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Bildung & Kultur Gender & Sexualität Inklusion & Ableism

Neue Welten schaffen

Das Gelände der Quecke befind­et sich neben einem Wald, war früher Gut­shaus und Inter­nat und soll jet­zt als Sem­i­narhaus mit Schw­er­punkt Antidiskri­m­inierung dienen. Das Kollek­tiv, welch­es das Pro­jekt auf­baut, beste­ht aus mehrheitlich queer­fem­i­nis­tis­chen Aktivist*innen.

Ste­ht Inter­sek­tion­al­ität für euch im Mittelpunkt?
Kar­la: Selb­stver­ständlich. Die Quecke ist vieles, weil wir vielfältige Men­schen sind. Es ist nicht nur ein queer­er oder fem­i­nis­tis­ch­er Raum, son­dern ein Sem­i­nar- und Gäste­haus, das sich auf Dekolo­nial­isierung und Antidiskri­m­inierung konzen­tri­ert. Wir kämpfen gegen jede Form von Ras­sis­mus oder Anti­semitismus und wollen eine Alter­na­tive zur patri­ar­chalis­chen, kap­i­tal­is­tis­chen, behin­derten­feindlichen und ras­sis­tis­chen Gesellschaft schaffen.

Wo liegt die Quecke genau?
K: Eine Stunde von Berlin ent­fer­nt, umgeben von Wäldern und Seen in der Nähe von Falken­berg (Mark). Es ist der per­fek­te Ort für Men­schen, die nahe an Berlin sein wollen, aber nicht im Chaos der Stadt! Wir wollen ein Zeichen gegen Ras­sis­mus und Frem­den­feindlichkeit im ländlichen Raum set­zen, und zwar für alle Men­schen, die entwed­er von Diskri­m­inierung betrof­fen sind oder sich dage­gen einsetzen. 

Ein wichtiger Bestandteil eur­er poli­tis­chen Arbeit sollte das Work­shop-Ange­bot sein, das während der Coro­na-Krise früh­estens ab Herb­st wird stat­tfind­en dür­fen. Wie geht ihr damit um?
Puma: Wir hät­ten am 1. April öff­nen kön­nen, aber dann kam Coro­na. Acht Jahre haben wir auf die Bauab­nahme gewartet, doch dieses Virus hat uns die Show gestohlen. Mit dem Sem­i­narhaus woll­ten wir Leute ein­laden und Work­shops anbi­eten. Das wäre ein wichtiges Einkom­men für uns gewe­sen. Jet­zt, wo es fehlt, brauchen wir drin­gend Geld, damit wir weit­er­ma­chen können.
K: Wegen der aktuellen Lage ist alles auf Still­stand. Wir kön­nen wed­er die Eröff­nung feiern noch Leute ein­laden. Trotz­dem freuen wir uns, dass eine große Hürde mit der Bauab­nahme jet­zt vor­bei ist, und wir hof­fen, alle bald im Sem­i­narhaus willkom­men heißen zu können!

Was gibt es noch zu tun?
K: Wir wollen unsere Web­site erneuern, die Räum­lichkeit­en möblieren und alles so bar­ri­ere­frei wie möglich gestal­ten. Wir leg­en viel Wert darauf, dass alle Gäste unab­hängig von Behin­derung, wie z. B. Rollstuhlfahrer*innen oder seh- bzw. hör­be­hin­derte Men­schen, hier ihren Platz find­en wer­den. Das ist ein laufend­er Prozess.

Mit welchen Vere­inen seid ihr schon in Kon­takt und welche Art von Work­shops hofft ihr in der Zukun­ft anbi­eten zu können?
K: Wir sind mit ver­schiede­nen Grup­pen in Berlin wie Gladt, LesMi­graS, Wel­come Unit­ed und Women in Exile befre­un­det, aber auch mit lokal täti­gen Aktivist*innen vom afrikanis­chen Kul­turvere­in Palan­ca e. V. in Eber­swalde. Darüber hin­aus hof­fen wir auch, dass das näch­ste „In*Vision“-Festival hier stat­tfind­en wird. Unsere näch­sten geplanten Work­shops sollen die Schw­er­punk­te „Crit­i­cal White­ness“ und „Decolo­nial Self-Defense“ haben.

Wie kann die Com­mu­ni­ty euer Pro­jekt unter­stützen, bis alle Kon­tak­tsper­ren endlich aufge­hoben sind?
K: Helft uns wach­sen! Es gibt einige Men­schen, die hier in der Quecke leben, und andere, die von Berlin aus mit­machen. Wer zu uns Kon­takt aufnehmen will, ist her­zlich willkom­men. Wir erstellen einen kosten­losen Newslet­ter mit allen Infos zu unseren geplanten Ver­anstal­tun­gen und wir haben einen großen Garten mit Camp­ing­platz. Nach den vie­len Wochen zu Hause wird es das beste Heilmit­tel gegen Lagerkoller sein, also kommt uns unbe­d­ingt besuchen!
Inter­view: Joe von Hutch

Die Quecke,
Cöthen 8,
16259 Falkenberg

Infos zum Quecke-Newslet­ter und möglichen Spenden unter: quecke.net

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Antifaschismus jüdisches Leben & Antisemitismus Law & Order Parlamentarismus

Cottbuser Flügelflattern

INFORIOT — Das nun­mehr dritte Jahr in Folge hat die AfD am 1. Mai in der süd­bran­den­bur­gis­chen Großs­tadt Cot­tbus demon­stri­ert. 2018 und 2019 stand die recht­sex­treme Sozialdem­a­gogie im Vorder­grund („Sozial ohne rot zu wer­den“) – dies­mal wurde gegen „Corona“-Wahnsinn mobil gemacht.

Kundgebung an der Stadthalle in Potsdam
Kundge­bung an der Stadthalle in Cottbus

Rund 90 AfDler-Anhän­gerIn­nen und andere Recht­sex­treme waren zu den Aktio­nen zusam­mengekom­men. Um mit dem derzeit­ig eingeschränk­ten Ver­samm­lungsrecht umzuge­hen, wur­den fünf Kundge­bun­gen an Orten in der Cot­tbuser Alt­stadt aus­gerichtet, die von 15 bis 17 Uhr stat­tfan­den. Anmelderin war die AfD­lerin Monique Bud­er, die auch für das recht­sex­treme Bünd­nis „Zukun­ft Heimat“ in Erschei­n­ung tritt und bis vor kurzem als Stadtverord­nete in der hiesi­gen AfD-Frak­tion Mit­glied war.

Eigentümliche Werbung

Flyer für die Kundgebungs-Tour
Fly­er für die Kundgebungs-Tour

Zu den Aktio­nen war eigen­tüm­lich­er Weise fast auss­chließlich und sehr kurzfristig auf inter­nen Kanälen gewor­ben wor­den. Ein Fly­er, der in What­sapp-Grup­pen kur­sierte, erin­nerte optisch ent­fer­nt an „Zukun­ft Heimat“-Werbezettel, doch wed­er dieser Name noch das AfD-Logo waren abge­bildet. Durch diese hastige Mobil­isierung kam nur der engere Kreis des regionalen und Bran­den­burg­er AfD-Milieus zusammen.

Kalbitz trinkt Bier

Star­gast bei den Aktio­nen war der durch seine Neon­azi­ak­tiv­itäten bun­desweit bekan­nte bran­den­bur­gis­che Lan­desvor­sitzende Andreas Kalb­itz. Leg­er plaud­erte er mit seinen Anhän­gerIn­nen, trank Bier, begrüßte Bekan­nte demon­stra­tiv mit Hand­schlag. Fast nie­mand unter den Teil­nehmenden trug Mund­schutz, auf das Hal­ten von Abstand wurde kaum geachtet. Neben Kalb­itz nah­men weit­ere Mit­glieder der Pots­damer AfD-Land­tags­frak­tion an den Aktio­nen teil: Christoph Berndt, Lars Schieske und Daniel Mün­schke – alle­samt durch ihre „Zukun­ft Heimat“-Aktivitäten bekan­nt. Auch dabei war der AfD-Bun­destagsab­ge­ord­nete und Stu­den­ten­verbindungs­mann Stef­fen Kotré.

Rechts-außen: Andreas Kalbitz nippt am Bier
Rechts-außen: Andreas Kalb­itz nippt am Bier

Antisemitische Reden

In den Reden, die gehal­ten wur­den, wurde durchgängig ver­schwörungs­the­o­retisch gegen den „Coro­na-Wahnsinn“ und ange­bliche Inter­essen des Microsoft-Grün­ders Bill Gates gewet­tert. Die Pan­demie wurde herun­terge­spielt und Schutz­maß­nah­men gegen Coro­na als Herrschafts- und Prof­iterzielungs-Instru­mente dargestellt. Die damit ein­herge­hen­den Ein­schränkun­gen der Grun­drechte war allen­falls ein Anlass, keineswegs aber der Kern der AfD-Agi­ta­tion in Cottbus.

Ein Red­ner warnte vor Men­schen „wie George Soros, die da glauben, im Hin­ter­grund ihre Fäden spin­nen zu müssen“. Er war sich sich­er: „Wom­it wir es zu tun haben, ist eine elitäre Clique, die im Hin­ter­grund glaubt, uns seit Jahrtausenden ver­arschen zu können.“

Das ist anti­semi­tis­che Dik­tion wie aus dem Lehrbuch und darf bei ein­er Ver­anstal­tung ein­er Partei wie der bran­den­bur­gis­chen AfD wohl kaum über­raschen. Allerd­ings ist der Wider­spruch zu öffentlichen Bekun­dun­gen der Partei zu Coro­na augen­fäl­lig. Mit Verve hat­te die AfD-Land­tags­frak­tion noch vor weni­gen Wochen die Coro­na-Maß­nah­men der Lan­desregierung als unzure­ichend kri­tisiert. Bran­den­burg sei Schlus­slicht bei den Schulschließun­gen gewe­sen, hat­te Kalb­itz der Lan­desregierung vorge­wor­fen. Auch sei der Gren­zverkehr nach Polen nicht kon­se­quent genug eingeschränkt wor­den, hieß es damals aus der Frak­tion. Lan­des- und auch Bun­desregierung hät­ten „schon viel früher“ auf die Bedro­hungslage reagieren müssen. Die AfD in Bran­den­burg ver­fol­gt in ihrer Coro­na-Poli­tik einen wider­sprüch­lichen Schlingerkurs: Nach innen recht­sex­treme Ver­schwörungsriecherei – nach außen pseu­dosach­liche Kri­tik an den prak­tis­chen Maß­nah­men der Regierung.

Steffen Kotré, Lars Schieske und Andreas Kalbitz im Gespräch
Stef­fen Kotré, Lars Schieske und Andreas Kalb­itz im Gespräch

Neofaschist Hohm tritt wieder im AfD-Kontext in Erscheinung

Bemerkenswert ist, dass als Red­ner in Cot­tbus Jean-Pas­cal Hohm in Erschei­n­ung trat. Der Recht­sex­treme ist seit Jahren in der Bran­den­burg­er AfD aktiv und hat in ver­schiede­nen Posi­tio­nen als Ehre­namtler und bezahlt für die Partei gear­beit­et. Mehrmals schon wurde er von sein­er Partei aus Posten ent­fer­nt, nach­dem immer neue Belege für seine ein­deutig recht­sex­tremen Aktiv­itäten öffentlich bekan­nt und kri­tisiert wur­den. So hat­te er unter anderem an ein­er Reise zu ital­ienis­chen Neo­faschis­ten teilgenom­men, woraufhin er – so wurde offiziell ver­laut­bart – seinen Posten im Vor­stand der Cot­tbuser AfD auf­gab. Mit seinem jet­zi­gen Auftritt in Cot­tbus ste­ht also fest: Da ist er mal wieder.

Rechts im grauen Anzug: Jean-Pascal Hohm.
Rechts im grauen Anzug: Jean-Pas­cal Hohm.

DGB-Banner zerstört

Vor der Kundge­bung auf dem Platz am Stadt­brun­nen wurde ein dort aufge­hängtes Ban­ner des „Deutschen Gew­erkschafts­bun­des“ herun­terg­eris­sen und auf den Boden geworfen.

DGB-Banner auf dem Boden.
DGB-Ban­ner auf dem Boden.

Bei den Kundge­bun­gen flat­terte unter anderem eine Fahne der AfD-Jugen­dor­gan­i­sa­tion „Junge Alter­na­tive“. Unter den Teil­nehmenden waren zudem einige Per­so­n­en aus der Neon­azi-Szene von Cot­tbus. Unter­wegs war auch der „Identitären“-Aktivist und ehe­ma­lige Land­tags­frak­tion­s­mi­tar­beit­er Paul Meyer.

Junge Alternative Brandenburg auf der Kundgebungs-Tour in Cottbus. Screenshot: Facebook.
Junge Alter­na­tive Bran­den­burg auf der Kundge­bungs-Tour in Cot­tbus. Screen­shot: Facebook.

Hinweise auf Spannungen in der AfD Cottbus

Während die Bran­den­burg­er AfD-Lan­desspitze die Kundge­bun­gen unter­stützte, scheint es in den Niederun­gen der lokalen AfD leichte Bedenken gegen die Demon­stra­tionspoli­tik und die ver­schwörungs­the­o­retis­chen Posi­tio­nen des „Flügel“-treuen Lan­desver­ban­des zu geben. Auf der Face­book­seite der AfD Cot­tbus wur­den die Aktio­nen wed­er bewor­ben noch erwäh­nt. Ein Cot­tbuser AfD-Mit­glied ver­merk­te spitz, dass auch die 1.-Mai-Demonstrationen der Vor­jahre nicht von der Cot­tbuser AfD, son­dern vom Nach­barkreisver­band Spree-Neiße organ­isiert wor­den seien.

Mit Megafon: Monique Buder.
Mit Mega­fon: Monique Buder.

 

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Arbeit & Soziales

Erfolgreiche 1. Mai Demo in Templin

Am 1. Mai zog eine kämpferische Demon­stra­tion der Ini­tia­tive „UMdenken – für eine offene Gesellschaft“ in Tem­plin für die Arbeit­srechte aller Beschäftigten im Gesund­heits- und
Pflege­bere­ich auf die Straße.
Von der Polizei auf 20 Per­so­n­en lim­i­tiert, hiel­ten die Demon­stra­tionsteil­nehmenden Plakate und Ban­ner mit veröf­fentlicht­en Forderun­gen aktiv­er ver.di Mit­gliedern hoch und forderten mit Sprechchören ein Ende der Ökonomisierung des Gesund­heitswe­sens und eine sofor­tige Ent­las­tung für das Kranken­haus- und Pflegeper­son­al bundesweit.
Die Demon­stra­tion zog auch am Sana Kranken­haus Tem­plin vor­bei, wo einige inter­essierte Beschäftigte aus den Fen­stern grüßten. Die Abschlusskundge­bung gegenüber einer
Tage­spflegeein­rich­tung sorgte für viel Auf­se­hen auf den Balko­nen unter Pfleger*innen und Betreuten.

Von den Demon­stri­eren­den wurde unter anderem gefordert:
* eine Verbesserung des Patient*innenschlüssels – mehr Personal!
* Aufhe­bung des Fallpauschalensystems
* sofor­tiger und aus­re­ichen­der Arbeitss­chutz in Pandemiezeiten
* Verkürzung von Arbeit­szeit­en und Ver­längerung von Ruhezeiten
* soziale und mon­etäre Anerken­nung aller Beruf­s­grup­pen in Gesund­heit und Pflege (Tar­ifverträge
für alle, 500 € Gefahrenzulage)
* sowie eine Verge­sellschaftlichung des gesamten Gesund­heitswe­sens anstatt weiterer
Privatisierung

Gesund­heit geht uns alle an und braucht wirk­liche demokratis­che Kon­trolle, um nicht prof­i­to­ri­en­tierten Konz­ern­in­ter­essen geopfert zu werden.

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

8. Mai – 75. Jahrestag des Tags der Befreiung vom NS

Der 8. Mai 1945 markiert als „Tag der Befreiung“ das Ende der Gewaltherrschaft der Nation­al­sozial­is­ten und ihres soge­nan­nten Drit­ten Reich­es. „Wir wollen an diesem Tag der Mil­lio­nen Men­schen gedenken, die unter der gnaden­losen Kriegs‑, Besatzungs- und Ver­nich­tungspoli­tik der Nazis lei­den mussten,” ruft das Net­zw­erk zur Teil­nahme auf. Durch den von Deutsch­land aus­ge­hen­den faschis­tis­chen Angriff auf die Men­schlichkeit ver­loren unglaublich viele Kinder, Jugendliche, Erwach­sene und alte Men­schen ihr Leben, ihre Frei­heit, ihre Gesund­heit, ihre Hoff­nung, ihre Lieb­sten. Dieser Tag stellt für Mil­lio­nen von Ver­fol­gten und Opfern die Befreiung von der Bar­barei des Nation­al­sozial­is­mus zwis­chen 1933 und 1945 in Deutsch­land dar.

Das Bernauer Net­zw­erk für Weltof­fen­heit lädt für Fre­itag, den 8. Mai, zum indi­vidu­ellen Gedenken an das Ende des Zweit­en Weltkrieges und der Befreiung vom Hitler­faschis­mus vor 75 Jahren ein.
Tra­di­tionell fand die Gedenkver­anstal­tung des Net­zw­erkes in den let­zten Jahren an drei Orten in der Stadt Bernau statt — am Sow­jetis­chen Ehren­mal, am Deser­teur­denkmal und am Mark­t­plazu bzw. vor der Galerie in der Bürg­er­meis­ter­straße in der Nähe der Stolper­steine. Auf Grund der aktuellen Ereignisse und Ein­schränkun­gen ist in diesem Jahr eine zen­trale Ver­anstal­tung nicht durch­führbar. Deshalb laden wir dazu ein, das Gedenken am 8.Mai 2020 indi­vidu­ell zu bege­hen und auf dem Weg zwis­chen den drei Orten sicht­bare Zeichen des Erin­nerns, gerne auch mit aktuellem Bezug, zu hin­ter­lassen. Dies kann in z.B. in Form von Botschaften, Gedanken, Zitat­en und Anre­gun­gen, aber auch durch Musik­stücke oder andere kün­st­lerische Dar­bi­etun­gen geschehen. Auf die aktuellen Verord­nun­gen hin­sichtlich COVID 19 ist in jedem Fall zu achten.
Für Men­schen, denen es nicht möglich ist, ihre Gedanken per­sön­lich abzule­gen, beste­ht das Ange­bot, diese per Mail an das Net­zw­erk zu schicken. 

Auf zwei Aktio­nen im Rah­men des Gedenkens am 8.Mai sei an dieser Stelle expliz­it hingewiesen:
Die “Gedenk-Plane” am Mark­t­platz — hier kön­nen Gedanken und Erin­nerun­gen ans Kriegsende oder zum The­ma Frieden geschrieben wer­den. Diese Plane kann auch am 8. Mai selb­st genutzt wer­den. Lei­der wird der Edding immer wieder entwen­det, deshalb bitte möglichst selb­st einen mit­brin­gen und auch Anderen anbieten.”
https://www.bernau-bei-berlin.de/de/buergerportal/aktuelles/stadtnachrichten/artikel-erinnern_ans_kriegsende.html

Die Mit­mach-Aktion der Galerie — Eine kollek­tive Plakat­gestal­tung unter dem Mot­to “GIB MIR DEIN WORT FÜR FRIEDEN”. Am 8. Mai führt Kün­st­lerin Jos­si Rück­er die Worte der Teilnehmer*innen gestal­ter­isch zusam­men. Der Regen­bo­gen umspan­nt alles Gesagte und Gezeigte als Sym­bol der Vielfalt und Ver­bun­den­heit. Sie hat auch die ein­drucksvolle Ausstel­lung “Die Kinder der Ora­ma” in der Galerie und das par­al­lel laufende Face­book-Ausstel­lungstage­buch “Hin­ter ver­schlosse­nen Türen” erstellt
(https://www.galerie-bernau.de/veranstaltungen/aktuell.html )

Sor­gen wir gemein­sam dafür, dass in Deutsch­land ein weltof­fenes Kli­ma herrscht und nie wieder Unfrei­heit, Nation­al­sozial­is­mus, Ras­sis­mus und Anti­semitismus den Ton angeben!“, so unser Anliegen auch dieses Jahr. „Alle, die dieses Anliegen unter­stützen wollen, sind her­zlich ein­ge­laden, sich zu beteili­gen, Ihre Gedanken und Botschaften im öffentlichen Raum sicht­bar zu machen, indi­vidu­ell Blu­men oder Gedanken abzule­gen und gern auch die Thüringer Erk­lärung zum 75. Jahrestag der Befreiung von Buchen­wald mit zu unterze­ich­nen. https://www.thueringer-erklaerung.de/erklaerung#top

Bernauer Net­zw­erk für Weltoffenheit

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Sonstiges

Geflüchtete werden zu Straftätern erklärt

Einige Geflüchtete aus dem Barn­im haben Straf­be­fehle bekom­men. Vorge­wor­fen wird ihnen entwed­er “ille­gal” nach Deutsch­land ein­gereist zu sein oder sich “ille­gal” in Deutsch­land aufge­hal­ten zu haben. Die Ini­tia­tive “Barn­im für alle” protestiert dage­gen, dass die Geflüchteten so zu Straftätern erk­lärt wer­den und organ­isiert mit ein­er Spenden­samm­lung Solidarität.

Musa* ist aus dem Sudan geflüchtet, weil er dort poli­tisch gegen die Dik­tatur aktiv war. Ihm wird vorge­wor­fen, dass er wissentlich ohne Papiere von Frankre­ich nach Deutsch­land weit­erg­ereist sei. Er ver­ste­ht nicht warum er krim­i­nal­isiert wird: “Aus mein­er Sicht macht es keinen Sinn, dass ich eine Strafe bekomme, weil ich Asyl beantrage. Ich habe mich doch sel­ber bei der Polizei gemeldet, um Asyl zu beantragen.”

Auch Seyed* wurde als Oppo­si­tioneller im Sudan erfol­gt. Als Stu­dent gelang es ihm ein Visum für eine Kon­ferenz in Deutsch­land zu erhal­ten. In einem Straf­be­fehl wird ihm nun vorge­wor­fen, dass er erst etwa 2 Wochen nach Ablauf des Visums Asyl beantragt hat. Seyed sagt dazu: “Ich bin nach Deutsch­land gekom­men, um Schutz vor dem Staat zu suchen, habe aber stattdessen eine Strafanzeige bekom­men. Woher sollte ich in der ersten Zeit in Deutsch­land die Geset­ze und Ver­fahren ken­nen? Ich brauchte Hil­fe bei der Suche nach Schutz, aber danach wurde es lei­der kompliziert.”

Bei­de haben sich eine Anwältin genom­men und Wider­spruch gegen ihre Straf­be­fehle ein­gere­icht. Sie warten nun auf ihre Gerichtsverfahren.

Die deutschen Behör­den gehen immer mas­siv­er gegen Geflüchtete vor. Statt den hier leben­den Men­schen das Ankom­men zu erle­ichtern, wer­den sie sog­ar zu Straftätern abgestem­pelt!” sagt Thomas Janosch­ka von der
Ini­tia­tive Barn­im für alle. “Geflüchtete soll­ten nicht durch Abschiebung und Krim­i­nal­isierung bedro­ht werden.”

Die Geflüchteten brauchen Geld für Anwalts- und Gericht­skosten und auch das Bezahlen der Strafen ist ihnen aus den Sozialleis­tun­gen die sie bekom­men nicht möglich. Die Ini­tia­tive Barn­im für alle sam­melt deswe­gen für diese und ähn­liche Fälle Spenden, um die Geflüchteten nicht allein zu lassen.

Spendenkon­to
Barn­im für alle
IBAN: DE 78 1705 2000 1110 0262 22
Sparkasse Barnim

Kon­takt: 0151- 456 83 203
http://refugeeswelcomebarnim.blogsport.de/
refugees-welcome@so36.net

* Name geändert

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Zugespitzte Lage in Sammelunterkünften

Die Covid-19 Pan­demie hat uns nicht den ersten Jahrestag des Ver­schwindens unser­er Schwest­er Rita am 7. April und später die Bestä­ti­gung ihres Mordes, vergessen lassen. Rita wurde, während sie in dem Lager in Hohen­leip­isch leben musste, ermordet, was uns in einen großen Schock ver­set­zte. Hier noch weit­ere Infos über Rita:
https://www.women-in-exile.net/…/

Unsere Kam­pagne “Kein Lager für Frauen und Kinder, alle Lager abschaf­fen” ist weit­er­hin brand aktuell. Daher fordern wir gemein­sam mit einem Bünd­nis, das aus mehreren Grup­pen, die zusam­men mit Flüchtlin­gen aus Berlin-Bran­den­burg arbeit­en, beste­ht, die sofor­tige Schließung
aller Lager, ins­beson­dere das über­füllte Erstauf­nah­me­lager in Dober­lug-Kirch­hain. Wir fordern die Betrof­fe­nen in den leer ste­hen­den Hotels, airbnb, Ferien­woh­nun­gen und anderen freien Räum­lichkeit­en unter
zu bringen:
https://www.women-in-exile.net…/

Auch die Lage im Lager in Hen­nings­dorf, im Nor­den Berlins spitzt sich weit­er zu. Die dort leben­den Flüchtlinge sind bere­its mehr als zwei Wochen unter erzwun­gener Quarantäne:
https://www.women-in-exile.net/…

Weit­ere Pressemit­teilun­gen und Artikel, die unsere Forderun­gen und
poli­tis­che Analyse dar leg­en, gibt es hier:
https://www.women-in-exile.net/sammelunterkuenfte-aufloesen-umverteilung-jetzt-bevor-es-zu-spaet-ist/

https://www.women-in-exile.net/menschenleben-schuetzen-massenunterkuenfte-aufloesen-wohnungen-statt-lager/

https://www.women-in-exile.net/weitere-informationen-zu-covid-19/

Auf unser­er Face­book Seite find­et Ihr weit­ere Infor­ma­tio­nen über unseren kon­tinuier­lichen Kampf trotz der Covid-19 Pandemie:
https://www.facebook.com/953605994710745/photos

Während dieser Zeit ist uns bewusst gewor­den, wie wichtig die Zusam­me­nar­beit mit unserem großen Net­zw­erk ist, um unsere poli­tis­chen Stand­punk­te an die Öffentlichkeit zu brin­gen. Aus diesen Grün­den sind wir weit­er­hin auf Ihre und Eure finanzielle Unter­stützung angewiesen und danken Euch, dass ihr an uns und unsere Arbeit glaubt.

Wir wün­schen Ihnen und Euch allen, dass Ihr gesund bleibt oder werdet !
Lasst uns füreinan­der da sein!

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Demo gegen katastrophale Zustände in Sammelunterkünften

Diesen Abstand kön­nen die Bewohner*innen der Erstauf­nahme nicht einhalten!“
20 Per­so­n­en sind zu der Demon­stra­tion gekom­men, zu der die Ini­tia­tive „Busverbindung 571 jet­zt!“ ein­ge­laden hat­te – mehr waren auch nicht erlaubt. Die Ini­tia­tive ist ein Zusam­men­schluss von Aktiv­en der lokalen Ini­tia­tive „DK_Vereint“, Bewohner*innen der Erstauf­nahme-Ein­rich­tung und Aktiv­en des Bran­den­burg-weit­en Net­zw­erks „Wel­come United“.

Auf­grund der Pan­demie und der entsprechen­den Aufla­gen des Gesund­heit­samtes muss peni­bel auf Abstand und Hygiene geachtet wer­den. Die Teil­nehmenden müssen sich je allein auf am Boden markierten, 2×2m großen Quadrat­en posi­tion­ieren und nicht durcheinan­der laufen. Alle, auch die Redner*innen, tra­gen Masken, das Mikro wird mit ein­er Servi­ette abgedeckt. Passant*innen, Schaulustige und Inter­essierte müssen hin­ter Absper­run­gen bleiben und Abstand hal­ten. An den Flat­ter­bän­dern ste­ht: „Diesen Abstand kön­nen die Bewohner*innen der Erstauf­nahme nicht ein­hal­ten!“ Mehrere Redner*innen greifen auf, dass die peniblen Regeln für eine Demo in Coro­na-Zeit­en in absur­dem Gegen­satz zu den Bedin­gun­gen in der Ein­rich­tung ste­hen, in der pro 50 Per­so­n­en eine Küche zur Ver­fü­gung ste­ht, Zim­mer mit Frem­den geteilt wer­den müssen und Flure und Trep­pen­häuser von hun­derten Men­schen genutzt werden.
Etwa die Hälfte der Teil­nehmenden sind Bewohn­er der Erstauf­nahme, drei von ihnen ergreifen das Mikro­fon. „Coro­na ist für alle gle­ich, der Virus trifft uns alle. Warum wird mit uns anders umge­gan­gen? Warum muss ich seit 8 Monat­en im Wald leben? Warum fahren alle anderen Busse und unser Bus nicht? Warum wird bei uns dreimal am Tag Fieber gemessen – und bei den Deutschen nicht?“, fragt ein­er von ihnen die Anwe­senden. „Wenn wir mehr als 4 Stun­den außer­halb des Camps waren, müssen wir für 2 Wochen in Quar­an­täne.“ Der fol­gende Red­ner erk­lärt weit­er: „Wenn eine Per­son im Camp das Virus bekommt, wer­den sich min­destens 10 Per­so­n­en angesteckt haben. Wir ver­suchen uns zu schützen, aber es ist unter den Bedin­gun­gen im Camp nicht möglich.“ Die Ein­stel­lung der Buslin­ie werten alle drei als ras­sis­tis­che Ungle­ich­be­hand­lung. „Warum wer­den wir anders behan­delt? Weil wir dun­klere Haare haben?“
Am Rand ste­hen einige deutsche Män­ner, die ras­sis­tis­che Sprüche machen. Ein­er der Camp-Bewohn­er spricht sie vom Mikro aus an: „Gehören Sie auch zu denen, die glauben, Flüchtlinge wür­den Coro­na übertragen?“

Ein franzö­sisch sprechen­der Mann, der zum Schluss das Mikro ergreift, endet mit den Worten: „Ich möchte Danke sagen, dass ihr alle hier wart und dass ich Teil dieser Bewe­gung sein darf. Ich hoffe wir schaf­fen es gemein­sam, das Virus zu bekämpfen, und Coro­na wird zu Ende sein – für alle Menschen.“
Hintergrund
„Wir kön­nen mit unserem Anliegen nicht warten, bis Demon­stri­eren wieder ein­fach­er ist, denn diese Ungle­ich­be­hand­lung geschieht jet­zt!“, erk­lärt eine der Aktiv­en und meint damit die Ein­stel­lung der Buslin­ie für die Dauer der Coro­na Ein­schränkun­gen, die von der Zen­tralen Aus­län­der­be­hörde Bran­den­burg (ZABH) und der Verkehrs­ge­sellschaft Elbe-Elster beschlossen wurde. „Warum dür­fen alle anderen selb­ständig (mit Abstand­sregeln) einkaufen gehen, warum fahren alle anderen Buslin­ien nach Ferien­fahrplan?“, fragt sie. „Warum wird den Geflüchteten nicht genau wie allen anderen zuge­traut, unnötige Stadt­gänge zu ver­mei­den und sich an die Regeln zu hal­ten, wenn sie in die Stadt gehen?“
Gemein­sam mit vie­len anderen Organ­i­sa­tio­nen fordert die Ini­tia­tive daher die sofor­tige Umverteilung der Masse­nun­terkün­fte in Bran­den­burg. Nur so könne wirk­samer Infek­tion­ss­chutz gewährleis­tet wer­den. „Die Bewohner*innen durch die Ein­stel­lung des Busses zu isolieren ist der falsche Weg, um die Coro­na Aus­bre­itung zu ver­mei­den. Für die Geflüchteten soll­ten diesel­ben Bedin­gun­gen gel­ten wie für alle Men­schen: Kon­tak­te in der Woh­nung ver­mei­den kön­nen, aber auch selb­st­bes­timmt Einkaufen gehen können.“

Eine Woche zuvor war eine Kundge­bung zum gle­ichen The­ma durch das Gesund­heit­samt ver­boten wor­den, auf­grund der Befürch­tung „regen Rei­sev­erkehrs“, weil der Anmelder aus Berlin sei.
Nach­dem die Buslin­ie im März eingestellt wor­den war, hat­ten zunächst zwei ehre­namtliche PKW-Shut­tle-Aktio­nen stattge­fun­den, mit denen Men­schenaus der Erstauf­nahme unter Beach­tung aller Infek­tion­ss­chutzregeln zum Super­markt gefahren wur­den. Bei der zweit­en dieser Aktio­nen wur­den die PKWs durch die Polizei im Auf­trag des Gesund­heit­samtes gestoppt. Den Fahrer*innen wird nun vorge­wor­fen, „keinen trifti­gen Grund“ gehabt zu haben, dort unter­wegs zu sein. Während die Ver­sorgung Hil­febedürftiger all­ge­mein als „triftiger Grund“ ange­se­hen wird, scheinen hier die von der Ver­sorgung abgeschnit­te­nen Geflüchteten nicht als hil­febedürftig genug ange­se­hen zu werden.

Mehr Infos:
Gemein­same Erk­lärung von Flüchtlingsrat Bran­den­burg, Wel­come Unit­ed Berlin-Bran­den­burg, DK-Vere­int und über 30 anderen Organ­i­sa­tio­nen vom 17.04.: Sam­melun­terkün­fte auflösen – Umverteilung jet­zt, bevor es zu spät ist (https://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/sammelunterkuenfte-aufloesen-umverteilung-jetzt-bevor-es-zu-spaet-ist/)

Die Bus-Prob­lematik wird auch in diesem kurzen infor­ma­tiv­en Video dargestellt: https://www.facebook.com/WellComeUnitedBerlinBrandenburg/videos/665284467381981

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(Anti-)Rassismus Flucht & Migration

Seebrücke Potsdam fordert Evakuierung der Flüchtendenlager

Sofor­tiges Lan­desauf­nah­me­pro­gramm zur Evakuierung der EU-Elendslager!
Sofor­tige dezen­trale Woh­nung­sun­ter­bringung statt „Durch­seuchung“ in Massenquarantänen!

Anlässlich der heuti­gen Land­tags-Son­der­sitzung zum The­ma Coro­na protestieren wir gegen die Igno­ranz und Ver­ant­wor­tungslosigkeit der Bran­den­bur­gis­chen Lan­desregierung gegenüber der exis­ten­ziellen Not der Men­schen, die entwed­er ein­er hohen Infek­tion­s­ge­fahr in engen Sam­melun­terkün­ften in Bran­den­burg aus­ge­set­zt sind oder unter katas­trophalen Bedin­gun­gen in den Flüchtlingslagern an den EU-Gren­zen auch auf Geheiß Deutsch­lands fest­ge­hal­ten werden.

20 Teilnehmer*innen – alle­samt mit Abstand und Mund­schutz – schlossen sich der See­brücke-Ver­samm­lung vor dem Land­tags­ge­bäude auf dem Alten Markt, an, während 20 weit­ere Per­so­n­en als Zuschauer*innen – eben­falls mit Mund­schutz und angemessen­em Abstand – die Ver­samm­lung beobachteten.

Es ist beschä­mend, dass die Regierungs­frak­tio­nen auf die Offe­nen Briefe und Protes­tak­tio­nen der bran­den­bur­gis­chen Flüchtlingsini­tia­tiven¹ wie des Flüchtlingsrats Bran­den­burg und women in exile e.V. bish­er öffentlich kein­er­lei Reak­tion gezeigt haben. Die See­brücke Pots­dam hat die Anliegen vielfach unter­stützt, sowohl auf der Straße als auch online.

Wir fordern ein sofor­tiges Lan­desauf­nah­me­pro­gramm, bevor es zu spät ist!
Die Lan­desregierung hat in ihrem Koali­tionsver­trag die zusät­zliche Auf­nahme von geflüchtete Men­schen im Rah­men eines Lan­desauf­nah­me­pro­gramms fest­geschrieben. Kom­munen wie Pots­dam haben deut­lich sig­nal­isiert, dass sie eben­falls bere­it sind, über den reg­ulären Schlüs­sel hin­aus, flüch­t­ende Men­schen aufzunehmen. Wann, wenn nicht jet­zt, wäre die Umset­zung eines Lan­desauf­nah­me­pro­gramms drin­gen­der denn je? In Griechen­land ste­hen mit­tler­weile Masse­nun­terkün­fte und große Lager mit ins­ge­samt über tausenden von Men­schen kom­plett unter Quar­an­täne – die Men­schen wer­den der soge­nan­nten Durch­seuch­nung freigegeben. Deutsch­land ist mitver­ant­wortlich für die Gesund­heits­ge­fährdung, die diesen Men­schen wider­fährt! Deutsch­lands Block­ade hält die Men­schen in den Lagern von Griechen­land fest.

Wir fordern einen sofor­tige Schließung der Sam­melun­terkün­fte und Erstauf­nah­me­lager und eine dezen­trale Woh­nung­sun­ter­bringung! Die Zeit der Sam­melun­terkün­fte und Zwangs­be­hausun­gen ist für immer vorbei!
Immer mehr Sam­melun­terkün­fte mit hun­derten Men­schen wer­den in Bran­den­burg unter Quar­an­täne geset­zt. Allein in Pots­dam sind es drei Sam­melun­terkün­fte. In Hen­nigs­dorf wurde vor Kurzem eine Unterkun­ft mit mehreren Hun­dert Bewohner*innen unter Quar­an­täne geset­zt. Im Erstauf­nah­me­lager Dober­lug-Kirch­hain wur­den Teile der Unterkun­ft abgeriegelt und der Busverkehr zur Unterkun­ft kom­plett eingestellt.
Die Lan­desregierung in Bran­den­burg zeigt damit: Infek­tion­ss­chutz ist für geflüchtete Men­schen nicht rel­e­vant. Die Men­schen wer­den in der Regel von der Lan­desregierung gezwun­gen auf engem Raum und in Mehrbettz­im­mern unterzukom­men, wo es nicht möglich ist, Abstand zu hal­ten. Die Katas­tro­phe der Massen­quar­an­tä­nen kommt nicht über­raschend. Frühzeit­ig wurde u.a. von Flüchtlingsini­tia­tiv­en davor gewarnt. Auch jet­zt noch wird bloß zuge­se­hen, wie die näch­sten Masse­nun­terkün­fte unter Quar­an­täne geset­zt werden.

Wir sind entset­zt: Eine Lan­desregierung, die sich sozialdemokratisch, nach­haltig und christlich schimpft, schaut zu, wie hier das Men­schen­recht auf Gesund­heit außer Kraft geset­zt wird – obwohl es Alter­na­tiv­en gibt, wie mit der Sit­u­a­tion umge­gan­gen wer­den kann.

Neben der Bewäl­ti­gung der aktuellen Sit­u­a­tion fordern wir einen endgülti­gen Ausstieg aus dem Konzept der Sam­mel- und Masse­nun­terkün­fte. Die Lan­desregierung muss jet­zt anfan­gen, einen Maß­nah­men­plan der sofort zu star­tenden dezen­tralen Woh­nung­sun­ter­bringung sowohl für die Erstauf­nahme als auch für die kom­mu­nale Unter­bringung aufzustellen und umzusetzen.

¹https://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/sammelunterkuenfte-aufloesen-umverteilung-jetzt-bevor-es-zu-spaet-ist/ & https://www.women-in-exile.net/covid-19-ist-nicht-die-einzige-gefahr-in-den-lagern-alle-lager-abschaffen/#more-6369

potsdam@seebruecke.org
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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

Dezentrales Gedenken zum 75. Jahrestag der Befreiung

Der Lan­desver­band Bran­den­burg der Vere­ini­gung der Ver­fol­gten des Naziregimes – Bund der Antifaschistin­nen und Antifaschis­ten, kurz VVN-BdA, ruft zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Faschis­mus am 8. Mai 2020 zu einem dezen­tralen Gedenken und Erin­nern auf. Durch die COVID-19- Pan­demie kön­nen in diesem Jahr keine Befreiungs­feier­lichkeit­en und keine zen­tralen Ver­anstal­tun­gen stat­tfind­en. Die Ord­nungs­maß­nah­men und Sicher­heitsvorkehrun­gen im Kon­text von COVID-19 schränken damit nicht nur das gesellschaftliche Leben ein, son­dern auch die antifaschis­tis­che und erin­nerungspoli­tis­che Arbeit an diesem für uns so wichti­gen Jahrestag.

Trotz­dem wollen wir, mit großer Rück­sicht um die Gesund­heit unser­er Mitglieder*innen und antifaschis­tis­chen Fre­unde, den 75. Jahrestag der Befreiung vom Faschis­mus würdig und ehren­voll im Sinne der Befreier*innen, der Roten Armee, sowie der Opfer und Ver­fol­gten des Nation­al­sozial­is­mus gestalten.
Im ganzen Land Bran­den­burg befind­en sich eine Vielzahl an Erin­nerungsstät­ten zur Befreiung oder an die Opfer und Ver­fol­gten des Faschis­mus. Diese lokalen, kleinen und dezen­tralen Gedenkstät­ten, wie Denkmäler, Fried­höfe, Ehren­haine, Gedenksteine, Gräber oder Gedenk­tafeln, wollen wir mit eur­er Unter­stützung in den Fokus des antifaschis­tis­chen Gedenkens setzen.

Wir rufen daher alle Brandenburger*innen auf, in der Zeit um den 8. Mai 2020, dem 75. Jahrestag der Befreiung vom Faschis­mus, indi­vidu­ell und unter Ein­hal­tung der notwendi­gen medi­zinis­chen Bes­tim­mungen und Sicher­heitsvorkehrun­gen, an den ver­schiede­nen Erin­nerungsstät­ten im Land Bran­den­burg Blu­men und Kränze niederzule­gen und dies per Fotos zu doku­men­tieren. Wir wollen, dass durch die Vielzahl von Blu­men an den zahlre­ichen Erin­nerungsstät­ten im Land Bran­den­burg der Appell des „Nie wieder Krieg und Faschis­mus“ trotz des Fehlens von klas­sis­chen Gedenkver­anstal­tun­gen mehr als deut­lich wird.

Sendet uns die Fotos mit kurzen Hin­weisen oder Bericht­en aus den ver­schiede­nen Orten zwecks Veröf­fentlichung an die unten­ste­hende E‑Mail‑, Post‑, Face­book- oder Twit­ter-Adresse. Zudem ver­weisen wir auf unser dig­i­tales Gedenken zum 75. Jahrestag der Befreiung am 8. Mai ab 16 Uhr per Livestream (www.freiland-potsdam.de).

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken

75 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus

Abbil­dung 1:* “Hier begin­nt das ver­fluchte Deutsch­land” . Solche
Schilder stellte die Rote Armee auf, als 1945 deutsches Ter­ri­to­ri­um
erre­icht wurde [1]
Wie sollte der Utopia e.V. — ein ehre­namtlich­er, von jun­gen Men­schen getra­gen­er, klein­er Vere­in — anlässlich der 75-jähri­gen Befreiung von der Vorherrschaft der Nationalsozialist*innen in Frank­furt (Oder) diese Pressemit­teilung begin­nen? Als erstes mit einem kurzen „Danke! Спасибо! Thank You! Mer­ci!“ an die Alli­ierten und Wider­ständi­gen, die vor 75 Jahren am 23. April zur Befreiung Frank­furts und des heuti­gen Słu­bices beige­tra­gen haben. Denn die Nieder­lage des deutschen Faschis­mus war unsere Befreiung!

Ein „Danke“ jedoch wird nicht genü­gen, um Geschehenes zu ver­ste­hen, damit es sich nicht wieder­holt! Auch die Fra­gen: „Was, wie und warum war der Nation­al­sozial­is­mus, der Ver­nich­tungskrieg oder der Holo­caust?“ kön­nen wir nicht alleine beant­worten, aber wir kön­nen Impulse setzen!

Denn auch 75 Jahre nach­dem die Vorherrschaft deutsch­er Faschist*innen und ihrer Kol­lab­o­ra­teure endete, sind ihr Gedankengut und ihre Struk­turen keineswegs verschwunden:

Seit 2016 ver­dop­pelte sich die Anzahl der mit Schuss­waf­fen aus­gerüsteten Recht­sex­tremen [2]. Der NSU, eine Gruppe die offiziell 10 Men­schen ermordete und 43 Mor­dan­schläge verübte [3], ent­tarnte sich teil­weise selb­st. Ob auf der Insel Utøya oder in Städten wie Christchurch, Hanau und Halle — die Anschläge von extrem Recht­en häufen sich. Im Jahr 2019 wur­den in der Bun­desre­pub­lik 120 Angriffe auf Asy­lun­terkün­fte verübt und 1.620 Angriffe auf Geflüchtete reg­istri­ert [4]. Jüngst wurde im Land­kreis Oder-Spree ein Waf­fen­lager mit nation­al­sozial­is­tis­chen Devo­tion­alien aus­ge­hoben [5]. Unsere Stadt, Frank­furt (Oder), entwick­elte sich zu einem Knoten­punkt der inter­na­tionalen, neon­azis­tis­chen Ter­ro­ror­gan­i­sa­tion „Com­bat 18“ [6]. In Libbenichen zeigten erst let­zten Monat während ein­er „Reichs-Par­ty“ Jugendliche den Hit­ler­gruß [7]. Ein „NR-Zonen“-Graffito diente als Platzhal­ter für Hak­enkreuze und verblieb mehrere Monate am Kau­fland im Zen­trum[8]. Mit­tler­weile wer­den (gar) von par­la­men­tarischen Kräften die Leis­tun­gen von deutschen Sol­dat­en in zwei Weltkriegen hon­ori­ert und eine „erin­nerungspoli­tis­che Wende um 180 Grad“ [9] gefordert.

Genau­so wie die Ideen, Sym­bole, und Struk­tur des Nation­al­sozial­is­mus nicht ein­fach 1945 ende­ten, taucht­en die Nationalsozialist*innen nicht erst 1933 auf. Bere­its am 26. Mai 1929 begann die SA durch Frank­furt zu marschieren [10] und schon 1927 war in ein­er Kneipe zu hören:

Die nation­al­sozial­is­tis­che Bewe­gung ist entschlossen alles daran zu set­zen, um das deutsche Volk von Juden- und Marx­is­ten­herrschaft zu befreien. Die Nation­al­sozial­is­ten wer­den die Besten unter ihre Fahne sam­meln und einen erbit­terten Kampf gegen die inneren Feinde der Nation führen“. [11]

Auch heute sind in Frank­furter Kneipen solche Aus­sagen nicht ausgeschlossen.

Im Som­mer 1932 wurde dann der Ter­ror der Nazis in Frank­furt immer zügel­los­er. Am Abend des1. Juli kam es zu einem Über­fall auf Antifaschist*innen. Am 4. Juli, in der heuti­gen Rathenaus­traße, schossen Nazis über 100 Mal auf Arbeiter*innenwohnungen. Und am 5. Juli durften sie dann unge­hin­dert durch unsere Stadt marschieren. Die 17
Vollzugspolizist*innen, die vor der faschis­tis­chen Gefahr und dieser Demon­stra­tion warn­ten, wur­den daraufhin festgenom­men [12].

So spricht auch die drama­tis­che Entwick­lung der Wahlergeb­nisse Bände. Lag die NSDAP bei der Reich­stagswahl 1928 in Frank­furt erst bei 330 Stim­men, erhielt sie bei der Kom­mu­nal­wahl 1929 bere­its 2.400 Stim­men und wenige Jahre später, bei der Machtüber­nahme Hitlers im März 1933, eine absolute Mehrheit. Diese Machtüber­nahme führte in ihrer Kon­se­quenz zu unzäh­li­gen furcht­baren Schick­salen, auch in Frank­furt (Oder).

So zum Beispiel auch für Marie und Adolf Köhn, deren Stolper­steine in der Großen Oder­straße 46 liegen. Adolf Köhn wurde von Faschist*innen während der Reich­sprogrom­nacht ver­haftet, einen Monat lang im Konzen­tra­tionslager Sach­sen­hausen inhaftiert und vier Jahre später, wahrschein­lich mit sein­er Frau, ins Warschauer Ghet­to deportiert. Über ihr weit­eres Schick­sal ist nichts bekannt.

In der Großen Schar­rn­straße 32 liegen zwei weit­ere Stolper­steine — die von Marie und Bruno Friedlän­der. Ihre Kinder schafften es auf einen Kinder­trans­port und beka­men Asyl in Schot­t­land und Aus­tralien. Marie und Bruno erhiel­ten keine Zuflucht und wur­den am 02. April 1942 in das Warschauer Ghet­to deportiert, wo sie am 05. April anka­men. Das weit­ere Schick­sal der Fam­i­lie ist auch hier nicht bekannt.

Bis zum let­zten Tag des Nazi-Regimes ließ die Gewalt und Bru­tal­ität nicht nach. Selb­st der Nieder­lage ins Auge sehend, wurde Frank­furt (Oder) am 26. Jan­u­ar 1945, einen Tag vor der Befreiung von Auschwitz, noch zu ein­er Fes­tung erk­lärt. Am Tag des 30. Jan­u­ars in Swiecko (im dama­li­gen Schwetig) mussten 1.600 Gefan­gene des Frank­furter Gestapo-Arbeit­serziehungslagers zum soge­nan­nten „Todes­marsch“ antreten. 70 nicht marschfähige Men­schen wur­den direkt in Kranken­barack­en ver­bran­nt und ermordet. In der Nacht auf den 31. Jan­u­ar erschossen in Słon­sk (im dama­li­gen Son­nen­burg) Ange­hörige der SS und Gestapo 800 Inhaftierte des dor­ti­gen Zuchthaus­es [13]. Selb­st in der Nieder­lage waren die Nationalsozialist*innen nicht davon abzubrin­gen ihr Mor­den einzustellen.

So schwor im Feb­ru­ar 1945 Joseph Goebbels Frank­furt ein let­ztes Mal auf die Ide­olo­gie von “Blut und Boden“ ein, nach­dem er am 31.Oktober 1929 erst­mals in der Stadt davon gesprochen hat­te. Frank­furt, das ein Zen­trum für den Ein­satz und die Ver­wal­tung von Zwangsarbeiter*innen, Deportierten und Inhaftierten war, war gar Haupt­stadt des Gaus Mark Bran­den­burg. Unzäh­lige Wag­gons mit Men­schen wur­den ohne nen­nenswerten Wider­stand deportiert. Unzäh­lige Ton­nen Kriegs­ma­te­r­i­al fuhren unge­hin­dert durch unsere Stadt.

Der Krieg endete für Frank­furt (Oder) am 23. April 1945, als belarus­sis­che Ein­heit­en der Roten Armee „die fast men­schen­leere, keinen Wider­stand leis­tende, über­all bren­nende Stadt“ [14] befre­it­en, bis dann in der Nacht am 8. auf den 9. Mai die Wehrma­cht gän­zlich kapit­ulierte und die Hege­monie des Faschis­mus gebrochen war.

Auch wenn ein Großteil der Deutschen diesen Tag als Nieder­lage emp­fand — vielle­icht sog­ar heute noch so empfind­et: Der Sieg der Alli­ierten bedeutete das Ende der nation­al­sozial­is­tis­chen Vorherrschaft, des Krieges in Europa und des Holo­caustes und ist für uns ein Grund zum fröh­lichen Tanz. Deshalb sagen wir immer wieder fre­und­schaftlich: „Спасибо! Thank You! Mer­ci! Danke!“.

Als Kul­tur- und Bil­dungsträger der offe­nen Kinder- und Jugend­hil­fe sagen wir auch ernst: „Nie wieder!“

Und um diesen Ernst zu begreifen; um den Impuls des Erin­nerns und Gedenkens nicht bei dieser Mit­teilung zu belassen, organ­isiert der Utopia e.V. im let­zten Drit­tel diesen Jahres eine Gedenkstät­ten­fahrt für Jugendliche und junge Erwach­sene zu den ehe­ma­li­gen Konzen­tra­tions- und Ver­nich­tungslagern von Auschwitz, mit demokratisch-par­tizipa­torisch­er Vor- und Nachbereitung:

Denn die Forderung, dass Auschwitz nicht noch ein­mal sei, ist die allererste an Erziehung. Sie geht so sehr jeglich­er anderen voran, dass [wir] wed­er glaube[n], sie begrün­den zu müssen noch zu sollen. […] Sie zu begrün­den hätte etwas Unge­heuer­lich­es angesichts des Unge­heuer­lichen, das sich zutrug“ [15].

Und so fordern wir auch andere Akteur*innen oder bish­er nicht-Aktive dazu auf, sich am Engage­ment gegen faschis­toide Bewe­gun­gen und Ideen in Frank­furt (Oder) zu beteili­gen und zu organ­isieren – die Gründe sind bekan­nt und wir wer­den über weit­ere Ter­mine berichten.

Eure Freund*innen und Assozi­ierten des Utopia e.V.

Inforiot