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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Sonstiges

Anzahl rechter Gewalttaten ungebrochen hoch

Der Vere­in Opfer­per­spek­tive e.V. hat 2017 im Land Bran­den­burg 171 rechte Angriffe reg­istri­ert. Dies stellt einen Rück­gang gegenüber den Vor­jahren (2016: 221, 2015: 203) dar. Die Zahl der recht­en Gewalt­tat­en liegt immer noch deut­lich über dem Niveau des Zeitraums von 2002 bis 2014. Die Summe der gezählten Kör­per­ver­let­zungs­de­lik­te (148) ist die zwei­thöch­ste Zahl, die jemals im Rah­men des Mon­i­tor­ings durch die Beratungsstelle erfasst wurde.
Das häu­fig­ste Tat­mo­tiv war 2017 Ras­sis­mus: 84 Prozent aller Tat­en lag diese Moti­va­tion zu Grunde. Dies ist ein erneuter Anstieg gegenüber 2016 (79 Prozent). In der Mehrzahl dieser Fälle waren Geflüchtete von den Attack­en betrof­fen. Hierzu erk­lärt Judith Porath, Geschäfts­führerin der Opfer­per­spek­tive: „Die ras­sis­tis­che Gewaltwelle, die vor allem geflüchtete Men­schen bet­rifft, muss endlich gestoppt wer­den. Eine Gesellschaft, in der sich Alteinge­sessene und Neuangekommene auf Augen­höhe begeg­nen kön­nen, ist nicht möglich, solange die Orte fehlen, an denen sich Geflüchtete angst­frei bewe­gen können.“
Neben den 143 durch die Opfer­per­spek­tive reg­istri­erten ras­sis­tis­chen Gewalt­tat­en (2016: 175) wur­den 25 (2016: 24) Angriffe durch Rechte auf poli­tis­che Gegner_innen verübt. Zwei Über­griffe auf nicht-rechte und alter­na­tive Per­so­n­en (2016: 14) wur­den erfasst, außer­dem ein Angriff aus ein­er sozial­dar­win­is­tis­chen Moti­va­tion her­aus. Mehrheitlich han­delte es sich bei den der Beratungsstelle bekan­nt gewor­de­nen Gewalt­tat­en um Kör­per­ver­let­zungs­de­lik­te, davon 79 ein­fache und 69 gefährliche Kör­per­ver­let­zun­gen (2016: 85/101). In Bran­den­burg wur­den 2017 zwei rechtsmo­tivierte Brand­s­tiftun­gen, in Tem­plin und Krem­men, verübt (2016: 9). Der Molo­tow­cock­tail-Anschlag von Krem­men wird durch die Opfer­per­spek­tive als ver­sucht­es Tötungs­de­likt gew­ertet. Des weit­eren wur­den eine ver­suchte schwere Kör­per­ver­let­zung, 13 Fälle von Nöti­gung und Bedro­hung (2016: 13), 3 mas­sive Sachbeschädi­gun­gen (2016: 6), ein rechtsmo­tiviert­er Raub und ein Fall von Land­friedens­bruch sta­tis­tisch erfasst. In zwei Fällen ver­sucht­en ras­sis­tisch motivierte Täter mit­tels Kraft­fahrzeu­gen, Per­so­n­en zu verletzen.
Von den Angrif­f­en waren 2017 264 Per­so­n­en direkt betrof­fen (2016: 335) und 161 Per­so­n­en indi­rekt (2016: 196), z.B. als Zeug_innen oder Ange­hörige. Von einem großen Dunkelfeld ist nach Ansicht der Opfer­per­spek­tive auszuge­hen. Deut­lich zugenom­men hat die Zahl der betrof­fe­nen Kinder (vol­len­detes 13. Leben­s­jahr oder jünger). Die Opfer­per­spek­tive erlangte Ken­nt­nis von 35 Kindern, die 2017 Opfer rechter Gewalt­täter wur­den – eine deut­liche Zunahme gegenüber 2016 (22) und 2015 (26).
Der schon 2016 erkennbare Trend der regionalen Aus­d­if­feren­zierung bezüglich rechter Gewalt­tat­en hat sich auch 2017 fort­ge­set­zt und weit­er ver­stärkt. Die kre­is­freie Stadt Cot­tbus ist mit 32 rechtsmo­tivierten Angrif­f­en erneut der Ort mit den meis­ten reg­istri­erten Angrif­f­en. Dies stellt die zwei­thöch­ste Zahl rechter Über­griffe dar, die durch die Opfer­per­spek­tive jemals in einem Land­kreis bzw. ein­er kre­is­freien Stadt reg­istri­ert wurde (Höch­stzahl 41, eben­falls Cot­tbus, 2016). Gle­ichzeit­ig gibt es in anderen Regio­nen teils erhe­bliche Rück­gänge: In Spree-Neiße (von 27 Angrif­f­en auf 8 Angriffe), Frank­furt (Oder) (von 16 Angrif­f­en auf 5 Angriffe), in Märkisch-Oder­land (von 13 Angrif­f­en auf 2 Angriffe) und im Havel­land (von 11 Angrif­f­en auf 2 Angriffe) zeigt sich diese Entwick­lung beson­ders deut­lich. Dem ent­ge­gen ste­hen Steigerun­gen der Angriff­szahlen in Tel­tow-Fläming (14, 2016:11), Ober­hav­el (12, 2016:11), Barn­im (11, 2016: 5) und der Prig­nitz (8, 2016: 5). Neben Cot­tbus bleibt der Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin mit 16 recht­en Gewalt­de­lik­ten (2016: 21) ein Schw­er­punkt rechter Gewalt in Brandenburg.
In Cot­tbus hat sich in der Stadt eine gewalt­tätige Stim­mung, vor allem gegenüber Geflüchteten, ver­fes­tigt. Mit den Demon­stra­tio­nen des ras­sis­tis­chen Vere­ins „Zukun­ft Heimat“ ist eine Mobil­isierungsplat­tform ent­standen, die unter­schiedlich­ste Strö­mungen des lokalen, regionalen und über­re­gionalen recht­en Spek­trums vere­int und ver­net­zt. „Ras­sis­tis­che Gewalt wird durch die aktuelle Straßen­mo­bil­isierung legit­imiert, indem sie als „Notwehr“ gegen einen ange­blichen, durch Zuwan­derung bed­ingten „Volk­saus­tausch“ umgedeutet wird“, erläutert Judith Porath. Auch die örtliche rechte Hooli­gan­szene besucht die Demon­stra­tio­nen in Cot­tbus. So kommt es im Umfeld dieser Ver­anstal­tun­gen wieder­holt zu Über­grif­f­en auf poli­tis­che Gegner_innen aus diesem Per­so­n­enkreis. Die Opfer­per­spek­tive sieht die Gefahr, dass Cot­tbus zum Vor­bild für ras­sis­tis­che Kam­pag­nen in weit­eren Kom­munen im Land Bran­den­burg wird.
Anbei Sie das Hin­ter­grund­pa­pi­er der Opfer­per­spek­tive zur Veröf­fentlichung der Jahressta­tis­tik 2017 mit aus­führlichen Analy­sen sowie die grafis­che Aufar­beitung der Sta­tis­tik. Die Grafiken sind unter Nen­nung der Quelle (Peer Neumann/ Opfer­per­spek­tive) frei verwendbar.

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(Anti-)Rassismus Arbeit & Soziales Flucht & Migration Law & Order Sonstiges

Geflüchtete haben ein Recht auf Leistungen!

Das Barn­imer Grund­sicherungsamt zahlt zahlre­ichen Geflüchteten sys­tem­a­tisch zu wenig Geld aus und macht mit Bargel­dauszahlung den Betrof­fe­nen das Leben schw­er. Men­schen im Kirchenasyl wer­den die Leis­tun­gen kom­plett gekürzt, die Betrof­fe­nen bleiben dadurch sog­ar ohne Krankenversicherung.
Kundge­bung, 27.3.2018, 17 Uhr
Eber­swalde, Friedrich-Ebert-Straße
direkt vor dem Grund­sicherungsamt (Paul-Wun­der­lich-Haus)
Offen­er Brief an den Barn­imer Lan­drat Bodo Ihrke
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Grund­sicherungsamt: L@s refugiad@s tienen el dere­cho a la ayu­da social!
La ofic­i­na de asis­ten­cia social (Grund­sicherungsamt) Barn­im, sis­tem­ati­ca­mente no paga el dinero sufi­ciente, y con pago en efec­ti­vo en vez de trans­fer­en­cia difi­cul­ta la vida de las per­sonas afec­tadas. A las per­sonas acogi­das por la igle­sia inclu­so se les recor­ta la ayu­da por com­ple­to, l@s afectad@s ya ni siquiera tienen seguro medico.
Man­i­festación: 27 de mar­zo 2018, 5 p.m.
Eber­swalde, Friedrich-Ebert-Straße
delante del Grund­sicherungsamt (Paul-Wun­der­lich-Haus)
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Grund­sicherungsamt: Qax­oo­tigu wax­ay xaq u leey­i­hi­in gar­gaar lacageed!
Sooshiyaal­ka Deg­ma­da Barn­im nidaam ahaan wax­ay qox­ooti badan siiyaan lacag aad u yar oo gacan­ta laga siiyo taas oo saa­mayn adag ku yee­lanaysa nolosha.
Dad­ka hela mag­a­l­galya­da kani­isa­da wax­aa laga jara dhamaan gar­gaar­ka ay xaqa u leey­i­hi­in, taasne dad ayay saa­maysay oo xata aan helin caymiska caafimaadka.
Kulan­ka 27.03.2018 saa­ca­da 17:00
Goob­ta Eber­swalde, Friedrich-Ebert-Straße.
Wax­ay toos uga soo hor­jee­da dhis­ma­ha sooshiyaalka.

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Sonstiges

Einladung zu den Anarchistischen Tagen 2018 Potsdam!

Hier­mit laden wir alle Inter­essierten zu den anar­chis­tis­chen Tagen in Pots­dam am 4. bis 18. März 2018 ein.
Was sind die anar­chis­tis­chen Tage?
In erster Lin­ie eine Gele­gen­heit für Anarchist*innen und Sympathisant*innen, einan­der ken­nen zu ler­nen und sich gegen­seit­ig zu bilden. Dafür haben wir auch ein Pro­gramm mit Vorträ­gen und Diskus­sio­nen ent­wor­fen. Aber natür­lich gibt es an den Kern­ta­gen am Woch­enende 16. bis 18. März auch einen Ort, an dem wir ein­fach gemein­sam rumhän­gen, reden und essen können.
Wozu sind die anar­chis­tis­chen Tage gut?
Wir wollen anar­chis­tis­che Per­spek­tiv­en, Hand­lungs- und Organ­isierungsmöglichkeit­en sicht­bar machen. Durch die Ver­anstal­tun­gen soll eine Grund­lage für das Forschen nach herrschafts­freier Prax­is geboten wer­den. Sicht­barkeit und Plat­tfor­men für Anarchist*innen fehlen unserem Ein­druck nach in Pots­dam, dabei bilden sie eine wichtige Voraus­set­zun­gen dafür, dass der Anar­chis­mus irgend­wann mal wieder gesellschaftsverän­dernde Kraft entwick­eln kann.
Wenn Ihr fra­gen habt oder Pen­nplätze braucht, schreibt uns: atagepotsdam@riseup.net

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Geschichte & Gedenken Sonstiges

Zur Aktualität von Gustav Landauer — Vortrag im Buchladen Sputnik

Die Zeit Gus­tav Lan­dauers ist noch nicht da“, schrieb Erich Müh­sam 1929
anlässlich des zehn­ten Todestages seines Fre­un­des und Men­tors; 90 Jahre
später wird das Werk Gus­tav Lan­dauers neu ent­deckt. Eine umfangreiche
Aus­gabe „Aus­gewählter Schriften“ und zahlre­iche Über­set­zun­gen zeu­gen von
der eigen­tüm­lichen Gegen­wart des vor fast 100 Jahren erschlagenen
Anar­chis­ten. Vom uni­ver­sitären Betrieb bis zum „Unsicht­baren Komitee“
reicht die Spanne der­er, die sich auf ihn berufen. Warum erscheint
Lan­dauer heute so aktuell und welche Aspek­te seines Denkens kön­nten dazu
beitra­gen, den Anar­chis­mus zu erneuen? Wir geben eine Ein­führung in
Lan­dauers Denken, das auf prak­tis­ches Begin­nen in der gegenwärtigen
Gesellschaft zielt.
6. April, 20 Uhr, Buch­laden Sput­nik, Potsdam
Als Anar­chist vor 100 Jahren in Berlin und Brandenburg
Vor­trag: Gus­tav Lan­dauer Denkmalinitiative
Wie lebten Anar­chis­ten in Berlin und Bran­den­burg vor rund 100 Jahren?
Was waren ihre Inten­tio­nen? Welche Ziele verbinden uns heute mit den
frühen Anar­chis­ten, die für eine freien Gesellschaft und gegen den
repres­sive Zustände im Kaiser­re­ich und später den Kampf gegen den
Nation­al­sozial­is­mus entschlossen führten? Auf dieser spannenden
Spuren­suche begeg­nen wir der Vielfalt der Strö­mungen und Grup­pen, ihre
Kampfmeth­o­d­en und Wirkun­gen und stellen ihren bleiben­den Beitrag zu den
emanzi­pa­torischen Bewe­gun­gen der Mod­erne vor.

Buch­laden Sputnik
Char­lot­ten­strasze 28
D 14467 Potsdam
Fon Fax 0331 5813679
Mo-Fr 13–19 Uhr
Sa 11–16 Uhr
www.sputnik-buchladen.de
sputnik@potsdam.de

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Antifaschismus Sonstiges

LESUNG: Hooligans. Eine Welt zwischen Fußball, Gewalt und Politik

Hooli­gans sind eine der ältesten Jugend­kul­turen in Deutsch­land. Seit 40 Jahren prügelt sich die Szene und erwies sich gegen alle Repres­sion als enorm lern­fähig. Über die Jahrzehnte hat sie sich aus­d­if­feren­ziert, erneuert und zum Teil pro­fes­sion­al­isiert. Es sind nicht mehr die betrunk­e­nen Schläger, die diese Szene prä­gen, son­dern organ­isierte Fights von inter­na­tion­al ver­net­zten Kampf­s­portlern, wen­ngle­ich der Ein­fluss von Recht­sex­tremen unver­min­dert hoch bleibt. Die Gewalt rus­sis­ch­er Hooli­gans bei der Euro 2016 in Frankre­ich erlaubte einen kurzen Einblick.
Robert Claus hat sich der Szene in seinem Buch inten­siv gewid­met: Er sprach mit einem Ex-Hooli­gan in dessen Yoga-Stu­dio über ver­gan­gene Jahrzehnte, recher­chierte in rus­sis­chen Inter­net­foren, um die Ver­net­zung nach Deutsch­land zu analysieren und besuchte von Hooli­gans organ­isierte MMA-Events, um die Pro­fes­sion­al­isierung der Szene live zu beobacht­en. Auf der Ver­anstal­tung wird er uns seine Ein­drücke schildern, auch um über die Fasz­i­na­tion von Gewalt und Fol­gen für die Präven­tion­sar­beit zu diskutieren.
„Hooli­gans. Eine Welt zwis­chen Fußball, Gewalt und Politik“
(Ver­lag Die Werkstatt )
Wir bit­ten um Anmel­dung unter lap@cottbus.de oder (0355) 612 2008.
Sicherheitshinweis:
Die Ver­anstal­tenden behal­ten sich vor, von ihrem Haus­recht Gebrauch zu machen und Per­so­n­en, die recht­sex­tremen Parteien oder Organ­i­sa­tio­nen ange­hören, der recht­sex­tremen Szene zuzuord­nen sind oder bere­its in der Ver­gan­gen­heit durch ras­sis­tis­che, nation­al­is­tis­che, anti­semi­tis­che oder son­stige men­schen­ver­ach­t­ende Äußerun­gen in Erschei­n­ung getreten sind, den Zutritt zur Ver­anstal­tung zu ver­wehren oder von dieser auszuschließen.

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Sonstiges

Richterin Ahle: „Dann werden wir das nächste mal auch fertig“

Der Prozess um die Block­ade eines Urantrans­portes gegen eine Klet­ter­ak­tivistin vor dem Amts­gericht Pots­dam wird am am 16. Okto­ber um 12:30 Uhr in Saal 21 fort­ge­set­zt. Es wird mit dem Urteil an diesem Tag gerech­net, sol­i­darische Unter­stützung ist Willkommen!
Der 3. Prozesstag lief am 26.9.  bis ca. 16 Uhr.  Es wur­den durch die Vertei­di­gung zahlre­iche Beweisanträge gestellt, die sowohl den Ablauf der Aktion als auch ihre Umstände und Hin­ter­gründe (Gefahren von Atom­trans­porten, Erkrankung von Arbeit­ern in der Anlage Nar­bonne Malvési, , etc.) betrafen.  Die Rich­terin ord­nete nach den ersten Anträ­gen das „Selb­stle­sev­er­fahren“ an. Die Begrün­dung der Anträge wurde nicht mehr ver­lesen. Damit die Ver­hand­lung schneller voran kommt. Sie verkün­dete eine Pause von 30 Minuten um… die über 70 Seit­en Anträge zu lesen und zu beschei­den. Über 2000 Worte pro Minute hätte sie lesen müssen. Nach ein­er Stunde verkün­dete sie dann einen Teil der Beschlüsse. Ein weit­er­er wird am 16. Okto­ber verkün­det. Der über­wiegende Teil der Beweisanträge wurde pauschal abgelehnt, als zur Erforschung der Wahrheit nicht erforder­lich. Ob die Rich­terin die Anträge wirk­lich gele­sen hat, darf bezweifelt wer­den… sie hat ca. 15 Anträge inner­halb ein­er Stunde gele­sen (?) und beschieden.
Rich­terin Ahle war zu Beginn der Ver­hand­lung – für ihre Ver­hält­nisse –  einiger­maßen entspan­nt, aber gegen Ende nicht mehr. 
Sie wirk­te unkonzen­tri­ert und gen­ervt. Ins­beson­dere als sie merk­te, dass sie wegen diesem Prozess mal wieder erst spät Feier­abend machen kann, wenn alle Kol­le­gen längst fer­tig sind und die Putzkolonne anrückt. Sie ließ mal wieder ihre Frust auf die Betrof­fene ab. Obwohl aus­gerech­net die Betrof­fene den größeren Aufwand mit 4‑stündiger Anreise (und 4 ‑stündi­ger Abreise) nach Pots­dam hat – und es sich um ein Ord­nungswidrigkeitsver­fahren han­delt. Rich­terin Ahle darf und kann jed­erzeit ein­stellen (Oppor­tu­nität­sprinzip). Das will sie partout nicht machen, ihr Urteil ste­ht schon fest.
Mit Bemerkun­gen à la „Wer hat die Anträge gestellt?“ und „Dann wer­den wir das näch­ste mal auch fer­tig“ set­zte sie die Betrof­fene unter Druck.
Das Gericht muss der mit­tel­losen Betrof­fe­nen eine Fahrkarte zur Ver­fü­gung stellen. Die aus­gestellte Fahrkarte für die Rück­fahrt am Dien­stag war jedoch für eine Verbindung gültig, die eine Abfahrt vor 16 Uhr erforder­lich gemacht hätte. Darauf ange­sprochen, schob Rich­terin Ahle die „Schuld“ auf die Betrof­fene, die mit ihren Anträ­gen den Prozess in die Länge ziehen würde: „Wer hat die ganzen Anträge gestellt?“ sagte sie. Für Rich­terin Ahle sind Angeklagten oder Betrof­fe­nen, die zur Vertei­di­gung ihrer Recht­spo­si­tion die Mit­tel der Straf­prozes­sor­d­nung anwen­den, wie das Recht Beweisanträge zu stellen, lästig. Das ver­hin­dert ein schnelles aburteilen. Abhil­fe schaffte Rich­terin Ahle nicht, das sei nicht möglich, die Zahlstelle des Gericht­es habe schon zu. Sie forderte somit die Betrof­fene dazu auf, mit ein­er ungülti­gen Fahrkarte die Rück­reise anzutreten!
Als sie den Fort­set­zung­ster­min fes­tlegte, zeigte sie sich sehr gereizt und erk­lärte, beim näch­sten Ter­min fer­tig wer­den zu wollen. Worauf die Betrof­fene erk­lärte, das es möglicher­weise auch so sein werde, sie aber nicht auf ihre prozes­sualen Rechte verzicht­en werde, sie werde sich das Unter-druck-set­zen durch Rich­terin Ahle auch nicht gefall­en lassen.
Fort­set­zung am 16. Oktober!

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Sonstiges

Warum steigen die Mieten?

Mal wieder haben wir uns ver­sam­melt, um hier in Pots­dam gegen steigende Mieten auf die Straße zu gehen. Während die Real­löhne in den let­zten 30 Jahren in Deutsch­land für große Teile der Bevölkerung gesunken sind, Lohn­er­höhun­gen kaum die Infla­tion aus­geglichen haben, sind die Mieten im Ver­gle­ich mas­siv angestiegen. Eine durch­schnit­tliche 3‑Raum-Woh­nung ist in Pots­dam kaum noch unter 800 Euro War­m­mi­ete zu beziehen. Nach oben sind die Preise offen, ger­ade für Wohneigen­tum soll­ten Men­schen schon mit einem Sack voll gold­en­er Löf­fel im Mund geboren wer­den, um sich diese leis­ten zu können.
Doch warum ist das so? Der Ober­bürg­er­meis­ter von Pots­dam hat schon vor Jahren verkün­det, dass der Markt die Anzahl der neuge­baut­en Woh­nun­gen reg­ulieren würde. Seine Kon­se­quenz war, die Hände in den Schoß zu leg­en und nichts zu tun. Wer will sich schon mit der unsicht­baren Hand anlegen?
Doch warum gibt seit Jahren diese mas­sive Teuerung? In allen Län­dern dieser Welt beste­ht die Ten­denz, vom Land in die Stadt zu ziehen. Die Men­schen, die nur ihre Arbeit­skraft zu verkaufen haben, müssen, um Arbeit zu find­en in die Städte ziehen. Das ist hier in Pots­dam wie über­all. Arbeit in Bran­den­burg gibt es nach der Dein­dus­tral­isierung in den 90er Jahren vor allem im Speck­gür­tel von Berlin. In der Uck­er­mark mag es zwar ruhig und beschaulich zuge­hen, aber eine Lebens­grund­lage bieten diese soge­nan­nten struk­turschwachen Regio­nen nur für Wenige.
Der Platz für Neubaut­en nimmt also ab. Doch dies allein ist nicht der Grund für steigende Mieten. Der Grund dafür ist glob­aler und durch den Ver­w­er­tungszwang des Kap­i­tals bestimmt.
Wir befind­en uns in ein­er Zeit der glob­alen Über­akku­mu­la­tion von Kap­i­tal. Die Pro­duk­tiv­ität hat weltweit einen Stand erre­icht, indem sich viele Unternehmungen schlichtweg nicht mehr lohnen. Es macht ökonomisch keinen Sinn mehr noch eine Aut­o­fab­rik, Pro­duk­tion­san­la­gen für Zahn­bürsten oder ähn­lich­es zu bauen, die zahlungs­fähige Nach­frage wird durch die beste­hen­den bere­its gedeckt. Seit etlichen Jahren herrscht Über­pro­duk­tion, die Welt erstickt ger­adezu in Waren wie Tex­tilien, Autos oder Elek­trogeräten aller Art, das Wach­s­tum der kap­i­tal­is­tis­chen Wirtschaft gerät immer mehr an seine Gren­zen. Im Rah­men des beste­hen­den Neolib­er­al­is­mus wurde ver­sucht, diese Sit­u­a­tion auf ver­schiedene Arten zu beseit­i­gen. Waren wur­den zwar massen­haft und bil­lig auf den Markt gewor­fen, aber ihre Leben­szeit wurde begren­zt, so sind die Men­schen gezwun­gen regelmäßig Neue zu kon­sum­ieren. Dann ver­schulde­ten sich die Staat­en nahezu ins Astronomis­che um nicht die Gewinne der Unternehmen zu schmälern und trotz­dem weit­er anlaufende Aus­gaben zu leis­ten. Weit­er wur­den durch die Pri­vatisierung ehe­mals staatlich­er Sek­toren neue Anlage­spähren für das Kap­i­tal geschaf­fen. Als dies nicht genügte, set­zte eine staatliche Dereg­ulierung der Finanzmärk­te ein, nicht weil die Banker so gierig waren, son­dern weil das Sys­tem in eine Krise gekom­men war und neue Ver­w­er­tungsmöglichkeit­en brauchte. Erst­mal eine ‚win win‘ Sit­u­a­tion. Das Kap­i­tal kon­nte sich durch Zin­sen ver­w­erten und die Pro­duk­tion von Immo­bilien und Kon­sumgütern wurde angeschoben. Alle beka­men und bekom­men weit­er­hin Kon­sumkred­ite nahezu hin­ter­herge­wor­fen. Nur zer­brachen diese Kred­itver­hält­nisse vor allem daran, dass die Rück­zahlung durch sink­ende Real­löhne nicht erfol­gen kon­nten. Dies und ein all­ge­mein­er Nach­fragerück­gang ken­nen wir heute als glob­ale Krise von 2007.
So ähn­lich ist auch der Zusam­men­hang hier bei uns. Immo­bilien sind für Fonds und Kap­i­tal­gebende ein­fach noch lohnende Anlage­pro­jek­te. Kap­i­tal muss sich bei Gefahr des Unter­gangs ver­w­erten, ihm ist es egal ob in Form von Pro­duk­tion oder als Immo­bilien- und Grundbe­sitzkap­i­tal. Nur, dass die Men­schen nicht beliebig hohe Mieten zahlen kön­nen. Dies führt dann, wie in Pots­dam, zum sozialen Auss­chluss ganz­er Bevölkerungsgruppen.
Ähn­lichen Sachzwän­gen unter­liegt die Stadt. Die Pro Pots­dam ist kein Wohlfahrt­spro­jekt und mal abge­se­hen von ein paar Pres­tige­pro­jek­ten wie der Hei­desied­lung oder der Behlert­straße, die ihr nur durch mas­siv­en öffentlichen Druck abgerun­gen wer­den kon­nte, zählt auch für sie nur: mehr Geld mit der Ver­mi­etung von Woh­nun­gen zu erwirtschaften, teil­weise zur eige­nen Refi­nanzierung, teil­weise um Haushalt­slöch­er der Stadt zu stopfen.
Wenn wir heute fordern, dass Wohn­raum keine Ware sein darf, so muss sich dieser Forderung die nach ein­er grund­sät­zlichen Abschaf­fung der Waren­form anschließen. Nur ein Aus­bruch aus den Mark­tver­hält­nis­sen ermöglicht ein men­schen­würdi­ges Leben für alle nach ihren Bedürfnis­sen. In Pots­dam gibt es jedoch im Ver­gle­ich zu anderen Städten noch eine andere Beson­der­heit, die über den Drang Kap­i­tal zu ver­w­erten hin­aus­ge­ht. Dies ist die Neugestal­tung der Pots­damer Innen­stadt nach soge­nan­ntem his­torischen Vor­bild. His­torisches Vor­bild ist dabei alles aus der Preußen­zeit und alles, was vor dem 2. Weltkrieg gebaut wurde. Dies wird über­wiegend mit dem zusam­men­hän­gen­den Ensem­ble und der Schön­heit der innen­städtis­chen Gebäude begrün­det. Obwohl Schön­heit ja bekan­ntlich sub­jek­tiv ist, maßen sich die Preußen­fans von ‚Mitteschön‘ und die Jauchs, Joops und Plat­tners sowie ihre Unterstützer_innen der mit­tler­weile gescheit­erten Rathauskoali­tion, aber auch die AfD an, objek­tiv festzustellen, dass FH, Mer­cure und Rechen­zen­trum architek­tonis­ch­er Müll sind, während Bar­beri­ni, Stadtschloss und Gar­nisonkirche eine Wohltat für das luxu­s­gewöh­nte Auge darstellen. Kön­nte Men­sch doch eigentlich meinen, was inter­essiert mich das Gewäsch einiger Narzist_innen und Freund_innen des preußis­chen Despo­tismus, dessen architek­tonis­ch­er Aus­druck nun­mal die wiedererbaute Pots­damer Innen­stadt ist?
Lei­der sehr viel. Denn die Brüche in der Gestal­tung der Stadt zeu­gen auf der einen Seite von der Geschichte Pots­dams. Viele der Preußen­tem­pel sind durch Kriegshand­lun­gen mas­siv zer­stört wor­den, durch die Bom­bardierung der west­lichen Alli­ierten, aber auch durch das Geschützfeuer der sow­jetis­chen Armee nach­dem die Stadt nicht kapit­ulierte. Somit erin­nerte auch die Neugestal­tung der Stadt an ihre dun­kle Geschichte und die began­genen Ver­brechen auch der Potsdamer_innen. Denn auch Pots­dam war eine Stadt der Täter_innen. Hier tagten Teile des Volks­gericht­shofes, auch hier wur­den Men­schen ver­schleppt und in die Ver­nich­tungslager deportiert, Sol­dat­en, Waf­fen und anderes Mate­r­i­al an die Front gebracht. Auch ger­ade vom kon­ser­v­a­tiv­en Pots­dam und auch von den soge­nan­nten Wider­ständlern des 20 Juli wurde der Angriff­skrieg auf ganz Europa geplant und durchge­führt. Das Vorkriegspots­dam wieder aufzubauen ist auch eine Art Geschichte zu ver­fälschen. Die Kains­male der Täter_innenstadt Pots­dam wer­den ein­fach über­baut, so als wäre nichts gewesen.
Doch das ist nur die eine Seite der Preußen­medaille. Auf der anderen prangt die Frage: Wem gehört die Stadt?
Alle Neubaupro­jek­te, die bish­er am Alten Markt errichtet wur­den, sind kom­merzial­isiert. Nur wer genü­gend Kohle hat, kann sich dort eine Woh­nung leis­ten, eines der Geschäfte besuchen. Sozial­woh­nun­gen wird es ‑wenn über­haupt- nur auf Zeit geben. Ein vor­mals öffentlich­er Raum für alle ist zu einem Raum der Priv­i­legierten verkom­men. So läuft das schon seit Jahren, Pots­dam ver­scher­belt seine Grund­stücke an pri­vate Inve­storen, die ver­suchen dann so gewinnbrin­gend wie möglich zu investieren, ob nun mit exk­lu­siv­en Eigen­tumswoh­nun­gen, über­teuerten Miet­woh­nun­gen, Museen oder son­sti­gen Geschäften. Das einzige “öffentliche” Gebäude am Alten Markt ist der an Kitschigkeit nicht mehr zu über­bi­etende Land­tag. In diesem thro­nen wie schon zu Zeit­en der Kaiser die Erwählten über Pots­dam, offen­bar unwis­send, dass es kein unver­schämteres und anmaßen­deres Sym­bol par­la­men­tarisch­er Über­he­blichkeit gibt, als aus der Kopie eines Stadtschloss her­aus zu regieren.
Während wahre Demokrat_innen, wie Max Dor­tu schon vor mehr als 150 Jahren ver­sucht­en, diesem monar­chis­tis­chem Gemäuer mit Pflaster­steinen beizukom­men, war sich keine der Bran­den­burg­er Parteien zu dumm dazu, dieses Sym­bol abso­lutis­tis­ch­er Herrschaft 2014 wieder in Betrieb zu nehmen. Die gesellschaftlichen Kämpfe in Pots­dam wer­den weit­er gehen. Der Kampf um bezahlbare Mieten kann dabei nur ein Anfang sein. Soziale Gerechtigkeit inner­halb des Kap­i­talsver­hält­niss­es bleibt ein Oxy­moron, ein Wider­spruch in sich. Eine Stadt für alle kann es daher let­ztlich nur in ein­er Gesellschaft ohne Kap­i­tal­is­mus geben. Bis es soweit ist, müssen wir dem Sys­tem so viel wie möglich Freiräume abnöti­gen und dies gelingt vor allem mit Druck von der Straße. Auch wenn die lokale Presse und Poli­tik der Mei­n­ung sind, sie kön­nen fes­tle­gen, welche For­men des Wider­standes angemessen und legit­im erscheinen, behal­ten wir uns vor, das selb­st zu entschei­den. Zwangsräu­mungen gehören ver­hin­dert! Leer­ste­hen­der Wohn­raum oder öffentliche Gebäude gehören beset­zt! Kein Men­sch braucht die Gar­nisonkirche! Die Fra­gen, wem diese Stadt gehört, wird somit auch zukün­ftig eine Klassen­frage sein und wir wer­den sie klar zu beant­worten wis­sen: UNS ALLEN gehört die Stadt!

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Brandenburgs Innenminister treibt Politik der Ausgrenzung voran

*Pressemit­teilung, Pots­dam, 19. Sep­tem­ber 2017*
Flüchtlingsauf­nahme statt Abschiebe­lager – Flüchtlingsrat fordert Abschaf­fung der Iso­la­tion von Asylsuchenden 
Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Karl-Heinz Schröter möchte zukün­ftig Schutz­suchende bis zu zwei Jahre in der Erstauf­nah­meein­rich­tung fes­thal­ten, wo sie grund­sät­zlich erschw­erten Zugang zu Beratungs- und Unter­stützungsstruk­turen im Land haben. Bran­den­burg wäre damit eines der ersten Bun­deslän­der, das die restrik­tive Bun­de­spoli­tik umset­zt. Ziel ist offen­sichtlich die möglichst rei­bungslose Abschiebung von Flüchtlin­gen unter Auss­chluss der Öffentlichkeit. Rück­endeck­ung erhält Schröter für seine diskri­m­inierende Iso­la­tion­spoli­tik durch Lan­dräte und Ober­bürg­er­meis­ter, wie nach ein­er Beratung mit diesen in Pots­dam am Mon­tag bekan­nt wurde.
Möglich wird der Vorstoß des Innen­min­is­ters durch das „Gesetz zur besseren Durch­set­zung der Aus­reisepflicht“, das im Juli 2017 in Kraft getreten ist. Allerd­ings räumt das Gesetz den Län­dern ein, von der Regelung zur Ver­längerung des Aufen­thaltes in der Erstauf­nahme keinen Gebrauch zu machen. Das Innen­min­is­ter Schröter sich zum wieder­holten Male damit pro­fil­iert, restrik­tive Bun­de­spoli­tik möglichst schnell umzuset­zen, ver­wun­dert lei­der nicht.1 Angesichts der unmit­tel­bar bevorste­hen­den Bun­destagswahl schielt Schröter offen­bar nach rechts und lässt Schutzbe­darfe außer Acht.
Die Fol­gen, Men­schen mit ange­blich „schlechter Bleibeper­spek­tive“ bis zu 24 Monat­en in der Erstauf­nahme unterzubrin­gen, die so als Abschiebe­lager miss­braucht wird, kön­nen für die Betrof­fe­nen ver­heerend sein: Der so erschw­erte Kon­takt zu Unterstützer_innen, Beratungsstellen und Rechtsanwält_innen führt dazu, dass Geflüchtete sowohl im Ver­fahren als auch bei dro­hen­der Abschiebung ohne Hil­festel­lung oder gar Zugang zu Rechtss­chutz bleiben. Es ist davon auszuge­hen, dass so in hohem Maße zahlre­iche Schutz­suchende nicht das Recht auf den Schutz bekom­men, der ihnen indi­vidu­ell zuste­ht. Selb­st Min­der­jährige wer­den von der Lagerpflicht nicht ausgenom­men. Das Kindeswohl ist dann so mas­siv gefährdet, dass eine Vere­in­barkeit mit der UN-Kinder­recht­skon­ven­tion äußerst fraglich ist. Men­schen durch ein Fes­thal­ten in der Erstauf­nah­meein­rich­tung bis zu zwei Jahren den Zugang zum Arbeits­markt zu ver­wehren, ver­hin­dert die Inte­gra­tion und wider­spricht den Vor­gaben der europäis­che Recht­snorm für die Auf­nahme Asylsuchender.
Schon jet­zt sind Rechtsver­let­zun­gen in der Erstauf­nahme an der Tage­sor­d­nung. Maßge­bliche EU-Richtlin­ien, die ins­beson­dere Kinder, Allein­erziehende, Frauen und Kranke schützen und die Qual­ität der Asylver­fahren und die Ver­sorgung gewährleis­ten sollen, wer­den in den bran­den­bur­gis­chen Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen nicht umge­set­zt. Den Flüchtlingsrat erre­ichen regelmäßig mas­sive Beschw­er­den u.a. über die unzure­ichende Beratung zum Asylver­fahren, Män­gel bei der medi­zinis­chen Ver­sorgung und Erken­nung beson­der­er Schutzbe­darfe. Wür­den die Pläne des Innen­min­is­ters umge­set­zt, würde dies zur dauer­haften Real­ität für sehr viele Flüchtlinge in Brandenburg.
Der Flüchtlingsrat fordert deshalb das zuständi­ge Min­is­teri­um dazu auf, von diesen Plä­nen abzuse­hen. Eine dauer­hafte Iso­la­tion von Geflüchteten in der Erstauf­nahme darf nicht weit­er vor­angetrieben wer­den. Wed­er die Lan­desregierung noch die Zivilge­sellschaft soll­ten sich damit abfind­en, dass ein Par­al­lel­sys­tem für Schutz­suchende geschaf­fen wird, das ihre sys­tem­a­tis­che Entrech­tung und Aus­gren­zung vorantreibt. Der Zugang zu Rechtss­chutz, Unter­stützungsstruk­turen und Inte­gra­tionsleis­tun­gen muss für Schutz­suchende in Bran­den­burg offen sein. Der Flüchtlingsrat kri­tisiert außer­dem den rechtlich frag­würdi­gen Begriff der „schlecht­en Bleibeper­spek­tive“ aufs Schärf­ste, den der Innen­min­is­ter für eine Entschei­dung über die Dauer des Aufen­thaltes in der Erstauf­nahme offen­bar zu Grunde leg­en will. Der Kern des Asyl­sys­tems sieht eine indi­vidu­elle Prü­fung von Flucht­grün­den vor, und keine pauschale und oft willkür­liche Vor­ab-Ein­schätzung und Selek­tion anhand des Herkun­ft­s­lan­des. Das bre­it kri­tisierte Label der „gerin­gen“ oder „schlecht­en“ Bleibeper­spek­tive dient als zen­trales Instru­ment, schutz­suchen­den Men­schen Teil­habe zu ver­sagen und sie an ihrem indi­vidu­ellen Recht auf Auf­nahme und Schutz vor­bei schnell wieder außer Lan­des zu schaf­fen. Durch die monate- und jahre­lange Abschot­tung in den Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen soll dies umge­set­zt wer­den. Bran­den­burg darf sich an dieser flüchtlings­feindlichen Poli­tik nicht beteiligen.
 
1     Der Flüchtlingsrat berichtete: _http://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/aktuelles/pm-mit-der-abschiebequote-gegen-den-rechtsstaat-fluechtlingsrat-fordert-ruecktritt-von-law-and-order-minister-schroeter_ _http://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/aktuelles/pm-von-der-willkommens-zur-abschiebekultur_
 
Pressekon­takt: Lot­ta Schwedler 0176 214 250 57

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Neuruppin: Proteste gegen AfD-Kundgebung mit Björn Höcke

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Am Don­ner­stagabend protestierten unge­fähr 100 Men­schen in Hör- und Sichtweite gegen eine Kundge­bung der ver­meintlichen „Alter­na­tive für Deutsch­land“ (AfD) in Neu­rup­pin (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin). Die Proteste wur­den vor allem von der regionalen Zivilge­sellschaft getra­gen. Ver­anstal­ter war die Ini­tia­tive „Neu­rup­pin bleibt bunt“, unter­stützt vom „Aktions­bünd­nis Bran­den­burg“. Auch Mit­glieder von „Bünd­nis 90 – Die Grü­nen“ und der Partei „DIE.LINKE“, darunter die Bun­destag­sor­d­nete und Bran­den­burg­er stel­lvertre­tende Lan­desvor­sitze Dr. Kirsten Tack­mann. Die recht­spop­ulis­tis­che „Alter­na­tive für Deutsch­land“ hat­te ihrer­seits unge­fähr 110 Sym­pa­thisierende nach Neu­rup­pin mobil­isiert, davon allein ca. 40 Per­so­n­en aus dem benach­barten Land­kreis Havel­land. Grund für die, für Neu­rup­pin­er Ver­hält­nisse, starke Fre­quen­tierung ein­er Ver­samm­lung der blauen Partei, war ver­mut­lich der angekündigte Auftritt des umstrit­te­nen Thüringis­chen AfD-Frak­tionsvor­sitzen­den Björn Höcke. Darüber hin­aus nutzte aber auch der lokale Partei­funk­tionär Michael Nehls die Ver­samm­lung, um für seine Bun­destagskan­di­datur zu werben. 
Wahlkampf mit dumpfen Parolen

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Michael Nehls wirbt auf seinen Wahlplakat­en auch mit Slo­gans, die an NPD Forderun­gen erinnern

Auch wenn sich die AfD im All­ge­meinen als „bürg­er­lich“ sieht oder gegebe­nen­falls als „bürg­er­lich patri­o­tisch“, wie Björn Höcke am Don­ner­stagabend in Neu­rup­pin, nutzen einzelne Funk­tionäre immer wieder Slo­gans, die neon­azis­tis­chen Organ­i­sa­tio­nen, wie der NPD, ähneln. 
Michael Nehls forderte beispiel­sweise während seines Rede­beitrages u.a. „Deutsch­land den Deutschen“ und lehnte sich dabei möglicher­weise an die „nation­aldemokratis­che“ Parole „Deutsch­land uns Deutschen“ an. Eine Vari­ante dieses Slo­gans hat übri­gens auch die Partei „Die Rechte“ im Pro­gramm. Dort heißt es: „Deutsch­land den Deutschen – Aus­län­der raus“. Die Wort­gruppe in let­zt genan­nter Form wurde übri­gens auch von einem ras­sis­tis­chen Mob ver­wen­det, der vor fast auf den Tag genau vor 25 Jahren in Ros­tock-Licht­en­hagen pogro­mar­tige Auss­chre­itun­gen gegen eine Unterkun­ft für Asyl­suchende entzün­dete. Auch Nehls macht aus sein­er Abnei­gung gegen „Geflüchtete“ keinen Hehl, nen­nt sie in sein­er Rede „Asylschmarotzer“ oder beze­ich­net sie auf seinen Wahlplakat­en als „Asyl­be­trüger“.
Allein als Ein-The­men-Partei, sah sich die AfD jedoch nicht, und posi­tion­ierte sich am Don­ner­stagabend auch zur so genan­nten „Früh­sex­u­al­isierung“, zum Islam, für mehr Volk­sentschei­de und natür­lich gegen ihr Liebling­shas­sob­jekt: Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel (CDU).
Für Björn Höcke gab es anscheinend auch erhe­bliche Zweifel am derzeit­i­gen funk­tion­ieren des demokratis­chen Grun­dauf­baus der Bun­desre­pub­lik. „Diese Demokratie ist im let­zten Degen­er­a­tionssta­di­um“, so der Thüringer AfD Frak­tionsvor­sitzende. Sein­er Ansicht nach, han­dele es sich bei der jet­zi­gen Herrschafts­form um eine „Ochlokratie“ und bezog sich dabei, ganz der Lehrer, auf den griechis­chen His­torik­er Poly­bios. Offen­sichtliche Anknüp­fungsmuster an extrem rechte Ide­olo­giefrag­mente, wie etwa bei sein­er Dres­den­er Rede im Jan­u­ar 2017, als er das Mah­n­mal für die ermorde­ten Juden Europas als „Denkmal der Schande“ beze­ich­nete, ver­mied Höcke, aber. Den­noch wurde sein Rede­beitrag von seinen „Fans“ begeis­tert aufgenommen. 
Gas­tred­ner Höcke zog vor allem extrem rechte Sym­pa­thisierende der AfD
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Björn Höcke (AfD, auf dem Podi­um) polarisiert.

Zugereist waren vor allem Mit­glieder und Sym­pa­thisierende der extrem recht­en und im Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzbericht 2016 namentlich erwäh­n­ten Vere­ini­gun­gen oder vere­in­sähn­lichen Struk­turen „Bürg­er­bünd­nis Havel­land eV“ und „PEGIDA Havel­land – Bürg­erini­tia­tive iG“. Dabei han­delte es sich um unge­fähr 20–30 Per­so­n­en. Bei­de Organ­i­sa­tio­nen pfle­gen enge Kon­tak­te zu lokalen Struk­turen der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ im Land­kreis Havel­land. Der derzeit­ige havel­ländis­che AfD-Kreistagsab­ge­ord­nete Ger­ald Hüb­n­er aus Schön­walde-Glien, der am Don­ner­stagabend eben­falls in Neu­rup­pin anwe­send war, trat beispiel­sweise mehrfach bei Ver­samm­lun­gen der „PEGIDA Havel­land“ als Red­ner auf. Auf­grund sein­er dor­ti­gen Aus­führun­gen wurde der Krim­inal­tech­niker u.a. durch seinen Arbeit­ge­ber, dem LKA Berlin, abgemah­nt. Allerd­ings hat­te die Abmah­nung nur bis Mai 2017 bestand, da seine Äußerun­gen, laut ein­er Gütev­er­hand­lung am Arbeits­gericht Berlin, keine straf­baren Inhalte hat­ten. Unbe­strit­ten bleibt jedoch, dass „PEGIDA Havel­land“ während ihrer drei bish­eri­gen öffentlichen Ver­anstal­tun­gen in Schön­walde-Glien zu einem nicht gerin­gen Teil extrem rechte und neon­azis­tis­che Klien­tel aus „Iden­titär­er Bewe­gung“, „Freien Kräften“ und NPD anzog. 
Neben extrem recht­en Havel­län­der Sym­pa­thisieren­den der AfD reiste zur Kundge­bung am Don­ner­stagabend in Neu­rup­pin auch eine 15-köp­fige Berlin­er Del­e­ga­tion an, die regelmäßig an Ver­samm­lun­gen der islam- und asylfeindlichen Vere­ini­gung „Bärgi­da eV“ sowie der extrem recht­en „Bürg­er­be­we­gung Pro Deutsch­land“ nahe ste­hen­den Ini­tia­tive „Wir für Deutsch­land“ teilnimmt. 
Vere­inzelt gaben sich auch jugendliche Neon­azis durch entsprechen­des Out­fit, so genan­nte „Beken­ner­shirts“ oder szene­typ­is­che Mode­marken, sowie durch ein­schlägige Sym­bo­l­ik, wie beispiel­sweise „Schwarze Sonne“-Tattoos zu erken­nen. Zwei Per­so­n­en präsen­tierten auch die Schwarz-Weiß-Rote Reichs­fahne. Ver­botene Kennze­ichen wur­den allerd­ings nicht gezeigt. 
Kraftvoller Protest
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Der Protest war nicht zu über­hören: Pfiffe gegen Höcke und die AfD

Die Ankündi­gung ein­er Kundge­bung mit Björn Höcke als Red­ner hat­te jedoch nicht nur Fre­unde der AfD auf den Neu­rup­pin­er Schulplatz mobil­isiert. Auch die lokale Zivilge­sellschaft, die sich unter dem Label „Neu­rup­pin bleibt bunt“ engagiert, hat­te sich angekündigt. Ihr waren die Annäherungsver­suche des AfD Poli­tik­ers an extrem rechte Posi­tio­nen nicht ent­gan­gen. „Neu­rup­pin bleibt bunt“ bzw. dessen Sprech­er Mar­tin Osin­s­ki hat­te deshalb bere­its im Vor­feld angekündigt, es „nicht unkom­men­tiert (zu zu)lassen, wenn Bernd Höcke wieder (bis) an die Gren­ze zur Volksver­het­zung geht“. Wobei der Aus­tausch des Vor­na­mens, offen­bar beab­sichtigt war. Über „Bernd“ statt „Björn“ Höcke zu schreiben oder zu sprechen, hat sich mit­tler­weile zu einem medi­alen Run­ning Gag entwick­elt. Den­noch sollte mit dem Protest auch ein ern­sthaftes Anliegen zum Aus­druck gebracht wer­den. „Wer Mei­n­ungs­mache auf Kosten von Men­schen treibt, dem zeigen wir die Rote Karte“, stellte Karo­line Waack, Flüchtlingsko­or­di­na­torin des Ev. Kirchenkreis­es Witt­stock-Rup­pin, bere­its eben­falls im Vor­feld klar. Abge­tren­nt durch eine Polizeiab­sper­rung, aber den­noch in Hör- und Sichtweite, gaben die Sym­pa­thisieren­den von „Neu­rup­pin bleibt bunt“ sehr laut und deut­lich, mit­tels Trillerpfeifen oder Plakate mit Auf­schriften, wie „Bunt statt Grauland“ oder „Die Linke – Entsch­ieden gegen rechte Het­ze“, ihre Mei­n­ung zur AfD und ihre Funk­tionäre kund. Weit­er­hin wur­den mehrere Trans­par­ente mit den Auf­schriften: „Refugees Wel­come“ und „Ekel­hAfD“ gezeigt. Ein weit­eres Trans­par­ent mit dem Slo­gan: „Neu­rup­pin bleibt bunt – Schluss mit dem recht­en Spuk“ war zudem in Blick­rich­tung der AfD Sym­pa­thisieren­den an einem Gebäude angebracht.
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Berlin/Brandenburg: Die Neonazi-Aufmärsche zum Heß-Todestag aus Brandenburger Sicht

Die Ehrung des vor 30 Jahren aus dem Leben geschiede­nen NS Ver­brech­ers Rudolf Heß hat im neon­azis­tis­chen Milieu immer noch einen gewis­sen Stel­len­wert. Wahlweise wird er als ange­blich­er „Friedens­flieger“, so genan­nter „Mär­tyr­er des Friedens“ oder ver­meintlich unbeugsamer Kämpfer der Bewe­gung verehrt. Vor allem seine Schluss­worte im Nürn­berg­er Kriegsver­brecher­prozess: „Ich bereue nichts“ scheinen für das heutige Neon­azi-Milieu immer noch eine starke Fasz­i­na­tion auszuüben. Zumin­d­est zierte die Wort­gruppe das Front­ban­ner des zen­tralen Heß-Gedenkens am ver­gan­genen Sam­stag in Berlin. An dieser angemelde­ten Ver­samm­lung beteiligten sich unge­fähr 850 Neon­azis aus dem gesamten Bun­des­ge­bi­et sowie offen­bar auch aus Öster­re­ich, Ungarn, Schwe­den, Finn­land, Frankre­ich und Groß Britannien.
Offiziell stand die offen­sichtliche Heß-Glo­ri­fizierung in Berlin jedoch unter dem Mot­to: „Gebt die Akten frei“. Eine offene Ver­her­rlichung der nation­al­sozial­is­tis­chen Gewalt- und Willkürherrschaft bzw. eines ihrer Haup­trepräsen­tan­ten tang­iert in der Bun­desre­pub­lik näm­lich den Straftatbe­stand der Volksver­het­zung. Laut Tagesspiegel, wurde den Neon­azis deshalb u.a. die polizeiliche Auflage erteilt Heß wed­er „in Wort, Schrift oder Bild“ zu ver­her­rlichen. Ein Gericht soll die Polizeiau­flage schließlich, nach ein­er Klage der Ver­anstal­tenden, bestätigt haben.
Daran gehal­ten wurde sich jedoch den­noch nicht. Bere­its während ein­er „Zwis­chenkundge­bung“ laß Red­ner Sebas­t­ian Schmid­ke (NPD) aus dem Tage­buch von Abdal­lah Melaouhi vor. Der Tune­si­er war im Kriegsver­brecherge­fäng­nis in Span­dau let­zter Pfleger von Rudolf Heß. In seinem Buch, das er zusam­men mit NPD Poli­tik­er Olaf Rose, der am ver­gan­genen Sam­stag eben­falls Red­ner auf­trat, veröf­fentlichte, wird der NS Ver­brech­er pos­i­tiv aufgew­ertet, weswe­gen Melaouhi, laut Infor­ma­tio­nen der Zeitung „Die Welt“ aus dem Jahr 2008, mehrfach bei Ver­anstal­tun­gen der Nation­aldemokrat­en auf­trat und deswe­gen let­z­tendlich auch aus dem Berlin­er Migra­tions- und Inte­gra­tionsrat flog. Der britis­che „His­torik­er“ Peter Rush­ton bezog sich in sein­er Rede eben­falls auf das Tage­buch des tune­sis­chen Pflegers und nan­nte Heß auch beim Namen. Zuvor hat­te Sebas­t­ian Schmid­ke kurz vor Ende des Auf­marsches bere­its laut­stark die Parole: „Rudolf Heß – das war Mord“ skandiert, die auch von einem Teil der Teil­nehmenden wieder­holt wurde.
Ins­ge­samt blieb die Anzahl der teil­nehmenden Neon­azis, für einen inter­na­tion­al bewor­be­nen Auf­marsch, jedoch deut­lich unter dem möglichen Poten­tial. Zum Ver­gle­ich: Das Recht­srock Event am 15. Juli 2017 im thüringis­chen The­mar mobil­isierte unge­fähr 6.000 Per­so­n­en aus dem neon­azis­tis­chen Milieu.
Bran­den­burg­er Neon­azis in Berlin

Politisch rechts außen, auf dem Foto in der Mitte: Robert Wolinski (NPD Landesvorstand, Stadtverordneter und aktueller Bürgermeisterkandidat für Velten) während des Marsches für Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß in Berlin-Spandau
Poli­tisch rechts außen, auf dem Foto in der Mitte: Robert Wolin­s­ki (NPD Lan­desvor­stand, Stadtverord­neter und aktueller Bürg­er­meis­terkan­di­dat für Vel­ten) während des Marsches für Hitler-Stel­lvertreter Rudolf Heß in Berlin-Spandau

Den­noch zog der Heß-Marsch auch einige Bran­den­burg­er Neon­azis in den Berlin­er Bezirk Span­dau. Vor allem die „nation­aldemokratis­chen“ Struk­turen waren der Mobil­isierung für den Aufzug gefol­gt. Aus dem Land­kreis Ober­hav­el war beispiel­sweise der Vel­tener Bürg­er­meis­terkan­di­dat, Stadtverord­nete und NPD Lan­desvor­stand Robert Wolin­s­ki mit ein­er größere Gruppe angereist, aus Spreen­hagen die Gemein­de­v­ertreterin Manuela Kokott samt ihrem Lebens­ge­fährten aus Fürstenwalde/Spree (Land­kreis Oder-Spree). Weit­ere NPD Klien­tel reis­ten u.a. aus dem Land­kreis Spree-Neiße an.
Der III. Weg war durch dessen „Gebi­et­sleit­er Mit­ter“, Matthias Fis­ch­er aus Anger­münde (Land­kreis Uck­er­mark), sowie Einzelper­so­n­en aus dem Raum Pots­dam vertreten.
Aus dem Raum Rathenow/Premnitz (Land­kreis Havel­land) reiste eine Gruppe von Akteuren aus oder dem Umfeld der ver­bote­nen Kam­er­ad­schaften „Hauptvolk“ und „Sturm 27“ an, die heute den Ham­mer­skins nahe ste­hen sollen.
Aus Wittstock/Dosse (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin) waren einzelne „Autonome Nation­al­is­ten“ sowie „Freier Kräfte“ angereist. Unter ihnen auch der Organ­isator mehrerer asylfeindlich­er Ver­samm­lun­gen, Ron­ny S. Er gilt als ein­er der führen­den Köpfe der Witt­stock­er Neon­aziszene. Er beteiligte sich bere­its im Jahre 2004 an einem „Rudolf-Heß-Gedenkmarsch“ in Wittstock/Dosse.
Aus Ost­bran­den­burg waren zudem einzelne Akteure der so genan­nten „Freien Kam­er­ad­schaft MOL“ angereist.
Spon­tan­marsch in Falkensee
Spontaner Heß-Aufmarsch in Falkensee (Landkreis Havelland)
Spon­tan­er Heß-Auf­marsch in Falkensee (Land­kreis Havelland)

Allerd­ings erre­icht­en nicht alle Bran­den­burg­er Neon­azis das „Heß-Gedenken“ in Berlin-Spandau.
In Rathenow sollen beispiel­sweise zwei Aktivis­ten, die auf dem Weg dor­thin waren, von ein­er Gruppe von mehreren Per­so­n­en am Rathenow­er Bahn­hof zusam­mengeschla­gen wor­den sein. Bei den Ange­grif­f­e­nen soll es sich, unbestätigten Infor­ma­tio­nen zu Folge, um Akteure des „N.S Havel­land“ gehan­delt haben. Allerd­ings hät­ten diese ohne­hin nicht den Ver­anstal­tung­sort erre­icht, da der Zugverkehr nach Berlin durch einen Bran­dan­schlag auf eine Sig­nal­s­teuerung von Unbekan­nten voll­ständig zum Erliegen kam.
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Dave Trick (Stadtverord­neter, NPD Neu­rup­pin, Freie Kräfte Neu­rup­pin-Osthavel­land) während des Spon­ta­nen Heß-Marsches in Falkensee (Foto: Fabi­an Schumann)

Ähn­lich ver­hielt es sich im Bere­ich der Bahn­lin­ie des RE2 zwis­chen Nauen und Berlin-Span­dau. Dort war der Zugverkehr eben­falls durch einen Bran­dan­schlag gestört. Eine Gruppe Anreisender Neon­azis, die Polizei sprach später von 120, war daraufhin in Briese­lang aus dem Zug gestiegen und hat­te sich spon­tan und zu Fuß in Rich­tung Span­dau gelaufen. Gegen 13.30 Uhr hat­ten sie dann in Marschfor­ma­tion und Ban­nern Falkensee erre­icht. Dort sollen sie sich dann später mit den Insassen von zwei Bussen, die eben­falls am „Heß-Gedenken“ in Berlin-Span­dau teil­nehmen woll­ten, vere­inigt haben und laut Polizei, gegen 17.00 Uhr einen Auf­marsch unter dem Mot­to „Mord ver­jährt nicht – Gebt die Akten frei“ angemeldet haben. An dem Aufzug in Falkensee, der gemäß Polizei auf nun­mehr 250 Teil­nehmende gewachen war, waren vor allem Neon­azis aus Nor­drhein-West­falen, Nieder­sach­sen und Ham­burg beteiligt. Aus Bran­den­burg nahm eine mehrköp­fige Gruppe um den Neu­rup­pin­er NPD Stadtverord­neten Dave Trick teil, die auch als „Freie Kräfte Neu­rup­pin-Osthavel­land“ in Erschei­n­ung tritt. Außer­dem beteiligte sich ein Akteur des III. Weges aus dem Land­kreis Pots­dam-Mit­tel­mark an dem Auf­marsch in Falkensee.
Fotos aus Berlin: hier
Fotos aus Falkensee: hier und hier
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