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Sonstiges

Brandenburgs Innenminister treibt Politik der Ausgrenzung voran

*Pressemit­teilung, Pots­dam, 19. Sep­tem­ber 2017*
Flüchtlingsauf­nahme statt Abschiebe­lager – Flüchtlingsrat fordert Abschaf­fung der Iso­la­tion von Asylsuchenden 
Bran­den­burgs Innen­min­is­ter Karl-Heinz Schröter möchte zukün­ftig Schutz­suchende bis zu zwei Jahre in der Erstauf­nah­meein­rich­tung fes­thal­ten, wo sie grund­sät­zlich erschw­erten Zugang zu Beratungs- und Unter­stützungsstruk­turen im Land haben. Bran­den­burg wäre damit eines der ersten Bun­deslän­der, das die restrik­tive Bun­de­spoli­tik umset­zt. Ziel ist offen­sichtlich die möglichst rei­bungslose Abschiebung von Flüchtlin­gen unter Auss­chluss der Öffentlichkeit. Rück­endeck­ung erhält Schröter für seine diskri­m­inierende Iso­la­tion­spoli­tik durch Lan­dräte und Ober­bürg­er­meis­ter, wie nach ein­er Beratung mit diesen in Pots­dam am Mon­tag bekan­nt wurde.
Möglich wird der Vorstoß des Innen­min­is­ters durch das „Gesetz zur besseren Durch­set­zung der Aus­reisepflicht“, das im Juli 2017 in Kraft getreten ist. Allerd­ings räumt das Gesetz den Län­dern ein, von der Regelung zur Ver­längerung des Aufen­thaltes in der Erstauf­nahme keinen Gebrauch zu machen. Das Innen­min­is­ter Schröter sich zum wieder­holten Male damit pro­fil­iert, restrik­tive Bun­de­spoli­tik möglichst schnell umzuset­zen, ver­wun­dert lei­der nicht.1 Angesichts der unmit­tel­bar bevorste­hen­den Bun­destagswahl schielt Schröter offen­bar nach rechts und lässt Schutzbe­darfe außer Acht.
Die Fol­gen, Men­schen mit ange­blich „schlechter Bleibeper­spek­tive“ bis zu 24 Monat­en in der Erstauf­nahme unterzubrin­gen, die so als Abschiebe­lager miss­braucht wird, kön­nen für die Betrof­fe­nen ver­heerend sein: Der so erschw­erte Kon­takt zu Unterstützer_innen, Beratungsstellen und Rechtsanwält_innen führt dazu, dass Geflüchtete sowohl im Ver­fahren als auch bei dro­hen­der Abschiebung ohne Hil­festel­lung oder gar Zugang zu Rechtss­chutz bleiben. Es ist davon auszuge­hen, dass so in hohem Maße zahlre­iche Schutz­suchende nicht das Recht auf den Schutz bekom­men, der ihnen indi­vidu­ell zuste­ht. Selb­st Min­der­jährige wer­den von der Lagerpflicht nicht ausgenom­men. Das Kindeswohl ist dann so mas­siv gefährdet, dass eine Vere­in­barkeit mit der UN-Kinder­recht­skon­ven­tion äußerst fraglich ist. Men­schen durch ein Fes­thal­ten in der Erstauf­nah­meein­rich­tung bis zu zwei Jahren den Zugang zum Arbeits­markt zu ver­wehren, ver­hin­dert die Inte­gra­tion und wider­spricht den Vor­gaben der europäis­che Recht­snorm für die Auf­nahme Asylsuchender.
Schon jet­zt sind Rechtsver­let­zun­gen in der Erstauf­nahme an der Tage­sor­d­nung. Maßge­bliche EU-Richtlin­ien, die ins­beson­dere Kinder, Allein­erziehende, Frauen und Kranke schützen und die Qual­ität der Asylver­fahren und die Ver­sorgung gewährleis­ten sollen, wer­den in den bran­den­bur­gis­chen Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen nicht umge­set­zt. Den Flüchtlingsrat erre­ichen regelmäßig mas­sive Beschw­er­den u.a. über die unzure­ichende Beratung zum Asylver­fahren, Män­gel bei der medi­zinis­chen Ver­sorgung und Erken­nung beson­der­er Schutzbe­darfe. Wür­den die Pläne des Innen­min­is­ters umge­set­zt, würde dies zur dauer­haften Real­ität für sehr viele Flüchtlinge in Brandenburg.
Der Flüchtlingsrat fordert deshalb das zuständi­ge Min­is­teri­um dazu auf, von diesen Plä­nen abzuse­hen. Eine dauer­hafte Iso­la­tion von Geflüchteten in der Erstauf­nahme darf nicht weit­er vor­angetrieben wer­den. Wed­er die Lan­desregierung noch die Zivilge­sellschaft soll­ten sich damit abfind­en, dass ein Par­al­lel­sys­tem für Schutz­suchende geschaf­fen wird, das ihre sys­tem­a­tis­che Entrech­tung und Aus­gren­zung vorantreibt. Der Zugang zu Rechtss­chutz, Unter­stützungsstruk­turen und Inte­gra­tionsleis­tun­gen muss für Schutz­suchende in Bran­den­burg offen sein. Der Flüchtlingsrat kri­tisiert außer­dem den rechtlich frag­würdi­gen Begriff der „schlecht­en Bleibeper­spek­tive“ aufs Schärf­ste, den der Innen­min­is­ter für eine Entschei­dung über die Dauer des Aufen­thaltes in der Erstauf­nahme offen­bar zu Grunde leg­en will. Der Kern des Asyl­sys­tems sieht eine indi­vidu­elle Prü­fung von Flucht­grün­den vor, und keine pauschale und oft willkür­liche Vor­ab-Ein­schätzung und Selek­tion anhand des Herkun­ft­s­lan­des. Das bre­it kri­tisierte Label der „gerin­gen“ oder „schlecht­en“ Bleibeper­spek­tive dient als zen­trales Instru­ment, schutz­suchen­den Men­schen Teil­habe zu ver­sagen und sie an ihrem indi­vidu­ellen Recht auf Auf­nahme und Schutz vor­bei schnell wieder außer Lan­des zu schaf­fen. Durch die monate- und jahre­lange Abschot­tung in den Erstauf­nah­meein­rich­tun­gen soll dies umge­set­zt wer­den. Bran­den­burg darf sich an dieser flüchtlings­feindlichen Poli­tik nicht beteiligen.
 
1     Der Flüchtlingsrat berichtete: _http://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/aktuelles/pm-mit-der-abschiebequote-gegen-den-rechtsstaat-fluechtlingsrat-fordert-ruecktritt-von-law-and-order-minister-schroeter_ _http://www.fluechtlingsrat-brandenburg.de/aktuelles/pm-von-der-willkommens-zur-abschiebekultur_
 
Pressekon­takt: Lot­ta Schwedler 0176 214 250 57

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Antifaschismus

Vier Tage zelten in der Nazihochburg

INFORIOT — Som­mer, Sonne, Antifa – vom 24. bis 27. August fand im Strom­bad in Cot­tbus zum ersten Mal das Janz-Weit-Draußen-Camp statt. An vier Tagen haben über hun­dert Antifaschist*innen disku­tiert, sich aus­ge­tauscht, gelacht und entspan­nt. Auch sowas geht in Cot­tbus – dem Ort, an dem seit Monat­en alle zwei Wochen um die 400 Neon­azis und
Ras­sis­ten auf­marschieren, beina­he täglich Leute bedro­ht und geschla­gen werden.
In Anlehnung an das in Meck­len­burg-Vor­pom­mern seit über 10 Jahren stat­tfind­ende alter­na­tive Jugend­camp (AJUCA), sollte es diese Form des Zusammenkommen‘s nun auch in Bran­den­burg geben. Das JWD-Camp wurde durch ver­schiedene Antifa­grup­pen, linke Pro­jek­te und Einzelper­so­n­en organ­isiert. So fand nach dem Mot­to: DIY (Do it your­self) vier Tage lang ein von Aktivist*innen selb­stor­gan­isiertes Miteinan­der statt, indem sich Teilnehmer*innen an der Gestal­tung des Camps ein­bracht­en und beteiligten.

Vernetzen und zusammen feiern

Aus ganz Bran­den­burg und darüber hin­aus kamen Jugendliche und Erwach­sene zusam­men und tauscht­en sich über die regionalen Bedin­gun­gen aus. Vere­inzelt waren auch aus anderen Bun­deslän­dern Leute vor Ort und kon­nten mit ihren Erfahrun­gen den Fokus über­re­gion­al erweitern.
An den Aben­den gab es dann ein entspan­ntes Zusam­menkom­men mit “Mukke aus der Dose” oder auch ver­schiedene Liveact‘s. So waren am Fre­itag Lena Stoehrfak­tor, Pöbel MC und Yansn vor Ort und am Sam­stag die Lie­der­ma­ch­er Atze Wellblech.

Sich bilden und gemeinsam diskutieren

In den Tagen gab es ein the­ma­tisch weit gefächertes Bil­dung­spro­gramm, welch­es sich sowohl inhaltlichen Fra­gen wid­mete als auch prak­tis­che Ange­bote bere­it hielt. Ein Fokus lag dabei auf dem Aus­tausch der unter­schiedlichen Gen­er­a­tio­nen, der zu dem Camp angereis­ten Teilnehmer*innen. So ging es z.B. um die Frage nach der Gestal­tung von poli­tis­ch­er Arbeit mit Kind und wie es weit­er­hin möglich ist, neben der doppelten
Belas­tung, auch poli­tisch aktiv sein zu kön­nen. In einem anderen Work­shop disku­tierten die Teilnehmer*innen das Prob­lem des dom­i­nantes Ver­hal­ten und Männlichkeit in poli­tis­chen Zusam­men­hän­gen und sucht­en gemein­same Lösungsansätze.
Am let­zten Abend gab es mit der Buchvorstel­lung „30 Jahre Antifa in Ost­deutsch­land“ auch nochmal einen zeitlichen Abriss, welch­er Verän­derun­gen der Bewe­gung aufzeigte und Berichte von Forscher*innen und Aktivist*innen preis gab.

Highlights

Eines der High­lights des Woch­enen­des war defin­i­tiv das som­mer­liche Wet­ter, das Gelände des Strom­bads, welch­es direkt an der Spree liegt und dort mit Strand und selb­st gebautem Floß, eine entspan­nte Atmo­sphäre schaffte.

Darum Cottbus

Das Camp aus­gerech­net in Cot­tbus zu organ­isieren, kommt nicht von unge­fähr: Im Ver­gle­ich zu anderen Gegen­den Bran­den­burgs gibt es hier eine beständig gewalt­tätige Neon­aziszene, die gemein­sam mit einem bre­it­en Spek­trum an Ras­sis­ten von AfD bis Zukun­ft Heimat, recht­en Fußball­hooli­gans und anderen Neon­azis alle zwei Wochen in der Stadt
demon­stri­eren. Aus dieser Drohkulisse her­aus fan­den Angriffe auf Gegendemonstrant*innen statt, die sich ein­rei­hen in eine Vielzahl von ras­sis­tis­chen Über­grif­f­en in der Region. Umso wichtiger ist ein solch­es antifaschis­tis­che Camp als starkes Sig­nal gegen die rechte Straßenge­walt und organ­isierte Neonaziszene.
Umso mehr ist dieses Camp in Süd­bran­den­burg ein wichtiges poli­tis­ches Zeichen gewe­sen, welch­es als erfol­gre­ich zu werten ist: Sup­port your local Antifa.

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Freiheit Vielfalt Solidarität — Fahrraddemo in Cottbus

Mit ein­er Fahrrad-Demon­stra­tion für „Frei­heit, Vielfalt und Sol­i­dar­ität“ wird am 19.9. ab 18.00 Uhr erneut gegen eine rechte Kundge­bung in der Innen­stadt protestiert. Start­punkt ist das Staat­sthe­ater (Schiller­platz). Nach 8 Aufmärschen des Vere­ines Zukun­ft Heimat wird nun noch offen­sichtlich­er: es han­delte sich um AfD-Wahlkampf-Ver­anstal­tun­gen. Gegen 19.00 Uhr trifft sich die Fahrrad­de­mo mit ein­er Kundge­bung vom Cot­tbuser Auf­bruch an der Stadthalle, dann führt die Fahrrad­de­mo weit­er in Rich­tung der AfD-Versammlung.
„Wie in Lübben und Lübbe­nau nutzt die AfD die Ver­anstal­tun­gen von Zukun­ft Heimat für ihren Wahlkampf und insze­niert sich als Partei ein­er Basis­be­we­gung. Wir wollen dem etwas ent­ge­gen set­zen und ihnen die Straßen nicht über­lassen. Frem­den­feindlichkeit und Ras­sis­mus, die sich in sprach­lich­er und real­er Gewalt zeigen und auf diesen Ver­anstal­tun­gen vor­bere­it­et wer­den, dür­fen in Cot­tbus nicht Nor­mal­ität wer­den.“, so Luise Mey­er von Cot­tbus Nazifrei.
Die Teil­nehmerzahlen der Ver­anstal­tun­gen von Zukun­ft Heimat waren zulet­zt auf rund 200 zurück gegan­gen. Bei den Ver­anstal­tun­gen waren immer viele gewalt­bere­ite Neon­azis, Mit­glieder von NPD und AfD sowie der Iden­titären Bewe­gung anwe­send. Im Umfeld der zweit­en Demon­stra­tion kam es zu gewalt­täti­gen Übergriffen.
„Wir möcht­en, dass alle Men­schen sich in Cot­tbus frei und ohne Angst bewe­gen kön­nen. Wir wollen, dass in Cot­tbus Ver­schieden­heit als Bere­icherung ange­se­hen wird. Wir zeigen uns sol­i­darisch mit den Men­schen, die Benachteili­gung und Gewalt erfahren.“ so Luise Mey­er weiter.
Der Protest wird in Cot­tbus erst­ma­lig durch eine Fahrrad-Demon­stra­tion vor­ge­tra­gen. Diese startet ab 18.00 Uhr am Staat­sthe­ater und schließt sich ab 19.00 Uhr der Kundge­bung vom Cot­tbuser Auf­bruch unter dem Mot­to: „Nix drin für Nazis und Recht­spop­ulis­ten“ an. Zu Fuß und per Fahrrad geht es dann weit­er Rich­tung Sandow.
Alle Cottbuser*innen sind dazu aufgerufen, sich an der Demon­stra­tion zu beteili­gen und ein starkes Zeichen des Zusam­men­halts gegen Aus­gren­zung, Neon­azis, Recht­spop­ulis­mus und alle Spielarten der Her­ab­würdi­gung ander­er Men­schen zu setzen.
Fahrrad-Demon­stra­tion „Frei­heit, Vielfalt und Sol­i­dar­ität“ am 19. Sep­tem­ber 2017 ab 18.00 Uhr, Staatstheater

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Flucht & Migration Law & Order

Kein Wahlkampf auf Kosten der Flüchtlinge

Die Flüchtlingsräte der Bun­deslän­der wen­den sich als
Inter­essen­vertre­tun­gen von Geflüchteten und Unter­stützungsini­tia­tiv­en anlässlich ihrer derzeit in Berlin stat­tfind­en­den Herb­st­ta­gung entsch­ieden gegen die Instru­men­tal­isierung der Flüchtlingspoli­tik zu Wahlkampfzweck­en und die wieder­holt vor­ge­tra­ge­nen Rufe nach weit­eren Ver­schär­fun­gen im Asyl- und Aufenthaltsrecht.
„Ins­beson­dere die in den let­zten Tagen aufgekommene Forderung nach ein­er weit­eren Aus­set­zung des Fam­i­li­en­nachzugs durch Spitzen­poli­tik­er der Union­sparteien sind unerträglich“ erk­lärt Katha­ri­na Müller vom Flüchtlingsrat Berlin. „Der Schutz von Fam­i­lie und Ehe ist eins der höch­sten Rechts­güter unser­er Ver­fas­sung und wird bei anderen Anlässen
von den Parteien mit dem großen C im Namen gerne beschworen – anscheinend soll dies aber nicht für diejeni­gen gel­ten, die um ihre Ange­höri­gen in Kriegs­ge­bi­eten ban­gen.“ Aus diesem Grund unterstützen
die Lan­des­flüchtlingsräte die Kundge­bung am heuti­gen Fre­itag, den 08.09. vor der Parteizen­trale der CDU
Mehr dazu
Der Auss­chluss des Fam­i­li­en­nachzugs führt auch jet­zt schon dazu, dass immer mehr Fam­i­lien­ange­hörige die gefährliche Über­fahrt über das Mit­telmeer ver­suchen müssen, da sie keine legalen Wege zur Ein­reise haben – viele von ihnen kom­men bei dem Ver­such, zu ihren Ange­höri­gen zu gelan­gen, ums Leben.
Des Weit­eren verurteilen die Flüchtlingsräte die für den kom­menden Dien­stag geplante Wieder­auf­nahme der Sam­me­lab­schiebun­gen nach Afghanistan aufs Schärf­ste. „Die deutsche Botschaft in Kab­ul ist zwar seit dem Anschlag vom 31. Mai außer­stande, Fam­i­li­en­nachzüge zu
bear­beit­en, sieht sich aber offen­bar in der Lage, Abschiebun­gen zu ver­wal­ten“, sagt Georg Classen von Flüchtlingsrat Berlin und fügt hinzu: „Der neue Lage­bericht des Auswär­ti­gen Amtes liefert keine Argu­mente für die These, dass Abschiebun­gen nach Afghanistan vertret­bar seien. Berichte human­itär­er Organ­i­sa­tio­nen und weit­er­er Expert*innen machen sehr deut­lich, dass die Lage im ganzen Land weit­er­hin extrem
gefährlich ist.“
Angesichts der ver­schärften Stim­mungs­mache ist es wichtig, deut­lich wahrnehm­bar Wider­spruch zu artikulieren. Um genau dies eine Woche vor der Bun­destagswahl zu tun, rufen die Flüchtlingsräte gemein­sam mit vie­len anderen Organ­i­sa­tio­nen auf zu ein­er bun­desweit­en Parade für Flüchtlingsrechte und Bleiberecht am Sam­stag, den 16.09. in Berlin unter
dem Mot­to Wel­come Unit­ed.

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Antifaschismus Bildung & Kultur

Laut gegen Rechtspopulismus“

Am Sam­stag, dem 16. Sep­tem­ber 2017, lädt das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ gemein­sam mit dem MehrGen­er­a­tio­nen­Haus MIKADO zu Work­shops und Konz­erten unter dem Mot­to „Laut gegen Recht­spop­ulis­mus“ im MGH MIKADO, Franz-Mehring-Straße 20, ein.
Ab 16.00 Uhr gibt es unter anderem zwei Work­shops zu Rap und Recht­spop­ulis­mus im Rah­men der „Schön­er leben ohne Nazis“-Sommertour des Aktions­bünd­nis Bran­den­burg. Ab 20.00 Uhr spie­len die Frank­furter Bands Errors of the Super­hu­mans und La Marche.
Eine Woche vor der Bun­destagswahl will das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ mit sein­er Ver­anstal­tung ein Sig­nal gegen Pop­ulis­mus und Gewalt von rechts set­zen. Rechtspopulist*innen sind in ganz Europa auf dem Vor­marsch. Hierzu­lande schüren AfD, Pegi­da und Co Vorurteile, Äng­ste und Ras­sis­mus. Zur Bun­destagswahl haben die Rechtspopulist*innen Frank­furt (Oder) als ihre Hochburg auserko­ren. Als Teil der demokratis­chen Zivilge­sellschaft wollen wir kurz vor der Wahl gemein­sam mit Bürger*innen und Künstler*innen für unsere Vision ein­er sol­i­darischen und weltof­fe­nen Gesellschaft ein­ste­hen, in der Herkun­ft, sex­uelle Ori­en­tierung, gesund­heitlich­er Zus­tand, Alter, Reli­gion­szuge­horigkeit und sozialer Hin­ter­grund nicht maßge­blich sind für die Würdi­gung der*des Einzelnen.
Eine Ver­anstal­tung des Bünd­niss­es „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ in Koop­er­a­tion mit dem MehrGen­er­a­tio­nen­Haus MIKADO Frank­furt (Oder) der Stiftung SPINL Bran­den­burg Süd-Ost und mit Unter­stützung des Aktions­bünd­nis Bran­den­burg gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Fremdenfeindlichkeit.

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Arbeit & Soziales

Miete? Stopp! JETZT!

Was haben Jauch, Kirsch, Plat­tner und Groth gemein­sam?
Sie leis­ten sich eine Stadt.
Was haben Müller, Jer­had, Nguyen und Jankows­ki gemeinsam?
Sie kön­nen sich diese Stadt nicht mehr leisten.
Die Einen bauen für Mil­lio­nen neue Häuser oder kaufen alte und sanieren sie teuer. »Ihr neues Anla­geob­jekt« ste­ht dann meist an den großen Bauschildern – nicht »Ihre neue Woh­nung«, denn die kön­nen sich die Anderen nicht leisten.
Par­al­lel spenden Jauch, Plat­tner und Co. Mil­lio­nen, um sich eine Kopie ihres barock­en, feu­dalen Pots­dams zu bauen. Für Müller und Co. bleibt der Blick auf TouristIn­nen und Kulis­se­nar­chitek­tur, welche die Stadt noch ein biss­chen teur­er machen. Die Einen freuen sich, dass Preise bei Neu­ver­mi­etun­gen und neu gebaut­en Woh­nun­gen »unter 10 €/qm« nicht mehr möglich sind, die Anderen stellen fest, dass bei 50 % Mietan­teil an ihrem Gesamteinkom­men endgültig eine Schmerz­gren­ze erre­icht ist.
Die städtis­che Poli­tik der soge­nan­nten Rathauskoali­tion lädt daraufhin zu Diskus­sion­srun­den unter den Titeln: »Woh­nungspoli­tis­ches Konzept« oder »Bürg­er­beteili­gung«. Am Ende stellen sie fest, dass die Ergeb­nisse eigentlich nur Empfehlun­gen seien, an die sich noch nicht ein­mal städtis­che Gesellschaften wie die Pro Pots­dam hal­ten müssen – Kirsch und Groth sowieso nicht. Die besprechen lieber bei soge­nan­nten »Inve­storen­tr­e­f­fen« mit dem Ober­bürg­er­meis­ter und Bauamt direkt, wie weit­ere Investi­tio­nen nach Pots­dam geholt wer­den kön­nen, ohne andere mit einzubeziehen.
Am Ende ste­ht eine der »teuer­sten Städte der neuen Bun­deslän­der« – Ten­denz steigend. Die Einen freuen sich über ihre Ren­dite, die Anderen ziehen weg. Poli­tis­che Reak­tio­nen: »Da ist nichts zu machen«, »Der Markt bes­timmt nun mal den Preis«, und: »Städtis­che Poli­tik hat da sowieso nur begren­zten Einfluss«.
Wehren wir uns! Dies ist unsere Stadt! Wir sind Müller, Jer­had, Nguyen und Jankows­ki und wir lassen uns nicht länger ver­drän­gen, ent­mi­eten und luxussanieren!
Schon lange brodelt es in vie­len Teilen der Stadt: Die MieterIn­nen der Tuch­mach­er­straße haben sich ihr eigenes Haus von der Pro Pots­dam erkämpft – trotz Höch­st­ge­botsver­fahren ent­ge­gen den »Empfehlun­gen« des »Woh­nungspoli­tis­chen Konzeptes«, MieterIn­nen am Brauhaus­berg fordern endlich echte Bürg­er­beteili­gung und nehmen die Zukun­ft ihrer Häuser in die eigene Hand. Hei­desied­lung, Stau­den­hof, Behlertkar­ree, Musik­ervier­tel – an immer mehr Orten wer­den MieterIn­nen aktiv. Die Kreativ­en im Rechen­zen­trum wer­den keinem Nach­bau ein­er Mil­itärkirche weichen und der Kampf um den Erhalt der Fach­hochschule ist noch lange nicht vorbei!
Gehen wir jet­zt auf die Straße! Zeigen wir Jauch, Kirsch, Groth und Co, dass wir die Stadt sind und wir ihre Zukun­ft gestalten.
Lassen wir uns von der unsäglichen Rathauskoali­tion nicht länger mit Diskus­sion­srun­den abspeisen, son­dern fordern ganz konkret:
  • Städtis­che Flächen und Gebäude erhalten,
  • weg mit dem Höchstgebotverfahren,
  • gemein­schaftlich­es und nichtkom­merzielles Wohnen fördern,
  • Rechen­zen­trum, Stau­den­hof und Fach­hochschule ste­hen lassen.

Die Häuser denen, die drin wohnen!

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Antifaschismus

Interne Veranstaltung (leak!): AfD lädt am 5.9 neoliberalen ehemaligen Ministerpräsidenten Václav Klaus nach Cottbus


Am 05.09. find­et eine interne Podi­ums­diskus­sion der AfD mit dem ehe­ma­li­gen tschechis­chen Min­is­ter­präsi­den­ten Václav Klaus in der Messe Cot­tbus (Vor­park­str. 3) statt. Die Diskus­sion ste­ht unter dem Mot­to „Wohin geht Deutsch­land? Wohin geht Europa?“ und begin­nt um 19 Uhr (Ein­lass ist um 18 Uhr).
Die Ver­anstal­tung ist nicht öffentlich angekündigt, die interne Ein­ladung liegt jedoch Per­spek­tive Online vor.  Darin beste­hen die Organ­isatoren Mar­i­anne Spring-Räum­schlüs­sel und Klaus Groß auf Anmel­dun­gen, da sie „die Stören­friede der linken Grup­pierun­gen (ANTIFA) fern hal­ten wollen“.
Václav Klaus bek­lei­dete über Jahrzehnte die höch­sten Staat­sämter der Tschechis­chen Repub­lik: Von 1992 bis 1998 war er Pre­mier­min­is­ter, von 1998 bis 2002 Vor­sitzen­der des Abge­ord­neten­haus­es und von 2003 bis 2013 Ministerpräsident.
In dieser Zeit hat er die neuge­grün­dete Tschechis­che Repub­lik strikt kap­i­tal­is­tisch organ­isiert. So hat­te Klaus verkün­det, er ste­he nicht für soziale Mark­twirtschaft, son­dern für Kap­i­tal­is­mus pur, „ohne Adjek­tiv“. Ehe­ma­lige Staats­be­triebe wur­den pri­vatisiert und – ähn­lich wie bei der „Treu­hand“ in der DDR – an Großun­ternehmer ausverkauft.
Klaus ist ein glühen­der Anhänger des wirtschaft­slib­eralen Kap­i­tal­is­mus-The­o­retik­ers Friedrich August von Hayek. Er ist auch gern gese­hen­er Gast bei der Friedrich-August-von-Hayek-Gesellschaft, in der auch die AfD-Spitzen­poli­tik­erin­nen Beat­rix von Storch und Alice Wei­del Mit­glieder sind und die gle­iche Ide­olo­gie wie Klaus vertreten.
Darüber hin­aus beken­nt sich Klaus offen zur Kor­rup­tion in der Poli­tik. So hat­te Klaus aus gegeben­em Anlass erk­lärt, für ihn mache es keinen Unter­schied, ob investiertes Geld sauber oder schmutzig sei.
Dementsprechend hat er auch kurz vor Ende sein­er let­zten Amt­szeit 2013 rund 1000 Men­schen – meist Wirtschaft­skrim­inelle, die den Staat um Dutzende Mil­liar­den bestohlen hat­ten – per Dekret beg­nadigt. Darauf beschloss der Sen­at des Par­la­ments der Tschechis­chen Repub­lik, Klaus vor dem Ver­fas­sungs­gericht der Tschechis­chen Repub­lik wegen Hochver­rats anzuklagen.
Für die AfD scheint der Ex-Staatschef den­noch ein willkommen­er Gast zu sein – und Klaus fol­gt den Ein­ladun­gen der AfD gern. Doch in Tschechien selb­st scheint er sie als Rivalen zu betra­cht­en. So hat­te sich vor kurzem die „Alter­na­tive für Tschechien“ als Klein­partei in seinem Heimat­land gegrün­det, die sich „zu den gle­ichen Werten, Zie­len und der gle­ichen Poli­tik, wie sie die Alter­na­tive für Deutsch­land den deutschen Bürg­ern anbi­etet“ beken­nt. Klaus hat sich öffentlich gegen die AfD-Kopie im eige­nen Land aus­ge­sprochen. „Das würde ich auf keinen Fall unter­stützen“, schimpfte er.
Die AfD Cot­tbus ließ in ihrer Ein­ladung ver­laut­en, sie freue sich bere­its auf den „promi­nen­ten Politiker“.
Interne Ver­anstal­tung der AfD Cot­tbus mit Václav Klaus: 05.09., 19:00, Messe Cottbus

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Antifaschismus

Black Legion – „The Iron Youth Division“

Kurz und Knapp
Anfang 2016 im Raum Cot­tbus von Neon­azis gegrün­det, vertreibt die Marke Streetwear-Klam­ot­ten mit zum Teil unver­fänglichen Designs. Andere Shirt-Motive zeigen dage­gen ein­deutige Bezüge zur Neon­azi-Szene und zum his­torischen Nation­al­sozial­is­mus. So nutzen sie u.a. ein Orig­i­nal-Zitat von Adolf Hitler oder eine Textzeile der Recht­sRock-Band „Störkraft“ als T‑Shirt-Motiv.
Die Marke richtet sich an die rechte Kampf- und Kraft­sport­szene, trat mehrmals als Spon­sor für das rechte Kampf­s­port-Event „Kampf der Nibelun­gen“ auf und stellte dort ein eigenes Team.
Der Ver­trieb erfol­gt haupt­säch­lich über ihren Web­shop, sowie über das Neon­azi-Ladengeschäft „The Dev­ils Right Hand/Rebel Records“ in Cottbus.
blacklegion_logo
Motive und Designs
Das Logo der Marke stellt einen brül­len­den Bären dar, darunter der Schriftzug „BLK LGN“. Ein zusät­zlich ver­wen­detes Logo zeigt in geschwun­gener Schrift die Zeichen „2L“. Die „2“ ste­ht für den zweit­en Buch­staben im Alpha­bet, das „B“ („Black“), während das „L“ für „Legion“ steht.
Mit dem Marken­na­men „Black Legion“ wer­den klare ras­sis­tis­che und faschis­tis­che Bezüge hergestellt. Zum einen wird auf die in den 30er Jahren agierende Grup­pierung „Black Legion“ ange­spielt, die sich vom „Ku-Klux-Klan“ abspal­tete und mit über 20.000 Mit­gliedern in Ameri­ka bewaffnet für die „Weiße Vorherrschaft“ kämpfte. Zum anderen war die „Schwarze Legion“ eine kroat­is­che Elite-Ein­heit, die in den 40er Jahren unter dem Mot­to „Für den Führer und die Heimat bere­it!“ zahlre­iche Ver­brechen an Sin­ti, Roma, Juden und Ser­ben beg­ing. Die Ein­heit war dabei Teil der faschis­tis­chen Ustascha-Miliz, die in der Zeit des Krieges in Bosnien bis 1945 vielfache Kriegsver­brechen gegen die ser­bis­chen Milizen begingen.
Die Zweit­beze­ich­nung „Iron Youth Divi­sion“ lässt weit­eren Inter­pre­ta­tion­sspiel­raum offen. So kön­nte sich das „Iron“ sicher­lich auf das gestemmte Eisen im Gym beziehen, kann aber auch als Ver­weis zum Ide­al­bild der „deutschen Jugend“ im Drit­ten Reich dienen. Hitler beschrieb diese 1936 als „Hart wie Krup­p­stahl“ – eine Zuschrei­bung auf die sich Neon­azis auch heute beziehen, wenn es um das Selb­st­bild des „wehrhaften Deutschen“ geht.
In ihrer Selb­st­beschrei­bung ver­weisen die Label-Ver­ant­wortlichen ganz deut­lich auf ihre extrem rechte Gesin­nung und Moti­va­tion, warum sie die Marke ins Leben gerufen haben: “Das Volk wird bel­o­gen, bet­ro­gen, krim­inelle Ban­den regieren ganze Stadtvier­tel und die über­wiegende Volks­masse ist ertränkt in erbar­mungslos­er impe­ri­al­is­tis­ch­er Lethargie. Diese Zustände sind in unseren Augen nicht mehr hin­nehm­bar. Daher reifte in uns der Gedanke etwas entste­hen zu lassen – das war die Geburt von Black Legion!“
blacklegion_rowdytum blacklegion_drugfree
Auf den T‑Shirts knüpft die Marke mit Slo­gans wie „Defend Europe – Folk, Fam­i­ly, Father­land“ (dt. „Vertei­di­ge Europa – Volk, Fam­i­lie, Vater­land“) an diese Moti­va­tion an.
Mit mod­er­nen Stilmit­teln, wie dem Weglassen von Vokalen („BLK LGN“), und mit an den Straight-Edge-Lifestyle angelehn­ten Inhal­ten, dargestellt mit Messern und dem Slo­gan „Drug Free“ („frei von Dro­gen“), wird sich betont mod­ern und jugend­kul­turell gegeben.
Ein anderes Motiv zeigt einen MMA-Kämpfer, den der Schriftzug „fight for your right“ („kämpfe für dein Recht“) umgibt. Im Hin­ter­grund die Zahl „88“, ein in der Neon­azi-Szene ver­wen­de­ter Zahlen­code für „Heil Hitler“. Damit soll offen­sichtlich die extrem rechte Kampf­s­port­szene ange­sprochen wer­den, während das Motiv „Row­dy­tum“ eine rechte Hooli­gan- und Ultra-Szene als poten­tielle Käufer­schaft umwirbt. Das Motiv zeigt dabei nicht nur Bilder von Fußbal­lkrawallen, son­dern auch den Schriftzug „Row­dy­tum und Sadis­mus, Massenkrawall und Van­dal­is­mus“. Diese Zeile entstammt dem Refrain des Songs „Hooli­gans“ der Recht­sRock-Band „Störkraft“ – eine der wichtig­sten Neon­azi-Bands der 80er und 90er Jahre.

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Hitler-Zitat auf Black-Legion-Shirt

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Hitler-Zitat auf Black-Legion-Shirt

Auf anderen T‑Shirts bezieht sich „Black Legion“ auf den his­torischen Nation­al­sozial­is­mus. „Lieber das Leben als die Treue opfern“ ist, sowohl inhaltlich wie auch grafisch, eins zu eins aus den von der NSDAP pro­duzierten Wochen­sprüchen von 1940 ent­nom­men wur­den. Ein anderes T‑Shirt mit dem Rück­endruck „Ein Mann ist nur der, der als Mann sich auch wehrt und vertei­digt“ ist ein Orig­i­nal-Zitat Adolf Hitlers. Auch dieses Zitat ent­nahm „Black Legion“ den NSDAP-Wochen­sprüchen von 1940.
Die Klei­dung richtet sich klar an Neon­azis aus dem Kraft- und Kampf­s­port­bere­ich, die sie zu „volkssozial­is­tis­chen Preisen“ verkaufen, wie selb­st schreiben. Wen sie mit ihren Klam­ot­ten erre­ichen wollen, ist für die Mach­er der Marke klar:
„… alle Men­schen die sich ihrer Iden­tität bewusst sind und ihrem Vater­land die Treue hal­ten. Die, die auch das Große ganze sehen, ein­er Vision eines Europas der Vaterländer.“
Spon­sor­ing
„Black Legion“ spon­serte bere­its 2016 das Neon­azi-Kampf­s­portevent „Kampf der Nibelun­gen“ in Hes­sen, schick­te dort sog­ar einen eige­nen Kämpfer in den Ring. In 2017 wurde das Event eben­falls von der Marke unter­stützt. Darüber hin­aus trat im August 2016 ein „Team Black Legion“ beim „6. Ger­man­is­chen Achtkampf“ in Bran­den­burg an. Ein­er der Haup­tak­teure dieses Teams ist der Neon­azi Lucien Schön­bach aus Lübben/Spreewald. Der aktive MMA-Kämpfer nimmt nicht nur an kom­merziellen Ver­anstal­tun­gen teil, son­dern kämpfte bere­its bei einem der extrem recht­en Kampf­s­port-Events namens „Day of Glo­ry“ in Frankreich.
Beim Recht­sRock-Fes­ti­val „Rock für Deutsch­land“ 2017 in Gera war „Black Legion“ zudem mit einem eige­nen Verkauf­s­stand vertreten.
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Der Neon­azi Lucien Schön­bach (rechts) im „Team Black Legion“ für das neon­azis­tis­che Kampf­s­port-Event „6. Ger­man­is­ch­er Achtkampf“ im August 2016

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„Black Legion“ präsen­tiert einen Kämpfer für das Neon­azi-Kampf­s­portevent „Kampf der Nibelun­gen“ 2016

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„Black Legion“ mit eigen­em Team beim „6. Ger­man­is­chen Achtkampf“ in Bran­den­burg im August 2016
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Antifaschismus Arbeit & Soziales

Wenn ‚Mitteschön‘ mit der AfD und Preußenfans feiert…

Pots­dam, am 27.08. einem schö­nen, son­ni­gen Sonntag:
Die „Bürg­erini­tia­tive MITTESCHÖN“ hat­te am Son­ntag zu einem Din­ner auf dem Alten Markt ein­ge­laden. Die bour­geoise Ini­tia­tive sprach sich dabei für den Abriss des FH-Gebäudes und die weit­ere Pri­vatisierung der Stadt­mitte aus. Der Din­nerein­ladung fol­gten über­wiegend ältere Men­schen, die wahrschein­lich die kom­plette his­torische Rekon­struk­tion nicht mehr erleben wer­den. Zu den Gästen zählten auch als Zom­bies verklei­dete Aktivist_innen, diese gesell­ten sich zu den realen Polit­zom­bies beim Din­ner. So speiste eine illus­tre Runde aus alt­bekan­nten Erzreak­tionären von der Tra­di­tion­s­ge­mein­schaft Preußis­ches Glock­en­spiel mit Zom­bies eher neueren Kalibers wie Her­bert Hei­der von der AfD. Fröh­lich vere­int, mit den sich als Mitte der Gesellschaft ver­ste­hen­den Vertreter_innen von Mitteschön.
Mitteschön und die fehlende Abgren­zung zur AfD.
Bei der Beset­zung der FH Pots­dam wurde Her­bert Hei­der, derzeit Press­esprech­er der AfD Pots­dam (der geneigten Pots­damer Öffentlichkeit schon seit län­gerem bekan­nt als die rechte Hand vom derzeit unter­ge­taucht­en Chris­t­ian Müller sowie der Press­esprech­er des Rassist_innenzusammenschlusses Pogi­da) durch antifaschis­tis­ches Engage­ment noch in seine Schranken ver­wiesen. Beim Mitteschön Din­ner kon­nte er die „tolle“ Atmo­sphäre genießen und ein­fach er selb­st sein, umgeben von Joop, CDU-Hin­ter­bän­klern wie Mar­ius Amfalder oder der umtriebi­gen Sask­ia Hünecke von den soge­nan­nten „Grü­nen“.
AfD und Bünd­nis 90/Grünen Hand in Hand für die his­torische Innenstadt?
Dass sich auf ein­er Ver­anstal­tung, wo unter anderem auch Spenden für die preußis­che Mil­itärkirche gesam­melt wur­den, Neon­azis und Rassist_innen sam­meln ist nicht ver­wun­der­lich. Pots­dam wurde am 14.04.1945 von den Alli­ierten bom­bardiert und die Zer­störung der Innen­stadt kann nur als ein Baustein zur Befreiung ange­se­hen wer­den. Es ist nicht über­raschend, dass die Rekon­struk­tion der preußis­chen Stadt und der Wieder­auf­bau der Gar­nisonkirche dazu führen, dass sich Neon­azis wieder in Pots­dam wohler fühlen.
Dazu sagt Jascha Nowak, Press­esprecherin der Emanzi­pa­torischen Antifa Pots­dam [EAP]: „Es ist mit­tler­weile lan­dauf landab bekan­nt, dass men­schen­ver­ach­t­ende Ide­olo­gien wie Revi­sion­is­mus, Sozialchau­vin­is­mus und Ras­sis­mus ein großes Prob­lem in der Mitte der Gesellschaft sind. Dank der tatkräfti­gen Bemühun­gen von Mitteschön wird Pots­dams Mitte bald wieder zu einem Pil­gerort für Neon­azis, Rassist_innen und Preußenfans”.

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Sonstiges

Neuruppin: Proteste gegen AfD-Kundgebung mit Björn Höcke

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Am Don­ner­stagabend protestierten unge­fähr 100 Men­schen in Hör- und Sichtweite gegen eine Kundge­bung der ver­meintlichen „Alter­na­tive für Deutsch­land“ (AfD) in Neu­rup­pin (Land­kreis Ost­prig­nitz-Rup­pin). Die Proteste wur­den vor allem von der regionalen Zivilge­sellschaft getra­gen. Ver­anstal­ter war die Ini­tia­tive „Neu­rup­pin bleibt bunt“, unter­stützt vom „Aktions­bünd­nis Bran­den­burg“. Auch Mit­glieder von „Bünd­nis 90 – Die Grü­nen“ und der Partei „DIE.LINKE“, darunter die Bun­destag­sor­d­nete und Bran­den­burg­er stel­lvertre­tende Lan­desvor­sitze Dr. Kirsten Tack­mann. Die recht­spop­ulis­tis­che „Alter­na­tive für Deutsch­land“ hat­te ihrer­seits unge­fähr 110 Sym­pa­thisierende nach Neu­rup­pin mobil­isiert, davon allein ca. 40 Per­so­n­en aus dem benach­barten Land­kreis Havel­land. Grund für die, für Neu­rup­pin­er Ver­hält­nisse, starke Fre­quen­tierung ein­er Ver­samm­lung der blauen Partei, war ver­mut­lich der angekündigte Auftritt des umstrit­te­nen Thüringis­chen AfD-Frak­tionsvor­sitzen­den Björn Höcke. Darüber hin­aus nutzte aber auch der lokale Partei­funk­tionär Michael Nehls die Ver­samm­lung, um für seine Bun­destagskan­di­datur zu werben. 
Wahlkampf mit dumpfen Parolen

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Michael Nehls wirbt auf seinen Wahlplakat­en auch mit Slo­gans, die an NPD Forderun­gen erinnern

Auch wenn sich die AfD im All­ge­meinen als „bürg­er­lich“ sieht oder gegebe­nen­falls als „bürg­er­lich patri­o­tisch“, wie Björn Höcke am Don­ner­stagabend in Neu­rup­pin, nutzen einzelne Funk­tionäre immer wieder Slo­gans, die neon­azis­tis­chen Organ­i­sa­tio­nen, wie der NPD, ähneln. 
Michael Nehls forderte beispiel­sweise während seines Rede­beitrages u.a. „Deutsch­land den Deutschen“ und lehnte sich dabei möglicher­weise an die „nation­aldemokratis­che“ Parole „Deutsch­land uns Deutschen“ an. Eine Vari­ante dieses Slo­gans hat übri­gens auch die Partei „Die Rechte“ im Pro­gramm. Dort heißt es: „Deutsch­land den Deutschen – Aus­län­der raus“. Die Wort­gruppe in let­zt genan­nter Form wurde übri­gens auch von einem ras­sis­tis­chen Mob ver­wen­det, der vor fast auf den Tag genau vor 25 Jahren in Ros­tock-Licht­en­hagen pogro­mar­tige Auss­chre­itun­gen gegen eine Unterkun­ft für Asyl­suchende entzün­dete. Auch Nehls macht aus sein­er Abnei­gung gegen „Geflüchtete“ keinen Hehl, nen­nt sie in sein­er Rede „Asylschmarotzer“ oder beze­ich­net sie auf seinen Wahlplakat­en als „Asyl­be­trüger“.
Allein als Ein-The­men-Partei, sah sich die AfD jedoch nicht, und posi­tion­ierte sich am Don­ner­stagabend auch zur so genan­nten „Früh­sex­u­al­isierung“, zum Islam, für mehr Volk­sentschei­de und natür­lich gegen ihr Liebling­shas­sob­jekt: Bun­deskan­z­lerin Angela Merkel (CDU).
Für Björn Höcke gab es anscheinend auch erhe­bliche Zweifel am derzeit­i­gen funk­tion­ieren des demokratis­chen Grun­dauf­baus der Bun­desre­pub­lik. „Diese Demokratie ist im let­zten Degen­er­a­tionssta­di­um“, so der Thüringer AfD Frak­tionsvor­sitzende. Sein­er Ansicht nach, han­dele es sich bei der jet­zi­gen Herrschafts­form um eine „Ochlokratie“ und bezog sich dabei, ganz der Lehrer, auf den griechis­chen His­torik­er Poly­bios. Offen­sichtliche Anknüp­fungsmuster an extrem rechte Ide­olo­giefrag­mente, wie etwa bei sein­er Dres­den­er Rede im Jan­u­ar 2017, als er das Mah­n­mal für die ermorde­ten Juden Europas als „Denkmal der Schande“ beze­ich­nete, ver­mied Höcke, aber. Den­noch wurde sein Rede­beitrag von seinen „Fans“ begeis­tert aufgenommen. 
Gas­tred­ner Höcke zog vor allem extrem rechte Sym­pa­thisierende der AfD
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Björn Höcke (AfD, auf dem Podi­um) polarisiert.

Zugereist waren vor allem Mit­glieder und Sym­pa­thisierende der extrem recht­en und im Bran­den­burg­er Ver­fas­sungss­chutzbericht 2016 namentlich erwäh­n­ten Vere­ini­gun­gen oder vere­in­sähn­lichen Struk­turen „Bürg­er­bünd­nis Havel­land eV“ und „PEGIDA Havel­land – Bürg­erini­tia­tive iG“. Dabei han­delte es sich um unge­fähr 20–30 Per­so­n­en. Bei­de Organ­i­sa­tio­nen pfle­gen enge Kon­tak­te zu lokalen Struk­turen der „Alter­na­tive für Deutsch­land“ im Land­kreis Havel­land. Der derzeit­ige havel­ländis­che AfD-Kreistagsab­ge­ord­nete Ger­ald Hüb­n­er aus Schön­walde-Glien, der am Don­ner­stagabend eben­falls in Neu­rup­pin anwe­send war, trat beispiel­sweise mehrfach bei Ver­samm­lun­gen der „PEGIDA Havel­land“ als Red­ner auf. Auf­grund sein­er dor­ti­gen Aus­führun­gen wurde der Krim­inal­tech­niker u.a. durch seinen Arbeit­ge­ber, dem LKA Berlin, abgemah­nt. Allerd­ings hat­te die Abmah­nung nur bis Mai 2017 bestand, da seine Äußerun­gen, laut ein­er Gütev­er­hand­lung am Arbeits­gericht Berlin, keine straf­baren Inhalte hat­ten. Unbe­strit­ten bleibt jedoch, dass „PEGIDA Havel­land“ während ihrer drei bish­eri­gen öffentlichen Ver­anstal­tun­gen in Schön­walde-Glien zu einem nicht gerin­gen Teil extrem rechte und neon­azis­tis­che Klien­tel aus „Iden­titär­er Bewe­gung“, „Freien Kräften“ und NPD anzog. 
Neben extrem recht­en Havel­län­der Sym­pa­thisieren­den der AfD reiste zur Kundge­bung am Don­ner­stagabend in Neu­rup­pin auch eine 15-köp­fige Berlin­er Del­e­ga­tion an, die regelmäßig an Ver­samm­lun­gen der islam- und asylfeindlichen Vere­ini­gung „Bärgi­da eV“ sowie der extrem recht­en „Bürg­er­be­we­gung Pro Deutsch­land“ nahe ste­hen­den Ini­tia­tive „Wir für Deutsch­land“ teilnimmt. 
Vere­inzelt gaben sich auch jugendliche Neon­azis durch entsprechen­des Out­fit, so genan­nte „Beken­ner­shirts“ oder szene­typ­is­che Mode­marken, sowie durch ein­schlägige Sym­bo­l­ik, wie beispiel­sweise „Schwarze Sonne“-Tattoos zu erken­nen. Zwei Per­so­n­en präsen­tierten auch die Schwarz-Weiß-Rote Reichs­fahne. Ver­botene Kennze­ichen wur­den allerd­ings nicht gezeigt. 
Kraftvoller Protest
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Der Protest war nicht zu über­hören: Pfiffe gegen Höcke und die AfD

Die Ankündi­gung ein­er Kundge­bung mit Björn Höcke als Red­ner hat­te jedoch nicht nur Fre­unde der AfD auf den Neu­rup­pin­er Schulplatz mobil­isiert. Auch die lokale Zivilge­sellschaft, die sich unter dem Label „Neu­rup­pin bleibt bunt“ engagiert, hat­te sich angekündigt. Ihr waren die Annäherungsver­suche des AfD Poli­tik­ers an extrem rechte Posi­tio­nen nicht ent­gan­gen. „Neu­rup­pin bleibt bunt“ bzw. dessen Sprech­er Mar­tin Osin­s­ki hat­te deshalb bere­its im Vor­feld angekündigt, es „nicht unkom­men­tiert (zu zu)lassen, wenn Bernd Höcke wieder (bis) an die Gren­ze zur Volksver­het­zung geht“. Wobei der Aus­tausch des Vor­na­mens, offen­bar beab­sichtigt war. Über „Bernd“ statt „Björn“ Höcke zu schreiben oder zu sprechen, hat sich mit­tler­weile zu einem medi­alen Run­ning Gag entwick­elt. Den­noch sollte mit dem Protest auch ein ern­sthaftes Anliegen zum Aus­druck gebracht wer­den. „Wer Mei­n­ungs­mache auf Kosten von Men­schen treibt, dem zeigen wir die Rote Karte“, stellte Karo­line Waack, Flüchtlingsko­or­di­na­torin des Ev. Kirchenkreis­es Witt­stock-Rup­pin, bere­its eben­falls im Vor­feld klar. Abge­tren­nt durch eine Polizeiab­sper­rung, aber den­noch in Hör- und Sichtweite, gaben die Sym­pa­thisieren­den von „Neu­rup­pin bleibt bunt“ sehr laut und deut­lich, mit­tels Trillerpfeifen oder Plakate mit Auf­schriften, wie „Bunt statt Grauland“ oder „Die Linke – Entsch­ieden gegen rechte Het­ze“, ihre Mei­n­ung zur AfD und ihre Funk­tionäre kund. Weit­er­hin wur­den mehrere Trans­par­ente mit den Auf­schriften: „Refugees Wel­come“ und „Ekel­hAfD“ gezeigt. Ein weit­eres Trans­par­ent mit dem Slo­gan: „Neu­rup­pin bleibt bunt – Schluss mit dem recht­en Spuk“ war zudem in Blick­rich­tung der AfD Sym­pa­thisieren­den an einem Gebäude angebracht.
Weit­ere Fotos (60): hier
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