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Stadt Potsdam beschließt Auflösung der Sammelunterkünfte

Am gestri­gen Mittwoch, den 3.6.2020 wurde ein Antrag¹ zur Erstel­lung eines Zeit- und Maß­nah­men­plans zur Auflö­sung der Sam­melun­terkün­fte zugun­sten von Woh­nun­gen und woh­nungsähn­lichen Unter­bringun­gen mit großer Mehrheit angenom­men. Der Antrag wurde ursprünglich von der Wähler*innen-Gruppe DIE aNDERE einge­bracht und schließlich von Bünd­nis 90/Die Grü­nen, Die Linke und SPD mit unterze­ich­net. 43 Stadtverord­nete von 53 anwe­senden Stadtverord­neten stimmten dem Antrag zu – bei lediglich 5 Enthal­tun­gen und 5 Nein-Stim­men. Die Stadtver­wal­tung ist nun beauf­tragt, für alle geflüchteten Men­schen in der Stadt Woh­nun­gen bzw. woh­nungsähn­liche Unter­bringun­gen zu schaf­fen. Bewohner*innen der Unterkün­fte dür­fen nicht mehr gezwun­gen wer­den, sich mit haushalts­frem­den Men­schen Schlafz­im­mer, Küche und Bad zu teilen. Die Stadtverord­neten­ver­samm­lung wurde von Protest begleit­et: Refugees Eman­ci­pa­tion ver­anstal­tete eine Kundge­bung und verteilte ein Mem­o­ran­dum mit ihren Forderun­gen². See­brücke Pots­dam und der Migranten­beirat hiel­ten Reden vor der Stadtverord­neten­ver­samm­lung zur Unter­stützung des Antrags.

Die Kri­tik an den Sam­melun­terkün­ften wurde in der Coro­na-Krise beson­ders stark. Die Bewohner*innen in den beengten Behausun­gen sind der Infek­tion­s­ge­fahr mit COVID-19 oft schut­z­los aus­geliefert. Die ver­hängten Quar­an­tä­nen für gesamte Unterkün­fte stießen nicht nur in Poli­tik und Medi­en auf große Kri­tik. Offene Briefe von women in exile und dem Flüchtlingsrat Bran­den­burg³ wiesen schon Ende März – vor den massen­haften Quar­an­tä­nen – auf die beson­dere Gefährdung von Sam­melun­terkün­ften hin. Allein in Pots­dam sind in den let­zten Tagen Hun­derte Men­schen trotz der erschw­erten Bedin­gun­gen unter den Coro­na-Ein­schränkun­gen für die Auflö­sung der Sam­melun­terkün­fte auf die Straße gegan­gen. Ein bre­ites, bran­den­burg­weites Bünd­nis von selb­stor­gan­isierten Migrant*innen-Gruppen wie Refugees Eman­ci­pa­tion bis Aktivist*innen der See­brücke-Ini­tia­tiv­en demon­stri­erten für ein gesun­des, selb­st­bes­timmtes Wohnen mit Privatsphäre.

Seit Jahrzehn­ten kämpfen geflüchtete Men­schen und Unter­stützer-Grup­pen gegen die unhalt­baren Zustände in den Sam­melun­terkün­ften. Der Pots­damer Beschluss zu einem Ausstiegs­plan ist ein Durch­bruch in der bun­desweit­en Debat­te“, stellt See­brücke-Aktivistin Amari Shakur klar und kündigt an: „Wir wer­den nicht lock­er lassen: Die Umset­zung des Beschlusses muss schnell­st­möglich erfol­gen. Die schlimm­sten Sam­melun­terkün­fte müssen sofort aufgelöst wer­den. Auf eine zweite Welle der Coro­na-Pan­demie dür­fen wir nicht warten. Auch ohne Pan­demie-Gefahr: Die Iso­la­tion, das Zusam­menpferchen und die Bevor­mundung von Men­schen müssen endlich ein Ende haben.“

Durch den gemein­samen Protest rück­en die ver­schiede­nen Grup­pen migrantis­ch­er und nicht-migrantis­ch­er Organ­isierung in Pots­dam und Bran­den­burg zusam­men. Selb­st viele Bewohner*innen der Sam­melun­terkün­fte in Pots­dam und im Land Bran­den­burg organ­isieren Protest und lassen sich nicht einschüchtern.

Die Poli­tik kann sich für die näch­ste Zeit warm anziehen – wir sind in unser­er Vielfältigkeit des Aktivis­mus so stark wie lange nicht mehr. Der Kampf um gle­iche Rechte für Alle eint uns und ist noch lange nicht zu Ende. Wir sind gekom­men, um zu bleiben!“ stellt Shakur klar.

 

¹https://egov.potsdam.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=31567
²https://seebruecke.org/wp-content/uploads/2019/01/Memorandum_deutsche-%C3%9Cbersetzung.pdf
³https://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/wp-content/uploads/2020/04/PM_Unterbringung-von-Fl%C3%Bcchtlingen‑w%C3%A4hrend-Corona-Pandemie.pdf

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Potsdam liegt in Brandenburg

Wir demon­stri­eren heute hier in der Lan­deshaupt­stadt, weil hier der Sitz der Lan­desregierung ist. Hier wer­den die Entschei­dun­gen gefällt, wie die Auf­nahme und Ver­sorgung der Geflüchteten organ­isiert wird, die in Bran­den­burg leben. Auch hier in Pots­dam müssen viele Geflüchtete noch in Sam­melun­terkün­ften wohnen, auch wenn sie schon ein Bleiberecht haben. Wir wollen Woh­nun­gen für alle.

Der Kampf um die Abschaf­fung der Sam­melun­terkün­fte ist hier fast so alt, wie die Unterkün­fte selb­st. Schon seit Jahrzehn­ten engagieren sich Men­schen in Pots­dam dafür, diese Ein­rich­tun­gen aufzulösen. Denn auch schon vor Coro­na war klar, dass das Leben dort ein beengtes, bevor­mundetes, eingeschränk­tes und belas­ten­des ist. Und auch wenn jet­zt immer­hin die Hälfte der Geflüchteten hier schon in Woh­nun­gen und Woh­nungsver­bün­den etwas selb­st­bes­timmter wohnen kann, bleibt für die andere Hälfte das Lager­leben Realität.

Solange wir uns erin­nern kön­nen, argu­men­tiert die Poli­tik in Pots­dam, dass Woh­nun­gen knapp sind – vor allem die preiswerten Woh­nun­gen. Ange­blich seien ein­fach nicht genug Woh­nun­gen da. Und tat­säch­lich müssen sich um die weni­gen miet­preis­ge­bun­de­nen Woh­nun­gen für WBS-Inhab­er_in­nen ALLE stre­it­en, deren Einkom­men mit den Mieten­twick­lun­gen in der Stadt nicht Schritt hal­ten kann. Das bet­rifft Allein­erziehende, Rentner_innen, kinder­re­iche Fam­i­lien, prekär Beschäftigte – und auch Geflüchtete. All diese Men­schen müssen ver­suchen, eine der weni­gen preiswerten Woh­nun­gen zu bekommen. 

Hier ger­at­en alle ärmeren Bevölkerungs­grup­pen in Konkur­renz zueinan­der, während immer mehr Luxus­woh­nun­gen gebaut wer­den. Eine wach­sende Menge von Men­schen mit niedrigem Einkom­men ste­ht also ein­er schrumpfend­en Menge bezahlbaren Wohn­raums gegenüber. Da läuft doch was schief!

Wer schon ein­mal ver­sucht hat, eine WBS-Woh­nung zu bekom­men, weiß: Das ist fast unmöglich. Dieser Zus­tand ist Ergeb­nis ein­er jahre­lan­gen Poli­tik hier in Potsdam:
Sie hat die gemein­nützige Wohn­raumver­sorgung aufgegeben. Sie hat kom­mu­nale Woh­nun­gen pri­vatisiert. Sie hat Immo­bilien­in­ve­storen ange­lockt. Und sie hat die Stadt immer weit­er kom­merzial­isiert – während die Arbeitsver­hält­nisse immer prekär­er gewor­den sind.

In den let­zten Jahren wur­den in Pots­dam ganz viele Woh­nun­gen neu gebaut. Aber lei­der kaum von der städtis­chen ProPots­dam. Deren Anteil am Woh­nungs­markt ist auf unter 20 Prozent gefall­en. Stattdessen bauen hier die pri­vat­en Inve­storen, deren Anteil immer weit­er steigt. Zwar baut auch die kom­mu­nale ProPots­dam – aber vor allem teure Woh­nun­gen. Denn die sollen ja Gewinn abwerfen. 

Deswe­gen glauben wir nicht, dass es ange­blich in all den Jahren nicht möglich war, Alter­na­tiv­en zu den Sam­melun­terkün­ften zu schaf­fen. Das wird klar, wenn wir in andere Land­kreise und kre­is­freie Städte in Bran­den­burg schauen. Dort ist die Lage auf dem Woh­nungs­markt deut­lich entspan­nter. Durch jahre­lange Schrump­fung ste­hen sog­ar Woh­nun­gen leer. Trotz­dem gibt es dort weit­er­hin Sam­melun­terkün­fte. Und Geflüchtete wer­den nicht dezen­tral in Woh­nun­gen unterge­bracht – obwohl das Bran­den­burg­er Inte­gra­tionskonzept das vorsieht.

Wir wollen eine Stadt für alle. Wir fordern eine sofor­tige Wende in der Wohnungspolitik:
Städte wie Pots­dam dür­fen nicht länger den Pri­vat­in­ve­storen den roten Tep­pich aus­rollen und noch die let­zten Flächen verkaufen. Stattdessen müssen städtis­che und gemein­nützige Woh­nung­sun­ternehmen Wohn­raum schaf­fen – und zwar bezahlbare Woh­nun­gen für alle: für Geflüchtete genau­so wie für hier Aufgewachsene.

Für ein Recht auf Wohnen für alle,

und vor allem: Peo­ple bevor Prof­its – alle Lager auflösen!

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Drinnen und Draußen

Zum Vor – Ort – Ter­min am Strand­bad und Seesport­club Pots­dam hat­te sich die Stadtver­wal­tung noch ein­mal eine beson­dere Form der Kom­mu­nika­tion mit den Bürger*innen ausgedacht.

Zu der öffentlich bewor­be­nen Ver­anstal­tung wur­den um 10.00 Uhr nur die Stadtverord­neten, die Ver­wal­tung und die Vertreter*innen der Stiftung Preußis­che Schlöss­er und Gärten auf das abgeschirmte Gelände gelassen. Die inter­essierte und kri­tis­che Öffentlichkeit sowie Bürger*innenintiativen durften danach ab 11.30 Uhr einen eige­nen Besich­ti­gung­ster­min wahrnehmen.

Die Sit­u­a­tion kurz vor Zehn sah dann so aus: Drin­nen die Stadtverord­neten und die Stiftungsvertreter*innen, draußen die Bürger*innen (immer­hin zum Sam­stag Vor­mit­tag rund 80 Men­schen), dazwis­chen eine Polizeikette. Sehr kom­mu­nika­tiv. Nach dem ersten Ter­min durften die Stadtverord­neten das Gelände dann übri­gens auch durch einen zweit­en, ent­fer­n­ten Aus­gang ver­lassen, um ja zu ver­hin­dern, dass es doch noch kri­tis­che Debat­ten zum geplanten Flächen­tausch zwis­chen Stadt und Stiftung gibt.

Im Grunde war das Ganze nur ein weit­er­er neg­a­tiv­er Höhep­unkt, wie in Pots­dam Bürg­er­beteili­gung ver­standen wird: Erst wird was unter Auss­chluss der Öffentlichkeit aus­ge­han­delt, das dann den Stadtverord­neten als alter­na­tiv­los zur Abstim­mung vorgelegt, die Men­schen bei ein­er Ver­anstal­tung über den Sta­tus quo informiert, alle Proteste ignori­ert und aus­ge­sessen und das Ganze dann als „Kom­pro­miss“ beze­ich­net und verabschiedet.

Der Adel war auch da.

In Falle des hier geplanten Pro­jek­tes lässt sich diese Vorge­hensweise lei­der müh­e­los bele­gen. Min­destens seit 4 Jahren ver­han­deln die Stadtver­wal­tung und die SPSG qua­si hin­ter ver­schlossen­er Tür über den Flächen­tausch und damit die Zukun­ft von Strand­bad und Seesport­club. Was dann rauskommt, wird den Stadtverord­neten als alter­na­tivlos­er „Kom­pro­miss“ vorgelegt. Da der Stiftung eigentlich das Gelände gehöre, könne sie machen, was sie will, gut, dass es über­haupt diesen „Kom­pro­miss“ gebe.
Nur noch mal zur Erin­nerung: Wir reden von ein­er öffentlichen Insti­tu­tion, die zu 100 % dem Bund und Bun­deslän­dern gehört, an welche die Stadt Mil­lio­nen an Zuschüssen pro Jahr zahlt und in deren Stiftungsrat Min­is­ter und Staatssekretäre sitzen! Wieso soll­ten gewählte Abge­ord­nete auf eine solche Insti­tu­tion keinen Ein­fluss haben?

Noch dazu, weil das, was uns da als „Kom­pro­miss“ verkauft wird, alles ist, aber kein Kompromiss.

In gesellschaftlichen Debat­ten zu kon­tro­ver­sen The­men sind selb­stver­ständlich immer Kom­pro­misse notwendig: Indem men­sch die ver­schiede­nen Bedürfnisse und Posi­tio­nen der betrof­fe­nen Men­schen, Organ­i­sa­tio­nen und gesellschaftlichen Bere­iche verbindet, alle Inter­essen anhört und ein­bringt und daraus eine Lösung für alle entwick­elt – das nen­nt man übri­gens Politik.

Nix davon ist hier passiert.

Wo sind die Inter­essen einen wach­senden Stadt, die zwar an wun­der­schö­nen Seen liegt, wo aber fast über­all Sport und Baden ver­boten sind – wenn das einzige inner­städtis­che Freibad mas­siv verklein­ert wer­den soll? Wo ist ein Inter­esse­naus­gle­ich, wenn 250 m his­torisch­er Park­weg schw­er­er wiegen als Freiräume, Sport und Erhol­ung Tausender Pots­damer? Was ist angemessen daran, dafür 8 Mio. € aus­geben zu wollen, nutzbare Gebäude abzureißen, Bäume zu roden und Men­schen zu vertreiben? Wie ern­st­ge­meint sind alle Argu­mente, wenn vor allem die Jugendlichen im Seesport­club seit Wochen mas­siv unter Druck geset­zt wer­den, sich nicht mehr zu wehren – son­st würde alles noch schlimmer?!

Alle diese Argu­mente und noch viel mehr sind in den let­zten 5 Monat­en aus­führlich benan­nt, erk­lärt und öffentlich gemacht wor­den. Inzwis­chen gibt es drei Bürger*inneninitiativen, eine Peti­tion mit fast 2500 Unter­schriften, Hun­derten Kom­mentaren, immer wieder Proteste vor Ort.

Keine Chance.

Jet­zt wird ver­sucht, den unabän­der­lichen „Kom­pro­miss“ so schnell wie möglich durchzu­drück­en. Vor – Ort – Ter­min, Haup­tauss­chuss, Stadtverord­neten­ver­samm­lung. Fertig.

Es kön­nte ja sein, dass irgendwem noch auf­fällt, das man in Coro­n­akrisen­zeit­en 8 Mio. € auch für wichtigere Dinge aus­geben kön­nte als Park­wege und Gebäudeabrisse. Am ein­mal aus­ge­han­del­ten Ver­trag soll natür­lich nix mehr geän­dert werden.

So war es in Pots­dam schon immer.

Demokratie ist nicht, wenn alle mitbes­tim­men kön­nen“ (Pressekom­men­tar zum Abriss der Fachhochschule)

In dem Sinne war das heute ein typ­is­ch­er Pots­damer Beteili­gung­ster­min: Wir zeigen Euch, was wir in jeden Fall beschließen wer­den. Ihr dürft gern unter Polizeis­chutz Eure Schilder hochhal­ten, aber ändern werdet Ihr nichts.

Wenn ihr Euch da mal nicht täuscht …

Hol­ger Zschoge

Die rund 10 Schilder beseit­igte die Polizei bere­its früh am Morgen….
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(Anti)militarismus Antifaschismus Antiziganismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus Wohnen & Stadt

Achtung, Geschichtsrevisionist unterwegs!

Am Don­ner­stag tagte erst­mals seit Beginn der Coro­na-Pan­demie wieder die Stadtverord­neten­ver­samm­lung. Auf­grund der Eindäm­mungsverord­nung wurde sich im großen Saal des Kleist-Forums getroffen.

Eben­jene Eindäm­mungsverord­nung bet­rifft uns ger­ade in allen Lebens­bere­ichen. Sowohl unser All­t­ag als auch Beson­der­heit­en wie Feiertage und Fes­tlichkeit­en kön­nen nicht wie gewohnt stat­tfind­en. Ein beson­ders wichtiges Ereig­nis ste­ht uns jedoch unmit­tel­bar bevor: am 8. Mai ist Tag der Befreiung von der Vorherrschaft der Nationalsozialist*innen. Da die üblichen Fes­tlichkeit­en zum Tag der Befreiung in Frank­furt (Oder) nicht stat­tfind­en kön­nen, lud der Stadtverord­neten­vor­sitzende die Anwe­senden dazu ein, am 8. Mai zwis­chen 15–17 Uhr am sow­jetis­chen Ehren­mal an einem stillen Gedenken teilzunehmen.

Doch statt diese Ein­ladung anzunehmen erk­lärt der AfD-Land­tagsab­ge­ord­nete Wilko Möller im Namen der AfD Frank­furt (Oder), dass der 8. Mai für ihn kein Tag der Befreiung ist. So ist der 8. Mai für ihn ein Tag an dem „Vielmehr […] ein Teil des deutschen Volkes in die näch­ste Dik­tatur kat­a­pul­tiert wor­den [1]“ sei.
Hier ver­gle­icht er tat­säch­lich die DDR mit dem Nation­al­sozial­is­mus. Damit sei nicht gesagt, dass in der DDR kein Unrecht geschehen ist oder das Ver­sprechen ein­er sol­i­darischen Gesellschaft ein­gelöst wurde – aber damit sei gesagt das Möller sich für weit­ere wis­senschaftliche, intellek­tuelle und demokratis­che Beiträge selb­st dis­qual­i­fiziert hat.

Nun, wenn der Tag für ihn also eher ein Tag der Nieder­lage wäre, so wäre er doch aber ein Nation­al­sozial­ist – vielle­icht auch nur ein Kol­lab­o­ra­teur, min­destens jedoch kein Demokrat?

Stattdessen gedachte die AfD am 8. Mai, 75 Jahre nach der Befreiung von der Vorherrschaft der Nazis, auf dem Zen­tral­fried­hof den toten deutschen Soldaten.
Utopia e.V. als Bil­dungsvere­in möchte solchen geschichtsvergesse­nen Ten­den­zen in der Gesellschaft ent­ge­gen­wirken. Zu diesem Zwecke ist beispiel­sweise eine Bil­dungs­fahrt zum The­ma Nation­al­is­mus und Anti­semitismus ein­schließlich eines Gedenkstät­tenbe­suchs in den ehe­ma­li­gen Konzen­tra­tionslagern von Auschwitz geplant.[2]
Uns ist des Weit­eren wichtig zu beto­nen, dass revi­sion­is­tis­che Hal­tun­gen, wie sie immer wieder zum Besten gegeben wer­den nicht nur Aus­druck fehlen­der Bil­dung sind, son­dern bewusst aus demokratiefeindlichen, nation­al­is­tis­chen Ide­olo­gien abgeleit­et werden.
So schlossen wir uns dem Aufruf des stillen Gedenkens an dem sow­jetis­chen Ehren­denkmal von 15–17 Uhr des Vor­sitzen­den der SVV anschließen!

[1] https://www.moz.de/landkreise/oder-spree/frankfurt-oder/artikel9/dg/0/1/1800416/

[2] https://utopiaffo.noblogs.org/post/2020/04/22/75-jahre-befreiung-frankfurts-vom-nationalsozialismus-%d1%81%d0%bf%d0%b0%d1%81%d0%b8%d0%b1%d0%be-thank-you-merci-danke/

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Protest gegen Abrisse im Park Babelsberg

Eben­falls wird damit gedro­ht dass die Schlöss­er den Abriss der Strand­badan­la­gen nicht unversehrt über­ste­hen wür­den, sofern die Stiftung an ihren Plä­nen festhält.

Trotz bre­it­er Bürger_innenproteste der let­zten Wochen plant die SPSG weit­er­hin den Abriss der bish­eri­gen und eine Verkleinerung der kün­fti­gen Anla­gen was mas­sive Ein­schnitte für die Nutzer_innen des Seesport­club und des Strand­bades im Park Babels­berg mit sich brin­gen wird. Grund für die geplanten Bautätigkeit­en ist die Ver­legung eines Park­weges um ca. 50m näher an die Hav­el auf seinen “his­torischen” Ver­lauf. Vor­rau­sichtlich wer­den dadurch Kosten von ca. 6 Mil­lio­nen Euro entstehen.

Weit­ere Infor­ma­tio­nen: http://potsdam-stadtfueralle.de/tag/strandbad/

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Housing Action Day in Potsdam

Ausgangssperre für Immobilienspekulation! Stoppt das Geschäftsmodell mit "Möblierten Wohnungen"!

Abriss und Mietenwahnsinn stoppen!

Der Stau­den­hof soll nach dem Willen der soge­nan­nten Rathausko­op­er­a­tion nach Ablauf des Jahres 2023 (Bis dahin gilt ein Mora­to­ri­um) abgeris­sen wer­den. Im Augen­blick befind­et sich das Grund­stück im Besitz der städtis­chen Pro Pots­dam, nach Abriss würde das Gelände, wie im Fall der ehe­ma­li­gen Fach­hochschule, parzel­lisiert, verkauft und neu bebaut wer­den, höchst­wahrschein­lich aber nicht durch städtis­che Unternehmen. Auch der Stau­den­hof soll für ein weit­eres Rück­wärts gewantes, Preußis­ches Baupro­jekt weichen. Wenn es in dem neuen Quarti­er noch Sozial­woh­nun­gen geben sollte, sind sie auf eine Laufzeit von 15 – 20 Jahren begren­zt. Der Stau­den­hof ist ein Baupro­jekt aus der DDR. Es real­isierte die Vorstel­lung, das Arbei­t­erIn­nen und „nor­male“ Bürg­erIn­nen in den Innen­städten wohnen soll­ten. Das ist bis heute der Fall, denn an diesem Ort sind die Mieten im Ver­gle­ich bezahlbar und die Innen­stadt bleibt nicht nur den Reichen dieser Stadt vorbehalten!

Kein Abriss! Wohnraum für Alle!

Beispiel 1: Filmpark Babelsberg, Marlene – Dietrich – Strasse:

Hier ver­mi­etet die Veg­is Immo­bilien GmbH 239 Apparte­ments. Aktuell kostet ein Zim­mer mit 24 m² 595 €/ Monat. In den Mietverträ­gen wer­den diese pauschal angegeben, es wird kein Möblierungszuschlag aus­gewiesen, jedes Jahr erhöht sich die Miete pauschal um 50 €. Aktuell ste­hen viele Apparte­ments leer. Wir ken­nen die Mietverträge, wis­sen, dass sie auch über ein Jahr hin­aus ver­längert werden.#

Beispiel 2: Jutekiez, F. List – Straße, Zen­trum Ost

Im Stadt­teil Zen­trum Ost hat die Getec PM Magde­burg GmbH den soge­nan­nten Jutekiez zu einem neuen Luxu­squarti­er gemacht. Auch hier lohnt es sich bei den Boden­preisen offen­sichtlich kaum noch, Miet­woh­nun­gen zu bauen. Bess­er rech­net sich ein Drit­telmix – je ein Drit­tel Eigen­tumswoh­nun­gen, Miet­woh­nun­gen und eben „Möblierte Woh­nun­gen“. Die kosten hier zum Beispiel für 23 m² 550 €/ Monat. Die Schilder wer­ben seit über einem Jahr, der Leer­stand ist trotz­dem hoch – warum wohl?

Beispiel 3: Potsdam West – Zeppelinstraße 47 – 52

Still und heim­lich hat sich dort eine britis­che Invest­ment­bank eingekauft – mit Objek­t­ge­sellschaften in Lux­em­burg und den Nieder­lan­den und Verbindun­gen bis zu Ver­mö­gensver­wal­tern, die selb­st in den Panama­pa­pers gelis­tet sind. In den Häusern wer­den immer mehr reg­uläre Miet­woh­nun­gen in „Möblierte Woh­nun­gen“ umge­wan­delt – und dann das Dop­pelte der Miete verlangt.
Shore Cap­i­tal Ltd. – den Fir­men­na­men sollte man sich merken.

 

 

Es gibt Hun­derte „Möblierte Woh­nun­gen“ in Pots­dam, die leer ste­hen, es gibt ehe­mals beset­zte Häuser, die leer ste­hen, Ferien­woh­nun­gen …Und das in ein­er Zeit, wo alle „Zuhause­bleiben“ sollen. Aber was ist mit woh­nungslosen Men­schen? Aber was ist mit Geflüchteten in Übergangsheimen?

Leer­stand beenden!
Woh­nun­gen für alle!
Ferien­woh­nun­gen und „Möblierte Woh­nun­gen beschlagnahmen!

Beispiel 4: Potsdam Bornstedt, Sudio Living, Pappelallee 14 – 17

Dies ist ein beson­ders krass­es Beispiel für den Wahnsinn mit „Möblierten Woh­nun­gen. PROJEKT Immo­bilien baut dort nicht nur 219 solche Mikro Appa­rate­ments zu Preisen wie 21 m² für 435 €, son­dern bietet diese auch noch als Wer­tan­lage an. Mögliche Ren­dite pro Jahr: 4,7 %. Auch dort gibt es schon jet­zt Leer­stand, scheint sich aber trotz­dem zu lohnen .

Das typische Beispiel: Der Kreml auf dem Brauhausberg

Für ger­ade mal 8,6 Mio. € an einen höchst umstrit­te­nen Immo­bilien­in­vestor – die Sanus AG aus Berlin – verkauft. Dann gle­ich wieder an die Stadt Pots­dam als Flüchtling­sun­terkun­ft ver­pachtet – Ein­nah­men: 1,68 Mio. € pro Jahr. Und jet­zt entste­hen dort Luxus – Eigen­tumswoh­nun­gen, ein Board­ing­shaus (was son­st!?) und Gewerbemietraum.

Beispiel 5: HoW8 am Horstweg in Babelsberg

Eigentlich wur­den uns am Horstweg neue Miet­woh­nun­gen ver­sprochen und bezahlbare Student*innenwohnungen. Aber schließlich hat sich die AviaR­ent Cap­i­tal Man­age­ment doch wieder für viele „Möblierte Woh­nun­gen“ entsch­ieden. Bei Immobilienscout24 find­et man eine Menge solch­er Ange­bote, so zum Beispiel ein Zim­mer von 20 m² für 550 €.

 

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Stellungnahme zur Kritik der vier CDU-Mitglieder

Stellungnahme zur Kritik von vier CDU-Mitgliedern an Positionspapier

Vier Mit­glieder der CDU haben in den sozialen Medi­en Kri­tik an der Erlärung “Kein Forum für rechte Kad­er” geübt. Die PNN berichtete https://www.pnn.de/potsdam/kritik-von-potsdamer-linke-cdu-greift-neues-forum-gegen-afd-an/25473962.html.

Wir nehmen dazu wie fol­gt Stellung:

Wir haben mit Erstaunen die Kri­tik einzel­ner CDU-Mit­glieder an unsere Ini­tia­tive “Kein Forum für rechte Kad­er” wahrgenom­men, sehen darin aber eine Chance ins Gespräch zu kom­men. Wir laden alle Inter­essierten aus der CDU zu einem Aus­tausch über den Umgang mit recht­en Funktionär*innen ein. Wir sehen drin­gen­den Redebe­darf – auch bei CDU-Mit­gliedern – über die Her­aus­forderung, wie wir der Nor­mal­isierung von recht­sradikaler Poli­tik ent­ge­gen­treten kön­nen. Zusät­zlich müssen wir uns mit den Selb­stver­harm­lo­sungsstrate­gien der neuen und alten Recht­en auseinan­der­set­zen. Auf unser­er Web­seite www.keinforum.eu find­en sich zahlre­iche Beiträge und Links, die bei ein­er tiefge­hen­den Auseinan­der­set­zung mit der The­matik helfen sollten.

Die Unterzeichner*innen der Erk­lärung “Kein Forum für rechte Kad­er”, wie u.a. die Franzö­sisch Reformierte Gemeinde, die Volkssol­i­dar­ität Bran­den­burg oder der Lan­desju­gen­dring Bran­den­burg, ste­hen für eine demokratis­che, weltof­fene, vielfältige und sol­i­darische Gesellschaft ein. Selb­st in der CDU musste schmer­zlich erfahren wer­den, dass diese demokratis­chen Werte zunehmend unter Druck ger­at­en. Der CDU-Poli­tik­er Wal­ter Lübcke wurde von einem recht­sradikalen Atten­tätern erschossen. Stephan E. hat­te nicht nur Kon­tak­te zur AfD. Gemäß jüng­sten Bericht­en war er hier sog­ar Wahlkampfhelfer [1].

Die Erk­lärung “Kein Forum für rechte Kad­er” fol­gt der Analyse zahlre­ich­er Rechtsextremismusexpert*innen: Die Demokratie muss vor den Strate­gien der alten und neuen Recht­en geschützt wer­den [2]. Neben Aufk­lärung und ein­er Poli­tik, die die Äng­ste vor sozialem Abstieg ernst nimmt, muss es eine klare Abgren­zung gegenüber den recht­en Funktionär*innen von AfD, Drit­ter Weg, NPD usw. geben. Rechte Funk­tionäre nutzen ihre Teil­nahme an Talk­shows, Podi­ums­diskus­sio­nen und öffentlichen Ver­anstal­tun­gen, um ihre anti­demokratis­chen und men­schen­feindlichen Posi­tio­nen anschlussfähig zu machen.

Dass diese klare Hal­tung bei einzel­nen CDU-Mit­gliedern einen Reflex aggres­siv­er Anschuldigun­gen aus­löst, kann bei ein­er großen Partei wie der CDU vorkom­men, ist aber den­noch ver­wun­der­lich. Schließlich erfährt diese klare Abgren­zung gegenüber Rechts auch im christlichen Bere­ich eine bre­ite Unter­stützung. So ver­weigerte der evan­ge­lis­che Kirchen­tag im Jahr 2019 jeglich­es Podi­um für rechte Kad­er [3].

Weit­ere Reak­tio­nen zur CDU Kritik
https://www.pnn.de/straube-peer/21266804.html
https://www.pnn.de/potsdam/nach-cdu-kritik-an-anti-afd-buendnis-scharfer-gegenwind-fuer-potsdamer-cdu/25479042.html

1 https://www.hessenschau.de/gesellschaft/mutmasslicher-luebcke-moerder-war-fuer-afd-aktiv‑,mordfall-luebcke-tatverdaechtiger-in-afd-aktiv-100.html
2 u.a. Poli­tik­wis­senschaftler Dr. Robert Feustel warnt: “AfD will die Demokratie stürzen” unter https://www.pnn.de/potsdam/politikwissenschaftler-warnt-afd-will-die-demokratie-umstuerzen/24904712.html ; Sozi­ologe Dr. Matthias Quent: “Eine weit­ere Nor­mal­isierung kann auch dann ver­hin­dert wer­den, wenn die AfD und damit das rechte Milieu keine poli­tis­che Macht besitzt. (…) Hier sind ins­beson­dere die Kon­ser­v­a­tiv­en gefordert, sich klar abzu­gren­zen; zumal wir sehen, dass das nun ent­fes­selte rechte Milieu nicht mehr einz­u­fan­gen ist.” unter https://www.awo.org/sites/default/files/2019–09/Quent 4_2019.pdf
3 https://www.zeit.de/news/2019–06/19/evangelischer-kirchentag-ohne-afd-kein-podium-fuer-hetze-190619–99-706238

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Stadt und Institutionen müssen handeln”

Am 19.10.2019 wurde die Feuer­bach­straße 36 in Pots­dam für einige Stun­den beset­zt. Die Besetzer*innen nehmen im Fol­gen­den zur Beset­zung selb­st, zu Rück­mel­dun­gen aus der Nach­barschaft, der Presse und vom Besitzer des Haus­es sowie zum Vorge­hen der Polizei Stel­lung. Vie­len Dank für die Unterstützung!

Die Aktion wurde von anderen Aktivist*innen, Politiker*innen aus Pots­dam und dem Bun­destag unter­stützt. Beson­ders wertvoll und ermuti­gend waren jedoch die Gespräche mit Passant*innen und Nachbar*innen, die am Geschehen inter­essiert waren. Viele freuten sich, dass endlich etwas mit dem seit langem leer­ste­hen­den Haus passiert und waren uns und unseren Motiv­en wohlwol­lend eingestellt.

Vie­len Dank an alle Unterstützer*innen, die die Feuer­bach­straße, wenn auch für wenige Stun­den, mit Gesprächen, Essen und Musik tat­säch­lich zu einem lebendi­gen Kiez verwandelten.
Ver­ständ­nis des Besitzers für den Kampf um bezahlbare Mieten. Beze­ich­nend ist, dass der Besitzer des Haus­es Ver­ständ­nis für die Motive der Besetzer*innen zeigt. Ihm sei der Zus­tand des Haus­es fast pein­lich. Schade, dass die Ver­hand­lun­gen und Gespräche zwis­chen Besetzer*innen und Besitzer, die während der Aktion immer wieder einge­fordert wur­den, bis jet­zt nicht zu Stande gekom­men sind. Es ist erfreulich, dass the­o­retisch Woh­nun­gen in der Feuer­bach­straße 36 ein­gerichtet wer­den sollen. De fac­to standen Woh­nun­gen und der Garten seit Jahren leer. Der Besitzer ver­weist an die Stadt und das Bauamt, diese wür­den die Schaf­fung von Wohn­raum verlangsamen.

Die Stadt und Insti­tu­tio­nen müssen handeln

Wer auch immer in diesem konkreten Fall mehr oder weniger Ver­ant­wor­tung für den Leer­stand trägt: Wir fordern alle Besitzer*innen von Immo­bilien in Pots­dam, die Stadt Pots­dam sowie alle
Insti­tu­tio­nen wie z.B. das Bauamt erneut dazu auf, sich ehrlich und aktiv für Wohn­raum einzuset­zen, der tat­säch­lich für alle ver­füg­bar ist. Es geht auch um die Schaf­fung von Wohnungen
im alten Bestand, ‑trotz und im Hin­blick auf Denkmalschutz, Kul­turerbe und die beste­hende Struk­tur eines Vier­tels. Nie­mand hat je behauptet, dass es ein­fach wird, ‑also handelt.

Wir wollen mehr!
Aber um ehrlich zu sein: Wir woll­ten und wollen mehr als „bezahlbaren“ Wohn­raum: das schöne Leben für alle, fürstliche Räume für alle, Räume für antikap­i­tal­is­tis­che und gelebte tatsächlich
demokratis­che Utopi­en und Prax­is. Das sind die Ziele, die hin­ter dem Häuserkampf ste­hen und für die wir weit­er aktiv sein werden.

Das Vorge­hen der Polizei war der Sit­u­a­tion unangemessen und poli­tisch repres­siv Das mas­sive Aufge­bot der Polizei auf der Straße war der friedlichen Ver­samm­lun­gen von Men­schen nicht angemessen. Der Ein­satz vom SEK, Gewalt, unko­or­dinierte Absprachen und fehlende oder wider­sprüch­liche Ansagen, erniedri­gende Witze der Polizei während der Räu­mung vor und im Haus, Schikane während der
Unter­suchun­gen wie kom­plettes Entk­lei­den, Ver­weigerung von Tele­fonat­en, der Trans­port von eini­gen Besetzer*innen bis nach Bran­den­burg an der Hav­el mit­ten in der Nacht, die umfan­gre­ichen erken­nungs­di­en­stlichen Unter­suchun­gen – all dies werten wir von der Polizei als poli­tisch motiviert und bewusst repres­siv. Sie sind der Anzeige des Besitzers, der darüber nach­denkt, diese zurück­zuziehen, nicht angemessen. In manchen Doku­menten, die uns die Polizei aushändigt, wer­den einige als link­sex­trem­istisch beze­ich­net und weit­ere Straftat­en halt­los unter­stellt. Zur Erin­nerung: Wir fordern Raum für demokratis­che Prax­is und Wohnraum.

Es ist schwierig zu ver­ar­beit­en, dass wir in einem Staat leben, in dem das deut­liche Aktio­nen für wirk­liche Demokratie schon als extrem­istisch beze­ich­net wer­den und Repres­sio­nen nach sich ziehen. 

Die Beset­zung der Feuer­bach­straße 36 war trotz allem ein Erfolg. Han­delt, jetzt!
Wir kön­nen auch anders – mit ein biss­chen guten Willen lassen sich viele fürstliche Gebäude in Pots­dam ohne Sorge als leer­ste­hend und damit als poten­zieller Wohn- un Demokratier­aum bezeichnen.

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Zur heutigen Hausbesetzung der Feuerbachstraße 36

Was ist denn da los? Warum beset­zen diese Chaoten schon wieder ein Haus?

Eines vorneweg: Wir sind gar nicht so chao­tisch wie ihr vielle­icht denkt. Wir haben eine ziem­lich genaue Vorstel­lung von dem, was wir tun und warum wir es tun. Frei­heit, Gerechtigkeit und Sol­i­dar­ität, echte Demokratie, das schöne Leben für Alle — das sind Ziele, die uns motivieren, den Arsch hochzukriegen, uns kollek­tiv zusam­men zu find­en und gemein­sam gegen die Ungerechtigkeit­en und Schiefla­gen in dieser Stadt aktiv zu wer­den. Und das ganze sog­ar völ­lig selb­st­los — qua­si ehrenamtlich!

Nun haben wir es also wieder gewagt ein Haus zu öff­nen, dies­mal in der Feuer­bach­straße 36 und das aus guten Grün­den. Ein wahrlich schönes geräu­miges Haus in bester Lage ist es sog­ar, das jedoch seit Ewigkeit­en leer ste­ht und zuse­hends ver­fällt. Eigen­tümer? Irgen­deine Erbenge­mein­schaft aus den alten Bun­deslän­dern, die ihren Besitz anscheinend vergessen hat. Wie kann es ange­hen, dass Häuser speku­la­tiv leer gehal­ten und ihr Ver­fall in Kauf genom­men wird, während fehlen­der bezahlbar­er Wohn­raum mit­tler­weile zum Aushängeschild Pots­dams gewor­den ist?
Die Ret­tung und Wieder­bele­bung leer­ste­hen­der Häuser durch Instandbe­set­zung hat in Pots­dam tat­säch­lich eine lange Tra­di­tion, man kön­nte sog­ar von ein­er schützenswerten Kul­tur sprechen! Eine eben­so reiche Kul­tur stell­ten und stellen die Men­schen in den Häusern und Pro­jek­ten dar. Ein kollek­tives, gle­ich­berechtigtes, engagiertes und sol­i­darisches Leben und Han­deln auf Augen­höhe — hier wur­den und wer­den Werte gelebt, von denen anderen nur reden. Viele der heuti­gen etablierten Kul­tur­stan­dorte wie Waschhaus, Fab­rik oder Lin­den­park ent­standen aus dieser Bewe­gung. Nicht zulet­zt waren es ebendiese Leute aus den beset­zten Häusern und die sie umgebende Sub­kul­tur, die dafür sorgten, dass sich Neon­azis hier nicht bre­it machen kon­nten und sich
Pots­dam heute im Gegen­satz zu so vie­len anderen ost­deutschen Städten auch rel­a­tiv glaub­würdig als bunte, tol­er­ante und weltof­fene Stadt präsen­tieren kann. Und auch heute sind wir es, die für Men­schen­lichkeit und gegen braune (und blaue) Het­ze in erster Rei­he ste­hen auch wenn sich andere die Erfolge gerne auf ihre Fah­nen schreiben.

Aber zurück zur Woh­nungsnot: Ja es wird auch in Pots­dam viel gebaut und saniert. Jedoch kaum, um der sozialen Verpflich­tung nach bezahlbarem Wohn­raum für alle nachzukom­men. Nein, die ständi­ge neolib­erale Gier nach Prof­it­max­imierung durch Mieter­höhung, hat stattdessen zur Folge, dass nur wenige ihre alte Woh­nung nach erfol­gter Sanierung wieder beziehen kön­nen und auch die neu hochge­zo­ge­nen Wohn­vier­tel bedi­enen viel mehr die Bedürfnisse finanzs­tark­er Zuzü­gler als die der ansäs­si­gen Bevölkerung. Diese Gen­tri­fizierung hat drastis­che Fol­gen für die
Sozial­struk­tur der Stadt. Nicht nur weil ganze Einkom­menss­chicht­en aus der Innen­stadt ver­trieben wer­den. Immer wieder wurde und wird öffentlich­es Eigen­tum zugun­sten der weni­gen Immo­bilien­fürsten der Stadt pri­vatisiert. Wen wun­dert da die sich immer weit­er spreizende berühmte Schere zwis­chen arm und reich? Sowieso scheinen für die Her­ren Jauch, Kirsch, Plat­tner oder den hocher­würdi­gen Prinzen von Preußen, die mit­tler­weile ganze Straßen­züge ihr Eigen nen­nen kön­nen, ganz andere Spiel­regeln zu gel­ten. Während sich Bürger_innen der Stadt zusam­men find­en und verzweifelt für die Ret­tung öffentlich-sozialer Räume, wie dem FH-Gebäude ein­set­zen, dabei nur belächelt, ver­arscht und krim­i­nal­isiert wer­den, wird diesen herausragenden
Per­sön­lichkeit­en schein­bar jed­er Wun­sch mit plöt­zlich­er Leich­fer­tigkeit erfüllt. Ein Barabri­ni und Min­sk für die pri­vate Kun­st­samm­lung, FH-Abriss, Wieder­auf­bau von Gar­nisonkirche und Stadtschloss? Aber natür­lich, mit Kuss­hand und Kniefall!

Diesem Ausverkauf öffentlichen Eigen­tums in Hin­tertüren­manier schauen wir nicht taten­los zu! Nicht nur wir wis­sen, wie unglaublich wichtig unkom­merzielle und soziale Freiräume für eine vitale und demokratis­che Stadt­gestellschaft sind. Da die Stadt solche Räume nicht frei gibt, öff­nen wir sie und laden hier­mit alle inter­essierten ein, sich mit uns zu sol­i­darisieren und diesen befre­it­en Raum mit größt­möglich­er Kreativ­ität zu gestal­ten! Ob sozialer Tre­ff­punkt, Mehrgen­er­a­tio­nen­haus, Kinder­laden, Gemein­schaft­garten, Vere­in­räume, Proberäume, Bastel­w­erk­statt, Ate­lier, … was ihr euch erdenken kön­nt kann hier einen Platz finden.

Doch sind wir real­is­tisch: der Befehl zu Räu­mung wird wohl wieder nicht lange auf sich warten lassen, ste­ht doch der Schutz noch so frag­würdi­ger Eigen­tumver­hält­nisse in dieser kap­i­tal­getriebe­nen Gesellschaft weit über den Bedürfnis­sen der Men­schen. Demon­stra­tio­nen, Aktion­is­mus und Beset­zun­gen sind und bleiben immer wieder unsere legit­ime Antowort gegen diese zer­störerischen, unmen­schlichen Ver­hält­nisse und Machen­schaften. Die Hof­fung auf “andere Fromen der poli­tis­chen Auseinan­der­set­zung” wie sie Ober­bürg­er­meis­ter Schu­bert zulet­zt forderte, wurde zu oft ent­täuscht, ignori­ert, abge­tan und aus­get­rickst. Selb­st Schuld!

Wir bleiben dabei:

GEGEN DEN WEITEREN AUSVERKAUF DER STADT!
SOFORTIGER STOPP DER PRIVATISIERUNG ÖFFENTLICHEN EIGENTUMS!
ANTIKAPITALISCHTE FREIRÄUME ERKÄMPFEN!
HER MIT DEM SCHÖNEN LEBEN FÜR ALLE!
#FHLEBT

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Neofaschist zu Gast im Haus der Demokratie in Zossen

Am Don­ner­stag, dem 29. August 2019 um 19 Uhr wird das Haus der Demokratie Zossen seine Türen für völkische Neofaschist*innen öff­nen. Der AfD-Land­tagskan­di­dat Daniel von Lüt­zow aus dem Wahlkreis Tel­tow-Fläming III ist von Jörg Wanke vom zivilge­sellschaftlichen Aktions­bünd­nis Bran­den­burg zu ein­er Podi­ums­diskus­sion zur Land­tagswahl geladen. In der Ankündi­gungsver­anstal­tung auf Face­book (https://www.facebook.com/events/962434874130293/) wird gar damit geprahlt, dass „In der Region (…) eine ver­gle­ich­bare Ver­anstal­tung bish­er nicht stat­tfand.“ Zum Glück! Ger­ade auf­grund der Tat­sache, dass die AfD Bran­den­burg extrem völkisch und flügel­nah auftritt und Daniel Frei­herr von Lüt­zow in seinem Onlin­eauftritt nach Art der recht­sradikalen Iden­titären Bewe­gung eine „#Rem­i­gra­tion“ fordert, kann es nur noch als Farce betra­chtet wer­den eine der­ar­tige Per­son­alie auf eine Podi­ums­diskus­sion in ein selb­ster­nan­ntes „Haus der Demokratie“ einzuladen.
Die von Recht­sradikalen erhobene Forderung ein­er Rem­i­gra­tion ste­ht realpoli­tisch gese­hen für massen­hafte, gewalt­tätige Depor­ta­tio­nen von Men­schen­grup­pen, die nicht dem „deutschen Volk“ zugerech­net wer­den. Dass diese Prax­is dabei in jeglichem Wider­spruch zu human­itären Werten oder gar dem Grundge­setz ste­ht, liegt auf der Hand. Obwohl bere­its seit Jahren klar sein dürfte, wofür die AfD ste­ht und was sie fordert, soll den „Bürg­erin­nen und Bürg­ern“ die Gele­gen­heit gegeben wer­den Daniel von Lüt­zow „per­sön­lich ken­nen zu ler­nen“ und seine „Hal­tun­gen zu ver­schiede­nen The­men zu erfahren“.

https://www.belltower.news/vize-landeschef-der-afd-gibt-zu-seine-partei-ersticht-taeglich-kinder-47256/

Wie zahlre­iche Politikwissenschaftler*innen in den ver­gan­genen Jahren bere­its fest­stellen, hil­ft es nicht mit Men­schen, welche die völkisch ras­sis­tis­chen Posi­tio­nen der AfD vertreten, in einen Dia­log zu treten. Die Möglichkeit sie auf öffentlich­er Bühne zu „entza­ubern“ ist auf­grund ihrer Polemik sowie ihrer Sturheit andere Tat­sachen und Fak­ten als die selb­st geschaf­fe­nen anzuerken­nen, stark begren­zt. Eher ist das Gegen­teil der Fall. Allein durch eine Ein­ladung und die damit ein­herge­hende Legit­i­ma­tion ihrer Ein­stel­lun­gen, wird mas­siv zu ein­er Nor­mal­isierung des recht­en Diskurs­es beige­tra­gen. Deshalb sind auch wir, als Berlin­er Antifaschist*innen der Mei­n­ung, dass wer die AfD zu sich ein­lädt, noch nicht ver­standen hat, wie die Partei funk­tion­iert. Die Recht­en suhlen sich förm­lich in der medi­alen und öffentlichen Aufmerk­samkeit, die sie durch solche Auftritte erhal­ten. Wer­den sie hinge­gen nicht ein­ge­laden, ver­suchen sie sich in der AfD- typ­is­chen Opfer­po­si­tion einzu­nis­ten. Somit gilt es stark zu bleiben und die Recht­en jam­mern zu lassen.

Für uns ist klar, dass mit der Ein­ladung von einem knall­harten Ras­sis­ten und Nation­al­is­ten in Verbindung mit einem so blu­mig for­mulierten Ankündi­gung­s­text eine weit­ere Nor­mal­isierung extrem rechter Posi­tio­nen seinen Lauf nimmt. Men­schen­ver­ach­t­en­den Ein­stel­lun­gen wer­den somit einen öffentlichen Raum geboten und Daniel von Lüt­zow bekommt die ein­ma­lige Chance sich vor den Zuschauer*innen als „net­ter Nach­bar von nebe­nan“ zu präsen­tieren. Dazu darf es nicht kommen!

Wir fordern die sofor­tige Aus­ladung von Daniel von Lützow!
Völkische Nation­al­istIn­nen dür­fen niemals zu gle­ich­berechti­gen, demokratis­chen Gesprächspartner*innen gead­elt wer­den! Kein Raum der AfD!

Inforiot