­n­en wie Kevin Bohm, Brud­er von Pad­dy Bohm, Max R., Dustin E., auch Mit­glieder der Frei­willi­gen Feuer­wehr Fahrland, Sascha Li. und Oliv­er St.. Bere­its damals war ein Teil dieser jun­gen organ­isierten und unor­gan­isierten Neon­azis auch in der örtlichen Frei­willi­gen Feuer­wehr aktiv.

Neon­azis­tis­ch­er Hin­ter­grund – Paul Ender­ling als Jugend­wart und Hauptfeuerwehrmann
Zwei der eben genan­nten taucht­en Jahre später als „Grup­pen­führer“ in der Ortswehrführung der Frei­willi­gen Feuer­wehr Fahrland wieder auf. Paul Ender­ling als „Jugend­wart“ sowie „Haupt­feuer­wehrmann“ und Sascha Li. als „Löschmeis­ter“. Bei­de sind von Beruf Sol­dat und durch den Erwerb ein­er „Jugendleit­er­card“ und weit­er­er Qual­i­fika­tio­nen aus Sicht der Feuer­wehr Fahrland berechtigt mit Kindern und Jugendlichen zu arbeit­en. Sascha Li. ist seit 1999 bei der Frei­willi­gen Feuer­wehr, Paul Ender­ling seit dem Jahr 2000. [9]

Darum, dass sie aus­bil­dung­stech­nisch und handw­erk­lich ver­mut­lich geeignet sind, soll es hier nicht vorder­gründig gehen. Jedoch ist ihre fach­liche Kom­pe­tenz nicht allein darauf zu beschränken. Ger­ade bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kommt der Rolle der Vor­bild­per­so­n­en eine wichtige Bedeu­tung zu. Neon­azis sind hier­bei aus viel­er­lei Grün­den an der abso­lut falschen Stelle.

Ein Like von Paul Ender­ling und anderen Neon­azis für den Neon­azi Ben­jamin Oestreich

Paul Ender­ling gehört seit min­destens neun Jahren zur Pots­damer Neon­aziszene. Er war Teil der Neon­azikam­er­ad­schaft die sich sowohl „Alter­na­tive Jugend Pots­dam“ (AJP) als auch „Aktion­s­gruppe Pots­dam Nord“ (AGPN) nan­nte. Die AJP trat erst­mals am 21.10.2006 bei einem Neon­azi­auf­marsch in Berlin-Tegel in Erschei­n­ung und ging 2009 mit ihrer Home­page ins Netz. Auf dieser präsen­tierten sie ihre Pro­pa­gan­daak­tio­nen und berichteten von neon­azis­tis­chen Aufmärschen, Ver­net­zungstr­e­f­fen, Fußball­turnieren und revi­sion­is­tis­chen Gedenkver­anstal­tun­gen. Die Zeitspanne von 2007–2011 bildete dabei die Hoch­phase der neon­azis­tis­chen Aktiv­itäten im Pots­damer Nor­den. In dieser fes­tigten sie ihre Struk­turen, tobten sich aktion­is­tisch mit Ver­bre­itung von Pro­pa­gan­da und kleinen Aktio­nen aus, ver­net­zten sich zum Teil auch über­re­gion­al und beansprucht­en Pots­dam-Nord als ihr Ter­ri­to­ri­um. Durch ihre Aktiv­itäten ver­sucht­en sie vehe­ment eine so genan­nte „Nation­al befre­ite Zone“ zu erricht­en. All dies ist in den ver­gan­genen Jahren, detail­liert von Grup­pen wie der Antifaschis­tis­che Linke Pots­dam und dem Antifaschis­tis­chen Pressearchiv Pots­dam doku­men­tiert wor­den und auch heute noch zugänglich und nachvollziehbar.

Matthias Wiechert, Paul Ender­ling und Pad­dy Bohm am 19. Jan­u­ar 2008 auf einem Neon­azi-Auf­marsch in Magdeburg

Als ein­er der Jüng­sten nahm Ender­ling am 13. Feb­ru­ar 2007 an ein­er spon­ta­nen Demon­stra­tion von Pots­damer Neon­azis in der Pots­damer Innen­stadt teil. Diese fand anlässlich des Jahrestages der Bom­bardierung Dres­dens statt. An Pro­pa­gan­daak­tio­nen in und um Pots­dam hat er regelmäßig teilgenom­men, verteilte u.a. zusam­men mit dem Neon­azi Ben­jamin Oestre­ich Fly­er für die NPD und ver­bre­it­ete mit­tels Plakat­en und Aufk­le­bern neon­azis­tis­che Inhalte in Fahrland und umliegen­den Dör­fern. Über die Gren­zen von Pots­dam-Nord hin­aus, war Paul Ender­ling in sein­er Freizeit regelmäßig mit weit­eren Neon­azis in der Großraumdisko „Music Parc“ in Tel­tow feiern sowie auf regionalen wie auch über­re­gionalen Neon­azi­aufmärschen aktiv (z.B. am 12.04.2008 in Lübben und am 12.01.2008 in Magde­burg). Neben regelmäßi­gen Ver­suchen der Ein­schüchterung und Bedro­hung alter­na­tiv­er Jugendlich­er im Dorf führte er, zusam­men mit den oben genan­nten Neon­azis, auch gewalt­tätige Über­griffe durch. Am 14. August 2007 war er direkt an einem Angriff auf einen alter­na­tiv­en Jugendlichen in Fahrland beteiligt.

Sascha Li., bei der Feuer­wehr Fahrland als Grup­pen­führer und Löschmeis­ter aktiv, hat seit sein­er Jugend Kon­takt in die neon­azis­tis­che Szene im Pots­damer Nor­den – sei es auf Fußball­turnieren oder auf Par­ties mit den örtlichen jugendlichen Neon­azis und Mitläufer_innen. Fre­und­schaftlichen Kon­takt pflegt er zu vie­len der oben genan­nten neon­azis­tis­chen Clique – auch zu den Neon­azis Jens Zim­mer, Tino Nin­delt und Ben­jamin Oestreich.

Ein Like von Paul Ender­ling für einige Mit­glieder des Zusam­men­hangs „Pdm Nord“; mit dabei ist Sascha Li.

Dieser Kon­takt wird auch über den Zusam­men­schluss „Pdm­Nord“ aufrecht erhal­ten. In diesem sind neben Ender­ling und Li. viele der oben Genan­nten „organ­isiert“ und verabre­den sich zu (Haus)Partys oder ähn­lichem. In ihrer Außen­darstel­lung set­zen sie dabei u.a. auf Rock­eräs­thetik mit Kutte und Aufnäh­ern sowie Aufk­le­ber. Zusam­men mit dem Label „Pdm­Nord“ tauchen immer wieder auch neon­azis­tis­che Aufk­le­ber oder Schmier­ereien, z.B. der Schriftzug „Pots­dam Nord 88“ am 25. Novem­ber 2012 auf dem Wei­h­nachts­markt in der Bran­den­burg­er Straße, auf. [10] „Mit­glieder“ von „Pdm­Nord“ tra­gen mitunter neon­azis­tis­che Auf­drucke auf Ihrer Klei­dung zur Schau und bedro­ht­en bere­its alter­na­tive Jugendliche am Pots­damer Hauptbahnhof.

Dor­fge­mein­schaft und deutsche Abwehrdiskurse
Neon­azis und Men­schen, die sich von men­schen­ver­ach­t­en­den Stand­punk­ten nicht ein­deutig dis­tanzieren oder diesen unkri­tisch gegenüber ste­hen, haben in der Arbeit mit Jugendlichen nichts ver­loren. Auch, wenn mit solchen Vor­wür­fen kon­fron­tierte Vere­ine oder Insti­tu­tio­nen mit Vor­liebe darauf hin­weisen und argu­men­tieren, dass die gemein­ten Neon­azis doch so nett, umgänglich und ver­trauenswürdig seien.
Die Erfahrun­gen der let­zten zehn Jahre mit dem The­ma Neon­azis in Fahrland zeigen, dass es wenig Bere­itschaft der Akteur_innen vor Ort gibt, sub­stanzielle Kri­tik, geschweige denn Selb­stkri­tik, zu üben. Es ist davon auszuge­hen, dass auch in diesem Fall den vorgelegten Tat­sachen mit Ver­schlossen­heit, Ablehnung und ein­er Abwehr der Kri­tik „von Außen“ begeg­net wer­den wird.

So unre­flek­tiert und ein­fältig repro­duzierte Klis­chees des deutschen dör­flichen Abwehrdiskurs­es auch seien mögen, so real wer­den diese immer wieder, wenn sich Antifaschist_innen oder Betrof­fe­nen von Neon­azige­walt in kleineren Gemein­den und Dor­fge­mein­schaften zu Wort melden. In Fahrland ist Thomas Liebe, in sein­er Funk­tion als Leit­er des Jugend­clubs, ein­er der­jeni­gen, die diese Abwehrhal­tung immer wieder ein­nimmt und so der den Neon­azis Schutz bietenden Dor­fge­mein­schaft Argu­men­ta­tio­nen und Bezugspunk­te liefert. Auf ein­er Sitzung des „Lokalen Aktion­s­plan gegen Gewalt und Recht­sex­trem­is­mus“ ver­trat er tat­säch­lich die Mei­n­ung, dass in Fahrland „mehr Prob­leme mit Linken als mit Recht­en“ zu behan­deln wären. [11] Eine Aus­sage von der er sich, trotz vielfach­er Kri­tik, bis heute nicht distanzierte.

Dass es auch anders ablaufen kann, zeigt das Beispiel Eisen­hüt­ten­stadt. Hier traut­en sich Ver­ant­wortliche den Mund auf zumachen und nicht weg zuse­hen, wenn klar neon­azis­tis­ches und men­schen­feindlich­es Gedankengut ver­bre­it­et wird. Es bleibt zwar abzuwarten, wie sich der dor­tige Fall entwick­elt und welche kurz‑, mit­tel- und langfristige Kon­se­quen­zen gezo­gen wer­den, aber immer­hin haben sich Mit­glieder der Feuer­wehrschule gegen Neon­azis und men­schen­ver­ach­t­ende Ten­den­zen in ihren Rei­hen gestellt. Etwas, was in Fahrland und der dor­ti­gen Frei­willi­gen Feuer­wehr bish­er nicht geschah.

[1] http://www.maz-online.de/Brandenburg/Nazi-Sprueche-vom-Feuerwehr-Ausbilder und http://www.maz-online.de/Brandenburg/Feuerwehren-Neonazi-Verdacht-erhaertet und http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/1005979/ und http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/1005111/
[2] http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/1019827/ und http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/abendspazierg-nger-sind-zur-ck
[3] http://www.maz-online.de/Brandenburg/Feuerwehrschule-Mobbing-gegen-internen-Kritiker
[4] http://www.news.de/politik/855060779/die-roten-sehen-braun/1/
[5] Quelle „Engagierte Jugend – Pots­damer Umland“ und http://www.pnn.de/potsdam/79872/
[6] http://www.pnn.de/potsdam/114314/, http://www.pnn.de/potsdam/114314/, http://www.pnn.de/leserbriefe/78213/, http://www.pnn.de/potsdam/31006/, http://www.pnn.de/potsdam/43528/
[7] https://inforiot.de/nazis-in-potsdam-nord/, https://inforiot.de/potsdamer-neonazis-bestaendig-aktiv/, https://inforiot.de/nicht-weg-sondern-hinsehen-es-gibt-ein-problem/, https://inforiot.de/potsdamer-neonazis-gut-organisiert-npd-als-treibende-kraft/, https://inforiot.de/naziaktivitaeten-in-potsdam-und-umgebung-im-fruehjahr-2010/
[8] u.a. „Hin­ter den Kulis­sen – Hin­ter- und Vorder­gründe der bran­den­bur­gis­chen Neon­aziszene“; 2013; Seite 34
[9] http://www.feuerwehr-fahrland.de/ortswehrfuehrung.html
[10] http://apap.blogsport.eu/2013/01/chronik-neonazistischer-aktivitaten-in-potsdam-und-umgebung-2012/; Ein­trag vom 25.11.2012
[11] http://www.pnn.de/potsdam/43528/

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Angriff auf’s Jugendprojekt Horte

Am 09. Novem­ber 2015 kam es gegen 06.15 Uhr zu einem Angriff auf das Horte in Straus­berg. Dabei ging eine Scheibe im oberen, bewohn­ten Teil des Haus­es durch Stein­wurf oder Zwil­len­schuss zu Bruch. Ver­let­zt wurde glück­licher­weise niemand.
Ohren­schein­lich han­delte es sich um einen einzel­nen Täter unbes­timmten Alters, der sich im Weit­eren auch laut­stark gegen „scheiß Zeck­en und Juden“ äußerte und anschließend lei­der unerkan­nt ver­duften kon­nte. Da beste­ht unser­er­seits noch Gesprächs­be­darf, Freundchen!
Wir als AJP gehen von einem Zusam­men­hang zu den in let­zter Zeit wieder erwachen­den Neon­azikadern und ‑struk­turen Straus­bergs aus. Auch, dass der 77te Jahrestag der Reich­sprogrom­nacht als Anlass gedi­ent hat, kann angenom­men werden.
Nazis über’s Maul fahren — jet­zt und hier!
Vencer­e­mos & has­ta la vista, culo!

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Rathenow: Fackelmarsch durch die Goethestraße

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An der nun­mehr drit­ten Ver­samm­lung des flüchtlings­feindlichen „Bürg­er­bünd­niss­es Rathenow“ haben sich wieder mehrere hun­dert Men­schen beteiligt. Schätzun­gen gehen von unge­fähr 400 Per­so­n­en aus. Die Ver­anstal­tung wurde erst­mals auch als Demon­stra­tion durch einen Teil der Stadt durchge­führt. Während des Marsches durch die Goethes­traße entzün­de­ten mehrere bekan­nte Neon­azis aus Rathenow und Prem­nitz auch Brand­fack­eln und ver­liehen dem Aufzug so den Charak­ter eines Fack­el­marsches. Allerd­ings blieb die Anzahl der Versammlungsteilnehmer_innen, die dem neon­azis­tis­chen Milieu zuge­ord­net wer­den kon­nten, rel­a­tiv kon­stant bei unge­fähr 50–60 Per­so­n­en, also inner­halb der Ver­samm­lung deut­lich in der Min­der­heit. Den­noch war wieder zu beobacht­en, dass diese Per­so­n­enkreise die Ver­anstal­tung benutzten um sich zu insze­nieren. Weit­er­hin war die Steigerung ein­er aggres­siv­en Grund­stim­mung bei einem Großteil der Versammlungsteilnehmer_innen deut­lich spür­bar. Eine Gegen­ver­anstal­tung gab es übri­gens nicht. Das Aktions­bünd­nis „Rathenow zeigt Flagge“ wollte jeglichen möglichen Kon­flikt aus dem Weg gehen. Stattdessen wur­den an Straßen­lam­p­en Schilder ange­bracht, die Vorurteile gegenüber Flüchtlin­gen entkräften soll­ten. Zudem wurde durch die Kirche ein Friedens­ge­bet als Protest zur der Ver­anstal­tung des Bürg­er­bünd­niss­es ange­boten. An diesem beteiligten sich unge­fähr 30 Men­schen. Den Ver­such eines direk­ten Protestes gab es hinge­gen nur in der Berlin­er Straße, wo sich eine kleine Gruppe von unge­fähr zehn alter­na­tiv­en bzw. antifaschis­tis­chen Jugendlichen gesam­melt hatte.
Ton wird schärfer
Deut­lich mehr Men­schen standen hinge­gen wieder auf dem Märkischen Platz, wo ab 18.30 Uhr die Auf­tak­tkundge­bung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ stat­tfand. Viele kamen auch wieder mit der Nation­alflagge oder der Fahne des Lan­des Bran­den­burg. Akzep­tiert wurde aber anscheinend auch revi­sion­is­tisch anmu­tende Beflag­gung des heute zur Repub­lik Polen gehören­den Gebi­etes „West­preußen“ sowie die seit den 2010er Jahren haupt­säch­lich von Grup­pen der extremen Recht­en genutzte, so genan­nte „Wirmer-Flagge“. Bish­er sind die Veranstalter_innen offen­bar um eine Geschlossen­heit ihres „Volkes“ bemüht. Bemerkenswert ist dies­bezüglich auch eine schle­ichende Radikalisierung in der Gestal­tung der Reden. Nicht nur Ressen­ti­ments gegen Flüchtlinge wer­den immer wieder aus­giebig artikuliert, son­dern auch Men­schen­grup­pen, die sich nicht dem kollek­tiv­en Rausch der Dem­a­gogen auf dem Märkischen Platz hingeben, als „Lügen­presse“ oder „Volksver­räter“ verunglimpft. Dabei wird zum Teil auch nicht davor zurück­geschreckt bewusst Unwahrheit­en zu ver­bre­it­en, um das „Volk“ anzus­tacheln. Die per­ma­nente Abw­er­tung dieser Feind­bilder, bei zunehmender Aggres­siv­ität wirkt, von außen betra­chtet, immer bedrohlich­er und kön­nte in Zukun­ft dur­chaus zu ein­er Senkung der Hemm­schwelle zur Ausübung physis­ch­er Gewalt führen, zumal in den Rei­hen des „Bürg­er­bünd­niss­es“ auch viele bekan­nte Gewalt­täter mitlaufen.
Wieder ein­schlägige Neonazi-Ordner
Zum Teil waren beispiel­sweise bei der zweit­en Ver­anstal­tung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ in der ver­gan­genen Woche sog­ar gewalt­tätige und dies­bezüglich vorbe­strafte Neon­azis, die zudem mehrfach an NPD Ver­samm­lun­gen teil­nah­men, als Ver­anstal­tung­sor­d­ner einge­set­zt. Zwar wurde die Parteinähe der Ord­ner durch den Sprech­er des havel­ländis­chen „Bürg­er­bünd­niss­es“, Nico Tews, in einem wohlwol­len­den Inter­view mit ein­er Lokalzeitung behar­rlich bestrit­ten, diese Per­so­n­en aber ander­er­seits bei der jüng­sten Kundge­bung auch nicht mehr aufgestellt. Dafür wurde auf andere, eben­falls bekan­nte Neon­azis zurück­ge­grif­f­en. Beispiel­sweise auf Andy K., einem in den 2000er Jahren aktiv­en Sym­pa­thisan­ten des NPD Orts­bere­ich­es Rathenow, der wegen Gewalt- und Pro­pa­gan­dade­lik­ten vor­be­lastet ist. Er und eine weit­ere Per­son aus dem neon­azis­tis­chen Milieu sollen u.a. am 11. August 2005 einen 20-Jähri­gen in der Goethes­traße mit ein­er Bier­flasche gegen das Kinn geschla­gen haben. Weit­er­hin war auch der Rathenow­er Neon­azi Thomas L. als Ord­ner einge­set­zt. L. gilt eben­falls als NPD Sym­pa­thisant und nahm in der Ver­gan­gen­heit an zahlre­ichen Ver­samm­lun­gen dieser Partei teil. Zu ein­er Kundge­bung der NPD im Jahr 2008 in Prem­nitz erschien er sog­ar ein­deutig in Parteik­luft. Auf alten, damals öffentlich ein­se­hbaren Bildern in einem sozialen Inter­net­net­zw­erk posierte er zu dem vor ein­er Fahne der „Jun­gen Nation­aldemokrat­en“ (JN). Heute tritt L. vor allem als „nationaler“ Lie­der­ma­ch­er unter dem Pseu­do­nym „TOiton­i­cus“ auf.
Neon­azis insze­nierten Fackelmarsch
Neben den ein­schlägig bekan­nten Ord­nern war auch wieder eine Gruppe von 50–60 weit­eren Neon­azis Teil der Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“. Dabei han­delte es sich vor allem um bekan­nte Akteure aus Rathenow, Prem­nitz, Nauen und Ketzin/Havel. Diese sucht­en auch heute wieder die Ver­anstal­tung des „Bürg­er­bünd­niss­es“ für sich zu vere­in­nah­men. Nach Beendi­gung der Kundge­bung auf dem Märkischen Platz, mit Beginn des vom Ver­anstal­ter Chris­t­ian Kaiser als „Abendspazier­gang“ beze­ich­neten Demon­stra­tionszuges durch die Goethes­traße, die Nauen­er Straße, die Frie­sack­er Straße sowie der Forststraße, entzün­de­ten mehrere bekan­nte Neon­azis aus Rathenow und Prem­nitz Brand­fack­eln und ver­liehen dem gesamten Aufzug so den Charak­ter eines „Fack­el­marsches“.
NPD sucht Anschluss
Auch die NPD, ins­beson­dere in Per­son des Rathenow­er Stadtverord­neten und Kreistagsab­ge­ord­neten Michel Müller, war eben­falls wieder auf der Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ vertreten. Die Partei sucht offen­bar nach wie vor eine Brücke zu den bürg­er­lichen Versammlungsteilnehmer_innen zu schla­gen. In der Nacht von Mon­tag zu Dien­stag verteil­ten mehrere Sympathisant_innen der Partei auch Fly­er im Stadt­ge­bi­et von Rathenow, auf denen u.a. das Kon­ter­fei Müllers und sowie flüchtlings­feindliche bzw. ras­sis­tis­che Parolen abge­druckt waren.
Aktions­bünd­nis zog sich zurück
Nach dem bekan­nt wurde, dass sich das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ am Dien­stagabend erneut auf dem Märkischen Platz sam­meln und anschließend sog­ar als Demon­stra­tions­block durch die Stadt laufen würde, nahm das Aktions­bünd­nis „Rathenow zeigt Flagge“ Abstand von der Aus­rich­tung ein­er eige­nen Kundge­bung mit „Herz statt Het­ze“. Als Begrün­dung wurde die Ver­mei­dung ein­er „weitere(n) Polar­isierung“ der Lager angegeben. Ein „Auf­bau von Fron­ten“ sei „mit Sicher­heit nicht der Weg zu Lösun­gen im Sinne eines Miteinan­ders in der Stadt Rathenow“, so das Aktions­bünd­nis weit­er. Um sich den­noch zu posi­tion­ieren ver­suchte „Rathenow zeigt Flagge“ das bürg­er­liche Pub­likum des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ mit Fak­ten und Argu­menten zu überzeu­gen. So wur­den beispiel­sweise bere­its am Nach­mit­tag Papp­schilder aufge­hängt, auf dem jew­eils ein Vorurteil und eine entsprechend sach­liche Entkräf­tung abge­druckt waren. Nico Tews vom „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ ging in sein­er Het­zrede tat­säch­lich auch auf diese Plakate ein, tat sie jedoch als „Wisch“ und „Steuergeld­ver­schwen­dung“ ab. Ähn­lich frucht­los blieb das Friedens­ge­bet in der Lutherkirche, dass eben­falls auch als Dia­log ange­boten wurde. Die „besorgten Bürger_innen“ zogen im Schein der Brand­fack­eln ohne Gesprächsin­ter­esse an der Kirche vor­bei. Immer­hin wurde drin­nen zumin­d­est über eine kün­ftige Ver­fahrensweise mit der­ar­ti­gen Ver­anstal­tun­gen berat­en und mögliche Optio­nen erörtert. Konkrete Gege­nak­tio­nen ste­hen aber momen­tan offen­bar immer noch nicht zur Diskus­sion, obwohl die Auf­gabe eines Stan­dortes für direk­te Gegen­proteste indes von eini­gen Men­schen als „Rück­zug“ vor den Het­zern und ihren teil­weise extrem recht­en Anhang kri­tisiert wurde. Die Moti­va­tion für eventuelle Gegen­ver­anstal­tun­gen scheint in der Zivilge­sellschaft momen­tan jedoch auch an dem Missver­hält­nis der Zahlen zu liegen. Zweimal wurde zu Gegenkundge­bun­gen aufgerufen, zweimal war „Rathenow zeigt Flagge“, trotz für Rathenow­er Ver­hält­nisse erhe­blichen Inter­ess­es, in der Min­der­heit. Am Dien­stagabend sam­melten sich zu dem auch nur unge­fähr zehn alter­na­tive bzw. antifaschis­tis­che Jugendlichen für spon­ta­nen Protest in der Berlin­er Straße.
Fotos: hier

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