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Cottbus und die Lausitz als Inbegriffe rassistischer Mobi

Cottbus und die Lausitz als Inbegriffe rassistischer Mobilisierung

Was wird uns von 2019 in Erin­nerung bleiben? Für den Jahres­rück­blick befra­gen wir zivilge­sellschaftliche Ini­tia­tiv­en über die Sit­u­a­tion in ihrem Bun­des­land. Heute: Bran­den­burg mit dem Opfer­per­spek­tive e.V. , Beratungsstelle für Betrof­fene rechter Gewalt.

2019 wurde in Bran­den­burg gewählt: Kom­mu­nale Par­la­mente, Bürgermeister*innen und – wie auch in Sach­sen und Thürin­gen – ein neuer Land­tag. Die extrem rechte AfD erlangte bei der Land­tagswahl 23,5 % der Zweit­stim­men und stellt nun die zweit­stärk­ste Frak­tion. Gegenüber der rot-schwarz-grü­nen Lan­desregierung bildet sie die größte Oppo­si­tion­spartei. So weit, so bekan­nt. Dieser Text soll keine Wahlanalyse darstellen, son­dern ein paar Schlaglichter auf die extrem recht­en Aktiv­itäten und Net­zw­erke im zurück­liegen­den Jahr werfen.

 Keine andere extrem rechte Partei hat es seit 1990 in Bran­den­burg geschafft, das Wäh­ler­poten­zial für ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che und anti­semi­tis­che Posi­tio­nen so für sich zu nutzen, wie die AfD in 2019: Im Mai ist sie flächen­deck­end in die Gemein­den, Städte und Kreistage einge­zo­gen; in Cot­tbus, Spree-Neiße und Märkisch-Oder­land wurde sie sog­ar stärk­ste Partei. Im Sep­tem­ber entsch­ieden sich dann fast ein Vier­tel der Wäh­len­den für die recht­saußen Partei. An der fehlen­den Aufk­lärung über die AfD kön­nen diese hohen Wahlergeb­nisse nicht gele­gen haben. Gewählt wurde die AfD trotz und wegen ihrer extrem recht­en Verbindun­gen. So wurde etwa über Cot­tbus als Sam­melpunkt für neon­azis­tis­che Musik­er, rechte Fußball­hooli­gans, Kampf­s­portler und andere rechte Organ­i­sa­tio­nen umfänglich berichtet. Cot­tbus und die Lausitz sind inzwis­chen zum Inbe­griff ras­sis­tis­ch­er Mobil­isierung in Bran­den­burg gewor­den[1]. Mit der Nominierung von Christoph Berndt, ein­er der Haup­tini­tia­toren der Cot­tbuser Proteste, auf Platz 2 der Lan­desliste für die Land­tagswahl würdigte die AfD die außer­par­la­men­tarische Rechte. Die Liste der Kandidat*innen und gewählten Abge­ord­neten zeigt: In der AfD ver­sam­melt sich ein bre­ites extrem recht­es Net­zw­erk. Es reicht von den ras­sis­tis­chen Protesten des Vere­ins Zukun­ft Heimat in Cot­tbus von Süd­bran­den­burg bis zur Beteili­gung von AfD-Politiker*innen an Nazi­aufmärschen in der Uck­er­mark im Nor­den Brandenburgs.

Verschiebung von Süden …

Die Opfer­per­spek­tive lis­tet seit knapp 20 Jahren sys­tem­a­tisch die recht­en Gewalt­tat­en im Land auf. 2019 ist erst­mals seit vier Jahren ein deut­lich­er Rück­gang der Angriff­szahlen zu verze­ich­nen. In den ver­gan­genen Jahren gehörte beson­ders die Stadt Cot­tbus zu den Schw­er­punk­ten rechter Gewalt. In diesem Jahr nah­men im Süden Bran­den­burgs die Angriffe ab. Eine Ver­lagerung in die par­la­men­tarische Arbeit spielt dabei sich­er eine Rolle. Einen wesentlicheren Ein­fluss wird dabei die Repres­sion gegen Teile der extrem rechte Szene haben, die sich ins­beson­dere in ein­er Großrazz­ia gegen lokale Hooli­gan-Kreise der Kampfge­mein­schaft Cot­tbus nieder­schlug. Dabei sorgte vor allem jour­nal­is­tis­che, zivilge­sellschaftliche und poli­tis­che Aufmerk­samkeit auf die extrem recht­en Entwick­lun­gen im Süden des Lan­des für Hand­lungs­druck bei den Strafver­fol­gungs­be­hör­den. Wir gehen lei­der davon aus, dass dieser Rück­gang nur tem­porär ist, zumal die Jus­tiz in Cot­tbus seit langem nicht mit den Gerichtsver­fahren hin­ter­herkommt und damit ein Gefühl der Straf­frei­heit an die Täter*innen ver­mit­telt. Immer wieder mah­nt die Opfer­per­spek­tive eine kon­se­quente juris­tis­che Ver­fol­gung an.

In Cot­tbus erlangte die AfD über­durch­schnit­tliche Wahlergeb­nisse und stellt in der Stadtverord­neten­ver­samm­lung die stärk­ste Frak­tion. Die Andro­hun­gen der extrem Recht­en gegen die Klimaproteste von Ende Gelände am let­zten Novem­ber­woch­enende zeigen, wie selb­st­be­wusst die extreme Rechte auch weit­er­hin in der Lausitz ist. Neben Gewalt- und Mor­daufrufen in sozialen Medi­en gehörte auch ein Trans­par­ent dazu. Es war von Teilen der Fan­szene des FC Energie Cot­tbus eine Woche zuvor mit dem Spruch „Wann Ende im Gelände ist, bes­timmt nicht ihr! Unsere Heimat – unsere Zukun­ft! Ende Gelände zer­schla­gen“ bei einem Fußball­spiel in Cot­tbus gezeigt. Für Auf­se­hen sorgte zudem ein Graf­fi­ti, gemalt von offen­bar recht­en Polizis­ten, das zuerst „Stoppt Ende Gelände“ titelte und anschließend – nach­dem die Beteiligten zum Über­stre­ichen der Wand ver­don­nert wur­den – das extrem rechte Kürzel „DC!“, welch­es für „Defend Cot­tbus“ ste­ht, hin­ter­ließen. Dass sich die Anfein­dun­gen gegen die Klimabe­we­gung und ihre Aktiv­itäten in der Lausitz richt­en, ist insofern nicht ver­wun­der­lich, ist doch der Braunkohleab­bau ein bes­tim­mender Fak­tor für die regionale Wirtschaft. Auch im Wahlkampf nutzte die AfD das The­ma und set­ze sich deut­lich für den Erhalt der Braunkohle ein. In einem von der Opfer­per­spek­tive begleit­eten Fall, ging die Feind­schaft gegenüber Klimaaktivist*innen von Bedro­hung in kör­per­liche Gewalt über: Bei ein­er Live-Aufze­ich­nung des Rund­funk Berlin-Bran­den­burg (RBB) auf dem Cot­tbuser Alt­markt zum The­ma Kohleausstieg schlug eine Kohle-Befür­wor­terin ein­er jun­gen Frau, die sie als Kli­maak­tivistin aus­machte, zweimal ins Gesicht.

…in den Norden

Während in den Vor­jahren Süd­bran­den­burg die Sta­tis­tik rechter Gewalt anführte, übern­immt in 2019 zunehmend der Nor­den des Lan­des diese Rolle. Schon 2018 war die Uck­er­mark ein­er der Schw­er­punk­te, ins­beson­dere bei ras­sis­tis­chen Angrif­f­en. Auch in diesem Jahr sind die Städte Anger­münde, Pren­zlau, Schwedt und Tem­plin immer wieder Schau­platz von recht­en Angrif­f­en. Anfang des Jahres hat­te der polizeiliche Staatss­chutz deswe­gen das Per­son­al aufge­stockt. Häu­fig sind die Gewalt­tat­en im Nor­den Bran­den­burgs ras­sis­tis­che Gele­gen­heit­stat­en von unor­gan­isierten Grup­pen oder Einzeltäter*innen.

Unter den mut­maßlichen Täter*innen find­en sich aber auch ehe­mals organ­isierte Neon­azis und bekan­nte rechte Mörder. Ein­er ist Mar­co S., der zusam­men mit zwei weit­eren Tätern den damals 16-jähri­gen Mar­i­nus Schöberl aus Pot­zlow tötete. Er soll im Juni diesen Jahres mit einem weit­eren Täter einen 24-jähri­gen Syr­er in Pren­zlau ange­grif­f­en und ras­sis­tisch beschimpft haben. Der andere Angreifer soll dabei ein Jagdmess­er aus seinem Ruck­sack gezo­gen haben. Im April wurde Mar­co S. für das Zeigen sein­er Hak­enkreuz-Tätowierung am Unteruck­ersee zu ein­er Bewährungsstrafe verurteilt. Auch andere bekan­nte Neon­azis find­en sich bei recht­en Gewalt­tat­en wieder: In Bad Freien­walde (Märkisch-Oder­land) wur­den ehe­ma­lige Aktive der Kam­er­ad­schaft Märkisch Oder Barn­im wegen eines ras­sis­tis­chen Angriffs verurteilt. In Neu­rup­pin begin­nt derzeit ein Prozess gegen eine Gruppe von Neon­azis, die den Freien Kräften Prig­nitz nah­este­hen, wegen eines ras­sis­tis­chen Angriffs in Witt­stock (Ost­prig­nitz-Rup­pin).

Anders als im Süden find­en sich im Nor­den eher lose miteinan­der ver­bun­dene Struk­turen, auch öffentliche Ver­samm­lun­gen sind sel­tener. Bei den weni­gen Events find­en die ver­schiede­nen Spek­tren der extrem Recht­en zusam­men: An ein­er neon­azis­tis­chen Demon­stra­tion in Tem­plin im Feb­ru­ar beteiligten sich auch AfD-Aktivist*innen. Kreisvor­standsmit­glied Arib­ert Christ mobil­isierte zuvor auf ein­er Kundge­bung des AfD-Poli­tik­ers Lars Gün­ther in Eber­swalde für den Nazi­auf­marsch. Die neon­azis­tis­che Kle­in­st­partei Der Dritte Weg, die in der Uck­er­mark ihren Aktion­ss­chw­er­punkt hat, war auch in diesem Jahr auf „nation­al­rev­o­lu­tionär­er Streife“. Auch die NPD bewirbt unter „Schutz­zone“ ihr Konzept ein­er recht­en Bürg­er­wehr. Zwar sind diese Aktio­nen häu­fig vor allem eine medi­ale Insze­nierung, doch wirkt diese als Botschaft an andere extreme Rechte und sollte auf­grund ihres recht­ster­ror­is­tis­chen Poten­zials, wie es das Bun­desin­nen­min­is­teri­um in ein­er par­la­men­tarischen Anfrage nen­nt[2], nicht unter­schätzt werden.

Ein Beispiel recht­en Ter­rors beschäftigte uns im Früh­som­mer erneut. Die Grup­pierung Nord­kreuz, die schon zwei Jahre zuvor bekan­nt wurde, legte Lis­ten an, auf denen sich Engagierte, die sich gegen Rechts und für Geflüchtete ein­set­zen, wieder­fan­den. Dabei han­delte es sich sowohl um Politiker*innen als auch um Pri­vat­per­so­n­en. Verbindun­gen soll die Gruppe, die maßge­blich in Meck­len­burg-Vor­pom­mern aktiv war, auch im Nord­west­en Bran­den­burgs gehabt haben. Als Mitte Juni neue, erschreck­ende Details zu den Aktiv­itäten veröf­fentlicht wur­den, waren erst einige Tage seit dem Mord am CDU-Poli­tik­er Wal­ter Lübcke ver­gan­gen. Obwohl rechter Ter­ror aus diesem trau­ri­gen Anlass erneut ins öffentliche Bewusst­sein rück­te, wur­den Betrof­fene der „Fein­deslis­ten“ erst auf zivilge­sellschaftlichen Druck hin informiert. 

Baseballschläger-Jahre

Beson­ders rel­e­vant für den Land­tagswahlkampf der AfD war der Ver­gle­ich der heuti­gen poli­tis­chen Sit­u­a­tion mit der der DDR zur ihrem Ende. „Der Osten“ solle, so der Wun­sch der AfD, an die Proteste aus dem Herb­st 1989 anschließen und gegen die „Merkel-Dik­tatur“ auf­begehren. Dass sich die AfD-Wähler*innen nicht an der Instru­men­tal­isierung der Wen­denar­ra­tive durch die Partei­funk­tionäre aus West­deutsch­land störten, lässt sich angesichts der Wahlergeb­nisse bilanzieren. Was die Beschäf­ti­gung mit diesen Nar­ra­tiv­en und der Umbruch­szeit zu Beginn der 1990er Jahre in Erin­nerung brachte: Die hoch­poli­tis­chen Zeit­en, in denen ras­sis­tis­che Angriffe und Anschläge alltäglich waren, neon­azis­tis­che Struk­turen wach­sen kon­nten und ihnen poli­tisch und sozialar­bei­t­er­isch der Kopf gehätschelt wurde, prägten eine ganze Gen­er­a­tion von Recht­en. Diese Base­ballschläger-Jahre, benan­nt nach dem Hash­tag #base­ballschlaeger­jahre, den der Jour­nal­ist Chris­t­ian Ban­gel auf Twit­ter ein­führte, wur­den durch Erfahrungs­berichte von Betrof­fe­nen aus ver­schiede­nen Orten Bran­den­burgs in den let­zten Monat­en wieder in Erin­nerung gerufen. Es sind die ersten Jahre der 1990er, in denen beson­ders viele Men­schen aus ras­sis­tis­chen, anti­semi­tis­chen, homo­sex­uellen- und trans­feindlichen sowie sozial­dar­win­is­tis­chen Motiv­en getötet wer­den. Die Opfer­per­spek­tive erin­nert mit ein­er Wan­der­ausstel­lung an die Opfer rechter Gewalt in der gesamten Bun­desre­pub­lik[4]. In diesem Jahr kom­men der Mord an Wal­ter Lübcke in Kas­sel und die Morde an Jana Lange und Kevin S. in Halle hinzu (alle Infor­ma­tio­nen zur Ausstel­lung und zur Auslei­he: www.opfer-rechter-gewalt.de)

 

[1]              Aus­führlich ist dies in der Broschüre „Was inter­essiert mich denn Cot­tbus?“ Dynamiken rechter Formierung in Süd­bran­den­burg: der Vere­in Zukun­ft Heimat, an der unsere Mitar­beit­er Josch­ka Fröschn­er mitwirk­te, nachzulesen.

[2]              Kleine Anfrage der Abge­ord­neten Ulla Jelp­ke u. a. und der Frak­tion DIE LINKE. Recht­sex­trem bee­in­flusste Bürg­er­wehren ST-Druck­sache 19/13969

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Flucht & Migration Geschichte & Gedenken

Doppelt heimatlos?

Die Ost­deutsche viet­name­sis­ch­er Herkun­ft Ange­li­ka Nguyen (Jahrgang 1961) for­muliert als Filmemacherin und Autorin ihre Per­spek­tive auf  Ost­deutsch­land, auf Ras­sis­mus als Erfahrung, auf die Mon­tags­demos in Leipzig und auf die Frage, ob nur der Osten rechts sei. Sie erzählt vom Dreh ihres Doku­men­tarfilms in der insta­bilen Zeit nach dem Mauer­fall, der Entste­hung ihrer auto­bi­ographis­chen Essays, von Redakteur*innen mit Migra­tionsh­in­ter­grund und ihrer Ent­deck­ung, dass Ho-Chi-Minh nicht der Held aller Vietnames*innen ist.

Koray Yıl­maz-Günay ist Aktivist, Ver­leger und Mitar­beit­er des Flüchtlingsrat Brandenburg.

Ver­anstal­tet von der Antidiskri­m­inierungs­ber­atung Bran­den­burg / Opfer­per­spek­tive e.V.
Gefördert vom Bun­desmin­is­teri­um für Fam­i­lie, Senioren, Frauen und Jugend im Rah­m­men des Bun­de­spro­gramms Demokratie leben! sowie durch die Lan­deshaupt­stadt Pots­dam. Präsen­tiert durch das Bünd­nis “Pots­dam! beken­nt Farbe”

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order

Gedenkveranstaltungen zum Gedenken an die Novemberpogrome

In diesem Jahr gab es erst­ma­lig zwei Gedenkver­anstal­tun­gen, um an die Schreck­en der Novem­ber­pogrome zu erinnern.

Gedenken am ehe­ma­li­gen jüdis­chen Altenheim in Babelsberg

Bei ein­er Ver­anstal­tung am Vor­mit­tag wurde an einem authen­tis­chen Ort der Shoa, dem ehe­ma­li­gen jüdis­chen Altenheim in der Spitzweg­gasse 2a, gedacht. Von hier aus gin­gen 1943 die let­zten Trans­porte aus Pots­dam in die Ver­nich­tungslager. In den Rede­beiträ­gen wurde auf die Enteig­nun­gen in Neu-Babels­berg einge­gan­gen und welche Orte seit 1933 von NS-Verbänden
beset­zt und bewohnt wor­den sind. Anschließend wur­den von ca. 30 Men­schen am Gedenkstein Blu­men und Kränze niedergelegt, sowie mit ein­er Schweigeminute der Novem­ber­pogrome gedacht.

Gedenken am OdF Mahnmal

Um 19 Uhr trafen sich unge­fähr 200 Leute am Denkmal für die Opfer des Faschis­mus am Platz der Ein­heit. In mehreren Beiträ­gen wurde an die Geschehnisse der  Novem­ber­pogrome erin­nert und ein Gedicht von Hali­na Biren­baum ver­lesen. Ein Rede­beitrag von der Emanzi­pa­torischen Antifa Pots­dam kennze­ich­nete die lange Tra­di­tion von Anti­semitismus, auch vor 1933, in Deutsch­land und dass dieser bis heute tief in der Gesellschaft ver­ankert ist.
Dazu  sagt Lisa Redlich von der EAP „Gedenken ist nicht nur das
Erin­nern an  ein bes­timmes Ereigniss oder an eine bestimmte
Begeben­heit. Es ist auch  wichtig zu betra­cht­en wie es zu dem Ereig­nis gekom­men ist und dann daraus auch die Schlüsse auf das hier und heute zu ziehen“ Den Rede­beitrag find­en sie weit­er unten in der kom­plet­ten Länge.

Respekt- und würde­los­es Ver­hal­ten der Polizei Brandenburg 

Dass die Polizei Bran­den­burg jegliche Würde ver­loren hat, zeigte sich gestern mal wieder. Ein Gedenken von Opfer­ver­bän­den und
Antifaschisten*innen zu stören, in dem sie einen Verantwortlichen
wollen, ist ein Skan­dal und zeigt, dass sie jegliches
Geschichtsver­ständ­nis ver­mis­sen lassen. In Bran­den­burg müssen
Gedenkver­anstal­tun­gen nicht angemeldet wer­den, weshalb ihre Nach­frage wie eine Pro­voka­tion und Schikane wirkte.

Fotos unter: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/49040300236/in/album-72157711714431958/

Rede­beitrag der EAP:

Heute ste­hen wir wieder hier am Mah­n­mal für die Opfer des Faschismus.
Jedes Jahr müssen wir erneut fest­stellen, wie wichtig eine aktive
Gedenkkul­tur ist und wie wichtig es ist aus dem Gedenken Rückschlüsse auf das hier und heute zu ziehen! Vor exakt einem Monat, dem 9.10.2019 kam es zu einem neon­azis­tis­chen Angriff auf eine Syn­a­goge in Halle.
Dabei star­ben zwei Men­schen. Der Angriff, der am jüdis­chen Feiertag Jom Kip­pur stat­tfand, zielte klar gegen Jüdin­nen und Juden.

Der 9.11. ist ein Datum von her­aus­ra­gen­der Bedeu­tung. Vor 81 Jahren wur­den Syn­a­gogen und Geschäfte jüdis­ch­er Men­schen zer­stört, Men­schen wur­den ver­haftet und ermordet. Auch hier direkt hin­ter uns wurde die Syn­a­goge geplün­dert und aus­ger­aubt. Keine 100 Meter weit­er links wurde das Geschäft von Abra­ham Kall­mannsohn in der Schw­ert­fegerstraße 1 geplün­dert und er wurde im KZ Sach­sen­hausen interniert. An diese Gräueltat­en zu erin­nern ist die Ver­ant­wor­tung der­er wir uns heute annehmen müssen. Erin­nern heißt nicht vergessen.

Der 9.11.1938 war Test­lauf und Start­punkt für die spätere sys­tem­a­tis­che Ver­nich­tung durch Massen­er­schießun­gen in Osteu­ropa und Ver­ga­sun­gen in den Konzen­tra­tionslagern. Nach dem 9.11.1938 war klar, dass gegen anti­semi­tis­che Het­ze und Gewalt­tat­en aus der deutschen Bevölkerung nicht  mit Wider­stand zu rech­nen war – ganz im Gegenteil!
Die Aneig­nung von und Auseinan­der­set­zung mit der Geschichte muss bis in unsere Gegen­wart hinein­re­ichen! Auch wenn Deutsch­land 1945 besiegt wurde, ist der Anti­semitismus in  großen Teilen der Gesellschaft verblieben und erneuert sich unen­twegt. Alleine im let­zten Jahr gab es 1.799 doku­men­tierte anti­semi­tis­che Angriffe. Das sind 5 anti­semi­tis­che Angriffe am Tag!

Dieser mod­erne Anti­semitismus hat eine lange Tra­di­tion in Deutsch­land. Schon Jahrzehnte bevor die Nationalsozialist*innen die Macht in die Hände gelegt beka­men. So kam es beispiel­sweise schon 1916, mit­ten im ersten Weltkrieg, zu soge­nan­nten „Juden­zäh­lun­gen“ in der Reich­swehr. Mit  dieser Zäh­lung sollte gek­lärt wer­den, ob Juden ihre soge­nan­nten „vater­ländis­chen“ Pflicht­en in aus­re­ichen­der Zahl erfüll­ten. Die Ergeb­nisse dieser staat­sof­fiziellen Unter­suchung wur­den nicht an die
große Glocke gehangen, denn von den 500.000 deutschen Juden diente 1/5 in der Reich­swehr. Die für „Kaiser und Vater­land“ kämpfend­en Juden erhofften sich durch ihren Kampfein­satz die volle Gle­ich­berech­ti­gung und  Anerken­nung der deutschen Gesellschaft zu erkämpfen. Aber noch nicht ein­mal unter Ein­satz ihres Lebens war ihnen dies möglich. Sie gal­ten weit­er­hin als Pro­jek­tions­fläche. Alle Auswüchse und Missstände des sich
etablieren­den Kap­i­tal­is­mus wur­den mit ihnen iden­ti­fiziert und somit per­son­al­isiert. Ein Umstand, der aus der kapitalistischen
Waren­pro­duk­tion und dem ihr notwendi­gen falschen All­t­ags­be­wusst­sein erwächst. Dabei war für die Anti­semiten uner­he­blich, was Juden in der Real­ität tat­en oder wer sie waren. Denn, wie Adorno so tre­f­fend for­mulierte: „Der Anti­semitismus ist das Gerücht über den Juden.“

Nach der Beendi­gung des ersten Weltkrieges durch die Kapit­u­la­tion des deutschen Reich­es nahm der Anti­semitismus fol­glich nicht ab. Im Gegen­teil, auch die Auf­stände und Massen­streiks der Jahre 1918 und 1919 wur­den nicht lediglich auf eine kriegsmüde, nach Brot und Frei­heit strebende Bevölkerung zurück­ge­führt, son­dern von Beginn an gal­ten die Urheber*innen als „jüdis­che Bolschewist*innen“. Und entsprechend hart wurde mit ihnen umgegangen.

Liebe Zuhörende, der 9. Novem­ber ist nicht nur der Tag an dem wir der Reich­s­pogrom­nacht mit ihren Schreck­en und grausamen Fol­gen gedenken. Wir gedenken auch der Tausenden Toten die von Freiko­rps ermordet wur­den. Diese Freiko­rps bestanden zumeist aus ehe­ma­li­gen Sol­dat­en, die sich nach der deutschen Nieder­lage zum Schutz eines reak­tionären Deutsch­lands zusam­men schlossen. Sie unter­standen dem dama­li­gen SPD-Vertei­di­gungsmin­is­ter Noske und han­del­ten auf seinen Befehl. So auch als sie in Berlin im März 1919 ein Mas­sak­er an linken Proletarier*innen anrichteten. Damals flo­gen erst­mals Flugzeuge Luftan­griffe und schmis­sen Brand­bomben auf Wohn­vier­tel. Maschi­nengewehre wur­den in
belebten Straßen einge­set­zt. Diese Gewalt über­traf in ihrer Stärke und Durch­schlagskraft die vorher einge­set­zte rev­o­lu­tionäre Gewalt um ein Hun­dert­fach­es. Wur­den während der Novem­ber­rev­o­lu­tion 1918 nur Wenige getötet, fie­len der ent­fes­sel­ten Gewalt der Freiko­rps allein im März 1919 in Berlin 1.200 Men­schen zum Opfer: größ­ten­teils Zivilist*innen. An  diesen Gewal­taus­brüchen waren auch Pots­damer Freiko­rps beteiligt. Zu nen­nen sind hier das Freiko­rps Pots­dam und das Freiko­rps Hülsen, beide
waren in Pots­dam sta­tion­iert. Das Pots­damer Freiko­rps Hülsen ging später  als Teil der 3. Infan­terie Divi­sion in der Wehrma­cht auf und war unter anderem am Über­fall auf Polen im Jahr 1939 beteiligt.

Es dürfte also nie­man­den der Anwe­senden ver­wun­dern, wenn sich die Ange­höri­gen und die Kom­mandieren­den der Pots­damer Freiko­rps oder ander­er Freiko­rps Ver­bände später den Nazis anschlossen oder sog­ar an deren Spitze stellten.

In der Zeit nach Beendi­gung des 1. Weltkrieges und vor der Machtüber­gabe  an die NSDAP fühlten sich auch schon ver­schiedene Täter (es waren und sind ja meist Män­ner) dazu berufen Morde und Mas­sak­er an ver­meintlichen oder realen Gegner*innen zu bege­hen. Damals wie heute han­delt es sich bei den Tätern ange­blich um Einzeltäter. Damals wie heute sind diese Men­schen einge­bun­den in ein poli­tis­ches Umfeld das geprägt ist von Unter­gangsäng­sten und Bedro­hungsszenar­ien. Damit wirre Ideen aber zu Tat­en wer­den, braucht es mehr: Es braucht eine indif­fer­ente oder sich sog­ar pos­i­tiv auf die Tat­en beziehende Bevölkerung und es braucht einen Staat, welch­er die anti­ju­dais­tis­che, die anti­semi­tis­che, die faschis­tis­che oder ras­sis­tis­che Bedro­hung kon­fton­ta­tion­s­los hinnimmt.
Hierzu braucht es weit­er­hin eine Gesellschaft in der die
gesellschaftlichen Beziehun­gen der Men­schen nicht bewusst geregelt sind, sich die Men­schen in freier Konkur­renz als Privateigentümer*innen gegenüber­ste­hen und men­schlich­es Han­deln  lediglich als per­sön­lich­es Fehlver­hal­ten aus­gelegt wird,begründet durch per­sön­liche Überzeu­gung oder Abstam­mung. Die gesellschaftlichen Ver­hält­nisse haben sich seit­dem nie grundle­gend geändert!

Angesichts des im Bran­den­burg­er Land­tag sitzen­den bayrischen Neon­azis Kalb­itz, der bis heute nicht ver­bote­nen rechts-ter­ror­is­tis­chen Organ­i­sa­tion Com­bat 18 oder der wei­thin bekan­nten Unter­stützung (neo)nazistischer Grup­pen durch Teile des deutschen Sicher­heit­sap­pa­rates muss klar sein, dass eine faschis­tis­che Gefahr mit­nicht­en geban­nt ist!

Fakt ist, dass auf die Reich­s­pogrom­nacht jahrzehn­te­lang hin gear­beit­et wurde und es ist wichtig sich nicht nur dieses Datum mit all seinen Schreck­en ins Gedächt­nis zu rufen, son­dern auch die unzäh­li­gen Grausamkeit­en, die den Weg dor­thin geeb­net haben und danach noch fol­gten. Denn nur so ist Ler­nen aus der Geschichte möglich. Nicht indem wir uns an, vom Fluss der Geschichte los­gelöste, sin­guläre Ereignisse erin­nern, son­dern indem wir die Geschichte als von Men­schen gemachte Real­ität anerken­nen, in der viele ver­schiedene Aspek­te zu dem führten dessen wir heute mah­nen wollen.

Gegen jeden Antisemitismus!

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

30 Jahre Herbst ’89

Podi­ums­diskus­sion und Kurzfilm
8. Novem­ber 2019, 19:00 bis 21:30 Uhr, Ein­lass 18 Uhr
Pots­dam, frei­Land, Café hausZwei, Friedrich-Engels-Str. 22
Ein­tritt frei

 

Linke Opposition in der DDR – ihre Verdrängung und Gegenwart.
Utopien eines demokratischen Sozialismus 1989 und 2019.

Sie waren unbe­quem, nicht nur in der Wen­dezeit. Der SED-Regierung gal­ten sie als Staats­feinde, weil sie früh basis­demokratis­che Mitbes­tim­mung und ein Ende von Ein­parteien­sys­tem und Überwachung durch das MfS forderten. Und der CDU von Hel­mut Kohl waren sie ein Dorn im Auge, da sie den Ausverkauf des Ostens nicht mittrugen.
Die linken Oppo­si­tionellen waren aktiv in ver­schieden­sten unab­hängi­gen Grup­pen und beteiligten sich an den Demon­stra­tio­nen gegen die SED im Herb­st 1989.
Nach der Maueröff­nung gin­gen die Engagierten dann gegen eine Angliederung an die Bun­desre­pub­lik auf die Straße. Ihr Ziel lautete: frei­heitlich­er Sozial­is­mus in einem unab­hängi­gen, demokratis­chen Staat.

Doch was war damit genau gemeint? Welche Utopi­en hat­ten sie und wie soll­ten diese Real­ität wer­den? Und wie erlebten sie das poli­tis­che Geschehen auf den Straßen vor 30 Jahren? Darüber bericht­en und disku­tieren Zeitzeug*innen von damals.
Zuvor wird das Best-of des Doku­men­tarfilms »Nen­nen wir es Rev­o­lu­tion!? Inter­views mit DDR Oppo­si­tionellen zum Herb­st 1989« gezeigt.

Podi­ums­diskus­sion mit:
Judith Bra­band 1989 Mit­glied der »Vere­inigten Linken« und im »Unab­hängi­gen Frauen­ver­band«, war erste Geschäfts­führerin der VL und deren Vertreterin am »Zen­tralen Run­den« Tisch.
Kai Hansen war 1987 Mit­be­grün­der der »Antifa Pots­dam«, beteiligte sich im Herb­st 1989 an Demon­stra­tio­nen und Hausbesetzungen.
Judith Porath engagierte sich 1989 im »Kirchenkreis Oranienburg«.
Lutz Boede zur Wen­dezeit Mit­be­grün­der der »Grü­nen Partei in der DDR« und erster Geschäfts­führer des Lan­desver­ban­des Brandenburg.

MODERATION: Dr. Uwe Son­nen­berg, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Weit­ere Infor­ma­tio­nen auf www.afa-ost.de & telegraph.cc

Eine Ver­anstal­tung der Rosa-Lux­em­burg-Stiftung Bran­den­burg, Zeitschrift tele­graph und den Her­aus­ge­berIn­nen von „30 Jahre Antifa in Ost­deutsch­land. Per­spek­tiv­en auf eine eigen­ständi­ge Bewegung“.

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Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Jüdische Friedhöfe: Eine Spurensuche

Jüdis­che Fried­höfe sind oft die einzi­gen Zeu­gen des regen jüdis­chen Lebens in Bran­den­burg vor sein­er Ver­nich­tung. In Anger­münde wurde der jüdis­che Fried­hof in der Pogrom­nacht 1938 fast völ­lig zer­stört. Heute erin­nert eine Gedenk­tafel an diesen Ort und an die Jüdis­che Gemeinde von Anger­münde, die hier ihre Toten beerdigte. Dieser Ort birgt die Geschicht­en der Men­schen und ihrer Lebenswirklichkeit.

Wie andere jüdis­che Fried­höfe in Bran­den­burg kann er aber auch darüber erzählen, wie in der DDR an das jüdis­che Leben und seine Ver­nich­tung erin­nert wurde und welche Bedeu­tung  jüdis­che Fried­höfe heute als Gedächt­nisorte haben.

Jüdis­che Fried­höfe gewähren aber nicht nur einen Blick in die Ver­gan­gen­heit. Aus­ge­hend von diesem Ort the­ma­tisiert Anke Geißler-Grün­berg auch den heuti­gen Umgang mit Ster­ben, Trauer und Tod im Judentum.

Anke Geißler-Grün­berg ist Pro­jek­tko­or­di­na­torin des Pro­jek­ts „Jüdis­che Fried­höfe in Bran­den­burg“ an der Uni­ver­sität Pots­dam. Ziel des Pro­jek­ts ist es, die jüdis­chen Fried­höfe des Lan­des umfassend zu dokumentieren.

Ver­anstal­tung­sort:
Ratssaal im Rathaus Angermünde
Markt 24
16278 Angermünde

Ver­anstal­tungs­da­tum:
Dien­stag, 29.10.2019
18.00 Uhr

Ein­tritt & Anmeldung:
Der Ein­tritt ist frei. Um eine Anmel­dung wird zu Pla­nungszweck­en gebeten.

Kon­takt:
Hein­rich-Böll-Stiftung Bran­den­burg e.V.
Tel.: 0331 20057816/-19
Pro­jek­t­team MIT:MENSCHEN
dorn@boell-brandenburg.de; jerke@boell-brandenburg.de
www.boell-brandenburg.de

Die Ver­anstal­tung find­et in Koop­er­a­tion mit dem Anger­mün­der Bürg­er­bünd­nis für eine gewalt­freie, tol­er­ante und weltof­fene Stadt statt.

Aus­geschlossen von der Ver­anstal­tung sind Per­so­n­en, die recht­sex­tremen Organ­i­sa­tio­nen ange­hören, der recht­sex­tremen Szene zuzuord­nen sind oder bere­its in der Ver­gan­gen­heit durch ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che, anti­semi­tis­che oder son­stige men­schen­ver­ach­t­ende Äußerun­gen in Erschei­n­ung getreten sind. Die Ver­anstal­tenden behal­ten sich vor, von ihrem Haus­recht Gebrauch zu machen und diesen Per­so­n­en den Zutritt zur Ver­anstal­tung zu ver­wehren oder von dieser zu verweisen.

Die Ver­anstal­tung find­et im Rah­men des Pro­jek­tes „MIT:MENSCHEN – Migra­tion, Inte­gra­tion, Teil­habe“ der Hein­rich-Böll-Stiftung Bran­den­burg statt und wird aus Mit­teln des Asyl‑, Migra­tions- und Inte­gra­tions­fonds kofinanziert.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Veranstaltungsreihe zum 81. Jahrestag der Reichsprogromnacht

Am 9.11.2019 jährt sich der 81. Jahrestag der Reichspogromnacht.Auch
in diesem Jahr haben wir als Spartacus e.V zusammen mit dem VVN-BdA
Potsdam, dem SV Babelsberg 03 und der Geschichtswerkstatt Rotes
Nowawes einige Veranstaltung organisiert.
Wir freuen uns Sie zu allen Veranstaltungen recht herzlich einzuladen!


*22.10.2019 // 18 Uhr // Sputnik Potsdam Potsdam's Gedenktafeln und
-Orte** - Vortrag *
https://www.facebook.com/events/523289965135378/


*29.10.2019 // 18 Uhr // Platz der Einheit„Ich sehe was, was du nicht
siehst“ - Workshop*
https://www.facebook.com/events/532171080927121/


*03.11.2019 // 18 Uhr // Kuze PotsdamDie Geschichte von Willy Blum und
seiner Familie - Lesung*
https://www.facebook.com/events/397266261193868/


*05.11.2019 // 18 Uhr // Seminarraum Freiland Potsdm **Antisemitismus
in deutschen Familien - Vortrag*
https://www.facebook.com/events/526794128141322/

*09.11.2019 // 11 Uhr // Spitzweggasse 2a Babelsberg*
*Gedenkveranstaltung am ehemaligen Jüdischen
Altenheim*https://www.facebook.com/events/2522915414442209/


*12.11.2019 // 18 Uhr // Cafe HausZwei Freiland
Vilma Steindling - Eine jüdische Kommunistin im Widerstand - Lesung
und Gespräch*https://www.facebook.com/events/560087121464224/



Wir danken der Landeshauptstadt Potsdam für die Förderung der Veranstaltungen.
Nachfragen können sie jederzeit unter folgender Email
stellen:buero@spartacus-potsdam.de
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Antifaschismus Geschichte & Gedenken Sonstiges

30 Jahre danach…

Das Net­zw­erk für Weltof­fen­heit lädt zum Erzählcafé am 01.11.2019 um 19.00 Uhr in der Galerie Bernau. Der Abend zum Aus­tausch von erlebten Geschichte(n) zu 1989 wird gefördert von der Part­ner­schaft für Demokratie Bernau im Rah­men des Bun­de­spro­gramms “Demokratie leben!”.

30 Jahre danach…
… kom­men wir in der Galerie Bernau zusam­men, um die Ereignisse von 1989 und davor aus unter­schiedlichen per­sön­lichen Per­spek­tiv­en Revue passieren zu lassen. In Form eines Erzählcafés wer­fen wir einen Blick in die Ver­gan­gen­heit. Dabei tauschen wir Erleb­nisse und Ein­blicke aus und ver­suchen diese in Kon­text mit dem aktuellen Geschehen zu brin­gen. Durch die Erzäh­len­den und ihren Biogra­phien wird der Fokus auf das ost­deutsche Erleben der Geschichte und Geschicht­en rund um das Jahr 1989 gelegt.

Im Gespräch sind:
Dag­mar Enkelmann
seit 1977 Mit­glied der SED, 1989 Dis­ser­ta­tion zum The­ma Analyse und Kri­tik des Konzepts bürg­er­lich­er Ide­olo­gen der BRD “Iden­tität­skrise der Jugend der DDR von 2003 bis 2006 stel­lvertre­tende Bun­desvor­sitzende der PDS, von 2005 bis 2013 par­la­men­tarische Geschäfts­führerin der Links­frak­tion im Bun­destag seit 2012 Vor­sitzende der Rosa-Lux­em­burg-Stiftung aktuelles Buch Emanzip­iert und stark. Frauen aus der DDR

Dieter Gadis­chke
Aktivist und Protes­tant, ab 1986 Kreisju­gend­wart der evan­ge­lis­chen Kirche in Bernau Beratung von  Kriegs­di­en­stver­weiger­ern vor und nach 1989 Begleitung von Aktio­nen des Kirchenkreis­es, Betreu­ung von u.a. Aus­reisewil­li­gen in der DDR, Eine-Welt-Gruppe Friedensbewegung

Diet­mar Wolf
ab 1987 Unter­stützer der Umwelt-Bib­lio­thek, 1987–1989 Mit­glied in der Kirche von Unten und im Friedrichs­felder Frieden­skreis, 1989 Grün­dungsmit­glied des telegraphs, 1990 Autonome Antifa Ost­ber­lin, 1989–1997 Mitar­beit­er in der Umwelt-Bibliothek

Mod­er­a­tion: Daniel Ahrens

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Lesung: Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß

Am 20.10. um 16:00 Uhr
Lesung und Diskus­sion im Kul­tur­bahn­hof Biesenthal
Man­ja Präkels — Als ich mit Hitler Schnap­skirschen aß

Landleben zwis­chen Lethargie und Lebenslust. Mimi und Oliv­er sind Nach­barskinder und Angel­fre­unde in ein­er kleinen Stadt an der Hav­el. Sie spie­len Fußball miteinan­der, leis­ten den Pio­nier­schwur und berauschen sich auf Fam­i­lien­festen heim­lich mit den Schnap­skirschen der Eltern. Mit dem Mauer­fall zer­bricht auch ihre Fre­und­schaft. Mimi sieht sich als der let­zte Pio­nier – Timur ohne Trupp. Oliv­er wird unter dem Kampf­na­men Hitler zu einem der Anführer mar­o­dieren­der Jugend­ban­den. In Winde­seile brin­gen seine Leute Straßen und Plätze unter ihre Kon­trolle. Dann eskaliert die Sit­u­a­tion vollends …

Man­ja Präkels erzählt in ihrem Debütro­man vom Ver­schwinden der DDR in einem bran­den­bur­gis­chen Kle­in­stadtidyll, dem Auf­tauchen ver­loren geglaubter Gespen­ster, von Fre­und­schaft und Wut. 2018 wurde sie für ihren Debütro­man mit dem Anna Seghers-Preis aus­geze­ich­net. „Gegen die Ver­wirrun­gen unser­er Zeit set­zt Man­ja Präkels die Genauigkeit ihrer Sprache und ihrer Beobach­tung.“, begrün­det Juror Ralph Ham­merthaler seine Entscheidung.
Das Buch wurde zudem mit dem Kranich­stein­er Jugendlit­er­atur-Stipendi­um 2018 aus­geze­ich­net und ist für den Deutschen Jugendlit­er­atur­preis 2018 nominiert.
Aus der Jury-Begrün­dung: Präkels porträtiert eine Gen­er­a­tion, die den Nieder­gang der DDR abseits der Großstädte weniger als Befreiung denn als wider­sprüch­lich­es gesellschaftlich­es Ereig­nis erlebt. All dies gelingt ihr mit ein­er mal sach­lichen, mal poet­is­chen Sprache, die den Lesern Mimis Kind­heit­serin­nerun­gen eben­so anschaulich vor Augen führt wie die zunehmende Bek­lem­mung und Angst angesichts rechter Gewal­texzesse. Dieser Roman über das Jung­sein in einem sich verän­dern­den Land schließt eine Lücke im lit­er­arischen Schreiben über die Wiedervere­ini­gung Deutschlands.
http://www.kulturbahnhof-biesenthal.de/index.php?page=veranstaltungen&sub=lesung___

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Geschichte & Gedenken

Theateraufführung “Die vergessene Revolution”

Liebe Alle!

Cot­tbus Naz­ifrei lädt in Koop­er­a­tion mit dem Demokratis­chen Jugendforum
Bran­den­burg e.V. zur zweit­en The­ater­tour durch mehrere Brandenburger
Städte ein.

Am 22.08.2019 macht das Nö The­ater aus Köln halt in der Lausitz und führt das Stück “Die vergessene Rev­o­lu­tion” im Fam­i­lien­haus (Am Spreeufer 14–15, Cot­tbus) auf. Beginn ist um 18.30 Uhr und der Ein­tritt ist frei.

1918 – Eine Rev­o­lu­tion. In Deutsch­land. Und erfol­gre­ich. Im November
been­de­ten die Revolutionär*innen den Weltkrieg, ver­jagten den Kaiser,
stürzten das Sys­tem, erkämpften die Demokratie und das Frauenwahlrecht.
Sie entwick­el­ten zahlre­iche gesellschaftliche Alter­na­tiv­en und Utopien.
Doch die Rev­o­lu­tion wurde ver­rat­en, bru­tal erstickt und hun­dert Jahre
später ist sie fast voll­ständig vergessen. Selb­st im Jubiläum­s­jahr wird
ein möglich­es Gedenken von den Jahresta­gen Karl Marx‘ und der 68er
Bewe­gung überlagert.

Das nö the­ater nimmt den Kara­bin­er in die Hand, wen­det sich diesem
blind­en Fleck der Geschichte zu, sucht nach Ursachen, offe­nen Wun­den und
ver­sucht in einem flam­menden Plä­doy­er die Rev­o­lu­tion dem Vergessen zu
entreißen. Ein doku­men­tarisches The­ater­stück über eine Geschichte
zwis­chen zwei Weltkriegen, die san­ft begin­nt und mit Blut über­zo­gen wird.

Eine Pro­duk­tion des nö the­aters in Kopro­duk­tion mit dem The­ater Tiefrot,
dem Polit­tbüro Ham­burg und der The­at­er­akademie Köln.

Ihr seid alle her­zlich ein­ge­laden vor­bei zu kom­men. Im Anschluss könnt
ihr den Abend beim bere­its am Don­ner­stag begin­nen­den Fes­ti­val “Stuss am
Fluss” im Strom­bad gemütlich ausklin­gen lassen.
https://www.facebook.com/events/671016546680718/

Som­mer­liche Grüße,
Luise für CBNF

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WannWennNichtJetzt am 3.8. in Cottbus

Cot­tbus ist eine Stadt, die vor allem in den let­zten Monat­en immer wieder Neg­a­tivschlagzeilen machte: So zog u.a. die AfD als stärk­ste Kraft in die Stadtverord­neten­ver­samm­lung ein. Es kam zu Razz­ien bei Fußball­hooli­gans und der völkische Vere­in Zukun­ft Heimat betreibt gemein­sam mit der AfD ein Büro mit­ten in der Cot­tbuser Alt­stadt. Aber es gibt auch ein anderes Cot­tbus, das bunte, laute und unangepasste Cot­tbus. Wir sind nicht mehr, aber wir sind hier: Auch in Cot­tbus sind Men­schen aktiv, die sich zur Wehr set­zen gegen Diskri­m­inierung, Krim­i­nal­isierung und Aus­gren­zung. Wir – das ist ein Zusam­men­schluss von Men­schen unter­schiedlich­er Geburt­sorte und Prä­gun­gen, mit und ohne Fluchter­fahrun­gen, ver­schieden­er geschlechtlich­er Iden­titäten, unter­schiedlich­er Arbeit, unter­schiedlich­er Haut­farbe, mit und ohne Kinder. Was uns eint, ist die Idee, dass wir mit unseren Prob­le­men nicht allein sind und sie nicht allein lösen kön­nen und wollen.

Das Wahlergeb­nis der Kom­mu­nal­wahl macht nochmal deut­lich, wie wichtig #Wan­nWennNicht­Jet­zt auch in Cot­tbus ist und wie sehr der Name Pro­gramm ist: Um den Men­schen­fein­den in blau und braun etwas ent­ge­genset­zen zu kön­nen, gilt es, sich zu ver­net­zen, schon beste­hende Bünd­nisse zu stärken und neue zu knüpfen, ger­ade für die Zeit nach der Land­tagswahl. Umso schön­er, das bei einem so bun­ten Fest wie dem am 03.08. auf dem Erich-Käst­ner-Platz zu tun. Denn wir dür­fen uns nicht die Freude an dem nehmen lassen, was wir tun, beson­ders nicht das. Jet­zt erst recht und trotz alle­dem: Es gibt viel zu tun, gemein­sam. So macht‘s bekan­ntlich am meis­ten Freude.

+++Pro­gramm+++

- open Stage Büh­nenthe­ater “Von ganz tief unten”
— Work­shop „Argu­men­ta­tion­strain­ing gegen rechte Parolen“
— Vor­trag „Kom­mu­nika­tion­s­gueril­la“
— Work­shop „ORGANIZE! — Selb­st­bes­timmt und kollek­tiv Aktio­nen am Arbeit­splatz, in Schule, Uni oder Kiez organisieren“
— Vor­trag „Kämpfe im Gesundheitswesen“
— Vor­trag “Angreifen statt Mitre­den — Warum wir keinen Bock auf
eine Bühne für Faschis­mus haben“
— Podi­ums­diskus­sion: 30 Jahre nach dem Auf­bruch des Herb­st ́89
— Stadt­führung „Trau­riges Herz – Von blühen­der Land­schaft zum Schandfleck“
— Filmzelt „DEFA Film­schätze neu entdeckt“

+++Konz­erte ab 18 Uhr+++

u.a. mit Pöbel MC, Tice, Unbekan­nt ver­zo­gen und Berlin Boom Orchestra

..sowie anschließen­der After­show-Par­ty im Chekov

Inforiot