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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Virtuelles Gedenken an den 75. Jahrestag der Befreiung

Dem 75. Jahrestag der Befreiung vom Nation­al­sozial­is­mus in Pots­dam-Babels­berg am 24.April kann in diesem Jahr auf­grund der Covid-19-Pan­demie und ihrer daraus resul­tieren­den Beschränkun­gen und Sicher­heits­maß­nah­men nicht in adäquater und würdi­ger Weise gedacht und erin­nert wer­den. Im Voraus geplante Ver­anstal­tun­gen der Geschichtswerk­statt Rotes Nowawes zur Befreiung von Babels­berg, wie zum Beispiel eine Rad­tour zu authen­tis­chen Orten, mussten wir schw­eren Bedauerns ein­stellen. Weil jedoch dieses Jubiläum nicht nur wichtig im Kon­text der all­ge­meinen poli­tis­chen Lage zu sehen ist – in ein­er Zeit, wo Ras­sis­mus, Nation­al­is­mus und Pop­ulis­mus wieder salon­fähig sind – son­dern auch im Kon­text der lokalen Geschichte in einem Stadt­teil, der als Indus­tri­e­s­tandort stark durch die Arbeiter*innenbewegung geprägt wurde und die let­z­tendlich einen großen Anteil daran hat­te, dass Babels­berg ohne wesentliche Kämpfe und Opfer befre­it wer­den kon­nte, möcht­en wir diese Son­der­web­seite der Öffentlichkeit präsentieren.

Unter der Webadresse https://1945.rotes-nowawes.de wollen wir mit­tels ein­er dig­i­tal­en Rund­tour auf his­torisch inter­es­sante Orte in Babels­berg aufmerk­sam machen. Zu den aktuellen Fotos gibt es je eine Kurzbeschrei­bung. Des Weit­eren wollen wir der Öffentlichkeit ver­schiedene Doku­mente und Mate­ri­alien bere­it­stellen, die im Zusam­men­hang mit der Befreiung von Babels­berg, aber auch dem Neuan­fang in dieser Stadt ste­hen. Wir sind uns bewusst, dass die aus­gewählten Quellen und die Lit­er­atur, hier vor allem die Erin­nerungs­berichte, eine gewisse poli­tis­che Fär­bung aus der Zeit der DDR bein­hal­ten und deswe­gen immer im zeit­geschichtlichen Kon­text gele­sen wer­den müssen.

Nichts desto trotz sind vor allem die his­torischen Doku­mente nicht zu ver­fälschen und ste­hen in ihrer Echtheit. Zudem doku­men­tieren sie die Zeit­geschichte jenes Momentes, der für viele Unsicher­heit und Ungewis­sheit brachte, aber an einem Indus­tri­e­s­tandort wie Babels­berg – dem ehe­ma­li­gen Roten Nowawes – mit sein­er großen Arbeiter*innenschaft und den tausenden Zwangsarbeiter*innen, auch Befreiung und Erlösung.

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Antifaschismus Gender & Sexualität Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

#75Befreiung in Prenzlau und Berlin

2020 jährt sich die bedin­gungslose Kapit­u­la­tion Hitler-Deutsch­lands zum 75. Mal. Wären die Umstände heute nicht so, wie sie ger­ade sind, wür­den wir draußen mit unseren Genoss_innen die Befreiung der Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen und Ravens­brück feiern. Doch auch wenn die zen­tralen Gedenkver­anstal­tun­gen nicht wie geplant stat­tfind­en kön­nen, gibt es immer noch kreative Möglichkeit­en im öffentlichen Raum zu gedenken. Anlässlich des #75Befreiung haben wir in Pren­zlau und in Berlin an Frauen* erin­nert, deren Biografien zum Teil mit dem KZ Ravens­brück ver­woben ist. Sie wur­den ver­fol­gt, weil sie Jüdin­nen waren, weil sie Kom­mu­nistin­nen und Antifaschistin­nen waren und auch, weil sie les­bisch waren.

Wir gedenken
Mar­garete Rosenberg
Elli Smula
Olga Benario-Prestes
Hen­ny Schermann
Hilde Radusch

Trotz Kon­tak­tsperre soll Gedenken weit­er­hin möglich sein! Anlässlich der Befreiung des KZ Ravens­brück hat die Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark e.V. einen Pod­cast auf die Beine gestellt und außer­dem Plakate erstellt, die auf ihrer Web­seite run­terge­laden und auf den Straßen ange­bracht wer­den kön­nen. Danke für diesen wichti­gen Anstoß! Auch die Stiftung Bran­den­bur­gis­che Gedenkstätte hat ihr Gedenken online ver­lagert. In den weit­eren Wochen wer­den weit­ere Aktio­nen on- sowie offline fol­gen. Stay tuned!

Margarete Rosenberg und Elli Smula

Der Stolperstein von Elli Smula in der Singerstraße in Berlin ist wegen einer Baustelle erst nächstes Jahr wieder zu sehen
Der Stolper­stein von Elli Smu­la in der Singer­straße in Berlin ist wegen ein­er Baustelle erst näch­stes Jahr wieder zu sehen

Mar­garete Rosen­berg (geb. Qued­nau) und Elli Smu­la wur­den bei­de im Som­mer 1940 bei den Berlin­er Verkehrs­ge­sellschaft (BVG) dien­stverpflichtet. Im Sep­tem­ber 1940 erstat­tete ein_e Kolleg_in oder Vorgesetzte_r bei der Gestapo Anzeige gegen die bei­den, woraufhin diese eine einge­hende Unter­suchung und schließlich ‚Schutzhaft‘ anord­nete. Auf dem erhal­ten gebliebe­nen Schutzhaft­be­fehl von Mar­garete Rosen­berg ist „staatsab­träglich­es Ver­hal­ten“ als Begrün­dung ver­merkt, die Schutzhaft-Karteikarte besagt, sie habe „die Arbeit ver­nach­läs­sigt“. Ihnen wurde ange­lastet, „regen Verkehr mit Kam­eradin­nen ihres Betriebes in les­bis­ch­er Hin­sicht unter­hal­ten“ zu haben, „wodurch der Betrieb des Straßen­bahn­hofs Trep­tow stark gefährdet“ würde. Am 30. Novem­ber 1940 wur­den bei­de in das Konzen­tra­tionslager Ravens­brück deportiert. Dort wur­den sie zunächst als ‚asoziale‘, dann aber als poli­tis­che Häftlinge reg­istri­ert. Als Ergänzung taucht zudem der Ver­merk „les­bisch“ auf. Mar­garete Rosen­berg über­lebte die Haftzeit von mehr als vier Jahren mit schw­eren gesund­heitlichen Schä­den und starb 1985. Elli Smu­la kam 1943 in Ravens­brück um.

Quelle: https://sexualityandholocaust.files.wordpress.com/2018/09/claudia-pc3bcnjer.pdf

Olga Benario-Prestes

Olga Benario wird am 12. Feb­ru­ar 1908 als Tochter ein­er jüdis­chen Fam­i­lie in München geboren. Bere­its in den Münch­en­er Polizeiak­ten wird sie als „kom­mu­nis­tis­che Agi­ta­torin“ geführt. Mit 17 Jahren zieht sie nach Berlin-Neukölln und ist im Kom­mu­nis­tis­chen Jugend­ver­band (KJVD) aktiv. In Berlin-Neukölln wird sie bald zum Star der lokalen Kom­mu­nis­tis­chen Jugend und demon­stri­ert ihre Zivil­courage in einem Coup, der in den Berlin­er Zeitun­gen Schlagzeilen macht: Am 11. April 1928 führt sie den bewaffneten Über­fall des Gerichtssaals im Moabiter Gefäng­nis an und schafft es, den wegen Hochver­rats angeklagten Otto Braun zu befreien. Mit falschen Pässen erre­ichen Braun und Benario ein paar Tage später Moskau.

Ihre Beziehung bricht 1931 ab, weil Benario Brauns Eifer­sucht­san­fälle klein­bürg­er­lich find­et. 1935 reist sie auf Anord­nung der Kom­mu­nis­tis­chen Inter­na­tionale von Moskau aus mit dem brasil­ian­is­chen Rev­o­lu­tionär Luís Car­los Prestes nach Rio de Janeiro. Der von Prestes und der Kom­mu­nis­tis­chen Partei 1935 in Brasilien ini­ti­ierte rev­o­lu­tionäre Auf­s­tand scheit­ert. Olga und Luís Car­los Prestes wer­den 1936 ver­haftet. Trotz inter­na­tionaler Proteste wird Olga Benario hochschwanger im Sep­tem­ber 1936 von den brasil­ian­is­chen Behör­den an die Gestapo aus­geliefert. Im Frauenge­fäng­nis Barn­im­straße kommt ihre Tochter Ani­ta Leocá­dia am 27. Novem­ber 1936 zur Welt. Anfang 1938 wird Olga Benario von ihrer Tochter getren­nt, kommt in das Frauenkonzen­tra­tionslager Licht­en­burg und muss drei Jahre im KZ Ravens­brück ver­brin­gen bevor sie 1942 im Tode­strakt der „Heil- und Pflegeanstalt“ Bern­burg durch Kohlen­monox­id ermordet wird. Die Skulp­tur der Tra­gen­den von Will Lam­mert auf dem Gelände der Mahn- und Gedenkstätte Ravens­brück hat Olga Benario zum Vorbild.

Quelle: https://galerie-olga-benario.de/olga-benario/olgas-leben

Henny Schermann

Hen­ny Scher­mann wurde 1912 geboren und lebte in Frank­furt am Main. Ihre Eltern besaßen einen Schuh­laden, den sie auf­grund anti­semi­tis­ch­er Boykotte aufgeben mussten. Ab 1935 arbeit­ete Scher­mann als Verkäuferin und hat­te einen Sohn, Wal­ter Scher­mann. Am 13. Jan­u­ar 1940 wird sie unter nicht gek­lärten Umstän­den ver­haftet und im März 1940 in das KZ Ravens­brück ein­geliefert. Ein möglich­er Anlass ihrer Ver­haf­tung kön­nte eine Razz­ia in einem les­bis­chen Lokal gewe­sen sein. Dies ergibt sich aus ein­er Notiz des KZ-Arztes Friedrich Men­necke: „Jen­ny Sara Scher­mann, 19.02.12. Ffm, ledig, Verkäuferin in Ffm. Trieb­hafte Les­bierin, verkehrte nur in solchen Lokalen. Ver­mied den Namen ‚Sara’. Staaten­lose Jüdin.“ Am 10. Okto­ber 1940 wurde Hen­ny Scher­mann vom Konzen­tra­tionslager Ravens­brück in das Gerichts­ge­fäng­nis Pren­zlau über­führt. Den Angaben auf der Karteikarte zufolge wurde sie durch Urteil des Amts­gerichts Frank­furt a. Main vom 14. Juni 1940 wegen „Verge­hen gegen §§ 3 und 4 des Geset­zes vom 17.8.38“ zu ein­er Haft­strafe von zehn Tagen verurteilt. Dieses Gesetz bein­hal­tete, dass jüdis­che Men­schen ab dem 01. Jan­u­ar 1939 ihren Vor­na­men den Zwangsna­men „Sara“ bzw. „Israel“ hinzufü­gen mussten. Ende Okto­ber 1940 wurde sie wieder in das KZ Ravens­brück zurück­ge­bracht und von dort am 30. Mai 1942 in die Euthanasie- und Tötungsanstalt Bern­burg trans­portiert und ermordet.

Quelle: https://sexualityandholocaust.files.wordpress.com/2018/09/claudia-pc3bcnjer.pdf

Hilde Radusch

Hilde Radusch (geb. 6.11.1903 in Alt­damm, gestor­ben am 2.8.1994 in Berlin) ver­lässt im Alter von 18 Jahren ihr kon­ser­v­a­tives Eltern­haus in Weimar und zieht alleine nach Berlin, um sich dort im Kom­mu­nis­tis­chen Jugend­ver­band, später in der KPD, speziell im Roten Frauen- und Mäd­chen­bund, zu engagieren. Mit nur 26 Jahren wird sie für die näch­sten drei Jahre Stadtverord­nete für die Berlin­er KPD. Nach den Wahlen 1932, die große Stim­mengewinne der Nazis mit sich brin­gen, beteiligt sich Hilde Radusch zunächst noch am Auf­bau ein­er ille­galen Postleitung, was jedoch durch ihre Ver­haf­tung am 6.4.1933 unter­bun­den wird. Aus der “Schutzhaft” im Frauenge­fäng­nis in der Barn­im­strasse wird sie ent­lassen, noch bevor die Über­stel­lung poli­tis­ch­er Gefan­gener in ein KZ der Regelfall wurde. 1939 ver­liebt sie sich in Eddy, eine Nach­barin in der Oranien­burg­er Straße, die für die näch­sten 21 Jahre ihre Lebens­ge­fährtin wird. Hilde Radusch küm­mert sich um die Beschaf­fung der stark rationierten Lebens­mit­tel und organ­isiert Unter­schlupf für aus dem Gefäng­nis ent­lassene Frauen. For­t­an taucht sie mit Eddy in Prieros (Königs Wuster­hausen) unter und ver­bringt dort die let­zten Kriegstage in ein­er Holzhütte. Nach Kriegsende arbeit­et Hilde Radusch für das Bezirk­samt in der Abteilung “Opfer des Faschismus”.

Quelle: https://www.spinnboden.de/gedenken-erinnern/hilde-radusch.html

 

Nie Opfer, immer Kämpferin“ – Hilde Radusch
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!

 

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Sammelunterkünfte auflösen!

In der großen Erstauf­nah­meein­rich­tung für Flüchtlinge in Dober­lug-Kirch­hain gibt es erste bestätigte Coro­n­afälle, in Pots­dam ste­hen nach mehreren Infek­tio­nen alle 116 Bewohner*innen ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft unter Quar­an­täne und auch Ober­hav­el meldet eine pos­i­tiv getestete Per­son in ein­er Gemein­schaft­sun­terkun­ft sowie mehr als 200 Bewohner*innen in Quar­an­täne, die heute getestet wer­den sollen.

Die ersten Coro­na-Fälle in Bran­den­burg­er Sam­melun­terkün­ften für Geflüchtete zeigen: Es muss jet­zt gehan­delt wer­den! Für einen wirk­samen Infek­tion­ss­chutz ist die Masse­nun­ter­bringung völ­lig ungeeignet und set­zt die Bewohner*innen einem hohen Risiko aus. Zahlre­iche Men­schen mit Behin­derun­gen, chro­nisch Kranke und andere Risiko­grup­pen leben weit­er­hin in den Masse­nun­terkün­ften. Um die dro­hende Quar­an­täne kom­plet­ter Heime zu ver­mei­den und die Geflüchteten vor ein­er Coro­n­ain­fek­tion best­möglich zu schützen, fordern wir:

Erstauf­nahme-Ein­rich­tun­gen leer ziehen!

Gemein­schaft­sun­terkün­fte entzer­ren und Men­schen dezen­tral unterbringen!

Risiko­grup­pen sofort raus aus den Sammelunterkünften!

Woh­nun­gen statt Lager!

Bran­den­burg hat Platz: Es muss jet­zt ein Rich­tungswech­sel stattfinden!
Zahlre­iche Flüchtling­sor­gan­i­sa­tio­nen kri­tisieren seit vie­len Jahren die Unter­bringung in Sam­melun­terkün­ften und fordern ein Recht auf ein selb­st­bes­timmtes Wohnen in Woh­nun­gen und Wohn­ver­bün­den. Die Unter­bringung in alter­na­tiv­en Wohnorten ist mach­bar. Coro­na macht noch ein­mal deut­lich: Es ist endlich an der Zeit, dass die Lan­desregierung Konzepte für eine Unter­bringung in Woh­nun­gen erar­beit­et und nicht weit­er­hin auf Masse­nun­ter­bringung setzt.
Um die Bewohner*innen der Sam­mel­lager kurzfristig zu schützen, kön­nen aber auch Kapaz­itäten im Touris­mussek­tor prag­ma­tisch genutzt wer­den. So kön­nten Szenar­ien, wie in anderen Bun­deslän­dern bere­its aufge­treten, ver­mieden wer­den: 244 pos­i­tiv getestete in Ell­wan­gen, Quar­an­täne für jew­eils hun­derte von Men­schen in Unterkün­ften in Hal­ber­stadt (Hunger­streik), Suhl und Bre­men. Diese Beispiele zeigen, was passieren kann, wenn Men­schen auf eng­stem Raum zusam­men leben müssen.
Die Posi­tion des Sozialmin­is­teri­ums, Vol­lquar­an­tä­nen ganz­er Unterkün­fte wenn möglich ver­mei­den zu wollen (Rund­schreiben 02/2020 des MSGIV), ist zwar begrüßenswert — bleibt aber ein leeres Ver­sprechen, wenn weit­er­hin viele Men­schen gezwun­gen sind auf engem Raum miteinan­der zu leben und löst auch das langfristige Prob­lem der Masse­nun­ter­bringung nicht.
Während die Stadt Pots­dam bere­its Geflüchteten und Obdachlosen in der Coro­n­akrise Bet­ten in Pen­sion­sz­im­mern zur Ver­fü­gung stellte und auch aus der Unterkun­ft in der Zep­pelin­straße nach Bekan­ntwer­den der Infek­tio­nen umge­hend umverteilt wurde, sodass alle auf das Virus neg­a­tiv getesteten Per­so­n­en sich seit let­zter Woche in einem Hotel oder Woh­nun­gen befind­en, leben zahlre­iche Geflüchtete in den Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen und den anderen Sam­melun­terkün­ften des Lan­des weit­er­hin auf eng­stem Raum zusam­men und sind damit per­ma­nent ein­er Gefährdung aus­ge­set­zt (Märkische All­ge­meine, 9.4.2020, „Bewohn­er in Asyl­heim in Quar­an­täne“; PNN, 10.4.2020).

Sit­u­a­tion in der Außen­stelle der Erstauf­nahme Dober­lug-Kirch­hain spitzt sich zu
In der Erstauf­nah­meein­rich­tung Dober­lug-Kirch­hain mit 474 Bewohner*innen wur­den bish­er min­destens drei Per­so­n­en pos­i­tiv auf Coro­na getestet und sind in einem Con­tain­er unter Quar­an­täne gestellt. Bewohner*innen bericht­en, dass sich 15 weit­ere Men­schen in Quar­an­täne im fün­ften Stock des Fam­i­lienge­bäudes befind­en. Eine indi­vidu­elle Quar­an­täne sei dort jedoch nicht möglich: So teilen sich neg­a­tiv Getestete, die auf das Ende ihrer Quar­an­täne warten, mit Per­so­n­en, die noch ihr Testergeb­nis abwarten, Bad und Küche. Doch statt durch dezen­trale Umverteilung in kleinere Unterkün­fte mehr Platz für Quar­an­tänean­forderun­gen zu schaf­fen, set­zt die zen­trale Aus­län­der­be­hörde auf Abschot­tung: So wur­den mit Unter­stützung der Bun­deswehr Zelte auf dem Gelände aufge­baut (Lausitzer Rund­schau 9.4.2020), die einzige Busverbindung in den 5 km ent­fer­n­ten Ort wurde eingestellt.

Bewohner*innen rech­nen damit, dass es immer mehr Quar­an­täne- sowie Coro­n­afälle geben wird. „Wichtig ist uns: Wir brauchen Trans­parenz über die Zahlen der pos­i­tiv und neg­a­tiv Getesteten. Und auch darüber, wo sie alle unterge­bracht wer­den sollen“, sagt eine Bewohner­in. Eine andere erk­lärt: „Wir sind hier an einem Ort mit vie­len Begren­zun­gen unterge­bracht. Bäder, Küchen und Toi­let­ten sind beson­ders mor­gens über­füllt. Die Sit­u­a­tion wird sich während der Ramadan-Zeit ab dem 24. April noch ver­schlim­mern.“ Für jew­eils 50 Per­so­n­en ste­ht nur eine Küche zur Selb­stver­sorgung zur Ver­fü­gung. 70% der Bewohner*innen sind Mus­lime, die während des anste­hen­den Fas­ten­monats täglich auf ein bes­timmtes Zeit­fen­ster zum Essen und dessen Zubere­itung angewiesen sind. Prob­leme, den benötigten Abstand einzuhal­ten, sind unter diesen Bedin­gun­gen vor­pro­gram­miert. Auch bei der Inter­net­nutzung ist die notwendi­ge Dis­tanz schwierig einzuhal­ten, denn WLAN ist, wenn über­haupt, nur in bes­timmten Bere­ichen verfügbar.

Kontakt:

Flüchtlingsrat Bran­den­burg: +0331 71 64 99; info@fluechtlingsrat-brandenburg.de
We’ll Come Unit­ed Berlin/Brandenburg: 0163 1601783; community@welcome-united.org
Für Fra­gen zur aktuellen Sit­u­a­tion geflüchteter Men­schen mit ein­er Behin­derung in Sam­melun­terkün­ften: Hand­i­cap Inter­na­tion­al: +030 28043926; k.dietze@hi.org
Dober­lug-Kirch­hain Vere­int, Diana Stein­born: 0173 4802479; dk.vereint@gmail.com; Ini­tia­tive für Begeg­nung und Flüchtling­shil­fe in Doberlug-Kirchain

Gemein­same Pressemit­teilung von
Flüchtlingsrat Bran­den­burg, We‘ll Come Unit­ed Berlin Bran­den­burg, Hand­i­cap Inter­na­tion­al e.V, Inter­na­tion­al Women* Space, Women in Exile & Friends, Refugees Eman­ci­pa­tion, Kom­m­Mit e.V., Asyl in der Kirche Berlin-Bran­den­burg e.V., Refugee Assem­bly Bran­den­burg, Wir packen’s an e.V. – Nothil­fe für Geflüchtet, Jugendliche ohne Gren­zen Bran­den­burg, Refugee Law Clin­ic Berlin, Barn­im für alle, See­brücke Pots­dam, Flüchtlings­ber­atungsstelle des ev. Kirchenkreis­es Oberes Havel­land, ESTArup­pin e.V, Geflüchteten Net­zw­erk Cot­tbus, Migranten­beirat der Lan­deshaupt­stadt Pots­dam, Vor­stand des Aktions­bünd­nis Bran­den­burg, Bürger*innenasyl Barn­im, SV Babels­berg 03, Brigade Kon­rad Wolf, Dober­lug-Kirch­hain VerE­in, Alter­na­tives Jugend­pro­jekt 1260 e.V., S, Straus­berg, Net­zw­erk neue Nach­barn Werder, The­ater X, Aktions­bünd­nis „Offenes MOL“ Märkisch Oder­land, Space2groW, colab­o­ra­tive Reichenow e.V., Kul­tur in der Alten Schäfer­ei e.V. Reichenow, Haus des Wan­dels e.V. Stein­höfel-Hein­ers­dorf, Demokratis­ches Jugend­fo­rum e.V., Dr. med. Nora Waw­erek, Fachärztin für All­ge­mein­medi­zin, Lunow, Dipl.Med. Almut Berg, Fachärztin für All­ge­mein­medi­zin und Psy­chother­a­pie, Lunow, Dr. Ver­be­na Bothe

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Geschichte & Gedenken Sonstiges

75. Jahrestag Befreiung KZ Ravensbrück

Liebe Über­lebende, liebe Ange­hörige, liebe Freund_innen und Genoss_innen!
Dieses Jahr kön­nen wir uns nicht zu ein­er gemein­samen Gedenk­feier auf dem ehe­ma­li­gen Lagergelände tre­f­fen. Das macht uns trau­rig. Doch wir möcht­en euch aufrufen und ein­laden, an diesem Tag trotz­dem ein Zeichen zu setzen:
Wir haben einen Pod­cast (Radiosendung) für euch erstellt, den ihr ab dem 18. April von unser­er Web­site herun­ter­laden oder in eini­gen freien Radios hören kön­nt – mit Reden zur Befreiungs­feier, Musik, Gedicht­en, Zitat­en von Über­leben­den und einem Überblick zur Geschichte und Nachgeschichte des Lagers. Hört euch die Sendung an und sagt sie anderen weit­er! Ihr find­et sie hier: http://gedenkort-kz-uckermark.de/info/aktuelles.htm#

Wir haben Plakate gestal­tet und hof­fen, dass sie weite Ver­bre­itung find­en – und an vie­len Orten zu einem kurzen Innehal­ten, zum Nach­denken und zum Han­deln anre­gen. Druckt sie aus, hängt sie auf und schickt sie über eure Social Media-Kanäle: http://gedenkort-kz-uckermark.de/assets/downloads/2020_75Jahrestag_Plakate.pdf

Malt eigene Tran­spis und hängt sie an Balkone und Fen­ster! Wir freuen uns über Fotos von allen Gedenkze­ichen für unsere Web­site! Und schickt uns gerne auch welche, falls ihr am 18. April vielle­icht doch zum Gedenkstein auf dem ehe­ma­li­gen Lagergelände geht. Lasst uns auch in diesem Jahr zusam­men gedenken. An vie­len Orten, mit unter­schiedlichen Zeichen, und doch mit dem gle­ichen Ziel. Antifaschis­mus braucht starke Bünd­nisse. Eure Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehem. KZ Uckermark
Am 19. April gedenken wir gemein­sam mit der Lagerge­mein­schaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V. der Opfer des Frauen-KZ Ravens­brück (siehe auch Online-Ange­bot der Mahn- und Gedenkstätte unter: https://www.ravensbrueck-sbg.de/).

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Unfor­tu­nate­ly, we did not yet have time to trans­late this infor­ma­tion into oth­er lan­guages. How­ev­er, we try to pro­vide an Eng­lish trans­la­tion as soon as pos­si­ble. Thank you for your patience!
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Ini­tia­tive für einen Gedenko­rt ehe­ma­liges KZ Uck­er­mark e.V.
Lausitzer­str. 10
Auf­gang B
D‑10999 Berlin
E‑Mail: info@gedenkort-kz-uckermark.de
Web: www.gedenkort-kz-uckermark.de

Bankverbindung:
Ini­tia­tive Gedenko­rt KZ Uckermark
DE61 4306 0967 7924 5544 00
GLS-Bank

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Antifaschismus Gender & Sexualität Geschichte & Gedenken

Kein Gedenken an lesbische NS-Opfer in Ravensbrück

Vom 17. bis zum 19. April waren Ver­anstal­tun­gen zum 75. Jahrestag der Befreiung des Frauen-Konzen­tra­tionslagers Ravens­brück geplant, die im Zuge der Coro­na-Maß­nah­men nun abge­sagt wur­den. Dabei sollte nicht nur das Gedenken an les­bis­che NS-Opfer the­ma­tisiert wer­den, son­dern auch erneut die umstrit­tene „Gedenkkugel” niedergelegt werden.

Das offizielle Gedenken an les­bis­che Frauen ist längst über­fäl­lig!“, sagt Irmes Schwa­ger, die sich in der Ini­tia­tive Autonome fem­i­nis­tis­che Frauen und Les­ben aus Deutsch­land und Öster­re­ich engagiert. Die Ini­tia­tive legt den Fokus auf das Gedenken und Erin­nern an les­bis­che Frauen*, die von den Nation­al­sozial­is­ten inhaftiert und ermordet wur­den. In Koop­er­a­tion mit der franzö­sis­chen Gruppe Mémoires en chantier woll­ten sie zum 75. Jahrestag der Befreiung des Frauen-Konzen­tra­tionslagers Ravens­brück gemein­sam in einem Raum die bei­den Ausstel­lun­gen „Die Gedenkkugel: Chronik ein­er Sicht­barkeit – Die Ver­fol­gung les­bis­ch­er Frauen in der NS-Zeit und die Bedeu­tung des Gedenkens“ und „Con­stel­la­tions brisées“ präsen­tieren. Auf­grund der Auswirkun­gen des Coro­n­avirus wurde die Ver­anstal­tung in der Mahn- und Gedenkstätte abgesagt.

Kampf um die Anerken­nung les­bis­chen Gedenkens
Lebenswege nachze­ich­nen und sicht­bar machen: Diesen Ansatz ver­fol­gen die Aktivist*innen von Mémoires en chantier mit ihrem Pro­jekt „Con­stel­la­tions brisées“. Die Mul­ti­me­di­aausstel­lung soll mith­il­fe dig­i­taler Karten Auf­schluss über den Wider­stand, die Liebe und Fre­und­schaften unsicht­bar gewor­den­er, les­bis­ch­er Frauen aus ganz Europa geben. Anhand der Biografien der nach Ravens­brück deportierten KZ-Insassin­nen Mar­guerite Chab­iron, Suzanne Leclézio und Yvonne Zeigel, die franzö­sis­che Widerstandskämpfer*innen waren, sowie der bei­den deutschen Les­ben Elsa Con­rad und Hen­ny Scher­mann wollte die Gruppe ihre Arbeit in der Mahn- und Gedenkstätte vorstellen. Doch auch wenn die Ausstel­lungseröff­nung bis auf Weit­eres ver­schoben wurde, sind die Porträts von Chab­iron, Con­rad und Scher­mann bere­its online zugänglich. Unab­hängig davon, betont Suzette Robi­chon, eine Aktivistin der Gruppe: „Es bleibt für uns unglaublich wichtig, nach Ravens­brück zu kommen“.

Bild: Ina Rosenthal

Um eine offizielle Anerken­nung les­bis­chen Gedenkens kämpft die Ini­tia­tive Autonome fem­i­nis­tis­che Frauen und Les­ben aus Deutsch­land und Öster­re­ich. 2015 legte die Ini­tia­tive zum ersten Mal eine Gedenkkugel für die les­bis­chen Opfer des NS-Regimes auf dem Gelände des ehe­ma­li­gen KZ Ravens­brück nieder. Diese wurde aber von der Leitung wieder ent­fer­nt, weil der Vor­gang nicht offiziell genehmigt war. „Es wurde ver­sucht, etwas zum Schweigen zu brin­gen, was spricht!“, erin­nert sich Irmes Schwager.

Über die Art und Weise, wie les­bis­ch­er NS-Opfer gedacht wer­den soll, wird schon seit den 80er-Jahren gestrit­ten. Denn nach dem Strafrecht des NS-Staats wur­den allein Män­ner auf­grund homo­sex­ueller Hand­lun­gen krim­i­nal­isiert und dafür ins KZ gebracht. Eine ver­gle­ich­bare strafrechtliche Ver­fol­gung les­bis­ch­er Frauen gab es zumin­d­est in Deutsch­land nicht. Doch wie aus der lei­der immer noch sehr lück­en­haften Forschung zum The­ma her­vorge­ht, gal­ten Les­ben als „entartet“ oder „ver­rückt“. Sie wur­den aus anderen Grün­den denun­ziert, ver­fol­gt und ermordet. Auch standen in den Lagern les­bis­che Hand­lun­gen unter Strafe.

Den­noch stellt sich die Mahn- und Gedenkstätte Ravens­brück bis­lang quer, der Kugel einen fes­ten Platz zu geben. Auch der LSVD Bran­den­burg zog 2018 seinen Antrag auf Unter­stützung zurück. Am Jahrestag der Befreiung sollte deswe­gen die Kugel erneut in Ravens­brück niedergelegt wer­den. Die Absage bedeutet lei­der einen weit­eren Rückschlag für die Frauen* der Ini­tia­tive. Doch auch wenn unklar ist, was die Zukun­ft brin­gen wird und ob die Kugel jemals einen fes­ten Platz in der Gedenkstätte bekommt: die Aktivist*innen wer­den uner­müdlich für die Anerken­nung und Sicht­bar­ma­chung les­bis­chen Gedenkens kämpfen.

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Antifaschismus Law & Order

Auswertung der Polizeikontrollstelle vom Osterwochenende

Das Oster­woch­enende ist fast vor­bei und wir wollen es für euch auswerten. Wir schauen dabei nicht nur auf die Polizei, son­dern auch auf das Ord­nungsamt. In den let­zten Tagen hat das Pots­damer Ord­nungsamt ver­mehrt Angler*innen kon­trol­liert. Dies wurde von den Ord­nungskräften mit dem Ver­stoß gegen die Infek­tion­sor­d­nung begrün­det, obwohl die Angler*innen allein waren. Sie begrün­de­ten die Per­son­alien Auf­nahme und das abfo­tografieren der Papiere damit, dass das Angeln auf­grund der Verord­nung in Pots­dam ver­boten sei. Die betrof­fe­nen Angler*innen erhiel­ten Ver­war­nun­gen. Zeug*innen fragten daraufhin beim Ord­nungsamt nach, welch­es das Ver­bot bestätigte. Da wir als Polizeikon­troll­stelle darüber sehr ver­wun­dert waren, bat­en wir einen Stadtverord­neten bei dem Ober­bürg­er­meis­ter Mike Schu­bert nachzufra­gen. Dieser hat in der Tele­fonkon­ferenz am 11.04.2020 verneint, dass so ein Ver­bot existiere. Unsere Ansicht nach, ist es drin­gend notwendig alle Mitarbeiter*innen auf den gle­ichen Ken­nt­nis­stand zu brin­gen. Es kann nicht sein, dass die Ord­nungsamt Mitarbeiter*innen die Verord­nung der­art scham­los aus­nutzen, um Per­son­alien aufzunehmen.

Am Fre­itag kam es zu ein­er Kon­trolle durch das Ord­nungsamt Pots­dam auf dem Bass­in­platz. Dort waren 3 Mäd­chen (ca. 13–16 Jahre) mit Inlin­ern unter­wegs. Das Ord­nungsamt hat dort die Per­son­alien aufgenom­men und Ver­war­nun­gen aus­ge­sprochen. Das Prob­lem an dieser Kon­trolle war das Ver­hal­ten der Mitarbeiter*innen des Ord­nungsamtes. Die Mitarbeiter*innen haben sich zu keinem Zeit­punkt bei ihrer Ansprache an einen Abstand von 1,50m gehal­ten. Weit­er­hin mussten alle Per­so­n­en den gle­ichen Kugelschreiber benutzen. Das hat wenig mit Infek­tion­ss­chutz zu tun. Aus unser­er Sicht reicht es bei min­der­jähri­gen Per­so­n­en eine mündliche Ansprache ohne Per­son­alien Aufnahme.

Eine weit­ere Kon­trolle durch das Ord­nungsamt in Hen­nigs­dorf wirft Fra­gen auf. Eine Per­son war mit einem Baby unter­wegs und stand kurz auf einem Steg. Das Ord­nungsamt kam zu der Per­son und ver­warnte diese. Weit­er­hin sagten sie zu der Per­son, dass das Aufhal­ten nur max­i­mal 3–5 Minuten ges­tat­tet sei. Wie das Hen­nigs­dor­fer Ord­nungsamt zu dieser Recht­sausle­gung kommt, ist mehr als fraglich. In der Infek­tion­ss­chutzverord­nung gibt es keine Zei­tangaben. Deswe­gen wer­den wir in den näch­sten Tagen eine Email an die Stadt Hen­nigs­dorf for­mulieren und fra­gen, wie es zu dieser Rechts­grund­lage kommt. Wir wer­den euch die Antwort mitteilen!

Beim Betra­cht­en der Arbeit der Polizei, fällt ganz ein­deutig der Son­ntag auf. Hier kam es zu mehreren Über­grif­f­en von Seit­en der Polizei.

Bei ein­er Warteschlange vor einem Bäck­er, wurde eine Per­son ange­sprochen. Die Polizei kom­mu­nizierte, dass die Per­son Teil ein­er aufgelösten Ver­samm­lung sei und sie eine Ord­nungswidrigkeit bege­he. Weit­er­hin wies die Polizei darauf hin, dass dies bis zu 10.000€ kosten kann und die Per­son ja wohl nicht den schö­nen Nach­mit­tag im Gewahrsam ver­brin­gen möchte. Die Polizei forderte die Per­son auf das Schild run­terzunehmen, da es aus ihrer Sicht nicht ges­tat­tet sei ein Schild zu tra­gen und in der Warteschlange zuste­hen. Anschließend wur­den die Per­son­alien aufgenom­men. Da es sich bei der betrof­fe­nen Per­son um eine Trans*Frau han­delt, trägt diese einen Zusatzausweis mit sich. Dieser wurde zwar akzep­tiert, allerd­ings “scherzte” der Polizist beim Org­nialausweis “ob der Herr auf dem Ausweis denn auch da wäre”. Der Polizist fand das sehr lustig. Die betrof­fene Per­son nicht. Es kann nicht sein, dass Trans*personen solch diskri­m­inierende Kon­trollen erleben müssen.

Am Oster­son­ntag kam es zu einem über­zo­ge­nen Polizeiein­satz wegen ein­er Ord­nungswidrigkeit. Gegen 13 Uhr haben sich zwei Radfahrer*innen auf der Bran­den­burg­er Straße befun­den. Ein Polizei­wa­gen kam den Radfahrer*innen ent­ge­gen. Das Fen­ster wurde geöffnet und her­aus­gerufen, dass Fahrrad­fahren ver­boten sei. Per­son A hat den Ruf akustisch nicht ver­standen und Per­son B war sich dem Fahrver­bot am Son­ntag nicht bewusst, weshalb bei­de weit­er­fuhren. Die Polizei sprang daraufhin sofort aus ihrem Auto und ran­nte den Per­so­n­en hin­ter­her. Per­son A wurde am Arm gepackt und so zum Still­stand gebracht. Per­son B blieb daraufhin ste­hen. Da die Polizei den Bit­ten und Wün­schen des Näherkom­mens aus Infek­tion­s­grün­den zu unter­lassen, wichen die bei­den Per­so­n­en ein Stück zurück. Per­son A wurde gegen einen Bauza­un gedrängt und Per­son B gegen eine Hauswand. Bei­de wur­den von jew­eils 2 Polizist*innen umringt und weit­ere Beamt*innen kamen hinzu. Die Polizist*innen tru­gen zu keinem Zeit­punkt Atemschutzmasken.

Auf­grund der began­genen Ord­nungswidrigkeit wur­den die Per­so­n­en aufge­fordert ihre Per­son­alausweise her­auszugeben. Es wurde damit gedro­ht, sich son­st “den Ausweis zuholen”, wenn das nicht frei­willig passiere. Per­son B ver­suchte den Vor­fall mit dem Handy zu fil­men. Sie kam aber nicht dazu, da dies von den Beamt*innen sofort unter­sagt wurde. Sie forderten Per­son B auf, das Video zu löschen. Da sie dieser anscheind nicht traut­en, nahm ein Beamter das Handy aus der Hand und scrollt durch die Galerie, um zu schauen, ob tat­säch­lich keine Dateien vorhan­den sind. Zu diesem Zeit­punkt kamen zwei weit­ere Per­so­n­en, die die Sit­u­a­tion fil­men. Die Polizei forderte die weit­eren Per­so­n­en auf, dies zu unter­lassen. Sie stell­ten sich als Jornalist*innen der MAZ vor. Daraufhin mussten diese ihre Presseausweise zeigen.

Per­son A und B beka­men ein Über­weisungss­chein von 15€. Auf­grund von Schildern am Gepäck­träger wurde ihnen unter­stellt, teil ein­er Ver­samm­lung gewe­sen zu sein. Obwohl die Beamt*innen dafür keine Beweise hat­ten, wurde ein mündlich­er Platzver­weis für die gesammte Bran­den­burg­er Straße erteilt. Weit­er­hin wurde den bei­den Per­so­n­en gedro­ht, sollte man sie bei­de heute nochmal zusam­men antr­e­f­fen, wür­den sie Prob­leme bekom­men, auf­grund der Infektionsschutzverordnung.

Fassen wir diese Maß­nahme kurz zusam­men: Die Polizei kon­trol­lierte zwei Per­so­n­en wegen ein­er Ord­nungswidrigkeit. Die Polizei ver­hielt sich gegen jede Infek­ton­ss­chut­zord­nung, wurde auf­grund ein­er Ord­nungswidrigkeit kör­per­lich und ver­suchte Pressear­beit zu behindern.

Das Ver­hal­ten der Polizei bei der Warteschlange vor dem Bäck­er ist mehr als frag­würdig. So waren bei dem ganzen Ein­satz 120 Polizist*innen im Ein­satz, die bei Per­so­n­e­nansprachen, ohne Schutzaus­rüs­tung waren und somit bei nicht erkan­nter Covid-19 Erkrankung zu Überträger*innen wer­den. Unser­er Ansicht muss es eine Beschw­erdestelle geben, welche nicht bei der Polizei angegliedert ist.

Eure Polizeikon­troll­stelle

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Antifaschismus Flucht & Migration

Deutlich mehr als ein „Demo-Zehner“

Das Net­zw­erk für Weltof­fen­heit Bernau rief am 7. März auf dem Bahn­hofsvor­platz zu
bun­tem, friedlichem Protest sowie zu Spenden auf. Unter dem Mot­to „Stoppt die
Brand­s­tifter — Sol­i­dar­ität statt Hass, Het­ze und Gewalt“ ver­sam­melten sich etwa 250
Men­schen aller Gen­er­a­tio­nen, die kreativ zeigten, dass sie in keinem Land leben
möcht­en, das von Dem­a­gogen regiert oder mitregiert wird. Noch unter dem Ein­druck des
ras­sis­tis­chen Ter­ro­ran­schlags von Hanau macht­en sie deut­lich: Wir treten gegen Hass
und Het­ze, für eine sol­i­darische Gesellschaft ein, in der Men­schen­rechte nicht von
Zufäl­ligkeit­en wie dem Ort der Geburt abhängig sind.

Vor­ab ver­sprach das Net­zw­erk für Weltof­fen­heit: Als Gegengewicht gegen die
Auss­chließeri­tis der AfD sor­gen wir dafür, dass pro Teilnehmer/in an der Kundgebung
min­destens 10 Euro an Pro Asyl e.V., an Women in exile bzw. an Barn­im für alle
gespendet wer­den. Anfangs fragten einige Aktive im Net­zw­erks skep­tisch: Ist ein
„Demo-Zehn­er“ nicht doch zu viel und über­haupt real­isier­bar? Wenn 100 Men­schen zur
AfD-Kundge­bung kom­men, brauchen wir 1000 Euro Spenden… Opti­mistis­che Stim­men im
Net­zw­erk über­wogen dann: „Not­falls stock­en wir anschießend die Spenden auf.“

Auf­s­tock­en ist nun nicht nötig. An der AfD-Kundge­bung beteiligten sich 50 bis
max­i­mal 80 Teil­nehmer, über­wiegend ältere Män­ner. Spenden in Höhe von 800 Euro
hät­ten also gere­icht, um die Zusage einzulösen. Wie das Net­zw­erk jet­zt in Erfahrung
brachte, gin­gen mit dem Ver­merk „Spende BER0703“ bis Ende März ins­ge­samt 1810,00
Euro bei den drei Organ­i­sa­tio­nen ein, die sich für die Rechte geflüchteter Menschen
einsetzen.

Robert Liss­mann vom Bernauer Net­zw­erk fasst zusam­men: „Vor dem Aus­bruch der
Coro­na-Pan­demie war dies wohl für län­gere Zeit die let­zte Demon­stra­tion der
demokratis­chen Zivilge­sellschaft in Bernau. Wir bedanken uns sehr für den
engagierten und bun­ten Protest gegen die AfD-Kundge­bung sowie für die kleinen und
größeren Spenden. Wer ras­sis­tis­ches Gift aktiviert, dann bei rechtem Terror
Erstaunen und Erschreck­en heuchelt und keinen Zusam­men­hang sehen will, ver­sucht die
Men­schen für dumm zu verkaufen. Bleiben Sie gesund und aktiv, aufmerk­sam und
solidarisch“.

Fast 2.000,- wur­den nach dem Spende­naufruf bei der Demo in Bernau an Grup­pen und Organ­i­sa­tio­nen, die Geflüchtete sup­port­en, gespendet.
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Sonstiges

#LeaveNoOneBehind — die Politische Einkaufsschlange

INFORIOT Bun­desweit bericht­en Medi­en über hun­derte Meter lange Schlangen vor Lebens­mit­telgeschäften. In der Pots­damer Innen­stadt kam es am Oster­son­ntag zu ein­er ungewöhn­lichen Warteschlange, nach­dem eine angemeldete Men­schen­kette der See­brücke Pots­dam ver­boten wor­den war. Gegen Mit­tag standen mehr als 200 Men­schen an ein­er Bäck­erei auf der Bran­den­burg­er Straße an, um ihre Brötchen zu kaufen. Da aktuell auch beim Anste­hen und Warten ein Abstand von min­destens 2 Metern einzuhal­ten ist, ging die 700m lange Warteschlange ent­lang der gesamten Fußgänger­zone von der Friedrich-Ebert-Str. bis zum Bran­de­burg­er Tor.

Die Wartenden hat­ten Schilder oder Trans­par­ente dabei, um auf die katas­trophale Sit­u­a­tion an den Europäis­chen Außen­gren­zen und in den Elend­slagern auf den griechis­chen Inseln, wie das Lager Moria auf Les­bos, aufmerk­sam zu machen. Seenotret­tung, Sol­i­dar­ität und Men­schen­rechte wur­den gefordert. Außer­dem wur­den Gesänge und Parolen angestimmt.

Mit vor Ort waren mehrere par­la­men­tarische Abge­ord­nete, Anwält_innen und Journalist_innen, die den Bäckerkund_innen bera­tend und unter­stützend zur Seite standen.

Passant_innen reagierten über­wiegend pos­i­tiv auf die Aktion und sol­i­darisierten sich mit Klatschen, Ein­rei­hen oder Sprechchören.

Die ein­tr­e­f­fende Polizei wirk­te ins­ge­samt über­fordert und plan­los. Die Beamt_innen ver­sucht­en, die Warten­schlange als unangemeldete Ver­samm­lung zu deklar­i­eren und die Men­schen am Brötchenkauf zu hin­dern. Vere­inzelt wur­den Per­son­alien aufgenom­men. Zu beobacht­en war, dass die „Ord­nung­shüter“ im Namen von Coro­na wed­er Abstan­dregeln ein­hiel­ten, noch Mund­schutz trugen.

Die Einkauf­ss­chlange löste sich nach gut ein­er Stunde von selb­st auf, da ein ungestörtes Warten nicht möglich war.

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Flucht & Migration

Aktion Supermarkt-Shuttle „Busverbindung jetzt!“

Damit haben wir ver­sucht den Bus 571 von der Erstauf­nahme zur Stadt­mitte zu erset­zen. Er wurde vom Verkehrs­man­age­ment Elbe-Elster mit Beginn der Coro­na-Krise eingestellt.

Viele der über 400 Bewohner*innen der Sam­melun­terkun­ft reagieren mit Unver­ständ­nis auf die Maß­nahme des Verkehrs­man­age­ments Elbe-Elster. Eine Bewohner­in dazu: „Das Inter­es­sante ist: die anderen Busse fahren. Warum also nur wir? Warum wer­den wir so isoliert?“ Eine weit­ere Bewohner­in fügt hinzu: „Der Bus ist vor ca. einem Monat aus­ge­set­zt wor­den. Wir müssen jet­zt zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren. 5 km mit Taschen ist weit. Zu Fuß ist das eine Stunde hin und eine zurück. Wir sind total abgeschnit­ten und sitzen hier fest, wir kön­nen uns über­haupt nicht frei bewe­gen.“ Die Iso­la­tion durch den man­gel­nden Bus wird durch die schlechte Inter­netverbindung noch ver­stärkt. Für die Men­schen in Quar­an­täne ist dies beson­ders einschneidend.

Geshut­telt wurde in pri­vat­en PKWs. Der Abstand von 1,5 Meter wurde einge­hal­ten, indem immer ein*e Fahrer*in jew­eils eine Per­son aus der Unterkun­ft trans­portierte, zudem wur­den Masken zur gegen­seit­i­gen Sicher­heit getra­gen. Trotz dieser Sicher­heits­maß­nah­men wur­den Men­schen aus der Unterkun­ft von anderen Einkaufend­en, die selb­st keinen Mund­schutz tru­gen, vehe­ment zum Hochziehen ihres Mund­schutzes aufge­fordert. Seit der Coro­na-Pan­demie wer­den sie ver­stärkt mit der­ar­ti­gen Kom­mentaren belei­digt. Ein Bewohner­in dazu: „Ich ver­ste­he das nicht. Wir sind doch die, die den Mund­schutz tra­gen. Warum wer­den wir nicht geschützt? Das ist doch Ras­sis­mus!“. Gle­ichzeit­ig gab es aber auch pos­i­tive Rück­mel­dun­gen und Spende­nange­bote der dort Anwe­senden Bürger*innen.

Durch unseren Shut­tle kon­nten ca. 40 Men­schen trans­portiert und ihnen damit große Einkäufe ermöglicht wer­den. „Seit Beginn der Krise, wurde das Essen reduziert. Viele Men­schen, vor allem die Fam­i­lien müssen selb­st kochen. Daher müssen wir drin­gend einkaufen kön­nen.“ Zudem haben viele Men­schen Angst und möcht­en nicht mehr in die Kan­tine gehen, weil der Sicher­heitsab­stand von 1,5 m kaum zu gewährleis­ten ist.

Die Heimbewohner*innen ste­hen seit Bekan­ntwer­den der Coro­na-Fälle im Lager ohne­hin unter großem Druck. „Wir haben Angst, viele schließen sich im Zim­mer ein. Alles ste­ht still, kein Fit­ness mehr, keine Deutsch-Klassen. Es hat sich vieles zum Schlecht­en verän­dert.“ Mit der Ein­stel­lung des Busses wird die Iso­la­tion der Men­schen in dieser Zeit drastisch gesteigert.

Der Leit­er der zen­tralen Aus­län­der­be­hörde Olaf Jansen gibt an, dass die Ein­stel­lung des Busses als Präven­tion gegen die Aus­bre­itung von Covid-19 angewiesen wurde. Inner­halb der Unterkun­ft selb­st wird allerd­ings wenig unter­nom­men, um die Gesund­heit der Bewohner*innen zu schützen. Desin­fek­tion­s­mit­tel ste­ht aktuell nur auf Nach­frage vere­inzelt zur Ver­fü­gung. Dazu kom­men die man­gel­haften Küchen- und San­itär-Ein­rich­tun­gen der Sam­melun­terkun­ft generell. „Ca. 100 Men­schen teilen sich ein Bad mit 5 Duschen und 5 Toi­let­ten. Vor allem mor­gens ist da viel los. Da machen wir uns natür­lich Sor­gen. Wir haben gefordert, dass öfters geputzt wird, bish­er ist nichts passiert.“ In der Unterkun­ft in Dober­lug-Kirch­hain sind bere­its vier Men­schen infiziert, eine Per­son ist im Kranken­haus, drei in einem Con­tain­er auf dem Gelände isoliert. Zudem ist aktuell die Quar­an­täne für Men­schen, die unter Coro­na-Ver­dacht ste­hen, im 5. Stock des Fam­i­lien­haus­es (siehe Bilder) unterge­bracht. Ins­ge­samt sind 15 Einzelper­so­n­en und 2 Fam­i­lien bish­er isoliert. Zum Betreten und Ver­lassen des Quar­an­tänebere­ich­es, muss das ganze Fam­i­lien­haus durch­quert wer­den. Das ist beson­ders unver­ständlich vor dem Hin­ter­grund, dass hier viele beson­ders gefährdete Men­schen leben, die unter Asth­ma, Hyper­ven­ti­la­tion, Bluthochdruck oder Dia­betes lei­den. Das Kli­ma ist dadurch sehr angespannt.

Statt für die Gesund­heit der Men­schen in den Unterkün­ften zu sor­gen, wird also auf die Iso­la­tion der ganzen Unterkun­ft geset­zt. Zulet­zt steigert sich dieses Vorge­hen bis zur Quar­an­täne ganz­er Unterkün­fte. So wur­den in der zen­tralen Erstauf­nahme in Sach­sen-Anhalt vom örtlichen Gesund­heit­samt rund 850 Bewohner*innen bis 21. April unter Quar­an­täne gestellt und dür­fen das Gelände nicht mehr ver­lassen. Aktuell sind dort bere­it 44 Men­schen mit Covid-19 infiziert. Seit ein­er Woche set­zen sich die Bewohner*innen gegen die Gesamtquar­an­täne mit einem Hunger­streik. Den­noch gibt es über eine dezen­trale Unter­bringung und kurzfristige Verbesserung von hygien­is­chen und medi­zinis­chen Bedin­gun­gen keine Ver­hand­lun­gen. Durch die Gesamtquar­an­täne wer­den fahrläs­sig Men­schen­leben aufs Spiel geset­zt. Laut Posi­tion­spa­pi­er des Flüchtlingsrates Berlin stellt eine Quar­an­täne nach dem Infek­tion­ss­chutzge­setz ohne Zus­tim­mung der Betrof­fe­nen oder richter­lichen Beschluss zudem eine frei­heit­sentziehende Maß­nahme dar und ver­stößt gegen das Grundge­setz. Bleibt zu hof­fen, dass in Dober­lug-Kirch­hain ein Rich­tungswech­sel stat­tfind­et und die Iso­la­tion der Men­schen in der Unterkun­ft been­det wird.

Wir fordern: „Busverbindung jet­zt! WLAN Zugang in jedem Zim­mer! Schluss mit der Iso­la­tion von Men­schen in der Erstauf­nahme! Lager abschaffen!“

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Wohnen & Stadt

Protest gegen Abrisse im Park Babelsberg

Eben­falls wird damit gedro­ht dass die Schlöss­er den Abriss der Strand­badan­la­gen nicht unversehrt über­ste­hen wür­den, sofern die Stiftung an ihren Plä­nen festhält.

Trotz bre­it­er Bürger_innenproteste der let­zten Wochen plant die SPSG weit­er­hin den Abriss der bish­eri­gen und eine Verkleinerung der kün­fti­gen Anla­gen was mas­sive Ein­schnitte für die Nutzer_innen des Seesport­club und des Strand­bades im Park Babels­berg mit sich brin­gen wird. Grund für die geplanten Bautätigkeit­en ist die Ver­legung eines Park­weges um ca. 50m näher an die Hav­el auf seinen “his­torischen” Ver­lauf. Vor­rau­sichtlich wer­den dadurch Kosten von ca. 6 Mil­lio­nen Euro entstehen.

Weit­ere Infor­ma­tio­nen: http://potsdam-stadtfueralle.de/tag/strandbad/

Inforiot