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Die AfD Barnim – eine Bestandsaufnahme der Wahlen

AfD im Kreistag Barnim

Zu den Kreistagswahlen 2019 wurde die AfD mit 15% zur drittstärk­sten Kraft im Barn­im, nur knapp hin­ter CDU (16,2%) und DIE LINKE (15,9%). Im Kreistag Barn­im sitzen nun acht AfD-Mitglieder.

v.l.n.r.: Stef­fen John, Gui­do Didloff, Imre Kindel, Peter Kind, Tilo Wein­gardt, Inka Länger, Hans Link, Jür­gen Neu­mann, Thomas Krieg

Stef­fen John ist Beisitzer im Kreisver­band. Der Karatelehrer aus Pan­ke­tal ist eine zen­trale Fig­ur im Kreisver­band. Er leit­et die „Tora Shotokan“-Karateschule, eine Abteilung der SG Ein­heit Zeper­nick e.V., die in ver­schiede­nen Städten im Barn­im und in Berlin Karatekurse anbi­etet. Zudem arbeit­et er als Ref­er­ent für die AfD im Bun­destag. Er tritt zu den Land­tagswahlen als Direk­tkan­di­dat an.

Hans Link ist Inhab­er der Dedek­tei „Link Secu­ri­ty“ in Bernau sowie des Boxvere­ins „G.T. Profi Link Box­ing“, in welchem lokale Neon­azis trainieren. 2017 nahm er an ein­er Demon­stra­tion der NPD gegen mus­lim­is­che Gebet­sräume in Bernau teil, zu den Red­nern gehörte unter anderem der Berlin­er Neon­azi und NPD-Kad­er Sebas­t­ian Schmidtke. Zu diesem Zeit­punkt gehörte Link bere­its der AfD an. [1] 2009 trat er für Peter Vidas Freie Wäh­ler an, welche mit recht­sradikalen Verbindun­gen in die Presse geri­eten. [2]

Mar­cel Donsch

Neben ihm sitzt Mar­cel Don­sch als Frak­tionsvor­sitzen­der im Kreistag. Der Sports­chütze ist Vor­sitzen­der des Ortsver­ban­des Pan­ke­tal und wie John ein wichtiger Akteur im Kreisver­band. Er sitzt für die AfD in der Gemein­de­v­ertre­tung Zeper­nick. Auf sein­er mit­tler­weile gelöscht­en Face­book­seite schwadronierte er in Bezug auf die alli­ierten Luftan­griffe auf Dres­den 1945 von einem „Bomben­holo­caust“. Dies ist ein bei Neon­azis beliebter Begriff zur Rel­a­tivierung der Shoa. Für Don­sch ist der 8. Mai 1945 kein Tag der Befreiung, son­dern in erster Lin­ie ein Tag der Besatzung, wie wer auf Face­book mit­teilt. Zudem benutzte er in inter­nen Chats die Nazi-Parole „Alles für Deutsch­land!“. Diese, in Deutsch­land ver­botene, Parole war die Losung der SA. Nach­dem zusät­zlich ein Bild der SS auf seinem – zu dieser Zeit ange­blich gehack­ten – Face­book-Account gepostet wurde, wurde gegen ihn im Dezem­ber 2018 ein Parteiauss­chlussver­fahren eröffnet. Dies ist auch mit inner­parteilichen Machtkämpfen zu erk­lären. Von den Vor­wür­fen dis­tanziert sich Don­sch halbherzig.

Klaus-Peter Kulack

Klaus-Peter Kulack ist Vor­sitzen­der des Auss­chuss­es für Bil­dung und Kul­tur und war bis zum Feb­ru­ar 2018 Vor­sitzen­der des Kreisver­ban­des. 2014 trat er für die Freien Wäh­ler (BVB) um Peter Vida zur Kreistagswahl an. Der ehe­ma­lige Musik- und Deutschlehrer unter­richtete am Gym­na­si­um Bernau und der Ober­barn­im-Ober­schule ist für seine ras­sis­tis­chen Reden auf AfD-Kundge­bun­gen bekan­nt. Auf ein­er Demon­stra­tion in Eber­swalde 2017 het­zte er nicht nur gegen Geflüchtete und Linke, son­dern auch gegen die türkische Gemeinde in Deutsch­land, und sagt ganz klar „Wir sind eine antimus­lim­is­che Partei!“. In Bernau rief er auf ein­er AfD-Kundge­bung im Jahr 2018 dazu auf, „dem Gesin­del den Kampf anzusagen!“. Mit Tier­meta­phern phan­tasierte er vom Kampf um die Straße: Die Deutschen soll­ten sich Zähne fletschende, „reißende Wölfe“ zum Vor­bild nehmen, um die Bedro­hung durch Geflüchtete („herge­laufene Nicht­snutze“) zu been­den. Ehe­ma­lige Schüler*innen drück­ten in einem offe­nen Brief ihr Entset­zen über die ras­sis­tis­chen Äußerun­gen ihres Lehrers aus.

Heiko Dicks

Imre Kindel trat 2003 für die recht­spop­ulis­tis­che Schill-Partei zur Kreistagswahl an. Heiko Dicks sitzt bere­its für die AfD im Orts­beirat Zeper­nick, im Kreistag ist er stel­lvertre­tender Frak­tionsvor­sitzen­der. Heinz-Dieter Parys ist eben­falls Stadtverord­neter in Eberswalde.

Der Pen­sionär Nor­bert Bury aus Wan­dlitz trat 2019 nach 33 Jahren aus der CDU aus und für die AfD zur Kreistagswahl an. In seinem Beruf­sleben war er Lei­t­en­der Polizei­di­rek­tor und Stu­di­en­dekan an der Fach­hochschule der Polizei Bran­den­burgs. Ein­blicke in sein poli­tis­ches Denken gewährt er in einem Leser­brief an die „Preußis­che All­ge­meine Zeitung“ vom 30. Novem­ber 2018.

Nor­bert Bury

Dort lässt er sich über die Feier­lichkeit­en anlässlich des 100-jähri­gen Jubiläums der Aus­ru­fung der Repub­lik aus. Dieser Tag sei kein Tag zum Feiern. In seinen Aus­führun­gen lässt er die Dolch­stoßle­gende wieder aufleben: „Während noch unsere Sol­dat­en tief im Fein­des­land standen, ihr Leben für ihr Vater­land ein­set­zten und kein feindlich­er Sol­dat deutschen Boden betreten hat­te (abge­se­hen von Masuren 1914), an der Heimat­front die Men­schen alle Aufopfer­un­gen erbracht­en, fie­len diese ‚roten Gesellen‘ gemein­schaftlich dem ganzen Volk in den Rück­en und attack­ierten die Staats­führung in Gestalt der Monar­chie.“ Let­ztlich hät­ten diese „roten Gesellen“, also Republikaner*innen, Sozialdemokrat*innen und Komunist*innen, die er alle impliz­it als die „inneren Feinde des Volkes“ beschreibt, die Nieder­lage des Deutschen Reich­es zu ver­ant­worten: „Damit liefer­ten sie uns unseren äußeren Fein­den bedin­gungs­los aus, was mit dem Wahnsinns Werk von Ver­sailles endete.“ Kreativ wird Bury im let­zten Abschnitt sein­er geschicht­sre­vi­sion­is­tis­chen Aus­las­sun­gen. Hier führt er aus, dass diese „roten Gesellen“ auch Hitler und den Nation­al­sozial­is­mus „her­vorge­bracht“ hät­ten. Bury ist offen­sichtlich kein Fre­und der Demokratie. Im Gegen­teil, er trauert der „alten Ord­nung“ nach: „[Es ist] nach 100 Jahren an der Zeit, die ide­ol­o­gis­che Ver­teufelung der Monar­chie zu been­den und mit ehrlichem Bemühen die Ver­di­en­ste zum Beispiel der Hohen­zollern über Jahrhun­derte hin­weg für Preußen und dann schließlich für das gesamte Deutsche Reich zu würdi­gen.“ [3]

 

AfD in der SVV Eberswalde

Tilo Wein­gardt ist seit Mai der Vor­sitzende des AfD Kreisver­ban­des. Er trat eben­so wie die Beisitzerin des Kreisver­bands Imre Kindel zur Kreistagswahl 2003 für die recht­skon­ser­v­a­tive/-pop­ulis­tis­che Schill-Partei an, im Sep­tem­ber 2004 stand er auf der Lan­desliste sel­biger. Zudem scheint er ein großer Fre­und der Zeitung „Junge Frei­heit“ zu sein. Die Wochen­zeitung ist ein maßge­blich­es Sprachrohr der neuen Recht­en und stellt so ein Bindeglied zwis­chen Kon­ser­vatismus und extremer Rechte dar. In einem sein­er Leser­briefe schreibt er: „Die Linken wis­sen ganz genau, was sie tun und warum es ihnen so wichtig war, die Nation­al-Sozial­is­ten den Recht­en in die Schuhe zu schieben.“ Dass die Behaup­tung, der Nation­al­sozial­is­mus sei keine rechte Ide­olo­gie und dementsprechend habe die Rechte nichts mit 12 Jahren Ter­ror in Europa, Shoa und Kriegsver­brechen zu tun ist blanker Geschicht­sre­vi­sion­is­mus. Es ver­wun­dert, dass Wein­gardt in seinem recht­en Welt­bild, die Kon­se­quen­zen dieser Ide­olo­gie nicht wahrhaben möchte. Ihm zufolge ist es Zeit für eine „begrif­fliche Umw­er­tung“: „Rechts muß wieder als gut gel­ten, links wieder als schlecht“, schreibt er. Wein­gardt ist „Abteilungsleit­er Schach“ des SV Motor Eber­swalde, aktuell find­et jedoch kein regelmäßiges Train­ing statt. Anscheinend arbeit­et er für den Bun­desvor­stand der AfD.

Ein weit­er­er AfDler mit über­aus prob­lema­tis­chem Ver­hält­nis zum Nation­al­sozial­is­mus ist Thomas Krieg. Er ist der stel­lvertre­tende Vor­sitzende des Kreisver­bands und eben­falls Mit­glied der Eber­swalder Stadtverord­neten­ver­samm­lung. Er betreibt den Copy­shop „Druck­ex­press“ in der Eisen­bahn­straße 86 in Eber­swalde. Von dort aus ver­bre­it­et er Nazi- und AfD-Pro­pa­gan­da. Er druckt beispiel­sweise T‑Shirts, auf denen das Logo der Süßigkeit­en­marke „Hitschler“ in der Form abgeän­dert wurde, dass nur noch „Hitler“ zu lesen ist. Außer­dem erstellt er dort Autoaufk­le­ber auf denen „Wehrma­cht­di­vi­sion“ zu lesen ist, umgeben von „Ruhm“ und „Ehre“. Dort wer­den teil­weise auch die Wahlplakate der AfD gedruckt. Krieg ist laut der Auf­stel­lungsliste zur Kom­mu­nal­wahl in Joachim­sthal gemeldet.

Das zu “Hitler” ver­fremdete Hitschler-Logo
Bek­le­bun­gen mit dem Schriftzug “Wehrma­chts Divi­sion – Ruhm und Ehre”, im Hin­ter­grund Krieg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Flo­ri­an Eber­hardt sind aktuelle einzig seine Reini­gungskün­ste in Sachen Graf­fi­ti auf der Web­seite sein­er Fir­ma zu begutacht­en. Der Gebäud­ere­iniger ist bei der Handw­erk­skam­mer gelis­tet, als Adresse ist die Anne-Frank-Straße 12 in Eber­swalde angegeben. Wie über Eber­hardt ist über Sab­ri­na und Heinz-Dieter Parys wenig bekan­nt, für Aufre­gung sorgten sie trotz­dem. Direkt zur Kon­sti­tu­tion der Stadtverord­neten­ver­samm­lung machte das Gerücht die Runde, dass die Parys ihre eigene Frak­tion bilden wollen. Antreten, Einziehen und Aus­treten mit anschließen­dem Eigen­brötlern hat in der AfD eine gewisse Tra­di­tion. Aktuell ste­hen bei­de noch als Mit­glieder der AfD-Frak­tion auf der Web­seite der Stadt.

Flo­ri­an Eberhardt
Heinz-Dieter Parys
Sab­ri­na Parys

Landtagskandidat(en) im Barnim

Roman Kuf­fert gibt Däumchen

Zur Land­tagswahl tritt Roman Kuf­fert aus Pots­dam im Wahlkreis 13 – Barn­im 1 und auf der Lan­desliste (Platz 23) an. The­ma­tisch beschränkt sich sein Wahlkampf auf die Abgren­zung von den ver­meintlichen Alt­parteien, Heimat­tümelei und die Aus­sage er werde zum Wan­del in der Lan­despoli­tik beitra­gen. Kuf­fert wohnt nicht nur in Pots­dam, er ist dort auch haupt­säch­lich aktiv, so bei Infos­tän­den oder durch die Betreu­ung der Face­book-Präsenz der Pots­damer AfD. Für diese trat er auch zur Kom­mu­nal­wahl an und ist im Auss­chuss Kul­tur und Wis­senschaft sachkundi­ger Ein­wohn­er. Eine Verbindung zum Barn­im scheint es nicht zu geben, ver­mut­lich ist sein Antritt tak­tis­ch­er Natur um den Direk­tkan­di­daten­platz zu füllen. Im Wahlkreis 14 – Barn­im 2 tritt Hans Link an, im Wahlkreis 15 – Barn­im 3 Stef­fen John.

Instagram-Account

In den sozialen Net­zw­erken benutzt die AfD Barn­im munter Nazi­parolen und ist sich auch für plumpen Ras­sis­mus nicht zu schade.Auf einem geposteten Bild prangt der Ausspruch “Deutsch­land erwache!”. Dieser stammt ursprünglich aus dem von Diet­rich Eckart ver­fassten Sturm­lied, welch­es 1920 ent­stand und später von der SA (Sturmabteilung) als Hymne über­nom­men wurde. Diet­rich Eckart, ein beken­nen­der Nation­al­sozial­ist, trug dieses Lied häu­fig auch bei NSDAP-Parteiver­samm­lun­gen vor. Der Ausspruch ‚Deutsch­land erwache’ wurde ein­er der wichtig­sten Pro­pa­gan­dasprüche der NSDAP und ist heute in neon­azis­tis­chen Kreisen sehr beliebt. Auf der Insta­gram-Seite der AfD Barn­im taucht er vor drama­tisch rot und gelb gefärbtem Him­mel und der schwarzen Sil­hou­ette des Bran­den­burg­er Tors auf, über dem Slo­gan “Wir sind das Volk!”.

Zwei weit­ere Bilder zeigen den Ausspruch “Deutsch­land, Deutsch­land über alles, über alles in der Welt.” Darunter ein Adlerkopf. Dieses Zitat entstammt der ersten Stro­phe des Liedes der Deutschen, von August Friedrich Hoff­mann von Fall­er­sleben aus dem Jahr 1841. Das Lied war schon zur Zeit der Entste­hung sehr umstrit­ten, da die erste Stro­phe auch besagt: “… von der Maas bis an die Memel” und “… von der Etsch bis an den Belt”, wom­it Gebi­ete gemeint sind, die sich in Bel­gien, Däne­mark und Ital­ien befind­en. Das Lied wurde unter Friedrich Ebert zur Nation­al­hymne der Weimar­er Repub­lik am 11.08.1922 erk­lärt. In Zeit­en Nazideutsch­lands wurde direkt nach der ersten Stro­phe des Liedes das Horst-Wes­sels-Lied, Partei­hymne der NSDAP, gesun­gen und damit die Ausweitung des “Großdeutschen Reich” propagiert. Auch die Trup­pen der Wehrma­cht san­gen das Lied der Deutschen beim Ein­marsch in über­fal­l­ene Gebi­ete. Unter Björn Höcke wurde schon ver­mehrt das Lied der Deutschen auf den Tre­f­fen des „Flügels“ voll­ständig gesungen.

 

 

 

 

 

 

Weit­er­hin gibt es ein Bild in dessen Hin­ter­grund ein Totenkopf mit Wehrma­cht­shelm den Text “… es wird Zeit, die alten Geis­ter zu rufen” unter­stre­icht. Unter der Über­schrift “Deutsch­land 2030” wird ein Foto von einem blonden Kind gezeigt, welch­es von ein­er Gruppe dunkel­häutiger Kindern umringt ist. Ursprünglich stammt dieses Bild von der Indi­en­reise ein­er Aus­tralis­chen Fam­i­lie. Die AfD Barn­im ver­sieht den Beitrag unter anderem mit den Hash­tags “#ret­tet­deutsch­land #blonde #Kinder #vom #ausster­ben #bedro­ht” sowie “#blaue #augen”. Sowohl das Bild, als auch die entsprechen­den Hash­tags bein­hal­ten biol­o­gis­tis­chen Ras­simus. Das ver­meintliche Ausster­ben der “weißen Rasse” ist ein zen­trales Ele­ment von “White Supremacy”-Ideologie, ein­er ange­blichen bzw. erträumten weißen Vorherrschaft. Naziter­ror­is­ten, wie in El Paso, Christchurch und Utøya, legit­imieren mit dieser Ide­olo­gie ihre Morde. Im Beitrag wird Deutsch­land “weiß” kon­stru­iert, was es in dieser Form zu erhal­ten und beschützen gelte.

Ein weit­eres Beispiel für die Ver­bre­itung von Ras­sis­mus: Auf einem Bild wird ein oberkör­per­freier dunkel­häutiger Mann gezeigt, der eine weiße, nack­te, blonde Frau zu Boden ringt und fes­thält. Die Hash­tags dazu laut­en neben “#islam” und “#kul­turbere­icher­er” auch “#blonde #Frauen #dun­kle #män­ner”. Hier wer­den Verge­wal­ti­gun­gen für ras­sis­tis­che Het­ze instru­men­tal­isiert und mit der ver­meintlichen Sex­u­al­ität von mus­lim­is­chen bzw. dunkel­häuti­gen Män­nern iden­ti­fiziert. Die AfD appel­liert weit­er an “deutsche Mäd­chen” sich nur mit Deutschen einzu­lassen: “Liebe deutsche Mäd­chen, so toll und inter­es­sant ihr diese fremdländis­chen Män­ner auch find­et, heiratet sie nie, egal, was sie Euch ver­sprechen, denn es kann sein, das sie Euch Eur­er Frei­heit berauben.”, heißt es auf dem Instagram-Account.

Ein weit­er­er Beitrag belegt die Verbindung zu ein­er extrem recht­en Organ­i­sa­tion. Unter der Über­schrift “Respect” wer­den drei Män­ner gezeigt, die ein migra­tions­feindlich­es Trans­par­ent hal­ten und Jack­en mit der Auf­schrift “Sol­diers of Odin” tra­gen. Dies ist eine in Finn­land ent­standene “Bürg­er­wehr”, deren führende Mit­glieder bekan­nte mil­i­tante Neon­azis sind. Auch in Deutsch­land gibt es Grup­pen unter diesem Namen, die zum Teil vom Ver­fas­sungss­chutz beobachtet werden.

Zusammenarbeit mit NPD

Neben dieser inhaltlich extrem recht­en Posi­tion­ierung und der damit ein­herge­hen­den Het­ze, gibt es auch eine organ­isatorische Zusam­me­nar­beit mit anderen Akteur*innen des extrem recht­en Spek­trums im Barn­im. So hielt Joachim Schaaf, zu dem Zeit­punkt stel­lvertre­tender Vor­sitzen­der des AfD-Kreisver­ban­des, am 14.07.2017 in Bernau eine Rede auf ein­er von der NPD Barn­im und der NPD Pankow organ­isierten Demon­stra­tion gegen „Islamisierung“. Am 17. Juni 2018 unter­nahm die AfD Barn­im einen gemein­samen Aus­flug zur Berlin­er Mauer mit den Kam­er­aden der NPD. Weit­ere Koop­er­a­tio­nen gab es im Juli und Sep­tem­ber 2018, eben­falls in Bernau. Auf den dor­ti­gen Kundge­bun­gen der AfD waren NPD-Mit­glieder präsent, deut­lich erkennbar durch T‑Shirts mit der Auf­schrift „Schutz­zone“. [4] Ein­er der NPD-Aktivis­ten, Andreas Rokohl, ein bekan­nter Neon­azi aus Bernau, der vor eini­gen Jahren linke Jugendliche kör­per­lich angriff, war offen­sichtlich für die Fotodoku­men­ta­tion der Kundge­bung zuständig: Er trug eine Arm­binde mit der Auf­schrift „Medi­en“. Auf der AfD-Kundge­bung im Sep­tem­ber betrieb die NPD mit ihrer „Schutzzone“-Kampagne einen Infotisch.

Links außen: Andreas Rokohl, mitte mit Anzug: Mar­cel Donsch

Das zeigt, was von den for­malen, halb­herzi­gen Abgren­zun­gen der AfD zur NPD zu hal­ten ist. 2017 hat­te Klaus-Peter Kulack mit Inter­view mit der MOZ behauptet, mit der NPD wolle er „nichts zu tun haben“. Passender scheint hinge­gen die Aus­sage des AfDlers Dubravko Mandic zu sein, der schon 2014 zugab: “Von der NPD unter­schei­den wir uns vornehm­lich durch unser bürg­er­lich­es Unter­stützerum­feld, nicht so sehr durch Inhalte.”


[1] https://inforiot.de/islamfeindliche-demo-in-bernau/
[2] https://inforiot.de/and-the-winner-is/
[3] http://archiv.preussische-allgemeine.de/2018/paz2018-48.pdf S.20
[4] https://inforiot.de/auswertung-rechter-aktivitaeten-2018-im-barnim/

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Antifaschismus

Mehr als 1000 Menschen demonstrieren gegen Rechts und für mehr Solidarität

Auf Pots­dams Straßen spiegelte sich heute wider, was ganz Europa bewegt. Unter dem Mot­to “Wer schweigt, stimmt zu. Gegen Recht­sruck und für eine sol­i­darische Gesellschaft” zog ein bunter Zug antifaschis­tis­ch­er Kräfte vom Babels­berg­er Luther­platz durch Zen­trum Ost bis zum Platz der Ein­heit in der Pots­damer Innen­stadt. Bei den bevorste­hen­den Land­tagswahlen geht es ums Ganze. Am Platz der Ein­heit grüßte die Ver­samm­lung die Coal and Boat Demon­stra­tion, welche für den Kohleausstieg in Bran­den­burg unter­wegs war. Viele Straßen Pots­dams waren durch bei­de Ver­anstal­tun­gen für cir­ca vier Stun­den lahm gelegt. Und bei­de The­men hän­gen zusammen.
Die AfD und andere recht­sna­tion­al­is­tis­che Kräfte leug­nen die Schuld der Indus­trielän­der an der Kli­maverän­derung. Sie het­zen gegen diejeni­gen, die den glob­alen Nor­den in der Ver­ant­wor­tung sehen: Denn wo es keine Mitschuld gibt, gäbe es schließlich auch keine Pflicht, Men­schen in Europa aufzunehmen, die wegen kli­ma­tis­chen Bedin­gun­gen sowie daraus resul­tieren­den poli­tis­chen Bedro­hungsla­gen flücht­en müssen. “Ich finde
es toll, dass in Pots­dam heute bei­de Bewe­gun­gen auf die Straße gehen und so deut­lich wird, dass wir in Bran­den­burg nicht nur Nazis haben, son­dern auch viele Men­schen, die sich für Klim­agerechtigkeit und Men­schen­rechte ein­set­zen!” sagte eine Teilnehmerin.
Grüße wur­den auch aus Bran­den­burg an der Hav­el ver­lesen: Zur sel­ben Zeit ver­anstal­tete die AfD dort ein soge­nan­ntes” Bürg­er­fest”. Kalb­itz und Gauland brin­gen dort ihre manip­u­la­tive Het­zte mit­samt Bratwürstchen unter die Leute. In Rufweite hat sich bunter Gegen­protest auf dem Kathari­nenkirch­platz zusam­menge­fun­den: Bürger*innen, Parteien, Jugend- und Geflüchtetenor­gan­i­sa­tio­nen stell­ten sich hier den ganzen Tag gegen nation­al­istsche Pro­pa­gan­da und organ­isierten ein lebendi­ges Fam­i­lien­fest mit live-Musik. Nach dis­em Tag ist eines gewiss: Wahler­folge hin oder her, Bran­den­burg ist stärk­er als der rechte Irrsinn.

Wir haben nichts zu ver­lieren. Wir haben eine Welt zu gewinnen!

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Lars Schieske: AfD-Kandidat im Nazi-Shirt

INFORIOT Wahrschein­lich wird die AfD bei den Land­tagswahlen am 1. Sep­tem­ber stärk­ste poli­tis­che Kraft in Cot­tbus. Ein­er der Direk­tkan­di­dat­en mit gar nicht so schlecht­en Chan­cen auf ein Land­tags­man­dat ist Lars Schieske. Auf ver­schiede­nen Medi­en, unter anderem mit­tels Youtube-Videos, wirbt die AfD für ihn.

Schaut man auf eines dieser Videos, offen­baren sich die Sym­pa­thien den Direk­tkan­di­dat­en für mil­i­tante Neon­azis. Zu sehen ist in dem Clip aus dem Juli 2019 eine Kaf­feeklatsch-Runde von AfD-Leuten, mit­ten­drin auch Schieske. Er trägt ein weißes T‑Shirt, auf dem vorn ein stil­isiert­er schwarz­er Wolf­skopf abge­bildet ist, auf der Rück­seite ist der Schriftzug “Revolte für die Heimat” zu erah­nen. Das Motiv hat es dur­chaus in sich, denn es han­delt sich um ein T‑Shirt der mil­i­tan­ten Neon­azi-Gruppe „HMTLBE-Crew“ aus Süd­bran­den­burg. Das Klei­dungsstück wird über den Insta­gram-Kanal der Gruppe vertrieben.

Unüberse­hbar ist auf diesem Insta­gram-Kanal, online seit Mitte 2018, der mil­i­tante Charak­ter der “HMTLBE-Crew”. “HMTLBE” soll das ver­gle­ich­sweise harm­lose “Heimatliebe” abkürzen. Bedi­ent wer­den Diskurse der Neuen Recht­en und der klas­sis­chen Neon­azi-Szene, es gibt Dro­hun­gen und Beken­nt­nisse zur Gewalt gegen poli­tis­che Geg­n­er mit Schla­gring und ein Beken­nt­nis zur Sab­o­tage des Wagens von #cot­tbu­sist­bunt beim Rosen­mon­tag­sumzug 2019. “HMTLBE” hat per­son­elle Über­schnei­dun­gen zur 2012 ver­bote­nen Gruppe “Spreelichter”. Auf einem Foto posiert die “HMTLBE”-Gruppe beim Kampfsport.

Wenn ein AfD-Kan­di­dat wie Schieske öffentlich ein T‑Shirt ein­er regionalen und mil­i­tan­ten Neon­azi-Gruppe trägt, dann ist das ein offen­sives Pos­i­tivbeken­nt­nis zur Extremen Recht­en der Region. Wie bei den Fällen von Daniel Pom­merenke, Jean-Pas­cal Hohm oder Paul Meier wird dies wahrschein­lich keine partei­in­ter­nen Kon­se­quen­zen für Schieske haben.

Schieske ist seit 2018 für die AfD aktiv. Im Rah­men ein­er Kon­tro­verse um eine Aktion vom ihm in sein­er Funk­tion als Feuer­wehrmann am Rand ein­er Demon­stra­tion des des ras­sis­tis­chen Vere­ins “Zukun­ft Heimat” näherte er sich dieser Grup­pierung öffentlich an, trat als Red­ner auf und bekan­nte sich zur AfD. Mit­tler­weile ist er nicht nur Direk­tkan­di­dat im Wahlkreis 44, son­dern auch Beisitzer im Cot­tbuser AfD-Kreisvorstand.

Kaffeekränzchen mit Nazi-Shirt
Kaf­feekränzchen mit Nazi-Shirt
Nazi-Shirt in der Seitenansicht
Nazi-Shirt in der Seitenansicht
Schieske mit Haberstroh bei ZH-Demo
Schieske mit Haber­stroh bei ZH-Demo
HMTLBE-Instagram-Post mit Schlagring
HMTLBE-Insta­gram-Post mit Schlagring
HMTLBE-Poserbild mit Spreelichter-Aktivisten
HMTLBE-Poser­bild mit Spreelichter-Aktivisten
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Kundgebung gegen AfD Großveranstaltung in Eberswalde

Wir tre­f­fen uns am alten Eber­swalder Bus­bahn­hof, vor dem Jugend­club Sti­no um 14:30. Wir wer­den dann um 14:45 Uhr von dort über die Eisen­bahn­brücke laufen und rechts in den Bahn­hof­s­ring abbiegen. Der Kundge­bung­sort ist der Busstellplatz, links vom Bahnhofsring.

Die AfD ver­sucht weit­er sich das Deck­män­telchen ein­er “nor­malen” Partei überzuw­er­fen. Im Bran­den­bur­gis­chen Wahlkampf ver­sucht sie es mit “Volks­festen”, “Fam­i­lien­festen” und “Großver­anstal­tun­gen”, wie sie es nen­nen, auf den Mark­t­plätzen ver­schieden­er Städte.

Für Sam­stag, den 24.08. in Eber­swalde haben sich u.a. fol­gende Gestal­ten angemeldet:
Mar­tin Reichardt (AfD sach­sen-Anhalt), Dr. Got­tfried Curio (MdB), Bir­git Bessin (MdL) und Bran­den­burgs Spitzenkan­di­dat Andreas Kalbitz.

Jed­er einzelne dieser recht­en Het­zer wäre eine eigene Kundge­bung wert. In Eber­swalde protestieren wir gemein­sam gegen die Nor­mal­isierung von Men­schen­feindlichkeit, gegen rechte Het­ze und für ein sol­i­darisches und buntes Eberswalde!

Kommt zahlre­ich!
Bringt euch ein!
Zeigt bunt und kreativ euren Protest!

Wir freuen uns auf euch!

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Antifaschismus Wohnen & Stadt

Schöner leben ohne Nazis – Musiksommer

Schön­er leben ohne Nazis – Musik­som­mer organ­isiert von #unteil­barE­ber­swalde

Wir wollen ein Zeichen für eine offene und vielfältige Gesellschaft set­zen und uns gegen Hass, Het­ze und Gewalt stellen. Zu den kom­menden Land­tagswahlen kön­nen aber Kräfte ans Rud­er kom­men, die etwas ganz anderes im Sinn haben und im End­ef­fekt eine offene Gesellschaft abschaf­fen wollen! 

Lasst uns laut wer­den und Offen­heit und Vielfalt beim “Schön­er Leben ohne Nazis Musik­som­mer” in Eber­swalde feiern! 

Mit dabei sind bish­er fol­gende Bands: TAG X, Mar­vin Schef­fold, code:GAMMA, MC Kar­turn and Friend (ange­fragt) Reden, Talks und Ausstellungen. 

Los geht’s am 17.08. um 16:00 Uhr auf dem Eber­swalder Marktplatz! 

Wir sind viele und wir sind laut! 

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus

Wir lassen uns nicht hetzen — Brandenburg bleibt bunt

Liebe Fre­undin­nen und Fre­unde, liebe Bran­den­burg­erIn­nen, die AfD ver­sucht weit­er, sich das Deck­män­telchen ein­er “nor­malen” Partei überzuw­er­fen. Im Bran­den­bur­gis­chen Land­tagswahlkampf ver­anstal­tet sie dafür eine Rei­he von nur schein­bar harm­los anmu­ten­den “Volks­festen” auf den Mark­t­plätzen ver­schieden­er Städte. Auf diesen Ver­anstal­tun­gen mit Hüpf­burg und Bratwurst treten dann die bekan­nten Gesichter dieser Partei auf und brin­gen die spal­tenden Botschaften unter die ZuhörerInnen.

Am 18.8. ist es in unser­er Stadt so weit. Zwis­chen 15 und 20 Uhr wird ein solch­es „Fest“ unter Beteili­gung der AfD- Größen Alexan­der Gauland- MdB AfD, Got­tfried Curio- MdB AfD, Bran­den­burgs Spitzenkan­di­dat Andreas Kalb­itz- MdL AfD, Den­nis Hohloch- Junge „Alter­na­tive“, Stef­fen Kotré- MdB AfD und lokalen VertreterIn­nen stattfinden.

Nicht ohne Widerspruch!
In Bran­den­burg protestieren wir in einem bre­it­en Bünd­nis gemein­sam gegen die Nor­mal­isierung von Men­schen­feindlichkeit, gegen rechte Het­ze und für ein sol­i­darisches und buntes Bran­den­burg und ver­anstal­ten dafür in Hör- und Sichtweite der AfD ein poli­tis­ches Fam­i­lien­fest am Kathari­nenkirch­platz rund um die Post­säule. Wir stellen uns damit gegen die drama­tis­che poli­tis­che Ver­schiebung: Ras­sis­mus und Men­schen­ver­ach­tung sind gesellschafts­fähig. Was gestern mehrheitlich noch undenkbar war und als unsag­bar galt, ist heute Real­ität. Human­ität und Men­schen­rechte, Reli­gions­frei­heit, Rechtsstaat und das europäis­che Haus wer­den offen ange­grif­f­en. Es ist ein Angriff, der uns allen gilt.

Ganz Europa ist von ein­er nation­al­is­tis­chen Stim­mung der Entsol­i­darisierung und Aus­gren­zung erfasst. Kri­tik an diesen unmen­schlichen Ver­hält­nis­sen wird gezielt als real­itäts­fremd dif­famiert. In dieser Sit­u­a­tion lassen wir nicht zu, dass Sozial­staat, Flucht und Migra­tion gegeneinan­der aus­ge­spielt wer­den. Wir hal­ten dage­gen, wenn Grund- und Frei­heit­srechte weit­er eingeschränkt wer­den sollen.

Kommt zahlre­ich! Bringt Euch ein! Zeigt bunt und kreativ Euren Protest!
— 18.8.2019
— 14 bis 20 Uhr
— Katharinenkirchplatz/ Postsäule

Aktio­nen und Mit­machange­bote: Straßenthe­ater, Straßenkrei­de- Work­shop, Slack­line, Live-Graf­fi­ti, Live- Musik, viele Rede­beiträge, Hüpf­burg, Kinder­schminken, Kuchen gegen Pro­pa­gan­da- tausche recht­es Info­ma­te­r­i­al gegen ein Stück Kuchen, Klei­der- Spielzeug­börse, Offenes Mikro­fon, Infos­tände der Organ­isatorIn­nen, Waf­fel­bäck­erei, Pop­corn und vieles mehr

Bünd­nis­part­ner: Die Organ­isatorIn­nen, AkteurIn­nen und Unter­stützerIn­nen des poli­tis­chen Fam­i­lien­festes sind organ­isiert oder aktiv in Linksju­gend sol­id, Jusos, Grüne Jugend, Die Linke, SPD, DKP, Bünd­nis 90/ Die Grü­nen, Kleinkun­st Bran­den­burg e.V., Wir e.V., Café Con­tact, ev. Kirchen in Bran­den­burg, Die Alt­städter e.V., Art­Box, Roll­club e.V., Buntes Kollek­tiv, Tol­er­antes Bran­den­burg, DGB, ver­di, Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit, Kein Bock auf Nazis, Berlin- Bran­den­bur­gis­che Aus­lands­ge­sellschaft e.V./ BBAG, Auf­ste­hen gegen Nation­al­is­mus, Die Falken, Demokratis­ch­er Frauen­bund- Lan­desver­band Bran­den­burg e.V., Jugend Kul­tur­fab­rik Bran­den­burg e.V., Team Klei­der- Ursel, See­brücke Bran­den­burg an der Hav­el, die Fri­days for Future Bewe­gung Bran­den­burg an der Hav­el und viele, viele weit­ere Bürg­erIn­nen, die für eine sol­i­darische Gesellschaft ohne Aus­gren­zung Flagge zeigen wollen

Wir freuen uns auf Euch

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(Anti-)Rassismus (Anti)militarismus Antifaschismus Parlamentarismus

Die Preußen haben Angst vor Multikulti

Die Preußen haben Angst vor Multikulti, aber nicht vor‘m Klimawandel! — Eine Analyse zum Wahlprogramm der AfD Brandenburg

Schon in der Ein­leitung wird deut­lich: Die AfD fokussiert sich in ihrem Wahl­pro­gramm zur bran­den­bur­gis­chen Land­tagswahl 20191 auf die preußis­che Geschichte und reizt dieses The­ma bis zum Let­zten aus. „Bran­den­burg-Preußen“2 ist das große Vor­bild der extrem recht­en Partei, egal ob bei der Ein­wan­derungs- oder Bil­dungspoli­tik. Die ein­seit­ige Rezep­tion führt zu einem verk­lären­den, klis­chee­be­lade­nen Preußen-Bild, nach dessen „Sekundär­tu­gen­den“3 (Pünk­tlichkeit, Ord­nung, Fleiß usw.) und welt­poli­tis­ch­er Bedeu­tung man sich sehnt. Den Gege­nen­twurf dazu bildet das Bran­den­burg unter der Herrschaft der „Alt­parteien“, die durch ihre ver­fehlte Poli­tik (in erster Lin­ie durch eine Förderung der Ein­wan­derung) das Land ruinieren: „So wollen uns die Alt­parteien eine mul­ti­kul­turelle Gesellschaft aufzwin­gen. Dabei zeigen zahlre­iche Beispiele aus der Geschichte, dass Mul­ti­kul­tur­al­is­mus eine Quelle von Kon­flik­ten ist.“4 Doch noch ist nicht alle Hoff­nung ver­loren – die AfD kann das Land noch vor dem vol­len­de­ten Schreck­ensszenario retten.

Idyl­lis­che Land­schaften will die AfD zurück­holen. Von wem sie zurück­ge­holt wer­den sollen, wird beim Blick in das Pro­gramm schnell klar.

Das Pro­gramm hält also wenig Über­raschen­des bere­it. Viele Forderun­gen find­en sich so oder ähn­lich auch bei anderen Parteien wieder (wer hat schon was gegen gerin­gere Kitage­bühren oder den Bre­it­ban­daus­bau?), ide­ol­o­gisch wird es, wie bere­its angedeutet, bei allen The­men, die sich mit den Topoi Bevölkerungsen­twick­lung, Migra­tion oder Sicher­heit verbinden lassen: Dem demographis­che Wan­del muss drin­gend etwas ent­ge­genge­set­zt wer­den; daher will die AfD die Geburten­rate durch die Unter­stützung von Eltern wieder anheben. Einen Aus­gle­ich durch Ein­wan­derung lehnt die Partei allerd­ings strikt ab – da bleibt sie dann doch lieber kon­se­quent völkisch, denn: „Die unkon­trol­lierte Massen­zuwan­derung der ver­gan­genen Jahre hat den sozialen Frieden in unserem Land schw­er beschädigt und zu ein­er Spal­tung der Gesellschaft geführt.“5.

In sicher­heit­spoli­tis­chen Fra­gen set­zt die Partei auf eine gle­ichzeit­ige Aufrüs­tung und Abschot­tung: Videoüberwachung und Gesicht­serken­nung sollen aus­geweit­et, das Waf­fenge­setz gelock­ert (offen­bar bedi­ent die AfD hier die ihr nahe ste­hende Hobbyschütz*innen- und Jäger*innen-Lobby, denn der Abschnitt zu diesem The­ma ist außergewöhn­lich detail­liert) und Gren­zkon­trollen wieder einge­führt wer­den, „um den ‚Ein­bruch­touris­mus‘ als Erschei­n­ungs­form der Tran­sitkrim­i­nal­ität zu unterbinden.“6 Krim­inelle Ausländer*innen seien vielmehr die Regel statt die Aus­nahme (das erfährt der*die nor­male Bürger*in nur deshalb nicht, weil in der medi­alen Berichter­stat­tung immer der Migra­tionsh­in­ter­grund ver­schwiegen wird), weshalb sie sich „für Änderun­gen der rechtlichen Rah­menbe­din­gun­gen zur Bekämp­fung der Aus­län­derkrim­i­nal­ität ein­set­zen“7 und auch das Polizeiauf­gabenge­setz entsprechend anpassen wollen. Als konkrete Maß­nahme schla­gen sie mehr Polizei und beispiel­sweise die Wieder­eröff­nung der Frank­furter JVA und deren Mit­nutzung als Abschiebezen­trum für Geflüchtete vor. Die Kosten für die Haft und die Abschiebung sollen die Betrof­fe­nen dann auch selb­st zahlen.

Auch im punc­to Sozialleis­tun­gen unter­schei­det die AfD zwis­chen Deutschen und Nicht-Deutschen: Finanzielle Unter­stützung will die AfD nur Ersteren zugute kom­men lassen. „Sozialleis­tun­gen sind für die sozial schwachen Mit­glieder unser­er Sol­i­darge­mein­schaft gedacht. Es ist für uns nicht hin­nehm­bar, bestand­skräftig aus­reisepflichti­gen Aus­län­dern Sozialleis­tun­gen zu gewähren, anstatt umge­hend ihre Aus­reise zu erwirken.“8

In der Bil­dungspoli­tik set­zt man, dem Leit­mo­tiv des Pro­gramms fol­gend, ganz auf Sekundär­tu­gen­den, Kopfnoten, Leis­tungs­druck und die Separierung von leis­tungsstarken und leis­tungss­chwächeren Schüler*innen. Die Auslese von Kindern soll durch eine strenge Gliederung (fol­gerichtig wird der Gesamtschule eine Absage erteilt) und einen Verzicht auf die Inte­gra­tion von Kindern mit Behin­derung in das Regelschul­sys­tem möglichst früh vorgenom­men werden.

Die Partei hat darüber hin­aus Zweifel daran, dass der Kli­mawan­del men­schengemacht ist, und will zudem den Aus­bau erneuer­bar­er Energien stop­pen sowie das Paris­er Klimabkom­men aufkündi­gen. Kon­se­quent, dass sie daher auch an der Gewin­nung von Braunkohle fes­thal­ten will. Sie haben die Zeichen der Zeit wohl nicht erkan­nt. Es beste­ht aber zumin­d­est die Hoff­nung, dass die Partei bei zukün­fti­gen Wähler*innengenerationen schlechter abschneidet.

Heimat und Iden­tität sind die zen­tralen Ansatzpunk­te der Partei; sie fordert ganz in Trump‘scher Rhetorik „Bran­den­burg zuerst!“9, will das Tra­gen des Kopf­tuchs in öffentlichen Ein­rich­tun­gen ver­bi­eten und bedauert, dass Deutsch mit­tler­weile keine Wis­senschaftssprache mehr ist und inzwis­chen auch noch durch gen­derg­erechte Ansätze verun­stal­tet wird. Es fällt den AfDler*innen offen­bar schw­er, sich in ein­er glob­al­isierten Welt und ein­er sich aus­d­if­feren­zieren­den Gesellschaft zurecht zu find­en. Man sehnt sich nach Klarheit. Die Hugenott*innen, die nach dem Dreißigjähri­gen Krieg nach Preußen ein­wan­derten, sehen sie als vor­bild­haft, weil sie gut aus­ge­bildet und kul­turell leicht inte­grier­bar an, während beson­ders außereu­ropäis­che Migrant*innen abgelehnt wer­den: „Die Todesstrafe, die Unter­drück­ung von Frauen und Mäd­chen oder die fehlende Tol­er­anz gegenüber anderen Weltan­schau­un­gen, wie sie in islamis­chen Län­dern an der Tage­sor­d­nung sind, haben in unserem aufgek­lärten Land Bran­den­burg nichts zu suchen.“10 Der Ruf nach Tol­er­anz mutet, ob der aus­gren­zen­den Ide­olo­gie der völkischen Recht­en, schon sehr skur­ril an. Die Ein­teilung nach ökonomisch nüt­zlichen und nut­zlosen Men­schen zieht sich, gekop­pelt an ras­sis­tis­che Dif­feren­zierun­gen, durch das ganze Wahl­pro­gramm. Men­schen wer­den wie eine ver­schieb­bare Masse behan­delt, wenn es heißt: „Wie unsere Geschichte gezeigt hat, liegt ein unverzicht­bar­er Teil unser­er staatlichen Sou­veränität darin, über die Qual­ität und Quan­tität der Ein­wan­derung selb­st zu bes­tim­men.“11

Bei so viel all­ge­mein­er Geschichts­duse­lei im Wahl­pro­gramm darf auch der Nation­al­sozial­is­mus und der Zweite Weltkrieg nicht fehlen. An zwei Stellen behan­delt die Partei dieses The­ma: „Bei der Darstel­lung der nation­al-sozial­is­tis­chen Schreck­en­sh­errschaft und ihrer bis heute andauern­den Fol­gen ist auch die Rolle des Einzel­nen in einem total­itären Staat zu behan­deln, um den Wert indi­vidu­eller Frei­heit­en zu erfahren.“12 und: „Ob als ‚ver­misst‘ an unbekan­nter Stelle in einem Einzel­grab ver­schar­rt oder einge­bet­tet in Mas­sen­gräber – viele Sol­dat­en liegen nach wie vor auf den Schlacht­feldern der bei­den Weltkriege. Wir wollen das Auffind­en dieser bis­lang namen­losen Kriegstoten finanziell fördern, so dass diese ein würdi­ges Begräb­nis erfahren kön­nen. Hier­bei machen wir keinen Unter­schied, ob es sich um Ange­hörige der preußisch-deutschen Armee, der pol­nis­chen Armee, der Wehrma­cht oder der Roten Armee han­delt. Wir wollen sämtlich­er tot­er Sol­dat­en gedenken, da diese für uns eine Mah­nung zum friedlichen Zusam­men­leben mit unseren Nach­bar­län­dern sind.“13 Soll im Klar­text heißen: Wir konzen­tri­eren uns nicht mehr auf das falsche staatliche Han­deln, son­dern auf das per­sön­liche indi­vidu­elle Erleben des All­t­ags im Nation­al­sozial­is­mus – was in der Kon­se­quenz die Ver­ant­wor­tung für das Große Ganze auss­chließt. Und außer­dem machen wir keinen Unter­schied zwis­chen den faschis­tis­chen Sol­dat­en der Wehrma­cht und den gefal­l­enen Befreiern der Roten Armee.

Zum Schluss lis­tet die AfD noch die aus ihrer Sicht größten Ver­fehlun­gen der bish­eri­gen Lan­desregierung auf. Sie spricht vom „rot-roten Regierungswahnsinn“, zu dem natür­lich auch die Zer­störung der Heimat durch den „Masse­nansturm auf unsere Gren­zen“14 gehört; die ras­sis­tis­chen Kern­botschaften tauchen auch hier wieder auf. Dabei wäre es doch der einzig wirk­liche „Wahnsinn“, würde die Partei im Sep­tem­ber noch mehr Stim­men als bei der let­zten Land­tagswahl 2014 erhalten.

Quellen:

1Alter­na­tive für Deutsch­land (AfD): „Land­tagswahl­pro­gramm für Bran­den­burg 2019“, abruf­bar unter https://afd-brandenburg.de/wp-content/uploads/2019/06/Wahlprogramm_Brandenburg_2019_ohne_kapitelbilder_kommentare_acc2144-01–06-19-final.pdf.

Eine Zusam­men­fas­sung des Land­tagswahl­pro­gramms gibt es zudem in der MAZ: “Vor­bild Preußen: Das soll im Wahl­pro­gramm der AfD ste­hen”: https://www.maz-online.de/Brandenburg/Vorbild-Preussen-Das-soll-im-Wahlpgrogramm-der-Brandenburger-AfD-stehen. Eine Analyse der Sozialpoli­tik der AfD Bran­den­burg mit dem Schw­er­punkt Pots­dam liefert die Emanzi­pa­torische Antifa Pots­dam: “Stein des Anstoßes Aus­gabe 03 – Die Sozialpoli­tik der AfD” (https://www.e‑a-p.org/wp-content/uploads/Stein_03.pdf). Einen genaueren Blick auf aus­gewählte Per­so­n­en und einige Pro­gram­mele­mente find­en sich im Por­tal “Blick nach rechts” in dem Artikel “Mit Recht­saußen-Per­son­al in den Land­tag”: https://www.bnr.de/artikel/hintergrund/mit-rechtsau-en-personal-in-den-landtag. Der RBB por­traitiert den AfD-Spitzenkan­di­dat­en Andreas Kalb­itz: “Mit Preußen als Vor­bild in den Wahlkampf”: https://www.rbb24.de/politik/wahl/Landtagswahl/beitraege/landtagswahl-2019-brandenburg-spitzenkandidaten-afd-kalbitz.html.

2AfD, Land­tagswahl­pro­gramm, S. 4.

3Ebd.

4Ebd., S. 5.

5Ebd., S. 19.

6Ebd., S. 51.

7Ebd., S. 53.

8Ebd., S. 19.

9Ebd., S. 31.

10Ebd., S. 56.

11Ebd.

12Ebd., S. 5.

13Ebd., S. 38.

14Ebd., S. 82.

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Antifaschismus Bildung & Kultur

Kalbitz ausladen — Offener Brief an proWissen e.V.

Am 6. August richtet der Vere­in proWis­sen e.V. eine Podi­ums­diskus­sion zum The­ma Wis­senschaft mit dem Titel “Wie hal­tet ihr’s mit der Wis­senschaft” aus. Geladen sind Landtagswahlkandidat*innen. Als wäre dies unauswe­ich­lich, bietet der Vere­in dabei aus­gerech­net dem rech­sex­tremen AfD-“Flügel”-Vertreter Andreas Kalb­itz ein Podi­um für dessen rechte Rhetorik. Studierende und Wissenschaftler*innen möcht­en nicht hören, wie es Kalb­itz mit der Wis­senschaft hält! In einem offe­nen Brief fordern sie und andere proWis­sen dazu auf, Kalb­itz keine Bühne zu geben.
Als AfD-“Flügel”-Vertreter ste­ht Kalb­itz ohne­hin für recht­sex­treme — und damit wis­senschafts­feindliche — Posi­tio­nen. Kalb­itz zu ein­er Diskus­sion über die Bran­den­burg­er Wis­senschaft­s­land­schaft einzu­laden, ist ein Akt der Gle­ich­be­hand­lung und des Wegschauens, der ein­er Nor­mal­isierung anti­hu­man­is­tis­ch­er und recht­sradikaler Diskurse Vorschub leis­tet — der rechte Rand der AfD wird damit in die Mitte der Gesellschaft ein­ge­laden. Kalb­itz Partei der­weil, ver­sucht regelmäßig die demokratisch gewählten Vertre­tun­gen der Studieren­den­schaften einzuschüchtern. Wider­sprüch­lich ist das Vorge­hen des Vere­ins, dem der Pots­damer Bürg­er­meis­ter Mike Schu­bert vorste­ht, auch hin­sichtlich dessen Mit­glied­schaft beim Bünd­nis “Pots­dam! beken­nt Farbe” sowie beim Pots­damer Toleranzedikt.
Die Unterzeichner*innen (u.A. AStA Uni­ver­sität Pots­dam, AStA HU Berlin, See­brücke Pots­dam, Auf­ste­hen gegen Ras­sis­mus) fordern proWis­sen auf, den eige­nen Vere­in­szie­len gerecht zu wer­den und sich für eine sachgerechte und ser­iöse Ver­mit­tlung zwis­chen Poli­tik und Wis­senschaft einzuset­zen, die in der Lage ist, reflek­tiert, ver­ant­wor­tungsvoll — und im besten Fall wis­senschaftlich — Bezug auf die aktuellen gesellschaftlichen und poli­tis­chen Ver­hält­nisse zu nehmen sowie: Kalb­itz auszuladen!
Offen­er Brief: https://kuze-potsdam.de/news/single/artikel/offener-brief-kalbitz-ausladen.html
Ver­anstal­tung: https://www.wis-potsdam.de/de/prowissen-potsdam-ev/haltet-ihrs-mit-wissenschaft-podiumsdiskussion-mit-den-kandidatinnen-und
Über proWis­sen: https://www.wis-potsdam.de/de/wissenschaft-alle/prowissen-potsdam-ev
Liste der Unterzeichner*innen:

DIE LINKE.SDS Potsdam

GEW Stud­is Brandenburg

AStA der Uni­ver­sität Potsdam

PIRATEN Pots­dam

Auf­ste­hen gegen Rassismus

frei­Land Potsdam

See­brücke Potsdam 

Referent_innenRat (geset­zl. AStA) der HU Berlin

FAU — Freie Arbei­t­erIn­nen Union Potsdam

KuZe — Stu­den­tis­ches Kul­turzen­trum Potsdam

Dr. Bern­hard Bielick

Dipl.-Ing. Thomas Gaul (Inter­na­tionaler Koor­di­na­tor — Piraten­partei Deutschland)

Einzelperson(Promotionsstudentin Freie Uni­ver­sität Berlin, Fach­bere­ich Erziehungswis­senschaft und Psychologie

Dr. Jochen Kleres (Uni­ver­sität Pots­dam, Inklu­sion und Organisationsentwicklung)

Dr. Jörg Kwapis (Leit­er Zen­trum Ther­a­pie der Rechen­schwäche Potsdam)

Fred­er­ic Matthé (Uni­ver­sität Pots­dam, Zen­trum für Qual­ität­sen­twick­lung in Studi­um und Lehre)

Michael John Sin­clair (Bun­des-The­men­beauf­tragter Migra­tion & Asyl — Piraten­partei Deutschland) 

Kon­stan­tin Veit (Mas­ter­stu­dent FU Berlin, Fach­bere­ich Poli­tik- und Sozialwissenschaft)

Dipl.-Theol. Eva Wawrzy­ni­ak (Katholis­che Hochschu­lar­beit Potsdam) 

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(Anti-)Rassismus Antifaschismus Arbeit & Soziales Bildung & Kultur Flucht & Migration Gender & Sexualität Geschichte & Gedenken Klima & Umwelt Sonstiges Wohnen & Stadt

WannWennNichtJetzt am 3.8. in Cottbus

Cot­tbus ist eine Stadt, die vor allem in den let­zten Monat­en immer wieder Neg­a­tivschlagzeilen machte: So zog u.a. die AfD als stärk­ste Kraft in die Stadtverord­neten­ver­samm­lung ein. Es kam zu Razz­ien bei Fußball­hooli­gans und der völkische Vere­in Zukun­ft Heimat betreibt gemein­sam mit der AfD ein Büro mit­ten in der Cot­tbuser Alt­stadt. Aber es gibt auch ein anderes Cot­tbus, das bunte, laute und unangepasste Cot­tbus. Wir sind nicht mehr, aber wir sind hier: Auch in Cot­tbus sind Men­schen aktiv, die sich zur Wehr set­zen gegen Diskri­m­inierung, Krim­i­nal­isierung und Aus­gren­zung. Wir – das ist ein Zusam­men­schluss von Men­schen unter­schiedlich­er Geburt­sorte und Prä­gun­gen, mit und ohne Fluchter­fahrun­gen, ver­schieden­er geschlechtlich­er Iden­titäten, unter­schiedlich­er Arbeit, unter­schiedlich­er Haut­farbe, mit und ohne Kinder. Was uns eint, ist die Idee, dass wir mit unseren Prob­le­men nicht allein sind und sie nicht allein lösen kön­nen und wollen.

Das Wahlergeb­nis der Kom­mu­nal­wahl macht nochmal deut­lich, wie wichtig #Wan­nWennNicht­Jet­zt auch in Cot­tbus ist und wie sehr der Name Pro­gramm ist: Um den Men­schen­fein­den in blau und braun etwas ent­ge­genset­zen zu kön­nen, gilt es, sich zu ver­net­zen, schon beste­hende Bünd­nisse zu stärken und neue zu knüpfen, ger­ade für die Zeit nach der Land­tagswahl. Umso schön­er, das bei einem so bun­ten Fest wie dem am 03.08. auf dem Erich-Käst­ner-Platz zu tun. Denn wir dür­fen uns nicht die Freude an dem nehmen lassen, was wir tun, beson­ders nicht das. Jet­zt erst recht und trotz alle­dem: Es gibt viel zu tun, gemein­sam. So macht‘s bekan­ntlich am meis­ten Freude.

+++Pro­gramm+++

- open Stage Büh­nenthe­ater “Von ganz tief unten”
— Work­shop „Argu­men­ta­tion­strain­ing gegen rechte Parolen“
— Vor­trag „Kom­mu­nika­tion­s­gueril­la“
— Work­shop „ORGANIZE! — Selb­st­bes­timmt und kollek­tiv Aktio­nen am Arbeit­splatz, in Schule, Uni oder Kiez organisieren“
— Vor­trag „Kämpfe im Gesundheitswesen“
— Vor­trag “Angreifen statt Mitre­den — Warum wir keinen Bock auf
eine Bühne für Faschis­mus haben“
— Podi­ums­diskus­sion: 30 Jahre nach dem Auf­bruch des Herb­st ́89
— Stadt­führung „Trau­riges Herz – Von blühen­der Land­schaft zum Schandfleck“
— Filmzelt „DEFA Film­schätze neu entdeckt“

+++Konz­erte ab 18 Uhr+++

u.a. mit Pöbel MC, Tice, Unbekan­nt ver­zo­gen und Berlin Boom Orchestra

..sowie anschließen­der After­show-Par­ty im Chekov

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Antifaschismus Bildung & Kultur

JWD in einem (fast) anderen Format

INFORIOT — Das antifaschis­tis­che „Janz Weit Draussen“ (JWD) — Camp  fand am ver­gan­genen Woch­enende nun bere­its zum drit­ten Mal statt. Dies­mal schlug das Camp jedoch nicht seine Zelte am Rand des Bun­des­lan­des auf, son­dern ging direkt ins Herz der bran­den­bur­gis­chen Lan­deshaupt­stadt. Mit Blick auf die bevorste­hende Land­tagswahl am 1. Sep­tem­ber diesen Jahres und dem zu erwartenden starken Abschnei­den der nation­al-kon­ser­v­a­tiv­en AfD, woll­ten die Organisator*innen mit anderen Aktivist*innen über Strate­gien gegen den bevorste­hen­den Recht­sruck diskutieren.

Zwei Tage — zwei Orte

Für das JWD 2019 wurde von der bish­eri­gen Form eines Antifa-Camps zumin­d­est teil­weise abgewichen. Da das JWD dies­mal nur an zwei Tagen stat­tfind­en kon­nte und zudem in die Großs­tadt ging, wurde das Konzept um eine kleine Kon­ferenz ergänzt und aus dem „Janz Weit Draussen“- Camp wurde die „Join.Workshops.&.Diskuss“-Camp.ferenz. Auf­grund der Vielzahl der linken und alter­na­tiv­en Pro­jek­te, die Pots­dam zu bieten hat, wollte sich das Camp auch nicht auf einen Ort beschränken. Am Fre­itag wurde daher im Kul­tur­pro­jekt „La Datscha“ das JWD eröffnet. Am Abend fol­gten nach der Begrüßung drei span­nende Work­shops und Infover­anstal­tun­gen, u.a. zu Recht­srock, tox­is­ch­er Männlichkeit und anti­semi­tis­chen Esoteriker*innen. Im Anschluss bot die Lage direkt an der Hav­el einen gemütlichen Ausklang mit Getränken.

Am fol­gen­den Tag set­zte sich das Woch­enende im Frei­Land fort. Auf dem großen Gelände, das in Pots­dam eine wichtige Insti­tu­tion für alter­na­tive Kul­tur ist und zahlre­ichen Ini­tia­tiv­en eine zu Hause bietet, fan­den weit­ere Work­shops und Diskus­sionsver­anstal­tun­gen statt. Am Abend bot die Podi­ums­diskus­sion einen Ein­blick in Hand­lungskonzepte im Umgang mit dem Recht­sruck in Bran­den­burg. Unter dem Titel „Wahlen … Und dann? Strate­gien gegen den Recht­sruck in Bran­den­burg“ sprachen fünf Vertreter*innen aus ver­schiede­nen Pro­jek­ten im Land über ihren Umgang mit der AfD und den bere­its jet­zt spür­baren Druck, der auf diesen Pro­jek­ten teil­weise lastet. Den Abschluss bildete ein Konz­ert mit anschließen­der Par­ty im Spartacus.

Trotz des hefti­gen Unwet­ters, welch­es so manch­es Zelt am Sam­stagabend unter Wass­er set­zte und die Atmo­sphäre während der Podi­ums­diskus­sion ver­dunkelte, waren viele der etwa 150 Teil­nehmenden beein­druckt, was linke Pro­jek­te in Bran­den­burg, trotz viel­er Wider­stände, bis­lang alles geschafft haben. Es ent­standen so auch abseits des reg­ulären Pro­gramms Diskus­sio­nen, kleinere Grup­pen ver­net­zten sich mit Ini­tia­tiv­en aus den Nach­barstädten oder schmiede­ten bere­its gemein­same Aktio­nen, um einen Zeichen zu set­zen, dass nicht ganz Bran­den­burg die extrem rechte Poli­tik der AfD unwider­sprochen hin­nehmen will.

Eins scheint jet­zt schon sich­er: Egal wie die Wahlen im Sep­tem­ber aus­ge­hen wer­den, Antifaschist*innen aus den Dör­fern und Städten Bran­den­burgs wer­den auch in Zukun­ft sich sicht­bar gegen den Recht­sruck zu Wehr set­zen und emanzi­pa­torische Pro­jek­te vertei­di­gen bzw. auf­bauen. Näch­stes Jahr auch wieder auf dem JWD-Camp irgend­wo in Brandenburg.

Inforiot