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Antifaschismus Flucht & Migration

Strausberg bleibt nazifrei!

Für Mon­tag, den 16.11. wird im Inter­net zu ein­er Demon­stra­tion gegen das ange­bliche “Asylchaos” aufgerufen. Wir stellen uns dage­gen und tre­f­fen uns um 19.00 Uhr in der Alt­stadt. Wir wollen in Straus­berg weit­er friedlich zusam­men leben! Gemein­sam gegen Het­ze, Aus­gren­zung, Unmenschlichkeit!
Wer jet­zt den Weg über das Mit­telmeer hier­her schafft, flieht unter Lebens­ge­fahr vor Krieg, aus zer­störten Län­dern, vor unmen­schlichen Zustän­den und Hunger in Flüchtlingslagern. Wenn wir diesen Men­schen ein men­schen­würdi­ges Leben bieten wollen, muss deshalb keine Straus­berg­erin und kein Straus­berg­er sein Zuhause ver­lassen, nie­mand ist dadurch in sein­er Exis­tenz bedro­ht. Viele von uns helfen — beru­flich, ehre­namtlich, pri­vat. Wir wollen hier weit­er friedlich zusam­men leben, egal, wer wo geboren und aufgewach­sen ist.

Kriegs­flüchtlinge, Asyl­be­wer­ber und Migranten sind für die Organ­isatoren solch­er Demon­stra­tio­nen das eigentliche Ziel. Lügen, Ver­drehun­gen, Gerüchte über frei erfun­dene Gewalt­tat­en begleit­en Parolen gegen “Rund­funk-Steuer, Gen­der­wahn, Islamisierung, Gren­zkrim­i­nal­ität, HartzIV-Betrug, Min­dest­lohn­lüge, Inte­gra­tionsin­dus­trie”. Alle sollen sich dahin­ter ver­sam­meln kön­nen, die Unzufriede­nen und die, die schon immer mal um sich schla­gen woll­ten. Organ­isatoren, Mitläuferin­nen und Mitläufer wis­sen und lassen es zu, dass solche Demon­stra­tio­nen zur Zeit die Anschläge auf Unterkün­fte und Men­schen befeuern. Von Anfang an sind recht­sradikale Drahtzieher die Prof­i­teure solch­er Demon­stra­tio­nen und Aktio­nen von Pegi­da und Co. Wer diesen Parolen fol­gt, demon­stri­ert seine Bere­itschaft, Gewalt in den All­t­ag zu tra­gen, Hass zu recht­fer­ti­gen, Gesund­heit und Leben von Men­schen zu beschädigen.
Wir lehnen die Dif­famierung und Aus­gren­zung von Men­schen ab: Es gibt kein einziges Prob­lem, das mit Hass und Gewalt gegen Aus­län­derin­nen und Aus­län­der gelöst wer­den kön­nte, außer unbe­friedigten ras­sis­tis­chen Gewalt­phan­tasien. Wer das bestre­it­et, belügt sich und andere und will mit Ras­sis­mus nach und nach die Grund­la­gen unseres Zusam­men­lebens zerstören.

Stellen Sie sich mit uns dieser rassistischen
Ver­het­zung entgegen!

Mon­tag, 13. Novem­ber, 19 Uhr, Straus­berg, Altstadt.
Bünd­nis „Straus­berg Nazifrei“

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Antifaschismus Flucht & Migration

Cottbus: NPD-Demonstration auf absteigendem Ast

INFORIOT Bere­its zum drit­ten Mal marschierte die NPD unter dem Mot­to “Das Boot ist voll” gegen Geflüchtete in Cot­tbus-Sach­sendorf auf. An der Demon­stra­tion nah­men 150–200 Neon­azis und Ras­sistIn­nen teil. Während sich die NPD bei den ersten Demon­stra­tio­nen noch um ein “bürg­er­lich­es” Auftreten bemüht hat­te, leugnete sie an dem gestri­gen Fre­itag nicht mehr die Parteinähe der Veranstaltung.

Cottbus1
Die Demon­stra­tion in Cot­tbus. Das Front­trans­par­ent: ein Ban­ner der NPD.

Die Demon­stra­tion begann am Zelt auf dem Gelsenkirch­en­er Platz mit ein­er Ansprache von dem Anmelder Oliv­er Schier­ack und der Bran­den­burg­er NPD-Schatzmeis­terin und Vor­sitzende des Kreisver­ban­des Barn­im-Uck­er­mark, Aileen Rokohl. Danach bewegte sich der Aufzug unter Rufen wie “Krim­inelle Aus­län­der Raus” oder “Wie wollen keine Asy­lanten­heime” in die Gelsenkirch­en­er Straße. In Höhe des Lidls, mit­ten im Nichts, hielt die Demon­stra­tion eine Zwis­chenkundge­bung ab, auf der der stel­lvertre­tende Vor­sitzende der NPD Berlin, Ste­fan Lux, der von Oliv­er Schier­ack als “Poli­tik­wis­senschaftler” angekündigt wurde. Ste­fan Lux sprach von ein­er “wahren Sin­n­flut von Frem­den”, die Deutsch­land “über­schwem­men” würde. Er het­zte gegen Geflüchtete und beze­ich­nete sie als “bil­dungs­feindlich”, von der “islamistis­chen Has­side­olo­gie” und “men­schen­ver­ach­t­en­dem Ras­sis­mus” besessen, die nur wegen Sozialleis­tun­gen her kom­men wür­den. Nach ein­er kurzen Ansprache ging die Demon­stra­tion zurück und bog in die Ricar­da-Huch-Straße ein.
Stefan Lux bei der Zwischenkundgebung in der Gelesenkirchener Straße.
Ste­fan Lux bei der Zwis­chenkundge­bung in der Gele­senkirch­en­er Straße.

Im Wohnge­bi­et in der Helene-Weigel-Straße wurde eine weit­ere Zwis­chenkundge­bung abge­hal­ten. Dort hielt der Gör­l­itzer NPD-Funk­tionär Andreas Storr eine län­gere Rede. In sein­er Het­zrede prangerte er die Poli­tik an, die “die Lebensin­ter­essen [des] Volkes Tag täglich ver­rät und ver­let­zt”. Er sprach von “par­a­di­sis­chen Zustän­den” in Cot­tbus, anders als der “vordere Ori­ent in Europa”, wom­it er den Duis­burg­er Stadt­teil “Marxlo­he” (Fehler im Orig­i­nal) meinte. Außer­dem sprach er davon, dass ganze “Völk­er­schaften” nach Deutsch­land kom­men wür­den, die “naturgegeben” unter sich bleiben wollen. Storr prophezeite, dass die Deutschen zu ein­er Min­der­heit wer­den und dass Deutsch­land “Mord und Totschlag” vorherrschen würde.
Von der Helen-Weigel-Straße führte die Demon­stra­tion dann über die Berthold-Brecht-Straße zurück zum Aus­gangspunkt. Ohne ein­er Abschlussrede meldete Oliv­er Schier­ack die Demon­stra­tion ab. Proteste gegen den NPD-Auf­marsch blieben an diesem Tag aus.
NPD kein Zugpferd in Cottbus
Die geringe Teil­nehmerIn­nen­zahl deutet darauf hin, dass die flüchtlings­feindlichen Proteste in Cot­tbus an Antrieb ver­lieren. Am 9. Okto­ber ver­sam­melten sich knapp 40o Men­schen auf den Nor­ma Park­platz in der Lipezk­er Straße zu ein­er unangemelde­ten Ver­samm­lung, um von dort aus zur Notun­terkun­ft in der Pozan­er Straße zu ziehen. Dort fand zeit­gle­ich ein Willkom­mensfest statt (Infori­ot berichtete). Wöchentlich fol­gten Demon­stra­tio­nen von der NPD und durch den mut­maßlichen Reichs­bürg­er Rico Hand­ta.
Wie schon bei den Demon­stra­tio­nen zuvor offen­bart sich, dass die NPD nicht das richtige Zugpferd für die Anti-Asyl-Mobil­isierung in Cot­tbus ist. Mit den abwech­sel­nden Demon­stra­tio­nen der NPD und von Rico Hand­ta im zwei­wöchigem Rhyt­mus split­tet sich inzwis­chen die poten­zielle Teil­nehmerIn­nen­zahl in unter­schiedliche Spek­tren auf.
Bekan­nte NPD-Aktivis­ten geben sich aggressiv
Während Andreas Storr in sein­er Rede betonte, dass in sein­er 30-jähri­gen NPD-Arbeit noch nie Gewalt durch die Partei aus­ging, son­dern nur von den “bezahlten Antifa-Trup­pen”, bewiesen einige NPD Funk­tionäre im Ver­lauf der Demon­stra­tion genau das Gegen­teil. So ver­suchte der Vize-Vor­sitzende des Lausitzer NPD-Kreisver­ban­des, Alexan­der Bode, Pressevertreter_innen einzuschüchtern. Bode gilt als der Haupt­täter der Het­z­jagd von Guben 1999, in Folge dessen der Asyl­suchende Farid Guen­doul ver­starb. Nach Auflö­sung der Demon­stra­tion kam es zu einem ver­sucht­en Über­griff: Mehrere Per­so­n­en, darunter auch der Guben­er NPD-Verord­nete Markus Noack, nah­men Pressevertreter_innen ins Visi­er. Durch die Polizei kon­nte die Eskala­tion jedoch ver­hin­dert werden.
Blaues Cappy am Transparent: Oliver Schierack im Gespräch mit Alexander Bode (rechts)
Blaues Cap­py rechts vom  Trans­par­ent: Oliv­er Schier­ack im Gespräch mit Alexan­der Bode (rechts)

Weit­ere Ver­anstal­tun­gen in Brandenburg
In zwei Wochen will die NPD erneut in Cot­tbus auf­marschieren. Eben­so hat die Alter­na­tive für Deutsch­land für den 25. Novem­ber eine weit­ere Demon­stra­tion mit dem Bran­den­burg­er Parte­ichef Alexan­der Gauland angekündigt.
Auch in weit­eren Städten Bran­den­burgs hält die ras­sis­tis­che Mobil­isierung an. Am Sam­stag, den 14. Novem­ber, wollen die BB.Patrioten eine Demon­stra­tion in Pren­zlau abhal­ten. Für Mon­tag, den 16. Novem­ber, will BraMM eine Kundge­bung in Straus­berg abhal­ten. Eben­falls will die AfD am Mon­tag eine Demon­stra­tion in Pritzwalk abhal­ten. Als Red­ner wer­den die land­tagsab­ge­ord­neten Andreas Kalb­itz und Stef­fen Königer angekündigt. Am Dien­stag, den 17. Novem­ber will das NPD-nahe “Bürg­er­bünd­nis Havel­land” eine dritte Demon­stra­tion in Rathenow abhal­ten. Weit­ere Demon­stra­tio­nen sollen am Fre­itag, den 20. Novem­ber, in Jüter­bog und am 21. Novem­ber in Lin­dow stat­tfind­en. Indes plant die NPD eben­falls am kom­menden Sonnabend eine Kundge­bungs­tour duch Nord­bran­den­burg. In Tem­plin, Anger­münde und Bad Freien­walde wollen sie Halt machen. Als Red­ner der Kundge­bungs­tour sind der Star­garder NPD-Stadtverord­nete Nor­man Runge und der Land­tagsab­ge­ord­nete Michael Andrejew­s­ki aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern angekündigt.
Bilder: hier.
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Antifaschismus

Fighting for 20 years!

Am 7. Novem­ber 1992 wurde Rolf Schulze in Lehnin von drei Neon­azis zusam­mengeschla­gen, ertränkt und verbrannt.

Am 20. Feb­ru­ar 1996 wurde Sven Beuter in Bran­den­burg an der Hav­el von einem Neon­azi zu Tode getreten.

Diese Morde sind nur zwei von über 180 die seit der Wiedervere­ini­gung in der Bun­desre­pub­lik verübt wur­den. Bei­de Fälle eint, dass die Men­schen von beken­nen­den und organ­isierten Neon­azis ermordet wor­den sind. Bei­de Män­ner mussten ster­ben, weil sie „kein Recht, [haben] unter der strahlen­den Sonne zu leben“, wie es ein­er der Mörder von Rolf Schulze während der Gerichtsver­hand­lung ver­laut­en ließ.
Rolf Schulze war zu seinem Todeszeit­punkt im Jahre 1992 woh­nungs­los und schlief häu­fig auf Bahn­höfen. Des Weit­eren ging er kein­er geregel­ten Arbeit nach. Dies allein machte ihn zum poten­tiellen Opfer. Die drei Täter sahen in ihm nur eine Belas­tung für die Gesellschaft und befan­den daher, dass sie im Sinne dieser agieren, wenn sie ihn mis­shan­del­ten und in let­zter Kon­se­quenz töteten. Aus ihrer Ide­olo­gie macht­en sie während der Gerichtsver­hand­lung keinen Hehl. Auch gaben sie offen zu in ver­schieden neon­azis­tis­chen Grup­pierun­gen aktiv zu sein. Dies lässt die Schlussfol­gerung zu, dass ihre Hand­lung nicht im Affekt geschehen ist, son­dern let­z­tendlich die Kon­se­quenz ihrer Weltan­schau­ung ist, in der nur Men­schen ein Recht zu leben haben, die einen Mehrw­ert für die Gesellschaft darstellen
Ähn­lich ver­hält es sich bei dem Mord an dem alter­na­tiv­en Jugendlichen Sven Beuter. Er wurde von dem noch heute in der Neon­aziszene aktiv­en Sascha L. ermordet. Dieser ver­suchte zwar während der Gerichtsver­hand­lung Reue zu zeigen, tat dies nach­weis­lich jedoch nur, um mit ein­er milderen Gefäng­nis­strafe davon zu kom­men. Nach Beendi­gung dieser, machte er da weit­er, wo er vor dem Mord aufge­hört hat­te. Seit diesem im Jahre 1996 gibt es immer wieder Gedenkver­anstal­tun­gen die ver­sucht­en, diesen nicht auf eine Auseinan­der­set­zung von rival­isieren­den Jugend­grup­pen zu reduzieren, son­dern die poli­tis­che Dimen­sion klar zu benen­nen. An diese Tra­di­tion gilt es in diesem Jahr anzuknüpfen, denn solche Morde, als auch die zahlre­ichen Über­griffe auf Geflüchtete und deren Unterkün­fte geschehen nicht von unge­fähr, son­dern sind die logis­che Kon­se­quenz der Ungerechtigkeit des kap­i­tal­is­tis­chen Systems.
Dieses basiert auf der Aus­nutzung von Vor- und Nachteilen. Wer den Vorteil des Reich­tums hat, kann weitest­ge­hend tun und lassen was er_sie will. Wer diesen Vorteil nicht hat, muss sich aus­bilden lassen, um möglichst nüt­zlich zu sein und anschließend hof­fen, dass er_sie irgend­wo benötigt wird. Rand­grup­pen passen nicht in dieses Sys­tem, weil sie kaum Vorteile haben, welche sie zu ihren Gun­sten nutzen kön­nen oder wollen. Der Kap­i­tal­is­mus ken­nt nur zwei Größen: Kap­i­tal und Arbeit, wer das eine nicht hat, muss das andere verkaufen. Woh­nungslose Per­so­n­en haben nur eine sehr kleine Chance sich wieder in die nor­male Gesellschaft zu inte­gri­eren. Rand­grup­pen sind fremd und kaum eine_r möchte frei­willi­gen Kon­takt zum Frem­den. Das Fremde ist unan­genehm, ob es nun LGBTIs, Geflüchtete, Woh­nungslose oder andere sind, sie haben keinen Platz in der Gesellschaft, sie sind nicht präsent, sie haben nur ein kleine oder gar keine Lob­by. So klärt sich auch die Frage wer Schuld an der aktuellen Miss­lage hat. Keine_r übern­immt gern die Ver­ant­wor­tung, also wird sie jenen zugeschoben, welche in der öffentlichen Wahrnehmung nicht präsent sind. Soziale Grup­pen wer­den zu Verursacher_innen stil­isiert. Momen­tan wird dies, ohne zu hin­ter­fra­gen, haupt­säch­lich auf geflüchtete Men­schen angewendet.
Immer wieder bedi­enen sich namen­hafte Politiker_innen der aktuellen Flüchtlings­the­matik um gegen diese oder jene geflüchteten Gruppe mobil zu machen. Es wird ver­sucht zwis­chen diese Men­schen ein Keil zu treiben in dem zwei Grup­pen geschaf­fen wer­den, zum einen die poli­tis­chen Geflüchteten die vor dem Bürg­erkrieg in Syrien, dem Irak und Afghanistan fliehen, und wom­öglich einen Mehrw­ert für unsere Gesellschaft haben, und zum anderen die ökonomis­chen Geflüchteten, die ange­blich nur wegen der wirtschaftlichen Sit­u­a­tion aus den West­balkan­län­dern fliehen. Ganz klar ver­schwiegen wird hier­bei jedoch, dass ger­ade Län­der wie Deutsch­land Fluchtur­sachen wie Krieg und Armut schaf­fen. Dies geschieht durch den Export von Waf­fen, die Unter­stützung von dik­ta­torischen und monar­chis­tis­chen Reg­i­men sowie die hem­mungslose Aus­beu­tung von Rohstof­fen, um nur einige Gründe zu nen­nen. Solange jedoch die ober­ste Maxime ist, unter allen Umstän­den Prof­it zu erwirtschaften, die Men­schen gegeneinan­der auszus­pie­len und die Ver­ant­wor­tung für die eige­nen Hand­lun­gen wegzuschieben, wird sich nichts ändern.
Die aktuelle Sit­u­a­tion lässt sich gut mit den 1990er Jahren ver­gle­ichen als zahlre­iche Men­schen auf der Suche nach Schutz in die Bun­desre­pub­lik kamen. Schnell wurde für schon vorher beste­hende Prob­leme genau diese Men­schen ver­ant­wortlich gemacht. Der Hass entlud sich in Mölln, in Ros­tock-Licht­en­hagen, aber auch in Lehnin und Bran­den­burg an der Hav­el. Die Kon­se­quenz etwa war nicht, die Men­schen vor den Über­grif­f­en zu schützen, son­dern die Asylge­set­ze zu ver­schär­fen und die Polizei bess­er auszurüsten. Ähn­lich­es geschieht ger­ade wieder, denn nahezu täglich bren­nen geplante Geflüchtete­nun­terkün­fte, kommt es zu Über­grif­f­en auf Geflüchtete und ihre Unterstützer_innen. Die Kon­se­quen­zen sind ähn­lich denen in den 1990er Jahren: Ver­schär­fung der Geset­ze, Ausweitung der Liste mit den soge­nan­nten sicheren Herkun­ftsstaat­en, Auf­s­tock­ung der Polizeibe­di­en­steten und die Forderung nach Gren­zkon­trollen und ‑zäunen.
Eben­so ist die antifaschis­tis­che Antwort der der 1990er Jahre nicht unähn­lich. Der antifaschis­tis­chen Reak­tion auf die ras­sis­tis­che Gewalt und Poli­tik wird und wurde stark repres­siv begeg­net. Während in Ros­tock-Licht­en­hagen über mehrere Tage bürg­er­liche Rassist_innen und Neon­azis gemein­sam Unterkün­fte angreifen kon­nten, in denen Asylbewerber_innen und ehe­ma­lige Vertragsarbeiter_innen unterge­bracht waren, war es möglich ein­er antifaschis­tis­chen Demon­stra­tion sechs Tage später mit 3.000 Polizeibe­di­en­steten zu begeg­nen. Es wur­den Zufahrtswege nach Ros­tock, sowie der Bah­n­verkehr kon­trol­liert und unter­brochen, mehrere Polizei- und Bun­des­gren­zschutzhub­schrauber kreis­ten über Ros­tock, mehrere tausend Demonstrationsteilnehmer_innen kon­nten noch vor Ros­tock fest­ge­hal­ten wer­den. Das heutige Äquiv­a­lent ist nahezu jede Woche zu beobacht­en, regelmäßig bren­nen Asylbewerber_innenunterkünfte, es ist bemerkenswert, dass es noch keine Toten gab. Wie in den 1990er Jahren ist die antifaschis­tis­che Bewe­gung, durch ras­sis­tis­che Gewalt und Repres­sion, zur Reak­tion gezwun­gen. Es gibt keine uni­versell funk­tion­ierende Gegen­strate­gie. Damals wie heute ist man damit beschäftigt die Brände zu löschen und die Mitstreiter_innen gegen Repres­sion zu unterstützen.
Wir wer­den nicht zulassen, dass Sven Beuter, Rolf Schulze und all die anderen Todes­opfer neon­azis­tis­ch­er und kap­i­tal­is­tis­ch­er Weltan­schau­ung vergessen wer­den. Wir wer­den am 20. Feb­ru­ar gemein­sam auf die Straße gehen und zeigen, wohin Neon­azis­mus und Kap­i­tal­is­mus führen – zum Mord an Men­schen. Dies bedeu­tend für uns, dass der antifaschis­tis­che Kampf auch immer ein antikap­i­tal­is­tis­ch­er ist. Solange Men­schen ver­trieben, unter­drückt und ermordet wer­den, gehen wir auf die Straße. Wir kämpfen für eine Welt ohne Gren­zen, in der sich Men­schen frei ent­fal­ten kön­nen. In der Krieg, Unter­drück­ung und Aus­beu­tung der Ver­gan­gen­heit ange­hören. Kommt mit uns am 20. Feb­ru­ar auf die Straße, gedenkt den zahlre­ichen ermorde­ten Men­schen und zeigt deut­lich, dass der Kap­i­tal­is­mus für uns keine Option ist.
Wir wer­den dafür kämpfen, dass den Opfern neon­azis­tis­ch­er und kap­i­tal­is­tis­ch­er Gewalt erin­nert wird, und aus Tat­en Kon­se­quen­zen gezo­gen wer­den. Dies schließt die kri­tis­che Auseinan­der­set­zung, und Bekämp­fung, des kap­i­tal­is­tis­chen Sys­tems ein. Eine Gesellschaft welche aus der Aus­beu­tung der Unter­schiede, vor allem den daraus resul­tieren­den Nachteilen, basiert, wird als Folge unauswe­ich­lich die Gewalt ern­ten, die von den Vertreter_innen des Sys­tems zuvor noch verurteilt wor­den ist. Das antifaschis­tis­che Gedenken und der damit ver­bun­dene Kampf schließt für uns auch die Auseinan­der­set­zung mit der Abschot­tung Europas und die Unter­stützung von Geflüchteten mit ein. Es kann nicht nur eine Spiel­regel des Regel­buchs bekämpft wer­den, die Prob­lematik liegt im Ganzen. Wie in den 1990er Jahren wer­den wir dafür kämpfen, den­noch darf nicht vergessen wer­den, dass wir uns selb­st (weiter-)bilden müssen. Antifaschis­tis­ches Han­deln bedeutet nicht nur, dass man sich durch Klei­dung, Aufnäher und Musik mit ihr iden­ti­fiziert. Sie bedeutet vor allem geistig und kör­per­lich fit zu sein, um auf allen Ebe­nen agieren zu kön­nen. Wir müssen in der Lage sein ras­sis­tis­chen Bürger_innen auch argu­men­ta­tiv ent­ge­gen­zutreten, da diese keine Min­der­heit, son­dern ein Großteil unser­er Gesellschaft sind. Eine gewisse kör­per­liche Fit­ness ist in Zeit­en, in denen ras­sis­tis­che und neon­azis­tis­che Gewaltäter_innen, immer freier agieren kön­nen, unab­d­ing­bar, um sich selb­st und andere zu verteidigen.
Es ist deswe­gen nicht notwendig mit Motor­rad­hel­men auf Demos zu gehen, den­noch kön­nen Aktion und The­o­rie nur funk­tion­ieren, wenn sie kom­biniert werden.
Deshalb:

Organ­isiert euch!
Bildet euch!
Wehrt euch!

– Am 20. Feb­ru­ar 11 Uhr – Antifaschis­tis­che Demon­stra­tion in Bran­den­burg an der Havel –

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Antifaschismus

Wehret den Anfängen

Die inzwis­chen sech­ste Ver­samm­lung der recht­en Grup­pierung „Frankfurt/Oder wehrt sich“ fand am Son­ntag, den 01.11.2015 in Frank­furt (Oder) statt. Nach den sink­enden Teilnehmer*innenzahlen der let­zten Ver­anstal­tun­gen kon­nte die neon­azis­tis­che Grup­pierung etwa 100 Neon­azis und soge­nan­nte „Wutbürger*innen“ aus Frank­furt (Oder) und ander­norts um sich scharen. Der von der Gruppe „Frankfurt/Oder wehrt sich“
organ­isierte Auf­marsch wurde, dieses Mal noch mehr als in der Ver­gan­gen­heit, von auswär­ti­gen Neon­azis unter­stützt. So kamen Del­e­ga­tio­nen divers­er rechter Parteien wie der „NPD“, dem „III.Weg“ und der Partei „Die Rechte“ zur Unter­stützung. Abgeschirmt von der Polizei kon­nten sie ihre Demon­stra­tion vom Stadion
bis zum Bahn­hof durch­führen. Mit den immer gle­ichen stumpf­sin­ni­gen Parolen und Rede­beiträ­gen schienen sich die Neon­azis dieses Mal selb­st gelang­weilt zu haben. Ein großer Teil der Teilnehmer*innen ver­ließ die Zwis­chenkundge­bung im Zen­trum. Die Inhalte waren dann wohl doch zu ermüdend.
Im Vor­feld hat­te das Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“ erneut zu Block­aden auf der Route des Neon­azi­auf­marsches aufgerufen. Diese waren aus mehreren Grün­den kaum umset­zbar. Zu einen lag dies an der gerin­gen Teilnehmer*innenzahl von 200 Per­so­n­en. Das Prinzip der Block­ade kann nur dann erfol­gre­ich sein, wenn die Anzahl der­er, die den Auf­marsch ver­hin­dern wollen, so hoch ist, dass eine Räu­mung ein­er Block­ade unver­hält­nis­mäßig wäre. Es braucht also mehr Bürger*innen, die sich den Rassist*innen in den Weg stellen.
In der Karl-Marx-Straße auf Höhe des Oder­turms versper­rten allerd­ings weit über 100 Antifaschist*innen erfol­gre­ich den Weg zur geplanten Geflüchtete­nun­terkun­ft am Karl-Rit­ter-Platz. An der Franz-Mehring-Straße kon­nte eine 30-köp­fige Block­ade zeitweilig aufrechter­hal­ten wer­den. Das aggres­sive Auftreten einiger Polizeibeamter tat sein Übriges um Block­aden unmöglich zu machen.
„Trotz der nun­mehr sech­sten neon­azis­tis­chen Ver­samm­lung in diesem Jahr müssen wir zahlre­ich auf die Straße gehen. Um Dres­d­ner oder Cot­tbuser Zustände vorzubeu­gen, braucht es eine demokratis­che Zivilge­sellschaft, die den Nazis keine Räume für ihre Het­ze gibt. Schon an diesem Woch­enende find­et ein erneuter neon­azis­tis­ch­er Auf­marsch in Brieskow-Finken­heerd statt. Auch mit weit­eren Aufmärschen in Frank­furt (Oder) ist zu rech­nen. Diesen recht­en Umtrieben müssen wir uns zahlre­ich und engagiert in den Weg stellen“ so Janek Las­sau, Sprech­er des Bündnisses.
Bun­desweit bren­nen Unterkün­fte von Asylbewerber*innen, gibt es gewalt­tätige Über­griffe auf Geflüchtete und alltäglich­er Ras­sis­mus trägt zu ein­er weit­eren Trau­ma­tisierung der Geflüchteten bei. Seit Anfang der
1990er Jahre gab es nicht mehr einen so hohen Grad an recht­en Demon­stra­tio­nen und mil­i­tan­ten recht­en Aktio­nen. „Wir müssen uns gegen die Nor­mal­isierung von Ras­sis­mus stark machen. Einen Rück­fall in
Zustände der 1990er Jahre gilt es mit­tels antifaschis­tis­chen Engage­ments zu ver­hin­dern.“ so Lassau.
Frank­furt (Oder), den 13.11.2015
Bünd­nis „Kein Ort für Nazis in Frank­furt (Oder)“

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Antifaschismus

Neonazis bei der Feuerwehr – auch in Potsdam?

Sascha Li. und Paul Ender­ling in den Rei­hen der Freieil­li­gen Feuer­wehr Fahrland

Als Mitte Sep­tem­ber bekan­nt wurde, dass in der Lan­des­feuer­wehrschule in Eisen­hüt­ten­stadt mehrfach Nazi-Parolen gerufen wor­den sein sollen und wenig später auch Vor­würfe gegen einen Lehrgangsleit­er im Raum standen, ermit­telte bald der polizeiliche Staatss­chutz gegen neun Berufs­feuer­wehrleute. Bei einem Lehrgang sollen diese Recht­sRock abge­spielt und dabei mehrfach „Sieg-Heil“ gerufen haben. [1] Weit­er­hin ist in Ober­hav­el der NPD-nahe Neon­azi Maik Neu­ber in der örtlichen Feuer­wehr Oberkrämer Mar­witz als Ober­feuer­wehrmann aktiv. Dieser war auch Anmelder eines ras­sis­tis­chen „Abendspazier­ganges“ in Vel­ten am 5. Novem­ber diesen Jahres. Neben ihm ist auch der NPD-Anhänger und Neon­azi Marko Fichte in Ober­hav­el als Feuer­wehrmann aktiv. Erst 2014 machte er noch eine Trupp­man­naus­bil­dung bei der Frei­willi­gen Feuer­wehr Borgs­dorf. Eben­so in ein­er Frei­willi­gen Feuer­wehr in Ober­hav­el soll auch der Neon­azi Maik Nau­mann aktiv sein. [2]

Nun wird, wie üblich, mehr oder weniger nach Aufk­lärung und Kon­se­quen­zen ver­langt, doch die grundle­gen­den Prob­leme, die dahin­ter ste­hen, sind an sich keine Neuen. Neon­azis und ihre ide­ol­o­gis­chen Ver­satzstücke sind in sämtlichen gesellschaftlichen Bere­ichen präsent. Warum sie ger­ade nicht in der Feuer­wehr auf­tauchen und aktiv sein sollen, kann nie­mand wirk­lich beant­worten. Ger­ade hier gibt es, z.B. in der Jugend­feuer­wehr, ein Freizei­tange­bot, klare Regeln, männliche Verge­mein­schaf­tung sowie Uni­for­men und Abze­ichen. Alles Dinge von denen sich auch, und vor allem, Neon­azis ange­sprochen fühlen kön­nen. Dazu kommt ein stark­er Korps­geist, in Feuer­wehrkreisen „Kam­er­ad­schaft“ genan­nt, der sich vor allem bei Kri­tik von außen und innen zeigt und sich in dem oben geschilderten Fall an der Lan­des­feuer­wehrschule beispiel­sweise als Mob­bing äußert. [3] Ins­beson­dere die Darstel­lung der eige­nen hero­is­chen Männlichkeit, häu­fige frauen‑, homo- und trans*feindliche Geschlechter­bilder und stark hier­ar­chis­che Struk­turen, die sich nicht nur auf Ein­satzsi­t­u­a­tio­nen beschränken, kön­nen genau­so Anreize für durch­schnit­tliche Mit­glieder wie für Neon­azis sein. Zwar gibt es auch pro­gres­sive Ten­den­zen in Bezug auf Geschlechter­rollen und Leis­tungs­gedanken inner­halb der Feuer­wehr, doch befind­en sich diese noch deut­lich in den Kinder­schuhen. Oft hän­gen emanzi­pa­torische Ansätze in der Aus­bil­dung an der einzel­nen Ausbilder_in oder Jugendfeuerwehrwart_in und deren jew­eili­gen Meth­o­d­en und Schwerpunkten.

Am 14. Novem­ber 2015 soll nun in der Biosphäre in Pots­dam auf der Delegierten­ver­samm­lung des Lan­des­feuer­wehrver­ban­des Bran­den­burg auch sein 25-jähriges Beste­hen gefeiert wer­den und der bran­den­bur­gis­che Innen­min­is­ter Schröter wird ein Gruß­wort hal­ten. Stellt sich die Frage, ob es auch um die Geschehnisse der let­zten Monate gehen wird und wie mögliche Kon­se­quen­zen seit­ens des Feuer­wehrver­ban­des gegen neon­azis­tis­che Ten­den­zen ausse­hen wer­den. Immer­hin bear­beit­en andere offizielle Struk­turen das konkrete Auftreten von Neon­azis in Feuer­wehruni­for­men seit einiger Zeit. So bemerk­te vor ca. fünf Jahren, im Rah­men des Deutschen Feuer­wehrtages in Leipzig, der Lan­desju­gend­feuer­wehrwart aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern: „Man kann es nicht Schönre­den […] Recht­sex­treme Vor­fälle gibt es vielerorts in den Feuer­wehren.“ [4] Eigentlich sollte es an diesem Tag darum gehen, zu zeigen, dass die Feuer­wehr nicht auss­chließlich aus deutschen het­ero­sex­uellen Män­nern beste­ht, doch über­lagerte auch hier das The­ma Neon­azis den eigentlich angedacht­en Diskurs.

Wenn es vielerorts in der Feuer­wehr Neon­azis gibt, stellt sich für Pots­dam schnell die Frage – hier auch?

Neon­azis in Fahrland – Im Jugend­club und in der Feuerwehr
Die Antwort lautet schlicht: Ja – und zwar hin­länglich bekan­nt in Fahrland.
Der Blick nach Pots­dam-Nord beschäftigt Antifaschist_innen in Pots­dam seit über zehn Jahren. Damals sorgte eine Ini­tia­tive von linken Jugendlichen aus Pots­dam und Pots­dam-Nord unter dem Namen „Engagierte Jugend – Pots­damer Umland“ für den Anstoß ein­er länger andauern­den Debat­te um Neon­azis in Pots­dams Nor­den und speziell in Fahrland. Sie verteil­ten Fly­er, schrieben einen offe­nen Brief und gaben ein Pres­sein­ter­view. Der später mit dem „Band für Mut und Ver­ständi­gung“ aus­geze­ich­nete Vere­in „Jugend engagiert in Pots­dam“, der Betrof­fe­nen rechter Gewalt zur Seite stand und ihnen eine Stimme ver­schaffte, organ­isierte eine Ver­anstal­tung zum The­ma rechte Gewalt im örtlichen Jugend­club. [5]
Der Jugend­club „Tre­ff­punkt Fahrland e.V.“ sowie der örtliche Jugendleit­er Thomas Liebe geri­eten in die Kri­tik. Laut den damals von Neon­azige­walt Betrof­fe­nen und ihrem Umfeld hiel­ten sich dort regelmäßig Neon­azis auf und nutzten diesen als ihren Rück­zug­sort. Sie beansprucht­en den Jugend­club und das Dorf als „ihr Ter­ri­to­ri­um“ und gin­gen gegen jede_n vor die_der sich ihnen – aus ihrer Per­spek­tive – in den Weg stellte. [6]

Antifaschis­tis­che Grup­pen ergänzten dieses Bild mit ihren Recherchen und belegten die Berichte der Betrof­fe­nen mit weit­eren Details über die neon­azis­tis­chen Aktiv­itäten und die Organ­isierung der örtlichen Neon­azis. [7] Dabei ging es aber nie nur um die Aktiv­itäten der extremen Recht­en in den Dör­fern, son­dern auch stets um den fatal­en Umgang mit diesen durch Thomas Liebe und andere Ver­ant­wortliche in und um den Jugend­club „Tre­ff­punkt Fahrland e.V.“. Das Konzept der „akzep­tieren­den Jugen­dar­beit“ führte zu ein­er Hege­monie neon­azis­tis­ch­er und men­schen­feindlich­er Jugendlich­er in Pots­dams Nor­den. [8]

Paul Ender­ling, Matthias Wiechert und Tino Nin­delt (v. l. n. r.) im örtlichen Jugend­club in Fahrland

Zu den damals in Pots­dam-Nord aktiv­en Neon­azis gehörten in Fahrland: Ben­jamin Oestre­ich, Tino Nin­delt, Pad­dy Bohm, Matthias Wiechert, Dustin Schlem­minger und Paul Ender­ling; in Neu-Fahrland Jens Zim­mer und in Mar­quardt war es Stef­fen Mey­er. Zu den Pots­damern, die gele­gentlich zu Besuch im Dorf oder im Jugend­club waren, gehörten Manuel Baruth, der ehe­ma­lige Bassist der Recht­sRock­band „Preussen­stolz“, und sein Mitschüler Lasse Risch. In ihrem Umfeld, dass die Neonazifreund_innen tolerierte und mitunter selb­st „Thor Steinar“ und andere Neon­azik­lei­dung trug, zählten u.a. Per­so­n­en wie Kevin Bohm, Brud­er von Pad­dy Bohm, Max R., Dustin E., auch Mit­glieder der Frei­willi­gen Feuer­wehr Fahrland, Sascha Li. und Oliv­er St.. Bere­its damals war ein Teil dieser jun­gen organ­isierten und unor­gan­isierten Neon­azis auch in der örtlichen Frei­willi­gen Feuer­wehr aktiv.

Neon­azis­tis­ch­er Hin­ter­grund – Paul Ender­ling als Jugend­wart und Hauptfeuerwehrmann
Zwei der eben genan­nten taucht­en Jahre später als „Grup­pen­führer“ in der Ortswehrführung der Frei­willi­gen Feuer­wehr Fahrland wieder auf. Paul Ender­ling als „Jugend­wart“ sowie „Haupt­feuer­wehrmann“ und Sascha Li. als „Löschmeis­ter“. Bei­de sind von Beruf Sol­dat und durch den Erwerb ein­er „Jugendleit­er­card“ und weit­er­er Qual­i­fika­tio­nen aus Sicht der Feuer­wehr Fahrland berechtigt mit Kindern und Jugendlichen zu arbeit­en. Sascha Li. ist seit 1999 bei der Frei­willi­gen Feuer­wehr, Paul Ender­ling seit dem Jahr 2000. [9]

Darum, dass sie aus­bil­dung­stech­nisch und handw­erk­lich ver­mut­lich geeignet sind, soll es hier nicht vorder­gründig gehen. Jedoch ist ihre fach­liche Kom­pe­tenz nicht allein darauf zu beschränken. Ger­ade bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kommt der Rolle der Vor­bild­per­so­n­en eine wichtige Bedeu­tung zu. Neon­azis sind hier­bei aus viel­er­lei Grün­den an der abso­lut falschen Stelle.

Ein Like von Paul Ender­ling und anderen Neon­azis für den Neon­azi Ben­jamin Oestreich

Paul Ender­ling gehört seit min­destens neun Jahren zur Pots­damer Neon­aziszene. Er war Teil der Neon­azikam­er­ad­schaft die sich sowohl „Alter­na­tive Jugend Pots­dam“ (AJP) als auch „Aktion­s­gruppe Pots­dam Nord“ (AGPN) nan­nte. Die AJP trat erst­mals am 21.10.2006 bei einem Neon­azi­auf­marsch in Berlin-Tegel in Erschei­n­ung und ging 2009 mit ihrer Home­page ins Netz. Auf dieser präsen­tierten sie ihre Pro­pa­gan­daak­tio­nen und berichteten von neon­azis­tis­chen Aufmärschen, Ver­net­zungstr­e­f­fen, Fußball­turnieren und revi­sion­is­tis­chen Gedenkver­anstal­tun­gen. Die Zeitspanne von 2007–2011 bildete dabei die Hoch­phase der neon­azis­tis­chen Aktiv­itäten im Pots­damer Nor­den. In dieser fes­tigten sie ihre Struk­turen, tobten sich aktion­is­tisch mit Ver­bre­itung von Pro­pa­gan­da und kleinen Aktio­nen aus, ver­net­zten sich zum Teil auch über­re­gion­al und beansprucht­en Pots­dam-Nord als ihr Ter­ri­to­ri­um. Durch ihre Aktiv­itäten ver­sucht­en sie vehe­ment eine so genan­nte „Nation­al befre­ite Zone“ zu erricht­en. All dies ist in den ver­gan­genen Jahren, detail­liert von Grup­pen wie der Antifaschis­tis­che Linke Pots­dam und dem Antifaschis­tis­chen Pressearchiv Pots­dam doku­men­tiert wor­den und auch heute noch zugänglich und nachvollziehbar.

Matthias Wiechert, Paul Ender­ling und Pad­dy Bohm am 19. Jan­u­ar 2008 auf einem Neon­azi-Auf­marsch in Magdeburg

Als ein­er der Jüng­sten nahm Ender­ling am 13. Feb­ru­ar 2007 an ein­er spon­ta­nen Demon­stra­tion von Pots­damer Neon­azis in der Pots­damer Innen­stadt teil. Diese fand anlässlich des Jahrestages der Bom­bardierung Dres­dens statt. An Pro­pa­gan­daak­tio­nen in und um Pots­dam hat er regelmäßig teilgenom­men, verteilte u.a. zusam­men mit dem Neon­azi Ben­jamin Oestre­ich Fly­er für die NPD und ver­bre­it­ete mit­tels Plakat­en und Aufk­le­bern neon­azis­tis­che Inhalte in Fahrland und umliegen­den Dör­fern. Über die Gren­zen von Pots­dam-Nord hin­aus, war Paul Ender­ling in sein­er Freizeit regelmäßig mit weit­eren Neon­azis in der Großraumdisko „Music Parc“ in Tel­tow feiern sowie auf regionalen wie auch über­re­gionalen Neon­azi­aufmärschen aktiv (z.B. am 12.04.2008 in Lübben und am 12.01.2008 in Magde­burg). Neben regelmäßi­gen Ver­suchen der Ein­schüchterung und Bedro­hung alter­na­tiv­er Jugendlich­er im Dorf führte er, zusam­men mit den oben genan­nten Neon­azis, auch gewalt­tätige Über­griffe durch. Am 14. August 2007 war er direkt an einem Angriff auf einen alter­na­tiv­en Jugendlichen in Fahrland beteiligt.

Sascha Li., bei der Feuer­wehr Fahrland als Grup­pen­führer und Löschmeis­ter aktiv, hat seit sein­er Jugend Kon­takt in die neon­azis­tis­che Szene im Pots­damer Nor­den – sei es auf Fußball­turnieren oder auf Par­ties mit den örtlichen jugendlichen Neon­azis und Mitläufer_innen. Fre­und­schaftlichen Kon­takt pflegt er zu vie­len der oben genan­nten neon­azis­tis­chen Clique – auch zu den Neon­azis Jens Zim­mer, Tino Nin­delt und Ben­jamin Oestreich.

Ein Like von Paul Ender­ling für einige Mit­glieder des Zusam­men­hangs „Pdm Nord“; mit dabei ist Sascha Li.

Dieser Kon­takt wird auch über den Zusam­men­schluss „Pdm­Nord“ aufrecht erhal­ten. In diesem sind neben Ender­ling und Li. viele der oben Genan­nten „organ­isiert“ und verabre­den sich zu (Haus)Partys oder ähn­lichem. In ihrer Außen­darstel­lung set­zen sie dabei u.a. auf Rock­eräs­thetik mit Kutte und Aufnäh­ern sowie Aufk­le­ber. Zusam­men mit dem Label „Pdm­Nord“ tauchen immer wieder auch neon­azis­tis­che Aufk­le­ber oder Schmier­ereien, z.B. der Schriftzug „Pots­dam Nord 88“ am 25. Novem­ber 2012 auf dem Wei­h­nachts­markt in der Bran­den­burg­er Straße, auf. [10] „Mit­glieder“ von „Pdm­Nord“ tra­gen mitunter neon­azis­tis­che Auf­drucke auf Ihrer Klei­dung zur Schau und bedro­ht­en bere­its alter­na­tive Jugendliche am Pots­damer Hauptbahnhof.

Dor­fge­mein­schaft und deutsche Abwehrdiskurse
Neon­azis und Men­schen, die sich von men­schen­ver­ach­t­en­den Stand­punk­ten nicht ein­deutig dis­tanzieren oder diesen unkri­tisch gegenüber ste­hen, haben in der Arbeit mit Jugendlichen nichts ver­loren. Auch, wenn mit solchen Vor­wür­fen kon­fron­tierte Vere­ine oder Insti­tu­tio­nen mit Vor­liebe darauf hin­weisen und argu­men­tieren, dass die gemein­ten Neon­azis doch so nett, umgänglich und ver­trauenswürdig seien.
Die Erfahrun­gen der let­zten zehn Jahre mit dem The­ma Neon­azis in Fahrland zeigen, dass es wenig Bere­itschaft der Akteur_innen vor Ort gibt, sub­stanzielle Kri­tik, geschweige denn Selb­stkri­tik, zu üben. Es ist davon auszuge­hen, dass auch in diesem Fall den vorgelegten Tat­sachen mit Ver­schlossen­heit, Ablehnung und ein­er Abwehr der Kri­tik „von Außen“ begeg­net wer­den wird.

So unre­flek­tiert und ein­fältig repro­duzierte Klis­chees des deutschen dör­flichen Abwehrdiskurs­es auch seien mögen, so real wer­den diese immer wieder, wenn sich Antifaschist_innen oder Betrof­fe­nen von Neon­azige­walt in kleineren Gemein­den und Dor­fge­mein­schaften zu Wort melden. In Fahrland ist Thomas Liebe, in sein­er Funk­tion als Leit­er des Jugend­clubs, ein­er der­jeni­gen, die diese Abwehrhal­tung immer wieder ein­nimmt und so der den Neon­azis Schutz bietenden Dor­fge­mein­schaft Argu­men­ta­tio­nen und Bezugspunk­te liefert. Auf ein­er Sitzung des „Lokalen Aktion­s­plan gegen Gewalt und Recht­sex­trem­is­mus“ ver­trat er tat­säch­lich die Mei­n­ung, dass in Fahrland „mehr Prob­leme mit Linken als mit Recht­en“ zu behan­deln wären. [11] Eine Aus­sage von der er sich, trotz vielfach­er Kri­tik, bis heute nicht distanzierte.

Dass es auch anders ablaufen kann, zeigt das Beispiel Eisen­hüt­ten­stadt. Hier traut­en sich Ver­ant­wortliche den Mund auf zumachen und nicht weg zuse­hen, wenn klar neon­azis­tis­ches und men­schen­feindlich­es Gedankengut ver­bre­it­et wird. Es bleibt zwar abzuwarten, wie sich der dor­tige Fall entwick­elt und welche kurz‑, mit­tel- und langfristige Kon­se­quen­zen gezo­gen wer­den, aber immer­hin haben sich Mit­glieder der Feuer­wehrschule gegen Neon­azis und men­schen­ver­ach­t­ende Ten­den­zen in ihren Rei­hen gestellt. Etwas, was in Fahrland und der dor­ti­gen Frei­willi­gen Feuer­wehr bish­er nicht geschah.

[1] http://www.maz-online.de/Brandenburg/Nazi-Sprueche-vom-Feuerwehr-Ausbilder und http://www.maz-online.de/Brandenburg/Feuerwehren-Neonazi-Verdacht-erhaertet und http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/1005979/ und http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/1005111/
[2] http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/1019827/ und http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/abendspazierg-nger-sind-zur-ck
[3] http://www.maz-online.de/Brandenburg/Feuerwehrschule-Mobbing-gegen-internen-Kritiker
[4] http://www.news.de/politik/855060779/die-roten-sehen-braun/1/
[5] Quelle „Engagierte Jugend – Pots­damer Umland“ und http://www.pnn.de/potsdam/79872/
[6] http://www.pnn.de/potsdam/114314/, http://www.pnn.de/potsdam/114314/, http://www.pnn.de/leserbriefe/78213/, http://www.pnn.de/potsdam/31006/, http://www.pnn.de/potsdam/43528/
[7] https://inforiot.de/nazis-in-potsdam-nord/, https://inforiot.de/potsdamer-neonazis-bestaendig-aktiv/, https://inforiot.de/nicht-weg-sondern-hinsehen-es-gibt-ein-problem/, https://inforiot.de/potsdamer-neonazis-gut-organisiert-npd-als-treibende-kraft/, https://inforiot.de/naziaktivitaeten-in-potsdam-und-umgebung-im-fruehjahr-2010/
[8] u.a. „Hin­ter den Kulis­sen – Hin­ter- und Vorder­gründe der bran­den­bur­gis­chen Neon­aziszene“; 2013; Seite 34
[9] http://www.feuerwehr-fahrland.de/ortswehrfuehrung.html
[10] http://apap.blogsport.eu/2013/01/chronik-neonazistischer-aktivitaten-in-potsdam-und-umgebung-2012/; Ein­trag vom 25.11.2012
[11] http://www.pnn.de/potsdam/43528/

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Antifaschismus

Angriff auf’s Jugendprojekt Horte

Am 09. Novem­ber 2015 kam es gegen 06.15 Uhr zu einem Angriff auf das Horte in Straus­berg. Dabei ging eine Scheibe im oberen, bewohn­ten Teil des Haus­es durch Stein­wurf oder Zwil­len­schuss zu Bruch. Ver­let­zt wurde glück­licher­weise niemand.
Ohren­schein­lich han­delte es sich um einen einzel­nen Täter unbes­timmten Alters, der sich im Weit­eren auch laut­stark gegen „scheiß Zeck­en und Juden“ äußerte und anschließend lei­der unerkan­nt ver­duften kon­nte. Da beste­ht unser­er­seits noch Gesprächs­be­darf, Freundchen!
Wir als AJP gehen von einem Zusam­men­hang zu den in let­zter Zeit wieder erwachen­den Neon­azikadern und ‑struk­turen Straus­bergs aus. Auch, dass der 77te Jahrestag der Reich­sprogrom­nacht als Anlass gedi­ent hat, kann angenom­men werden.
Nazis über’s Maul fahren — jet­zt und hier!
Vencer­e­mos & has­ta la vista, culo!

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Antifaschismus

Rathenow: Fackelmarsch durch die Goethestraße

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An der nun­mehr drit­ten Ver­samm­lung des flüchtlings­feindlichen „Bürg­er­bünd­niss­es Rathenow“ haben sich wieder mehrere hun­dert Men­schen beteiligt. Schätzun­gen gehen von unge­fähr 400 Per­so­n­en aus. Die Ver­anstal­tung wurde erst­mals auch als Demon­stra­tion durch einen Teil der Stadt durchge­führt. Während des Marsches durch die Goethes­traße entzün­de­ten mehrere bekan­nte Neon­azis aus Rathenow und Prem­nitz auch Brand­fack­eln und ver­liehen dem Aufzug so den Charak­ter eines Fack­el­marsches. Allerd­ings blieb die Anzahl der Versammlungsteilnehmer_innen, die dem neon­azis­tis­chen Milieu zuge­ord­net wer­den kon­nten, rel­a­tiv kon­stant bei unge­fähr 50–60 Per­so­n­en, also inner­halb der Ver­samm­lung deut­lich in der Min­der­heit. Den­noch war wieder zu beobacht­en, dass diese Per­so­n­enkreise die Ver­anstal­tung benutzten um sich zu insze­nieren. Weit­er­hin war die Steigerung ein­er aggres­siv­en Grund­stim­mung bei einem Großteil der Versammlungsteilnehmer_innen deut­lich spür­bar. Eine Gegen­ver­anstal­tung gab es übri­gens nicht. Das Aktions­bünd­nis „Rathenow zeigt Flagge“ wollte jeglichen möglichen Kon­flikt aus dem Weg gehen. Stattdessen wur­den an Straßen­lam­p­en Schilder ange­bracht, die Vorurteile gegenüber Flüchtlin­gen entkräften soll­ten. Zudem wurde durch die Kirche ein Friedens­ge­bet als Protest zur der Ver­anstal­tung des Bürg­er­bünd­niss­es ange­boten. An diesem beteiligten sich unge­fähr 30 Men­schen. Den Ver­such eines direk­ten Protestes gab es hinge­gen nur in der Berlin­er Straße, wo sich eine kleine Gruppe von unge­fähr zehn alter­na­tiv­en bzw. antifaschis­tis­chen Jugendlichen gesam­melt hatte.
Ton wird schärfer
Deut­lich mehr Men­schen standen hinge­gen wieder auf dem Märkischen Platz, wo ab 18.30 Uhr die Auf­tak­tkundge­bung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ stat­tfand. Viele kamen auch wieder mit der Nation­alflagge oder der Fahne des Lan­des Bran­den­burg. Akzep­tiert wurde aber anscheinend auch revi­sion­is­tisch anmu­tende Beflag­gung des heute zur Repub­lik Polen gehören­den Gebi­etes „West­preußen“ sowie die seit den 2010er Jahren haupt­säch­lich von Grup­pen der extremen Recht­en genutzte, so genan­nte „Wirmer-Flagge“. Bish­er sind die Veranstalter_innen offen­bar um eine Geschlossen­heit ihres „Volkes“ bemüht. Bemerkenswert ist dies­bezüglich auch eine schle­ichende Radikalisierung in der Gestal­tung der Reden. Nicht nur Ressen­ti­ments gegen Flüchtlinge wer­den immer wieder aus­giebig artikuliert, son­dern auch Men­schen­grup­pen, die sich nicht dem kollek­tiv­en Rausch der Dem­a­gogen auf dem Märkischen Platz hingeben, als „Lügen­presse“ oder „Volksver­räter“ verunglimpft. Dabei wird zum Teil auch nicht davor zurück­geschreckt bewusst Unwahrheit­en zu ver­bre­it­en, um das „Volk“ anzus­tacheln. Die per­ma­nente Abw­er­tung dieser Feind­bilder, bei zunehmender Aggres­siv­ität wirkt, von außen betra­chtet, immer bedrohlich­er und kön­nte in Zukun­ft dur­chaus zu ein­er Senkung der Hemm­schwelle zur Ausübung physis­ch­er Gewalt führen, zumal in den Rei­hen des „Bürg­er­bünd­niss­es“ auch viele bekan­nte Gewalt­täter mitlaufen.
Wieder ein­schlägige Neonazi-Ordner
Zum Teil waren beispiel­sweise bei der zweit­en Ver­anstal­tung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ in der ver­gan­genen Woche sog­ar gewalt­tätige und dies­bezüglich vorbe­strafte Neon­azis, die zudem mehrfach an NPD Ver­samm­lun­gen teil­nah­men, als Ver­anstal­tung­sor­d­ner einge­set­zt. Zwar wurde die Parteinähe der Ord­ner durch den Sprech­er des havel­ländis­chen „Bürg­er­bünd­niss­es“, Nico Tews, in einem wohlwol­len­den Inter­view mit ein­er Lokalzeitung behar­rlich bestrit­ten, diese Per­so­n­en aber ander­er­seits bei der jüng­sten Kundge­bung auch nicht mehr aufgestellt. Dafür wurde auf andere, eben­falls bekan­nte Neon­azis zurück­ge­grif­f­en. Beispiel­sweise auf Andy K., einem in den 2000er Jahren aktiv­en Sym­pa­thisan­ten des NPD Orts­bere­ich­es Rathenow, der wegen Gewalt- und Pro­pa­gan­dade­lik­ten vor­be­lastet ist. Er und eine weit­ere Per­son aus dem neon­azis­tis­chen Milieu sollen u.a. am 11. August 2005 einen 20-Jähri­gen in der Goethes­traße mit ein­er Bier­flasche gegen das Kinn geschla­gen haben. Weit­er­hin war auch der Rathenow­er Neon­azi Thomas L. als Ord­ner einge­set­zt. L. gilt eben­falls als NPD Sym­pa­thisant und nahm in der Ver­gan­gen­heit an zahlre­ichen Ver­samm­lun­gen dieser Partei teil. Zu ein­er Kundge­bung der NPD im Jahr 2008 in Prem­nitz erschien er sog­ar ein­deutig in Parteik­luft. Auf alten, damals öffentlich ein­se­hbaren Bildern in einem sozialen Inter­net­net­zw­erk posierte er zu dem vor ein­er Fahne der „Jun­gen Nation­aldemokrat­en“ (JN). Heute tritt L. vor allem als „nationaler“ Lie­der­ma­ch­er unter dem Pseu­do­nym „TOiton­i­cus“ auf.
Neon­azis insze­nierten Fackelmarsch
Neben den ein­schlägig bekan­nten Ord­nern war auch wieder eine Gruppe von 50–60 weit­eren Neon­azis Teil der Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“. Dabei han­delte es sich vor allem um bekan­nte Akteure aus Rathenow, Prem­nitz, Nauen und Ketzin/Havel. Diese sucht­en auch heute wieder die Ver­anstal­tung des „Bürg­er­bünd­niss­es“ für sich zu vere­in­nah­men. Nach Beendi­gung der Kundge­bung auf dem Märkischen Platz, mit Beginn des vom Ver­anstal­ter Chris­t­ian Kaiser als „Abendspazier­gang“ beze­ich­neten Demon­stra­tionszuges durch die Goethes­traße, die Nauen­er Straße, die Frie­sack­er Straße sowie der Forststraße, entzün­de­ten mehrere bekan­nte Neon­azis aus Rathenow und Prem­nitz Brand­fack­eln und ver­liehen dem gesamten Aufzug so den Charak­ter eines „Fack­el­marsches“.
NPD sucht Anschluss
Auch die NPD, ins­beson­dere in Per­son des Rathenow­er Stadtverord­neten und Kreistagsab­ge­ord­neten Michel Müller, war eben­falls wieder auf der Ver­samm­lung des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ vertreten. Die Partei sucht offen­bar nach wie vor eine Brücke zu den bürg­er­lichen Versammlungsteilnehmer_innen zu schla­gen. In der Nacht von Mon­tag zu Dien­stag verteil­ten mehrere Sympathisant_innen der Partei auch Fly­er im Stadt­ge­bi­et von Rathenow, auf denen u.a. das Kon­ter­fei Müllers und sowie flüchtlings­feindliche bzw. ras­sis­tis­che Parolen abge­druckt waren.
Aktions­bünd­nis zog sich zurück
Nach dem bekan­nt wurde, dass sich das „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ am Dien­stagabend erneut auf dem Märkischen Platz sam­meln und anschließend sog­ar als Demon­stra­tions­block durch die Stadt laufen würde, nahm das Aktions­bünd­nis „Rathenow zeigt Flagge“ Abstand von der Aus­rich­tung ein­er eige­nen Kundge­bung mit „Herz statt Het­ze“. Als Begrün­dung wurde die Ver­mei­dung ein­er „weitere(n) Polar­isierung“ der Lager angegeben. Ein „Auf­bau von Fron­ten“ sei „mit Sicher­heit nicht der Weg zu Lösun­gen im Sinne eines Miteinan­ders in der Stadt Rathenow“, so das Aktions­bünd­nis weit­er. Um sich den­noch zu posi­tion­ieren ver­suchte „Rathenow zeigt Flagge“ das bürg­er­liche Pub­likum des „Bürg­er­bünd­niss­es Havel­land“ mit Fak­ten und Argu­menten zu überzeu­gen. So wur­den beispiel­sweise bere­its am Nach­mit­tag Papp­schilder aufge­hängt, auf dem jew­eils ein Vorurteil und eine entsprechend sach­liche Entkräf­tung abge­druckt waren. Nico Tews vom „Bürg­er­bünd­nis Havel­land“ ging in sein­er Het­zrede tat­säch­lich auch auf diese Plakate ein, tat sie jedoch als „Wisch“ und „Steuergeld­ver­schwen­dung“ ab. Ähn­lich frucht­los blieb das Friedens­ge­bet in der Lutherkirche, dass eben­falls auch als Dia­log ange­boten wurde. Die „besorgten Bürger_innen“ zogen im Schein der Brand­fack­eln ohne Gesprächsin­ter­esse an der Kirche vor­bei. Immer­hin wurde drin­nen zumin­d­est über eine kün­ftige Ver­fahrensweise mit der­ar­ti­gen Ver­anstal­tun­gen berat­en und mögliche Optio­nen erörtert. Konkrete Gege­nak­tio­nen ste­hen aber momen­tan offen­bar immer noch nicht zur Diskus­sion, obwohl die Auf­gabe eines Stan­dortes für direk­te Gegen­proteste indes von eini­gen Men­schen als „Rück­zug“ vor den Het­zern und ihren teil­weise extrem recht­en Anhang kri­tisiert wurde. Die Moti­va­tion für eventuelle Gegen­ver­anstal­tun­gen scheint in der Zivilge­sellschaft momen­tan jedoch auch an dem Missver­hält­nis der Zahlen zu liegen. Zweimal wurde zu Gegenkundge­bun­gen aufgerufen, zweimal war „Rathenow zeigt Flagge“, trotz für Rathenow­er Ver­hält­nisse erhe­blichen Inter­ess­es, in der Min­der­heit. Am Dien­stagabend sam­melten sich zu dem auch nur unge­fähr zehn alter­na­tive bzw. antifaschis­tis­che Jugendlichen für spon­ta­nen Protest in der Berlin­er Straße.
Fotos: hier

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Flucht & Migration

Refugees und Supporter Kongress in Potsdam am 21. November

Berlin/Bran­den­burg-Kongress | 21. Novem­ber 2015 | frei­Land Potsdam
Die Gren­ze ver­läuft nicht zwis­chen „deutsch“ und „nicht­deutsch“, son­dern zwis­chen Oben und Unten!
Auf dem Kongress soll es Raum geben, um Erfahrun­gen in migrantis­chen Kämpfen und deren Unter­stützung und die aktuelle poli­tis­che Sit­u­a­tion zu disku­tieren. Wir wollen Per­spek­tiv­en ein­er gemein­samen Poli­tik entwerfen.
Kommt am 21. Novem­ber nach Pots­dam, um gemein­sam zu disku­tieren, wie ein sol­i­darisch­er und emanzi­pa­torisch­er Kampf gegen die deutsche und europäis­che Asylpoli­tik gelin­gen kann!
| Wo? im frei­Land Pots­dam | Friedrich-Engels-Strasse 22 | 14473 Potsdam)
| Wann? Sam­stag, 21.November von 10:00 bis 20:00 Uhr
Kon­takt: refugees_supporters_potsdam@riseup.net
 
Brandenburg/Berlin – Refugees – And – Sup­port­ers – Meet­ing | 21 Novem­ber 2015 | frei­Land Potsdam
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The bor­der runs not between “Ger­man” and “Refugees”, but between top and bottom!
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The meet­ing should open spaces, to dis­cuss the expe­ri­ences of refugees’ fights and their sup­port­ers as well as the cur­rent polit­i­cal sit­u­a­tion. We want to devel­op a sol­idary and com­mon policy!
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Lets dis­cuss pos­si­bil­i­ties and strate­gies for a sol­idary and eman­ci­pa­to­ry fight against the Euro­pean and Ger­man asy­lum policy!
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| Where? frei­Land Pots­dam | Friedrich-Engels-Strasse 22 | 14473 Potsdam
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| When? Sat­ur­day, 21November von 10:00 a.m. — 08:00 p.m.
/185913438411188/
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mail: refugees_supporters_potsdam@riseup.net
 

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Antifaschismus Geschichte & Gedenken jüdisches Leben & Antisemitismus

Potsdam: Gedenkkundgebung am 09. November

Gedenken29. Novem­ber 1938. Über­all in Deutsch­land wer­den jüdis­che Ein­rich­tun­gen ange­grif­f­en. Schaufen­ster wer­den eingeschla­gen, Men­schen ver­prügelt und umge­bracht. An vie­len Orten wie hier in Pots­dam bren­nen damals die Syn­a­gogen. Die Reich­s­pogrom­nacht war nur der Auf­takt für ein noch viel größeres Ver­brechen: den zweit­en Weltkrieg und die geplante Ver­nich­tung von Mil­lio­nen von Men­schen in ganz Europa. Der Tod ist ein Meis­ter aus Deutschland.
9. Novem­ber 2015. 77 Jahre danach. Über­all in Deutsch­land gedenken Men­schen der Ereignisse von damals, viele wollen aus der Geschichte gel­ernt haben, wollen eine Welt in der Auschwitz oder ähn­lich­es nicht wieder geschehen könne. Doch nicht alle haben ver­standen, nicht alle gel­ernt, nicht alle sucht­en die Auseinan­der­set­zung. Wenn heute wieder tausende Men­schen gegen Geflüchtete demon­stri­eren, Heime angreifen, Men­schen durch die Städte het­zen, ist klar, dass der Hass und der Ras­sis­mus nicht weg sind. Mit dem Abschwächen der recht­en Bewe­gun­gen Ende der 90er Jahre und dem Rück­zug von eini­gen von ihnen in den Unter­grund erschien das Prob­lem eine Zeit lang mar­gin­al­isiert. Aufmärsche wur­den rei­hen­weise gestoppt, eine faschis­tis­che Hege­monie kon­nte dank entsch­ieden­er Inter­ven­tio­nen durch Bil­dung, linke Sub­kul­tur oder mil­i­tante Angriffe in vie­len Dör­fern und Städten gebrochen werden.
Doch schein­bar plöt­zlich sind sie wieder da. Sie sind viele. Der ganz nor­male Bürg­er ist vorn mit dabei. Es gibt kaum Möglichkeit­en der Auseinan­der­set­zung. Die Argu­mente sind irra­tional. Äng­ste, Gefüh­le oder abstruses­te The­o­rien sind in den Augen der­er ger­ade wahr genug um Geflüchtete anzupö­beln oder anzu­greifen. Parolen die nichts erk­lären, eine Kri­tik durch Angepasste an Allem und am Prob­lem vorbei.
Die Gesellschaft steckt in ein­er Krise. Die Repro­duk­tion­s­möglichkeit­en der kap­i­tal­is­tis­chen Ökonomie stock­en. Nur ein Zeichen davon ist die noch die noch nie dagewe­sene Staatsver­schul­dung, ein Anderes, men­schlicheres die Flucht­be­we­gung von Mil­lio­nen aus der aus­ge­beuteten und ver­armten südlichen Hemis­phäre in den reichen Nor­den. In weit­en Teilen der Welt fehlt zunehmend die Grund­lage men­schen­würdi­gen Lebens. Noch nie waren die Waren­samm­lung und die Pro­duk­tivkräfte so groß; und noch nie war die Verteilung des gesellschaftlichen Reich­tums ungerechter. Niemals war klar­er, dass der Kap­i­tal­is­mus keine angemessene Gesellschafts­form für eine sol­i­darische, selb­st­bes­timmte gerechte Zukun­ft sein kann, nie war klar­er, dass Naturbe­herrschung und tech­nis­che Ratio­nal­ität nicht Reich­tum und Nahrung für alle bedeuten wer­den. Ganz im Gegenteil.
Das Sys­tem hat sich mit sein­er Logik tief in das men­schliche Bewusst­sein einge­bran­nt. Es gibt kein Außen, keine Wirtschaft ohne Tausch. Das Ver­hält­nis zwis­chen den Men­schen und das von Men­sch und Natur ist von Aus­beu­tung und dem Streben nach Mehrw­ert geprägt. Eine radikale Kri­tik daran scheint ver­stellt. Ver­stellt auch durch die Kom­plex­ität der Zusam­men­hänge. Da liegt die Flucht in ein­fache Erk­lärun­gen nahe. Doch nicht nur die dumpfen
Her­ren­men­schen mit ihrer deutschen Über­legen­heit­sphan­tasie ver­fall­en darin, vor allem die sozialen Ver­w­er­fun­gen auf wahlweise Aus­län­der, Kom­mu­nis­ten oder Juden zur pro­jizieren. Auch linke Kri­tik darf sich nicht an der Regierung, an den scheiß; Nazis oder den Banken erschöpfen, sie muss das gesellschaftliche Ver­hält­nis ins Visi­er nehmen, analysieren, in Frage stellen und in der Kon­se­quenz umwälzen.
Novem­ber 1918. In Europa tobt der Erste Weltkrieg. Um Ter­ri­to­ri­um und Ein­flusssphären der impe­ri­alen Län­der zu ver­größern ver­rot­ten Mil­lio­nen in den Schützen­gräben in Ost- und Wes­teu­ropa. Das erste Mal seit Men­schenge­denken töten sich Men­schen nach indus­trieller Logik gegen­seit­ig, die Befehlshaber sprechen dabei von “Mate­ri­alschlacht­en”, weil Unmen­gen von Kriegs- und in ihren Augen Men­schen­ma­te­r­i­al an den Fron­ten ver­heizt werden.
Doch am 9. Novem­ber 1918 ist Schluss damit. Über­all im Deutschen Reich, dem maßgeben­den Aggres­sor dieses Krieges revoltieren wie schon 1917 in Rus­s­land in allen großen Städten die Arbeiter_innen und Sol­dat­en gegen Krieg, Hunger und Kap­i­tal­is­mus. Sie machen Rev­o­lu­tion, viele wollen sich nicht länger aus­beuten und ermor­den lassen und lehnen es auch ab die Men­schen auf der anderen Seite der Front sinn­los abzuschlacht­en. In Deutsch­land wird der Kaiser gestürzt der Krieg been­det und schließlich die Rev­o­lu­tion blutig niedergeschlagen.
97 Jahre später ist heute die Erin­nerung nur noch blass. Eine radikale Linke ist mar­gin­al­isiert in Deutsch­land, eine Arbeiter_innenbewegung, die diesen Namen­ver­di­ent ist nicht in Sicht, jede Revolte wurde inte­gri­ert, jed­er Auf­schrei ist doch wieder ver­s­tummt. Doch der Gedanke nach Verän­derung ist noch nicht erloschen und wir durch die gesellschaftlichen Ver­hält­nisse täglich neu reproduziert.
Jahr ein Jahr aus wird uns die Alter­na­tivlosigkeit herrschen­der Poli­tik ver­sichert. Nur wer arbeit­et und sich aus­beuten lässt hat Anrecht auf Teil­habe am gesellschaftlichen Leben, nur die Ansied­lung und Sub­ven­tion­ierung großer Unternehmen steigert den Kon­sum und verbessert die Lebens­be­din­gun­gen, nur die Dereg­ulierung der Märk­te ver­heißen Wohl­stand und Reich­tum, nur der kap­i­tal­is­tis­che Staat und seine Insti­tu­tio­nen entschei­den was richtig ist und was falsch, Wahlen dienen lediglich zur Legit­imierung nicht zur Mitbes­tim­mung. Doch nichts von alle­dem ist wahr. Die Welt und mit ihr die Men­schheit ste­ht am Abgrund. Die Natur wird in einem unver­gle­ich­lichen Aus­maß verödet, aus­ge­beutet und vergiftet, Tier­arten aus­gerot­tet, obwohl es anders möglich wäre, zer­stört der Men­sch seine eigene Reproduktionsgrundlage.
Es ist höch­ste Zeit dem ein Ende zu bere­it­en. Die Logik des Kap­i­tals hat abgewirtschaftet. Lasst uns gemein­sam ver­ste­hen und hin­ter­fra­gen, lassen wir uns nichts mehr gefall­en, ler­nen wir wieder zu kämpfen! Kap­i­tal­is­mus ist ein
soziales Ver­hält­nis und hat eine blutige und grausame Geschichte. Dies müssen wir uns klar machen! Denn es heißt, diese Geschichte hat ein Anfang und ein Ende!
Kurzfristig müssen wir unsere Apathie Über­winden, den Faschis­ten und i“ch bin ja kein Nazi-aber”-Idiot_innen das Leben schw­er machen und ras­sis­tis­che Het­ze unmöglich machen.
Langfristig bleibt die Aus­sicht: Befre­ite Gesellschaft oder Barbarei!

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Flucht & Migration

Für eine menschenwürdige Unterbringung, gegen Abschottung und Abschiebungen!

Die Barn­imer Willkom­mensini­tia­tiv­en begrüßen aus­drück­lich die Auf­nahme Schutz suchen­der Men­schen im Barn­im. In den let­zten Monat­en ist die Zahl der ank­om­menden Flüchtlinge deut­lich gestiegen. Die Anstren­gun­gen für eine men­schen­würdi­ge Unter­bringung müssen von daher deut­lich ver­stärkt werden.
Zur Zeit leben viele Flüchtlinge in soge­nan­nten Über­gangswohn­heimen, Wohn­ver­bün­den und Notun­terkün­ften. Sie wohnen dort in sehr beengten Ver­hält­nis­sen ohne Pri­vat­sphäre. Diese Form der Unter­bringung sorgt für Stress, macht krank, ver­stärkt und führt zu weit­eren Trau­ma­tisierun­gen. Wir fordern daher eine schnell­st­mögliche dezen­trale Unter­bringung von Flüchtlin­gen in Woh­nun­gen. Dabei sollte es selb­stver­ständlich sein, dass den bei uns Schutz suchen­den Men­schen genau­so viel Wohn­raum zuge­s­tanden wird, wie den Men­schen mit deutsch­er Staatsbürgerschaft.
In eini­gen Städten und Gemein­den des Barn­ims gibt es einen hohen Woh­nungsleer­stand. So ste­hen allein in Eber­swalde im Bestand der städtis­chen Woh­nungs­bauge­sellschaft WHG über 700 Woh­nun­gen leer. Diese Woh­nun­gen soll­ten schnell­st­möglich in einen nutzbaren Zus­tand ver­set­zt und als Wohn­raum für Men­schen in dieser Stadt — somit auch Geflüchteten — zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Im berlin­na­hen Raum dage­gen fehlt es an leer­ste­hen­den Woh­nun­gen. Hier
ist der Ein­stieg in den sozialen Woh­nungs­bau drin­gend notwendig.
Vom Land­kreis erwarten wir eine aktive Wer­bung für die Unter­bringung geflüchteter Men­schen in pri­vat­en Woh­nun­gen und Wohnge­mein­schaften vor allem in Städten und in Berlin­nähe, Trans­parenz bei den Bedin­gun­gen der Ver­mi­etung und der Ausstat­tung von Woh­nun­gen, außer­dem eine aus­re­ichende und eng­maschige soziale Beratung und Betreu­ung der Geflüchteten sowie mehr pro­fes­sionelle Unter­stützung für die Hilfsbereiten.
Von manchen Poli­tik­erIn­nen demokratis­ch­er Parteien, aber eben auch von Recht­spop­ulis­ten und recht­en Has­spredi­gern wer­den die in Deutsch­land ank­om­menden Men­schen in gute und böse, in richtige und falsche Flüchtlinge eingeteilt. So wird zum Beispiel Men­schen aus den südos­teu­ropäis­chen Län­dern pauschal unter­stellt, sie hät­ten keine akzept­ablen Gründe für ihre Flucht. Diese Ein­teilung machen wir nicht mit. Wir heißen alle Flüchtlinge im Barn­im willkommen!
Die Bun­desregierung hat angekündigt ver­stärkt Flüchtlinge abzuschieben. Wir wer­den es nicht ein­fach hin­nehmen, dass Men­schen, die bei uns Schutz suchen, abgeschoben werden!
Wir wen­den uns entsch­ieden gegen alle Maß­nah­men die zu ein­er weit­eren Abschot­tung Deutsch­lands und Europas gegen Flüchtlinge führen. Gren­zkon­trollen, Tran­sit­zo­nen, Zäune, die Krim­i­nal­isierung von FluchthelferIn­nen und ähn­lich­es sor­gen vor allem dafür, dass die Men­schen, die fliehen, auf ihrem Weg immer höhere Risiken einge­hen müssen. Es ist die Poli­tik der „Fes­tung Europa“ die ver­ant­wortlich ist für den Tod von tausenden Flüchtlin­gen. Stattdessen braucht es sichere Fluchtwege nach Deutschland.
Für ein men­schen­würdi­ges, selb­st­bes­timmtes Leben für alle!

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