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Flucht & Migration Gender & Sexualität

Lager Eisenhüttenstadt — Hotspot für sexuelle Übergriffe

Im ver­gan­genen Jahr trauerten wir während des Inter­na­tionalen Tages gegen Gewalt an Frauen um unsere Schwest­er Rita in Hohen­leip­isch. Wir forderten Gerechtigkeit vor den Behör­den in Herzberg und Pots­dam. In diesem Jahr bericht­en uns Frauen, die in der Erstauf­nahme in Eisen­hüt­ten­stadt wohn(t)en: Das Lager ist nicht nur ein gefährlich­er Coro­na-Hotspot. Es ist auch ein Hotspot für sex­uelle Über­griffe und Beläs­ti­gun­gen gegen Frauen, ins­beson­dere Les­ben. Les­ben und Transper­so­n­en wer­den diskri­m­iniert und von den Behör­den nicht geschützt.

Dies geschieht nicht nur in Eisen­hüt­ten­stadt, son­dern auch in Wüns­dorf und anderen Lagern. M., eine 21-jährige les­bis­che Frau aus Georgien. Sie erzählt, was es bedeutet, in dem so genan­nten “Schutzhaus” in Eisen­hüt­ten­stadt zu leben. M. wurde von anderen Geflüchteten belästigt, die wussten, dass sie les­bisch ist. Einige woll­ten sie schla­gen und sie zum Sex mit ihnen zwin­gen, während andere sie belei­digten. Sie wurde depres­siv und benötigt psy­chol­o­gis­che Begleitung. Die Secu­ri­ty und die Zen­trale Aus­län­der­be­hörde sagten ihr, sie solle in ihrem Zim­mer bleiben, um sich in Sicher­heit zu brin­gen. Für uns zeigt dies: Das so genan­nte Schutzhaus ist kein sicher­er Ort, son­dern eher ein Ort der haus­gemacht­en Krise und das Zim­mer wie ein Gefäng­nis. In diesem Bewusst­sein bat M. um ihre Ver­legung nach Wüns­dorf, in der Hoff­nung, dass die Dinge anders sein kön­nten. In Wüns­dorf ste­ht sie vor den gle­ichen Prob­le­men. Sie sucht nun nach Unter­stützung, um aus dem Lager her­auszukom­men und die LGBT com­mu­ni­ty hier ken­nen zu lernen.

Wir, von Women in Exile and Friends, kämpfen seit langem dafür, dass Frauen und Kinder nicht in Lagern unterge­bracht wer­den und dass alle Lager abgeschafft wer­den. Denn wir wis­sen, was in diesen Lagern geschieht und teilen die Erfahrung. Wenn ein Mann eine Frau angreift, wird er in ein anderes Lager ver­set­zt, wo er auch weit­er­hin leicht Andere angreifen kann. Aktuelle Berichte über den Mord an Rita besagen, dass der Verdächtige in ein anderes Lager ver­legt wurde. Dieses behördliche Han­deln macht uns wütend. Warum wer­den diese Über­griffe ver­schwiegen? Warum wer­den Frauen in Sit­u­a­tion gezwun­gen, in denen sie solchen Gräueltat­en viel mehr aus­geliefert sind?

Wir fordern Schutz für geflüchtete Men­schen und die Achtung unser­er Würde, ins­beson­dere für Frauen, Les­ben und Kinder! Sie wer­den durch Unter­bringung in Lagern gefährdet.

Auch wollen wir uns anlässlich des 25. Novem­ber, dem Tag gegen Gewalt an Frauen*, mit Geflüchteten an den europäis­chen Außen­gren­zen sol­i­darisieren. Beson­ders geflüchtete Frauen*, Min­der­jährige und Per­so­n­en der LGBTIQ* — Gemein­schaft sind vielfältiger Gewalt aus­ge­set­zt. Wir fordern deshalb auch dort die sofor­tige Evakuierung aller Men­schen aus den über­füll­ten Lagern an der EU-Außen­gren­ze und eine würdi­ge Unter­bringung in auf­nah­me­bere­ite Län­der und Kommunen.

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Lufthansa, werde #Abschiebefrei!

Mit einer bundesweiten Posteraktion und
einem heute gestarteten Twittersturm geht die Kampagne Lufthansa
#Abschiebefrei in die zweite Runde.  Die Berliner Gruppe "No Border
Assembly" fordert Lufthansaauf, keine Abschiebungen mehr durchzuführen
und sich klar gegen Rassismus zu positionieren. Mehr als 20
Organisationen haben sich bereits zum Kampagnenstart im Juli Lufthansa
#Abschiebefrei angeschlossen. 

Nicht nur mit einem Twittersturm, auch in der Offline-Welt machen
Aktivist*innen in ganz Deutschland auf die rassistische Abschiebepraktik
der Lufthansa aufmerksam. In den letzten Wochenhaben sie den
öffentlichen Raum mit Plakaten verschönert. Am Samstag und Sonntag
werden sie den digitalen Sturm auf Instagram fortsetzen. Ihre Botschaft:
Die Lufthansa profitiert seit Jahren davon, Menschen das Recht auf
Bewegungsfreiheit zu entziehen. Das muss aufhören. 

„Die rassistische Polizeigewalt auf Abschiebeflügen ist symptomatisch
für den neokolonialen Charakter von Abschiebungen", erklärt Nadija
Martin, Sprecherin der Gruppe "No Border Assembly". "Um den Zugang zum
europäischen Reichtum auf die weißen Nachfahren der Kolonialmächte zu
begrenzen, wird Reisefreiheit zum Privileg gemacht, und die zwangsweisen
Abschiebungen mit Gewalt durchgesetzt. Es ist höchste Zeit, dass
Abschiebungen als das anerkannt werden, was sie sind: rassistische
Gewaltakte“, so Martin weiter. 

22.097 Menschen wurden im Jahr 2019 aus Deutschland abgeschoben, unter
ihnen 3.806 Minderjährige. Mit 5.885 führten die Lufthansa und ihre
Tochtergesellschaftenmehr als 25 Prozent allerAbschiebungen durch. Auch
während der Coronapandemie gab es keinen Abschiebestopp: Seit mehreren
Monaten erfolgen wieder Abschiebungen etwa nach Albanien, Pakistan,
Nigeria, Georgien, Serbien oder in die Republik Moldau. Nur auf Bitten
der afghanischen Regierungkonnte eine Sammelabschiebung
insCorona-geplagte Landzu Beginn dieser Woche abgewandt werden. Nach
ihrer Abschiebung sind die Betroffenen damit nicht nur in existenzieller
finanzieller Not und müssen häufig um ihr Leben bangen, sondern auch
durch das Virus besonders gefährdet.

Indes werden immer mehr Abschiebung unter massiver Gewaltanwendung
durchgeführt. Laut einer Anfrage der Linken im Bundestag sind es im Jahr
2019 offiziell 1.764 Personen, gegen die „Hilfsmittel der körperlichen
Gewalt" eingesetzt wurden. Die Dunkelziffer rassistischer Polizeigewalt
bei Abschiebungen dürfte noch signifikant höher sein. Für zwei Menschen
endete die Abschiebung durch Lufthansa tödlich: 1999 erstickte der
Sudanese Aamir Ageeb bei einer Abschiebung in einem Lufthansa-Flugzeug
durch Fesselung der Polizei. Kola Bankole aus Nigeria starb 1993 auf
ähnliche Weise bei einer Lufthansa-Abschiebung.

Dabei istdie Lufthansa keineswegs dazu verpflichtet, Abschiebungen
durchzuführen. Fluggesellschaften haben das Recht, den Verkauf von
Sitzplätzen zu verweigern, wenn dadurch Passagiere gefährdet werden.
Virgin Atlantic verkauft bereits seit 2018 keine Tickets mehr für
Abschiebungen aus Großbritannien und Australien. Im Jahr 2019
informierten sechs US-Fluggesellschaften, darunter United, Delta und
American Airlines, dass sie keine Kinder mehr befördern, die an den
US-Grenzen von ihren Familien getrennt wurden. Pilot*innen der
Lufthansa-Group weigerten sich im Jahr 2019 in 309 Fällen,
Abzuschiebende zu befördern. 

Anlässlich des Kampagnenstart von Lufthansa #Abschiebefrei erklärte die
Fluggesellschaft, dass sie Abschiebungen gegen den Willen der
Betroffenen grundsätzlich ablehne. No Border Assembly bezweifelt, wie
ernst es Lufthansa mit dieser Aussage ist. "Wir wollen keine warmen
Worte mehr, wir wollen Taten sehen", erklärt Martin,"Oder hat die
Lufthansa etwa 9 Milliarden Euro an staatlicher Hilfe bekommen, um
weiter Menschenrechte zu verletzen? Die Lufthansa muss endlich von ihrem
Recht Gebrauch machen, niemand gegen den eigenen Willen zu transportieren". 

Zwar gibt die Bundesregierung inzwischen nicht mehr bekannt, welche
Fluggesellschaften Abschiebungen durchführen. Doch nichts deutet darauf
hin, dass Lufthansa nicht mehr an Abschiebungen beteiligt ist. "Es ist
ein Skandal, dass das Innenminsterium verschleiert, welche
Fluggesellschaften an Abschiebungen beteiligt sind", so Martin, "Solange
wir die genauen Zahlen zu Abschiebungen per Flugzeug aus Deutschland
nicht kennen, werden wir weiterhin davon ausgehen, dass Lufthansa die
meisten von ihnen durchführt."

Lufthansa #Abschiebefrei #LockdownLufthansa
#SayNoToDeportations #AmBodenBleiben 

*Pressekontakt: *
Nadija Martin 
noborderassembly@riseup.net

*Über uns: *
In der Gruppe "No Border Assembly" organisieren sich Menschen für das
Recht auf Bewegungsfreiheit für alle und gegen Abschiebungen. Viele der
Aktivist*innen aus Berlin und Brandenburg kämpfen gegen ihre eigene
Abschiebung.
Mehr Informationen: https://noborderassembly.blackblogs.org/
<https://noborderassembly.blackblogs.org/>
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Law & Order

Bericht über Widerstand und Organisierung im Knast

Der fol­gende Bericht von Chris­tine Schwenke zeigt auf, welche Mit­tel u.a. von Knästen genutzt wer­den, um wider­ständi­ge Gefan­gene zu unter­drück­en und eine Organ­isierung von Gefan­genen zu verhindern.

Chris­tine, Gefan­gene der JVA Luck­au-Duben, ver­sucht sich auf mehrere Art und Weisen gegen die Ver­hält­nisse im Knast zu wehren. So stellte sie zum Beispiel seit Mai 2015 3700 Anträge an den Knast (das sind kleine Zettel, welche von Gefan­genen aus­ge­füllt wer­den und dann durch ver­schiedene bürokratis­che Abteilun­gen im Knast wan­dern), welche kri­tis­che Fra­gen und Antworten zum Knast(alltag) bein­hal­ten. Ein immer wieder aufk­om­mendes The­ma ist dabei die Inter­essen­vertre­tung von Gefan­genen, d.h. eine Gemein­schaft von Gefan­genen, welche sich ange­blich für die Inter­essen aller ein­set­zt. Wichtig anzumerken: Inter­essen­vertre­tun­gen wer­den, wenn sie sich in Knästen über­haupt etablieren, von den Knästen abso­lut überwacht und kon­trol­liert. Sie gehören zum Knast­sys­tem und sind nicht unab­hängig davon zu betra­cht­en (§ 113 BbgJVol­lzG).

Dazu merk­te Chris­tine in ihren Anträ­gen z.B. an:

Warum find­et seit 4 Jahren keine Inter­essen­vertreter­wahl statt? Warum wird eine Inter­essen­vertreterin durch die JVA Luck­au-Duben einge­set­zt, die kein­er ken­nt? Wed­er Aushänge noch Sprechzeit­en wer­den ange­boten. Inter­essen der Gefan­genen wer­den somit bewusst und ganz gezielt unterbunden!“

Der Knast ließt solche Fra­gen und Antworten natür­lich nicht gerne. Knastver­hält­nisse zu hin­ter­fra­gen bedeutet auch das Sys­tem zu hin­ter­fra­gen, welch­es ihn her­vor­bringt: den Staat. Deswe­gen ist es Staatsknecht­en ein drin­gen­des Anliegen, jegliche kri­tis­che Stimme zum schweigen zu brin­gen, selb­st, wenn es nur um Anträge geht, die lediglich intern im Knast herum­fliegen und die Anstalt­store nicht ver­lassen. Dafür hal­ten sich Staatsknechte ver­schiedene Repres­salien bereit.

So wurde Chris­tine am 21.März 2019 beispiel­sweise mit ein­er Zellen-Razz­ia kon­fron­tiert, es fol­gte ein seit August 2018 gel­tendes „Notiz-Zettel-Ver­bot“ bei Besuch­ster­mi­nen. Weit­er ging es mir der Nicht­genehmi­gung ein­er Schreib­mas­chine, zusät­zlich muss Chris­tine 7,5 Monate auf einen Besuch bei ihrem Sohn im Knast Tegel warten. Ein möglich­er Drei­monat­srhyth­mus wird eben­so abgelehnt, wie ein direk­ter Tele­fonkon­takt zu ihrem Sohn. Außer­dem wird Chris­tine bei der Vor­bere­itung ihres Wieder­auf­nah­mev­er­fahrens behin­dert, indem ihr das Lesen der Ver­fahren­sak­ten und Geset­zes­texte ver­boten wird: „Seit 4 Jahren wird das Lesen der Ver­fahren­sak­ten nicht genehmigt. Während der U‑Haft in der JVA Luck­au-Duben war es am PC möglich, da alle 80 Akten dig­i­tal­isiert sind. Seit dem 28. Feb­ru­ar 2019 ist mir das Lesen der für Gefan­gene angeschafften Geset­zbüch­er eben­so unter­sagt, wie z.B. die Nutzung von Wikipedia im Bil­dungs­bere­ich. In Briefen mit­geschick­te Infos (Geset­ze­sauszüge u.ä.) wer­den mir nicht aus­ge­händigt! Mir wird jegliche Möglichkeit der Infor­ma­tion untersagt!“

Chris­tine ist sich bewusst, dass der Knast sie mit alltäglichen Schika­nen mund­tot machen will. Beu­gen will sie sich dem aber nicht, im Gegen­teil: stetig ver­sucht sie, andere Gefan­gene zu motivieren, sich dem Knast­sys­tem nicht zu fügen, son­dern wider­ständig zu sein. Allein der Ver­such der Organ­isierung wird allerd­ings vom Knast durch mehrere Meth­o­d­en im Keim erstickt:

Ich habe verzweifelt ver­sucht wenig­stens auf der Sta­tion 31 eine Ein­heit zu schaf­fen. Völ­lig zweck­los. In vier Jahren auf Sta­tion 31 (Durch­gangssta­tion) waren hier über 1300 Gefan­gene, bei 15 Haft­plätzen unterge­bracht. Der Durch­lauf ist zu schnell. Es kommt noch hinzu, dass wir untere­inan­der, damit meine ich zwis­chen den vier Sta­tio­nen mit je 16 Plätzen, kaum Kon­takt haben, nur die eine Stunde Freigang.“ Was das für Gefan­gene im All­t­ag bedeutet, erk­lärt sie eben­falls: „Eine Gefan­gene von Sta­tion 21 hat­te Geburt­stag – ein Geschenk muss zur Freis­tunde geschmuggelt wer­den. Ein Stück Geburt­stagskuchen rüberzugeben wird verboten.“

Durch starken Durch­lauf und der Isolierung der Gefan­genen wird eine Organ­isierung dementsprechend kaum ermöglicht. Hinzu kommt, dass die Vol­lzugsabteilungslei­t­erin anderen Gefan­genen dro­ht: wer Kon­takt mit Chris­tine hat, würde Nachteile riskieren.

Mehrfach wurde mir zuge­tra­gen, dass die Vol­lzugsabteilungslei­t­erin S. andere Mit­ge­fan­gene vor mein­er Per­son warnt – der Kon­takt mit mir kön­nte son­st Nachteile bringen.“

Spal­tungsver­suche wie diese zeigen die Angst der Staatsknechte auf: zwar geht es nur im mick­rige Anträge ein­er Gefan­genen, wenn sich deren Inhalte aber erst ein­mal im Knast herum­sprechen wür­den und andere Gefan­gene auch auf die Idee kämen, ähn­liche Fra­gen zu stellen und Antworten zu geben, wäre der Knast mit mehreren kri­tis­chen Gefan­genen kon­fron­tiert. Wenn diese Gefan­genen jet­zt auch noch auf die Idee kom­men wür­den, sich zu ver­bün­deln, gemein­sam Kri­tik zu äußern und sich Gegen­strate­gien ein­fall­en ließen, käme das ein­er Organ­isierung gle­ich, welche für jeden Knast eine Gefahr darstellt. Jed­er Anfang ein­er Organ­isierung, fol­glich einzelne kri­tis­che Gefan­gene, sollen daher, z.B. mit­tels alltäglich­er Schikane, mund­tot gemacht wer­den. Weit­er­hin wer­den die Gefan­genen voneinan­der isoliert. Durch Dro­hun­gen wie in Christines Fall soll Angst geschürt und damit Spal­tung vor­angetrieben werden.

Diese Repres­salien sind nicht nur All­t­ag in der JVA Luck­au-Duben, son­dern gehören zur Logik eines jeden Knastes, eines jeden Staates. So wie herrschafts­freie Per­spek­tiv­en und Organ­isierun­gen dem Staat ein Dorn im Auge sind, so ver­suchen auch Knäste jegliche Kri­tik und Organ­isierung von Gefan­genen zu unter­drück­en. So wie wir uns draußen an vorherrschende Regeln hal­ten sollen und bestraft wer­den, wenn wir bei Mis­sach­tung erwis­cht wur­den, so sollen auch Gefan­gene zu einem angepassten Ver­hal­ten gezwun­gen wer­den. „Angepasst“ bedeutet dabei immer, vorherrschende Regeln und Machtver­hält­nisse nicht zu hin­ter­fra­gen, son­dern sich ihnen stillschweigend zu beu­gen. Wehren sich Gefan­gene gegen die Logik „Herrschende und Beherrschte“, indem sie Machtver­hält­nisse z.B. mit­tels ein­er Organ­isierung ver­schieben wollen, schwingt die Repres­sionskeule noch stärk­er, als eh schon. So auch bei Christine.

Ent­ge­gen dieser Logik ist es deswe­gen umso wichtiger, Chris­tine zu zeigen, dass sie nicht alleine ist. Schreibt ihr, fol­gt den Infos aus dem Knast auf Twit­ter (ger­ade lei­der ges­per­rt) und informiert euch auf ihrer Home­page (geht nicht über Tor zu öff­nen). Lasst euch vieles ein­fall­en, um ihr zu zeigen, dass wir sie nicht vergessen und unsere wider­ständi­gen Herzen bei ihrem sind.

Chris­tine Schwenke
Lehmki­eten­weg 1
15926 Luck­au                         

schwenke52(at)gmx.de

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(Anti-)Rassismus

Aufstehen gegen Hass und Gewalt!

Eber­swalde, Halle, Hanau, Kas­sel, Mölln … nur eine Auswahl von Orten, an denen ras­sis­tisch-motivierte Morde und Angriffe ein trau­riger Teil der Stadt­geschichte sind. Es sind Orte und Ereignisse, die uns daran erin­nern, dass noch nicht genug gegen men­schen­feindliche Stim­mung und Gesin­nung getan getan wor­den ist und die uns auch weit­er­hin aufrüt­teln soll­ten, mehr zu tun. Denn nur zu oft vergessen wir, dass schon
abfäl­lige und aus­gren­zende Blicke, Bemerkun­gen, Belei­di­gun­gen und Bedro­hun­gen erste Alarm­sig­nale für All­t­agsras­sis­mus sind. Wir wollen, dass sich alle Men­schen gegen Ras­sis­mus und Frem­den­feindlichkeit posi­tion­ieren, ein­schließlich jen­er, die nicht selb­st von Ras­sis­mus und Frem­den­feindlichkeit betrof­fen sind bzw. diese erfahren haben!

Anlässlich des 30. Todestages von Amadeu Anto­nio möchte die Barn­imer Kam­pagne „Light Me Amadeu“ in Koop­er­a­tion mit der Stadt Eber­swalde und dem Land­kreis Barn­im gemein­sam mit möglichst vie­len Men­schen ein deut­lich­es Zeichen gegen Ras­sis­mus, Hass und Het­ze, für Sol­i­dar­ität, Demokratie und Men­schen­rechte setzen.

Trotz der Coro­na-Pan­demie wird dieses Gedenken stat­tfind­en. Nicht so, wie wir es ursprünglich geplant haben, son­dern dezentral.

Wir rufen deshalb dazu auf, sich in der Zeit zwis­chen dem 25. Novem­ber (Tag nach dem Angriff) und dem 6. Dezem­ber 2020 (Tag seines Todes) an einem dig­i­tal­en und dezen­tralen Gedenken zu beteiligen.

Legt in dem gesamten Zeitraum einzeln oder in kleinen Grup­pen am Gedenkstein Blu­men und Botschaften nieder! Streamt Videobotschaften!

Ver­bre­it­et eure State­ments und Fotos unter dem Hash­tag #amadeuan­to­nio. Schickt bitte alles auch an palancaev(at)gmx.de.

Eine kleine Gedenkver­anstal­tung mit begren­zter Teil­nehmerzahl find­et unter Beach­tung der Coro­na Aufla­gen statt am

Son­ntag, den 6. Dezem­ber 2020 um 14 Uhr in Eberswalde

Geplant ist eine Auf­tak­tkundge­bung am ehe­ma­li­gen “Hüt­ten­gasthof” (Ecke Lichter­felder / Eber­swalder Straße) mit anschließen­dem Demon­stra­tionszug zur etwa 250 m ent­fer­n­ten Mahn- und Gedenk­tafel für Amadeu Anto­nio. Dort kön­nen nach den kurzen Wort- und Musik­beiträ­gen Kerzen oder Blu­men nieder­legt werden.

Um 17.00 Uhr find­et ein dig­i­taler Work­shop zum The­ma All­t­agsras­sis­mus statt. Achtet auf aktuelle Ankündi­gun­gen. Wir laden alle Men­schen zur Teil­nahme ein, die für Respekt und Sol­i­dar­ität, gegen Hass, Het­ze und Gewalt einstehen.

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Ein Appell anlässlich der Angriffe vonseiten der AfD

Zeichen set­zen für unsere Bran­den­burg­er Zivilgesellschaft.
Ein Appell anlässlich der Angriffe von­seit­en der AfD-Landtagsfraktion

Autokratis­che, anti­demokratis­che und nicht zulet­zt faschis­tis­che Ten­den­zen sind weltweit ein Prob­lem. Zwar ist das Ver­trauen in die demokratis­chen Insti­tu­tio­nen nach wie vor hoch. Doch die vie­len Debat­ten, Demon­stra­tio­nen und gar Ter­ro­ran­schläge darüber zeigen auch: Die Zwi­etra­cht ist gesät und viele begin­nen, das Selb­stver­ständliche mit anderen Augen zu betra­cht­en. Und manche über­legen bere­its: Wenn man die Demokratie zer­stören wollte – wie und mit wem wäre zu agieren? Und nicht wenige Beziehun­gen, glob­al oder auch in Frank­furt Oder und Słu­bice, führen zur AfD.

So wird klein Ange­fan­gen. Und dafür kann man auf die demokratis­chen Insti­tu­tio­nen selb­st zurück­greifen. Etwa, indem man im Land­tag „Kleine Anfra­gen“ zu Akteur*innen der Zivilge­sellschaft stellt, die vor allem eines demon­stri­eren sollen: „Wenn wir kom­men, wird „aufgeräumt“!“ So getan hat es kür­zlich die bran­den­bur­gis­che AfD-Frak­tion, indem sie die Lan­desregierung nach „Erken­nt­nis­sen“ zum „Utopia e.V.“ aus Frank­furt (Oder) fragt – und Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen (wie The­men­t­age zu Nation­al­is­mus und Anti­semitismus),  Demon­stra­tionsvor­bere­itun­gen (wie zur Pride oder See­brücke), Sem­i­nare und Konz­erte sowie Kul­turver­anstal­tun­gen in die Nähe des extrem­istis­chen drän­gen möchte. Als seien solche Aktiv­itäten nicht die Grund­lage der Demokratie.

Die AfD „fragt“ gerne und oft zu Vere­inen und Ini­tia­tiv­en, die sich gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus ein­set­zen, vor allem wenn sie im zivilge­sellschaftlichen Net­zw­erk „Tol­er­antes Bran­den­burg“ engagiert sind oder ein­fach nicht in ihr Welt­bild passen wollen. Wie zum Beispiel die Beratungsstelle „Opfer­per­spek­tive“, die seit über 20 Jahren Betrof­fene rechter Gewalt im Land Bran­den­burg unter­stützt. Die AfD scheut auch nicht davor zurück, eine Anfrage zu den demon­stri­eren­den Schüler*innen von „Fri­days for Future“ zu stellen. Dies erscheint auf den ersten Blick harm­los, doch muss man nie­man­dem erk­lären, welch­es Ziel hin­ter diesen Anfra­gen ste­ht: die Diskred­i­tierung, Läh­mung und Ein­schüchterung ein­er sol­i­darischen Zivilge­sellschaft. 2019 waren es die Antidiskri­m­inierungsar­beit und Teile der Umwelt­be­we­gung, 2020 das mus­lim­is­che Gemein­deleben an der Oder und der „Utopia e.V.“. Näch­stes Jahr wer­den sie ver­suchen, die Legit­im­ität weit­er­er Vere­ine, Ini­tia­tiv­en und demokratis­chen Net­zw­erke zu untergraben.

Wir Bran­den­burg­er Akteur*innen der Zivilge­sellschaft machen unsere wichtige Arbeit in der Nach­barschaft, im Sport, im sozialen und im kul­turellen Bere­ich. Ob ehre­namtlich, haup­tamtlich oder in kleinen Gesten – wir beziehen im All­t­ag Stel­lung für eine sol­i­darische und emanzi­pa­torische Gesellschaft.  Die meis­ten von uns sind es dabei nicht gewohnt, sich in der poli­tis­chen Öffentlichkeit laut Gehör zu ver­schaf­fen. Doch kein Vere­in, keine Ini­tia­tive, kein Net­zw­erk oder Einzelper­son soll sich von den lär­menden Recht­saußen unter Druck geset­zt fühlen. Nie­mand sollte sich die Frage stellen müssen, wie die eigene Arbeit wohl aussähe, wenn die AfD „das Sagen“ hätte

Deswe­gen unterze­ich­net diesen Appell und ladet alle ein, es uns gle­ich zu tun! Wir sind bunt, sol­i­darisch und ste­hen zusam­men! Bei „kleinen Anfra­gen“ und bei großen Her­aus­forderun­gen, vor denen wir über­all gle­icher­maßen ste­hen: den Stimmungsmacher*innen am recht­en Rand die Stirn zu bieten. Und unsere vielfälti­gen Kul­turen in der Stadt und auf dem Land zu verteidigen.

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Antifaschismus

III. Weg inszeniert “Heldengedenken” in Strausberg

Am Vor­abend des soge­nan­nten “Volk­strauertag” besucht­en Neon­azis den Sol­daten­fried­hof  auf dem Fried­hof in der Fontanes­traße in Straus­berg. Am „Sol­daten­fried­hof“, auf dem gefal­l­ene Wehrma­chtssol­dat­en liegen, legten Neon­azis ein in schwarz-weiß-rot gehaltenes Blu­mengesteck nieder, an dem eine Schleife mit der Auf­schrift „Eure Helden­tat­en bleiben Unvergessen“ ange­bracht war. Außer­dem fan­den sich neben dem Blu­mengesteck Grabkerzen mit Stick­ern der neon­azis­tis­chen Kle­in­st­partei der III. Weg sowie eine aus Holz selb­st­ge­baute, gestürzte Leben­srune, die den Tod sym­bol­isiert. Sie posierten mit einem Fack­el­marsch für Fotos zur Veröf­fentlichung auf der Web­site des III. Weges.

Diese Aktion kann als Ersatz gese­hen wer­den für das von Neon­azis seit Jahren vol­l­zo­ge­nen Aufmärsche in Wun­siedel in Ober­franken. Das offen­sive Auftreten der Neon­azis mit Fack­eln und klar­er Bezug­nahme auf den NS in dieser Größenord­nung ist bedrohlich und besorgnis­er­re­gend. Sie verken­nen die Ver­brechen der Wehrma­cht und glo­ri­fizieren die Morde und Ver­brechen gegen die Men­schheit, die auch die Wehrma­cht began­gen hat. Dass Neon­azis mit öffentlichen Aktio­nen und Blu­men­sträußen am heuti­gen Tag ihre Ide­olo­gie ver­bre­it­en, geschieht bun­desweit und ist auch nicht das erste Mal in Straus­berg erfol­gt. Immer wieder waren ähn­liche Gebinde und Aktio­nen auf dem „Sol­daten­fried­hof“ zu find­en. So haben in der Ver­gan­gen­heit die “Kam­er­ad­schaft Märkisch-Oder Barn­im (KMOB)”, als auch Straus­berg­er Nazis zusam­men mit Nazis aus umliegen­den Land­kreisen Kränze und Ähn­lich­es niedergelegt. Die ca. 20 anwe­senden Per­so­n­en lassen ver­muten, dass auch hier Neon­azis aus ganz Märkisch-Oder­land und darüber hin­aus zusam­mengekom­men sind. Zwar war der III. Weg bish­er in der Region wenig präsent, wenn von Aus

Exzess-Ver­sand bietet das Aktivis­ten Hand­buch vom III. Weg an.

flü­gen in die Märkisch-Schweiz durch Aktivis­ten aus anderen Regio­nen wie im Okto­ber 2017 abge­se­hen wird. Es tauchen immer mal wieder Stick­er der Partei in Straus­berg und Umge­bung auf, aber die geringe Quan­tität lässt nicht auf eine aktive Zelle des III. Weges in der Region schließen — aber immer­hin zu Verbindun­gen, über die das Mate­r­i­al verteilt wird.

Den­noch: Straus­berg blickt auf eine lange und aktive Kam­er­ad­schaftsszene zurück. Auch wenn es nach dem Ver­bot der „ANSDAPO“ 2005 ruhiger um die Nazis gewor­den ist, so sind sie immer noch unter dem Label der Brud­er­schaft „AO Straus­berg“ aktiv und gut ver­net­zt. Ihr Hang zur NS-Sym­bo­l­ik und Gewaltaffinität verbindet sie zumin­d­est the­o­retisch mit dem III. Weg. Darüber hin­aus gibt es auch mit der bun­des- und europaweit bekan­nten Straus­berg­er Recht­srock Band “Exzess” weit­ere Akteure vor Ort, die auch Kon­tak­te in das mil­i­tante Neon­azi-Spek­trum haben, zu dem auch der III. Weg gezählt wer­den kann. So verkauft Exzess über ihr eigenes Label auch das Hand­buch für die Aktivis­ten des III. Weges “Nation­al, Rev­o­lu­tionär, Sozial­is­tisch”. Der Front­mann von Exzess Tobias Vogt wird auch dem Organ­isatorenkreis des neon­azis­tis­chen Kampf­s­portevent “Kampf der Nibelun­gen” zugerech­net. Da hier auch regelmäßig Aktivis­ten des III. Weges antreten und involviert sind, kön­nte hierüber ein Kon­takt nach Straus­berg ent­standen sein.

Andrew R. Stel­ter (hell­blaues Hemd, mit schwarz­er Maske) auf dem Auf­marsch vom III. Weg in Berlin Hohen­schön­hausen am 3. Okto­ber 2020

Ähn­lich ver­hält es sich mit Andrew Stel­ter. Der schon in den 90er Jahren aktive Neon­azi war lange Jahre NPD-Kad­er und rund um die ver­botene Heimat­treue Deutsche Jugend aktiv. Stel­ter, der auch am 3.Oktober 2020 bei dem bun­desweit mobil­isierten Auf­marsch des III. Weg in Berlin-Hohen­schön­hausen anwe­send war, war in Straus­berg bis vor kurzem als Box­train­er im „Box­club Straus­berg e.V.“ vom KSC Straus­berg aktiv. Es lässt sich ver­muten, dass dieser auch an der Aktion zum “Volk­strauertag” beteiligt war. Es ist davon jeden­falls davon auszuge­hen, dass die Aktion aus einem ähn­lichen Per­so­n­en­spek­trum kommt bzw. über die Kon­tak­te der Straus­berg­er Kam­er­ad­schaftsszene und Exzess organ­isiert wurde.

 

 

Wir haben das einzig sin­nvolle mit dem Naz­izeug gemacht: die Rune wurde zu Feuer­holz und die Blu­men wer­den kompostiert.

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Antifaschismus Gender & Sexualität

#femizidestoppen

Am 25. Novem­ber ist der inter­na­tionale Tag gegen Gewalt gegen Frauen. Ein einziger Tag, der lange nicht aus­re­icht, um der Dimen­sion von Gewalt, die Frauen 365 Tage im Jahr erleben genug Aufmerk­samkeit zu schenken. Diese patri­ar­chale Gewalt find­et in der Öffentlichkeit statt. Auf der Straße in Form von Street Harasse­ment und sex­u­al­isiert­er Gewalt. Im Inter­net, in dem Frauen regelmäßig Mord- und Verge­wal­ti­gungs­dro­hun­gen bekom­men, wenn sie den patri­ar­chalen Nor­malzu­s­tand angreifen. Und patri­ar­chale Gewalt find­et im Pri­vat­en statt, in Form von häus­lich­er und sex­u­al­isierte Gewalt und Fem­iziden, die meist nicht ein­mal als das gese­hen wer­den, was sie sind: das Ergeb­nis puren Frauenhasses.

Der Staat trägt als Stütze des Patri­ar­chats diesen Nor­malzu­s­tand mit, wenn er uns durch das Ver­bot von Abtrei­bun­gen unsere kör­per­liche Selb­st­bes­tim­mung abspricht und unsere Selb­st­geschaf­fene­nen Schutzräume räu­men lässt. Indem er geflüchtete Frauen in Gemein­schaft­sun­terkün­fte steckt, in denen sie noch stärk­er Gewalt durch Per­son­al und Mit­be­wohn­er aus­ge­set­zt sind.

Die Coro­na-Pan­demie ver­schlim­mert die Sit­u­a­tion für alle Frauen, Zahlen zu häus­lich­er Gewalt steigen nach­weis­bar an.

Lasst uns den Kampf gegen patri­ar­chale und sex­is­tis­che Gewalt auf die Straße und ins Netz tra­gen! Stellen wir uns den Ein­schränkun­gen von der kör­per­lichen Selb­st­bes­tim­mung von Frauen entgegen!

Ver­schön­ert bis zum 25.11. eure Städte und Dör­fer mit euren Botschaften gegen die ganze Scheiße. Postet entsprechende Plakate, Ban­ner, Stick­er und Graf­fi­tis in den sozialen Medi­en. Zum Beispiel unter dem Hash­tag #fem­izidestop­pen

Wenn ihr Inspi­ra­tion braucht, gibt es hier ein paar Vorlagen.

Wir schweigen nicht. Fem­i­nis­tis­ch­er Wider­stand jet­zt und hier!

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

25.11.- Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen!

Wir, Women in Exile & Friends organ­isieren mit­tags eine Kundge­bung vor dem BAMF und dem Lager Eisen­hüt­ten­stadt (Erstauf­nah­mezen­trum).

Wir verurteilen, dass das Lager in Eisen­hüt­ten­stadt nicht nur ein gefährlich­er Coro­na-Hot-Spot ist, son­dern auch ein Hot-Spot für Gewalt gegen Frauen, ins­beson­dere Les­ben. Die Dunkelz­if­fer ist sehr hoch. In diesem Som­mer gab es zwei Verge­wal­ti­gung und eine ver­suchte Verge­wal­ti­gung in den Bran­den­burg­er Erstauf­nah­men – auch in Eisen­hüt­ten­stadt. Dazu kom­men sex­uelle Beläs­ti­gun­gen und Über­griffe, Kör­per­ver­let­zun­gen jed­er Art, häus­liche Gewalt, psy­chis­che Gewalt und Stalk­ing. Wir kön­nen unsere Augen nicht vor dieser Gewalt ver­schließen, die durch das ras­sis­tis­che Asyl­sys­tem mit verur­sacht wird.

Let­ztes Jahr am 25.11., während des inter­na­tionalen „Tages gegen Gewalt an Frauen“, trauerten wir um unsere ermordete Schwest­er Rita in Hohen­leip­isch und forderten Gerechtigkeit vor den Behör­den in Herzberg und Pots­dam. Dieses Jahr wer­den wir laut und deut­lich vor dem Lager in Eisen­hüt­ten­stadt sein. Wir wer­den weit­er­hin Gerechtigkeit für Rita fordern und immer wieder zeigen, dass Lager keinen sicheren Ort für Frauen und Kinder sind.

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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Gedenken an die Reichspogromnacht in Guben

Anlässlich des 82. Jahrestages der Pogrom­nacht haben wir am 9. Novem­ber an die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus in Guben erin­nert. In dieser Nacht wur­den 1938 in Deutsch­land und Öster­re­ich Syn­a­gogen zer­stört, jüdis­che Fried­höfe geschän­det, Geschäfte jüdis­ch­er Men­schen angezün­det und Jüd*innen ermordet und inhaftiert. Die Pogrome markierten den Über­gang des NS-Regimes von Diskrim­minierung und Stig­ma­tisierung jüdis­ch­er Men­schen hin zu deren sys­tem­a­tis­ch­er Vertrei­bung und Vernichtung. 

Die erste Syn­a­goge in Gubin wurde 1837 erbaut und bei den Novem­ber­pogromen von den Nazis zerstört.

Auch die Syn­a­goge in Guben fiel den Pogromen zum Opfer. Sie wurde 1878 im heutigen
pol­nis­chen Teil der Stadt (Uli­ca Dabrowskiego) erbaut. Die jüdis­che Gemeinde zählte damals mehr als zwei­hun­dert Men­schen, von denen nur zwei die Shoa über­lebten. Das Gebäude wurde während der Pogrom­nacht in Brand geset­zt und zer­stört. Auch die Ruine wurde später abgerissen.
Heute erin­nert ein Gedenkstein an den Ort, an dem die Syn­a­goge einst stand. Jüdis­che Men­schen hat­ten zuvor die Stadt geprägt, wie bspw. der Ober­bürg­er­meis­ter Alfred Glücks­mann oder der Hut­fab­rikant Her­rmann Lewin, dessen Sohn nation­al­sozial­is­tis­ch­er Ver­fol­gung aus­ge­set­zt war und im Schweiz­er Exil verstarb.

Am Nae­mi-Wilke-Stift gedacht­en wir weit­eren Opfern des NS-Regimes. Im Jahr 1940 wur­den aus dem Stift 32 junge Frauen abtrans­portiert und umge­bracht. Man hat­te sie in der Lan­despflegeanstalt in Bran­den­burg an der Hav­el euthanasiert. Heute erin­nern Stolper­steine unter anderem an Elis­a­beth Mar­ti­na, Mar­garete Janzen, Luise Staffeldt und Edith Unke. Dies sind nur einige Schick­sale, die exem­plar­isch für die sys­tem­a­tis­che Ver­nich­tung von Men­schen im Nation­al­sozial­is­mus stehen.
Damit dies nie wieder geschieht, dür­fen wir die Opfer nicht vergessen. Erin­nern heißt han­deln und heißt auch kämpfen gegen faschis­tis­che Ten­den­zen in der Gegenwart.

AK remem­ber­ing means fight­ing SPN

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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Verschwörungsideologie

Eine kleine Chronologie zu Horst Mahler

Am Dien­stag den 27. Okto­ber 2020 wurde Horst Mahler aus der JVA Bran­den­burg an der Hav­el ent­lassen. Der Anti­semit und Shoaleugn­er Horst Mahler war seit 2009 in der JVA Bran­den­burg an der Hav­el inhaftiert.  Die Freilas­sung nehmen wir zum Anlass eine kleine Chronik mit eini­gen aus­gewählten Ereignis­sen um Horst Mahler von 1998 bis heute zu veröf­fentlichen.  Die Chronik spiegelt viele, gewiss aber nicht alle, Geschehnisse wieder. Daher erheben wir hier keinen Anspruch auf Voll­ständigkeit, wollen den­noch einen bre­it­eren Überblick ermöglichen.

Horst Mahler oder mit voll­ständi­gen Namen Horst Wern­er Dieter Mahler wurde am 23. Jan­u­ar 1936 in Hay­nau (Nieder­schle­sien) geboren. Er war Mit­glied der SPD und des Sozial­is­tis­chen Deutschen Stu­den­ten­bun­des (SDS). Als Mit­be­grün­der des Sozial­is­tis­chen Anwalt­skollek­tivs ver­trat er viele Aktivist*Innen der Stu­den­ten­be­we­gung, darunter auch spätere Mit­glieder der „Rote Armee Frak­tion“. Im Jahr 1970 wird Mahler Mit­be­grün­der der RAF und im gle­ichen Jahr auch noch ver­haftet und anschließend zu 14 Jahren Frei­heitsstrafe u. a. wegen Bankraubs verurteilt. Horst Mahler ist seit Ende der 1990er Jahre im recht­sradikalen Milieu aktiv. So war er Mit­glied der NPD und ver­trat die Partei auch im Ver­botsver­fahren, welch­es 2003 scheit­erte.  Um die 2000er war Mahler ein­er der Köpfe des „Deutschen Kol­legs“.  Wegen ver­schieden­er Delik­te, darunter ver­fas­sungswidrige Betä­ti­gung, Shoaver­leug­nung, Mord- und Gewal­tan­dro­hun­gen sowie anti­semi­tis­che und neon­azis­tis­che Äußerun­gen wurde Mahler zu Geld- und Frei­heitsstrafen verurteilt. Von Mai 2006 an befand sich Mahler mit ein­er Unter­brechung vom Juli 2015 bis Mai 2017 in Haft. Horst Mahler war auf­grund der Nähe zu seinem Wohnort in Klein­mach­now, sein­er let­zten Meldead­resse vor der Inhaftierung, in der JVA Bran­den­burg an der Hav­el inhaftiert. Mahler ist ein Anti­semit, der auch unter Reichsbürger*Innen mit seinen The­sen und Behaup­tun­gen viel Anse­hen genießt. Mahler trat mit dem „Deutschen Kol­leg“ für die Errich­tung eines „4. Reich­es“ ein. Des Weit­eren sieht er den Tag der bedin­gungslosen Kapit­u­la­tion der Wehrma­cht als den Tag des let­zten in Deutsch­land gülti­gen Rechts­stands. Laut Mahler arbeit­en die Juden „bewusst an der Zer­set­zung der Volks­geis­ter und erstreben die Herrschaft über die Völk­er“. Deshalb seien, so Mahler, „auch die Pro­tokolle der Weisen von Zion – auch wenn es sich dabei um eine Fälschung han­delt – authen­tis­che Zeug­nisse des jüdis­chen Geistes“.

1998: Im Jahr 1998 ist Mahler ein­er der Mit­be­grün­der der deutschna­tionalen Bürg­er­be­we­gung „Für Unser Land“. Diese ruft alle Deutschen auf, sich ihr anzuschließen, „damit Deutsch­land deutsch bleibt.“ Er ver­anstal­tete zusam­men mit anderen Funk­tionär en des Bun­des freier Bürg­er Mon­tags­demon­stra­tio­nen unter anderem gegen das geplante Holo­caust-Mah­n­mal  in Berlin und in Frankfurt/Main. (Antifa Infoblatt 22. Sep­tem­ber 1999, Antifa Infoblatt  10. April 2003)

1999: Mahler tritt dem „Deutschen Kol­leg“ bei. Das „Deutsche Kol­leg“ ent­stand 1994 aus dem Lesekreis Berlin der „Jun­gen Frei­heit“. Die „Junge Frei­heit“ gilt als Pub­lika­tion der sog. Neuen Recht­en. Das „Deutsche Kol­leg“ radikalisiert sich mit dem Beitritt Mahlers, der seit­dem mehrfach mit anti­semi­tis­chen Äußerun­gen auf­fällt. (MAZ 26.7.2003)

2000: Mahler pub­liziert im Okto­ber 2000 ein Pam­phlet mit dem Titel „Aus­ru­fung des Auf­s­tandes der Anständi­gen“.  In diesem fordert Mahler unter anderem  das Ver­bot der jüdis­chen Gemein­den in Deutsch­land, die Ausweisung aller Asyl­be­wer­ber, „aller arbeit­s­los gewor­de­nen Aus­län­der“ und einige weit­ere Maß­nah­men ähn­lich­er Art.

Am 12. August 2000 tritt Mahler in die NPD ein. In sein­er Presseerk­lärung dazu heißt es, dass  er das Grundge­setz für ein „Pro­vi­so­ri­um für die Über­gangszeit bis zur Wieder­her­stel­lung der Hand­lungs­fähigkeit des Deutschen Reich­es“ hält.

Zusam­men mit Franz Schön­hu­ber veröf­fentlichte Mahler im Jahr 2000 das Buch „Schluß mit dem deutschen Selbsthaß“.

2001: Ab 2001 bis 2003 ver­tritt Mahler die NPD vor dem Bun­desver­fas­sungs­gericht, als die Bun­desregierung erfol­g­los ver­sucht, ein Ver­bot der NPD zu erre­ichen. Seine Schrift­sätze an das Gericht beste­hen großen­teils aus ide­ol­o­gis­chen Textpas­sagen unter­schiedlich­er Herkunft.

2002: Mit der Bil­li­gung Mahlers wird im Sep­tem­ber 2002 in der NPD Parteizen­trale in Berlin-Köpenick ein Schrift­stück an Journalist*Innen verteilt. In diesem wird der Hass gegen Juden als „untrüglich­es Zeichen eines intak­ten spir­ituellen Immun­sys­tems“ beze­ich­net. (MAZ 26.7.2003)

2003: Horst Mahler wird im Juli eine Behör­den­ver­fü­gung zugestellt, die ihn dazu verpflichtet, seinen Pass sowie Per­son­alausweis umge­hend auszuhändi­gen. Das ganze geschieht, weil Mahler eine Pro­voka­tion­sreise in das nation­al­sozial­is­tis­che Ver­nich­tungslager Auschwitz-Birke­nau nach Polen plante. Nach Erken­nt­nis­sen mehrerer Ver­fas­sungss­chutzbe­hör­den hat­te er  mit Gesin­nungs­fre­un­den beab­sichtigt, in der kom­menden Woche in Auschwitz den Holo­caust an sechs Mil­lio­nen Juden öffentlich zu leug­nen.  Erst vor Tagen habe ein recht­sex­tremes Vorauskom­man­do Gaskam­mern in Auschwitz ver­messen sowie Film- und Fotoauf­nah­men gemacht. Die Dat­en und Bilder soll­ten offen­bar als Beleg für die Behaup­tung her­hal­ten, dass die Nazi-Ver­brechen ein weit gerin­geres Aus­maß hat­ten, als die Geschichts­forschung nachgewiesen hat.  Im Mai waren Mahlers Pläne den Ver­fas­sungss­chützern bekan­nt gewor­den — im Umkreis des neon­azis­tis­chen Intellek­tuellen-Zirkels “Deutsches Kol­leg”, in dem der 67-Jährige den Ton angibt. Vor zwei Wochen zuvor deutete sich zudem an, dass Medi­en die Pro­voka­tio­nen öffentlichkeitswirk­sam ver­bre­it­en soll­ten. Details sind nicht bekan­nt. Das “Deutsche Kol­leg” beste­ht aus 40 bis 50 Mit­gliedern, die das Dritte Reich — beson­ders den Anti­semitismus — ver­her­rlichen. Unter Sicher­heit­sex­perten gilt es als “intellek­tuelle Speer­spitze des deutschen Recht­sex­trem­is­mus”. (MAZ 26.7.2003)

Im Som­mer 2003 zele­bri­eren Shoaleugner*Innen unter Führung von Horst Mahler den “Auf­s­tand für die Wahrheit auf der Wart­burg”. Auf mit­ge­bracht­en Plakat­en waren Losun­gen wie “Den Holo­caust gab es nicht” oder “Die Wahrheit siegt” zu lesen.  (Mut gegen rechte Gewalt 19. Dezem­ber 2008)

Mahler grün­det im Novem­ber 2003 den Vere­in zur Reha­bil­i­tierung der wegen Bestre­it­ens des Holo­caust Ver­fol­gten, dem neben ihm selb­st eine Rei­he bekan­nter Holo­caustleugn­er angehörten.

2004: Als Mit­be­grün­der des recht­sradikalen „Deutschen Kol­legs“ ste­ht Mahler mit Rein­hold Ober­lercher und Uwe Mee­nen wegen Volksver­het­zung im Feb­ru­ar 2004 vor dem Landgericht Berlin. Der Grund dafür ist das im Okto­ber 2000 pub­lizierte Pam­phlet „Aus­ru­fung des Auf­s­tandes der Anständigen“.

Mahler wird 2004 vom Amts­gericht Tier­garten am 8. April ein vor­läu­figes Berufsver­bot erteilt, weil er während des Prozess­es den Richtern, den Schöf­fen und dem Staat­san­walt die Todesstrafe nach dem Reichsstrafge­set­zbuch ange­dro­ht hat und im Gericht anti­semi­tis­che Äußerun­gen getätigt hat. Im Übri­gen gin­gen ähn­liche Todes­dro­hun­gen an die Abge­ord­neten des Deutschen Bun­destages und zwei Recht­san­wälte der Partei Bünd­nis 90/Die Grü­nen. Wegen der im Prozess geäußerten anti­semi­tis­chen Kom­mentaren erhob die Staat­san­waltschaft erneut Anklage. Das Landgericht ord­nete in diesem Prozess auch die psy­chi­a­trische Begutach­tung Mahlers durch einen Sachver­ständi­gen an. Schließlich wurde er zu ein­er Frei­heitsstrafe von neun Monat­en verurteilt.

Am 11. Sep­tem­ber fand in Klein­mach­now bei Pots­dam eine Antifade­mo unter dem Mot­to “Wenn die Antifa 3x klingelt…Wir machen auch Haus­be­suche!” gegen Horst Mahler statt, bei der gegen den dort leben­den Neon­azi und Anti­semiten protestiert wurde. Zuvor  kur­sierten zwei Aufrufe aus dem neon­azis­tis­chen Spek­trum, in dem gegen die Antifaak­tion mobil gemacht wurde. In Klein­mach­now selb­st verteil­ten “Fre­unde von Horst Mahler” Flug­blät­ter in Briefkästen, in dem zu ein­er Gegenkundge­bung aufgerufen wurde. An der Demo beteiligten sich rund 130 Autonome Antifas. Neben der Polizei waren auch einige Neon­azis anwe­send. Ihre Haup­tauf­gabe sahen die ver­sam­melten Nazikam­er­aden im Schutz des Haus­es von Mahler sowie der Beobach­tung unser­er Antifa Aktion. Viele Anti-Antifa-Aktivis­ten aus Berlin und Bran­den­burg wur­den gesichtet, und auch des Platzes ver­wiesen. Kurz vor Schluss der Demon­stra­tion kam es zu Rangeleien der Demon­stra­tion mit der Polizei, da sich die ver­sam­melten Polizeibeamten nicht in der Lage sahen die Neon­azi zügig aus unserem Weg zu räu­men. Anzeigen wur­den nicht angenom­men, Holo­caustleugn­er kon­nte lau­thals agieren wie sie woll­ten und die Neon­azis kon­nten immer schön ver­mummt ihre Gelän­de­spiele vollführen. (Infori­ot  10. Sep­tem­ber 2004, Infori­ot 13. Sep­tem­ber 2004)

Das Front­trans­par­ent der Antifade­mo in Klein­mach­now 2004, Quelle: Indymedia

2005: Im Juni 2005 tauchen in Berlin­er S‑Bahnen Flugzettel auf, in denen vom „Deutsche Kol­leg“ um den Shoaleugn­er Horst Mahler zum Besuch des „ersten Bernauer Auss­chwitz-Prozess­es“ aufgerufen wurde auf. (Autonome Jugen­dan­tifa Bernau 30. Juni 2005)

Der Klein­mach­now­er SPD-Land­tagsab­ge­ord­nete Jens Klocksin ver­langt in ein­er Kleinen Anfrage an die Lan­desregierung die Bew­er­tung der Aktiv­itäten des Net­zw­erkes “Die Reichs­bürg­er­be­we­gung zur Befreiung Deutsch­lands”. Die Bewe­gung erstelle und verteile nach eige­nen Angaben alle vier bis sechs Wochen Flug­blät­ter, Aufk­le­ber und Plakate mit recht­sex­tremem und aus­län­der­feindlichem Gedankengut. Sie betreibt  recht­sex­treme Has­spro­pa­gan­da gegen Demokrat*Innen, Christ*Innen, Jüdinnen*Juden und Ausländ*Innen. Die Post­wurf­sendun­gen erre­ichen Haushalte in Berlin und Bran­den­burg, auch in der Region Tel­tow. Presserechtlich ver­ant­wortlich zeich­net der Recht­sex­treme Horst Mahler aus Klein­mach­now. (PNN 2. Feb­ru­ar 2005)

2006: Horst Mahler wird im Jan­u­ar 2006 für sechs Monate der Reisep­a­ss von den bran­den­bur­gis­chen Behör­den  ent­zo­gen. Dies geschieht um Mahlers Teil­nahme an der Teheran­er Holo­caustleugn­er-Kon­ferenz (11./12. Dezem­ber 2006) zu ver­hin­dern.  Das Innen­min­is­teri­um begrün­det dies damit, dass Mahler mit erneuten anti­semi­tis­chen Äußerun­gen auf dieser Kon­ferenz das Anse­hen der BRD erhe­blich beschädi­gen kön­nte. (PNN 27. Feb­ru­ar 2006, Berlin­er Zeitung 27. Jan­u­ar 2006)

2007: Mahler begrüßt bei einem Inter­view im Sep­tem­ber 2007 für die Zeitschrift „Van­i­ty Fair“ den Reporter M. Fried­man mit den Worten „Heil Hitler, Herr Fried­man“ und im weit­eren Gesprächsver­lauf leugnet er die Shoa. (Focus Online 22. Juli 2008, Van­i­ty Fair Novem­ber 2007)
Am 23. Novem­ber berichtet die Süd­deutsche Zeitung, dass Mahler ein Ein­schreiben an den Bürg­er­meis­ter von Ebers­berg, seinem Wohnort, schickt. Im Schreiben leugnet er die Shoa und ver­her­rlicht den Nation­al­sozial­is­mus. (Süd­deutsche Zeitung 23. Novem­ber 2007)

2008: Der im Novem­ber 2003 gegrün­dete Vere­in Mahlers wird als ver­fas­sungs­feindlich ver­boten. Der „Vere­in zur Reha­bil­i­tierung der wegen Bestre­it­ens des Holo­caust Ver­fol­gten“, dem neben ihm selb­st eine Rei­he bekan­nter Holo­caustleugn­er ange­hörten ist damit Geschichte.

Mahler wird wegen Volksver­het­zung und Belei­di­gung zu 10 Monat­en Frei­heitsstrafe ohne Bewährung vom Amts­gericht Erd­ing verurteilt. Grund für die Verurteilung sind die Äußerun­gen im Inter­view mit M. Fried­man im Sep­tem­ber 2007.

Am 22. Juli wird Mahler am Landgericht Cot­tbus zu 11 Monat­en Frei­heitsstrafe ohne Bewährung verurteilt. Am 15. Novem­ber 2006  bei seinem Haf­tantritt zeigte Mahler nach Polizeiangaben den Hit­ler­gruß und rief seinen ca. 35 Anhän­gerIn­nen „Heil“ zu.

2009: Mahler wird am Landgericht München II am 25. Feb­ru­ar 2009 zu sechs Jahren Frei­heitsstrafe verurteilt. Er strebte diesen Prozess an um ihn für seine poli­tis­chen Zwecke zu instru­men­tal­isieren und so sagt Mahler am 12. Jan­u­ar 2009 bei der Eröff­nung zum Richter „Ich sitze hier, weil ich hier sitzen will.“ Kurz darauf leugnet er erneut die Shoa. Zuvor hat er Strafanzeige gegen sich selb­st erstat­tet. (Süddeutsche.de 17. Mai 2010)

Am 11. März 2009 wird er vom Landgericht Pots­dam zu zwei Jahren und zehn Monat­en Frei­heitsstrafe wegen Volksver­het­zung in 15 Fällen verurteilt. Das Urteil wird unter Ein­beziehung der Urteile vom 20. Jan­u­ar 2005 vom Landgericht Ham­burg und des vom 9. Sep­tem­ber 2002 vom Amts­gericht Mainz, bei denen er zu zwei Jahren und vier Monat­en verurteilt wor­den war, gefällt. Mit der Verurteilung vom Lan­des­gericht München II vom Feb­ru­ar 2009 ist Mahler ins­ge­samt zu zwölf Jahren Frei­heitsstrafe verurteilt worden.

Im Juli 2009 wird Mahler von der Anwalt­skam­mer Berlin die Zulas­sung ent­zo­gen. (n‑tv  19. 08.2009)

2011: Am 26. März 2011 sind 200 bis 250 Neon­azis vor der JVA Bran­den­burg an der Hav­el auf­marschiert um sich mit dem dort inhaftierten Shoaleugn­er  Horst Mahler zu sol­i­darisieren. Im Gegen­satz zur Mobil­isierung der Neon­azis, die mit zwei Straßen­bah­nen, einem Reise­bus und zahlre­ichen Pkws anreis­ten, blieb der antifaschis­tis­che Protest eher ver­hal­ten. Zu ein­er Gegen­ver­anstal­tung an der Straßen­bahn­hal­testelle „Askle­pios Klinik“ ver­sam­melten sich nach umfan­gre­ichen Vorkon­trollen inklu­sive Iden­titäts­fest­stel­lung ger­ade ein­mal 20 Men­schen, die den Aufrufen des Antifaschis­tis­chen Net­zw­erkes [AFN], des VVN-BdA sowie der Gew­erkschaften gefol­gt waren. Die Stadt Bran­den­burg an der Hav­el oder die sagenum­wobene „Zivilge­sellschaft“ hat­ten hinge­gen nicht den Weg zur Gegen­ver­anstal­tung gefun­den. Auch auf eine Ali­biver­anstal­tung fern ab des Geschehens wur­den in diesem Jahr kom­plett verzichtet.  Der Auf­marsch der Neon­azis war von dem eben­falls wegen Leug­nung der Shoa vorbe­straften Kevin Käther sowie dem neon­azis­tis­chen Anwalt Wol­fram Narath ini­ti­iert wor­den und lock­te auch inter­na­tionale Pro­tag­o­nis­ten dieses Milieus, z.B. aus Frankre­ich, an. Daneben sol­i­darisierten sich aber auch Ange­hörige so genan­nter „Freier Kräfte“ aus Berlin und Bran­den­burg mit der Ver­anstal­tung und ihrer Forderung nach der Freilas­sung Mahlers aus der Strafhaft sowie der Abschaf­fung des § 130 (Volksver­het­zung), StGB. Weit­er­hin vertreten waren auch lokale Größen der NPD, wie Michel Müller, der im Kreistag vom Havel­land sitzt, und Maik Schnei­der, ehem. Abge­ord­neter im Kreistag Havel­land sowie in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung Nauen. In Rede­beiträ­gen, auf Ban­nern und Papp­schildern wurde dabei Mahlers Verurteilung wegen Ver­leug­nung der Shoa, für die er als Wieder­hol­ungstäter ein­mal mehr ein­sitzt, als „Gesin­nungsjus­tiz“ deklar­i­ert, die ange­blich das Grun­drecht auf Mei­n­ungs­frei­heit unter­gräbt. (Antifaschis­tis­ches Net­zw­erk Bran­den­burg – Prem­nitz – Rathenow 27. März 2011)

Ein Flyer/Aufkleber bei der Demon­stra­tion für Horst Mahler 2011 in Bran­den­burg an der Havel

 

Den 200 bis 250 Neon­azis stell­ten sich ger­ade mal 20 Antifaschist*Innen ent­ge­gen, Quelle: AFN

2012: Von Novem­ber 2012 bis März 2013 schreibt Mahler auf einem Com­put­er im Gefäng­nis ein Werk unter dem Titel „Das Ende der Wan­der­schaft – Gedanken über Gilad Atz­mon und die Juden­heit“. Der mehr als 200 Seit­en umfassende anti­semi­tis­che Text in dem Mahler sich in seinen The­sen auf den jüdis­chen Israelkri­tik­er Gilad Atz­mon bezieht,  wird beschlagnahmt und Mahlers Kon­tak­te nach Außen strenger kon­trol­liert, nach­dem Teile des Textes im Inter­net auf der Seite „Alter­me­dia“ veröf­fentlicht wurde. (Berlin­er Zeitung 7. Juni 2017, Der Spiegel Nr. 30, 2013)

2014: Die Staat­san­waltschaft Cot­tbus erhebt im Mai 2014 Anklage wegen Volksver­het­zung gegen Mahler auf­grund des Textes „Das Ende der Wan­der­schaft – Gedanken über Gilad Atz­mon und die Juden­heit“. (welt.de 22. August 2013)

Am 26. Okto­ber 2014 ver­anstal­tete das Neon­azi-Net­zw­erk „Gefan­genen­hil­fe“ (GH) in Bran­den­burg an der Hav­el auf dem Neustädtis­chen Markt eine Kundge­bung zu der um die 70 Neon­azis kamen. Das Mot­to der Kundge­bung, die von der NPD Hav­el-Nuthe angemeldet wor­den war, lautete „Sol­i­dar­ität gegen staatliche Repres­sion“. Unter anderem war Maik Eminger, Zwill­ings­brud­er des Mitangeklagten im NSU-Prozess, André Eminger, vor Ort. Die „GH“ war zum ersten Mal 2012 öffentlich mit ihrem ersten Ein­trag auf ihrer Web­seite im April 2012 aufge­fall­en. Sieben Monate zuvor war die  „Hil­f­sor­gan­i­sa­tion für nationale poli­tis­che Gefan­gene“ (HNG) ver­boten wor­den. Die „GH“ betonte immer wieder, dass sie nicht die Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tion der „HNG“ sei, den­noch über­nahm sie größ­ten­teils deren Arbeit, baute aber ihre Struk­turen anders auf um das staatliche Vorge­hen gegen die neu gegrün­dete „GH“ zu erschw­eren. So hat­te die „GH“ ihren Sitz in Schwe­den, ließ sich dort ins schwedis­che Vere­in­sreg­is­ter ein­tra­gen und eröffnete dort auch ihre Bankkon­ten. Das ganze wurde möglich durch den in Skan­di­navien leben­den  Stephan G. Maik Eminger, der langjähriger Vor­sitzen­der der „Jun­gen Nation­aldemokrat­en“ (JN) Pots­dam hielt die erste Rede, nach dieser fol­gte eine Rede vom Vor­sitzen­den der Bran­den­burg­er JN Pierre Dorn­brach woraufhin ein Rede­beitrag von einem Red­ner der Partei „Der drit­ten Weg“ fol­gte. Cir­ca 100 Men­schen stell­ten sich den Neon­azis ent­ge­gen. Zu Gege­nak­tio­nen aufgerufen hat­ten die „Koor­dinierungs­gruppe für Demokratie und Tol­er­anz“ sowie die Linksju­gend sol­id. (Die Zeit 26. Okto­ber 2014)

Eines der Trans­par­ente der Neon­azis bei der Kundge­bung 2014 auf dem Neustädtis­chen Markt, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

2015: Die Staat­san­waltschaft Pots­dam gewährte Mahler auf­grund seines schlecht­en Gesund­heit­szu­s­tandes eine Haf­tun­ter­brechung im Juli 2015. Auf­grund ein­er schw­eren Infek­tion und deren Fol­gen muss ihm der linke Unter­schenkel amputiert wer­den. Daraufhin entwick­elt Mahler eine schwere Sep­sis und befind­et sich in einem akut lebens­bedrohlichen Zus­tand und wird daher vom Gefäng­niskranken­haus auf die Inten­sivs­ta­tion den Städtis­chen Klinikums Bran­den­burg an der Hav­el ver­legt. Im August 2015 verbesserte sich der Gesund­heit­szu­s­tand soweit, dass er eine Reha­bil­i­ta­tion plante. Die Strafvoll­streck­ungskam­mer des Landgerichts Pots­dam entsch­ied daraufhin im Sep­tem­ber 2015, dass Mahler nach der Ver­büßung von zwei Drit­tel der Haft­strafe auf Bewährung freikom­men soll. Das Ober­lan­des­gericht Bran­den­burg hob die Aus­set­zung der Strafe zur Bewährung nach ein­er Beschw­erde der Staat­san­waltschaft München II wieder auf. Sowohl die JVA als auch die Staat­san­waltschaft sprachen sich gegen die vorzeit­ige Ent­las­sung aus, da weit­ere Straftat­en zu erwarten seien und Mahler eine „ver­fes­tigte krim­inelle Per­sön­lichkeitsstruk­tur“ aufweise. Dieser Auf­fas­sung fol­gte das Ober­lan­des­gericht Bran­den­burg und stellte des Weit­eren fest, dass eine pos­i­tive Sozial­prog­nose für ein straf­freies Leben nicht zu erwarten sei. Die kurzzeit­ige Haf­tun­ter­brechung nutzte Mahler unter anderem um erneut Vorträge in recht­sradikalen Kreisen – ins­beson­dere denen der  NPD – zuhal­ten. (Tagesspiegel 31.03.2017, Tagesspiegel 18.01.2019)

Dem Tagesspiegel ist am 22. Juli 2015 zu ent­nehmen, dass „[b]randenburgs Sicher­heits­be­hör­den […] sich auf den Tod des Neon­azis und bekan­nten Holo­caustleugn­ers Horst Mahler vor[bereiten].“  Weit­er heißt es, dass die Polizei erste Vor­bere­itun­gen getrof­fen habe für den Fall von Mahlers ableben um Fack­el- und Trauerzüge von Neon­azis in Bran­den­burg an der Hav­el zu ver­hin­dern. (Tagesspiegel 22.07.2015)

2017: Horst Mahler hält am 9. Jan­u­ar 2017 in der Nähe von Mannheim einen Vor­trag. Mitschnitte davon wer­den auf recht­sradikalen YouTube Accounts hochge­laden. In diesen ist zu hören, wie Mahler unter anderem fol­gende Dinge sagt: „Die Juden­heit ist in der Tat der Feind“, „das ist der Auf­trag an die Juden­heit, der bis heute von ihr erfüllt wird. Sie sind darauf aus, die Völk­er regel­recht zu ver­nicht­en.“, „Das ist das Ziel dieses Volkes von Anfang an und er ist nie aufgegeben wor­den“. (PNN 30.03.2017)

Am 19. April 2017 veröf­fentlichte Mahler ein Video in dem er verkün­det, dass er nicht wieder zur Haft antreten werde. Die Staat­san­waltschaft München II stellt daraufhin einen europäis­chen Haft­be­fehl aus. Seit der Veröf­fentlichung des Videos befand sich Horst Mahler auf der Flucht bis am 15. Mai 2017 bekan­nt wurde, dass er in Ungarn um Asyl gebeten hat­te. Dies tat er mit einem per­sön­lich an Vik­tor Orban gerichteten Brief. Daraufhin wurde er von den ungarischen Behör­den in Sopron festgenom­men und in Abschiebe­haft geset­zt. Rund eine Woche nach­dem am 6. Juni 2017 der Beschluss des Budapester Stadt­gerichts zur Aus­liefer­ung Mahlers an Deutsch­land bekan­nt wurde, wurde er am Flughafen in Budapest den deutschen Behör­den übergeben und zurück in die JVA Bran­den­burg an der Hav­el gebracht um dort die restliche Strafe von dreiein­halb Jahren abzusitzen. (Spiegel Online, 17.05.2017)

2018: Horst Mahler zeigt die Lei­t­erin der JVA Bran­den­burg an der Hav­el an. Er wirft der Lei­t­erin Frau Well­nitz unter anderem fahrläs­sige Kör­per­ver­let­zung vor. In seinem behin­derten­gerecht­en Haf­traum habe Mahler in der Nacht auf den 15. Novem­ber 2017 eine Ver­bren­nung am großen Zeh seines recht­en Beines erlit­ten. Die ver­meintlich unmit­tel­bare Ursache „die Berührung des erwäh­n­ten Kör­perteils mit einem im Haf­traum ange­bracht­en Heizkör­p­er“. Die ver­let­zende Hand­lung beste­he in „der grob fahrläs­si­gen Eröff­nung ein­er Gefahren­quelle“ laut Mahler. (MAZ 12.01.2018)

Im Jahr 2018 musste Mahler dann auch der rechte Unter­schenkel amputiert wer­den. Daraufhin wurde von Mahler und der JVA Bran­den­burg an der Hav­el ein Ent­las­sungs­ge­such auf­grund „mul­ti­mor­bider Krankheit“ gestellt. Dieses wurde trotz des von Mahler zu erwartenden Todes von der Staat­san­waltschaft München II Ende Novem­ber 2018 abgelehnt. Dies begrün­dete die Staat­san­waltschaft damit, dass bei „der erforder­lich wer­den­den pal­lia­tiv­en Betreu­ung in der let­zten Leben­sphase“  das Anstalt­skranken­haus aus­re­ichend ist und Mahler zur Not in eine externe Klinik ver­legt und dort bewacht wer­den kön­nte. Die Staat­san­waltschaft gin­ge davon aus, dass „ein Ableben nach den ärztlichen Bericht­en wahrschein­lich“ sei. Weit­er führte sie an, dass auf­grund der erhe­blichen Tat­en Mahlers und seines Ver­hal­ten in der Zeit der Haf­tun­ter­brechung  „über­wiegende öffentliche Sicher­heitsin­ter­essen“  bestün­den und weit­er hieß es, dass es sich nicht „mit der erforder­lichen Sicher­heit auss­chließen [lasse], dass weit­ere Straftat­en began­gen wer­den“. (Der Tagesspiegel 18. Jan­u­ar 2019)

Am 18. März 2018 haben Neon­azis aus dem Bran­den­burg­er Nord­west­en eine Kundge­bung vor dem Jus­tizzen­trum angemeldet. Rund 40 Neon­azis forderten unter anderem Frei­heit für die Shoaleugner­in Ursu­la Haver­beck. Weit­ere Beiträge gab es zu dem §130 (Volkver­het­zungspara­graphen) und dem Neon­azi Horst Mahler. Angemeldet wurde die Kundge­bung von Nick Zschirnt. Er ist den ‚Freie Kräfte Neu­rup­pin‘ zuzurech­nen. Auf der Kundge­bung gesprachen der Anwalt der recht­ster­ror­is­tis­chen ‚Gruppe Fre­ital‘ Mar­tin Kohlmann sowie Zschirnt selb­st.  Rund 850 Per­so­n­en stell­ten sich den Neon­azis entschlossen ent­ge­gen. (Emanzi­pa­torische Antifa Potsdam)

Die Neon­azikundge­bung in Pots­dam am 18. März 2018, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

2019: Im Gesamten Jahr wer­den in Bran­den­burg an der Hav­el min­destens 50 Aufk­le­ber fest­gestellt. Auf diesen wird „Frei­heit für alle poli­tis­che Gefan­gene“ gefordert und Ursu­la Haver­beck, Horst Mahler, Wolf­gang Fröh­lich sowie Siegfried Bor­chardt sind abge­bildet. Die Aufk­le­ber stam­men von der Seite „nsheute.com“ und sind laut Eige­naus­sage in Koop­er­a­tion mit der „Gefan­genen­hil­fe“ ent­standen. (Antifa Jugend Brandenburg)

Am 16. März 2019 ver­anstal­teten Freie Kräfte sowie Mit­glieder der NPD den „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ in Bran­den­burg an der Hav­el auf dem Katharinkirch­platz. Zu der Kundge­bung kamen ca. 30 bis 40 Neon­azis aus Bran­den­burg an der Hav­el sowie über­wiegend aus West­bran­den­burg. Aus Bran­den­burg an der Hav­el nahm unter anderem der Mörder von Sven Beuter, Sascha L., teil. Des Weit­eren waren unteran­derem Roy S., Ramon G., Hans-Peter G. und Michael H. anwe­send. Aus West­bran­den­burg waren unteran­derem Dave T., Nick Z., Beat­rice K., Pierre B., Robert W., Manuela K. sowie Frank O. angereist (um nur ein paar zu nen­nen). Von der „British Nation­al Front“ ist Shoaleugn­er Richard Edmonds angereist und hielt eine Rede. Auf Trans­par­enten wurde sich mit Shoaleugner*Innen wie Horst Mahler und Ursu­la Haver­beck sol­i­darisiert. Weit­er wurde beklagt, dass es ein „total­itäres Son­der­recht“ in Deutsch­land gebe, weil der Straftatbe­stand der Volksver­het­zung in einem Land mit Mei­n­ungs­frei­heit keinen Platz haben sollte. Dage­gen gin­gen bei Dauer­re­gen 150 Men­schen auf die Straße und forderten unter anderem auf den Trans­par­enten „Faschis­tis­che Struk­turen zer­schla­gen“ und „Kein Kiez für Nazis“. (Antifa Jugend Brandenburg)

Auf einem Trans­par­ent wird bei der Kundge­bung auf dem Katharinkirch­platz von den Neon­azis „Mei­n­ungs­frei­heit durch­set­zen, Frei­heit für Horst Mahler“ gefordert, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

 

Die Antifa Jugend Bran­den­burg fordert auf einem Trans­par­ent „Faschis­tis­che Struk­turen zer­schla­gen!“, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

Laut Spiegel sowie Tagesspiegel soll Andreas Kalb­itz am 10. August 2008 eine E‑Mail von Horst Mahler erhal­ten haben. Diese liegt dem Tagesspiegel eben­falls vor. In der E‑Mail berichtete Mahler vom ersten Ver­hand­lungstag am Landgericht Pots­dam. Die Mail nach dem Prozes­sauf­takt ging an einen Verteil­er von 276 E‑Mail-Adressen — darunter die von Andreas Kalb­itz. Dem Tagesspiegel sagte Kalb­itz er könne sich nicht an einen Kon­takt zu hochrangi­gen Vertretern der Nazi-Szene erin­nern. Dem “Spiegel” erk­lärte er: “Von ein­er E‑Mail von Her­rn Mahler vor elf Jahren weiß ich nichts”. Und weit­er: “Ich habe kein­er­lei Kon­takt mit Horst Mahler und dis­tanziere mich schärf­stens von den von ihm aufgestell­ten The­sen.” (Der Tagesspiegel 23.08.2019)

2020: Am 8. August 2020 holen 32 Neon­azis den für ursprünglich im März geplanten „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ in Hen­nigs­dorf nach. Der NPD-Funk­tionär Andrew Stel­ter fordert in ein­er Rede Sol­i­dar­ität für Ursu­la Haver­beck sowie für Horst Mahler. Besucht und organ­isiert wurde die Kundge­bung von Neon­azis aus der NPD, der Junge Nation­al­is­ten (JN), die Jugen­dor­gan­i­sa­tion der NPD) und Neon­azis aus dem Freien Kam­er­ad­schaftsspek­trum. Sym­bol­isch kehren die Neon­azis dem Mah­n­mal für die Opfer des Faschis­mus, welch­es auf dem großen Platz ste­ht, den Rück­en zu. Im Nation­al­sozial­is­mus war die Kle­in­stadt Hen­nigs­dorf der Stan­dort von zwei Außen­stellen von Konzen­tra­tionslagern. (Zeit 9.10.2020)

Neon­azis fordern auf einem Trans­par­ent „Frei­heit für Horst Mahler“. Im Hin­ter­grund ist das Mah­n­mal für die Opfer des Faschis­mus zu sehen, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

Am 27. Okto­ber 2020 wurde Horst Mahler aus der JVA Bran­den­burg an der Hav­el ent­lassen. Auf sein­er Home­page veröf­fentlicht Mahler die Ver­fü­gung, die ihm Aufer­legt wurde. Dem­nach soll der einen Bewährung­shelfer bekom­men und muss diesem stets seinen Wohnort mit­teilen. Außer­dem muss er auch alle Texte eine Woche vor deren Veröf­fentlichung dem LKA vor­legen. Falls er dies nicht tut, dro­ht ihm eine Haft­strafe. (rbb24 27.10.2020, Spiegel 27.10.2020)

Aussicht

Es ist nicht davon auszuge­hen, dass Mahler seine Aktiv­itäten ein­stellt. Sein Gebaren, trotz seines angeschla­ge­nen Gesund­heit­szu­s­tands, lässt nicht schließen, dass er sich zurückziehen wird.  Mahler wird wahrschein­lich wieder Vorträge hal­ten und anti­semi­tis­che Texte ver­bre­it­en. Am lieb­sten tut er das zurzeit über das Inter­net. Voraus­sichtlich wird er dies auch weit­er­hin tun und damit weit­er­hin als „Vor­bild“ für viele Neon­azis dienen.

Ob Mahler lange frei bleiben wird ist allerd­ings fraglich, denn die Staat­san­waltschaft Cot­tbus hat (nach eige­nen Angaben) erneut Anklage in mehreren Fällen von Volksver­het­zung  gegen Mahler erhoben. In diesem Zusam­men­hang ist bere­its ein neuer Haft­be­fehl beantragt wor­den.  Des Weit­eren hat die Staat­san­waltschaft München II Führungsauf­sicht beantragt. Das heißt in diesem Fall, dass Mahler die Veröf­fentlichung von Text- und Sprach­beiträ­gen ver­boten wer­den soll, wenn er diese nicht eine Woche vorher beim Lan­deskrim­i­nalamt ein­gere­icht hat und diese frei­gibt. Ob Mahler sich daran hal­ten wird, bleibt abzuwarten. Tut er dies nicht, dro­ht ihm wieder eine Haftstrafe.

Auch in der Zukun­ft gilt für uns: Gegen jeden Anti­semitismus – immer und überall!

– Antifa Jugend Bran­den­burg und Alter­na­tives Schul­bünd­nis Brandenburg –

Inforiot