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Ein Appell anlässlich der Angriffe vonseiten der AfD

Zeichen set­zen für unsere Bran­den­burg­er Zivilgesellschaft.
Ein Appell anlässlich der Angriffe von­seit­en der AfD-Landtagsfraktion

Autokratis­che, anti­demokratis­che und nicht zulet­zt faschis­tis­che Ten­den­zen sind weltweit ein Prob­lem. Zwar ist das Ver­trauen in die demokratis­chen Insti­tu­tio­nen nach wie vor hoch. Doch die vie­len Debat­ten, Demon­stra­tio­nen und gar Ter­ro­ran­schläge darüber zeigen auch: Die Zwi­etra­cht ist gesät und viele begin­nen, das Selb­stver­ständliche mit anderen Augen zu betra­cht­en. Und manche über­legen bere­its: Wenn man die Demokratie zer­stören wollte – wie und mit wem wäre zu agieren? Und nicht wenige Beziehun­gen, glob­al oder auch in Frank­furt Oder und Słu­bice, führen zur AfD.

So wird klein Ange­fan­gen. Und dafür kann man auf die demokratis­chen Insti­tu­tio­nen selb­st zurück­greifen. Etwa, indem man im Land­tag „Kleine Anfra­gen“ zu Akteur*innen der Zivilge­sellschaft stellt, die vor allem eines demon­stri­eren sollen: „Wenn wir kom­men, wird „aufgeräumt“!“ So getan hat es kür­zlich die bran­den­bur­gis­che AfD-Frak­tion, indem sie die Lan­desregierung nach „Erken­nt­nis­sen“ zum „Utopia e.V.“ aus Frank­furt (Oder) fragt – und Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen (wie The­men­t­age zu Nation­al­is­mus und Anti­semitismus),  Demon­stra­tionsvor­bere­itun­gen (wie zur Pride oder See­brücke), Sem­i­nare und Konz­erte sowie Kul­turver­anstal­tun­gen in die Nähe des extrem­istis­chen drän­gen möchte. Als seien solche Aktiv­itäten nicht die Grund­lage der Demokratie.

Die AfD „fragt“ gerne und oft zu Vere­inen und Ini­tia­tiv­en, die sich gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Ras­sis­mus ein­set­zen, vor allem wenn sie im zivilge­sellschaftlichen Net­zw­erk „Tol­er­antes Bran­den­burg“ engagiert sind oder ein­fach nicht in ihr Welt­bild passen wollen. Wie zum Beispiel die Beratungsstelle „Opfer­per­spek­tive“, die seit über 20 Jahren Betrof­fene rechter Gewalt im Land Bran­den­burg unter­stützt. Die AfD scheut auch nicht davor zurück, eine Anfrage zu den demon­stri­eren­den Schüler*innen von „Fri­days for Future“ zu stellen. Dies erscheint auf den ersten Blick harm­los, doch muss man nie­man­dem erk­lären, welch­es Ziel hin­ter diesen Anfra­gen ste­ht: die Diskred­i­tierung, Läh­mung und Ein­schüchterung ein­er sol­i­darischen Zivilge­sellschaft. 2019 waren es die Antidiskri­m­inierungsar­beit und Teile der Umwelt­be­we­gung, 2020 das mus­lim­is­che Gemein­deleben an der Oder und der „Utopia e.V.“. Näch­stes Jahr wer­den sie ver­suchen, die Legit­im­ität weit­er­er Vere­ine, Ini­tia­tiv­en und demokratis­chen Net­zw­erke zu untergraben.

Wir Bran­den­burg­er Akteur*innen der Zivilge­sellschaft machen unsere wichtige Arbeit in der Nach­barschaft, im Sport, im sozialen und im kul­turellen Bere­ich. Ob ehre­namtlich, haup­tamtlich oder in kleinen Gesten – wir beziehen im All­t­ag Stel­lung für eine sol­i­darische und emanzi­pa­torische Gesellschaft.  Die meis­ten von uns sind es dabei nicht gewohnt, sich in der poli­tis­chen Öffentlichkeit laut Gehör zu ver­schaf­fen. Doch kein Vere­in, keine Ini­tia­tive, kein Net­zw­erk oder Einzelper­son soll sich von den lär­menden Recht­saußen unter Druck geset­zt fühlen. Nie­mand sollte sich die Frage stellen müssen, wie die eigene Arbeit wohl aussähe, wenn die AfD „das Sagen“ hätte

Deswe­gen unterze­ich­net diesen Appell und ladet alle ein, es uns gle­ich zu tun! Wir sind bunt, sol­i­darisch und ste­hen zusam­men! Bei „kleinen Anfra­gen“ und bei großen Her­aus­forderun­gen, vor denen wir über­all gle­icher­maßen ste­hen: den Stimmungsmacher*innen am recht­en Rand die Stirn zu bieten. Und unsere vielfälti­gen Kul­turen in der Stadt und auf dem Land zu verteidigen.

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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus

Gedenken an die Reichspogromnacht in Guben

Anlässlich des 82. Jahrestages der Pogrom­nacht haben wir am 9. Novem­ber an die Opfer des Nation­al­sozial­is­mus in Guben erin­nert. In dieser Nacht wur­den 1938 in Deutsch­land und Öster­re­ich Syn­a­gogen zer­stört, jüdis­che Fried­höfe geschän­det, Geschäfte jüdis­ch­er Men­schen angezün­det und Jüd*innen ermordet und inhaftiert. Die Pogrome markierten den Über­gang des NS-Regimes von Diskrim­minierung und Stig­ma­tisierung jüdis­ch­er Men­schen hin zu deren sys­tem­a­tis­ch­er Vertrei­bung und Vernichtung. 

Die erste Syn­a­goge in Gubin wurde 1837 erbaut und bei den Novem­ber­pogromen von den Nazis zerstört.

Auch die Syn­a­goge in Guben fiel den Pogromen zum Opfer. Sie wurde 1878 im heutigen
pol­nis­chen Teil der Stadt (Uli­ca Dabrowskiego) erbaut. Die jüdis­che Gemeinde zählte damals mehr als zwei­hun­dert Men­schen, von denen nur zwei die Shoa über­lebten. Das Gebäude wurde während der Pogrom­nacht in Brand geset­zt und zer­stört. Auch die Ruine wurde später abgerissen.
Heute erin­nert ein Gedenkstein an den Ort, an dem die Syn­a­goge einst stand. Jüdis­che Men­schen hat­ten zuvor die Stadt geprägt, wie bspw. der Ober­bürg­er­meis­ter Alfred Glücks­mann oder der Hut­fab­rikant Her­rmann Lewin, dessen Sohn nation­al­sozial­is­tis­ch­er Ver­fol­gung aus­ge­set­zt war und im Schweiz­er Exil verstarb.

Am Nae­mi-Wilke-Stift gedacht­en wir weit­eren Opfern des NS-Regimes. Im Jahr 1940 wur­den aus dem Stift 32 junge Frauen abtrans­portiert und umge­bracht. Man hat­te sie in der Lan­despflegeanstalt in Bran­den­burg an der Hav­el euthanasiert. Heute erin­nern Stolper­steine unter anderem an Elis­a­beth Mar­ti­na, Mar­garete Janzen, Luise Staffeldt und Edith Unke. Dies sind nur einige Schick­sale, die exem­plar­isch für die sys­tem­a­tis­che Ver­nich­tung von Men­schen im Nation­al­sozial­is­mus stehen.
Damit dies nie wieder geschieht, dür­fen wir die Opfer nicht vergessen. Erin­nern heißt han­deln und heißt auch kämpfen gegen faschis­tis­che Ten­den­zen in der Gegenwart.

AK remem­ber­ing means fight­ing SPN

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Eine kleine Chronologie zu Horst Mahler

Am Dien­stag den 27. Okto­ber 2020 wurde Horst Mahler aus der JVA Bran­den­burg an der Hav­el ent­lassen. Der Anti­semit und Shoaleugn­er Horst Mahler war seit 2009 in der JVA Bran­den­burg an der Hav­el inhaftiert.  Die Freilas­sung nehmen wir zum Anlass eine kleine Chronik mit eini­gen aus­gewählten Ereignis­sen um Horst Mahler von 1998 bis heute zu veröf­fentlichen.  Die Chronik spiegelt viele, gewiss aber nicht alle, Geschehnisse wieder. Daher erheben wir hier keinen Anspruch auf Voll­ständigkeit, wollen den­noch einen bre­it­eren Überblick ermöglichen.

Horst Mahler oder mit voll­ständi­gen Namen Horst Wern­er Dieter Mahler wurde am 23. Jan­u­ar 1936 in Hay­nau (Nieder­schle­sien) geboren. Er war Mit­glied der SPD und des Sozial­is­tis­chen Deutschen Stu­den­ten­bun­des (SDS). Als Mit­be­grün­der des Sozial­is­tis­chen Anwalt­skollek­tivs ver­trat er viele Aktivist*Innen der Stu­den­ten­be­we­gung, darunter auch spätere Mit­glieder der „Rote Armee Frak­tion“. Im Jahr 1970 wird Mahler Mit­be­grün­der der RAF und im gle­ichen Jahr auch noch ver­haftet und anschließend zu 14 Jahren Frei­heitsstrafe u. a. wegen Bankraubs verurteilt. Horst Mahler ist seit Ende der 1990er Jahre im recht­sradikalen Milieu aktiv. So war er Mit­glied der NPD und ver­trat die Partei auch im Ver­botsver­fahren, welch­es 2003 scheit­erte.  Um die 2000er war Mahler ein­er der Köpfe des „Deutschen Kol­legs“.  Wegen ver­schieden­er Delik­te, darunter ver­fas­sungswidrige Betä­ti­gung, Shoaver­leug­nung, Mord- und Gewal­tan­dro­hun­gen sowie anti­semi­tis­che und neon­azis­tis­che Äußerun­gen wurde Mahler zu Geld- und Frei­heitsstrafen verurteilt. Von Mai 2006 an befand sich Mahler mit ein­er Unter­brechung vom Juli 2015 bis Mai 2017 in Haft. Horst Mahler war auf­grund der Nähe zu seinem Wohnort in Klein­mach­now, sein­er let­zten Meldead­resse vor der Inhaftierung, in der JVA Bran­den­burg an der Hav­el inhaftiert. Mahler ist ein Anti­semit, der auch unter Reichsbürger*Innen mit seinen The­sen und Behaup­tun­gen viel Anse­hen genießt. Mahler trat mit dem „Deutschen Kol­leg“ für die Errich­tung eines „4. Reich­es“ ein. Des Weit­eren sieht er den Tag der bedin­gungslosen Kapit­u­la­tion der Wehrma­cht als den Tag des let­zten in Deutsch­land gülti­gen Rechts­stands. Laut Mahler arbeit­en die Juden „bewusst an der Zer­set­zung der Volks­geis­ter und erstreben die Herrschaft über die Völk­er“. Deshalb seien, so Mahler, „auch die Pro­tokolle der Weisen von Zion – auch wenn es sich dabei um eine Fälschung han­delt – authen­tis­che Zeug­nisse des jüdis­chen Geistes“.

1998: Im Jahr 1998 ist Mahler ein­er der Mit­be­grün­der der deutschna­tionalen Bürg­er­be­we­gung „Für Unser Land“. Diese ruft alle Deutschen auf, sich ihr anzuschließen, „damit Deutsch­land deutsch bleibt.“ Er ver­anstal­tete zusam­men mit anderen Funk­tionär en des Bun­des freier Bürg­er Mon­tags­demon­stra­tio­nen unter anderem gegen das geplante Holo­caust-Mah­n­mal  in Berlin und in Frankfurt/Main. (Antifa Infoblatt 22. Sep­tem­ber 1999, Antifa Infoblatt  10. April 2003)

1999: Mahler tritt dem „Deutschen Kol­leg“ bei. Das „Deutsche Kol­leg“ ent­stand 1994 aus dem Lesekreis Berlin der „Jun­gen Frei­heit“. Die „Junge Frei­heit“ gilt als Pub­lika­tion der sog. Neuen Recht­en. Das „Deutsche Kol­leg“ radikalisiert sich mit dem Beitritt Mahlers, der seit­dem mehrfach mit anti­semi­tis­chen Äußerun­gen auf­fällt. (MAZ 26.7.2003)

2000: Mahler pub­liziert im Okto­ber 2000 ein Pam­phlet mit dem Titel „Aus­ru­fung des Auf­s­tandes der Anständi­gen“.  In diesem fordert Mahler unter anderem  das Ver­bot der jüdis­chen Gemein­den in Deutsch­land, die Ausweisung aller Asyl­be­wer­ber, „aller arbeit­s­los gewor­de­nen Aus­län­der“ und einige weit­ere Maß­nah­men ähn­lich­er Art.

Am 12. August 2000 tritt Mahler in die NPD ein. In sein­er Presseerk­lärung dazu heißt es, dass  er das Grundge­setz für ein „Pro­vi­so­ri­um für die Über­gangszeit bis zur Wieder­her­stel­lung der Hand­lungs­fähigkeit des Deutschen Reich­es“ hält.

Zusam­men mit Franz Schön­hu­ber veröf­fentlichte Mahler im Jahr 2000 das Buch „Schluß mit dem deutschen Selbsthaß“.

2001: Ab 2001 bis 2003 ver­tritt Mahler die NPD vor dem Bun­desver­fas­sungs­gericht, als die Bun­desregierung erfol­g­los ver­sucht, ein Ver­bot der NPD zu erre­ichen. Seine Schrift­sätze an das Gericht beste­hen großen­teils aus ide­ol­o­gis­chen Textpas­sagen unter­schiedlich­er Herkunft.

2002: Mit der Bil­li­gung Mahlers wird im Sep­tem­ber 2002 in der NPD Parteizen­trale in Berlin-Köpenick ein Schrift­stück an Journalist*Innen verteilt. In diesem wird der Hass gegen Juden als „untrüglich­es Zeichen eines intak­ten spir­ituellen Immun­sys­tems“ beze­ich­net. (MAZ 26.7.2003)

2003: Horst Mahler wird im Juli eine Behör­den­ver­fü­gung zugestellt, die ihn dazu verpflichtet, seinen Pass sowie Per­son­alausweis umge­hend auszuhändi­gen. Das ganze geschieht, weil Mahler eine Pro­voka­tion­sreise in das nation­al­sozial­is­tis­che Ver­nich­tungslager Auschwitz-Birke­nau nach Polen plante. Nach Erken­nt­nis­sen mehrerer Ver­fas­sungss­chutzbe­hör­den hat­te er  mit Gesin­nungs­fre­un­den beab­sichtigt, in der kom­menden Woche in Auschwitz den Holo­caust an sechs Mil­lio­nen Juden öffentlich zu leug­nen.  Erst vor Tagen habe ein recht­sex­tremes Vorauskom­man­do Gaskam­mern in Auschwitz ver­messen sowie Film- und Fotoauf­nah­men gemacht. Die Dat­en und Bilder soll­ten offen­bar als Beleg für die Behaup­tung her­hal­ten, dass die Nazi-Ver­brechen ein weit gerin­geres Aus­maß hat­ten, als die Geschichts­forschung nachgewiesen hat.  Im Mai waren Mahlers Pläne den Ver­fas­sungss­chützern bekan­nt gewor­den — im Umkreis des neon­azis­tis­chen Intellek­tuellen-Zirkels “Deutsches Kol­leg”, in dem der 67-Jährige den Ton angibt. Vor zwei Wochen zuvor deutete sich zudem an, dass Medi­en die Pro­voka­tio­nen öffentlichkeitswirk­sam ver­bre­it­en soll­ten. Details sind nicht bekan­nt. Das “Deutsche Kol­leg” beste­ht aus 40 bis 50 Mit­gliedern, die das Dritte Reich — beson­ders den Anti­semitismus — ver­her­rlichen. Unter Sicher­heit­sex­perten gilt es als “intellek­tuelle Speer­spitze des deutschen Recht­sex­trem­is­mus”. (MAZ 26.7.2003)

Im Som­mer 2003 zele­bri­eren Shoaleugner*Innen unter Führung von Horst Mahler den “Auf­s­tand für die Wahrheit auf der Wart­burg”. Auf mit­ge­bracht­en Plakat­en waren Losun­gen wie “Den Holo­caust gab es nicht” oder “Die Wahrheit siegt” zu lesen.  (Mut gegen rechte Gewalt 19. Dezem­ber 2008)

Mahler grün­det im Novem­ber 2003 den Vere­in zur Reha­bil­i­tierung der wegen Bestre­it­ens des Holo­caust Ver­fol­gten, dem neben ihm selb­st eine Rei­he bekan­nter Holo­caustleugn­er angehörten.

2004: Als Mit­be­grün­der des recht­sradikalen „Deutschen Kol­legs“ ste­ht Mahler mit Rein­hold Ober­lercher und Uwe Mee­nen wegen Volksver­het­zung im Feb­ru­ar 2004 vor dem Landgericht Berlin. Der Grund dafür ist das im Okto­ber 2000 pub­lizierte Pam­phlet „Aus­ru­fung des Auf­s­tandes der Anständigen“.

Mahler wird 2004 vom Amts­gericht Tier­garten am 8. April ein vor­läu­figes Berufsver­bot erteilt, weil er während des Prozess­es den Richtern, den Schöf­fen und dem Staat­san­walt die Todesstrafe nach dem Reichsstrafge­set­zbuch ange­dro­ht hat und im Gericht anti­semi­tis­che Äußerun­gen getätigt hat. Im Übri­gen gin­gen ähn­liche Todes­dro­hun­gen an die Abge­ord­neten des Deutschen Bun­destages und zwei Recht­san­wälte der Partei Bünd­nis 90/Die Grü­nen. Wegen der im Prozess geäußerten anti­semi­tis­chen Kom­mentaren erhob die Staat­san­waltschaft erneut Anklage. Das Landgericht ord­nete in diesem Prozess auch die psy­chi­a­trische Begutach­tung Mahlers durch einen Sachver­ständi­gen an. Schließlich wurde er zu ein­er Frei­heitsstrafe von neun Monat­en verurteilt.

Am 11. Sep­tem­ber fand in Klein­mach­now bei Pots­dam eine Antifade­mo unter dem Mot­to “Wenn die Antifa 3x klingelt…Wir machen auch Haus­be­suche!” gegen Horst Mahler statt, bei der gegen den dort leben­den Neon­azi und Anti­semiten protestiert wurde. Zuvor  kur­sierten zwei Aufrufe aus dem neon­azis­tis­chen Spek­trum, in dem gegen die Antifaak­tion mobil gemacht wurde. In Klein­mach­now selb­st verteil­ten “Fre­unde von Horst Mahler” Flug­blät­ter in Briefkästen, in dem zu ein­er Gegenkundge­bung aufgerufen wurde. An der Demo beteiligten sich rund 130 Autonome Antifas. Neben der Polizei waren auch einige Neon­azis anwe­send. Ihre Haup­tauf­gabe sahen die ver­sam­melten Nazikam­er­aden im Schutz des Haus­es von Mahler sowie der Beobach­tung unser­er Antifa Aktion. Viele Anti-Antifa-Aktivis­ten aus Berlin und Bran­den­burg wur­den gesichtet, und auch des Platzes ver­wiesen. Kurz vor Schluss der Demon­stra­tion kam es zu Rangeleien der Demon­stra­tion mit der Polizei, da sich die ver­sam­melten Polizeibeamten nicht in der Lage sahen die Neon­azi zügig aus unserem Weg zu räu­men. Anzeigen wur­den nicht angenom­men, Holo­caustleugn­er kon­nte lau­thals agieren wie sie woll­ten und die Neon­azis kon­nten immer schön ver­mummt ihre Gelän­de­spiele vollführen. (Infori­ot  10. Sep­tem­ber 2004, Infori­ot 13. Sep­tem­ber 2004)

Das Front­trans­par­ent der Antifade­mo in Klein­mach­now 2004, Quelle: Indymedia

2005: Im Juni 2005 tauchen in Berlin­er S‑Bahnen Flugzettel auf, in denen vom „Deutsche Kol­leg“ um den Shoaleugn­er Horst Mahler zum Besuch des „ersten Bernauer Auss­chwitz-Prozess­es“ aufgerufen wurde auf. (Autonome Jugen­dan­tifa Bernau 30. Juni 2005)

Der Klein­mach­now­er SPD-Land­tagsab­ge­ord­nete Jens Klocksin ver­langt in ein­er Kleinen Anfrage an die Lan­desregierung die Bew­er­tung der Aktiv­itäten des Net­zw­erkes “Die Reichs­bürg­er­be­we­gung zur Befreiung Deutsch­lands”. Die Bewe­gung erstelle und verteile nach eige­nen Angaben alle vier bis sechs Wochen Flug­blät­ter, Aufk­le­ber und Plakate mit recht­sex­tremem und aus­län­der­feindlichem Gedankengut. Sie betreibt  recht­sex­treme Has­spro­pa­gan­da gegen Demokrat*Innen, Christ*Innen, Jüdinnen*Juden und Ausländ*Innen. Die Post­wurf­sendun­gen erre­ichen Haushalte in Berlin und Bran­den­burg, auch in der Region Tel­tow. Presserechtlich ver­ant­wortlich zeich­net der Recht­sex­treme Horst Mahler aus Klein­mach­now. (PNN 2. Feb­ru­ar 2005)

2006: Horst Mahler wird im Jan­u­ar 2006 für sechs Monate der Reisep­a­ss von den bran­den­bur­gis­chen Behör­den  ent­zo­gen. Dies geschieht um Mahlers Teil­nahme an der Teheran­er Holo­caustleugn­er-Kon­ferenz (11./12. Dezem­ber 2006) zu ver­hin­dern.  Das Innen­min­is­teri­um begrün­det dies damit, dass Mahler mit erneuten anti­semi­tis­chen Äußerun­gen auf dieser Kon­ferenz das Anse­hen der BRD erhe­blich beschädi­gen kön­nte. (PNN 27. Feb­ru­ar 2006, Berlin­er Zeitung 27. Jan­u­ar 2006)

2007: Mahler begrüßt bei einem Inter­view im Sep­tem­ber 2007 für die Zeitschrift „Van­i­ty Fair“ den Reporter M. Fried­man mit den Worten „Heil Hitler, Herr Fried­man“ und im weit­eren Gesprächsver­lauf leugnet er die Shoa. (Focus Online 22. Juli 2008, Van­i­ty Fair Novem­ber 2007)
Am 23. Novem­ber berichtet die Süd­deutsche Zeitung, dass Mahler ein Ein­schreiben an den Bürg­er­meis­ter von Ebers­berg, seinem Wohnort, schickt. Im Schreiben leugnet er die Shoa und ver­her­rlicht den Nation­al­sozial­is­mus. (Süd­deutsche Zeitung 23. Novem­ber 2007)

2008: Der im Novem­ber 2003 gegrün­dete Vere­in Mahlers wird als ver­fas­sungs­feindlich ver­boten. Der „Vere­in zur Reha­bil­i­tierung der wegen Bestre­it­ens des Holo­caust Ver­fol­gten“, dem neben ihm selb­st eine Rei­he bekan­nter Holo­caustleugn­er ange­hörten ist damit Geschichte.

Mahler wird wegen Volksver­het­zung und Belei­di­gung zu 10 Monat­en Frei­heitsstrafe ohne Bewährung vom Amts­gericht Erd­ing verurteilt. Grund für die Verurteilung sind die Äußerun­gen im Inter­view mit M. Fried­man im Sep­tem­ber 2007.

Am 22. Juli wird Mahler am Landgericht Cot­tbus zu 11 Monat­en Frei­heitsstrafe ohne Bewährung verurteilt. Am 15. Novem­ber 2006  bei seinem Haf­tantritt zeigte Mahler nach Polizeiangaben den Hit­ler­gruß und rief seinen ca. 35 Anhän­gerIn­nen „Heil“ zu.

2009: Mahler wird am Landgericht München II am 25. Feb­ru­ar 2009 zu sechs Jahren Frei­heitsstrafe verurteilt. Er strebte diesen Prozess an um ihn für seine poli­tis­chen Zwecke zu instru­men­tal­isieren und so sagt Mahler am 12. Jan­u­ar 2009 bei der Eröff­nung zum Richter „Ich sitze hier, weil ich hier sitzen will.“ Kurz darauf leugnet er erneut die Shoa. Zuvor hat er Strafanzeige gegen sich selb­st erstat­tet. (Süddeutsche.de 17. Mai 2010)

Am 11. März 2009 wird er vom Landgericht Pots­dam zu zwei Jahren und zehn Monat­en Frei­heitsstrafe wegen Volksver­het­zung in 15 Fällen verurteilt. Das Urteil wird unter Ein­beziehung der Urteile vom 20. Jan­u­ar 2005 vom Landgericht Ham­burg und des vom 9. Sep­tem­ber 2002 vom Amts­gericht Mainz, bei denen er zu zwei Jahren und vier Monat­en verurteilt wor­den war, gefällt. Mit der Verurteilung vom Lan­des­gericht München II vom Feb­ru­ar 2009 ist Mahler ins­ge­samt zu zwölf Jahren Frei­heitsstrafe verurteilt worden.

Im Juli 2009 wird Mahler von der Anwalt­skam­mer Berlin die Zulas­sung ent­zo­gen. (n‑tv  19. 08.2009)

2011: Am 26. März 2011 sind 200 bis 250 Neon­azis vor der JVA Bran­den­burg an der Hav­el auf­marschiert um sich mit dem dort inhaftierten Shoaleugn­er  Horst Mahler zu sol­i­darisieren. Im Gegen­satz zur Mobil­isierung der Neon­azis, die mit zwei Straßen­bah­nen, einem Reise­bus und zahlre­ichen Pkws anreis­ten, blieb der antifaschis­tis­che Protest eher ver­hal­ten. Zu ein­er Gegen­ver­anstal­tung an der Straßen­bahn­hal­testelle „Askle­pios Klinik“ ver­sam­melten sich nach umfan­gre­ichen Vorkon­trollen inklu­sive Iden­titäts­fest­stel­lung ger­ade ein­mal 20 Men­schen, die den Aufrufen des Antifaschis­tis­chen Net­zw­erkes [AFN], des VVN-BdA sowie der Gew­erkschaften gefol­gt waren. Die Stadt Bran­den­burg an der Hav­el oder die sagenum­wobene „Zivilge­sellschaft“ hat­ten hinge­gen nicht den Weg zur Gegen­ver­anstal­tung gefun­den. Auch auf eine Ali­biver­anstal­tung fern ab des Geschehens wur­den in diesem Jahr kom­plett verzichtet.  Der Auf­marsch der Neon­azis war von dem eben­falls wegen Leug­nung der Shoa vorbe­straften Kevin Käther sowie dem neon­azis­tis­chen Anwalt Wol­fram Narath ini­ti­iert wor­den und lock­te auch inter­na­tionale Pro­tag­o­nis­ten dieses Milieus, z.B. aus Frankre­ich, an. Daneben sol­i­darisierten sich aber auch Ange­hörige so genan­nter „Freier Kräfte“ aus Berlin und Bran­den­burg mit der Ver­anstal­tung und ihrer Forderung nach der Freilas­sung Mahlers aus der Strafhaft sowie der Abschaf­fung des § 130 (Volksver­het­zung), StGB. Weit­er­hin vertreten waren auch lokale Größen der NPD, wie Michel Müller, der im Kreistag vom Havel­land sitzt, und Maik Schnei­der, ehem. Abge­ord­neter im Kreistag Havel­land sowie in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung Nauen. In Rede­beiträ­gen, auf Ban­nern und Papp­schildern wurde dabei Mahlers Verurteilung wegen Ver­leug­nung der Shoa, für die er als Wieder­hol­ungstäter ein­mal mehr ein­sitzt, als „Gesin­nungsjus­tiz“ deklar­i­ert, die ange­blich das Grun­drecht auf Mei­n­ungs­frei­heit unter­gräbt. (Antifaschis­tis­ches Net­zw­erk Bran­den­burg – Prem­nitz – Rathenow 27. März 2011)

Ein Flyer/Aufkleber bei der Demon­stra­tion für Horst Mahler 2011 in Bran­den­burg an der Havel

 

Den 200 bis 250 Neon­azis stell­ten sich ger­ade mal 20 Antifaschist*Innen ent­ge­gen, Quelle: AFN

2012: Von Novem­ber 2012 bis März 2013 schreibt Mahler auf einem Com­put­er im Gefäng­nis ein Werk unter dem Titel „Das Ende der Wan­der­schaft – Gedanken über Gilad Atz­mon und die Juden­heit“. Der mehr als 200 Seit­en umfassende anti­semi­tis­che Text in dem Mahler sich in seinen The­sen auf den jüdis­chen Israelkri­tik­er Gilad Atz­mon bezieht,  wird beschlagnahmt und Mahlers Kon­tak­te nach Außen strenger kon­trol­liert, nach­dem Teile des Textes im Inter­net auf der Seite „Alter­me­dia“ veröf­fentlicht wurde. (Berlin­er Zeitung 7. Juni 2017, Der Spiegel Nr. 30, 2013)

2014: Die Staat­san­waltschaft Cot­tbus erhebt im Mai 2014 Anklage wegen Volksver­het­zung gegen Mahler auf­grund des Textes „Das Ende der Wan­der­schaft – Gedanken über Gilad Atz­mon und die Juden­heit“. (welt.de 22. August 2013)

Am 26. Okto­ber 2014 ver­anstal­tete das Neon­azi-Net­zw­erk „Gefan­genen­hil­fe“ (GH) in Bran­den­burg an der Hav­el auf dem Neustädtis­chen Markt eine Kundge­bung zu der um die 70 Neon­azis kamen. Das Mot­to der Kundge­bung, die von der NPD Hav­el-Nuthe angemeldet wor­den war, lautete „Sol­i­dar­ität gegen staatliche Repres­sion“. Unter anderem war Maik Eminger, Zwill­ings­brud­er des Mitangeklagten im NSU-Prozess, André Eminger, vor Ort. Die „GH“ war zum ersten Mal 2012 öffentlich mit ihrem ersten Ein­trag auf ihrer Web­seite im April 2012 aufge­fall­en. Sieben Monate zuvor war die  „Hil­f­sor­gan­i­sa­tion für nationale poli­tis­che Gefan­gene“ (HNG) ver­boten wor­den. Die „GH“ betonte immer wieder, dass sie nicht die Nach­fol­ge­or­gan­i­sa­tion der „HNG“ sei, den­noch über­nahm sie größ­ten­teils deren Arbeit, baute aber ihre Struk­turen anders auf um das staatliche Vorge­hen gegen die neu gegrün­dete „GH“ zu erschw­eren. So hat­te die „GH“ ihren Sitz in Schwe­den, ließ sich dort ins schwedis­che Vere­in­sreg­is­ter ein­tra­gen und eröffnete dort auch ihre Bankkon­ten. Das ganze wurde möglich durch den in Skan­di­navien leben­den  Stephan G. Maik Eminger, der langjähriger Vor­sitzen­der der „Jun­gen Nation­aldemokrat­en“ (JN) Pots­dam hielt die erste Rede, nach dieser fol­gte eine Rede vom Vor­sitzen­den der Bran­den­burg­er JN Pierre Dorn­brach woraufhin ein Rede­beitrag von einem Red­ner der Partei „Der drit­ten Weg“ fol­gte. Cir­ca 100 Men­schen stell­ten sich den Neon­azis ent­ge­gen. Zu Gege­nak­tio­nen aufgerufen hat­ten die „Koor­dinierungs­gruppe für Demokratie und Tol­er­anz“ sowie die Linksju­gend sol­id. (Die Zeit 26. Okto­ber 2014)

Eines der Trans­par­ente der Neon­azis bei der Kundge­bung 2014 auf dem Neustädtis­chen Markt, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

2015: Die Staat­san­waltschaft Pots­dam gewährte Mahler auf­grund seines schlecht­en Gesund­heit­szu­s­tandes eine Haf­tun­ter­brechung im Juli 2015. Auf­grund ein­er schw­eren Infek­tion und deren Fol­gen muss ihm der linke Unter­schenkel amputiert wer­den. Daraufhin entwick­elt Mahler eine schwere Sep­sis und befind­et sich in einem akut lebens­bedrohlichen Zus­tand und wird daher vom Gefäng­niskranken­haus auf die Inten­sivs­ta­tion den Städtis­chen Klinikums Bran­den­burg an der Hav­el ver­legt. Im August 2015 verbesserte sich der Gesund­heit­szu­s­tand soweit, dass er eine Reha­bil­i­ta­tion plante. Die Strafvoll­streck­ungskam­mer des Landgerichts Pots­dam entsch­ied daraufhin im Sep­tem­ber 2015, dass Mahler nach der Ver­büßung von zwei Drit­tel der Haft­strafe auf Bewährung freikom­men soll. Das Ober­lan­des­gericht Bran­den­burg hob die Aus­set­zung der Strafe zur Bewährung nach ein­er Beschw­erde der Staat­san­waltschaft München II wieder auf. Sowohl die JVA als auch die Staat­san­waltschaft sprachen sich gegen die vorzeit­ige Ent­las­sung aus, da weit­ere Straftat­en zu erwarten seien und Mahler eine „ver­fes­tigte krim­inelle Per­sön­lichkeitsstruk­tur“ aufweise. Dieser Auf­fas­sung fol­gte das Ober­lan­des­gericht Bran­den­burg und stellte des Weit­eren fest, dass eine pos­i­tive Sozial­prog­nose für ein straf­freies Leben nicht zu erwarten sei. Die kurzzeit­ige Haf­tun­ter­brechung nutzte Mahler unter anderem um erneut Vorträge in recht­sradikalen Kreisen – ins­beson­dere denen der  NPD – zuhal­ten. (Tagesspiegel 31.03.2017, Tagesspiegel 18.01.2019)

Dem Tagesspiegel ist am 22. Juli 2015 zu ent­nehmen, dass „[b]randenburgs Sicher­heits­be­hör­den […] sich auf den Tod des Neon­azis und bekan­nten Holo­caustleugn­ers Horst Mahler vor[bereiten].“  Weit­er heißt es, dass die Polizei erste Vor­bere­itun­gen getrof­fen habe für den Fall von Mahlers ableben um Fack­el- und Trauerzüge von Neon­azis in Bran­den­burg an der Hav­el zu ver­hin­dern. (Tagesspiegel 22.07.2015)

2017: Horst Mahler hält am 9. Jan­u­ar 2017 in der Nähe von Mannheim einen Vor­trag. Mitschnitte davon wer­den auf recht­sradikalen YouTube Accounts hochge­laden. In diesen ist zu hören, wie Mahler unter anderem fol­gende Dinge sagt: „Die Juden­heit ist in der Tat der Feind“, „das ist der Auf­trag an die Juden­heit, der bis heute von ihr erfüllt wird. Sie sind darauf aus, die Völk­er regel­recht zu ver­nicht­en.“, „Das ist das Ziel dieses Volkes von Anfang an und er ist nie aufgegeben wor­den“. (PNN 30.03.2017)

Am 19. April 2017 veröf­fentlichte Mahler ein Video in dem er verkün­det, dass er nicht wieder zur Haft antreten werde. Die Staat­san­waltschaft München II stellt daraufhin einen europäis­chen Haft­be­fehl aus. Seit der Veröf­fentlichung des Videos befand sich Horst Mahler auf der Flucht bis am 15. Mai 2017 bekan­nt wurde, dass er in Ungarn um Asyl gebeten hat­te. Dies tat er mit einem per­sön­lich an Vik­tor Orban gerichteten Brief. Daraufhin wurde er von den ungarischen Behör­den in Sopron festgenom­men und in Abschiebe­haft geset­zt. Rund eine Woche nach­dem am 6. Juni 2017 der Beschluss des Budapester Stadt­gerichts zur Aus­liefer­ung Mahlers an Deutsch­land bekan­nt wurde, wurde er am Flughafen in Budapest den deutschen Behör­den übergeben und zurück in die JVA Bran­den­burg an der Hav­el gebracht um dort die restliche Strafe von dreiein­halb Jahren abzusitzen. (Spiegel Online, 17.05.2017)

2018: Horst Mahler zeigt die Lei­t­erin der JVA Bran­den­burg an der Hav­el an. Er wirft der Lei­t­erin Frau Well­nitz unter anderem fahrläs­sige Kör­per­ver­let­zung vor. In seinem behin­derten­gerecht­en Haf­traum habe Mahler in der Nacht auf den 15. Novem­ber 2017 eine Ver­bren­nung am großen Zeh seines recht­en Beines erlit­ten. Die ver­meintlich unmit­tel­bare Ursache „die Berührung des erwäh­n­ten Kör­perteils mit einem im Haf­traum ange­bracht­en Heizkör­p­er“. Die ver­let­zende Hand­lung beste­he in „der grob fahrläs­si­gen Eröff­nung ein­er Gefahren­quelle“ laut Mahler. (MAZ 12.01.2018)

Im Jahr 2018 musste Mahler dann auch der rechte Unter­schenkel amputiert wer­den. Daraufhin wurde von Mahler und der JVA Bran­den­burg an der Hav­el ein Ent­las­sungs­ge­such auf­grund „mul­ti­mor­bider Krankheit“ gestellt. Dieses wurde trotz des von Mahler zu erwartenden Todes von der Staat­san­waltschaft München II Ende Novem­ber 2018 abgelehnt. Dies begrün­dete die Staat­san­waltschaft damit, dass bei „der erforder­lich wer­den­den pal­lia­tiv­en Betreu­ung in der let­zten Leben­sphase“  das Anstalt­skranken­haus aus­re­ichend ist und Mahler zur Not in eine externe Klinik ver­legt und dort bewacht wer­den kön­nte. Die Staat­san­waltschaft gin­ge davon aus, dass „ein Ableben nach den ärztlichen Bericht­en wahrschein­lich“ sei. Weit­er führte sie an, dass auf­grund der erhe­blichen Tat­en Mahlers und seines Ver­hal­ten in der Zeit der Haf­tun­ter­brechung  „über­wiegende öffentliche Sicher­heitsin­ter­essen“  bestün­den und weit­er hieß es, dass es sich nicht „mit der erforder­lichen Sicher­heit auss­chließen [lasse], dass weit­ere Straftat­en began­gen wer­den“. (Der Tagesspiegel 18. Jan­u­ar 2019)

Am 18. März 2018 haben Neon­azis aus dem Bran­den­burg­er Nord­west­en eine Kundge­bung vor dem Jus­tizzen­trum angemeldet. Rund 40 Neon­azis forderten unter anderem Frei­heit für die Shoaleugner­in Ursu­la Haver­beck. Weit­ere Beiträge gab es zu dem §130 (Volkver­het­zungspara­graphen) und dem Neon­azi Horst Mahler. Angemeldet wurde die Kundge­bung von Nick Zschirnt. Er ist den ‚Freie Kräfte Neu­rup­pin‘ zuzurech­nen. Auf der Kundge­bung gesprachen der Anwalt der recht­ster­ror­is­tis­chen ‚Gruppe Fre­ital‘ Mar­tin Kohlmann sowie Zschirnt selb­st.  Rund 850 Per­so­n­en stell­ten sich den Neon­azis entschlossen ent­ge­gen. (Emanzi­pa­torische Antifa Potsdam)

Die Neon­azikundge­bung in Pots­dam am 18. März 2018, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

2019: Im Gesamten Jahr wer­den in Bran­den­burg an der Hav­el min­destens 50 Aufk­le­ber fest­gestellt. Auf diesen wird „Frei­heit für alle poli­tis­che Gefan­gene“ gefordert und Ursu­la Haver­beck, Horst Mahler, Wolf­gang Fröh­lich sowie Siegfried Bor­chardt sind abge­bildet. Die Aufk­le­ber stam­men von der Seite „nsheute.com“ und sind laut Eige­naus­sage in Koop­er­a­tion mit der „Gefan­genen­hil­fe“ ent­standen. (Antifa Jugend Brandenburg)

Am 16. März 2019 ver­anstal­teten Freie Kräfte sowie Mit­glieder der NPD den „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ in Bran­den­burg an der Hav­el auf dem Katharinkirch­platz. Zu der Kundge­bung kamen ca. 30 bis 40 Neon­azis aus Bran­den­burg an der Hav­el sowie über­wiegend aus West­bran­den­burg. Aus Bran­den­burg an der Hav­el nahm unter anderem der Mörder von Sven Beuter, Sascha L., teil. Des Weit­eren waren unteran­derem Roy S., Ramon G., Hans-Peter G. und Michael H. anwe­send. Aus West­bran­den­burg waren unteran­derem Dave T., Nick Z., Beat­rice K., Pierre B., Robert W., Manuela K. sowie Frank O. angereist (um nur ein paar zu nen­nen). Von der „British Nation­al Front“ ist Shoaleugn­er Richard Edmonds angereist und hielt eine Rede. Auf Trans­par­enten wurde sich mit Shoaleugner*Innen wie Horst Mahler und Ursu­la Haver­beck sol­i­darisiert. Weit­er wurde beklagt, dass es ein „total­itäres Son­der­recht“ in Deutsch­land gebe, weil der Straftatbe­stand der Volksver­het­zung in einem Land mit Mei­n­ungs­frei­heit keinen Platz haben sollte. Dage­gen gin­gen bei Dauer­re­gen 150 Men­schen auf die Straße und forderten unter anderem auf den Trans­par­enten „Faschis­tis­che Struk­turen zer­schla­gen“ und „Kein Kiez für Nazis“. (Antifa Jugend Brandenburg)

Auf einem Trans­par­ent wird bei der Kundge­bung auf dem Katharinkirch­platz von den Neon­azis „Mei­n­ungs­frei­heit durch­set­zen, Frei­heit für Horst Mahler“ gefordert, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

 

Die Antifa Jugend Bran­den­burg fordert auf einem Trans­par­ent „Faschis­tis­che Struk­turen zer­schla­gen!“, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

Laut Spiegel sowie Tagesspiegel soll Andreas Kalb­itz am 10. August 2008 eine E‑Mail von Horst Mahler erhal­ten haben. Diese liegt dem Tagesspiegel eben­falls vor. In der E‑Mail berichtete Mahler vom ersten Ver­hand­lungstag am Landgericht Pots­dam. Die Mail nach dem Prozes­sauf­takt ging an einen Verteil­er von 276 E‑Mail-Adressen — darunter die von Andreas Kalb­itz. Dem Tagesspiegel sagte Kalb­itz er könne sich nicht an einen Kon­takt zu hochrangi­gen Vertretern der Nazi-Szene erin­nern. Dem “Spiegel” erk­lärte er: “Von ein­er E‑Mail von Her­rn Mahler vor elf Jahren weiß ich nichts”. Und weit­er: “Ich habe kein­er­lei Kon­takt mit Horst Mahler und dis­tanziere mich schärf­stens von den von ihm aufgestell­ten The­sen.” (Der Tagesspiegel 23.08.2019)

2020: Am 8. August 2020 holen 32 Neon­azis den für ursprünglich im März geplanten „Tag der poli­tis­chen Gefan­genen“ in Hen­nigs­dorf nach. Der NPD-Funk­tionär Andrew Stel­ter fordert in ein­er Rede Sol­i­dar­ität für Ursu­la Haver­beck sowie für Horst Mahler. Besucht und organ­isiert wurde die Kundge­bung von Neon­azis aus der NPD, der Junge Nation­al­is­ten (JN), die Jugen­dor­gan­i­sa­tion der NPD) und Neon­azis aus dem Freien Kam­er­ad­schaftsspek­trum. Sym­bol­isch kehren die Neon­azis dem Mah­n­mal für die Opfer des Faschis­mus, welch­es auf dem großen Platz ste­ht, den Rück­en zu. Im Nation­al­sozial­is­mus war die Kle­in­stadt Hen­nigs­dorf der Stan­dort von zwei Außen­stellen von Konzen­tra­tionslagern. (Zeit 9.10.2020)

Neon­azis fordern auf einem Trans­par­ent „Frei­heit für Horst Mahler“. Im Hin­ter­grund ist das Mah­n­mal für die Opfer des Faschis­mus zu sehen, Quelle: Press­eser­vice Rathenow

Am 27. Okto­ber 2020 wurde Horst Mahler aus der JVA Bran­den­burg an der Hav­el ent­lassen. Auf sein­er Home­page veröf­fentlicht Mahler die Ver­fü­gung, die ihm Aufer­legt wurde. Dem­nach soll der einen Bewährung­shelfer bekom­men und muss diesem stets seinen Wohnort mit­teilen. Außer­dem muss er auch alle Texte eine Woche vor deren Veröf­fentlichung dem LKA vor­legen. Falls er dies nicht tut, dro­ht ihm eine Haft­strafe. (rbb24 27.10.2020, Spiegel 27.10.2020)

Aussicht

Es ist nicht davon auszuge­hen, dass Mahler seine Aktiv­itäten ein­stellt. Sein Gebaren, trotz seines angeschla­ge­nen Gesund­heit­szu­s­tands, lässt nicht schließen, dass er sich zurückziehen wird.  Mahler wird wahrschein­lich wieder Vorträge hal­ten und anti­semi­tis­che Texte ver­bre­it­en. Am lieb­sten tut er das zurzeit über das Inter­net. Voraus­sichtlich wird er dies auch weit­er­hin tun und damit weit­er­hin als „Vor­bild“ für viele Neon­azis dienen.

Ob Mahler lange frei bleiben wird ist allerd­ings fraglich, denn die Staat­san­waltschaft Cot­tbus hat (nach eige­nen Angaben) erneut Anklage in mehreren Fällen von Volksver­het­zung  gegen Mahler erhoben. In diesem Zusam­men­hang ist bere­its ein neuer Haft­be­fehl beantragt wor­den.  Des Weit­eren hat die Staat­san­waltschaft München II Führungsauf­sicht beantragt. Das heißt in diesem Fall, dass Mahler die Veröf­fentlichung von Text- und Sprach­beiträ­gen ver­boten wer­den soll, wenn er diese nicht eine Woche vorher beim Lan­deskrim­i­nalamt ein­gere­icht hat und diese frei­gibt. Ob Mahler sich daran hal­ten wird, bleibt abzuwarten. Tut er dies nicht, dro­ht ihm wieder eine Haftstrafe.

Auch in der Zukun­ft gilt für uns: Gegen jeden Anti­semitismus – immer und überall!

– Antifa Jugend Bran­den­burg und Alter­na­tives Schul­bünd­nis Brandenburg –

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Pressemitteilung des Utopia e.V. zur AfD-Anfrage vom 29.10.

Pressemitteilung des Utopia e.V. zum antidemokratischen Angriff durch die Anfrage der AfD im brandenburgischen Landtag vom 29.10.

Die AfD Bran­den­burg stellte am 29.10.2020 eine Anfrage im Bran­den­burg­er Land­tag zu den „link­sex­trem­istis­chen Verbindun­gen des Utopia e.V. in Frank­furt (Oder)“.

Im Jahr 2020 in dem die Zahl recht­sex­tremer Morde auf einem neuen Höch­st­stand angekom­men ist. In dem sich inner­halb der AfD die Gruppe des „Flügel“ wegen extrem rechter Machen­schaften auflöst. In dem die bun­desweite Jugen­dor­gan­i­sa­tion, der AfD, „JA“ eben­falls als erwiesen­er­maßen recht­sex­trem behan­delt wird und der bran­den­bur­gis­che Lan­desver­band der AfD trotz Rauswurf des Neon­azis Andreas Kalb­itz die par­la­men­tarische Stimme der extremen Recht­en bleibt. Julian Mey­er, Sprech­er des Utopia e.V. sagt dazu: „Es ist gle­ichzeit­ig voraus­sag­bar und unfass­bar, wie eine extrem rechte Partei ver­sucht durch par­la­men­tarische Anfra­gen unsere Arbeit als Träger*in der Freien Jugen­dar­beit in Frank­furt (Oder) zu diskred­i­tieren. Ger­ade in Zeit­en der Pan­demie mit den dazuge­höri­gen Ein­schränkun­gen ist Jugen­dar­beit und das Ermöglichen von Freiräu­men exis­ten­tiell wichtig.“

Die AfD stellt sys­tem­a­tisch in Par­la­menten Anfra­gen zu demokratis­chen Vere­inen und Insti­tu­tio­nen der Zivilge­sellschaft. So stellte die AfD in Bran­den­burg in diesem Jahr schon Anfra­gen zum Beratungsnetz „Tol­er­antes Bran­den­burg“ [1], dem Bil­dungs- und Kul­tur­ort Frei­land in Pots­dam [2] und auch schon zur Schüler*innengruppe „Fri­days for Future“ in Frank­furt (Oder) [3].
In einem Antrag mit ähn­lich­er Absicht der AfD zu den Falken Bran­den­burg, in der eine Rück­zahlung der Fördergelder gefordert wird, zeigt deut­lich das eigentliche Ziel der Partei [4]. Julian Mey­er meint dazu: „Wir als klein­er ehre­namtlich­er Vere­in haben dadurch einen erhöht­en Ver­wal­tungsaufwand sowie schwierigere Förderbe­din­gun­gen, müssen viel mehr Elternar­beit leis­ten und sehen uns direkt bedroht“.

Anti­demokratis­che Ten­den­zen und Verbindun­gen zur extremen Recht­en wur­den der AfD auf Bun­de­sebene [5], Bran­den­burg­er Lan­desebene [6] und auch dem Frank­furter Stadtver­band [7] schon mehrfach nachgewiesen. Julian Mey­er ergänzt dazu weit­er: „Es ist nicht neu, dass die AfD durch Angriffe auf die demokratis­che Zivilge­sellschaft ver­sucht ihre Macht auszubauen. Ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che und patri­ar­chale Ker­nele­mente existieren bere­its seit der Grün­dung der AfD“.
Der­weil scheint die AfD ihren anti­demokratis­chen Kurs weit­erzuführen. Nach dem Rauswurf des Neon­azis Andreas Kalb­itz, der neben Daniel Frei­herr von Lüt­zow und Wilko Möller Ver­fass­er der Anfrage war, wählte die AfD nun den näch­sten Faschis­ten, Hans-Christoph Berndt, zum Vor­sitzen­den. Dieser gelang in der extremen Recht­en in den let­zten Jahren zu Ruhm durch die Grün­dung und Leitung des ras­sis­tis­chen Vere­ins Zukun­ft Heimat. Julian Mey­er stellt dazu abschließend fest: „Wir erken­nen hier eine Kon­ti­nu­ität extrem rechte Posi­tio­nen inner­halb ein­er Partei, die in sämtlichen Par­la­menten sitzt. Antifaschis­tis­che, demokratis­che Werte, wie die der Emanzi­pa­tion, der Gle­ich­berech­ti­gung, der Men­schen­rechte und der Sol­i­dar­ität stellen für diese Partei offen­sichtlich Feind­bilder dar.“

Quellen:
1 Anfrage Nr. 4768 im Bran­den­burg­er Landtag
2 Anfrage Nr. 4481 im Bran­den­burg­er Landtag
3 Anfrage Nr. 4609 im Bran­den­burg­er Landtag
4  Antrag Druck­sache 7/1980 vom 15.09.2020
5 https://www.zeit.de/politik/deutschland/2017–09/afd-kandidaten-bundestagswahl-abgeordnete
6 https://www.deutschlandfunk.de/brandenburger-afd-im-gleichschritt-auf-stramm.720.de.html?dram:article_id=486515
7 https://recherchegruppeffo.noblogs.org/post/2014/12/20/die-frankfurter-afd-und-ihre-verstrickungen-in-den-braunen-sumpf/

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jüdisches Leben & Antisemitismus Verschwörungsideologie

Fake Facts: Buchvorstellung in Cottbus und Potsdam

Auf­grund der aktuellen Verord­nun­gen zum Schutz vor dem Covid-19-Virus ist eine Anmel­dung zur Ver­anstal­tung oblig­a­torisch und die Platz­zahl begren­zt. Bitte melden Sie sich vorher an unter kontakt@fachstelle-antisemitismus-bb.de

Ein­fache Wahrheit­en über eine kom­plizierte Welt. Coro­na ist eine Erfind­ung der Phar­main­dus­trie! Men­schen, die daran erkranken, müssen so für ihre Sün­den büßen! Oder: Das Virus wurde in chi­ne­sis­chen Geheim­la­boren gezüchtet! Ver­schwörungs­the­o­rien ver­bre­it­en sich nicht nur im Netz wie im Lauf­feuer und sind schon lange kein Rand­phänomen mehr.

Katha­ri­na Nocun und Pia Lam­ber­ty beschreiben, wie sich Men­schen aus der Mitte der Gesellschaft durch Ver­schwörungs­the­o­rien radikalisieren und die Demokratie als Ganzes ablehnen. Welche Rolle spie­len neue Medi­en in diesem Prozess? Wie schnell wird jed­er von uns zu einem Ver­schwörungs­the­o­retik­er? Und wie kön­nen wir ver­drehte Fak­ten aufdeck­en und uns vor Mei­n­ungs­mache schützen?

Pia Lam­ber­ty ist Psy­cholo­gin und Exper­tin im Bere­ich Ver­schwörungside­olo­gien. Ihre Forschung führte sie an die Uni­ver­sitäten in Köln, Mainz und Beer She­va (Israel). Darüber hin­aus ist sie Mit­glied im inter­na­tionalen Fach­net­zw­erk “Com­par­a­tive Analy­sis of Con­spir­a­cy The­o­ries”. Inter­views und Berichte über ihre Forschung sind in zahlre­ichen nationalen und inter­na­tionalen Medi­en erschienen.

Katha­ri­na Nocun ist Wirtschafts- und Poli­tik­wis­senschaft­lerin. Sie leit­et bun­desweit poli­tis­che Kam­pag­nen, u.a. für Mehr Demokratie e.V. und den Ver­braucherzen­trale Bun­desver­band. Ihr erstes Buch „Die Dat­en, die ich rief“ wurde in zahlre­ichen namhaften Medi­en aufgegriffen.

Die Ver­anstal­tung wird aus­gerichtet von der Emil Julius Gum­bel Forschungsstelle am Moses Mendelssohn Zen­trum Pots­dam, der Fach­stelle Anti­semitismus Bran­den­burg und vom Graduiertenkol­leg Gesund­heits- und Sozial­berufe der BTU Cottbus-Senftenberg.

Die Ver­anstal­tenden behal­ten sich vor, von ihrem Haus­recht Gebrauch zu machen und Per­so­n­en, die recht­sex­tremen Parteien oder Organ­i­sa­tio­nen ange­hören, der recht­sex­tremen Szene zuzuord­nen sind oder bere­its in der Ver­gan­gen­heit durch ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che, anti­semi­tis­che oder son­stige men­schen­ver­ach­t­ende Äußerun­gen in Erschei­n­ung getreten sind, den Zutritt zur Ver­anstal­tung zu ver­wehren oder von dieser auszuschließen.

Am Don­ner­stag, 15. Okto­ber 2020 um 19:00 Uhr
BTU Cottbus-Senftenberg
Cam­pus Sachsendorf
Gebäude 10, Raum 112
Lipezk­er Straße 47, 03048 Cot­tbus

mit
· Katha­ri­na Nocun (Ökonomin und Politologin)
· Pia Lam­ber­ty (Sozialpsy­cholo­gin)
Mod­er­a­tion: Prof. Heike Rad­van (Erziehungswis­senschaft­lerin, BTU Cottbus)

und am Don­ner­stag, 22. Okto­ber 2020 um 19:00 Uhr
Haus der Bran­den­bur­gis­chen-Preußis­chen Geschichte
Kutschstall
Am Neuen Markt 9, 14467 Pots­dam

mit
· Katha­ri­na Nocun (Ökonomin und Politologin)
· Pia Lam­ber­ty (Sozialpsy­cholo­gin)
Mod­er­a­tion: Dori­na Feld­mann (Fach­stelle Anti­semitismus Brandenburg)

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Antifaschismus Bildung & Kultur Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus Wohnen & Stadt

Kongress & Kundgebung gegen die Einheitsfeier in Potsdam.

3. Oktober 2020, 11 Uhr, Lustgarten
Kundgebung gegen de Einheitsfeier

Mit Rede­beiträ­gen und Musik von Jay­cop, Ost­ber­lin Androg­yn und Egotronic.

2.–4. Oktober 2020, FreiLand Potsdam
“Keine Ende der Geschichte” — Der Kongress, in Zusammenarbeit mit dem konkret Magazin

In Zeit­en, in denen die faschis­toiden Ele­mente die Gesellschaft immer weit­er durch­drin­gen, die Zumu­tun­gen der Konkur­renz immer stärk­er auf die Men­schen drück­en, in denen im sym­bol­trächti­gen Pots­dam mit dem Wieder­auf­bau der Gar­nisonkirche oder Ver­hand­lun­gen mit den »Hohen­zollern« über Rück­gabeansprüche die Reak­tion beden­klich Raum gewon­nen hat und die AfD und andere Nazis uner­bit­tlich zivilge­sellschaftliche Organ­i­sa­tio­nen, Ideen, und Pro­jek­te angreifen – wollen und kön­nen wir, als Teil ein­er pro­gres­siv­en Linken, die belästi­gen­den Feier­lichkeit­en zur deutschen Ein­heit nicht unwider­sprochen lassen.

Zu erwarten und vor allem zu fürcht­en ist eine Neuau­flage des Mythos eines wiedergut­ge­wor­de­nen Deutsch­lands mit all seinen Welt­meis­ter­schaften und fro­hem Zukun­fts­blick. Mit den Mit­teln der Kri­tik pla­nen wir vom 02. bis 04.10.2020 einen kleinen Kongress, der jenen Stim­men Raum für Rede und Podi­en geben soll, die sich diesem nationalen Mythos wider­set­zten. Dabei gilt unsere Sol­i­dar­ität den Opfern der beste­hen­den Ver­hält­nisse und Erzäh­lun­gen. Unser Ansatz muss ein nega­torisch­er bleiben.

In Pla­nung sind dabei ver­schiedene Podi­en und Debat­ten, die hier kurz angedeutet sein sollen. Am 02.10.2020 öff­nen wir den Raum für ein Podi­um der Absage an die deutschen Zustände gestern und heute. In pointiert­er Form sollen hier u. a. die let­zten 30 Jahre noch ein­mal reka­pit­uliert wer­den, Preußens Wahn ange­grif­f­en und Heimat ver­achtet wer­den. Eine ver­söhn­liche Nuance ist dabei zunächst nicht im Ange­bot. Am 03.10.2020 wollen wir resümieren und disku­tieren, wie sich hierzu­lande die anti­na­tionalen Strö­mungen der let­zten 30 Jahre entwick­elt haben. Eine Reflex­ion zur Radikalen Linken sowie die Nie wieder Deutsch­land Demon­stra­tion 1990 bildet dabei den Ausgangspunkt.

Am 04.10.2020 laden wir zum Abschluss zu einem »Kom­mu­nis­tis­chen Brunch« der sich vor­sichtig dem The­men­feld »Wirk­lichkeit und Möglichkeit« annäh­ern möchte. Ohne ins Illu­sorische abzu­gleit­en, sollen dabei in kurz­er Form The­men­bere­iche eröffnet wer­den, die in zukün­fti­gen Ver­anstal­tun­gen zu besprechen seien. Begriffe wie Fortschritt, Tech­nik, Sozial­is­mus oder die Kri­tik der Bedürfnisse sollen dabei in den Vorder­grund rück­en und ein wenig an ein Wis­sen erin­nern, das um das ganz Andere und gegen das Beste­hende zu kämpfen wusste.

Die Ver­anstal­tung find­et auf dem frei­Land- Gelände in Pots­dam statt. Die Zeitschrift Konkret aus Ham­burg beteiligt sich an dem Kongress. Als Referent*innenüber die gesamte Kon­gresszeit haben u. a. zuge­sagt Jut­ta Ditfurth,Thomas Ebermann,Thorsten Mense und Friederike Grem­l­iza. Diet­mar Dath wird sich in dig­i­taler Form beteili­gen eben­so Max Czollek. Weit­ere Anfra­gen laufen. Neben Reden und Debat­ten wird es eigene kleinere Beiträge geben sowie kul­turelle Ein­spielun­gen u. a. eine Lesung von Tex­ten Ronald M. Schernikaus.

Der genaue Ablauf wird ca. 1 Woche vor der Ver­anstal­tung bekan­nt gegeben.

Zu Ori­en­tierung hier zunächst fol­gende Eckdaten:
Der Kongress wird am Fre­itag, dem 02.10.2020 gegen 17 Uhr begin­nen und in einem län­geren Abend mün­den. Am Sam­stag, dem 03.10.2020 gibt es einige Aktio­nen in Pots­dam und Berlin, der Kongress wird dann gegen 17 Uhr mit dem »Nie wieder Deutschland«-Podium weit­erge­führt. Der kom­mu­nis­tis­che Brunch am Son­ntag, dem 04.10.2020 ist von 12 bis 16 Uhr geplant. Auf dem frei­Land-Gelände wird es genug Raum für Aus­tausch, Ken­nen­ler­nen und Ver­net­zung geben.

Da die Ver­anstal­tung auf­grund von Coro­na nicht mit vollbe­set­zten Pub­likum umzuset­zen ist, wir aber eine größt­mögliche Verteilung wün­schen, sollen die Haupt­de­bat­ten am Fre­itag und Sam­stag auch gestreamt wer­den u. a. in weit­ere inter­essierte Ver­anstal­tung­sorte. Wenn Ihr selb­st Inter­esse habt, ein anti­na­tionales View­ing des Kon­gress­es zu ver­anstal­ten, meldet Euch gern bei uns.

Weit­ere Infor­ma­tio­nen und das detail­lierte Pro­gramm folgen.

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Erinnern heißt kämpfen! Gedenken in Finsterwalde.

(…)Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der let­zte Schuldige vor den Richtern der Völk­er ste­ht. Die Ver­nich­tung des Nazis­mus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Auf­bau ein­er neuen Welt des Friedens und der Frei­heit ist unser Ziel(…).“

Am 75. Jahrestag der Befreiung Deutsch­lands vom Hitler­faschis­mus erin­nerten wir gemein­sam an alle Men­schen, denen ihr Leben durch den Hass und den Ter­ror des Naziregimes genom­men wurde. Genau­so gedacht­en wir der­er, die ihr Leben im Wider­stand gegen das Regime und für Frieden und Frei­heit ließen.

Doch mit dem Ende des 2. Weltkriegs 1945 war der Faschis­mus längst nicht besiegt und auch der Schwur von Buchen­wald „Nie wieder Faschis­mus, Nie wieder Krieg“ hat sich bis heute nicht erfüllt. Es ist unsere Verpflich­tung, so lange zu kämpfen, bis wir in ein­er Welt ohne Unter­drück­ung und Aus­beu­tung leben – in ein­er Welt der Selb­st­bes­tim­mung, des Respek­ts und der Solidarität.

Doch was bedeutet der Schwur von Buchenwald für uns?

Für eine Gen­er­a­tion, die in den Wirren des Nieder­gangs des Real­sozial­is­mus groß gewor­den ist, war das Gedenken an die Ver­brechen des Faschis­mus max­i­mal ein Schu­laus­flug in ein KZ oder nur eine paar Geschichtsstun­den. Welche Ver­ant­wor­tung haben wir, die Jahrzehnte später geboren wurden?

Erst ein­mal müssen wir unseren eige­nen his­torischen Kon­text betra­cht­en. Als Grup­pen und Per­so­n­en, die einen poli­tis­chen Anspruch for­mulieren, sowie eine rev­o­lu­tionäre Prax­is anstreben, sind wir die ide­ol­o­gis­chen Erben von bish­eri­gen frei­heitlichen und poli­tis­chen Wider­stands­be­we­gun­gen. Wider­stand zu leis­ten, bis sich der Schwur von Buchen­wald erfüllt, ist die Ver­ant­wor­tung, die an uns weit­ergegeben wurde. Denn eine grundle­gende Verän­derung der Welt hin zu einem besseren Ort, wurde immer noch nicht erre­icht. Aus­beu­tung, Unter­drück­ung, Krieg, Folter, Fem­izide, ras­sis­tis­che Pogrome und Genozide sind immer noch tägliche Realität.

Neben dem aktiv­en und kreativ­en Wider­stand, den wir auf­bauen und leis­ten müssen, spielt auch die Wieder­aneig­nung und Entwick­lung ein­er eige­nen rev­o­lu­tionären Kul­tur eine große Rolle in unserem Kampf. Um dieser Kul­tur einen Raum zu geben, sind zen­trale Tage der Erin­nerung wichtig. Sie brin­gen uns den Men­schen, die vor uns gekämpft haben, ein Stück näher und lassen uns erken­nen, welche Opfer diese Men­schen für uns gaben. So lassen sich auch unsere eige­nen, aktuellen Kämpfe in einem anderen Kon­text betra­cht­en und mit Leben füllen. Dabei sind beson­ders Wider­stand­slieder, Musik und Gedichte eine starke Waffe gegen das Vergessen. Sie lassen uns Schmerz und Wut spüren, die wir in neue Kraft und Stärke für unsere Kämpfe umwan­deln können.

Im Rah­men des Gedenkens haben wir zen­trale Orte in Fin­ster­walde und Magde­burg besucht und dort den Opfern des Faschis­mus und den Wider­stand­skämpferIn­nen gedacht.

Finsterwalde

Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung der Stadt Fin­ster­walde durch die Trup­pen der Roten Armee und den Antifaschis­tis­chen Wider­stand­skämpfern woll­ten wir den Opfern des Nation­al­sozial­is­mus gedenken. Erst­ma­lig woll­ten wir in diesem Jahr eine kleine „Gedenk­tour“ durch­führen, welche am 25.04.2020 ein Tag nach der Befreiung von Fin­ster­walde stat­tfind­en sollte. Die Gedenk­tour sollte am ehe­ma­li­gen VVN Denkmal am Spring­brun­nen in Fin­ster­walde starten. Weit­er sollte es zum Geschwis­ter Scholl Denkmal, zum Sow­jet­fried­hof und zum Denkmal für die deportierten KZ-Häftlinge auf dem Fried­hof Fin­ster­walde gehen. Danach woll­ten wir gemein­sam nach Tröb­itz zum jüdis­chen Fried­hof fahren, wo wir dem „Ver­lore­nen Zug“ gedenken wollen. In dem Zug befan­den sich KZ-Häftlinge aus Bergen-Belsen, welche in Viehwag­gons getrieben mehrere Tage durch Deutsch­land fuhren, bis der Zug wegen ein­er gesprengten Brücke bei Tröb­itz ste­hen bleiben musste, zwei Tage später wurde der Zug durch die Rote Armee befre­it. Zum Schluss sollte die Tour am KZ Schlieben-Berga enden, dort woll­ten wir den ehe­ma­li­gen Häftlin­gen gedenken, die dort für die Wehrma­cht Panz­er­fäuste pro­duzieren mussten. Auf­grund der Coro­na Lage mussten wir die Tour in dieser Form lei­der absagen und haben diese in ein­er etwas kleineren Form auf den 08.05.2020 verlegt.

Am 08.05.2020 trafen wir uns dann zu ein­er kleinen Gedenk­tour, welche sich auf den Raum Fin­ster­walde begren­zte. Wir stell­ten am Geschwis­ter Scholl Denkmal, am Sow­jet­fried­hof, am Denkmal für die deportierten KZ-Häftlinge und am K.P.D. Denkmal für die rus­sis­chen Kriegs­ge­fan­genen Kerzen auf, entroll­ten die „Antifaschis­tis­che Aktion“ Fahne und legten jew­eils eine Gedenkminute ein.
Zum Abschluss trafen wir uns am Spring­brun­nen wo zu DDR Zeit­en das VVN Denkmal ange­bracht war. Dieses wurde nach der Wende ent­fer­nt und durch ein anderes erset­zt. Das neue Denkmal erin­nert aber nicht mehr an die Wider­stand­skämpfer aus Fin­ster­walde, welche sich in ein­er Betrieb­s­gruppe gegrün­det haben und die Befreiung von Fin­ster­walde planten und zusam­men mit der Roten Armee durch­führten. Einige von ihnen wur­den vorher von den Nation­al­sozial­is­ten in KZs deportiert oder ermordet. Wir fordern auch in diesem Jahr wieder die Stadt Fin­ster­walde auf, die Ehrentafel aufzuhän­gen. Das VVN Denkmal stand unter dem Titel „Wir star­ben für Frei­heit und Gerechtigkeit, vol­len­det unsern Kampf“ in diesen Kampf steck­en wir auch heute noch und wer­den diesen weit­er­tra­gen und auch in Zukun­ft entschlossen gegen den Faschis­mus kämpfen!

Eine aus­führlichere Gedenk­tour in die Umge­bung von Fin­ster­walde wir es bald geben. Den Ter­min wer­den wir dann rechtzeit­ig veröf­fentlichen. Weit­er­hin wird die wider­ständi­ge Geschichte von Fin­ster­walde im Laufe des Jahres weit­er aufgear­beit­et und es wer­den weit­ere Aktio­nen folgen.

Abschließend wollen wir sagen, das dass Beispiel der anar­chis­tis­chen und kom­mu­nis­tis­chen Wider­stand­skämpferin­nen und Kämpfer uns zeigt, dass wir heute schon anfan­gen müssen, den antifaschis­tis­chen Selb­stschutz aufzubauen und nicht warten dür­fen, bis es zu spät ist. Der Faschis­mus ist eine Aus­ge­burt des weltweit­en Kapitalismus/Imperialismus, deshalb muss unser Wider­stand und Sol­i­dar­ität auch inter­na­tion­al sein. Die glob­alen Kämpfe gegen Patri­achat, Kap­i­tal und den Staat sind unsere Kämpfe und genau­so sind die Kämpfe, die wir hier führen, die Kämpfe unser GenossIn­nen in anderen Teilen der Welt. In diesem Sinne:

Erin­nern heißt kämpfen
Kein Vergeben, kein Vergessen
Schul­ter an Schul­ter gegen den Faschismus

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Achtung, Geschichtsrevisionist unterwegs!

Am Don­ner­stag tagte erst­mals seit Beginn der Coro­na-Pan­demie wieder die Stadtverord­neten­ver­samm­lung. Auf­grund der Eindäm­mungsverord­nung wurde sich im großen Saal des Kleist-Forums getroffen.

Eben­jene Eindäm­mungsverord­nung bet­rifft uns ger­ade in allen Lebens­bere­ichen. Sowohl unser All­t­ag als auch Beson­der­heit­en wie Feiertage und Fes­tlichkeit­en kön­nen nicht wie gewohnt stat­tfind­en. Ein beson­ders wichtiges Ereig­nis ste­ht uns jedoch unmit­tel­bar bevor: am 8. Mai ist Tag der Befreiung von der Vorherrschaft der Nationalsozialist*innen. Da die üblichen Fes­tlichkeit­en zum Tag der Befreiung in Frank­furt (Oder) nicht stat­tfind­en kön­nen, lud der Stadtverord­neten­vor­sitzende die Anwe­senden dazu ein, am 8. Mai zwis­chen 15–17 Uhr am sow­jetis­chen Ehren­mal an einem stillen Gedenken teilzunehmen.

Doch statt diese Ein­ladung anzunehmen erk­lärt der AfD-Land­tagsab­ge­ord­nete Wilko Möller im Namen der AfD Frank­furt (Oder), dass der 8. Mai für ihn kein Tag der Befreiung ist. So ist der 8. Mai für ihn ein Tag an dem „Vielmehr […] ein Teil des deutschen Volkes in die näch­ste Dik­tatur kat­a­pul­tiert wor­den [1]“ sei.
Hier ver­gle­icht er tat­säch­lich die DDR mit dem Nation­al­sozial­is­mus. Damit sei nicht gesagt, dass in der DDR kein Unrecht geschehen ist oder das Ver­sprechen ein­er sol­i­darischen Gesellschaft ein­gelöst wurde – aber damit sei gesagt das Möller sich für weit­ere wis­senschaftliche, intellek­tuelle und demokratis­che Beiträge selb­st dis­qual­i­fiziert hat.

Nun, wenn der Tag für ihn also eher ein Tag der Nieder­lage wäre, so wäre er doch aber ein Nation­al­sozial­ist – vielle­icht auch nur ein Kol­lab­o­ra­teur, min­destens jedoch kein Demokrat?

Stattdessen gedachte die AfD am 8. Mai, 75 Jahre nach der Befreiung von der Vorherrschaft der Nazis, auf dem Zen­tral­fried­hof den toten deutschen Soldaten.
Utopia e.V. als Bil­dungsvere­in möchte solchen geschichtsvergesse­nen Ten­den­zen in der Gesellschaft ent­ge­gen­wirken. Zu diesem Zwecke ist beispiel­sweise eine Bil­dungs­fahrt zum The­ma Nation­al­is­mus und Anti­semitismus ein­schließlich eines Gedenkstät­tenbe­suchs in den ehe­ma­li­gen Konzen­tra­tionslagern von Auschwitz geplant.[2]
Uns ist des Weit­eren wichtig zu beto­nen, dass revi­sion­is­tis­che Hal­tun­gen, wie sie immer wieder zum Besten gegeben wer­den nicht nur Aus­druck fehlen­der Bil­dung sind, son­dern bewusst aus demokratiefeindlichen, nation­al­is­tis­chen Ide­olo­gien abgeleit­et werden.
So schlossen wir uns dem Aufruf des stillen Gedenkens an dem sow­jetis­chen Ehren­denkmal von 15–17 Uhr des Vor­sitzen­den der SVV anschließen!

[1] https://www.moz.de/landkreise/oder-spree/frankfurt-oder/artikel9/dg/0/1/1800416/

[2] https://utopiaffo.noblogs.org/post/2020/04/22/75-jahre-befreiung-frankfurts-vom-nationalsozialismus-%d1%81%d0%bf%d0%b0%d1%81%d0%b8%d0%b1%d0%be-thank-you-merci-danke/

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Cottbuser Flügelflattern

INFORIOT — Das nun­mehr dritte Jahr in Folge hat die AfD am 1. Mai in der süd­bran­den­bur­gis­chen Großs­tadt Cot­tbus demon­stri­ert. 2018 und 2019 stand die recht­sex­treme Sozialdem­a­gogie im Vorder­grund („Sozial ohne rot zu wer­den“) – dies­mal wurde gegen „Corona“-Wahnsinn mobil gemacht.

Kundgebung an der Stadthalle in Potsdam
Kundge­bung an der Stadthalle in Cottbus

Rund 90 AfDler-Anhän­gerIn­nen und andere Recht­sex­treme waren zu den Aktio­nen zusam­mengekom­men. Um mit dem derzeit­ig eingeschränk­ten Ver­samm­lungsrecht umzuge­hen, wur­den fünf Kundge­bun­gen an Orten in der Cot­tbuser Alt­stadt aus­gerichtet, die von 15 bis 17 Uhr stat­tfan­den. Anmelderin war die AfD­lerin Monique Bud­er, die auch für das recht­sex­treme Bünd­nis „Zukun­ft Heimat“ in Erschei­n­ung tritt und bis vor kurzem als Stadtverord­nete in der hiesi­gen AfD-Frak­tion Mit­glied war.

Eigentümliche Werbung

Flyer für die Kundgebungs-Tour
Fly­er für die Kundgebungs-Tour

Zu den Aktio­nen war eigen­tüm­lich­er Weise fast auss­chließlich und sehr kurzfristig auf inter­nen Kanälen gewor­ben wor­den. Ein Fly­er, der in What­sapp-Grup­pen kur­sierte, erin­nerte optisch ent­fer­nt an „Zukun­ft Heimat“-Werbezettel, doch wed­er dieser Name noch das AfD-Logo waren abge­bildet. Durch diese hastige Mobil­isierung kam nur der engere Kreis des regionalen und Bran­den­burg­er AfD-Milieus zusammen.

Kalbitz trinkt Bier

Star­gast bei den Aktio­nen war der durch seine Neon­azi­ak­tiv­itäten bun­desweit bekan­nte bran­den­bur­gis­che Lan­desvor­sitzende Andreas Kalb­itz. Leg­er plaud­erte er mit seinen Anhän­gerIn­nen, trank Bier, begrüßte Bekan­nte demon­stra­tiv mit Hand­schlag. Fast nie­mand unter den Teil­nehmenden trug Mund­schutz, auf das Hal­ten von Abstand wurde kaum geachtet. Neben Kalb­itz nah­men weit­ere Mit­glieder der Pots­damer AfD-Land­tags­frak­tion an den Aktio­nen teil: Christoph Berndt, Lars Schieske und Daniel Mün­schke – alle­samt durch ihre „Zukun­ft Heimat“-Aktivitäten bekan­nt. Auch dabei war der AfD-Bun­destagsab­ge­ord­nete und Stu­den­ten­verbindungs­mann Stef­fen Kotré.

Rechts-außen: Andreas Kalbitz nippt am Bier
Rechts-außen: Andreas Kalb­itz nippt am Bier

Antisemitische Reden

In den Reden, die gehal­ten wur­den, wurde durchgängig ver­schwörungs­the­o­retisch gegen den „Coro­na-Wahnsinn“ und ange­bliche Inter­essen des Microsoft-Grün­ders Bill Gates gewet­tert. Die Pan­demie wurde herun­terge­spielt und Schutz­maß­nah­men gegen Coro­na als Herrschafts- und Prof­iterzielungs-Instru­mente dargestellt. Die damit ein­herge­hen­den Ein­schränkun­gen der Grun­drechte war allen­falls ein Anlass, keineswegs aber der Kern der AfD-Agi­ta­tion in Cottbus.

Ein Red­ner warnte vor Men­schen „wie George Soros, die da glauben, im Hin­ter­grund ihre Fäden spin­nen zu müssen“. Er war sich sich­er: „Wom­it wir es zu tun haben, ist eine elitäre Clique, die im Hin­ter­grund glaubt, uns seit Jahrtausenden ver­arschen zu können.“

Das ist anti­semi­tis­che Dik­tion wie aus dem Lehrbuch und darf bei ein­er Ver­anstal­tung ein­er Partei wie der bran­den­bur­gis­chen AfD wohl kaum über­raschen. Allerd­ings ist der Wider­spruch zu öffentlichen Bekun­dun­gen der Partei zu Coro­na augen­fäl­lig. Mit Verve hat­te die AfD-Land­tags­frak­tion noch vor weni­gen Wochen die Coro­na-Maß­nah­men der Lan­desregierung als unzure­ichend kri­tisiert. Bran­den­burg sei Schlus­slicht bei den Schulschließun­gen gewe­sen, hat­te Kalb­itz der Lan­desregierung vorge­wor­fen. Auch sei der Gren­zverkehr nach Polen nicht kon­se­quent genug eingeschränkt wor­den, hieß es damals aus der Frak­tion. Lan­des- und auch Bun­desregierung hät­ten „schon viel früher“ auf die Bedro­hungslage reagieren müssen. Die AfD in Bran­den­burg ver­fol­gt in ihrer Coro­na-Poli­tik einen wider­sprüch­lichen Schlingerkurs: Nach innen recht­sex­treme Ver­schwörungsriecherei – nach außen pseu­dosach­liche Kri­tik an den prak­tis­chen Maß­nah­men der Regierung.

Steffen Kotré, Lars Schieske und Andreas Kalbitz im Gespräch
Stef­fen Kotré, Lars Schieske und Andreas Kalb­itz im Gespräch

Neofaschist Hohm tritt wieder im AfD-Kontext in Erscheinung

Bemerkenswert ist, dass als Red­ner in Cot­tbus Jean-Pas­cal Hohm in Erschei­n­ung trat. Der Recht­sex­treme ist seit Jahren in der Bran­den­burg­er AfD aktiv und hat in ver­schiede­nen Posi­tio­nen als Ehre­namtler und bezahlt für die Partei gear­beit­et. Mehrmals schon wurde er von sein­er Partei aus Posten ent­fer­nt, nach­dem immer neue Belege für seine ein­deutig recht­sex­tremen Aktiv­itäten öffentlich bekan­nt und kri­tisiert wur­den. So hat­te er unter anderem an ein­er Reise zu ital­ienis­chen Neo­faschis­ten teilgenom­men, woraufhin er – so wurde offiziell ver­laut­bart – seinen Posten im Vor­stand der Cot­tbuser AfD auf­gab. Mit seinem jet­zi­gen Auftritt in Cot­tbus ste­ht also fest: Da ist er mal wieder.

Rechts im grauen Anzug: Jean-Pascal Hohm.
Rechts im grauen Anzug: Jean-Pas­cal Hohm.

DGB-Banner zerstört

Vor der Kundge­bung auf dem Platz am Stadt­brun­nen wurde ein dort aufge­hängtes Ban­ner des „Deutschen Gew­erkschafts­bun­des“ herun­terg­eris­sen und auf den Boden geworfen.

DGB-Banner auf dem Boden.
DGB-Ban­ner auf dem Boden.

Bei den Kundge­bun­gen flat­terte unter anderem eine Fahne der AfD-Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Alter­na­tive“. Unter den Teil­nehmenden waren zudem einige Per­so­n­en aus der Neon­azi-Szene von Cot­tbus. Unter­wegs war auch der „Identitären“-Aktivist und ehe­ma­lige Land­tags­frak­tion­s­mi­tar­beit­er Paul Meyer.

Junge Alternative Brandenburg auf der Kundgebungs-Tour in Cottbus. Screenshot: Facebook.
Junge Alter­na­tive Bran­den­burg auf der Kundge­bungs-Tour in Cot­tbus. Screen­shot: Facebook.

Hinweise auf Spannungen in der AfD Cottbus

Während die Bran­den­burg­er AfD-Lan­desspitze die Kundge­bun­gen unter­stützte, scheint es in den Niederun­gen der lokalen AfD leichte Bedenken gegen die Demon­stra­tionspoli­tik und die ver­schwörungs­the­o­retis­chen Posi­tio­nen des „Flügel“-treuen Lan­desver­ban­des zu geben. Auf der Face­book­seite der AfD Cot­tbus wur­den die Aktio­nen wed­er bewor­ben noch erwäh­nt. Ein Cot­tbuser AfD-Mit­glied ver­merk­te spitz, dass auch die 1.-Mai-Demonstrationen der Vor­jahre nicht von der Cot­tbuser AfD, son­dern vom Nach­barkreisver­band Spree-Neiße organ­isiert wor­den seien.

Mit Megafon: Monique Buder.
Mit Mega­fon: Monique Buder.

 

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#75Befreiung in Prenzlau und Berlin

2020 jährt sich die bedin­gungslose Kapit­u­la­tion Hitler-Deutsch­lands zum 75. Mal. Wären die Umstände heute nicht so, wie sie ger­ade sind, wür­den wir draußen mit unseren Genoss_innen die Befreiung der Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen und Ravens­brück feiern. Doch auch wenn die zen­tralen Gedenkver­anstal­tun­gen nicht wie geplant stat­tfind­en kön­nen, gibt es immer noch kreative Möglichkeit­en im öffentlichen Raum zu gedenken. Anlässlich des #75Befreiung haben wir in Pren­zlau und in Berlin an Frauen* erin­nert, deren Biografien zum Teil mit dem KZ Ravens­brück ver­woben ist. Sie wur­den ver­fol­gt, weil sie Jüdin­nen waren, weil sie Kom­mu­nistin­nen und Antifaschistin­nen waren und auch, weil sie les­bisch waren.

Wir gedenken
Mar­garete Rosenberg
Elli Smula
Olga Benario-Prestes
Hen­ny Schermann
Hilde Radusch

Trotz Kon­tak­tsperre soll Gedenken weit­er­hin möglich sein! Anlässlich der Befreiung des KZ Ravens­brück hat die Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark e.V. einen Pod­cast auf die Beine gestellt und außer­dem Plakate erstellt, die auf ihrer Web­seite run­terge­laden und auf den Straßen ange­bracht wer­den kön­nen. Danke für diesen wichti­gen Anstoß! Auch die Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstätte hat ihr Gedenken online ver­lagert. In den weit­eren Wochen wer­den weit­ere Aktio­nen on- sowie offline fol­gen. Stay tuned!

Margarete Rosenberg und Elli Smula

Der Stolperstein von Elli Smula in der Singerstraße in Berlin ist wegen einer Baustelle erst nächstes Jahr wieder zu sehen
Der Stolper­stein von Elli Smu­la in der Singer­straße in Berlin ist wegen ein­er Baustelle erst näch­stes Jahr wieder zu sehen

Mar­garete Rosen­berg (geb. Qued­nau) und Elli Smu­la wur­den bei­de im Som­mer 1940 bei den Berlin­er Verkehrs­ge­sellschaft (BVG) dien­stverpflichtet. Im Sep­tem­ber 1940 erstat­tete ein_e Kolleg_in oder Vorgesetzte_r bei der Gestapo Anzeige gegen die bei­den, woraufhin diese eine einge­hende Unter­suchung und schließlich ‚Schutzhaft‘ anord­nete. Auf dem erhal­ten gebliebe­nen Schutzhaft­be­fehl von Mar­garete Rosen­berg ist „staatsab­träglich­es Ver­hal­ten“ als Begrün­dung ver­merkt, die Schutzhaft-Karteikarte besagt, sie habe „die Arbeit ver­nach­läs­sigt“. Ihnen wurde ange­lastet, „regen Verkehr mit Kam­eradin­nen ihres Betriebes in les­bis­ch­er Hin­sicht unter­hal­ten“ zu haben, „wodurch der Betrieb des Straßen­bahn­hofs Trep­tow stark gefährdet“ würde. Am 30. Novem­ber 1940 wur­den bei­de in das Konzen­tra­tionslager Ravens­brück deportiert. Dort wur­den sie zunächst als ‚asoziale‘, dann aber als poli­tis­che Häftlinge reg­istri­ert. Als Ergänzung taucht zudem der Ver­merk „les­bisch“ auf. Mar­garete Rosen­berg über­lebte die Haftzeit von mehr als vier Jahren mit schw­eren gesund­heitlichen Schä­den und starb 1985. Elli Smu­la kam 1943 in Ravens­brück um.

Quelle: https://sexualityandholocaust.files.wordpress.com/2018/09/claudia-pc3bcnjer.pdf

Olga Benario-Prestes

Olga Benario wird am 12. Feb­ru­ar 1908 als Tochter ein­er jüdis­chen Fam­i­lie in München geboren. Bere­its in den Münch­en­er Polizeiak­ten wird sie als „kom­mu­nis­tis­che Agi­ta­torin“ geführt. Mit 17 Jahren zieht sie nach Berlin-Neukölln und ist im Kom­mu­nis­tis­chen Jugend­ver­band (KJVD) aktiv. In Berlin-Neukölln wird sie bald zum Star der lokalen Kom­mu­nis­tis­chen Jugend und demon­stri­ert ihre Zivil­courage in einem Coup, der in den Berlin­er Zeitun­gen Schlagzeilen macht: Am 11. April 1928 führt sie den bewaffneten Über­fall des Gerichtssaals im Moabiter Gefäng­nis an und schafft es, den wegen Hochver­rats angeklagten Otto Braun zu befreien. Mit falschen Pässen erre­ichen Braun und Benario ein paar Tage später Moskau.

Ihre Beziehung bricht 1931 ab, weil Benario Brauns Eifer­sucht­san­fälle klein­bürg­er­lich find­et. 1935 reist sie auf Anord­nung der Kom­mu­nis­tis­chen Inter­na­tionale von Moskau aus mit dem brasil­ian­is­chen Rev­o­lu­tionär Luís Car­los Prestes nach Rio de Janeiro. Der von Prestes und der Kom­mu­nis­tis­chen Partei 1935 in Brasilien ini­ti­ierte rev­o­lu­tionäre Auf­s­tand scheit­ert. Olga und Luís Car­los Prestes wer­den 1936 ver­haftet. Trotz inter­na­tionaler Proteste wird Olga Benario hochschwanger im Sep­tem­ber 1936 von den brasil­ian­is­chen Behör­den an die Gestapo aus­geliefert. Im Frauenge­fäng­nis Barn­im­straße kommt ihre Tochter Ani­ta Leocá­dia am 27. Novem­ber 1936 zur Welt. Anfang 1938 wird Olga Benario von ihrer Tochter getren­nt, kommt in das Frauenkonzen­tra­tionslager Licht­en­burg und muss drei Jahre im KZ Ravens­brück ver­brin­gen bevor sie 1942 im Tode­strakt der „Heil- und Pflegeanstalt“ Bern­burg durch Kohlen­monox­id ermordet wird. Die Skulp­tur der Tra­gen­den von Will Lam­mert auf dem Gelände der Mahn- und Gedenkstätte Ravens­brück hat Olga Benario zum Vorbild.

Quelle: https://galerie-olga-benario.de/olga-benario/olgas-leben

Henny Schermann

Hen­ny Scher­mann wurde 1912 geboren und lebte in Frank­furt am Main. Ihre Eltern besaßen einen Schuh­laden, den sie auf­grund anti­semi­tis­ch­er Boykotte aufgeben mussten. Ab 1935 arbeit­ete Scher­mann als Verkäuferin und hat­te einen Sohn, Wal­ter Scher­mann. Am 13. Jan­u­ar 1940 wird sie unter nicht gek­lärten Umstän­den ver­haftet und im März 1940 in das KZ Ravens­brück ein­geliefert. Ein möglich­er Anlass ihrer Ver­haf­tung kön­nte eine Razz­ia in einem les­bis­chen Lokal gewe­sen sein. Dies ergibt sich aus ein­er Notiz des KZ-Arztes Friedrich Men­necke: „Jen­ny Sara Scher­mann, 19.02.12. Ffm, ledig, Verkäuferin in Ffm. Trieb­hafte Les­bierin, verkehrte nur in solchen Lokalen. Ver­mied den Namen ‚Sara’. Staaten­lose Jüdin.“ Am 10. Okto­ber 1940 wurde Hen­ny Scher­mann vom Konzen­tra­tionslager Ravens­brück in das Gerichts­ge­fäng­nis Pren­zlau über­führt. Den Angaben auf der Karteikarte zufolge wurde sie durch Urteil des Amts­gerichts Frank­furt a. Main vom 14. Juni 1940 wegen „Verge­hen gegen §§ 3 und 4 des Geset­zes vom 17.8.38“ zu ein­er Haft­strafe von zehn Tagen verurteilt. Dieses Gesetz bein­hal­tete, dass jüdis­che Men­schen ab dem 01. Jan­u­ar 1939 ihren Vor­na­men den Zwangsna­men „Sara“ bzw. „Israel“ hinzufü­gen mussten. Ende Okto­ber 1940 wurde sie wieder in das KZ Ravens­brück zurück­ge­bracht und von dort am 30. Mai 1942 in die Euthanasie- und Tötungsanstalt Bern­burg trans­portiert und ermordet.

Quelle: https://sexualityandholocaust.files.wordpress.com/2018/09/claudia-pc3bcnjer.pdf

Hilde Radusch

Hilde Radusch (geb. 6.11.1903 in Alt­damm, gestor­ben am 2.8.1994 in Berlin) ver­lässt im Alter von 18 Jahren ihr kon­ser­v­a­tives Eltern­haus in Weimar und zieht alleine nach Berlin, um sich dort im Kom­mu­nis­tis­chen Jugend­ver­band, später in der KPD, speziell im Roten Frauen- und Mäd­chen­bund, zu engagieren. Mit nur 26 Jahren wird sie für die näch­sten drei Jahre Stadtverord­nete für die Berlin­er KPD. Nach den Wahlen 1932, die große Stim­mengewinne der Nazis mit sich brin­gen, beteiligt sich Hilde Radusch zunächst noch am Auf­bau ein­er ille­galen Postleitung, was jedoch durch ihre Ver­haf­tung am 6.4.1933 unter­bun­den wird. Aus der “Schutzhaft” im Frauenge­fäng­nis in der Barn­im­strasse wird sie ent­lassen, noch bevor die Über­stel­lung poli­tis­ch­er Gefan­gener in ein KZ der Regelfall wurde. 1939 ver­liebt sie sich in Eddy, eine Nach­barin in der Oranien­burg­er Straße, die für die näch­sten 21 Jahre ihre Lebens­ge­fährtin wird. Hilde Radusch küm­mert sich um die Beschaf­fung der stark rationierten Lebens­mit­tel und organ­isiert Unter­schlupf für aus dem Gefäng­nis ent­lassene Frauen. For­t­an taucht sie mit Eddy in Prieros (Königs Wuster­hausen) unter und ver­bringt dort die let­zten Kriegstage in ein­er Holzhütte. Nach Kriegsende arbeit­et Hilde Radusch für das Bezirk­samt in der Abteilung “Opfer des Faschismus”.

Quelle: https://www.spinnboden.de/gedenken-erinnern/hilde-radusch.html

 

Nie Opfer, immer Kämpferin“ – Hilde Radusch
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!

 

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